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DEUTLICH GERINGERES WACHSTUM

Im europäischen Vergleich sieht Deutschlands Wirtschaftsplus mager aus

von Redaktion

18.01.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Italien erwirtschaftete im Jahr 2021 laut Schätzungen ein Wirtschaftswachstum von 6,2 Prozent, Frankreich rechnet mit 6,3 Prozent, Spanien mit 5,7 Prozent. Deutschland freut sich über magere 2,7 Prozent. Interessant: Etwa 0,5 Prozent werden dem Impfstoffhersteller Biontech zugerechnet.

Nach amtlichen Schätzungen des Statistischen Bundesamts ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 um 2,7 Prozent gewachsen. Ursprünglich hatten Ökonomen mit einem Plus von rund vier Prozent gerechnet. Die Bundesregierung hatte ein Wachstum von 3,5 Prozent erwartet. Grund für das Minus sei die vierte Corona-Welle mit weiteren Einschränkungen im Kampf gegen die Virus-Pandemie, heißt es. Im Vergleich dazu: 2020 sank das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2019, wie das Statistische Bundesamt berichtete.

Offiziell wird kolportiert, das geringer als erwartete Wachstum habe mit Lieferengpässen zu tun, wonach viele Betriebe in der Automobilindustrie, der Elektroindustrie oder im Maschinenbau leiden. Doch beispielsweise Italien erwirtschaftete 2021 laut Schätzungen ein Wachstum von 6,2 Prozent. Was die Frage aufwirft, ob Italien nicht auch unter Lieferengpässen leidet; schließlich treffen Lieferengpässe nicht nur Deutschland oder Italien, sondern sind offenbar global zu beobachten.

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Dazu noch eine genauere Betrachtung: Im 2. Quartal 2021 wuchs Italiens Wirtschaft um 2,7 Prozent. Bereits im 1. Quartal 2021 wurde über ein Wachstum berichtet. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum 2020, als für Italien nahezu eine Katastrophe heraufbeschworen wurde, die auch den Wiederaufbaufonds der EU rechtfertigte, gab es in Italien ein Plus von 17,3 Prozent beim BIP. Sicherlich, im gesamten Jahr 2020 gab es insgesamt einen deutlichen Einbruch beim BIP, nämlich neun Prozent, und damit den gravierendsten Absturz in der Nachkriegsgeschichte.

Doch wie lässt sich nun der neuerliche Wirtschaftsaufschwung Italiens erklären? Oftmals heißt es, es hinge mit den strengen Corona-Regeln zusammen, die Italien bereits seit dem Ende der Sommerferien 2021 kenne. In Deutschland griffen diese – offensichtlich dem Wahlkampf geschuldet – erst weitaus später. Dennoch: Ende Dezember 2021 meldeten Italiens Behörden rund 98.000 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Italien wurde aus deutscher Perspektive vom Impfmusterland zum Hochrisikogebiet.

Womöglich liegt es am Europäischen Wiederaufbaufonds: Italien erhält in Summe 191,5 Milliarden Euro – davon 68,9 Milliarden Euro an Zuschüssen und den Rest in Form von Krediten. Das Geld soll zu 70 Prozent zwischen 2021 und 2022 ausgezahlt werden, die restlichen 30 Prozent im Jahr 2023. Aber laut dem Handelsblatt (Stand Oktober 2021) „kommt die Maschinerie für die Projektvergabe jedoch erst langsam in Gang. Ausschreibungen für wichtige Großprojekte gibt es noch keine. Italien und auch Frankreich nutzen die Hilfen aus Brüssel bislang vor allem, um bereits bestehende Projekte zu fördern.“ Das Wirtschaftswachstum in Südeuropa nehme zwar Fahrt auf. Die EU-Fonds hätten daran aber nur einen sehr geringen Anteil.

Schauen wir nach Frankreich: Im Jahr 2020 betrug das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts dort rund minus 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr 2021 wird das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts auf rund 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert.

Und Spanien? Im Jahr 2020 betrug das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts in Spanien rund minus 10,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr 2021 wird das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts in Spanien auf rund 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert.

Interessant in Deutschland beim Plus von 2,7 Prozent: Etwa 0,5 Prozent werden dem Impfhersteller Biontech zugerechnet. Von einem „Biontech-Effekt“ ist gar die Rede. Das Unternehmen verhelfe der Wirtschaft zum Aufschwung. Führende Ökonomen sind überzeugt, das deutsche Wirtschaftswachstum 2021 wäre ohne den Impfstoff-Hersteller Biontech deutlich kleiner ausgefallen.

Dazu kommt aber: Angeheizt von gestiegenen Energiepreisen stieg die Inflationsrate in Deutschland 2021 deutlich. Die Verbraucherpreise legten im vergangenen Jahr im Schnitt um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Zieht man also in Deutschland die Inflationsrate ab – sie lag 2020 noch bei einem Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2019 – so dürfte der „Konjunkturaufschwung“ noch weitaus geringer ausfallen.

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25 Kommentare

  1. Zweiter Versuch der Freischaltung
    Firma BIONTECH
    Anschrift: An der Goldgrube 12

    Na wenn diese Anschrift nicht Programm ist !?

    Da ist es doch kein Wunder, wenn das „wandelnde Warndreieck“ Karl Lauterbach im Bundesrat sinngemäß erklärt: „Wir werden dafür sorgen, dass die Pandemie nicht zu Ende geht“ (!)

  2. Geschäftsmodell „Steuer- und Abgabenraub durch Lügen und Massenmord“ ins Wirtschaftswachstum reinzurechnen ist schon sportlich…

  3. Im Vergleich mit den Nachbarstaaten merkt man erst den „Merkel Effekt“. Die hohe Inflation wird sich erst heuer spürbar durchschlagen. Im Land selbst hat sich wenig verändert, außer den Farben der Regierenden und ein gestiegener Anteil an neu Angekommener. Auch dies wird erst heuer in die Köpfe der Wähler vordringen. Ein starker Anstieg der Arbeitslosen und eine kaputte Wirtschaft kann ja keine anderen Zahlen, als die angeführten, ergeben.
    Wenn man nur die Welt, das Klima und die Flüchtlinge retten will, geht dabei da eigene Land zugrunde. Wer zu einem anderen Schluss kommt, der informiert sich bei der ÖRR und anderen gekauften Medien.

  4. Eine Scheinblüte in den genannten Ländern. Sie wird verwelken, wenn die Hilfszahlungen auslaufen. Dazu kommt, sie werden die selbstgemachte Inflation der Deutschen importieren. Also die irrwitzigen Energiepreise der Deutschen mit deren Exporten mitfinanzieren. Auch das wird die Konjunktur dort mit abwürgen.

  5. Wenn Italiens BIP 2020 um 9 % gesunken und 2021 um 6,2 % gestiegen ist, liegt die absolute Wirtschaftsleistung Italiens ggü. 2019 immer noch niedriger als die Deutschlands, nämlich bei 96,7 % (BRD: 98 %). Daraus lässt sich also nur ableiten, dass in Italien das BIP grundsätzlich stärker (nach unten wie nach oben) auf allgemeine Konjunkturschwankungen reagiert als bei uns, mehr nicht.

  6. Offensichtlich helfen die Investitionen in den Kampf gegen rechts der Wirtschaft (noch) nicht, da wird das Gendern sicher alles rausreißen. Bitte mehr Symbolpolitik erfinden, irgendwann werden wir sogar die Attraktivität als Einwanderungsland verloren haben.

  7. Die deutsche Industrie wird ganz sicher weiter im internationalen Vergleich zurück fallen. Allein schon der in Zukunft noch höheren Strompreise im Wettbewerb zum Beispiel zu Tschechien oder Frankreich.
    Hinzu kommen diverse administrative Erschwernisse für Unternehmen auf dem Staatsgebiet der BRD, welche allerdings in Nachbarländern schon nicht mehr gelten. Übrigens: wer es noch nicht getan hat, sollte Aktienbestände von deutschen Unternehmen auf Sicht von vielleicht vier Jahren besser meiden!

  8. Ich vermute, dass ist erst der Anfang. Alles andere wäre unplausibel.

  9. Da bahnt sich gerade ein ganz anderer Biontech-Efffekt an.

  10. Frage: wenn der Impfstoff doch so „notwendig und lebensrettend“ ist, warum ist er dann so teuer, obwohl die Entwicklung und vieles andere mit Steuergeld massiv gefördert wurden ?
    Für mich das ideale Abzockmodell … so geht Business, wenn jeder Anstand, Rechtsstaat und jede Kontrolle fehlen.
    Meine Forderung: ein Untersuchungsausschuss und eine gerichtliche Klärung.

  11. Im Euroraum gibt es halt eine „funktionierende Arbeitsteilung“: Der Süden organisiert ein schuldenfinanziertes Wirtschaftswachstum und der Norden bzw. Deutschland bezahlt dies über EU-Nettobeiträge, negative Target-Salden, Schuldenunion und die kalte Enteignung der deutschen Sparer via Inflation. Das ist seit eh und je gemeint, wenn die Linken von „Solidarität“ sprechen: Die Fleissigen und Sparsamen sollen für die Verschwender und Drückeberger zahlen.

  12. Ist das das neue Zugpferd der Wirtschaft, die Impfindustrie? Na dann gute Nacht.

    • Hinzu kommt noch:
      Gepampert von uns Steuerzahlern!

    • Keine Sorge, die Biontech Aktie schmierte innerhalb der letzten vier Wochen um über 34% ab. War wohl nur eine temporärer Goldgrube an der Goldgrube.

      • Seht euch doch den DAX 40 an. Schrottindex. Da findet in der Zwischenzeit auch schon ein Ausverkauf statt. Die deutschen Industrieperlen im Sinkflug.

  13. Deutschland generiert jetzt noch einige Zeit Luftwachstum in europäischen Südländern und Klimarettung und dann ist Schluß. Das ist aber auch egal, denn für nachhaltigen Fortschritt und modernes Wachstum bräuchte man Fachkräfte und eine moderne Infrastruktur. Beides haben wir nicht, wir brauchen nur das vorhandene auf. Deutschland wird noch ein Weilchen zuendeverwaltet, alle holen raus, was noch geht, und irgendwann ist es dann entweder ein unbedeutender Multikultistaat ohne wesentliche Wirtschaftsleistung oder ein ebenso unbedeutender Teil eines Großstaates. Der Zeitpunkt für ein Umsteuern ist lange vorbei, was verschludert wurde, läßt sich unter den heutigen Bedingungen nicht mehr gutmachen. Von daher sind die Wachstumszahlen, seien sie nun echt oder geschönt, langfristig unwichtig.

    • Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe. Wie soll sich unter den eingetretenen Bedingungen, die nunmal da sind und sich auch nicht mehr ändern lassen, etwas zum Guten ändern? Die Bevölkerung hat sich drastisch verändert und die Infrastruktur nähert sich im Standard den Neubürgern immer mehr an. Solche Grundvoraussetzungen hatten wir meines Wissens noch nie. Als nach dem letzten Krieg die Infrastruktur darniederlag hatten wir eine homogene, fleißige und aufbauwillige Bevölkerung.

  14. Mit wirtschaftsfreundlichen Maßnahmen lassen sich in Deutschland keine Wahlen gewinnen. Der veröffentlichten Meinung und den herrschenden Gutmenschen ist das egal.

    Schick ist „Verzicht“. Schick ist, die Wirtschaft mit gut gemeinten Regelungen zu gängeln, zu ersticken. Schick ist, den Strom so zu verknappen, dass die Betriebe abwandern. Schick ist, Unfähige durch Quoten in hohe Positionen zu bringen.

    Mal sehen, wie lange noch.

    • …und schick sind Lastenräder und das Ganze untermalt durch die öffentlich rechtlichen TV-Anstalten im Gleichklang mit der rotgrünen Illusion und Beiträgen wie „Entspannt in den Blackout“…

      • Lastenräder: Sind wirklich nicht billig, und daher das ideale Statussymbol der links-grünen gehobenen Akademiker-Mittelschichten in den teuren Stadtvierteln. Eine Supererfindung – warum habe ich nicht an so etwas gedacht!

  15. Endlich wirkt die Inklusion. Alles auf dem Weg zum (Unter)Durchschnitt.

  16. Die Deutschen glauben ja auch gerne sie seien „reich“. Dabei ist die Wohneigentumsquote in D die geringste in der EU. Gut 50% der Deutschen besitzen buchstäblich nichts, kein Wohneigentum, keine Anlagefonds, vielleicht ein altes Auto…. Aber das Gefühl zum „wohlhabenden Teil Europas“ zu gehören macht die Illusion perfekt…

    • Solange das nicht an der Wahlurne ankommt, wird die obere Hälfte Grüne oder FDP wählen, die dann noch eine etwas abgehalfterte „Volkspartei“ zum Regieren „anfüttern“ …

    • So sieht es aus, abbezahlte Immobilie, Aktien ect. bilden die Ausnahme. Ich frage mich ob es gewollt ist oder die finanzielle Bildung in Deutschland daran schuld ist. Selbst als Lkw Fahrer habe ich eine abbezahlte Immobilie und mehrere Aktienpakete. Wenn ich allerdings sehe wie mein Umfeld sein Geld für Urlaub Auto und Konsum raushaut wundert mich das nicht. Ich habe heute zb. Für 1000 Euro investorAB Aktien aus Schweden nachgekauft.

    • Dafür haben die Deutschen mehrheitlich das wohlige Gefühl kleiner unmündiger Kinder, daß sich jemand ganz doll um sie kümmert. Auf Länder, in denen sich die Bürger dagegen wehren, zu einer gepamperten verantwortungsbefreiten Masse zu verkümmern, wird arrogant herabgesehen. Denn in einigen Disziplinen sind die Deutschen immer noch Weltklasse, in Selbstüberschätzung, wo es nichts zu überschätzen gibt, in Selbsthass, wo es nichts zu hassen gibt und in Selbstbetrug.

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