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Katastrophe für den Finanzplatz Deutschland

Wirecard: Die Aktien-Apokalypse aus Aschheim

26.06.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Der DAX-Konzern ist insolvent, Milliarden fehlen, die Aktie kollabiert. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen. Der Bilanzskandal hat längst die Berliner Bühne erreicht und zu einem politischen Streit und Forderungen nach härterer Regulierung geführt. Von Wolfgang Ehrensberger

Der von einem Bilanzskandal erschütterte Zahlungsdienstleister Wirecard hat am Donnerstag Insolvenz angemeldet – „wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“. Zum ersten Mal in der 30-jährigen Geschichte des deutschen Leitindex ist damit ein DAX-Mitglied kollabiert. Es ist eine der bislang größten Pleiten in Deutschland und das erste Mal in der mehr als 30-jährigen Geschichte des Leitindex DAX, dass ein Dax-Mitglied kollabiert. Die Aktien stürzten nach einer vorübergehenden Aussetzung des Handels um knapp 80 Prozent auf 2,50 Euro ab. Die Finanzaufsicht Bafin will zumindest die Wirecard Bank aus der Insolvenz heraushalten. Das Geldhaus umwirbt seit Jahresbeginn mit einer Banking-App gezielt Privatkunden.

Unterdessen wurde bekannt, dass Firmenchef Markus Braun in den vergangenen Tagen Aktien für 155 Millionen Euro verkauft hat – sein Wirecard-Anteil sank mitten im Crash von sieben auf 2,6 Prozent. Angeblich bediente er damit Bankkredite. Braun wurde am Dienstag gegen fünf Millionen Euro aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor. Sein Vorstandskollege und Vertrauter Jan Marsalek wird von den Ermittlern noch gesucht, ihm droht die Verhaftung.

Wirecard weckt Erinnerungen an das Börsensegment des Neuen Markts vor 20 Jahren, an Namen wie Infomatec, Comroad und EM.TV. Schillernde Firmen mit charismatischen Chefs, die Anleger erst in ihren Bann zogen und dann in den Abgrund. Diesmal trifft es allerdings kein Nebenwertesegment, sondern mit Wirecard einen Hoffnungsträger aus dem DAX. Nach SAP hätte sich der Leitindex mit einem weiteren deutschen Techunternehmen von Weltrang schmücken können. Der Finanzkonzern mit Banklizenz wickelt bei Onlinebestellungen Zahlungen zwischen Käufern und Händlern ab. Doch das gefeierte Geschäftsmodell erweist sich als Luftnummer.

Skandal erreicht Berlin

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Der Zahlungsabwickler aus Aschheim bei München hatte zu Wochenbeginn eingeräumt, dass in der Bilanz 2019 aufgeführte 1,9 Milliarden Euro wohl gar nicht existierten. An der Börse stürzte der Aktienkurs ab, Milliarden Euro Börsenwert lösten sich in Luft auf. Erst vergangene Woche hatte das Unternehmen seine Bilanzvorlage 2019 zum vierten Mal verschoben, nachdem in Asien vermutete Milliardengelder auf Treuhandkonten nicht mehr aufzufinden waren. Die Wirtschaftsprüfer EY hatten das Testat für die Bilanz verweigert – allerdings erst, nachdem eine monatelange Sonderprüfung durch KPMG erhebliche Unklarheiten im Zahlenwerk offenlegte. Die Finanzaufsicht Bafin geht mittlerweile davon aus, dass auch die Bilanzen für die Jahre 2016 bis 2018 falsch sind. Doch inzwischen stehen auch die Aufseher und Prüfer in der Kritik. Der Bilanzskandal hat längst die Berliner Bühne erreicht und zu einem politischen Streit und Forderungen nach härterer Regulierung geführt.

Bafin-Chef Felix Hufeld übte sich noch in Selbstkritik, sprach von „Schande“ und „Desaster“ und räumte das Versagen der Aufseher ein. „Wir sind nicht effektiv genug gewesen, einen solchen Fall zu verhindern.“ Bundesfinanzminister Olaf Scholz kritisierte die Bafin und die Wirtschaftsprüfer – und stellt eine schärfere Regulierung in Aussicht. „Der Fall Wirecard ist in höchstem Maße besorgniserregend“, sagte Scholz. Der CDU-Finanzpolitiker Matthias Hauer wiederum forderte, die Rolle des Finanzministeriums zu hinterfragen, dem die Bafin unterstellt ist. „Lücken und Schwächen im Aufsichtssystem“ müssten geschlossen werden, so Hauer.

Als fataler Fehler kristallisiert sich inzwischen heraus, dass Wirecard selbst wohl als Technologieunternehmen eingestuft wurde, und die Aufsicht sich nur für die Wirecard Bank zuständig fühlte. Die Opposition im Bundestag wiederum schießt sich auf die Regierung ein. „Kleine Finanzvermittler werden bis ins Detail reguliert, aber bei einem DAX-Konzern schaut die Große Koalition weg“, sagte FDP-Vizefraktionschef Christian Dürr.

Am kommenden Mittwoch wird sich der Finanzausschuss des Bundestags mit dem Fall Wirecard beschäftigen – und den herbeizitierten Bafin-Chef Hufeld ins Gebet nehmen. Derweil stehen auch viele Anleger vor einem Scherbenhaufen. Zuletzt bleibt die Hoffnung auf Schadenersatzklagen in Milliardenhöhe. Ob sich diese Hoffnungen der Investoren erfüllen werden, bleibt aber abzuwarten.


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36 Kommentare

  1. Was ich mich frage; Wer ist eigentlich verantwortlich für die Aufhebung des Shortselling-Verbotes für Wirecard-Aktien vor geraumer Zeit? Da ist mit Sicherheit Korruption bis in die höchsten Kreise von BaFin, Deutscher Börse, Commerzbank, Deutscher Bank und div. Anderer im Spiel. Bei einem bestehenden Shortselling Verbot hätten die Shortseller nicht mehr als 1 Milliarde Euro in der letzten Woche abgreifen können. Korrekt wäre, wenn einem massiven Verkaufsangebot keine ausreichenden Käufer gegenüber stehen, Aktie sofort vom Handel zurückziehen und ein sofortiges Delisting aus dem DAX einplanen, Die Deutsche Börse ist scheinbar nur noch ein Zocker-Casino für Insider. Meine Lehre – Keine deutschen Aktien mehr. Aber ein Paar Milliarden sind ja gegen die Corona-Hilfen nur Peanuts. STUPID GERMAN MONEY.

  2. Ich würde mir bei TE eine gründlichere und differenziertere Berichterstattung über diesen Fall wünschen. Das allerorten einsetzende Bashing der Wirtschaftsprüfer und der BaFin nebst den wohlfeilen Haben-wir-es-doch-gewußt-Meldungen erklärt nichts über den Betrug. Und im Übrigen sind nicht die Kontrolleure oder die Politik oder die Börse als erstes Schuld, sondern erst mal die Betrüger, die man mit größter Wahrscheinlichkeit nunmehr bei Wirecard verorten darf.

  3. Fintech – ein mit großem technischen Aufwand verschleiertes Nullsummenspiel.

  4. Mir tun die vielen Kleinanleger leid, die ihr sauer Erspartes verloren haben.

    In den Mainstream-Zeitungen wurden Leute, die Aktien kaufen in den letzten Jahren auch plötzlich „Sparer“ genannt. Damit wollte man vertuschen, dass wg. Nullzins echtes Sparen regierungsamtlich abgeschafft wurde – und damit verharmloste man die Risiken, die mit Aktieninvestments immer einhergehen.

    Wundert mich trotzdem, dass solche Gauner in den DAX kamen und die Bafin durch ein Shortsellingverbot den Betrügern half. Das hätte ich nicht gedacht.

    Mein eigenes Vermögen ist global diversifiziert. Auch das ist nicht risikofrei (drohende Dollarabwertung etc) aber sicher besser als Deutschland zu trauen.

    • Ich bin nicht global. Ich habe einen US-Home-Bias.

  5. Loosers
    Buy
    WEYercard

    Bafin
    Aufsicht
    Foll
    Im
    Nebel

  6. Realwirschaftlich völlig vernachlässigbar. Der Laden hat lediglich 5500 Beschäftigte weltweit. Assets dürfte es, bis auf ein paar abgesessene Büromöbel, auch keine.
    Und wieso „Desaster“? In den letzen 15 Jahren dürften da eine Menge Leute reichlich Kohle gemacht haben.
    Selbst der Untergang des Unternehmens war für die Short Seller äußerst lukrativ. Letzenden Schätzungen zu Folge dürften die etwa 3,5 Mrd. gemacht haben. Und das in drei Tagen. Da muss eine alte Oma schon lange für stricken.

    Gut, jetzt haben wieder die ganzen Deppen ihre Kohle verloren. Aber die haben es nicht anders verdient. Die gehen jetzt alle in das seit langem größte aktuelle Ponzi Schema, das es aktuell gibt. Nennt sich Tesla.

    Übrigens, es ist nicht nur Gier die hier eine Rolle spielt. Alle diese Buden haben als Aushängeschild einen Guru an ihrer Spitze, dessen Herscharen von Gläubigen dann erst den Hype so richtig in die Breite tragen.

    • Bei Tesla wäre ich mir gar nicht so sicher. Gerade wegen Elon Musk. Ich bin nicht drin und halte es für hoffnungslos überbewertet, aber Ponzi-Schema?

      „Alle diese Buden haben als Aushängeschild einen Guru an ihrer Spitze, dessen Herscharen von Gläubigen dann erst den Hype so richtig in die Breite tragen.“

      Kann man auch als Qualitätsmerkmal sehen. Jeff Bezos Amazon ist ein Top-Unternehmen der Extraklasse. Mark Zuckerbergs Facebook, ob man es mag oder nicht, ist eine Gelddruckmaschine. Apple, wir erinnern uns an den messianischen Selbstdarsteller Steve Jobs?
      Elon Musk ist auch so einer, ja. Und er bewegt was. Drückt aus dem Stand die ganze US-Raumfahrtindustrie aus Boing und Lockheed und Co. mit all ihren Milliarden und Seilschaften mal eben so an die Wand. Seine Raketen funktionieren, landen wieder, kosten daher nur einen Bruchteil. Und werden immer besser, zuverlässiger und haltbarer. Musk ist ein Großmaul, aber beileibe kein Schwätzer. Kein Schwätzer mischt mal eben so den militärisch-industriellen Komplex auf wie eine Bowling-Kugel die Kegel.
      Wie gesagt, ich halte Tesla für massiv überbewertet, aber grundsätzlich investiere ich lieber bei Machern als bei Schwätzern.

    • Mein Beileid. Ich investiere selbst nur in den USA und ggf. in England.
      Ich will nicht behaupten, dass es solche Skandale in den USA nicht gäbe. Aber gerade im Lande des Kapitalismus wissen die damit umzugehen, die Börsenaufsicht ist kein Kindergarten, mit denen ist nicht zu spaßen.
      China dagegen interssiert sich für China, nicht für langnasige weiße Teufel. Kann man machen, muss man aber wissen. Kleine Kanada-Klitschen sind alles Anleger-Nepp. Und deutsche Unternehmen, tja, die sind sowieso ein No-Go. Denn es gehört zu meinen Grundsätzen niemals in sozialistische Länder zu investieren. Auch wenn D dieser Definition noch nicht voll entspricht, sehe ich das nur als (kurze) Zeitfrage und das bedeutet, Vermögen darf nur abfließen, niemals herein.

  7. Ach ja. Ich fühle mich doch wieder einmal bestätigt. „Milliarden von Aktienvermögen lösen sich über Nacht in Luft auf“.
    Was aber ist „Vermögen“ denn anderes als Luft? Haben AGs denn tatsächlich Geld- und Goldsäcke in Tresoren liegen, die ihren Firmenwert besichern? Nichts dergleichen. Ein Industrieunternehmen hat eventuell noch seinen Anlagenwert – aber sonst? Was war denn Aktienwert von Wirecard und den ALLER ANDEREN Aktiengesellschaften? Eine Phantasie im Kopf der Anleger. Die modere digitale Wirtschaft operiert im wahrsten Sinne des Wortes mit nichts. Daten sind nichts. Ein Mausklick, oder eine falsche Information, und sie sind WEG.
    Daher sind Aktien eindeutig KEINE Art der Altersversorgung. So wenig wie eingewanderte Ausländer können sie eigene Kinder ERSETZEN. Drei, vier eigene Kinder, das ist eine sichere Altersabsicherung – die sicherste jedenfalls, die es gibt.
    Wer vormals auf Manfred Krug hereinfiel, tat es nun auf den Wirecard-Chef. Und der nächste ist schon existent und wartet drauf, du8rchschaut zu werden. Noch glaubt Ihr ihm, man könne aus Blei Gold oder aus nichts Werte schaffen. Bis dann der Zahltag kommt. Daher habe ich keine Aktien, keinen Riestervertrag, sondern Kinder.

    • Früher hätte ich sie heftig beneidet, da wir trotz intensiven Bemühens keine Kinder bekommen konnten und fremde nicht adoptieren wollten.
      Heute bin ich froh, dass ich mir um die Zukunft meiner Kinder oder gar Enkel, die in eine gewalttätige, von der Scharia bestimmte Zukunft hineinwachsen, keine Sorgen machen muss. Ich selbst bin bis dahin lange tot.

    • Auweia, dann wissen die Leute in Ländern mit hohem privatem Aktienvermögen (USA, England, Schweiz usw.) ja gar nicht wie dumm sie sind, dass sie sich an Produktivkapital beteiligen – und das schon seit Jahrzehnten. Kinder haben dieLeute dort übrigens auch und zwar im Schnitt mehr als in Deutschland, weil sie es sich aufgrund höherer Vermögen (auch Immobilienbesitz) leisten können. Die Aktienaversion der Deutschen ist neben der absurd hohen Besteuerung einer der Hauptgründe dafür, dass der Durchschnittsbürger im internationalen Vergleich ein armer Schlucker ist…

    • Nun ja, ich lebe seit dreißig Jahren ausschließlich von Divedendeneinkommen, habe jedes Jahr…, auch dieses…, eine Dividendenerhöhung von 5% bis 8%, deshalb kann ich Ihren Einwand nicht so recht verstehen.

      Natürlich lebe ich ebenfalls seit ca. Dreißig Jahren nicht mehr in Deutschland, weil dort der Staat zu gierig ist. Wir leben im Winter in unserer Villa in der Dominikanischen Republik und im Sommer in unserem Haus in Italien. Dort steht auch unser hier stets angefeindeter Tesla, der uns sehr viel Spaß macht, beim Bereisen von Europa. Und dafür, dass Aktieneinkünfte Ihrer Ansicht nach nicht sicher sind, gehts meiner Frau und mir eigentlich recht gut.

      Und Dividendeneinkünfte sind wesentlich sicherer als jede Form von Rente, denn Unternehmungen wie beuspielsweise General Mills, Procter & Gamble, Johnson & Johnson, zahlen alle bereits seit mehr als 100 Jahren eine Dividende und erhöhen diese auch schon seit mehreren Jahrzehnten. Und Sie können mir sicherlich keine Rentenversicherung nennen können, die dies auch so getan hat. Und von der staatlichen Rente in Deutschland wollen wir doch lieber gar nicht erst reden.

      Und nein, weder meine Frau, noch ich stammen aus reichem Hause, eher ist das Gegenteil der Fall.

  8. Sicher kann man vielen Stellen hier eine Schuld zuweisen. Sind nicht alle Geldgeschäfte irgendwo auch „Bankgeschäfte“? Was ist z. B. mit dem Makler, der das Geld vom Hauskauf auf seinem Treuhandkonto verwahrt? Das ist nur ein Beispiel. Wie viele Geldgeschäfte werden international abgewickelt. Aber wer kontrolliert die Geldabwickler? Was ist bei Geldgeschäften mit China? Lassen die unsere Kontrolleure in ihre Karten schauen? Ich glaube nicht. Zählt dann Geld auf chinesischen Konten nicht mehr?

    Unsere Politiker, die hier einfach eine neue Behörde schaffen, wollen nur ein neues Placebo einrichten, das viel Geld kostet. Das wird uns jedoch nicht vor der nächsten Pleite bewahren. Da wäre es doch viel effektiver, der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Lizenz zu entziehen. Das kostet zwar im Moment Arbeitsplätze, sorgt aber dafür, dass sich jeder Schluderigkeit zweimal überlegt.

  9. Tja wirecard, wer erinnert sich noch an Telekom? Aktienkultur in D und das Spiel mit der Lufthansa Aktienwert 1o,5o Der Bund greift ein Riesenpaket für 2,89 ab und, und, und…

    Hihi und die Commerzbank steckt mit Bundehilfe auch tief bei Wirecard mit drin…

  10. Das ist natürlich schon ärgerlich, wenn man bedenkt, dass die ausgewiesenen Experten unserer Regierung es als erfolgversprechendes Konzept ansehen, wenn wir unsere Altersvorsorge teilweise über private Investition „sichern“. Wenn jetzt eine von den drei „Säulen“ bestenfalls nur noch halb so lang ist, wie die anderen, macht sich das natürlich erstmal nicht so gut im Masterplan.

    Der Fall Wirecard zeigt (nicht zum ersten Mal, wie ja jeder weiß, der schon im entsprechenden Alter ist), dass für die Finanzmärkte das Vermögen der späteren Rentner schlicht und ergreifend „Dumb Money“ ist, das es möglichst effektiv abzuschöpfen gilt wie Sahne.

    • Das dumme Geld ist nur das derjenigen, die auf Einzeltitel setzen und sich von Schwätzern „beraten“ oder verführen lassen. Das weit höhere Aktienvermögen der Bürger in anderen Ländern ist fast immer breit (meist global) investiert, seien es die eigenen Anlagen oder die der betrieblichen Vorsorge. Der Deutsche neigt leider dazu, irgendwelchen Heilsbringern zu glauben, anstatt sich selbst schlau zu machen. Aber selber denken ist schon lange nicht mehr die Stärke des Michels…

      • Böse Einzeltitel, gute ETF? Die ETF-Szene kommt mir zuweilen ziemlich heilsbringerisch rüber.

  11. Die Pleite eines Daxunternehmens ist nur das halbe Problem, viel schlimmer ist der Vertrauensverlust des Finanzplatzes Deutschland und die Aufsichtsbehörden sollen erst garnicht versuchen sich heraus zu reden, seit einigen Jahren wird doch schon über merkwürdige Vorgänge spekuliert und da stellt sich nun ein Minister mit Leichenbittermine hin und faselt etwas von besserer Aufsicht und man fragt sich für was solche Typen überhaupt noch da sind, außer daß sie im Unverstand Geld ausgeben.

    Das bei einem Weltkonzern mit ungeheuerem Umsatzpotential, Provisionseinnahmen pro Kunde im einstelligen Prozentbereich und die Finanzämter, die Wirtschaftsprüfer, die Aufsichtsbehörden, niemand will etwas von Fehlern bemerkt haben, bis die Eigner sich selbst verdächtig gemacht haben und darauf hin die Behörden in Aktion getreten sind, soweit man das alles derzeit beurteilen kann.

    Das alles stinkt doch zum Himmel, insbesondere wenn man an viele kleine und mittlere Unternehmen denkt, die dann schneller den Zoll und die Steuerfahndung im Hause haben als ihnen recht ist.

    Mit dieser Angelegenheit erodiert weiter das Vertrauen der Bevölkerung in die Fähigkeit der politischen Klasse und es ist völlig unverständlich, wie man die noch hoffieren kann, die gehören schon längst abgewählt, weil sie es nicht können und dazu hin noch ihre Macht mißbrauchen um uns als Nationalstaat abzuschaffen um damit fremden Interessen zu dienen, die nicht für die Bürger von Relevanz sind, sondern für andere, die uns gerne transformieren würden, wie man heute ja so nett sagt.

  12. Die Hoffnungen auf Schadenersatz sind blanke Illusion. Einem Nackten kann man nicht in die Tasche greifen. Man könnte allerdings höchstens die Bafin, also im Klartext wieder einmal die Steuerzahler haftbar machen. Mit der Bafin meine ich allerdings nicht die Versager von der Bafin, sondern wirklich nur die Steuerzahler.

  13. klar, was soll dabei rauskommen. du prüfst Mich und ich bezahle Dich. da brauch man eigentlich nicht weiter diskutieren. EY kann das anscheinend über Jahre hinweg besonders gut. Bin mal auf weitere DAX Leichen gespannt, wenn da nur eine Bilanz nicht stimmen sollte wird das ganze DAX Kartenhaus einstürzen. Man hat gesehen wie brutal empfindlich der Markt da reagiert.

  14. Haben dieses Mal die falschen Leute Geld verloren? Wenn es um auf dunklen Wegen verschwundenes Steuergeld geht, hat man es doch normalerweise auch nicht so eilig. Man wird sicher einen Weg finden, den Kleinaktionären das Leben weiter schwer zu machen und genau diejenigen auszuschließen, die solche Probleme verursachen.

  15. Scholz stellt eine schärfere Regulierung in Aussicht. Gelächter. Für wen jetzt genau? Die Banken dürfen aktuell von Wertberichtigungen absehen…. Oder meinte er schärfere Deregulierungen?

    • Ich lache da mit. Der kann vielleicht Kinder- äh Hafengeburtstage asurichten, aber einen G 20 Gipfel hat er desaströs versagt. Die ihm entglittene Staatsmacht hat das Sonderkommando Cobra aus Österreich wieder hergestellt, nicht die deutsche Polizei. Verantwortung: Schiolz.

      Wie soll solche Arroganz etwas über die Funktionsweise von Geldmärkten wissen? Er wird nur noch mehr Sozialismus einführen. Wie zum 1. Janaur 2020 wo er die Verlustverrechnung aus Börsengeschäften verfassungswidrig einschränkte. Ja, jetzt muß man bis 2021 warten und für viel Geld 5 Jahre oder so vor dem Verfassungsgericht gegen diese „negativ“ intelligente Arroganz klagen. So sieht es aus. Glaubt nicht den Worten des Sozialisten. Er kann nur die Menschen knechten aber nie helfen.

  16. Spätestens, als Wirecard den Geschäftsbericht verschoben hat, hätten sämtliche Warnlampen grellrot blinken müssen. Als alter Buchhalter wusste ich sofort, dass da was ganz gewaltig faul war.
    Aber Hut ab !!!
    Dass es Wirecard geschafft hat, fast zwei Milliarden Euro in der Bilanz als Aktivposten und in der Gewinn- und Verlust-Rechnung unter den Augen der Wirtschaftsprüfer als Gewinn auszuweisen, das ist eine ganz beachtliche Leistung.
    Allerdings frage ich mich, welche Nullen Ernst & Young (EY) da als Prüfer zu Wirecard geschickt hat und was ein Wirtschaftsprüfer-Testat für einen Wert hat.

    • Das Wirtschaftsprüfer-Testat hat ungefähr so viel Wert wie bei Enron.

    • Ich wundere mich insbesondere, wenn verharmlosend gesagt wird, dass „die 1.9 Mrd nie existiert haben“. Bis auf die kriminelle Erschleichung von Kreditwürdigkeit und Anlegerinteresse sollte es ja erstmal kein großes Problem darstellen, wenn Geld, das nie existiert hat, immer noch nicht existiert.

      De facto scheint Wirecard ja aber insolvent UND überschuldet zu sein, d.h. nicht nur das nie-existente Geld ist weg, sondern auch das nicht-mehr-existente. Und da fragt sich doch, wo ist das geblieben? Hat man über die vorgetäuschten Gewinne reale Verluste zu vertuschen versucht, d.h. quasi ein Schneeballsystem betrieben, oder hat da jemand schlichtweg ganz dreist und tief in die Kasse gegriffen, was man ja bei der obskuren Geschichte mit diesem Marsalek fast schon vermuten muss.

    • Das E & Y nicht ihre Lehrlinge zur Prüfung von Wirecard geschickt hat, da würden Sie mir sicher zustimmen. Und das es ein weiter Weg vom Betrugsverdacht bis zum Betrugsbeweis sein kann sicher auch. Und schließlich, meinen Sie wirklich, eine WP-Gesellschaft kann einen DAX-Konzern mal so in die Tonne treten aufgrund von Zeitungsartikeln und Mutmaßungen? Da braucht es schon mal richtig harte Beweise. Allerdings bin ich bei Ihnen: Die Jungs (und Mädels) bei Wirecard haben über die Jahre hinweg eine beachtliche Leistung im Betrügen abgeliefert. Der Vorstand alleine kann es nicht gewesen sein; aber was erzähle ich einem Buchhalter das. Da müssen etliche mehr mitgemacht haben. Und gefälschte Saldenbescheinigungen der Bank(en?). Da muß man ja auch erst mal drauf kommen, oder?

  17. Dies ist ein besonders herausragendes Beispiel für den erodierenden Rechtsstaat Deutschland. Nur hat es diesmal viele deutsche Kleinanleger getroffen, die die Warnungen nicht ernst genug nahmen, wobei Wirecard als „Neue Markt“-Aktie immer etwas dubios war und das ganze Geld verloren haben. Sie sollten es besser vergessen, als jahrelang noch windige Rechtsanwälte zu bezahlen.

    Das selbst in DAX-Konzernen munter ungesühnt und langzeitig Verbrechen begangen werden, ist nur Spiegelbild der deutschen Gesellschaft. Es manifestiert den Verfall, den wir in Stuttgart, Chemnitz, Hamburg und Berlin seit Jahren sehen.

    Die neue Qualität gibt zu denken: ist es schon Zeit für eine echte Kapitalflucht aus Deutschland?

    • Ich bin schon vor Jahren geflohen. In Sachwerte. Leider konnte ich nicht mit Familie fliehen. Wäre höchste Zeit. Es bleibt nur der Osten,

    • Die Kapitalflucht findet seit den 70er Jahren statt. Damals wurde eine „Lex Horten“ eingeführt, als Horten sein Kaufhaus verkaufte und mit dem Geld ins Auslnd ging. Es wurde die Wegzugsbesteuerung im Außensteuergesetz geändert. Aber die Politik hat infolge ihrer mangelnden Urteilskraft bis heute ca. 50 Jahre später immer wieder versagt.

  18. Der Hammer ist doch, dass lt. Handelsblatt der Bafin schon im Januar 2019 von einem Insider gesteckt wurde, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
    Wegen dieses Versagen einer staatlichen Institution gehören die Aktionäre zumindesten teilweise entschädigt.
    Ebenso eine Frechheit ist es, die Haftung der Wirtschaftsprüfer auf lächerliche 400 M€ zu begrenzen, statt dies von der Grösse des Unternehmens und damit vom Prüfungsumfang abhängig zu machen.

    • Die Aktionäre werden dabei immer automatisch entscdhädigt. Sie dürfen die Verluste steuerlich geltend machen.

      • @CGohlke: das war jetzt aber tiefschwarzer Humor…

  19. Windige Branche. Wer da spekuliert hat, ist selber schuld. Insolvenzmasse wird wohl auch nur aus Büroeinrichtungen bestehen?

    • Die Insolvenzmasse wird wohl auch nur aus Büroeinrichtungen bestehen, wenn sie nicht geleast oder gemietet sind?

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