<
>
Wird geladen...
Start-up Fisker

Elektroauto: Die nächste Pleite droht

02.03.2024

| Lesedauer: 4 Minuten
Der E-Auto-Hersteller Fisker steht vor dem Aus: Einem Nettoverlust von 463 Millionen Dollar stehen nur 200 Millionen Umsatz gegenüber. Fisker will deswegen 15 Prozent der Arbeitsplätze abbauen. Die Hoffnung auf einen Investor ist illusorisch – außer er kommt aus Asien.

Soeben erscheint eine Eilmeldung der Automobilwoche: „Fisker warnt vor dem Aus“. Firmengründer Henrik Fisker kündigte an, dass dem Unternehmen ohne Finanzierung von außen das Ende drohe.

Diese Meldung des Auto-Start-up Fisker ist einerseits befremdlich, andererseits hätte Mozart, wenn er denn noch lebte und automobilaffin wäre, gesagt: Così fan tutte. Denn das Eingeständnis von CEO Fisker klingt so, als ob die Titanic vor ihrem eigenen Untergang gewarnt hätte, den sie selber verursacht hat.

Und in Anlehnung an Mozart: Fisker ist kein Einzelfall, mit dem zu erwartenden Ausscheiden des US-Elektro-Start-ups Fisker haben Auto-Ökonomen seit langem gerechnet. Jetzt ist es soweit: Dem branchenweit bekannten Elektroautobauer geht das Geld aus, nun soll ein „großer Autobauer“ das Start-up retten, meint Fisker.

Der Reihe nach, zunächst, was ist bei Fisker geschehen?

Fisker Inc. wurde Ende 2016 von CEO Henrik Fisker gegründet als Unternehmen, um Elektroautos zu bauen. Man ist damals mit großen Hoffnungen gestartet. Das erste Modell, das Elektro-SUV Ocean, setzte auf recycelte Materialien und war nach Angaben des Unternehmens das nachhaltigste Auto der Welt. Leider stand es nicht in der Gunst der Kunden. Erweiterungen der Modellpalette um den Sportwagen Ronin, den Pick-up Alaska und den Kleinwagen Pear waren geplant, doch dazu wird es angesichts des Geldmangels wohl kaum kommen.

Auch im vergangenen Jahr hat Fisker seine Ziele weit verfehlt. Von den ursprünglich geplanten rund 36.000 Autos wurden nur gut 10.000 bei Magna in Graz gebaut, von denen wiederum nur 4.700 ausgeliefert wurden. Die Probleme bei der Auslieferung will Fisker mit der Umstellung seines Vertriebsmodells vom Direktvertrieb à la Tesla auf Händlervertrieb lösen. In diesem Jahr sollen 22.000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden. Indessen: Die Nachfrage nach Elektroautos schwächelt bekanntlich, bei Fisker besonders stark.

Firmengründer Fisker hat nach einem Nettoverlust im vierten Quartal 2023 von 463 Millionen Dollar bei lediglich einem Umsatz von 200 Millionen vorsorglich gewarnt, dass er seinen Geschäftsbetrieb möglicherweise nicht fortführen kann. Die entsprechende Börsenmitteilung führte zu einem Absturz des Aktienkurses um 37 Prozent auf 74 Cent. Es bestünden „erhebliche Zweifel“ an der Fähigkeit zur Fortführung des Unternehmens, schreibt Fisker selber. In den kommenden zwölf Monaten brauche das Unternehmen zusätzliche finanzielle Mittel.

Um die Kosten zu senken, will Fisker 15 Prozent der Arbeitsplätze abbauen. Die Entlassung von 15 Prozent der Belegschaft soll die laufenden Kosten senken. Derzeit läuft die Produktion in einer Art „Notproduktion“ mit einem Einschichtbetrieb, wie es aus inoffiziellen Quellen heißt. Ein Personalabbau (eine Schicht, 450 Mitarbeiter) hat bereits stattgefunden. Henrik Fisker spielt jetzt auf Zeit, spricht von „sechs Monaten, um das zu korrigieren“. Damit ist der Plan, dass im Mai die Fisker-Produktion bei Magna in Graz wieder voll anlaufen werde, hinfällig. Alle Hoffnungen ruhen auf dem Einstieg eines Autoherstellers bzw. Investors.

Aus Sicht eines Branchenkenners ist die Investorenhoffnung eine Illusion. Aktuell verfügt Fisker eigenen Angaben zufolge über 396 Millionen Dollar an liquiden Mitteln und über Fahrzeuge und Komponenten im Wert von weiteren 530 Millionen Dollar. Ob das als Invest-Anreiz reicht, ist fraglich. Wenn, dann kämen nur asiatische Hersteller in Frage. Die wären aber vermutlich lediglich an der Vermeidung von Importzöllen oder am Know-how interessiert, denn produzieren könnten sie in China erheblich billiger.

Dennoch: Als Ultima Ratio wird ein Investor gesucht. Henrik Fisker hat dazu verlauten lassen, er stünde in Verhandlungen mit einem „großen Autobauer“ über eine strategische Partnerschaft. Dabei gehe es sowohl um eine Investition in Fisker selber als auch um Kooperationen in den Bereichen Entwicklung und Produktion in Nordamerika sowie um die gemeinsame Nutzung des Händlernetzes. Ein etablierter Hersteller könnte damit einfach in die Elektromobilität einsteigen (Automobilwoche).

Memo: Fisker hat erst im Januar 2024 vom Direktvertrieb auf Händlervertrieb umgestellt und verfügt eigenen Angaben zufolge über 13 Händler und 250 Interessenten in Nordamerika und Europa.
Nähere Einzelheiten eines möglichen Investments, geschweige denn den Namen des Investors nannte Fisker nicht. Der plötzliche Ausstieg von Apple aus der Elektromobilität ist indessen kein gutes Omen für potenzielle Investoren.

Apple gibt Elektroauto-Projekt auf – ‚Titan‘ geht in die Knie

KI statt Apple-Car

Apple gibt Elektroauto-Projekt auf – ‚Titan‘ geht in die Knie

Und letzter Punkt: Sollte Fisker als Elektroauto-Start-up aus dem Markt ausscheiden, wäre das kein Einzelfall. Fisker wäre lediglich das letzte Glied in einer langen Reihe von automobilen Neustart-Versuchen in den letzten zehn Jahren. Die meisten davon wurden mit viel Brimborium – zumeist auf der Las Vegas Consumer Electronic Show (CES) – vorgestellt, und suchten von dort aus als „fahrenden Computer“ den Eintritt in den inzwischen höchst umkämpften Markt für höchstpreisige Batterie-Elektroautos, und nach Möglichkeit autonom fahrende.

Leider wurde der Eintritt fast immer verfehlt, wer kennt die Namen, kennt die Zahl – auch mit prominenter deutscher Beteiligung? Als da wären der Daimler F015 – Ex-CEOs Dieter Zetsches Lieblingssteckenpferd, der bereits 2015 glaubte, die Technik für selbstfahrende Autos sei serienreif – oder Borgward. Die meisten Flops wurden von altgedienten wie hochverdienten deutschen Ex-Automanagern im Ruhestand initiiert. Die sich zum kärglichen Altersruhegeld noch ein Zubrot verdienen wollten und damit gleichzeitig das volkswirtschaftlich ehrenvolle Ziel verfolgten, hohe Bestände ungenutzter Finanzmittel unkundiger, vor allem chinesischer Investoren – allesamt Player auf dem Greenfield der Mobilität – einer sinnvollen Verwendung zuzuführen.

Was in allen Fällen auch gelang. Erinnert sei hier neben Borgward (BX 7-5) und Daimler F015 an E.Go, Byton, Faraday Future, Aiways, Weltmeister (WM Motor), Nio (inzwischen wieder auferstanden). Nur als Beispiel für die „reichen Eltern“: 2015 wurde WM Motor vom chinesischen Geschäftsmann Freeman Shen gegründet. Zu den Geldgebern zählten der chinesische Tech-Riese Baidu und die staatliche Vermögensverwaltung von Shanghai.

Nun hat es also auch Fisker erwischt. Und den Auftragsproduzenten Magna auch. Die Frage, welcher Hersteller als nächster den Markt verlässt, bleibt spannend.

Anzeige
Ad

Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

26 Kommentare

  1. Ich habe Herrn Becker ja schon häufiger kritisiert und werde daher auch nicht mit Lob knausern, wo es angebracht ist:
    Die sich zum kärglichen Altersruhegeld noch ein Zubrot verdienen wollten und damit gleichzeitig das volkswirtschaftlich ehrenvolle Ziel verfolgten, hohe Bestände ungenutzter Finanzmittel unkundiger, vor allem chinesischer Investoren – allesamt Player auf dem Greenfield der Mobilität – einer sinnvollen Verwendung zuzuführen.“
    Das muss man schon dreimal lesen um die ganze philosophische Tiefe dieses Satzes wirklich zu erfassen. Respekt.

  2. Fisker geht doch in regelmäßigen Abständen immer mal wieder in die Pleite – oder hört eben auf mit der Arbeit.
    Hier in meiner Nachbarschaft fährt jemand einen Fisker Karma, ein Auto aus dem ersten Pleitezyklus.Dem armen Besitzer ist das Mißgeschick widerfahren, dass das Auto wohl leichten Feindkontakt hatte oder das Parkhaus zu klein war. Jedenfalls bekommt er keine Ersatzteile mehr, um den Wagen optisch wieder in den Bestzustand zu versetzen. Der Wagen ist 12 Jahre alt und war seinerzeit sehr teuer.

  3. Das Ausscheiden vieler der neuen Autohersteller wundert mich gar nicht:denn Autos lassen sich nicht wie Handys oder Möbel herstellen und verkaufen: das Ganze ist derart viel komplexer, dass es in den letzten 50 Jahren im Westen ja auch nur einer und nur mit ach und krach (Mercedes rettete sie vor ca 14 J. ) schaffte: Tesla. Aber selbst da ist das Fahrzeug technisch mangelhaft und beim TÜH deshalb teils an letzter Stelle. Ein Auto baut auch nicht EINE Firma, sondern ist ein Organismus aus 10.000 Teilen von Zulieferen, die koordiniert werden müssen! Dazu das Werkstattnetz, Ersatzteile just in time usw. Und es braucht sehr viel Erfahrung und erfahrene Mitarbeiter: alles das hat ein Start- Up nicht! Man kann da – auf Großserien bezogen – nur Geld verbrennen.Auch die chinesischen e-Mobile start- Ups werden zu 90% verschwinden.

  4. Unsere Automobil-Manager (und nicht nur die) waren jahrelang die Grünsten der Grünen, die größten Merkelfans unter der Sonne, die auch alle Schwab/WEF-Weisheiten intravenös übernommen haben – und jetzt? Vor gigantischen Scherbenhaufen stehen.
    Der ganze, gigantische „GreenDeal“ muß wohl als Flop ohne historisches Vorbild bewertet werden, der nur unter Kategorien wie Wahn, kollektiven Rausch oder Selbstbetrug verständlich werden könnte – jedenfalls nicht unter klassischer Wirtschaftführung, Planung oder Organisation, die sich an Angebote und Nachfrage, den Realitäten in den jeweiligen Absatzmärkten etc orientierten.
    So wie zb Habeck aktuell noch sein Transformations-Experiment als total klasse fühlt und meint, egal wie nah die zahllosen Einschläge bereits erfolgen.
    Wer nicht wagt, der… ok, und wenn man weder eigenes Kapital, Personal und lange aufgebauten Ruf ruiniert, wagt sich doch gleich viel einfacher und mutiger.
    Aber zumindest die Firmenbosse hätten es besser wissen können und müssen, als die ehemalige Agitprop-Sekretärin oder der Kinderbuchautor. Dass die keinen Schimmer von Wirtschaft besitzen weis und wußte jeder, zumindest alle aus der Wirtschaft. Und doch unterstützt/e man sie, folgt/e ihnen zum Abgrund – obgleich ein simples „Halt, Stop, so geht das nicht“ vermutlich viel Irrsinn vermieden hätte.
    Welcher (regelmäßig ahnungslose) Berufspolitiker will schon als Arbeitsplatzvernichter oder sogar Totengräber ganzer Branchen berühmt werden und damit jede Wiederwahl (inklusive Erfolg seiner Partei) riskieren? Vermutlich will selbst Habeck eher Lob für sein Genie und wiedergewählt werden, vermutlich…
    Aber von Vorständen/Inhabern hörte man jahrelang entweder nichts oder Hurra, womit auch Millionen weniger exponierte Wähler keine hilfreichen Signale aus der Chefetage ihrer Arbeitgeber erhielten.
    Jetzt wurde alles mögliche Abgeschaltet, Verboten und/oder verteuert, so dass es weder in China noch hier noch rund läuft, im Gegenteil.
    Viele Betriebe wandern ab, schrumpfen oder schließen insgesamt, kaum was wächst, schafft neue Stellen, expandiert etc (außer die Staatsblase und Schuldenberge)
    Das Scheitern der (politischen und wirtschaftlichen) Chefetagen erscheint so kollektiv und total, dass mir grade kaum ein Grund zur Hoffnung erkennbar bleibt. Wer noch nicht persönlich ausgesorgt hat, wird sich auf Jahre des Schrumpfens und sinkenden Wohlstandes, auf weitere Reallohnverluste und Kaufkraftverluste etc einrichten müssen.
    Ist laut Davos/Harari/Schwab etc alles nicht schlimm, KI und Transhumanismus sind die Zukunft, in der Millionen einfach überflüssig sind – arm/besitzlos, aber glücklich….
    So sagen sie, so glaubten es viele unserer Eliten…
    Ich hatte und habe da so meine Zweifel, zumindest solange die künftigen Besitzlosen immer mehr und unglücklicher werden und noch wählen dürfen. KI hin oder her, es riecht eher nach künftigen Unruhen, Revolutionen und Kehraus für die heutigen Eliten. 2030 oder 2045 wird das Klima vermutlich kaum anders als heute sein, aber politisch können bis dahin schon massive schwarze Schwäne passieren.
    Wenig verwunderlich, dass sich nicht wenige US-Superreiche „Apokalypse-sichere“ Fluchtburgen (oder ihre goldenen Käfige) auf Inseln wie Hawaii oder in sonstiger Pampa bauen lassen…
    Um die Folgen des aktuellen und zeitgeistigen Unfugs 10-20 Jahre in die Zukunft zu denken, braucht es eigentlich keinen Nobelpreis

  5. Es lohnt sich eigentlich nur noch aus Chronistenpflicht, den Tod der E-Auto-Modellreihen und -firmen zu dokumentieren. Das Thema ist meiner Ansicht nach durch. Interessant wird es noch, wenn die EU tatächlich das Reparaturverbot für mehr als 15 Jahre alte Verbrenner durchsetzen will. Bekanntermaßen wird der Fahrzeugbestand in DE immer älter, vor allem, weil sich kein Mensch mehr ein neues Auto leisten will oder kann. Selbst ein mir bekannter Gutverdiener fährt einen topgepflegten Mercedes E200 D, der 17 Jahre alt ist. Also dürfte er schon diesen nicht mehr reparieren lassen. Die Frage ist, was das wieder für ein bürokratisches Monster werden würde: Z.B.: Darf ein Verbrenner nur dann nicht mehr repariert werden, wenn es sich um eine motorenspezifische Reparatur handelt oder bereits dann, wenn ein Radlager kaputt ist? Gilt auch der Wechsel von Verschleißteilen wie Bremsbelägen oder Reifen als Reparatur? Wenn letztes nicht, dann ist doch da dem Schmuh Tür und Tor geöffnet – da wird dann die Motorinstandsetzung eben als Achsüberholung deklariert. Nebenbei: Was machen die ganzen Autoersatzteile-Händler, die u.a. auch für sehr alte Autos noch Teile anbieten? Müssen die dann alle dicht machen? So ist es, wenn man Bürokraten Gesetze zu Themen machen läst, von denen sie keinen Schimmer haben.

  6. Es rumort auch bei den Umweltschützern. Im Wald bei Grünheide, der zur Erweiterung der Tesla-Fabrik abgeholzt werden soll, haben sich Umweltschützer mit Baumzelten eingenistet. Sie sagen, dass das e-Auto zwar einen grünen Anstrich habe, tatsächlich aber nichts zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen könnte.

    • diese Menschen wollen nichts als Aufmerksamkeit. Hier soll in Deutschland ein Hightech Standort in einer strukturschwachen Region ausgebaut werden und man klebt sich an Mono-Kulturen die einzig und allein damals aufgeforstet wurden um Brachland noch irgendwie etwas nutzbar zu halten. Tesla würde jeden km² der dort abgeholzt wird durch gesunden Mischwald ersetzen. Aber diese Spinner stehen stellvertretend für die Lage im Land. Wir werden bald zum Museumsland.

  7. Es ist eine Unsitte geworden, Marktbereinigungen in einem durch staatliche Eingriffe und Subventionen künstlich anheizten Segment der Technologie zuzuordnen, dort also von einem richtig-falsch-Ansatz zu einem gut-böse-Ansatz zu wechseln. Am Ende ist der Elektromotor auch nur eine Art, einen Pkw anzutreiben. Niemand würde den Niedergang zum Beispiel der Firma Fiat oder generell der ganzen italienischen Automobilindustrie auf den Benzinmotor zurückführen. Der Niedergang von Fiat und Alfa Romeo oder das Verschwinden von Lancia war eine Mischung aus Managementversagen und Kapitalfehlallokation. Genau wie jetzt bei Fisker. Man kann problemlos E-Autos bauen und damit Geld verdienen – wenn man es richtig macht.
     
    Beim E-Auto machen „Rechte“ genau das, was sie Grünlinken beim Essen oder Sprechen vorwerfen, wenn sie Veganismus oder Gendern kritisieren – also Haltungshuberei vorwerfen. Dabei sind sie selbst Haltungshuber, in der Weise, wie sie den Elektroantrieb angehen. Tatsächlich aber kauft kein Käufer ein Elektroauto, weil es hip ist oder er meint, damit das Klima zu retten. Ganz sicher ist auch die Auto-Politik der EU mit Euro 7 und Verbrennerverbot völliger Schwachsinn – aber für die kann kein Autohersteller. Eher ist es doch so, dass sich die Autoindustrie, wie alle heutigen Unternehmer, bei den grünlinken Eliten anbiedern, egal, wie sehr von denen geschädigt werden. Geht es an die Substanz, wird zuerst ein „Brandbrief“ geschrieben, danach das Kapital ins Ausland verschoben und die Arbeitnehmer gefeuert. Das ist ja nicht nur im Automobilbereich der Fall. Danach gibt es kleinlaut-verklausulierende Berichte in der linksliberalen Presse und empörte bei TE und Co. – und damit hat es sich dann. Warum sollte das hier anders sein? Die Wirtschaft ist noch nie gegen die Machthaber aufgestanden.
     
    Elektroautos fahren zwar auch nur von A nach B, aber sie haben ihre spezifischen Eigenheiten. Es ist sinnlos, eine Verbrennerplattform zu nehmen, und dann Batterien einzubauen und E-Motoren. Dieser Ansatz ist inzwischen allgemein am Markt gescheitert. Danach suchen Käufer von Elektroautos nicht. Das Fehlen eines Start-Stopvorganges, der sehr lineare Drehmomentverlauf, der Getriebe überflüssig macht und die sehr viel einfachere Steuer- und Regulierbarkeit eines Elektroantriebes verschieben beim E-Auto den Fokus weg von der Antriebstechnik auf das Fahrerlebnis, also die Software und die Schnittstellen zwischen Fahrer und Auto. Dies haben traditionelle Hersteller bisher nicht oder nicht richtig begriffen, warum sie E-Autos bauen, die keiner wirklich will. Und am Ende haben auch E-Autokäufer nicht mehr Geld in der Tasche als die von Verbrennern.
     
    Fisker hat versucht, ohne Markenimage und eigenen Stil nur einen weiteren SUV im Markt zu plazieren, der zudem sehr teuer war. Warum aber sollte man sich einen Fisker Ocean statt eines BMW iX kaufen? Beide sprechen die gleichen Kunden an, aber bei BMW steht dahinter eine weltweite Verkaufsorganisation und zahlreiche Werkstätten.
     
    Der Erfolg von Tesla hat Nachahmer auf den Plan gerufen, was eine völlig normale Entwicklung in einem aufstrebenden Markt ist. Nach einer Weile kommt es dann zur Auslese, und das findet derzeit statt. In Wirklichkeit ist am E-Automarkt die Zeit für Entrepreneure abgelaufen, neben Fisker wird auch Polestar wieder verschwinden. Volvo wird seine E-Autos nur noch unter der eigenen Marke anbieten.
     
    Momentan starrt die Automobilindustrie auf die Wahlen zum EU-Parlament im Sommer. Käme es zu einer Mehrheit rechts der Mitte, wird das Verbrennerverbot fallen. Die Industrie wird dann wieder in die alte Technologie investieren – auch ein Grund, warum sie bisher reine Elektroplattformen vermieden hat, die teuer in der Entwicklung sind, sich dann aber kaum mehr amortisierten. Erwartbar dürfte ein Kompromiss zwischen EU-Kommission und Parlament sein: Das Verbrennerverbot fällt, aber es gibt eine Pflicht, eine gewisse Linie an E-Autos anzubieten, bzw. die Hälfte der verkauften Autos muss einen Elektromotor haben. Denkbar ist, dass, mit Ausnahme von Sportwagen, Verbrenner ab der oberen Mittelklasse verschwinden. In diesen Segmenten sind E-Autos wirtschaftlich zu produzieren. Was dann an Markt für E-Autos übrigbleibt, können Tesla und die Althersteller problemlos allein bedienen. Mit dem Ende von Fisker ist diese Entwicklung schon eingeläutet worden.
     
     

    • Völlig richtig. Man muss seine Nische finden. Entweder man baut so gute Autos dass man es sich leisten kann eine Manufaktur zu bleiben oder man muss so effizient und wettbewerbsfähig werden dass man auch mit Masse Gewinn macht. Dazwischen wird es oftmals schwierig.

  8. Ich hoffe bei den „großen Autobauern“ handelt es sich nicht um Daimler, der ja laut anderen Meldungen sich aus diesem idiotischen Elektromarkt zurückziehen will.

  9. Wenn ich ein neues Auto kaufen würde wären zwei Bedingungen nicht verhandelbar.

    1. reiner Verbrenner, nur wenn Diesel im Angebot, kein Hybrid oder Ähnliches
    2. keine Überwachungselektronik, kein autonomes Fahren
    • Aus diesem Grund fahre ich echte Oldtimer: Im Winter einen verzinkten Peugeot 205 GT (mittlerweile 33 Jahre alt) und im Sommer, je nach Distanz, Fiat 500 (Bj.1970) oder Mercedes Strich-8 (Bj.1973). KEIN Fahrzeug hat irgend eine Piepsfunktionen, der 205er hat eine sehr überschaubare Elektronik und ansonsten haben alle vor allem ELEKTRIK mit Kabeln mit veritablen Durchmessern.

    • Die Bedingung „keine Überwachungselektronik“ dürfte eher schwierig werden, da bestimmte Systeme (eCall, einfache Blackbox etc.) inzwischen vorgeschrieben sind.
      Beim autonomen Fahren (im Sinne von „das Auto fährt vollumfänglich selbstständig, kein Mitfahrer braucht einen Führerschein und muss auch nicht entsprechend zeitnah fahrtüchtig sein“, alles andere ist nämlich eh nicht autonom ?) kann ich Sie beruhigen (ich bin als Automatisierungs-Ingenieur vom Fach), das wird in den nächsten Jahrzehnten sicher nichts werden (und vermutlich sogar aus rein rechtlichen Gründen niemals wirklich autonom, siehe oben, kommen).

  10. Neu Firmen haben es schwer. Tesla und BYD sind rühmliche Ausnahmen. VW, BMW, Mercedes, usw. sind mittlerweile sehr weit in der Elektrotechnik. Da wird es schwer für Startups. Der Markt ist nicht mehr ganz frisch und der Kuchen ist bereits aufgeteilt. Sorry Fisker!

    • Na ja, bei deutschen Firmen bin ich in Sachen E-Auto eher skeptisch. Ich hatte bereits zwei E-Autos, aus technischer Sicht, insb. auch Software, sind die deutschen Fahrzeuge Barock. Da sind Tesla, Koreaner und die Chinesen besser aufgestellt. Insb. Hyundai/Kia mit ihrer E-Plattform spielen in derselben Liga (z.B. 800 Volt Technologie) wie Porsche/Audi e-tron, nur halt erheblich günstiger.

  11. Komisch. Habe noch nie etwas von der Marke Fisker gehört.
    Zwei Fragen: das erste Auto soll aus recycelten Materialien bestanden haben. Zählt dazu auch die Batterie?
    Und handelt es sich bei dem verbrannten Geld um Eigenkapital oder staatliche Fördermittel?
    …ich hab mal schnell gegoogelt. Henrik Fisker ist ein begabter Autodesigner, er hat z.B. den wunderschönen BMW Z8 gezeichnet. So etwas könnte er doch wieder tun. Das ist reale Wertschöpfung.

  12. …braucht keiner, kann weg. habe inzwischen zwei stricherllisten: einmal „plötzlich und unerwartet“ und „nächste e-auto-firma pleite“. man braucht keinen extremismus, geht auch so…

  13. Fisker? Ich erinnere mich an einen Pionier der Branche, der u.a. auch technische Herausforderungen zu bewältigen hatte. Aber das war vor ‚vielen Monden‘.
    Gibt‘s die tatsächlich heute noch? Naja, dann sind sie mir wohl nicht mehr aufgefallen.

  14. So schlecht sieht das Auto nicht aus. Wenn man den mit einem ordentlichen Verbrenner ausstatten würde, könnte man davon wesentlich mehr Fahrzeuge an den Mann bringen.

  15. Das erste Modell, das Elektro-SUV Ocean, setzte auf recycelte Materialien und war nach Angaben des Unternehmens das nachhaltigste Auto der Welt.
    Viele CEOs meinen wenn sie Nachhaltigkeit auf Produkt schreiben verkauft sich das Produkt wie von selbst. Die meisten Kunden reden zwar davon aber sobald es ans bezahlen geht interessiert das aber niemanden mehr. Der Kunde will Preis/Leistung sehen. Go woke get broke.

    • Echte Nachhaltigkeit wäre es, ein Kraftfahrzeug so lange wie möglich zu fahren. Die meisten E-Autos sind aber geleast, d.h. nach zwei bis vier Jahren gehen sie zurück zum Händler/Hersteller, der damit dann Halden füllt, da sie sich nicht weiter verkaufen lassen.

      • falsch. Das möglichst lange Weiterfahren eines klassischen Verbrenners mit hoher Fahrleistung ist eben nicht das nachaltigste. Denn die Verbrennung des Kraftstoffs macht etwa 3/4 des Impakts aus. Aus Umwelttechnischer sicht ist also die sofortige Stilllegung, Verschrottung, Weiternutzung der Materialien wie Stahl, Aluminium usw. die effektivste Variante und nach 40-60.000km im neuen (E-Auto) steht man umwelttechnisch besser da.
        Aus ökonomischer Sicht völlig anders. Hier ist es für den Geldbeutel deutlich besser den Verbrenner möglichst solange zu fahren wie es geht, es sei denn die Werkstattkosten explodieren.

    • Diese Art von Nachhaltigkeit kommt ja nicht von den Firmen-CEOs sondern eher vom grünen Umfeld. Die Firmenchefs wollen aber stets mit der „grünen Zeit“ gehen und haben sich dabei völlig verrannt. Die Preise dieser Produkte sind völlig daneben! Es wird da leider ganz enorm abgezockt oder auch nicht. Das letzte Wort sollte nämlich immer auch der Kunde haben.

      • Warum sollte der Kunde das letzte Wort haben? Der Kunde hat immer das letzte Wort, denn er entscheidet ob gekauft wird oder nicht. Und ein ganz entscheidendes Kriterium ist nun mal das Preis / Leistungsverhältnis. Ich möchte mal ein Beispiel nennen wo man es mehr als deutlich sieht.
        Solaranlagen auf den Dächern:
        Wenn ich mit Menschen spreche warum sie Solaranlagen auf ihren Dächern haben, dann erzählen Sie mir immer, wie viel Geld sie damit sparen/verdienen. Wenn ich dann frage wie viel CO2 sie damit einsparen, können Sie mir das nicht beantworten. Auch hier ist entscheidend Preis/ Leistung und nicht Nachhaltigkeit. Als kleines Bonus kann man sich auch noch als Weltenretter präsentieren, das war aber nicht der Investitionsgrund.

      • Das kann ich so bestätigen. Ich habe PV und auch ein E-Auto, beides ergänzt sich eigentlich ganz gut. Bei PV ist für mich ein wichtiges Kriterium die Unabhängigkeit, beim Auto die Unterhaltskosten, insb. wie gesagt in Kombination mit PV. Mein Ziel ist es, wenn ich in gar nicht so ferner Zeit in Rente gehe, verhältnismäßig niedrige laufende Kosten zu haben. Die Umwelt spielt für mich nicht die geringste Rolle.

Einen Kommentar abschicken