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Null-Zins-Zeit

EZB: Haben politische Börsen immer kurze Beine?

von Gastautor

08.07.2019

| Lesedauer: 3 Minuten
Mit Blick auf die zwei Reden von EZB-Präsident Mario Draghi vom Juli 2012 und Juni 2019 muß dies wohl leider verneint werden. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde dürfte Draghi noch überbieten. Von Norbert F. Tofall

Mit Blick auf die zwei Reden von EZB-Präsident Mario Draghi vom Juli 2012 und Juni 2019 muss dies wohl leider verneint werden. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde dürfte Draghis Politik noch überbieten.

I.

Mit der Börsenweisheit, dass politische Börsen kurze Beine haben, soll zum Ausdruck gebracht werden, dass politische Ereignisse Börsenkurse nur kurzfristig beeinflussen und dass langfristig Unternehmensergebnisse und das Wirtschaftswachstum entscheidend sind. Mit dieser Aussage wird implizit vorausgesetzt, dass politische Ereignisse keinen oder nur einen geringen Einfluss auf Unternehmensergebnisse und das Wirtschaftswachstum haben, dass die Bereiche Politik und Wirtschaft bzw. Staat und Markt weitgehend getrennt sind und dass Märkte und Finanzmärkte ihre Aufgaben wirksam erfüllen können und nicht durch interventionistische staatliche und politische Maßnahmen manipuliert werden.

Diese Voraussetzungen sind heutzutage noch unrealistischer als in früheren Zeiten. Das bedeutet jedoch nicht, dass heute jede politische Entscheidung börsenrelevant ist. Kapitalmarktrelevante politische Ereignisse müssen von nicht kapitalmarktrelevanten politischen Ereignissen unterschieden werden, mögen letztere die Öffentlichkeit auch noch so in ihren Bann schlagen und medialen Krawall und Furor entfalten.

Fiskalpolitische Ereignisse dürften überwiegend und geldpolitische Ereignisse so gut wie immer kapitalmarktrelevant sein. Und insbesondere für „geldpolitische Börsen“ scheint in den letzten Jahren zu gelten, dass ihre Beine alles andere als kurz sind. Zumindest ist es bislang den Zentralbanken sowohl in Europa und den USA als auch in China und Japan gelungen, bereinigende Anpassungsrezessionen und Staatsinsolvenzen zu verhindern. Zudem gibt es viele Überlegungen in Wissenschaft und Politik, wie diese Beine verlängert werden könnten, sei es, dass man durch Bargeldverbote Null- und vor allem Negativzinsen wirksamer durchsetzen möchte, sei es, dass man der sogenannten Modern Monetary Theory folgt und offen monetäre Staatsfinanzierung fordert.

II.

Die designierte EZB-Präsidentin Christine Lagarde dürfte den Weg der Null- und Negativzinsen und der monetären Staatsfinanzierung, den ihr Vorgänger Mario Draghi geebnet hat, nicht nur weitergehen, sondern sogar weiter ausbauen. Am 26. Juli 2012 hatte der EZB-Präsident Mario Draghi in einer Rede auf einer Londoner Investorenkonferenz den Satz ausgesprochen, der in der internationalen Finanzwirtschaft schnell als die drei magischen Worte bezeichnet wurde: „Whatever it takes!“ Den internationalen Finanzmärkten sollte mit diesen drei Worten unmissverständlich verdeutlicht werden, dass die EZB alles tun wird, um den Euro und die Europäische Währungsunion in seiner bestehenden Form zu erhalten. Mario Draghi verbreitete so die Gewissheit, dass die EZB als lender of last resort für die Staaten des Euroraumes handeln wird, also für die Schulden der überschuldeten Staaten aufkommen werde. Die vorherige Ungewissheit an den Finanzmärkten, ob einzelne Länder aufgrund ihrer Überschuldung aus dem Euro ausscheiden könnten, wich der Gewißheit, dass die EZB dies mit allen Mitteln verhindern wird. Diese Gewissheit wurde durch diverse Wertpapierankaufprogramme der EZB untermauert.

Die EZB hat bis Anfang 2019 allein Staatsanleihen von Euroländern in Höhe von 2,6 Billionen Euro aufgekauft. Und obwohl das Anleihekaufprogramm Anfang 2019 beendet wurde, kündigte Mario Draghi bereits am 18. Juni 2019 auf dem Notenbankforum der EZB im portugiesischen Sintra an, dass es erhebliche Spielräume für weitere Anleihekäufe gebe und erneute Zinssenkungen erwogen würden.

Auffällig ist, dass seit dieser Ankündigung die Diskussion um die Einführung von Mini-Bots in Italien ziemlich schnell abgeflaut ist. Denn wenn die EZB erneut Staatsanleihen aufkauft, werden in Italien MiniBots vorerst nicht zur Staatsfinanzierung benötigt. Und da allgemein erwartet wird, dass Christine Lagarde die lockere Geldpolitik von Mario Draghi nicht nur fortsetzen, sondern sogar darüber hinaus lockern wird, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die EZB ihre Rolle als lender of last resort im Sinne Italiens weiter ausbauen wird. Das heißt, die italienische Regierung dürfte auch ihr zweites Ziel in ihrem Erpressungsspiel bald erreicht haben. Die EU-Kommission teilte in dieser Woche sogar mit, sie werde  vorerst kein Defizitverfahren gegen Italien einleiten, da Italien angekündigt habe, die im Dezember mit der EU vereinbarten Haushaltsgrenzen einzuhalten. Das ist angesichts der geplanten Ausgabenprogramme und der versprochenen Steuersenkungen der italienischen Regierung allerdings sehr unwahrscheinlich.

Auffällig ist zudem, dass die Renditen der Staatsanleihen der Euroländer in dieser Woche auf Tiefstände gefallen sind, weil die Märkte eine weitere Lockerung der Geldpolitik der EZB erwarten und Christine Lagarde als glaubwürdige Vertreterin dieser Politik angesehen wird.

Haben geldpolitische Börsen kurze Beine? Mit Blick auf den Zeitraum zwischen den zwei Reden von Mario Draghi vom 26. Juli 2012 und dem 18. Juni 2019 muss dies wohl leider verneint werden. Das heißt zwar nicht, dass es nicht aufgrund von schwächeren Unternehmensergebnissen, geringem Wirtschaftswachstum und Konjunkturabschwüngen oder aufgrund von größeren geopolitischen Krisen zu Marktkorrekturen kommen kann. Da aber gerade dann Zentralbanken und Regierungen aus politischen Gründen versuchen werden, Staatsinsolvenzen und Anpassungsrezessionen auf Teufel komm raus zu unterdrücken, dürfte sich an der „geldpolitischen Börse“ bei aller Volatilität wenig ändern. Die „geldpolitische Börse“ ändert sich erst, wenn das Whatever it takes aufgegeben wird oder die Status-quo-Sicherungspolitik der Zentralbanken und Regierungen gescheitert ist. Letztlich ist der Zusammenhang von „Macht oder ökonomisches Gesetz“ (Eugen von Böhm-Bawerk) nicht auszuhebeln. Das ökonomische Gesetz ist in the long run immer stärker. Wie die Beispiele Japan oder wirtschaftshistorisch die Sowjetunion zeigen, kann das aber noch Jahre oder Jahrzehnte dauern. Und die Diskussionen um eine Modern Mo-netary Theory lassen vermuten, dass das Whatever it takes vorher eher ausgebaut als aufgegeben wird.

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15 Kommentare

  1. Doch. Es gäbe eine Alternative zur EZB ihrer monetären Staatsfinanzierung der ertragsschwachen süd- und westeuropäischen Länder. Den Dexit. Nicht nur aus dem Euro, sondern der EU. Ein hartes Ende, fürwahr, aber das einzige, das Deutschland retten kann. Das „Ende“, wann immer es kommt (und ich stimme Herrn Tofall zu, es wird noch 10, eher 20 Jahre so weitergehen) wäre dem ohnehin gleichzusetzen, es geht als weniger um das ob eines Dexits, sondern eher um das wie und wann.

    Mich persönlich machen Essays und Beiträge wie der von Herrn Tofall (aber auch von Herrn Tichy) nervös und ungeduldig. Ich habe das Gefühl, daß mich täglich das Murmeltier grüßt oder ich stets das gleiche lese, ich also in einer Zeitschleife festhänge, dennoch aber altern würde. In einer echten Zeitschleife vergeht die Zeit jedoch nicht, sondern wird immer wieder auf Null gestellt. Das aber ist nicht der Fall. Die Tage sind nur alle gleich, so daß man den Eindruck haben könnte, man lebe in einer Zeitschleife. Was wiederum allen Beteiligten das beruhigende Gefühl gäbe, alles sei gut, weil ja nicht wirklich etwas passiert und am nächsten Morgen, wenn wir erwachen, alles heile ist. Denn es ist ja „so wie immer“.

    Was ich damit sagen will: Ich lese Kritik, ich lese Klage, ich lese, was alles passiert, aber nicht passieren sollte – und dann sind diese Beiträge immer wieder vorbei. Ja, die Herren, was sollte denn passieren? Daß die EZB plötzlich zu einer Art deutschen Bundesbank mutierte, der Euro auf wirtschaftlich kompatible Nationen beschränkt würde, die Grundsätze der ehrlichen Kaufmanns wieder das Bankiersbenehmen in Europa bestimmten? In der Zeitschleife verfeuern die Südländer bei der EZB und ihre Helfershelfer in CDU, CSU, SPD, Grünen und FDP unser Geld, aber wenn wie am nächsten Morgen aufwachen, fließt immer noch das warme Wasser, der Bäcker hat frische Brötchen, die Ehefrau nichts zum Anziehen, die Kinder wollen nicht aufstehen, die U-Bahn hat Verspätung, aber kommt irgendwann, und die Sonne, immerhin, ist aufgegangen, wieder und wieder. Was also sollte uns passieren?

    Mit dem gleichen Bewußtseinsparadoxon kämpfen ja auch alle Gegner der Energiewende, die konstant vor dem Blackout warnen, und der dann nicht kommt, und wer arbeiten geht, bezahlt auch seinen teuren Strom, und als wir heute morgen aufgestanden sind, hatten wir alle noch unseren Job, und die Rentner ihr Geld auf dem Konto. So delektieren wir uns an düsteren Szenarien über Welt- Strom- und Gelduntergänge – und nichts passiert.

    Dazu sage ich: Nennt endlich Roß und Reiter, kämpft für den Dexit, und wenn der es nicht ist, dann das, was anders wäre. Aber macht es und sagt nicht nur: Alles falsch, ich weiß das, habe es immer schon gesagt, schönen Tag noch. Daß Lagarde und Draghi Schulden vergemeinschaften und Staatsdefizite finanzieren, habe ich nun oft genug gelesen. Etwas muß passieren, aber ein anderes Ergebnis werdet Ihr nur bekommen, wenn Ihr es anders macht als bisher.

  2. Für die meisten deutschen Leitartikler ist klar, dass die Nominierung Ursula von der Leyens für das höchste Amt der EU ein „veritabler“, „riesiger“ oder gar „triumphaler“ Sieg für Angela Merkel sei. Doch das ist falsch. Nicht Merkel, sondern Macron ist der große Sieger. Sollte von der Leyen im Europaparlament durchfallen, stünde Merkel sogar mit komplett leeren Taschen da, während Macron seine wichtigsten Ziele durchgeboxt hat. Von Jens Berger.

    Bei der Diskussion über das unwürdige Geschacher um den Posten des Kommissionspräsidenten wird oft vergessen, dass diese Personalie nur ein Punkt in einem umfassenden Personalpaket ist, auf das sich die Staats- und Regierungschefs am Mittwoch verständigt haben. Mindestens genauso wichtig ist jedoch die Frage, wer dem im Herbst scheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi im Amt folgt. Auch wenn die EZB auf dem Papier „unabhängig“ ist, hat der oberste europäische Notenbankpräsident doch eine weitreichende Richtlinienkompetenz und durch die Ausweitung der Befugnisse der EZB auf den Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen in der Ära Draghi auch ganz reale Macht. Die EZB entscheidet durch den Entschluss, ob sie bestimmte Staatsanleihen stützt oder den freien Märkten „zum Fraß vorwirft“, die Zukunft ganzer Staaten. Und das ohne parlamentarische Kontrolle. Wichtig auch: Die EZB stellt für die EU-Kommission das mächtigste Disziplinierungsinstrument dar. Alleine die Drohung, bestimmte Staatsanleihen nicht mehr zu stützen und damit die Refinanzierung der betreffenden Staaten im schlimmsten Falle unbezahlbar zu machen, ist ein sehr mächtiges Schwert; ein Schwert jedoch, das seinem „Herren“ auch gehorchen muss. Und eben hier wird es spannend.

    Ginge es nach Angela Merkel und den Anhängern des Monetarismus deutscher Schule (Austeritätspolitik, schwarze Null, Preisstabilität als einziges Ziel), wäre der heutige Bundesbankchef Jens Weidmann die ideale Besetzung für den EZB-Posten. Merkels erklärtes Ziel war daher auch, Jens Weidmann zum kommenden EZB-Präsidenten zu machen. Bei den unter der deutschen Geldpolitik leidenden „Südländern“ Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland gilt Weidmann jedoch als Inkarnation des arroganten deutschen „Übermenschen“, der mit seiner Ideologie andere Völker ins Unheil treibt. Ihr Ziel war es, Weidmann mit allen Mitteln zu verhindern. Gemäß der Kräfteverteilung und des Proporzes innerhalb der EU galt es als ausgemacht, dass sowohl die „deutsche“ als auch die „französische/südländische“ Seite jeweils eines dieser beiden Schlüsselressorts bekommt. Würde Merkel sich mit Weidmann durchsetzen, hätte Macron sozusagen „Zugriff“ auf das Amt des Kommissionspräsidenten. Dies ist übrigens der eigentliche Grund, warum Macron das „Spitzenkandidaten-Prinzip“ von Anfang an abgelehnt hat.

    Merkel konnte sich jedoch bei der Frage, wer der nächste EZB-Präsident wird, nicht durchsetzen. Stattdessen einigte man sich auf die Französin Christine Lagarde, die zwar ganz sicher keine progressive Traumbesetzung für dieses Amt ist, aber im Vergleich zum „Erzfalken“ Weidmann die deutlich bessere Wahl darstellt. Lagarde wird sicherlich die undogmatische Politik Mario Draghis fortsetzen. Damit können die „Südländer“ rund um Frankreich sehr gut leben. 1:0 für Frankreich. Nun hätte Angela Merkel eigentlich den „Zugriff“ auf das Amt des Kommissionspräsidenten gehabt; allein, sie hatte keinen passenden Kandidaten. So war es am Polen Tusk und am Franzosen Macron, eine deutsche Kandidatin für das Spitzenamt auszuwählen, mit der vor allem sie beide gut leben können.

    Ursula von der Leyen ist eine militärpolitische Hardlinerin, die die antirussischen Reflexe der Balten und Polen perfekt bedient. Für die rechtskonservative und proamerikanische polnische Regierung stellt sie somit eine echte Wunschkandidatin dar. Und auch Macron kann mit von der Leyen sehr gut leben; weniger weil sie so toll französisch spricht, sondern weil sie sein Konzept einer Militarisierung der EU unter deutsch-französischer Führung voll und ganz unterstützt. Macron will eine „wahre europäische Armee“, von der Leyen eine „Armee der Europäer“. Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Und auch auf anderen politischen Feldern haben die beiden Anhänger marktliberaler Politik viele Gemeinsamkeiten. Von der Leyen hat zwar einen deutschen Pass, ist aber dennoch eine Kandidatin vom Wunschzettel Marcons. Auf den Feldern, auf denen es einen klaren Dissens zwischen Macron und von der Leyen gibt – also vor allem bei der Finanz- und Wirtschaftspolitik – wären einer Kommissionspräsidentin von der Leyen ohnehin die Hände gebunden, da sie ohne das „Schwert“ der EZB nur eingeschränkte Machtbefugnisse hat.

    Die Doppelspitze Lagarde/von der Leyen ist also Macrons Traumergebnis. Dass er sie auch durchbekommen hat, ist ein diplomatisches und taktisches Meisterwerk. Wäre die Personalie von der Leyen und die dahinterstehende Politik nicht derart desaströs für Europa, könnte man glatt den Hut vor ihm ziehen. Ganz anders sieht es für Merkel aus. Schon die Verhinderung von Weidmann ist für sie eine deftige Niederlage. Sicherlich kann sie mit der Personalie von der Leyen auch ganz gut leben, aber ein „Gewinn“ ist dies ganz sicher nicht. Hinzu kommt, dass von der Leyen ja noch vom Europaparlament bestätigt werden muss. Fällt sie durch, gehen die Staats- und Regierungschefs zurück auf Los … der Rest des Personalpakets bleibt jedoch erhalten. Dann hieße es womöglich gar 2:0 für Macron.

  3. Das geht exakt so lange gut, wie die Inflation im Finanzmarkt bleibt. Sobal die Inflation im Lohn- oder Konsummarkt aufschlägt ist es vorbei, denn dann gibt es recht schnell eine Hyperinflation.
    Der erste Ansatz ist mit den steigenden Mieten bereits gemacht. Steigende Immobilienpreise bedingen steigende Mieten. Klar, dass kann man einfangen durch Enteignung der Wohnimmobilien, dadurch gibt es aber dauerhaft weniger Wohnraum. Und, die Anleger werden sich neue Objekte suchen um investieren zu können. Dann steigen die Preise auf anderen Gebieten. Irgendwann kommt die Inflation beim Verbraucher an – und dann ist Schluß mit lustig!

  4. 1865 wurde die Lateinische Münzunion gegründet. Bei der Gründung wurden folgenschwere Fehler gemacht – wie auch bei der Europäischen Währungsunion (EWU) – und es kam wie es kommen musste: zum 31.12.1926, nach langem Siechtum, ist sie erloschen. Etwa 60 Jahre schleppte sich die Lateinische Münzunion mehr schlecht als recht durch die Geschichte.

    Dem € wird es nicht anders ergehen. Die Länder in der EWU werden unter der €-Bürde zunehmend mehr leiden, deren Bürger noch mehr. Bein-verlängernde Maßnahmen können schlussendlich ökonomische Gesetze nicht aushebeln. Die Programme der Staatsfinanzierung verzögern bestenfalls das Ende der EWU, aufhalten können sie ihn nicht…

    Um die Lebenszeit der Lateinischen Münzunion zu übertreffen, hat der € noch einen langen Weg vor sich…

  5. Mit der EZB Personalie Lagarde steht uns Steuerzahler-, Rentenzahler-, Sparer- und den wenigen Anleger-Micheln nun das ins Haus, worauf ungehörte Warner wie Hans-Werner Sinn oder auch Schwarzschwanmaler wie Markus Krall in zahlreichen Vorträgen, Auftritten und Publikationen, fast vollständig vom Mainstream und dessen Propagandakanälen ignoriert oder gar als Apokalyptiker, die lediglich ihre Buchverkäufe ankurbeln wollten, diffamiert, seit dem für uns Club-Med-Opfer so desaströsen Ausgang des Brexit Referendum vor drei Jahren kontinuierlich hingewiesen haben.

  6. In einem Papiergeldsystem gibt es keine andere Möglichkeit, als die Geldmengen immer weiter auszuweiten. Schließlich gibt es immer eine kleine Gruppe von Menschen die andere für sich arbeiten lassen, und so in der Lage sind, jede Geldmenge unter Kontrolle zu bringen. Der Kapitalismus würde ohne den Geldsozialismus der Zentralbanken nicht funktionieren. Sie bedingen einander, und können nur gemeinsam überleben. Die Geldentwertung wird also weiter gehen, und da ist es egal, wer auf welchem Stuhl bei den Zentralbanken sitzt. Sie sprechen sich untereinander ab. Kostete ein neues Haus im Amerika der 60-iger Jahre ca. 20.000 $, so legt man heute 300.000 $ auf den Tisch. Also 15 mal soviel, wie vor 60 Jahren. Damit ist der Dollar der 60-iger ist heute nur noch 7 Cent wert. Anders beim Gold. Dort ist der Unzenpreis von 35 $ auf 1400 $ gestiegen, also x 40. Während man das alte, aus den 60-igern stammende Hause heute in einem sanierungsbedürftigen Zustand nur mit Abschlägen verkaufen kann, glänz Gold, und kann nach Bedarf täglich lequidiert werden. Wer das weiß, und bei seiner Lebensplanung berücksichtigt, kann relativ gelassen bleiben.

    • Bei einer Staatsquote jenseits von 50 % kann man nicht mehr von Kapitalismus sprechen. Das System, das Sie als Kapitalismus bezeichnen, nennt sich Interventionismus. Der Interventionismus führt wegen seiner Interventionsspirale direkt in den Sozialismus.

      Im Kapitalismus gäbe es kein Zwangsgeld, vermutlich gäbe es eine goldgedeckte Währung. Ohne das Zwangsgeld lassen sich die Wohlfahrtsstaaten nicht finanzieren. Beim Staat liegt der Hase im Pfeffer.

      • Darum geht´s doch nicht, wie Sie was nennen. Es geht um den Vermögensschutz, und Bewahrung der eigenen Freiheit, soweit es diese Marxisten überhaupt noch zulassen. Der Staat, und darin sind wir uns wohl einig, ist Mist.

  7. Richtig, es kann Jahrzehnte dauern. Als weit länger als eine Legislaturperiode. Das reicht für unsere Politiker (und im Prinzip auch für die meisten Wähler) aus, um es zu machen. Denn die Folgeprobleme sind die anderer Leute…

  8. Es wird bald ein Ende haben, diese so genannte Finanzpolitik der EZB.

    Wenn der Basiszins weiter nach unten geht, werden die Banken an die Grenze ihres Eigenkapitals gehen müssen, dann werden sie keine Kredite mehr vergeben können, dann werden die Zombie-Unternehmen pleite gehen, weil sie kein billiges Geld mehr aufnehmen können, das wird dann auch gesunde Unternehmen in den Abgrund reißen. Dann wird Frau Lagarde Geld drucken, um den notleidenden Banken Liquidität zu verschaffen, das wird dann zu einer Hyperinflation führen.

    Private Häuslebauer werden ihre Kredite nicht mehr bedienen können, der Immobilienmarkt wird zusammenbrechen, obwohl Nachfrage besteht.

    In Europa herrschen dann wieder Zustände wie dunnemals unter Reichskanzler Müller.

    Das so etwas wieder im Bereich des Möglichen liegt, hätte ich nie gedacht.

    • M. Krall gelesen ?
      Ich kann seiner Prognose viel abgewinnen, obwohl sie im Eintrittsfall zu unvorstellbaren Verwerfungen führen wird.
      Allerdings gibt es einen Zweifel, den Hr. Krall noch nicht erklärt hat: in Japan funktioniert die Null-Zins-Politik nun schon 25 Jahre. Die japanische Volkswirtschaft wächst zwar kaum, aber ist immer noch international konkurrenzfähig und die Japaner melden mehr Patente an, als Deutschland = Wohlstand der Zukunft.
      Warum sollte im Euroraum nicht (zeitweise) funktionieren, was in Japan seit 25 Jahren offensichtlich funktioniert ?
      Vielleicht kann mir der eine oder andere Leser hier mal auf die Sprünge helfen ?

      • Japan ist ethnisch homogen, hat keine Auslandsschulden und eine Kultur äußerster Disziplin.
        Mit der Zombiefizierung der Wirtschaft hat Japan aber trotzdem auch hart zu kämpfen.

  9. Frau Lagarde wird sich einen Teufel um das Verbot der Staatsfinanzierung im Euroraum scheren und die Rechtsbrüche und Rechtsbeugungen durch die EZB auf ganz neue Höhen treiben. Wenn sie am Ruder ist, wird alles durch die EZB aufgekauft, was irgendwie nach Krise aussieht: miese Bankkredite, taumelnde Unternehmensanleihen, purzelnde Aktien, marode Staatsanleihen sowieso, windige Konsumentenkreditportfolien, nicht begleichbare Versicherungsschäden etc. Mit Frau Lagarde werden wir keine abgespaltenen Bad Banks und Abwicklungsinstitutionen auf nationaler Ebene mehr brauchen. Denn Frau Lagarde wird kurzerhand die gesamte EZB zur Bad Bank machen. Genau dafür wurde sie ernannt. Und eine Juristin eignet sich für ein derartiges Zerstörungswerk viel besser, als ein ausgebildeter Volkswirt, der ja im Ernstfall vielleicht doch mit einem moralisch-intellektuellen Handicap behaftet sein könnte. Was heisst das für uns kleine Sparer und Investoren in Deutschland? Antwort: Raus aus allen in Euro nominierten Kapitalanlagen so schnell es geht!

  10. Zu diesem Artikel ein passender Artikel auf misesde.org:
    Wie man eine Zivilisation zerstört:
    https://www.misesde.org/?p=22093

    Die (Modern Monetary Theory) „MMT ist eine verrückte Idee. Sie ist das monetäre Äquivalent zum Perpetuum Mobile – sie ignoriert die Gesetze der Ökonomie. Sie ist ungefähr so, als ob man Drittklässler bitten würde, Geld zu erschaffen. („Ich druck mir einfach einen Haufen Geld und kauf mir einen Ferrari und ein Flugzeug und all die coolen Videospiele, und und und … “). MMT-Anhänger verwechseln bedruckte Papierfetzen mit Wohlstand. Die Geschichte hat allerdings ein ums andere Mal bewiesen, dass sich Wohlstand nicht drucken lässt.

    Die Modern Monetary Theory ist nicht „modern“. Sie ist in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder ausprobiert worden und hat nie funktioniert. Jedes mal, wenn der Staat Geld gedruckt hat, um für Dinge zu bezahlen, waren das Ergebnis Boom- und Krisenphasen, Inflation (und Hyperinflation), wirtschaftliche Stagnation und soziales Chaos. MMT’ler verstehen einfach nicht das Wesen des Geldes und auch nicht die Gesetze der Wirtschaftszyklen und das Konzept der Fehlinvestition und der Kapitalvernichtung.“

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