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Nicht der Tunnel, der ICE versagte

Hitze, Ärger, Panikattacken: ICE blieb bei Wien fünf Stunden in Tunnel stecken

von Redaktion

27.07.2025

| Lesedauer: 2 Minuten
Was für eine unfassbare Panne der Bahn: Der ICE 90 der Deutschen Bundesbahn blieb Samstagabend mit hunderten Passagieren im Eisenbahntunnel Knoten Hadersdorf bei Wien hängen.

Die Temperaturen im Zug stiegen, ein Abschleppversuch misslang, die Waggons mussten dann im Dunkeln evakuiert werden – zwei Personen wurden aufgrund von Panikattacken behandelt.

Die Fahrt mit dem ICE 90 „Donauwalzer“ endete für 180 Passagiere in einer mehrstündigen Tortur unter der Erde. Der Fernzug war am Donnerstag um 13.13 Uhr vom Wiener Hauptbahnhof in Richtung Hamburg über München gestartet – doch nur wenige Minuten später nahm die Fahrt ein abruptes Ende.

Bereits nach dem Halt in Wien-Meidling blieb der Hochgeschwindigkeitszug im Tunnelbereich des Verkehrsknotens Hadersdorf auf der Westbahnstrecke liegen. Zunächst hieß es vonseiten der ÖBB, es handle sich lediglich um eine kurze Verzögerung von „fünf bis zehn Minuten“ aufgrund eines technischen Defekts. Doch die Minuten dehnten sich zur Stunde – und dann zu mehreren.

Hitzestau und zunehmende Anspannung

Der ICE, ein internationaler Fernverkehrszug der Deutschen Bahn, ist normalerweise mit Klimaanlage und hohem Komfort ausgestattet, doch bei einem Stromausfall bleiben die Türen geschlossen, Fenster lassen sich nicht öffnen. Im Tunnel stieg die Temperatur rasch. Wasser wurde durch das Zugpersonal verteilt, doch vielen Fahrgästen setzte die Hitze sichtbar zu. Laut Augenzeugenberichten kam es bei mehreren Personen zu Kreislaufbeschwerden. Zwei Passagiere mussten später wegen Panikattacken von Rettungskräften ambulant betreut werden.

Ersatzzug scheitert – Fahrgäste in Ungewissheit

Ein Ersatzzug wurde in Marsch gesetzt, um den ICE abzuschleppen, doch der Versuch, die Züge zu koppeln, schlug fehl. Erst gegen 17.30 Uhr begann die Feuerwehr mit der Evakuierung der Fahrgäste: In Kleingruppen wurden diese durch den Tunnel in den bereitgestellten Ersatzzug geleitet. Ziel war es, über St. Pölten wieder auf regulärem Weg weiter nach Deutschland zu reisen.

Doch selbst dieser Plan wurde durchkreuzt. Einige der sichtlich gestressten Passagiere verließen auf eigene Faust den Ersatzzug und machten sich zu Fuß durch den Tunnel auf den Weg – aus Angst, erneut festzusitzen. Das sorgte für weitere Probleme: Der Strom musste abgeschaltet, der Tunnel vollständig durchsucht werden. Bis knapp 20 Uhr dauerte es, bis die Evakuierung schließlich abgeschlossen war.

Zugausfälle und Umleitungen im Fernverkehr

Die ÖBB bestätigten, dass durch den Vorfall zahlreiche weitere Fernverkehrszüge betroffen waren. Solange die Suche im Tunnel andauerte, mussten alle Züge über Rekawinkel umgeleitet werden – mit teils erheblichen Verspätungen im gesamten Westbahnverkehr. Ein ÖBB-Sprecher sprach von einer „außergewöhnlichen betrieblichen Störung“.

Der ICE 90 verbindet täglich Wien mit Hamburg über wichtige Städte wie Linz, Passau, Nürnberg, Frankfurt und Hannover. Die betroffenen Fahrgäste zeigten sich im Nachhinein zwar erleichtert über die Evakuierung, aber auch enttäuscht über mangelnde Informationen und Betreuung während des Vorfalls.

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30 Kommentare

  1. Unter uns: Ich hätte mir nach dem obligatorischen, akademischen Viertelstündchen einen Nothammer gepackt, oder die Notverriegelung geöffnet.
    Was sind das nur für feige Menschen, die sich stundenlang in einem Schrotthaufen dieser Hochleistungsversager gefangen halten lassen?

    • Mach kaputt, was dich kaputt macht! Diesen Sponti-Spruch kennen wir doch alle. Es hält sich aber keiner dran, sonst wären massenhaft Politiker schon kaputtgeschlagen. Haben sie das etwa noch nicht getan? Wir wären ihnen dankbar, wenn sie handeln würden so wie sie es sagen.

  2. Zitat 1: „Ein Ersatzzug wurde in Marsch gesetzt, um den ICE abzuschleppen, doch der Versuch, die Züge zu koppeln, schlug fehl“

    > Mhh, wenn gesagt, dass wegen den fehlenden Strom keine Klimaanlage lief und sich auch kein Fenster und keine Tür öffnen ließen, dann vermute ich mal, dass hier auch das Koppeln mit den Ersatzzug wegen den fehlenden Strom nicht funktioniert halt weil diese Art der Kupplung elektro-mechanisch funktionieren tut.

    Hätte nur noch gefehlt, wenn im Tunnel ein Kabel- oder gar Batterie-Brand ausgebrochen wäre…..
    _ _ _ _ _ _

    Zitat 2: „Einige der sichtlich gestressten Passagiere verließen auf eigene Faust den Ersatzzug und machten sich zu Fuß durch den Tunnel auf den Weg – aus Angst, erneut festzusitzen“

    > Immer wieder das gleiche Theater & Spiel: Kein Problem wo es dann nicht auch irgendwelche „Experten“ gibt die meinen es besser zu wissen und sich dann selbstständig ans Werk oder aufm Weg machen….. .

  3. Gut das ich seit vielen Jahren auf die db verzichte. Brauch ich mich darüber schon mal nicht mehr ärgern.

  4. Frage: Warum mußte der Strom abgeschaltet werden? Waren etwa in dem Zug Riesenmenschen mit mehr als 4m Größe? Wenn ich vor einer Lok stehe, erreichen meine Hände höchstens die Windschutzscheibe. Die Fahrdrahthöhe ist über 5m. Oder gab es in dem Tunnel zusätzlich Stromschienen wie bei manchen S-Bahnen? Wenn nicht, war diese Maßnahme komplett sinnlos und zeitraubend. Herr schmeiß Hirn vom Himmel, aber übe vorher das Zielen.

  5. Bereits in den 1970er Jahren gab es einen Witz im Lehrbuch „Handelsrecht“ von Karsten Schmidt. Ist für den Begriff eines Unternehmens eine Gewinnerzielung notwendig oder reicht schon die bloße Absicht aus, einen Gewinn zu erzielen? In letzterem Fall wäre die Deutsche Bundesbahn ein Unternehmen, denn sie versuche, einen Gewinn zu erzielen, aber es misslinge ihr jedes Mal aufs Neue.
    Ähnlich ist es noch heute mit Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.

    • Wer hat denn je bei der Bahn einen Gewinn anvisiert. Es gab da mal einen Scheinriesen als Chef – zu Zeiten Kohls – der es gerade mal zum Zwerg geschafft hat. Trotzdem hat er immer wieder Katastrophen verursachen dürfen. auch bei dem Berliner Flughafen. Von Gewinn hat man da nur mit Blick auf die Zukunft gehofft.

  6. Das Licht am Ende des Tunnels, ist eine Abschlepplok!
    Wer immer noch freiwillig & gerne im „Orient Express“ fährt, früher als renomierte „DB“ bekannt , hat iwSdW. nicht nur die Kontrolle über sein Leben verloren, er verliert uU. auch selbiges.
    Finis Germaniae.

  7. Zu DDR-Zeiten entfernte das Verkehrsmuseum Dresden einen historischen Fahrplan der Deutschen Reichsbahn aus der Zeit vor der DDR.
    Ein Kind hatte damals gerufen: „Früher fuhren die Züge von Berlin nach Dresden ja schneller als heute!“

  8. Auf den Loks und Wagen steht „DB“. Ein Zeichen für neue Deutsche Wertarbeit. Da weiß man, was man hat.

    Das ist auch der Grund, warum die Schweiz Züge der DB nicht ins Land lässt.

    (Für alle Fälle! Sarkasmus aus!)

    P.S. Ist übrigens nicht das erste Mal.

    • „Das ist auch der Grund, warum die Schweiz Züge der DB nicht ins Land lässt.“

      Wie ich gehört habe, vor allem wegen fortgesetzten und offenbar systemischen Verspätungen. Die DB wird in Basel gestoppt.

  9. Ich bin selber Mitarbeiter der DB und kann an 16 Tagen im Jahr umsonst fahren, auch mit dem ICE. Und das ist mir immernoch zu teuer.

  10. ÖBB und Westbahn rangieren Lichtjahre vor der DB! Verspätungen sind selten, das Personal höflich, Platz ist meistens auch genug. Auf der Westbahnstrecke kann 230 km/h gefahren werden: Wien – Linz (180 km Entfernung) ist mit Zwischenhalten in St. Pölten und Amstetten in 1h14m erledigt. Nachtzüge und Fernverkehrszüge aus Benelux und Deutschland dagegen haben oft viele Stunden Verstpätung.

  11. Wie war das vor kurzem? Wer sollte drei Dinge benennen, die „wirklich gut laufen in Deutschland„?
    Soviel kann verraten werden: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Deutsche Bahn gehören wohl kaum dazu.

    • Mir fällt, zum Haare raufen, nicht mal ein Ding ein, was in Deutschland gut läuft. Halt, nein doch, die Verblödung der Massen und der Sinkflug unseres Landes, die laufen gut, sogar immer besser.

      • Sehr geehrter Herr „Waldschrat“, danke für Ihre Replik, der man leider schwerlich widersprechen kann.
        Hochachtungsvoll

    • Im Regionalverkehr liegt es zum Teil an Herrschaften, die bei jedem (!) Halt meinen, 1-2 Minuten in der offenen Tür stecken zu müssen – zuletzt gestern erlebt. Deutliche Ansagen verhindern nicht, dass es ein paar Minuten weiter genauso geht. Ich frage mich oft – sind es Einheimische oder welche aus Ländern, wo Fahrpläne unverbindlich gehalten werden (falls Eisenbahn vorhanden)?

    • Na aus Sicht unserer Goldstückchen oder der edlen Gäste aus dem Kaukasus würde ich behaupten, die regelmäßigen und pünktlichen Auszahlung vom Migranten… , sorry, ich meinte natürlich Bürgergeld … ? Läuft !

      Auch die Buchungen der Flixbus Verbindung Deutschland – Ukraine, oder die der Flugstrecke Frankfurt – Damaskus … ? Läuft !

      Ebenso die Geschäfte all der freundlichen, unauffälligen und äußerst zurückhaltenden Freizeitapotheker im Görli … ? Läuft !

      Auch der erste Eindruck fremder Gäste, wenn die in Bundesdeutschen Bahnhöfen aussteigen und erfreut feststellen, daß dieses Land ein offenes und buntes und mittlerweile multikulturelles ist … ? Läuft !

      Des Weiteren, dieses linguistische Erlebnis in den Wartezimmern deutscher Praxen, diese Mischung aus Basar von Marrakesch, Raketenstützpunkt in Nowosibirsk und Hinterhof Burkina Fasos … ? Läuft !

      Ich könnte noch etliche weitere Punkte, wie z. Bsp. der Umsatz im Security Business, oder die Durchbuntung dt. Innenstädte durch Döner-, Barber-, Wett-, Handy- und Ein-Euro-Shops, oder der demokratische und nur faire parlamentarische und mediale Umgang mit der größten Oppositionspartei, anfügen.

      Also, es ist nicht alles schlecht in diesem Land.

  12. An die Propagandaabteilung der Deutschen Bahn:
    Der Name „Donauwalzer“ des ICE steht für eine überwundene, bürgerlich-rechte Tanzkultur aus der k.u.k.-Monarchie. Dieser ICE sollte „Queer Pride“ getauft werden, das wäre der passende Name. Er funktioniert nicht, die Leute verlassen ihn, und grün beklebt ist er an der Seite auch.

    • Sehr geehrter Herr Uhltzscht, danke für Ihre Zuschrift, deren historische Reminiszenz besticht und Aktualität bei aller desaströsen Richtigkeit auch amüsiert.
      Hochachtungsvoll

  13. 😄
    Die Reichsbahn hat noch 1944 funktionierende Verbindungen hingekriegt. Natürlich nicht flächendeckend. Aber unter den Bedingungen von damals würde sich bei der DB kein einziges Rad mehr drehen.

    • Sehr geehrter Herr „Deutscher“ danke für Ihre Zuschrift, die historisch wohl zutrifft und der Gegenwart ein vernichtendes Verdikt ausspricht.
      DAS IST die Realität im „besten Deutschland aller Zeiten“.
      Hochachtungsvoll

  14. Wenn nicht zum Ziehen gekoppelt werden konnte – warum wurde nicht mit einer Rangierlok geschoben?

    • ICE haben modern automatische Kupplungen, Rangierloks Haken. Die passen nicht zusammen. Kann natürlich keiner wissen, besonders Eisenbahner:-)))

  15. Der Vorfall wird sicher nicht ohne Folgen für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr bleiben: man wird die so offensichtlich unzuverlässigen, deutschen ICEs kaum noch in die Nachbarländer fahren lassen. Wegen der notorischen Unpünktlichkeit deutscher Züge sind ja bereits Verbindungen gekappt worden.

  16. Es wird wohl nicht genug Strom geben. Dann hält man ein paar Züge an und wartet auf die nächste Windböe oder dass sich die Wolken verziehen.

  17. Das Stichwort ist hier wohl: „Der ICE, ein internationaler Fernverkehrszug der Deutschen Bahn“.
    Der Schrott der deutschen Bahn sorgt nicht nur im Inland für Zugausfälle, Störungen und Verspätungen, sondern er scheint sich vermehrt auch auf die Bahnen im Ausland auszuwirken. Wann werden die Österreicher reagieren und die deutschen Schrottzüge nur noch bis zur Grenze fahren lassen?
    Die Schweizer haben ja bekanntlich die Zugverbindungen bereits von der deutschen Bahn entkoppelt. „Bis hierher und nicht weiter“. Wer weiter will, kann dann in die pünktlichen, sauberen, zuverlässigen schweizer Züge umsteigen.

    • Ich glaube, dass die Schweizer eher unseren Fahrplan durcheinander bringen und es viel zu verwirrend für Unsere Bahn ist, wenn der Zug zur richtigen Zeit kommt. Das kann auch Ängste auslösen und zu Chaos führen.

  18. So geht „Made for Germany“ des Herrn Merz.
    Warum die Nachbarlaender noch den Bahnverkehr mit Deutschland „teilen“, ist ein Raetsel.
    Was man bei der Bahn immerhin lernen kann, ist die Schamlosigkeit.

  19. Der Artikel bleibt den Beleg schuldig, daß das Problem beim Zug lag. Immerhin wurde ein Ersatzzug bereitgestellt (ebenso unerwähnt im Bericht), der dann genauso stromlos war.
    Daß der Zug nicht abgeschleppt werden konnte, lag bestimmt nicht an der Kupplung, sondern vielmehr an der mangelnden Zugkraft der vorgespannten Lokomotive.
    Alles in allem hat hier nicht die DB (bei aller berechtigten Kritik an ihr), sondern Österreich den Schwarzen Peter.
    Abgesehen davon bleibt festzuhalten, daß das Malheur mit einem Dieselzug nicht passiert wäre.

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