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Auf Kosten der Verbraucher

Die Vermachtung im Einzelhandel beschleunigt die Inflation

16.11.2022

| Lesedauer: 8 Minuten
Der Einzelhandel hat offensichtlich seine Oligopolmacht in der Zeit von Corona, Angebotsengpässen und Hamsterkäufen genutzt, um seine Gewinnmargen strukturell zu verbessern. Im Lebensmittelhandel scheint ein Paradigmenwechsel stattgefunden zu haben: Mitnehmen, was der Markt hergibt, scheint das neue Motto zu sein.

In Deutschland wütet die Inflation. Im Oktober erreichte die Teuerungsrate nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes mit 10,4 Prozent einen neuen Höchststand (harmonisierter EU Preisindex: 11,6 Prozent). So hoch wie jetzt war die Inflationsrate in Deutschland seit 1951 nicht mehr. Dazu vorab einige kurze methodische Hinweise und eine kurze Oktober-Bestandsaufnahme.

Methodische Hinweise und Inflationsentwicklung Oktober 2022

Die Inflationsrate errechnet sich aus dem Preisanstieg bestimmter Waren und Dienstleistungen, für die ein durchschnittlicher Endverbraucher in Deutschland im Jahresverlauf Geld ausgibt. Dieser zugrunde liegende Produktwarenkorb wird durch das Statistische Bundesamt definiert. Hierin enthalten sind unter anderem Ausgaben für Lebensmittel, Bekleidung, Miete, Strom, Telekommunikation, Freizeitausgaben und Rohstoffe (beispielsweise Benzin, Heizöl) sowie staatliche Gebühren und Steuern.

10,4 PROZENT
Jetzt ist es amtlich: wieder ein neuer Inflationsrekord
Inflationsentwicklung Oktober 2022: Ein Ende der Teuerungswelle in Deutschland (wie in Europa) ist bislang nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Inflation hat sich von Monat zu Monat weiter beschleunigt. Lag die Rate im Dezember 2021 noch bei „nur“ 5,3 Prozent, erreichte sie im Juli 2022 bereits einen Stand von 7,5 Prozent, im August von 7,9 Prozent, im September von 10,0 Prozent und aktuell im Oktober von 10,4 Prozent – Tendenz weiter steigend. Gegenüber dem Vormonat September stieg der Preisindex im Oktober 2022 sogar um 0,9 Prozent, auf Jahresrate hochgerechnet entspricht das einer Rate von 10,9 Prozent.

Alle Befürchtungen, wie sie an dieser Stelle bereits Ende letzten Jahres hinsichtlich der kommenden Inflation geäußert wurden, wurden damit sogar übertroffen. Und das, obwohl die Lohnkosten, die in früheren Inflationszyklen Hauptursache waren, bislang (noch) kaum eine Rolle gespielt haben.

Im Jahr 2022 sind Nahrungsmittel und Energie die Haupt-Inflationstreiber. Ohne Energie und Nahrungsmittel hätte die Inflationsrate im Oktober „nur“ +5,0 Prozent betragen.

Energieprodukte wurden binnen Jahresfrist um 43,0 Prozent teurer.

  • Haushaltsenergie verteuerte sich mit +55,0 Prozent besonders stark: Die Preise für Erdgas haben sich mit +109,8 Prozent mehr als verdoppelt, die Teuerung für Fernwärme betrug +35,6 Prozent.
  • Das Heizen mit anderen Energieträgern wurde ebenfalls teurer: Die Preise für Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe erhöhten sich um 108,1 Prozent, die Preise für leichtes Heizöl lagen um 82,8 Prozent über dem Vorjahresmonat. Strom verteuerte sich um 26,0 Prozent. Nicht nur für die Haushaltsenergie, auch für Kraftstoffe mussten die Verbraucher deutlich mehr bezahlen (+22,3 Prozent).

Nahrungsmittel verteuerten sich binnen Jahresfrist um 20,3 Prozent, damit war hier der Preisanstieg fast doppelt so hoch wie die Gesamtteuerung. Insgesamt hat sich der Preisauftrieb für Nahrungsmittel seit Jahresbeginn sukzessive verstärkt (September 2022: +18,7 Prozent). Erneut wurden im Oktober 2022 bei allen Nahrungsmittelgruppen Preiserhöhungen beobachtet: Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+49,7 Prozent), deutlich spürbare Anstiege gab es auch bei Molkereiprodukten und Eiern (+28,9 Prozent), Gemüse (+23,1 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnissen (+19,8 Prozent).

Ende des Preisauftriebs nicht in Sicht

Ein Ende des Preisauftriebs ist nicht in Sicht, die Bundesbürger müssen auch 2023 mit einer starken Inflation rechnen. Die fünf Wirtschaftsweisen sagen in ihren jüngsten Jahresgutachten im kommenden Jahr neben einer leichten Rezession (-02 Prozent BIP) eine Inflationsrate von 7,4 Prozent voraus, nach 8,0 Prozent im Jahr 2022. Für Neu-Weise Ulrike Malmendier hat die Inflationsbekämpfung höchste Priorität. Neben den traditionellen Instrumenten der Geld- und Zinspolitik und den Versuchen, ein Überschwappen der von außen kommenden Energiepreishausse auf die Löhne, und damit eine Preis-Lohn-Preis Spirale, zu verhindern.

In der Tat ist Inflationsbekämpfung im Sinne der Lohnempfänger, sprich Verbraucher dringend notwendig. Gerade die Preise für Lebensmittel sind in Deutschland in den letzten zwei Jahren ungewöhnlich stark gestiegen, sogar deutlich stärker als die allgemeine Inflationsrate. Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen deutlich, wie sich die Nahrungsmittelpreise seit Ausbruch der Ukraine-Krieges Monat für Monat von der durchschnittlichen Inflationsrate in immer größeren Schritten entkoppelt haben: Während die Verbraucherpreise insgesamt von Februar bis Oktober dieses Jahres um 8,6 Prozent stiegen, verteuerten sich Nahrungsmittel beschleunigt um 14,6 Prozent.

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Dazu einige anschauliche Beispiele aus der Süddeutschen Zeitung: Die Preise für Mövenpick-Konfitüre sind von 2,49 auf 2,99 Euro gestiegen, Sonnenblumenöl von Thomy verteuerte sich von 2,29 auf 3,99 Euro, bei Aldi kostete Bio-Milch plötzlich 50 Cent mehr, Butter kostet im Oktober 2022 fast zwei Drittel (55 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Gastwirte klagen, dass tiefgefrorene polnische Gänse im Einkauf im Edeka-Großhandel über Nacht netto statt 25 Euro plötzlich 50,34 Euro kosten, gleiches Schlacht- und Verpackungsdatum. Die Liste ließe sich endlos verlängern.

Die Discounter (Aldi, Netto, Edeka und Rewe) erzielen laut GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) im September ein Umsatzplus von 20 Prozent. Dafür waren nicht nur steigende Warenabsätze verantwortlich, sondern auch auf breiter Front steigende Preise. Alle Discounter hüllen sich darüber in Schwiegen, oder äußern sich, wenn überhaupt, dann als „zufrieden“ (Stefan Kopp, Sprecher Verwaltungsrat Aldi Süd). Ein berichtspflichtiges Unternehmen aus der Branche, wie zum Beispiel Nestlé, der weltweit größte Nahrungsmittelkonzern, hat einen Umsatz in den ersten neun Monaten 2022 um 8,5 Prozent gesteigert, der Gewinn von Pepsico lag im dritten Quartal 2022 um 20 Prozent, der von Coca Cola um 14 Prozent höher als im Vorjahr, „was zum großen Teil auf Preiserhöhungen zurückzuführen ist“ (New York Times, zitiert nach SZ).

Händler und Hersteller verdienten offensichtlich gut am heißen Preisklima und manch einer scheint die allgemein Inflationsmentalität quasi als Trittbrettfahrer ausgenutzt zu haben (Süddeutsche Zeitung, 9 November 2022). Zumal die Lebensmittelbranche in Person des grünen Agrarministers Cem Özdemir erstmals auch in der Politik einen wortgewaltigen Fürsprecher höherer Erzeugerpreise für (bessere) Nahrungsmittel gefunden hat. „Der Verdacht liegt nahe, dass Händler und Hersteller die Inflation für ihre eigenen Zwecke nutzen“, so Armin Valet (Verbraucherzentrale Hamburg).

Aus der Preisinflation wird eine Gewinninflation

In dem seit Jahren von hohem Wettbewerbsdruck und niedrigen Margen gebeutelten Lebensmittelhandel scheint ein Paradigmenwechsel stattgefunden zu haben: Mitnehmen, was der Markt hergibt – scheint das neue Motto in der Branche geworden zu sein. Oder, wie es im Mittelalter schon als Lebensweisheit galt: „When in Rome, do as the Romans do“. Dafür jedenfalls spricht ein Hinweis von Edeka in der causa tiefgefrorener Polengans: Alle „relevanten“ Wettbewerber hätten die Preis etwa in gleichem Maße erhöht (SZ). Und das alles zu Lasten der Verbraucher.

Aus der Preisinflation wird so eine Gewinninflation! Wie konnte es dazu kommen? Fakt ist, dass die deutschen Verbraucher bei zunehmend knapper werdenden Kassen wieder die preiswerten Discounter von früher gesucht haben, aber nicht mehr gefunden haben. Die Gründe dafür sind vielfältig, es gibt kurzfristig konjunkturelle, ebenso wie langfristig strukturell wirkende Gründe:

  • Die größte strukturelle Veränderung galt dem Image der Branchen, das sich vom „Billigheimer für die kleinen Leute, die sich sonst nichts leiten können, zum hippen Verkaufspalst gemausert hat. Die – auch nach Aufmachung und Angebot – einfachen und „billigen“ Discounter von gestern, ehemals von Aldi aus der Taufe gehoben, gibt es nicht mehr. An die Stelle simpler Verkaufshallen mit dem Charme von Bahnhofshallen und Verkäufen aus Papp-Kisten von überwiegend Eigenmarken sind regelrechte Verkaufspaläste mit hochwertigen Markenprodukten und einem Warensortiment in Richtung Feinkost geworden. Die alle bestrebt waren, aus dem simplen Einkauf ein Einkaufserlebnis zu machen, bei dem der Kunde überdies sein E-Auto zusätzlich gratis betanken kann – so er ein E-Auto hat.
  • All das hat die internen betriebswirtschaftlichen Kosten der Höherpositionierung für Lokation, Organisation und Marketing bei den einzelnen Unternehmen drastisch erhöht. Ebenso den Wettbewerb, die Margen blieben dabei zunächst auf der Strecke, die Kunden jubelten. Dazu hat auch beigetragen, dass ehemalige Einzelhandelsketten wie Edeka und Rewe sich in die Discounterriege eingereiht haben und die Anzahl der selbständigen Einzelhandelsketten in toto aufgesaugt worden. Als Indikator für die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel: Gab es 2006 in Deutschland noch 56.000 Verkaufsstätten im Lebensmitteleinzelhandel, so schrumpfte diese Anzahl bis Ende 2021 auf 37.000 Verkaufsstellen zusammen. Davon sind rund die Hälfte (15.910) den vier großen Discountern im Lande zuzurechnen.
  • Heute wird der Lebensmittelmarkt in Deutschland von vier Discountriesen Aldi (Nord, Süd), Lidl, Edeka und Rewe und deren angegliederte Verkaufslinien beherrscht. Die Marktführerschaft in Deutschland, gemessen am Gesamtumsatz der Discounter, hat Lidl mit 27,3 Prozent Marktanteil inne. Der Lebensmitteldiscounter erzielte 2021 einen geschätzten Umsatz von 21,7 Milliarden Euro netto.
  • Durch diese Markträumung nahm der Wettbewerb zugunsten der preissensiblen Verbraucher („Geiz ist geil!“) eine Zeitlang zwar deutlich zu, danach nahm er ab, je weiter die Konzentration zwischen den Lebensmittelketten fortschritt. Je weniger Anbieter, je enger das Oligopol, desto leichter ist abgestimmtes Preisverhalten möglich – und zu erwarten. Es braucht nur eines für alle geltenden Anlasses.

Der Ukraine-Krieg und die aufkommende Inflationsmentalität boten einen solchen Anlass. Die Angst der Kunden vor Verknappung lebenswichtiger Produkte boten dem Lebensmittelhandel über die ganze Wertschöpfungskette hinweg die hoch willkommene Gelegenheit, die Preise deutlich nach oben zu korrigieren. Kollektive Bedarfe zur Verbesserung der geringen Margen für Nahrungs- und Grundbedarfsmittel als Folge früherer Preisschlachten war bei allen vorhanden. Nur zur Erinnerung: Die Preise für Tiefkühlpizza waren bisweilen so gering, dass sich die Produktion selbst für Nahrungsmittelmultis nicht mehr rechnete. Der Butterpreis hatte sich zeitweise wegen der Konkurrenz aus dem fernen, aber immer saftig grünen Irland halbiert – inzwischen aber wieder mehr als verdoppelt. Und deutsche Kühe hätten zum Preis, den die Bauern für ihre Milch von der Molkerei bekamen, nichts mehr abgegeben, hätte die Natur sie dazu nicht verurteilt.

Überproportionale Teuerung in Deutschland

Hinzu kam, dass Preissprünge auf allen Ebenen, bei den Importpreisen für Energie und Rohstoffe, bei den industriellen Erzeugerpreisen und nun eben auch bei den Nahrungsmittelpreisen auf großes Vorverständnis bei den Verbrauchern stieß. Überall stiegen ja die Preise: für Benzin, Öl, Gas, Holzpeletts, beim Bäcker, beim Friseur etc., dann eben auch für Lebensmittel. Ob die Produzenten und/oder der Handel nur die gestiegenen externen oder internen Kosten weitergaben und nicht noch eine Preis-Schippe drauflegten – wer wollte das von den Verbrauchern oder vom Bundeskartellamt nachvollziehen? Niemand.

Und so kam es, wie es kam, plötzlich stiegen die Nahrungsmittelpreise in Deutschland, dem früheren Wunderland billiger Nahrungsmittelpreise, seit 2021 erheblich stärker als bei den europäischen Nachbaren. Nach dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex von Eurostat liegt die Teuerungsrate für Lebensmittel zuletzt bei 18 Prozent und übersteigt damit die Inflationsraten für Lebensmittel von Ländern wie Spanien (15 Prozent), Italien (12,5 Prozent), Frankreich (11 Prozent) und der Schweiz (3,5 Prozent) deutlich. Allerdings ist Deutschland bei Verteuerung von Lebensmittel im EU-Vergleich nicht Spitzenreiter: In osteuropäischen Ländern liegt die Rate merklich höher, in Litauen oder Lettland liegt die Nahrungsmittelinflation bei über 25 Prozent, in Ungarn sogar bei 33 Prozent.

TICHYS EINBLICK TALK:
Hans-Werner Sinn: Inflation zerstört unseren Wohlstand – ausgelöst durch Staatsschulden
Dennoch bleibt die Frage offen, wie sich diese deutlichen Unterschiede in der Preisdynamik erklären lassen; Deutschland gegen den Rest der EU? Als ein wichtiger Grund für die überproportionale Teuerung in Deutschland werden die gestiegenen Erzeugerpreise angeführt, die zusammen mit Mehrwertsteuer, Marge und den Transportkosten den Endpreis eines Produktes beim Verbraucher bestimmen. Vor allem in der Landwirtschaft wären laut Experten diese Preise angestiegen, ein Umstand, der sich auch auf die Warenpreise bei Händlern wie Aldi, Lidl & Co. spürbar ausgewirkt hätte. So habe sich der Milchpreis in den letzten 18 Monaten fast verdoppelt; bei den Erzeugern ist davon allerdings kaum etwas angekommen, der Anstieg dürfte beim Handel stecken geblieben sein.

Wichtiger als Ursache scheint das – wie die Statistik zeigt erfolgreiche – Bemühen der deutschen Discounter, der EU im Bemühen um einheitliche Lebensverhältnisse im EU-Raum hilfreich zur Seite zu treten. Denn im EU-Vergleich lag das Niveau der Nahrungsmittelpreise in Deutschland dank des scharfen Wettbewerbs auf der Einzelhandelsstufe und der Discounter untereinander seit Jahr und Tag auf einem sehr niedrigen Ausgangsniveau. Was den Verbrauchern nutzte – und die Verschwendung begünstigte. Dadurch fällt die jetzige Teuerungswelle stärker ins Gewicht (Basiseffekt).

Als Beispiel: Kostet eine Gurke bei Aldi, Lidl & Co. jetzt einen Euro statt wie vorher 70 Cent, liegt die Teuerungsrate bei 43 Prozent. Steigt der Preis einer Gurke in Frankreich von 1,10 Euro auf 1,40 Euro, ist der absolute Anstieg des Preises mit 30 Cent zwar der gleiche, die Teuerungsrate liegt aber nur bei 27 Prozent. Das allgemeine Preisniveau bei Lebensmitteln ist zum Beispiel in Frankreich im Vergleich zu Deutschland trotz des überproportionalen Anstieges der deutschen Nahrungsmittelpreise noch immer deutlich höher. Genauso wie das Preisniveau in Osteuropa trotz der hohen zweistelligen Inflationsraten nach wie vor erheblich niedriger ist als in Rest-Europa. Womit der alte statistische Lehrsatz erneut bewiesen ist: Zuwachsraten sagen nichts über Niveaus aus.

Der Einzelhandel hat offensichtlich seine Oligopolmacht in der Zeit von Corona, Angebotsengpässen und Hamsterkäufen kollektiv und im Gleichschritt genutzt, seine Gewinnmargen strukturell zu verbessern. Folgt man Wirtschaftsminister Robert Habeck, wird das auch so bleiben: “Das Preisniveau wird nicht mehr wie vor Putins-Krieg.“

Quelle: Statistisches Bundesamt, Dr. Bruno Kesseler

An eine Rückkehr zum alten höheren Wettbewerbsgrad bei den Discountern und zu alten Preisverhältnissen glaubt er offensichtlich nicht. Dann muss Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier wohl zu anderen Instrumenten der Inflationsbekämpfung greifen.

Vielleicht wäre ein Anruf beim Kartellamt hilfreich: Nach § 19 (2) GWB könnte das Kartellamt zügig einschreiten. Bei „spontan solidarischem Parallelverhalten“ könnte das Amt schnell erhebliche Bußgelder verhängen und müsste nicht wie bei Machtmissbrauch dies mühsam beweisen.

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33 Kommentare

  1. Wo sind die Gegenmaßnahmen über Medienaufrufe, dieses und jenes Produktbereich oder Firma wegen Wucher und Maßlosigkeit in der Preispolitik zu meiden? Wo sind die Massenmedien, die systematsich vergleichen und untersuchen. Bislang waren Journalisten der großen Zeitungen dabei nicht allzu aktiv, vermutlich, weil sich 80- 90% das noch leisten können.
    Was nun auch beliebt ist: angebliche Sondernangebote mit fiktiver 60% Preiserhöhung, um dann zugleich von dem theoretischen Preis wieder 35% runterzugehen: eigentlich Betrug, heute aber üblich geworden.
    Die Behörden sind davon völlig überfordet, sollten aber dennoch Einzelnes herausgreifen, abstrafen und das veröffentlichen.

  2. Das halte ich für Unsinn. Sind die Einzelhändler etwa plötzlich erst seit gestern gierig? Nein! Es liegt schlicht an dummer Politik, die nicht versteht, was sie tut. Dass Deutschland mehr Inflation hat als andere Länder liegt folgerichtig daran, dass wir die dümmere Regierung haben.

  3. Angeschoben hat den Preisauftrieb bei Lebensmittel nicht zuletzt die Leitkuh ALDI, die im Konzert mit Lidl mitnimmt, was mitnehmbar ist. Von wegen Discounter… Es gibt nur eine Gegenwehr für die Verbraucher: entspechende Produkte torpedieren bzw. weniger kaufen und bei Sonderangeboten dann zuschlagen. Mit verantwortlich sind natürlich auch die Grosshändler in HH und sonstwo und Internationale amerikanische Konzerne, die man ggf. aus dem Programm ausschließen kann. Je grösser die Firmen, desto brutaler setzen sie ihre Erpressungsmöglichkeit und so höhere Preise durch, kleinere Wurstproduzenten halten sich erstaunlich zurück. Kaum gestiegen ist Obst und Gemüse, Saft, Wein, Sekt, Käse extrem teurer dafür Sprühsahne, Milch, Butter, Spagetti, Öl, und das fast ohne jeden Grund, da keinerlei Mangel im Grosshandel erkennbar, nachdem die Ukraine dieses Jahr etwa dieselbe Menge exportierte wie das Jahr zuvor. Dennoch kostet Thomy Sonneblumenöl 4,- bis 5,50 Euro die 0,75l Flasche. Ich nenne das Wucher. In 2001 hat Sonnenblumenöl beim Discounter 0,99 DM gekostet, dann bei Euro war es 0,89 € anfänglich, dann 18 Jahre lang 0,99 €. Aus dieser Preisenge will man jetzt unbedingt weg – bei Aldi und Lidl.

  4. „Im Lebensmittelhandel scheint ein Paradigmenwechsel stattgefunden zu haben: Mitnehmen, was der Markt hergibt, scheint das neue Motto zu sein.“
    Was ist das denn für eine Aussage? Das ist doch kein neues Motto. So funktioniert Markt. Und der Staat ist nicht dafür zuständig, den Markt auszuhebeln.
    Eine pandemiebedingte Unterbrechung von Lieferketten führt nun mal zu geringem Angebot und damit zu höhen Preisen. Das jetzt dem Kartellamt zuzuführen, ist ein wenig heuchlerisch.
    Im übrigen haben sich nach Einführung des EUR die Gehälter in den Südländern nach oben angepasst. Warum sollte das jetzt bei Lebensmitteln anders sein?
    Im übrigen „Vermachtung“ ist mir zu Neudeutsch. Was wollen Sie, lieber Autor eigentlich sagen? Deutsche Sprache, schwere Sprache? Die deutsche Sprache hat genügend Begriffe. Man muss sie allerdings in den aktiven Wortschaftz aufnehmen.

    • Markt „funktioniert“ schon mal gar nicht, denn er ist reiner und unreiner Wettstreit und keine Maschine! Und seine innere Natur wird über Betrug und Unterlaufen und Tricks usw. natürlich immer wieder da und dort aufgehoben, aber in der Summe lebt er als solcher. Natürlich ist er alternativlos, denn Wirtschaften geht nur über Tausch, Handel und sonst nichts. Sammeln und verteilen wie bei den Sumerern vor 5000 Jahren geht nur im Kultstaat fest Gläubiger, nd selbst da wurde stil und heimlich sicherlich auch schwarz getauscht- wie auch in der DDR.

  5. Jetzt auf die Lebensmittelhändler zu schimpfen ist falsch. Der Preiswettbewerb kann in Zeiten der Inflation nicht mehr vernünftig funktionieren, weil keiner mehr solide kalkulieren kann, die Preise sich ständig ändern, die Kunden keine Zeit mehr für Preisvergleiche haben, der Mangel (z.B. bei Sonnenblumenöl) dafür sorgt, dass Hamsterkäufe betrieben werden und schließlich aus Gründen der Vorsicht bei der Preiskalkulation unvorhersehbare Steigerungen der eigenen Kosten einkalkuliert werden müssen.

    Der Lebensmittelhandel ist einer der wenigen Branchen in Deutschland, die noch vernünftig funktioniert und die buchstäblich lebenswichtig ist. Bitte bekämpfen Sie die politische verursachte Inflation und nicht den Boten, der nur die schlechte Nachricht über gestiegene Preise überbringt.

  6. Bio- Produkte verzeichnen, so wie ich das wahrgenommen hab, einen deutlichen Rückgang. Wenn man die Verbraucher ausnimmt, dann bleibt halt kein Geld mehr übrig um Weltverbesserungsträume zu realisieren. So verhält es sich auch beim Umweltschutz. Je fortschrittlicher eine Gesellschaft (Wirtschaft) ist desto umweltfreundlicher ist dieses Land. Die Drittweltländer die wir retten sollen, sind die größten Umweltsünder, weil sie sich Umweltschutz gar nicht leisten können oder wollen. Der Plastikmüll z.B. den man immer wieder zur Propagandazwecken im TV sieht, sind Bilder / Filme die nicht in Europa aufgenommen wurden. Die als umweltverschmutzende westliche Welt angeprangerte Gesellschaft ist in Wirklichkeit die umweltfreundlichste Gesellschaft.

  7. Gewinninflation bei Waren, die zur Grundversorgung gehören, also Lebensmittel, Energie, Mobilität, Gesundheit, Vorsorge gegen Kathastrophen aller Art und der Rüstung.
    Wer profitiert davon? Der Artikel ist ein Ansatz, das zu erklären.
    Meine Frage ist folgende:
    Nehmen wir an dass wir, also der Staat z. B. die Rücklagen für die Finanzierung der zukünftigen Pensionslasten (Pensionen für Beamte im Ruhestand) bis zur Finanzkrise 2008/2009 in sicheren Anlagen angelegt hat, in der Hauptsache in Staatsanleihen. Vorzugsweise in solchen mit damals hohen Verzinsungen.
    Das waren Argentinien, Griechenland, Italien, Spanien, u.s.w. . Diese Staatsanleihen dürften nach der Finanzkrise nicht mehr als sichere Anlagen gelten.
    Wie sind diese Rücklagen heute angelegt? Doch nicht etwa in sichere Anlagen wie in Unternehmen der Grundversorgung? Wenn die Inflation grassiert– Was kauft dann Otto-Normalverbraucher noch? –>das was er eben zum Leben unbedingt braucht. Artikel der Grundversorgung.
    In diese Unternehmen investieren jetzt wahrscheinlich alle Anleger, die auf der sicheren Seite sein wollen.
    Wenn aber der Staat die z.B. die Gelder für die Pensionsvorsorge auch so anlegt, dann zahlen die kleinen Leute die Gewinne, die zur Verzinsung der Gelder zur Pensionsvorsorge dienen. Das ist nicht in Ordnung.
    Die Pensionen der Beamten- auch die der Beamten ausser Dienst- müssen vom Steuerzahler bezahlt werden. Viele Leute haben aber so wenig zum Leben, dass Ihre Steuerlast verleichsweise niedrig oder gleich Null ist.
    Wenn die Gelder der Pensionsvorsorge aus dem Konsum von Waren der Grundversorgung verzinst werden, dann bezahlen die, die eigentlich auf Grund ihres niedrigen Einkommens nicht zur Finanzierung der Beamtenpensionen herangezogen werden, die Pensionsvorsorge durch die Hintertür.
    Stimmt diese Annahme? Das wäre doch mal eine Recherche wert.

  8. Selbstverständlich, kann hier nach dem Kartellamt gerufen werden. Ich kann Ihnen versichern, die werden nichts finden. Wie auch in der Tankstellen-Branche werden sehr schnell Preisabsprachen vermutet, aber sie konnten nie bewiesen werden. Ich halte sie schlichtweg für einen Mythos. Bei den Tankstellen haben wir noch eine überschaubare Produktauswahl und einen homogenen Erzeugermarkt, der zu großen Teilen sogar Vertrieb und Herstellung bündelt. Beim Lebensmitteleinzelhandel ist das gänzlich anders. Herstellung und Vertrieb sind streng getrennt und die Anzahl an Produkten ist unüberschaubar. Hier Preisabsprachen unter den Handelsketten umzusetzen, die dann auch noch weitestgehend nicht beweisbar sein müssen (also möglichst nichts schriftlich) ist nahezu unmöglich.

    Das eigentliche Problem an unserem Einzelhandels-Oligopol ist die Einkaufsmacht. D.h. bei den eigentlichen Produzenten kam jahrelang zu wenig Geld an. Doch dieses Problem ist tatsächlich der Politik und dem Kartellamt geschuldet. Wer hat den die Konzentration zugelassen? Und vor allem hat dies nichts mit der aktuellen Krise zu tun. Diese Konzentration bestand schon vorher.

  9. Der Blick auf den Verbraucher und dessen gestiegene Einkaufspreise ist doch etwas kurzsichtig. Nach meiner Berechnung der wichtigsten etwa 40 Lebensmittel/Produkte ergibt sich bereits im Juli 22 gewichtet eine Inflation von 37 %! Es „erwischt“ das Biosortiment, qualitativ höherwertige Produkte, Metzger, Bäcker, Bioladen, Feinkost… Auch in Folge der Coronahysterie kommt das in Eifel, Ostdeutschland etc. bekannte Wirtshaussterben auf dem Lande auch in Regionen an, wo man dies nie erwartet hätte: Franken, Baden.

  10. „Wettbewerbsaufsicht“ ist schon ein Wiederspruch in sich selbst. Ach ja und das der Miichel zum Schutz vor dem Räuber immer nach dem Räuber ruft ist ja nun nichts neues, sondern genau das Grundproblem.

  11. „An eine Rückkehr zum alten höheren Wettbewerbsgrad bei den Discountern und zu alten Preisverhältnissen glaubt er [Robert Habeck] offensichtlich nicht.“

    Das nehme ich ihm und den anderen politisch Verantwortlichen wirklich übel. Es liegt halt nicht am Ukrainekrieg sondern an der bewussten preistreibenden Politik, z. B. Energiepolitik. Dauerhafte Preissteigerungen sind auch bei Rabattaktionrn zu befürchten. Bei Lidl konnte man kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums Produkte mit 50% Rabatt bekommen, jetzt nur noch mit 30 % (wie bei Aldi, Netto usw.). Das macht sich schon bemerkbar. Auch Aktionspreisr z. B. bei Markenjoghurt sind deutlich höher: früher 29 Ct, heute 49 Ct. Letzterer war früher der Normalpreis. Der liegt nun (im Beispiel) bei 79 Ct. Preissteigerungen von 60 %.

  12. Nicht ganz unerwartet outet sich der Autor hier als begeisterter Sozialist.

    Erst Mal ist es völlig in Ordnung das Unternehmen mitnehmen „was Dee Markt hergibt“.

    Hält sich der Staat aus der Wirtschaft raus werden die Preise mittelfristig immer gegen die Grenzkosten getrieben. Das funktioniert sogar bei „Oligopolen“. Das es einigen Unternehmen gelingt vorübergehend ihre Gewinne zu erhöhen ist hier lediglich eine unausweichliche Folge politischer Eingriffe. Oder um es anders auszudrücken: Das einzige was der Staat tun kann ist Armut zu produzieren. Das liegt einfach in der Natur der Sache.

    Aber das der genetisch auf Sozialismus getrimmte Deutsche das auch nach dem hundertsten Verwendungszyklus nicht kapiert liegt ebenso in der Natur der Sache.

    Übrigens, um noch ein häufiges Missverständnis auszuräumen: Der Durchschnittsunternehmer ist keinesfalls ein Freund freier Märkte. Ist er irgendwo drin liegt deren Beseitigung nämlich durchaus in seinem Interesse. Freie Märkte sind nur gut für den Käufer. Für den Anbieter Machen.sie das Leben nur anstrengend.

    Es hat also einen sehr guten Grund warum Unternehmen in der Regel wenig Probleme mit „Sozialismus“ haben. Außer es geht ihnen ganz persönlich an den Kragen.

  13. Die massive und rabiate Teuerung wurde und wird vor allem auch von der Politik ermöglicht. Da gab und gibt es wohl viel geistige Manipulation, wenn bspw. behauptet wurde, die Lebensmittel in Deutschland seien zu billig. Da guckte niemand auf die Produktionsbedingungen und erst recht nicht in die Hersteller- oder die Händlerkalkulationen.

    Auf der Anbieterseite [Produzenten, Hersteller, Händler] führten und führen bspw. technische Fortschritte [Mechanisierung, Maschinisierung, Automation, kybernetische Vernetzung und Steuerung = Digitalisierung] sowie Skalierungseffekte [Massenproduktion, Einkaufs- /Verkaufsrabatte] und ein funktionierender Wettbewerb zu sinkenden Kosten und niedrigen Preisen. Grosse Handelskonzerne stecken das als Profit ein, und zwar zu Lasten der Kunden als auch zu Lasten der Lebensmittelproduzenten [Bauern …].

    Wer sich früher schon und auch gegenwärtig teure oder sehr teure Lebensmittel finanziell leisten konnte bzw. kann, wie bspw. Herr Özdemir oder so manche Journalisten, konnte und kann das auch jetzt ausreichend tun. Der übergrosse Anteil der Lebensmittel wurde bislang aber zu mittleren Preisen angeboten, niedrige Preise einerseits und hohe Preise andererseits rundeten das ganze Angebot jeweils ab. Man musste nicht so tun, als gäbe es nur preiswerte Angebote, wie Herr Özdemir und andere unterstellen bzw. mit Schmähungen [„Billigfleisch“ …] den Eindruck erwecken wollten/wollen.

    Die „Corona-Massnahmen“ führten zur Störung der Lieferketten und zu Knappheiten. Politische Entscheidungen [Stilllegung von KKWs und Kohlekraftwerken, Verringerung der eigenen Gasproduktion …] sowie Boykotte von Energieträgerlieferungen [Steinkohle, Erdöl, Sprengung von Nord Stream 1 und 2, Verringerung der Durchleitung von Gas seitens der Ukraine …] führen nun zu weiteren Knappeiten. All das zusammen mit dysfunktional gestalteten Strom- und Gasmärkten [Merit-Order-System …] ermöglichten und ermöglichen eine Profit-Preis-Spirale für Hersteller, Händler, Spekulanten und Trittbrettfaher.

  14. Viele Preiserhöhungen sind nicht zu erklären, besonders nicht in dem teilweise astronomischen Ausmaß. Da stopfen sich nicht nur der Handel, sondern auch die Hersteller gnadenlos die Taschen voll. Jetzt gilt es zuzuschlagen — man kann es ja gut erklären. Nur ein Beispiel. Ein Viererpack Haushaltstücher — vor dem Krieg in der Ukraine kostete es 1,45€ — inzwischen 2,95€. Das ist einfach nur lächerlich!

    • Preiserhöhungen müssen auch nicht „erklärt“ werden. Der Preis ergibt sich aus der Zahlungsbereitschaft und dem Zahlungsvermögen des Kunden und aus sonst gar nichts. Dann kaufen sie halt keine Haushaltstücher. Zum Überleben reichen auch paar Zentner Kartoffeln im Jahr.

  15. Es war, und ist, das erklärte politische Ziel der grünen „Wende“ Politik die Energiepreise zu verteuern. Da letztlich alles eine Funktion der eingesetzen Energie, also auch ihres Preises, ist, kann die Folge nur die aktuelle Inflation sein. Wer Energie teuer macht (Stichwort progressive CO2 Bepreisung) kann damit nur eine Preisrally in den Supermarktregalen auslösen. Die Deutschen sind aber mit solchen Zusammenhängen augenscheinlich intellektuell heillos überfordert, man wählt hilflos weiter die grünen Parteien. Da kann man wohl nichts machen, wem nicht zu raten, dem ist auch nicht zu helfen…

    • Ergänzung:
      Infolge der in den Supermarktregalen ausgelösten Preisrally sprudeln dann auch die Staatseinnahmen. Denn höhere Preise führen zu höheren Mehrwertsteuern.

    • Die Grünen allein hätten das nicht erreicht. SPD und CDU haben tatkräftig unterstützt und ihre Wähler verraten, insbesondere die alten, die schon immer CDU oder SPD gewählt haben. Es sind aber nicht mehr die Parteien von damals und leider sind alte Leute sehr unflexibel, auch beim Wählen.

    • „Hilflos“ wird da gar nichts gewählt. Der gemeine Deutsche findet seine Selbstverlendung einfach super. Ich vermute als Ursache einen genetischen Defekt

  16. Bio- und Markenartikel verlieren Marktanteile. Ich sehe beim Discounter volle Regale mit Bio- und Markenartikeln, während die Produkte aus konventioneller Landwirtschaft und Eigenmarken oft vergriffen sind. Viele Kunden versuchen offenbar die Preissteigerungen durch die Auswahl preiswerter Alternativen zu kompensieren. Es wird den Grünen nicht gefallen, dass die gehypten Bioprodukte zu Ladenhütern werden, weil Inflation und grüne Deindustrialisierung zu Kaufkraftverlusten führt. Aber wer arm ist, hat andere Sorgen als Bio und Klimarettung.

  17. Lass keine Krise ungenutzt. Das gilt nicht nur für die Polititk. Aber die wahren Gewinner sind die Energieunternehmen. Der Handel muss auch die hohen Energiekosten tragen und die werden dann auf den Endverbraucher umgelegt. Natürlich gibt es auch hier Firmen, die das gerne zur Bereicherung nutzen.

  18. Ich befürchte, auch das ist ein Teil des Plans des WEF. Es geht darum die Bürger und den Staat maximal auszuqutschen und zu verschulden, so dass man ihnen hinterher die verbliebenen Assets (Häuser, kleine Firmen) entziehen kann.
    Was man degegen tun kann? Lokal einkaufen, auf den Wochenmarkt gehen, sofern verfügbar, lokale Händler und so weiter. Und natürlich mal überlegen, welche Parteien die Globalisierung, die Unterwerfung unter die EU und die NATO/USA und den Rutsch in Richtung Sozialismus befürworten und welche nicht.

  19. Absprachen und Inflation hin oder her – das war doch schon lange so.
    Da entsinne ich die Mitarbeiterin (oder Mitinhaberin, egal) einer freien Tankstelle, wo ich wegen Fahrgemeinschaft auf Kollegen wartete, die kurz vor Öffnung die ganzen 24-Uhr-Tanken abfuhr, deren Preise vermerkte und bei sich dann entsprechend die Zahlen einstellte.
    Oder die Mitarbeiterin einer bekannten Kolonialhandelsfiliale, die mit Notizbuch den ebenso bekannten Discounter durchstreifte, um dortige Preise zu notieren, welche dann flugs entsprechend angepasst wurden.
    Internet war da noch nicht so allgegenwärtig.

    Jüngst mit Beginn der Inflationswelle fiel mir das beim Dosenbier auf: Wirklich alle Geschäfte hoben den Preis für den billigsten Halben von 29 auf 49 Cent an (+Pfand), alle am gleichen Montag, egal, ob Edeka, Netto, Rewe, Russenmarkt usw.
    Man schaut eben, was Konkurrenz so nimmt und das ist doch klar, daß darauf reagiert wird, ist eben Marktwirtschaft, da bedarf es keines Kartells.
    Lustig übrigens war, daß einer mal den Preis für eine Woche auf 39 Cent reduziert hatte – der war natürlich gleich ausverkauft, aber natürlich zogen alle anderen mehr oder weniger freigestaltenden Anbieter sofort mit solchem Angebot nach oder blieben, weil konzerngebunden, vorerst auf ihrer 49-Cent-Ware sitzen.

    Dem Einzelhandel gebe ich für die Misere keine Schuld, deren laufende Kosten (Strom usw.) schießen ja auch in die Höhe, ganz verständlich und wohl überlebenswichtig, daß die versuchen aus allgemeinem Preistrend das Beste zu machen.

    Schuld hat einzig und allein die komplett verfehlte Politik, welche gesamter Produktions- und Lieferkette bis zum Endverbraucher maßlos zusetzt, wobei die eigentlichen Waren und deren Transport ja nicht das Einzige sind, hinzu kommt die überbordende Bürokratie.
    Wie man gern über Bauern sagt: 10% der Arbeitszeit im Stall oder auf dem Trecker, 90% am Schreibtisch im Kampf mit Formularen.
    Ärzte klagen ähnlich.

    Bei vernünftiger Politik liefe das genau anders herum, wahrscheinlich nicht mehr mit Notizbuchrecherche, Blick ins Internet genügt, aber schwubbeldiwupp würden Preise über sämtliche Anbieter hinweg gleichermaßen sinken.

  20. „Als Beispiel: Kostet eine Gurke bei Aldi, Lidl & Co. jetzt einen Euro statt wie vorher 70 Cent, liegt die Teuerungsrate bei 43 Prozent.“ Was muss nicht alles angestellt werden, um im November eine Gurke zu verkaufen. Es braucht ein Gewächshaus, Wärme, Wasser, Nährstoffe, Licht und eine EU-Gurkenverordnung, nach der amtlicherseits festgestellt werden kann, dass es sich um ein ordentliches Gurkengewächs handelt. Züchten Sie mal eine EU-Normgurke im eigenen Garten. Möchten Sie die dann für 1 Euro abgeben? Lebensmittel sind viel zu billig. So eine Gurke sollte im Winter wenigstens 8 – 12 Euro kosten, damit in Holland die Höfe erhalten werden können. Inzwischen bieten NGOs Millionenbeträge, um Gewächshäuser niederzureißen, damit Wohnunterkünfte für Afrikaner gebaut werden können. Pro Bett und Afrikaner werden 40 Euro Unterkunftsgeld vom Staat gezahlt. Da kann die 1 Euro Gurke nicht mitbieten und bedarf einder höheren Wertschätzung.

    • Nein, Lebensmittel sind nicht zu billig. Das ist ein grünes Narrativ, das durch ständiges Nachplappern nicht richtiger wird.
      Lebensmittelpreise hat einzig und allein der Markt zu regeln und die Politik hat sich hier Grund herauszuhalten.

  21. Der Lebenmitteleinzelhandel hat nur die politischen Wünsche der Grünen umgesetzt. Wie war nochmal die Forderung, Lebensmittel in Deutschland seien zu billig? Aber einen Tip zum Sparen, wer auf Biolebensmittel setzt kann inzwischen bei Biosupermärkten z.T. günstiger einkaufen als die Bioware vom Discounter. Preise vergleichen lohnt sich also!

  22. Reden wir klartext. Deutschland zahlt zum Teil miserabelste Nettolöhne und besonders vermögend sind die deutschen auch nicht. Wir waren aber Weltmeister bei billigprodukten. Ob Lebensmittel oder Kleidung. So konnte man sich durchmogeln. Damit ist jetzt Schluss.

  23. Das ist natürlich auch Gewinnstreben was die Situation ausnutzt, aber nicht nur: Wenn man sich als geschickter Wirtschaftler denkt, dass die Inflationsspirale aufgrund der aktuellen Weltlage vorerst anhält, dann versucht man natürlich die Gewinnmarge zu erhöhen, damit am Ende mit dem erwirtschafteten Geld noch etwas für einen selbst gekauft werden kann. Der zukünftig erwartete weitere Anstieg der Inflation wird also bereits mit eingepreist. Das ist letztlich das Resultat der schlechten wirtschaftlichen Stimmung.
    Wenn man das abklemmen will, muss man die Stimmung im Land verbessern.
    Und das geht nur mit einer anderen, besseren Politik zugunsten dieses Wirtschaftsstandortes. Wenn die Menschen merken, dass es aufwärts geht, geht auch die Preisspirale nach oben zurück. Ob sie dann jemals wieder auf den alten Stand zurückkehrt, hängt dann wieder von Angebot und Nachfrage ab.
    Wir befinden uns derzeit in einer Ausnahmesituation, die sich entsprechend überall bemerkbar macht. Wenn Unternehmen jetzt mehr Geld für ihre Leistung verlangen, ist das in der Tendenz das selbe, wie wenn sich jemand jetzt einen gasbetriebenen Heizlüfter oder einen Essensvorräte anschafft. Die Erwartungshaltung, dass es schlimmer werden wird als es bisher ist, sorgt für eine Bevorratung. Und zwar nicht nur beim Heizen und Essen, sondern auch beim Geld.

  24. Lidl ist bei uns extrem teuer geworden. Gegenüber ~50 Euro für den Einkauf früher gehe ich da mittlerweile unter 90 Euro nicht mehr raus. Das hat dazu geführt, dass ich fast nur noch bei Aldi kaufe, wo die Preise im Vergleich kaum teurer geworden sind.

  25. Ohne den Handel verteidigen zu wollen, möchte ich aber doch daran erinnern, dass die massiv gestiegenen Energiekosten den stationären Einzelhandel sehr stark belasten – und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Auch die Logistik verteuert sich gerade massiv!
    Das höhere Preisnieveau kann nicht jeder durchsetzen (siehe Kaufhäuser wegen Wettbewerb mit Online-Handel) aber im Lebensmitteleinzelhandel geht es schon. Und als Folge wird zwar der Kunde sich etwas weniger Leisten können, vor allem aber bleiben die Regale gefüllt und das ist es, was wirklich zählt.
    Wenn die Politik wirklich etwas für den Bürger ändern wollte, würde man die Steuerbelastung der erwerbstätigen Menschen senken, aber das wird wohl nicht passieren.

    • Es gibt durchaus Firmen, die die Preise stärker angehoben haben als es unter normalen Gegebenheiten möglich gewesen wäre. Bei Betrachtung der Ergebnisrechnung sieht alles fantastisch aus. Nimm, was Du kriegen kannst, spielt Geld in die Kasse und verdeckt, dass zeitgleich die Absatzzahlen massiv zurück gehen und sich die Kundenstruktur ändert. Inwiefern dies auch beim Einzelhandel der Fall ist, bleibt spekulativ, aber warum sollte es dort anders sein? Es gab Zeiten, da waren die teuren Adventskalender schnell ausverkauft. Jetzt liegen sie dort und es sind jede Menge zu haben. Ich selber war bestimmt über 20 Jahre nicht mehr bei Aldi, sondern meist im teuren Bioladen. Jetzt sieht mich der Bioladen nicht mehr, aber dafür der Aldi. Selbst wenn Aldi die Preise massiv erhöht hat, dann ist es dort immer noch wesentlich günstiger als bei den anderen Anbieter und qualitativ teilweise wesentlich besser. Die Gurken aus dem Bioladen oder dem Hofladen schmecken schlechter als die von Aldi, die Orangen ebenfalls. Es gibt Dinge, die könnte ich mir leisten, aber ich will gerade nicht mehr. Mein Portemonnaie bleibt zu.

      • Das ist durchaus so. Man sieht auch das zunehmend die Aktionsware liegen bleibt und nur mit ordentlichen Preisabschlägen los zu bekommen ist. Lidl hat intern schon verlauten lassen das die ihre entsprechenden Wareneinkäufe bereits stark reduzieren.
        Die Discounter sind In der Einschätzung was sich zu welchen Preisen verkaufen lässt eigentlich sehr gut, merken aber nun da sich das Kundenverhalten massiv ändert.

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