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Innovationsstau

Das deutsche Wirtschaftswunder und sein Lohnrätsel

von Gastautor

25.01.2018

| Lesedauer: 5 Minuten
Aller Boom-Rhetorik zum Trotz steigen die Löhne hierzulande kaum. Grund dafür ist die stagnierende Produktivität.

Seit zehn Jahren wächst die Erwerbstätigkeit in Deutschland ungebremst. Medien und Politik feiern das deutsche „Jobwunder“. Im November letzten Jahres wurde mit 44,7 Millionen Erwerbstätigen ein neuer Rekord aufgestellt, ein Plus von knapp 5 Millionen seit der Finanzkrise. Obendrein ist ein Ende des Beschäftigungsaufbaus nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Zuletzt hat sich der Zuwachs sogar weiter beschleunigt auf plus 700.000 Erwerberbstätige jährlich. Die guten Arbeitsmarktzahlen würden, so Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zeigen, dass „viel erreicht“ wurde. Der Arbeitsmarkt sei „in bester Verfassung“ und „voller Chancen“.

Doch der Schein trügt. Die Verfassung des Arbeitsmarktes ist bei weitem nicht so rosig, wie von Frau Nahles formuliert. Trotz einer Wirtschaft „unter Volldampf“, so Ifo-Chef Clemens Fuest, steigen die Löhne nur sehr langsam. Eine dynamische Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung ließ erwarten, dass höher qualifizierte sowie zusätzliche Jobs entstehen. Beides würde für höhere Löhne sorgen. Lohn- und Wirtschaftsentwicklung scheinen jedoch voneinander entkoppelt – ein „Lohnrätsel“ oder „Lohn-Paradox“, wie viele meinen. So steigen die Nominallöhne zwar seit vielen Jahren um etwa 2,5 Prozent jährlich, allerdings ohne erkennbaren Aufwärtstrend. Zudem wurden die Zuwächse in der Regel von der Inflation wieder aufgefressen. Nur von 2014 bis 2016 blieb real eine kleine Steigerung von gut 1,5 Prozent jährlich übrig, allerdings auch das nur, weil die Inflation in dieser Zeit stark zurückgegangen war. Auch im letzten Jahr hat die Inflation von etwa 1,7 Prozent die Nominallohnsteigerung fast vollständig geschluckt. Ohnehin ist das leichte Plus der letzten Jahre nur ein schwacher Ausgleich für die Beschäftigten, denn seit Anfang der 1990er Jahre stagnieren die Reallöhne. Für viele Beschäftigtengruppen waren sie sogar rückläufig.

Reallöhne zwischen stagnieren und rückläufig

Einen gewissen Beitrag zur geringen Lohndynamik dürfte der niedrige Organisationsgrad und die dadurch in vielen Branchen geringe Durchschlagskraft der Gewerkschaften leisten. Entscheidend für den geringen Lohnzuwachs ist jedoch nicht etwa die vermeintliche Entkopplung von Wirtschafts- und Lohnentwicklung. Die blasse Lohnentwicklung ergibt sich vielmehr gerade aus der engen Verflechtung des Arbeitsmarktes mit einer eher kraftlosen Wirtschaft, der es nicht gelingt, die Voraussetzungen für steigende Löhne zu schaffen. Unter diesen Bedingungen bleiben die Möglichkeiten der Gewerkschaften, einen wirkungsvollen Lohndruck aufzubauen, sehr begrenzt.

So überzeichnet der an den Erwerbstätigenzahlen gemessene Beschäftigungsaufbau die tatsächliche Nachfrage der Wirtschaft nach Arbeit deutlich. Von 2006 bis 2016 ist die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwar um 5 auf 31,4 Millionen angestiegen. Dabei wurden jedoch nur etwa eine Million Vollzeitstellen neu geschaffen, dafür aber etwa vier Millionen Teilzeitstellen. Die Arbeitsnachfrage der Wirtschaft verteilt sich also auf immer mehr Erwerbstätige, die individuell entsprechend weniger arbeiten. Noch 2006 leistete jeder Erwerbstätige im Schnitt 1.425 Arbeitsstunden im Jahr. Bedingt durch die zunehmende Teilzeitarbeit waren es 2016 nur noch 1.363 Stunden. Voraussichtlich erst in diesem Jahr erreicht das Arbeitsangebot der Wirtschaft wieder jene etwa 60 Mrd. Arbeitsstunden, die 1991 von den Erwerbstätigen in Deutschland geleistet wurden.

Zunahme der Unterbeschäftigung

Für die Lohnentwicklung bedeutend ist, dass der Trend zu mehr Teilzeitarbeit nicht ausschließlich den Präferenzen der Beschäftigten entspricht. Der enorme Anstieg der Teilzeitarbeit wird oft vom Arbeitsmarkt erzwungen und kaschiert so eine bedeutende Unterbeschäftigung. Immerhin 13 Prozent der Teilzeitbeschäftigten wünschten sich 1998 eine Vollzeitbeschäftigung, 2008 waren es sogar 23 Prozent. Bis 2014 ging der Anteil dann wieder auf 15 Prozent zurück. Da sich die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten seit 1998 aber in etwa verdoppelt hat, ist die absolute Zahl derjenigen, die sich eine Vollzeitstelle wünschen, seitdem deutlich gestiegen. Bei den Teilzeitbeschäftigten ist daher nicht etwa ein Rückgang der Unterbeschäftigung zu erkennen, sondern eine deutliche Zunahme.

Zu einem ähnlichen Ergebnis hinsichtlich der Unterbeschäftigung kommt eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit. Demnach ist sie im Zeitraum von 2009 bis 2014 zwar leicht zurückgegangen und dürfte bis heute weiter gesunken sein. Allerdings zeigt die Auswertung der individuellen Beschäftigungswünsche der registrierten Arbeitslosen und der Erwerbstätigen auch, dass die Unterbeschäftigung bisher nur zu einem geringen Teil abgebaut wurde. Trotz der Reduktion um etwa 1,1 Mrd. Stunden weisen die Forscher für 2014 eine Unterbeschäftigung von immer noch 5,6 Mrd. Stunden aus, was etwa 3,4 Millionen Vollzeitstellen entspreche.

Die Unterbeschäftigung hat einen erheblichen Effekt auf die Löhne, sofern die Unterbeschäftigten über ein ähnliches Qualifikationsniveau wie die Beschäftigten verfügen. Eine kürzlich vom Weltwährungsfonds (IWF) veröffentlichten Analyse befasst sich mit dem auffällig niedrigen Lohnanstieg in den entwickelten Volkswirtschaften seit Ausbruch der Finanzkrise. Eine wesentliche Ursache hierfür erkennen die Forscher im großen Lohndruck, der sich aus dem enormen Anstieg der von Unterbeschäftigung geprägten Teilzeitarbeit ergibt. Diejenigen Teilzeitarbeiter, die weiterhin eine Vollzeitbeschäftigung anstreben und über ein ähnliches Qualifikationsniveau verfügen wie die Vollzeitarbeiter, würden mit diesen konkurrieren und auch deren Löhne unter Druck setzen. Dieser negative Effekt sei wesentlich größer ist als es die rückläufige Arbeitslosigkeit vermuten lasse.

Niedriges Produktivitätswachstum

Die in Deutschland dominierende Ursache für die niedrigen Lohnsteigerungen sieht der IWF jedoch im niedrigen Produktivitätswachstum. Länder, die wie Deutschland ein rückläufiges Wachstum der Arbeitsproduktivität aufweisen, seien „mit Gegenwind beim Lohnanstieg konfrontiert, sogar wenn die Arbeitslosigkeit sinkt“. In Deutschland ist dieses Problem besonders akut, denn die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität wächst nur noch mit jährlichen Raten von etwa 0,5 Prozent, das heißt sie stagniert fast. Da die Unternehmen die Voraussetzungen für eine effizientere und kostengünstigere Herstellungsweise nicht mehr schaffen, ist der unternehmerische Spielraum für Lohnsteigerungen limitiert. Lohnsteigerungen sind dann nur durch die Umverteilung der Lasten auf andere gesellschaftliche Gruppen möglich. So könnten die Unternehmen zugunsten höherer Löhne etwa eine niedrigere Kapitalverzinsung akzeptieren oder versuchen, Preiserhöhungen durchsetzen, die dann die Kunden und Konsumenten belasten würden. Auf gesellschaftlicher Ebene führt eine stagnierende Arbeitsproduktivität zu einer Wohlstandsstagnation, weil die Gesellschaft nicht mehr in der Lage ist das gleiche Arbeitsergebnis mit weniger Arbeitseinsatz zu erreichen.

Das Bestreben der Unternehmen für Produktivitätssteigerungen zu sorgen ist unter Berücksichtigung der aktuellen Bedingungen auf den Arbeitsmarkt allerdings sehr begrenzt. Dies hat das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in einem gemeinsam vom Bundeswirtschafts- (BMWi) und Bundesfinanzministerium (BMF) in Auftrag gegebenen Forschungsbericht herausgefunden. Die Lohnkosten seien durch die „seit Anfang der 2000er Jahre bis heute andauernde Lohnmoderation“ so niedrig, dass es für die Unternehmen attraktiver sei, zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen, anstatt in Automatisierung oder Teilautomatisierungen zu investieren. Der gegenwärtige Beschäftigungsboom ergibt sich demnach nicht etwa durch eine innovations- und produktivitätsgetriebene Wirtschaft, sondern er erhält seinen wesentlichen Antrieb aus wirtschaftlicher Stagnation.

Neue Jobs bei Dienstleistungen, nicht in der Produktion

Die in Bezug auf die Produktivität kraftlose Wirtschaftsentwicklung zeigt sich auch beim Blick auf die Wirtschaftsbereiche, in denen die zusätzlich Beschäftigten Arbeit finden. Der Beschäftigungsaufbau erfolgt in erster Linie in solchen Bereichen, die eine nur unterdurchschnittliche Arbeitsproduktivität erreichen und typischerweise im Zeitverlauf auch nur niedrige Produktivitätssteigerungen erzielen. So ist die Anzahl der Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe, das bis 2005 immerhin noch Arbeitsproduktivitätssteigerungen von etwa drei Prozenterreicht hat, seit 2005 nur leicht um knapp 500.000 angestiegen, nachdem in den zehn Jahren davor über 2 Millionen Arbeitsplätze verloren gingen. Neue Jobs sind vor allem im Dienstleistungsbereich entstanden und dort hauptsächlich im Gastgewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie bei freiberuflichen und sonstigen Dienstleistungen.

Die niedrige Produktivitätsentwicklung führt in eine wirtschaftliche Sackgasse. Sie bewirkt bestenfalls eine Ausweitung der Beschäftigung auf dem gleichen oder einem kaum veränderten technologischen Niveau. Dennoch hält das BMF „das sinkende Wachstum der Arbeitsproduktivität als Ergebnis des Beschäftigungsaufbaus der vergangenen Jahre. angesichts der historisch niedrigen Arbeitslosigkeit (für) vertretbar.“

Gelingt es aber nicht diejenigen volkswirtschaftlichen Bremsen zu lösen, die Prozess- und Produktinnovationen zur Produktivitätssteigerung verhindern, so werden weder die Reallöhne noch der gesellschaftliche Wohlstand insgesamt steigen können. Wohlstandssteigerungen für einzelne Arbeitnehmer werden dann im Wesentlichen nur noch durch die Ausweitung der Arbeitszeiten möglich sein. Diesen Weg gehen zunehmend mehr Beschäftigte, denn der Trend zum Zweit- und Dritt-Job ist vor allem bei niedriger entlohnten Tätigkeiten ungebrochen. In die gleiche Kategorie fällt die steigende Erwerbsquote der Menschen im Rentenalter.

Ausweg Zweit- und Dritt-Job 

Ohne Produktivitätssteigerungen würden aber auch stark steigende Löhne langfristig zum Problem werden. Deutlich steigende Reallöhne könnten sich durchaus für Beschäftige in den Bereichen ergeben, in denen die Unterbeschäftigung abgebaut ist und die Unternehmen die Löhne dann stark anheben müssten, um entsprechend qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Sofern es den Unternehmen dann nicht gelingt die Arbeitsproduktivität zu steigern, würde dies jedoch schleichend die Wettbewerbsfähigkeit aushöhlen und die betroffenen Unternehmen irgendwann einholen. Es ist demnach eine Illusion zu glauben, das vermeintliche Lohnrätsel wäre einfach über die Durchsetzung drastischer Lohnerhöhungen mittels politischer Regulierung zu lösen. Die Ursache für das Lohnrätsel liegt vielmehr darin, dass die Wirtschaft seit mehr als einem Jahrzehnt nur auf einem kaum veränderten technologischen Niveau wächst. Die politische Aufgabe muss es daher sein, sich dieses Problems ernsthaft zu widmen und die Stellschrauben für ein qualitatives, also produktivitätssteigerndes Wachstum zu finden. Nur so werden bessere und besser entlohnte Jobs und mehr Wohlstand möglich.


Alexander Horn lebt und arbeitet als selbstständiger Unternehmensberater in Frankfurt. Er ist Geschäftsführer des Novo Argumente Verlags und Novo-Redakteur mit dem Fokus auf wirtschaftspolitischen Fragen.

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54 Kommentare

  1. Voraussetzung für Produktivitätssteigerung bedeutet schnelles investieren in neueste Technik. Dazu sind beste Infrastruktur, gute naturwissenschaftliche Allgemeinbildung, wissenschaftlicher Vorlauf und Leistungsbereitschaft erforderlich. Das wird in Deutschland leider immer mehr vernachlässigt. Unsere Wirtschaft läuft nur deshalb noch gut, weil wir heute noch von dem zehren können, was Vorgänger geschaffen. Lange wird das nicht mehr anhalten, Es schmilzt leider mehr und mehr ab. Bestes Beispiel: In ehemals unvorstellbarer Weise wird heute in Deutschland gelogen und betrogen, um zurückgebliebene Industrieerzeugnisse (jetzt Auto) noch absetzen zu können. Statt unsere Zukunft und die kommender Generationen zu sichern, verlieren wir uns dagegen gesellschaftspolitisch immer mehr in unrealistische, teils abwegige oder romantische Abwege. Die braucht eine auf wissenschaftlich und technischen Fortschritt getrimmte und angewiesene Welt heute am allerwenigsten. Wenn wir da nicht ganz schnell umschalten, wird es bitter für uns. Aber können wir das überhaupt noch mit unserer langatmigen Politik und Gesellschaft?

  2. „Neue Jobs bei Dienstleistungen, nicht in der Produktion“
    Genau das ist das „Jöbliwunder“ von dem alle reden. Neue schlechtbezahlte Jobs in der Sicherheitsbranche, Reinigungsbranche, Gastronomie, Kurierdienste usw.
    Während durch immer mehr Digitalisierung und Automatisierung die etwas besser bezahlten Jobs z.B. in der Buchhaltung wegfallen.

  3. Hauptgrund dürfte wohl die gnadenlose und grenzenlose Globalisierung sein. Grenzenlos im Sinne, das es bis jetzt nicht gelungen ist, sie weltweit in allgemein gültige Bahnen zu ordnen und somit allgemeingültige Grenzen zu definieren. Solange Regierungen willkürlich und nur auf eigenen Nutzen bedacht in den Markt durch Subventionen, künstlichen Geldentwertungen, ungehinderte Zuwanderungen usw. massiv eingreifen, wird der Markt, also auch der Arbeitsmarkt, total verzerrt. Absolut grenzenlos funktioniert nur dann, wenn überall annähernd gleiche Voraussetzungen vorhanden. Wer dazu noch dem Kapital erlaubt ohne jeden moralischen Skrupel das Kapital nur zur Gewinnmaximierung und egal wo einzusetzen, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich das Kapital verselbstständigt. Statt den Menschen und ihren Gesellschaftssysteme zu dienen, arbeitet es für ihren Verfall. Erstaunlich eigentlich für Deutschland, das gerade die politischen Kreise, samt Gewerkschaften, diese ihre Anhänger schädigende Verfahrensweise mittragen und sogar beschönigen. So versagen sie gerade bei den Menschen, die sie vertreten sollen und die sie eigentlich dringend brauchen. Damit wird die Balance zu Gunsten der Kapitaleigner und zu Lasten der es Erarbeitenden, weiter einseitig verschoben. Billigste und oft bedürfnislose Arbeitskräfte aus aller Welt überschwemmen leider daher auch unseren Arbeitsmarkt. Ständig steigende Sozial und Steuerabgaben belasten zusätzlich das Realeinkommen der hier abhängig Beschäftigten enorm. Große Teile des von ihnen erwirtschafteten Kapitals kommen nicht ihnen zugute, sondern werden in aller Welt sogar durch eigene Regierungen oft sinnlos verwirtschaftet. Diese Weltrettungspolitik um jeden Preis muss endlich wieder in eine vernünftige und den eigenen Standort fördernde Politik überführt werden. Nur wer selber stark, kann auch andere stärken.

  4. Richtig. Hinzu kommt, dass es im Dienstleistungsgewerbe de facto ohnehin keine Prod.steigerungen geben kann.

  5. Irgendwas ist recht kaputt, wenn ein Handwerker einen ganzen Tag lang arbeiten muss, um sich eine Stunde die Dienstleistung eines Handwerkers leisten zu können.

  6. Mehr Staat, mehr Vorschriften, mehr Bürokratie. Das Phänomen der hohen Beschäftigung bei fallender Entlohnung ist in fast (?) allen Industrieländern zu beobachten. Heute reicht ein normales (Facharbeiter oder Angestellter) Einkommen bei einer Familie mit 3 Kinder auf keinen Fall aus. Die digitale Revolution hat wenig ausgerichtet, Brücken und Flughäfen werden in virtuellen Welten erstellt und es dauert unendlich länger als noch 1930, sie zu bauen. Die Gleichungen die dabei zu lösen sind, könnten eigentlich in Windeseile vom Rechner (ja, das Wort gibt es noch) verarbeitet werden, aber die Entscheidungsfindung dauert Ewigkeiten. Das Schaffen von Werten, Industrieleistungen und Dienstleistungen die wirklichen Inhalt haben (z.B. Ärtzliche Dienstleistungen), nimmt, empfunden, ab. Unsere Lebenserwartung ist gestiegen, sicher eine Errungenschaft, aber auch hier scheint der Zenit erreicht (ganz abgesehen von der katastrophalen Versorgungslage für die Mehrheit der Deutschen). Man kommt weder mit dem Zug (wegen endloser Verspätungen), oder dem Auto (man fährt bequemer aber dann gibt es die Baustellen), oder dem Flugzeug (die Sitze werden kleiner die Flugzeuge langsamer) schneller vorwärts, als vor 10 oder, in manchen Fällen, vor 100 Jahren.
    Die Kosten für Industrieprodukte sinken, aber alle andere Kosten steigen.
    Die technische Revolution ist, insbesondere in Bereichen die vom Staat geregelt werden (d.h. außer beim Internet), so scheint es, verpufft.

  7. Bleibt am Ende die Frage ob eine automatisierte digitale Wirtschaft 4.0 bereit ist sich bei eingesparter Arbeitskraft an den stetig steigenden Sozialkosten zu beteiligen ?

    • Es stellt sich nur die Frage, ob der am niedrigsten qualifizierte Teil der Arbeitnehmer in der Lage sein wird, die steigenden Anforderungen zu bewältigen.

  8. Es wird eine Konvergenz der EU Volkswirtschaften angestrebt. Und da in rumänien Millionen von 500 euro nur träumen kölnnen und 1000 Euro in Polen ein anständiger Lohn sind, ist nicht gewollt, daß die Deutschen „noch reicher werden“ … Und daher hat sich auch niemand um die Lohnkosten gekümmert.

    • Hoffentlich hält mit der volkswirtschafliche Konvergenz auch die sozialwirtschaftliche Vereinheitlichung Schritt , sonst laufen den Wohlfahrtsstaaten die Leistungsträger weg , und im Austausch bekommen sie dafür Sozialimigration .

  9. Die Lösung des vermeintlichen Lohnrätsels lautet: „Lohnstückkosten „!

    Als Lohnstückkosten (LSK) werden die auf eine bestimmte Leistungseinheit entfallenden Arbeitskosten bezeichnet, d. h. die personalbezogenen Herstellkosten pro produziertem Stück. Für die Berechnung der Lohnstückkosten werden die Arbeitskosten je Arbeitseinheit ins Verhältnis zur Produktivität je Arbeitseinheit gesetzt. Die Lohnstückkosten können sowohl pro Arbeitnehmer (Erwerbstätiger) als auch pro Stunde berechnet werden. Dabei müssen in der oben genannten Gleichung nur jeweils im Zähler und im Nenner die Größen pro Stunde statt pro Kopf angegeben werden. Steigende Arbeitsproduktivität bei gleichbleibenden Arbeitskosten führt demnach zu sinkenden Lohnstückkosten. Gleiches gilt für sinkende Reallöhne bei gleichbleibender Arbeitsproduktivität(Deflation). Abnehmende Arbeitsproduktivität führt hingegen, genauso wie steigende Rellöhne im Verhältnis zur Arbeitsproduktivität, zu höheren Lohnstückkosten(Inflation).

    Eine Veränderung der Lohnstückkosten wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus, wenn die Arbeitskosten stärker steigen oder fallen als die Kapitalkosten und deshalb Arbeitskraft durch Fertigungsmaschinen ersetzt wird oder umgekehrt.

    Die Fiskalpolitik ist ein wirtschaftspolitisches Instrument des Staates, welches mittels der Beeinflussung von Steuern und Staatsausgaben die konjunkturellen Schwankungen auszugleichen versucht. Somit soll ein stabiles Wirtschaftswachstum erhalten bleiben. Weitere Ziele der Fiskalpolitik sind ein hoher Beschäftigungsstand und eine gleichmäßig geringe Inflation. Ein „Indifferent fiskalpolitisches Instrument“ ist z.b.:
    – Senkung der Lohnstückkosten (erhöht evtl. Auslandsnachfrage ->“Exportkonjunktur“ gegenüber gleichzeitigem Sinken des gesamtwirtschaftlichen Lohnniveaus, also sinkende Kaufkraft bzw. sinkende Inlands/Konsumnachfrage ->“Binnenkonjunktur“)

    Konjunkturpolitik: Beggar-thy-neighbor-Politik (englisch: „seinen Nachbarn zum Bettler zu machen“) ist eine volkswirtschaftliche, merkantilistische Strategie der Maximierung des nationalen Handelsbilanzüberschusses und damit der inländischen Goldreserven. Der Terminus geht auf Adam Smith zurück, der ihn in „Wealth of Nations“ kritisch verwendet hat. Gemeint sind wirtschaftspolitische Maßnahmen eines Landes, die durch Steigerung der Exporte unter gleichzeitiger Hemmung von Importsteigerungen im Inland (kompetitive „reale innere“ Abwertung) das Einkommen und/oder die Beschäftigung erhöhen sollen. Steigende Exporte bewirken zusätzliches Einkommen bei privaten Haushalten, ein Teil dieses zusätzlichen Einkommens wird erfahrungsgemäß wieder für den Kauf von Gütern oder für Dienstleistungen ausgeben, was neues Einkommen entstehen lässt (Exportmultiplikator).

    Da die Zeit-/Leiharbeit bzw. Arbeitnehmerüberlassung im Produzierenden Gewerbe ebenfalls eine Dienstleistung ist, zählt diese also auch zum Dienstleistungsgewerbe. Durch den Beschäftigungsausbau in diesem flexiblen „Zweiten Arbeitsmarkt“ gingen somit auch Senkungen des Reallohns (deflationäre LSK-entwicklung) einher, was zu einem Konjunkturaufschwung in der Bruttoexportwirtschaft bei gleichzeitiger Stagnation der Binnenkonjunktur geführt hat. Bei Rezession der gesamtwirtschaftlichen (Konsum-)Nachfrage besteht die große Gefahr, dass die stagnierende Volkswirtschaft in eine Deflationsspirale gerät.

    mfg

  10. Der Einfluss der Agenda 2010 mit der enormen Ausweitung der Leiharbeit und des Drucks auf die Arbeitnehmer durch die Drohung, nach einem Jahr auf Sozialhilfeniveau abzurutschen, wurde bereits erwähnt.
    Von Freunden und Bekannten auf Stellensuche, wohlgemerkt alles Akademiker mit Berufserfahrung (darunter Informatiker und Naturwissenschaftler), höre ich immer wieder von enormen Problemen trotz guter Referenzen. Aus mehreren Unternehmen ist mir bekannt, dass grundsätzlich keine Bewerber über 45 eingestellt werden. Eine Bekannte, die eine Stelle zu besetzen hatte, erzählte mir kürzlich, dass sie prinzipiell keine Arbeitslosen zum Vorstellungsgespräch einlädt (sie hatte auf eine befristete, dürftig bezahlte Position in der Öffentlichkeitsarbeit knapp 100 Bewerbungen erhalten). Bewerbungen, und hier spreche ich auch aus eigener Erfahrung, werden zur 60 bis 70 Prozent nicht einmals beantwortet. All dies sind nicht Indizien eines boomenden Arbeitsmarktes, sondern eines massiven Überangebots an Arbeitskräften, das durch die Migration nochmals kräftig ausgeweitet wurde.

  11. Solange die Politik nicht bereit ist, ihre Träumereien, Ideologien, politisch korrekten Verkomplizierungen des Lebens und alle anderen Angewohnheiten einer übersättigten Gesellschaft aufzugeben und sich wieder an der Realität zu orientieren, wird auch die Produktivität nicht steigen. Unser Land verfrühstückt seine Reserven und von denen haben wir halt reichlich, anstatt sich um Innovationen zu kümmern, die auch jemand haben möchte…
    Von den Hanseln in Berlin erwarte ich da ja gar nichts, aber solange Leute wie Herr Zetsche und Co. den Grünen im Allerwertesten rumkriechen, ist leider auch von deutschen Firmen nichts mehr zu erwarten. Also, woher soll die Produktivitätssteigerung kommen?

  12. Danke für diesen für den volkswirtschaftlichen Laien sehr verständlichen Artikel, der unser so phänomenales Wunder am Arbeitsmarkt in die rechte Perspektive rückt. Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass junge Arbeitnehmer durch die rasende Inflation der Hauspreise und Mieten einen erheblichen realen Einkommensverlust während der letzten fünf Jahre hinnehmen mussten, gegen den keine Lohnerhöhung ankommt. Die Inflation bei den Wohnkosten klammert die offizielle Inflationsrate leider fast komplett aus.

  13. Sehr geehrter Herr Horn .: Wie sieht eigentlich die Entwicklung der Nettorealkaufkraft nach Abzug aller nachgelagerten Steuern Gebühren Abgaben Umlagen Beiträge Zuschläge ect. , aus einer Bruttoüberalles Arbeitsstunde aus ? ( also inkl . systemisch bedingter Arbeitgeber Lohnzusatzkosten wie Kammerbeiträge , Steuerberatungskosten ; denn ohne gehts nicht mehr ; Berufsgenossenschaft , Lohnbuchhaltung , Sozialversicherung , Dokumentationskosten ect. ) Gefühlt entspricht Sie (die Nettorealkaufkraft ) nicht einmal mehr 25% der Bruttoüber- alles -Stundenkosten (bitte um Faktencheck ) Nach meiner Erfahrung legt der Arbeitgeber zu 100€ nochmal 65€ systembedingte Zusatzkosten drauf . Entspricht 165 € Brutto über alles . Beim klassichen Vollzeitarbeitnehmer mit Steuerklasse 1 oder 4 kommen noch 65 -70 € Netto an . (wehe dem der in Steuerklasse 5 oder den Höchststeuersatz zahlt , dank kalter Progression schon ab dem doppelte Durchschnittseinkommen ) .
    Bevor wir jetzt shoppen gehen kommen zuerst noch nachgelagerte zumeist kommunale Abgaben und Gebühren wie Grundsteuer Schmutzwasser Strassenreinigung GEZ Antragsgebühren ect hinzu . Erst wenn diese das Nettogehalt reduziert haben darf der Arbeitnehmer mindestens noch KFZ Steuer , MwSt , EEG -umlage , Offshore -umlage , grünen Pkt , Mautgebühr , eingepreiste Sozialversicherungsbeiträge (vor Allem für in Deutschland hergestellte Produkte ) ,
    eingepreiste Gewerbesteuer usw. zahlen . Aber boß nicht tanken gehen oder gar Rauchen und Alkohol konsumieren ,dann wird
    s richtig bitter . Ich fürchte von 165€ bleiben real noch max. 40 – 45 € echte Kaufkraft . Daß wäre einmal ein interessanter Index für alle Beschäftigten .

  14. Man frage mal Herrn Prof. Dr. Flassbeck was er vomLohndumping in Deutschland und dessen Auswirkungen auf unsere europäischen Nachbarn hält. Frau Nahles war jahrelang bei den Gewerkschaftrsfuzzis angestellt und Makroökonomie ist ihr offensichtlich fremd. Braucht sie als Politikerin aber nicht. Bätschi reicht.

    • Wurde mich auch interessieren. Mit Ausnahme der 4 Von-der-Ley-Arbeiter Jahre im Arbeitsministerium, wurde dies seit Schröder von der SPD geführt. Was sagen die denn dazu ?

    • @Peter Gramm
      Genauso ist es. Vor allem werden wir, sollten sich die neuen Pläne des Herrn Macron und der EU durchsetzten, für den Exportüberschuss und in der Folge auch für das kontraproduktive Lohndumping in Deutschland zu Kasse gebeten. Die Europäischen Nachbarn kauften nämlich deutsche Autos und andere Waren mit den ihnen geradezu aufgedrängten Krediten, die jetzt nicht zurück bezahlt werden können. Diese Schulden sollten jetzt „europäisiert“ werden wie man hört.. Am Ende finanziert Deutschland bzw. finanzieren die Deutschen ihren „Exportüberschuss“ selbst und die Deutschen Bürger haben nichts davon. Hätten die Deutschen Unternehmen, die Gewerkschaften und die Politik, die Makroökonomie bessser verstanden, oder kluge Ökonomen zu Rate gezogen, würden sie wissen, dass es am Ende besser wäre, mehr auf die Nachfrage im Binnenmarkt, anstatt auf den Export im Ausland zu setzen. Man hätte den Binnenmarkt ankurbeln können, indem man die vereinbarte 2% Inflation und die damit zusammenhängende Lohnsteigerung in Deutschland, zulassen sollen. Dann wären die Deutschen Produkte im Ausland nicht so nachgefragt und nicht so unschlagbar konkurrenzfähig. Die Europäischen Nachbarn wären mit ihrer eigenen Produktion nicht so an die Wand gedrückt. Den Exportüberschuss hätten wir über die vielen Jahre nicht, dafür aber viel größere Nachfrage im Binnenmarkt und somit einen größeren Wohlstand in Deutschland. Das alles wird in Deutschland nicht diskutiert, geschweige denn analysiert. Die Mainstream Medien leisten hierbei keine Aufklärung. Die Politik wird von oben herab betrieben, die Bürger werden diesbezüglich nicht aufgeklärt, weil wohl für dumm gehalten.

  15. „Ohne Produktivitätssteigerungen würden aber auch stark steigende Löhne langfristig zum Problem werden.“
    Das sehe ich anders. Die steigenden Löhne motivieren Unternehmen in Infrastruktur und Produktivitätssteigerung zu investieren.
    Unternehmen hassen Risiko. D.h. wenn die Löhne nicht steigen, teilweise politisch gewollt (Hartz 4 Sanktionen, Angriff auf das Streikrecht, Abbau des öffentlichen Diensts), teilweise weil die Gewerkschaften zu schwach sind, freuen sich die Unternehmen. Sie haben kein Risiko und machen mehr Gewinn, wenn die Produktivität leicht über der Lohnentwicklung steigt.

    Auch der Rückbau im Produktivgewerbe sollte hinterfragt werden. In den 1990 wurde noch nicht soviel Outgesourct wie heute. D.h. bestimmte Dienstleistungen waren im Produktivgewerbe eingerechnet, heute im Dienstleistungsbereich.

    • Insbesondere zum letzten Abschnitt: GENAU SO SIEHT ES AUS!!!

  16. Nicht zu vergessen, dass die Erfüllung moralischer Ansprüche auch Geld kostet, das dann für Gehalt nicht zur Verfügung steht.

  17. Hinzukommt, dass jeder EURO nur einmal ausgegeben werden kann: Entweder für Gehaltserhöhungen oder für Energie und immer höheren, gesetzlich verordneten Verwaltungsaufwand.

  18. Die neuen Jobs sind fast alle in der Sozialindustrie durch Umverteilung von Steuergeldern und Mitgliedsbeiträge entstanden. Innovation und Wertschöpfung sind gleich null. Dadurch hat auch kaum jemand Lust in höhere Produktivität und Innovation zu investieren, da es keinen wirklichen Kaufkraftzuwachs erwarten gibt.. Das Schiff sinkt langsam aber sicher.

  19. 44,7Mio Erwerbstätige und 31,4 Mio SVpflichtig Beschäftigte ? Wenn ich die 1,7 Mio Beamte abziehe bleiben immer noch über 11 Mio die ich nicht unterbringen kann. Mach ich einen Gedanken- oder Rechenfehler oder sind das alles geringfügig Beschäftigte, die als Jobwunder bejubelt werden? Kann eigentlich nicht sein. Muss an den 2 Gläsern Wein liegen

    • Hallo Andrea, die Lücke dürften wohl die Selbständigen sein, die jan auch als Erwerbstätige zählen. Besonders die Zahl der „Einmannunternehmer“, früher mal Ich-AG`s genannt, hat massiv zugelegt.

  20. Die Deutschen bauen Commodity, d.h. Produkte, die man in gleicher Qualität von anderen Lieferanten auch bekommt. Deutschland ist in vielen High-Tech-Branchen abgehängt, und der Rest wird gerade von China gekauft. Deutsche Unternehmen sind nicht bereit, für gute Leute gutes Geld zu zahlen, und Festanstellungen kommen aus der Mode. So wird das nichts. Die guten Leute gehen in’s Ausland, da stimmt dann auch der Rest.

    • Stimmt. Mein Schwiegersohn ist ein kluges Köpfchen und hatte gerade seinen Master in Wirtschaftsinformatik mit Auszeichnung erworben. Stellenangebote gibt es einige in unserer mittleren Großstadt, aber auf seinem Gehaltszettel wurden auch nicht mehr als 2 200 Euro netto ausgewiesen. OK für einen Junggesellen, wenig für eine kleine Familie, wenn man für das 80 Jahre alte 100 qm Hutzelhäuschen bereits 1100 Euro Kaltmiete im Monat zahlen darf.

    • Danke Herr Schütz, siehe haben es auf den Punkt gebracht – „Deutsche Unternehmen sind nicht bereit, für gute Leute gutes Geld zu zahlen, und Festanstellungen kommen aus der Mode. So wird das nichts.“

      Aktuell: Deutscher Flugzeugkonzern sucht fünf Elektroingenieure. Qualifizierte, junge deutsche Ingenieure bewerben sich darauf. Der Konzern ist mit Aufträgen für die nächsten fünf Jahre ausgelastet. Was bietet man den jungen, deutsche Ingenieuren an – natürlich nur einen befristeten Vertrag, erstmals für ein Jahr. Eine Verlängerung wird in Aussicht gestellt. Einfach toll, was da die Personalführung anbietet. Die deutschen Ingenieure
      sagen ab, da sie keine langfristige Perspektiven für sich und ihre Familie sehen. Für den Konzern in der globalen Arbeitswelt aber kein Problem. Über die „Bluecard“ werden demnächst fünf indische Ingenieure diese befristeten Stellen zu billigeren Konditionen übernehmen. Wenn ich dann in der Presse wieder das Wort „Fachkräftemangel“ lese, dann
      geht mir der „Hut“ hoch. Aus meinem Familienkreis haben sich schon zwei Ingenieure
      nach Norwegen und in die Schweiz verabschiedet. Die beruflichen Konditionen und das Lebensumwelt sind dort einfach attraktiver.

      • So ist leider auch meine Erfahrung. Mein Sohn ist inzwischen auch weg. In den USA hat man ihn gerne genommen – ohne befristeten Vertrag und mit angemessener Bezahlung.

    • Ich war 1974 kurzzeitig in China. Ein China damals der Uniformierten. Grau, grün und Kaki alle Anzüge für Männer und Frauen. Egal ob hoher Beamter oder Arbeiter. Die Zeit Mao mit Kulturrevolution, Spatzenjagd und Millionen kleiner Hand betriebener Hochöfen war auch gerade vorbei. Im großen Warenhaus in Peking vorwiegend nur MAO- Büsten und Nachttöpfe. Alles was etwas Technik in China war, kam bis auf wenige Ausnahmen, aus Russland oder Ostblock. Denen die damals über die erbarmungswürdigen Anfänge einer Industrialisierung lächelten., vergaßen allerdings dabei, das das Riesenreich erstmals seit Jahrzehnten wieder satt wurde. Etwas was kein anderes Land der Welt in so kurzer Zeit schaffte.
      Für mich nach unseren Verhältnissen gemessen, unerklärlich, wie sich in nicht einmal fünfzig Jahren China bis heute entwickelt hat. Trotz Kommunismus, wenn es solcher überhaupt noch ist? Denn sie kümmern sich mehr noch um sich selbst, statt um die Welt. Sie sind jedenfalls trotz Diktatur usw. auf dem Weg an die wirtschaftliche- und technische Weltspitze. Wir werden unweigerlich mit unseren heutigen Politikern und Menschen den Witschaftskampf gegen China und vielleicht noch andere Länder verlieren, wenn wir so weitermachen wie in den beiden letzten Jahrzehnten. Lernen, Fleiß, Leistungsbereitschaft und Können bestimmen die Zukunft. Ein Land das degeneriert und in der Bildung immer weiter zurückfällt, hat da kaum Chancen. Wenn wir weiter so abhängen, brauchen wir uns um die späteren Lohnverhältnisse keine Gedanken mehr machen. Dann werden andere bestimmen ob wir überhaupt noch Arbeit haben. Wir sollten uns selber erst mal ganz schnell retten, ehe wir die Welt retten oder verändern wollen. Die Welt wartet nicht auf uns. Andere stehen für unsere Ablösung bereits in den Startlöchern

      • Ja, richtig. Leider leben aber die meisten ihren Weltrettertraum auf unsere Kosten aus statt uns zu retten. Zudem: Ich kann mich irren, denn der Artikel sprach es nicht klar an, meine Intuition zog nach der Lektüre den Schluss, dass die sehr geringe Produktivitätssteigerung auch Ausdruck unserer mehr und mehr nachlassenden technischen Fähigkeiten ist. Schließlich ist dieses Land insgesamt schon seit langer Zeit auf einem links-grünen Trip, bei dem es ständig nur darum geht, aus etwas auszusteigen aber nicht in etwas neues, fortschrittliches einzusteigen. So kann es nur eine Richtung geben: Süden

  21. War heute beim Zahnarzt. Zwei neue Kronen sind fällig. 3 Mille, davon 2300€ für das Labor. Schön wenn das Labor noch Tarif zahlt, allein mir fehlt der Glaube. Wenn die Löhne und Gehälter nicht angemessen steigen, was sie nicht tun, wird Deutschland sehr sehr arm.
    Heute Nachmittag war Gutachter da, Auto wegen Sturm und herabfallender Dachziegel total demoliert. So was unseriöses hatte ich noch nie. Hat mir angeboten mein Auto bei ner Internetbörse für Kfz zu verscherbeln. Hälfte des Schadens bekäme ich vom Aufkäufer die andere Hälfte von der Versicherung. Als ich zuende gedacht hatte, war der Typ schon weg sonst hätte ich ihm eine gedonnert.

  22. Moin moin,
    Zitat: „Ausweg Zweit- und Dritt-Job“. Der Tag bekommt 32 Stunden, das Jahr 800 Tage und das Renteneintrittsalter erreicht dann sowieso niemand mehr.
    Tolle Idee, qualitatives Wachstum, SUV’s für’s gleiche Geld mit 800Ps, 3l Verbrauch auf 50km voll smart-internetfähig und bei Bedarf autonom fahrend (Nach Kneipenbesuch u. ä). Alles alter Wein in noch älteren Schläuchen.

  23. Die Flutung des Landes mit nicht- oder gering Qualifizierten wird komplett ausgeblendet.

    Das dies eine Ursache für die geringe Lohndynamik in den Dienstleistungsjobs sein könnte, ist doch eigentlich naheliegend.

    • @Bürger
      Das Lohndumping fing allerdings schon viel früher an und zwar mit dem Herrn Gerhard Schröder als Bundeskanzler und seiner Agenda 2010. Damals einigten sich die Politik, die Gewerkschaften und die Arbeitgeber darauf, dass die Löhne nicht steigen werden oder nur minimal um die Wirtscbaft anzukurbeln. So fing das Lohndumping an und blieb fast bis heute so. Die Wirtschaft erholte sich, aber die Arbeitnehmer blieben auf der Strecke. Sie wehren sich ja auch nicht. Die Gewerkschaften sind seitdem politisch so gut wie nie präsent. Auch die gesetzliche Rente wurde unter Schröder (2001) praktisch schon im Voraus gesenkt, in der Hoffnung auf den Run auf die private Rentenvorsorge (Riester) und die betriebliche Rente, die ausgebaut werden sollte. Alles Luftschlösser, wie wir heute wissen. Die niedrige gesetzliche Rente ist heute immer noch ein Thema. Tolle Politik haben wir, und das schon seit Jahren.

      • Ja, von Leuten, die angewiesen sind, profitieren ja auch Sozialdemokraten – und etwas auch Gewerkschaften

  24. Die Arbeitsmarktzahlen sind pure Trickserei. Nein, falsch: jedes Mal eine eiskalte Lüge.

    Davon abgesehen ist von der Wirtschaft nichts mehr zu erwarten. Schon vor Jahren (als Draghi anfing) warnten sogar Unternehmerverbände, dass der Euro zu billig sei. Das kostet Innovationskraft, weil sich alle nur noch auf billig billig billig verlassen und keine neuen Ideen mehr entwickeln.

    Die ganze EU ist gescheitert. Und zwar umfassend und endgültig. Entweder kommt jetzt der totale EU-Staat (auch mit Bezug auf andere Artikel hier) oder die Menschen jagen ihre völlig inkompetenten Politikerkasten endlich dahin, wo der Pfeffer wächst. Anders lässt sich nichts mehr retten.

    • „Die Arbeitsmarktzahlen sind pure Trickserei. Nein, falsch: jedes Mal eine eiskalte Lüge“
      Haben sie sich die Zahlen mal angeschaut? Die Anzahl der Gesamtarbeitszeit der gesamten deutschen Volkswirtschaft stagniert und ist auf der Höhe von 1990. D.h. bei mehr Erwerbstätigen, gibt es weniger Vollzeitarbeit. Zudem werden ca. 1 Millionen Menschen weggetrickst (krank, Schulung, zu alt, etc.). Das ist alles bekannt und ich nenne das Trickserei.

      • @chriwi: Da haben Sie völlig Recht. Besonders auffällig ist das auch bei der Frauenerwerbsquote, die seit Jahren steigt. Die Frauen leisten noch genauso viele Stunden wie 1990, obwohl immer mehr von ihnen arbeiten.

  25. Der Beitrag unterschlägt ein wesentliches Momentum für die stagnierende Produktivität und den immer stärker stagnierenden Wohlstandsaufbau: Die negative Geburtenrate. Gleichzeitig weist er aber auch nach, daß die häufig geäußerte Annahme, daß der durch die „Industrie 4.0“ zu erwartende massive Abbau an Arbeitsplätzen hervorragend mit der Vergreisung der Gesellschaft korreliere, da eben immer weniger Arbeitsplätze zur Verfügung stünden. Denn er widerlegt die Grundannahme, nachdem Kinderlosigkeit keine Folgen habe, da immer weniger Menschen nicht immer mehr Menschen mitschleppen können. Denn die erforderliche Produktivitätszunahme bleibt aus. Dafür gibt es Gründe.

    Eine hinreichende Alimentation einer großen Zahl an anspruchsvollen und lang lebenden Senioren durch eine ständig geringer werdende Zahl an Jungen, Produktiven wäre nur – läßt man mal die anderen negativen Begleiterscheinungen einer vergreisenden Gesellschaft beiseite – möglich, wenn diese Jungen ihre Produktivität nicht nur unablässig steigerten (mindestens um den Faktor, in dem der Gebärverzicht wirksam wird, also 40 % je Generation mit sich potenzierender Geschwindigkeit) sondern auch bereit sind, ihrerseits an den Früchten dieser Steigerung gar nicht partizipieren zu wollen, sondern bereits wären, jeden Zuwachs stets nur den Versorgungsempfängern zugutekommen zu lassen.
    Nun hat man das ja bisher nicht so gemacht, so9ndern versucht, die ausfallenden deutschen Geburten jeweils durch immer neue Einwanderer zu ersetzen. Aufgrund der hohen Zahl an „ausfallenden“ Deutschen (ca. 16 Millionen seit 1969) und weil die Zuwanderer nicht genug Kinder bekommen, um sowohl die eigene Reproduktion sicherzustellen als auch die der Deutschen mit zu übernehmen, geht diese Rechnung nicht auf und dazu kommt – mindestens genau so entscheidend – daß die Einwanderer nach Deutschland durchweg kapital- und bildungslos sind und meist auch in nachfolgender Generation bleiben.
    Mit anderen Worten: Die deutschen Mittelschicht schafft sich per Gebärverzicht selbst ab, dafür wird nur ständig versorgungssuchende und aufstiegsunfähige Unterschicht aus dem Ausland nachgeführt. Das Land unterläuft also eine sorgfältig tabuisierte Transformation von einem Hochtechnologie- zu einem Dritte-Welt Land. Dritte Welt bedeutet nicht zwingend Arbeitslosigkeit. Aber Unbildung, Armut und Hochreligiosität und dadurch stagnierende, geringe Produktivität.

    Wer mit wachen Augen durch deutsche Städte geht, erkennt die Anzeichen, die inzwischen nicht mehr nur verdeckt sind:
    1) Ehemalige Industriestandorte werden zu „Lofts“, Wohnraum (oft für kaufkraftschwache Mieter und Zuwanderer) umgeformt oder zu niedrigschwelligem, meist sehr volatilem Unternehmertum, genannt „Start-ups“ umgewandelt.
    2) Neue Produktion kommt kaum dazu. Vorläufer war der Osten, wo extrem kaptitalaufwendige (oft vom Staat subventionierte) Produktion mit extrem niedriger Fertigungstiefe und auffällig geringem Personalbedarf mit gleichzeitig sehr geringer Entlohnung aufgebaut wurde. Als Beispiel sei die Chipfabrik in Frankfurt an der Oder genannt, oder die Fertigung von Windkraftanlagen. Oder die inzwischen schon wieder abgewickelte Solarindustrie („Solar Valley“ bei Bitterfeld)
    3) Weil es kaum noch Industrie gibt, insbesondere keine Hochtechnologie, sie entweder dem Fetisch der Globalisierung geopfert wird (Feinmechnik, Telekommunikation, Weißwaren, Werften, Eisenbahn u.a.) oder aus Dekadenz abgebrochen wird (Atomkraft, Rüstung, Kraftwerke, demnächst Autoherstellung) entfallen überwiegend anspruchsvolle Arbeitsstellen, die auszufüllen ein mit Ehrgeiz und Standhaftigkeit absolviertes MINT-Studium oder eine klassische Industriekarriere vom Facharbeiter zum Ingenieur per Weiterbildung erforderte. Derartige Stellen gelten als uncool, anstrengend und langweilig. Die Prämisse der Nach-Babyboomer lautet treffenderweise „irgendwas mit Medien“
    4) Erwähnt werden sollte in diesem Zusammengang noch der Einfluß der Feminisierung der Arbeit. Seit den späten 60ern fragen Frauen genauso stark wie Männer Arbeit nach, aber ganz andere als diese. Körperliche Anstrengung, die Pflege ausgenommen, ist unerwünscht, auch keine Schmutztätigkeiten, MINT ein No-go. Diesem Nachfragdruck stand eine massive Ausweitung von Berufsfeldern, in dem typisch weibliche Eigenschaften nachgefragt sind, gegenüber. Es handelt sich aber stets nur um Tätigkeiten mit geringer Rentabilität und dementsprechend mäßiger Entlohnung. Dazu kommt, daß das Thema Mutterschaft (insbesondere mehrfache) und Erwerbstätigkeit ein Konflikt ist, der bis heute nicht befriedigend gelöst werden konnte. Nach wie vor gilt, daß berufliche Selbstverwirklichung von Frauen nur mit Kinderlosigkeit zu erreichen ist, in jedem anderen Fall müssen Abstriche bei Arbeitszeit und Einkommen gemacht werden. Somit hat die Frauenarbeit zwar das Arbeitskräftereservoir nahezu verdoppelt, aber nur für bestimme, wenig produktive Bereiche.
    5) Wer durch eine beliebige innerstädtische Geschäftstraße geht, sieht noch etwas anderes: Anstelle von Inhabergeschäften im Bekleidungshandel treten Billigketten wie Primark, Zara oder Systemgastronomie wie Kettenbäcker oder Vapiano oder der unvermeidliche Burger King. „Malls“ ersetzen Flaniermeilen. Auch dort der immergleiche Mix. Typisch für dies Malls: Der „Wachschutz“, meist junge Nordafrikaner, die aber auch nur eine weitere Nafri-Gang sind und so auftreten. Dazu kommt eine stete Zunahme von Läden, die nur die Bedürfnisse der Einwanderer befriedigen: Call Shops, kleine Lebensmittlehändler für ausländische Produkte, Kioske, Handyläden. Läden, die islamische Kleidung anbieten. Ganze Straßenzüge verlieren ihren Charakter als deustche Stadt. Vorne der Helal-Döner, hinten eine Moschee. Wäre es nur eine Straße, könnte man es als pittoresk abtun, aber – fahren Sie mal nach Offenbach oder Oberhausen. Oder Mannheim. Alles altehrwürdige deutsche Industriestädte – heute mit einem Ausländeranteil von über 50 %, die alten Werke lange dicht, die Deutschen arbeiten in Banken oder beim Staat, Handwerker sind Polen auf Montage, und dann die Migranten als Welt für sich, getragen von Transfers, die die Deutschen erarbeiten.

    Ich denke, der Moment, an dem Deutschland ein Ausstieg aus diesem Teufelskreis hätte gelingen können, ist längst vorbei. Was aber kommt dann?

    • Was dann kommt? Zum Beispiel der Besuch des alten Herren. Ganz so gemein wie mein diesbezügliches literarisches Vorbild will ich nicht sein, aber die ein oder andere Gemeinheit wird mir schon einfallen …

      Ein bisschen Spaß muss sein …

    • @Thomas Hellerberger: Vielen Dank für diese gute Zustandsbeschreibung, die ich selbst nicht besser hätte in Worte fassen können! Bei Punkt 5 könnte man noch die Nagelstudios und die Spielhallen dazutun, die überall wie Pilze aus dem Boden schießen.

      Ich denke, Deutschland könnte der Ausstieg aus diesem Teufelskreis gelingen. Wir bräuchten einen Politiker wie Trump, der das Ruder herumreißt, denn die Lösungen sind nicht das Problem. Gegen diese Entwicklungen könnte man sehr leicht etwas tun, aber keiner ist gewillt es zu tun. Da muss eine schillernde Figur auf der Politbühne auftauchen, die das endlich mal durchsetzt.

    • Viele sehr gute Punkte. Energiewende und die hohe Abgaben und Bürokratielasten sorgen dafür, dass Firmen nicht weiter in DE investieren sondern lieber im Ausland. Das gleiche gilt für Menschen mit MINT-Background, warum in DE schuften, wenn so wenig bei rum kommt.

  26. Das trifft den Nagel auf den Kopf! Das Produktivitätswachstum stagniert gewaltig. In Deutschland verkauft man nicht mehr PKW, sondern immer teurere, an denen der Technologiefortschritt vorbei geht. Noch deutlicher wird es, wenn man die Bauzeit der Elbphilharmoie, oder dieses unsäglichen Flughafens sieht. Wenn man nicht mehr fertig wird, dann sorgt das halt für Vollbeschäftigung, und natürlich anständig Preisauftrieb. Eine ganz normale Wohnung ließe sich für 1500 Euro/qm bauen. Aber dafür bekommt man nicht mal mehr was auf dem Lande. Bei BER hat man inzwischen weit über 50.000 Euro/qm verbaut. Das ist heute schon so teuer, dass dort keine Fluggesellschaft mehr landen kann. Doch das ganze Elend beginnt bereits im Bundestag, in dem inzwischen fast 800 Mandatsträger sitzen, und den großen Stillstand verwalten.

  27. Die Einkommen steigen kaum, schon garnicht wird der Wertverlsust durch den Euro ausgeglichen. Dazu kommt eine ständige Erhöhung von Abgaben sowie Inflation. Nee, kann ich nicht unterschreiben, daß es mir so gut geht wie nie zuvor.

  28. Der Beschäftigungszuwachs wird durch Löhne erkauft die nicht zum Leben reichen und schon gar nicht für eine Rente die später reicht. Das ist hochexplosiver Sprengstoff in einer Gesellschaft!

  29. Seit Jahrzehnten verlassen ca 100000Arbeitsplätze Deutschland auf Nimmerwiedersehen. Meistens Produktionsarbeitsplätze.Ausland billiger.In Deutschland sind die Stellschrauben für 1-Euro Jobs, 450-EuroJobs , Teilzeit, Leiharbeit, befristete Arbeitsplätze vielfältig vom Gesetzgeber ermöglicht . Wie kann eine Produktivität noch wachsen, wenn wir die Produktivität ins Ausland verlagern,bzw ganze Firmen verscherbeln? Gastronomie, Pflege, Soziale Betreuungen, Verwaltungen sind sehr vonnöten, produzieren leider kein Wachstum. Die Kosten hierfür werden wiederum auf die Sozialabgaben draufgesattelt. Das führt zu weiterer Arbeitsverlagerung bzw Arbeitsplatzabbau .Vergessen wir bitte auf keinen Fall die ständige Rationalisierung, Digitalisierung in den Fabriken. Die Menschen werden schlichtweg nicht mehr gebraucht. Die Fabriken arbeiten „menschenleer“, die Verwaltungen sind auf dem gleichen Weg. Der Bürger sitzt zu Hause am Computer und füllt alle Formulare selbst aus. Auf dieser Welt leben z.Z. ca 7,5 Milliarden Menschen. D. H. 6Milliarden Arbeitskräfte.Angebot und Nachfrage regelt den Preis. Wir Deutschen sind mit unserem überzogenen Sozialstaat schlichtweg zu teuer. Zu allem Überfluß ist ein Großteil der Gesellschaft der Meinung, die Regierung druckt genug Geld für alle Bedürftigen der Welt Das führt auf Dauer einfach in die Kathastrophe.Wir wollen das alles nicht sehen, das ist nicht politisch korrekt.

  30. Unternehmen investieren nur in Automatisierung wenn es sich lohnt. Solange es keine Anreize gibt dies zu tun, weil die Lohnkosten der Beschäftigten geringer sind, als die Kosten einer Investition in automatisierter Produktion, wird nichts geschehen. Außerdem verhindert die zunehmende Bürokratisierung (Mindestlohn etc.) die Lust etwas zu tun. Eine Steuerreform in der Art der USA würde sicher vieles Bewirken. Nur ist unsere politische Führung in wirtschaftlichen Denken etwa auf dem Stand eines Grundschülers. Die nächsten Jahre werden ein unschönes Erwachen sein.

  31. Ja, es fehlt technologischer Fortschritt für eine nachhaltige Produktivitätssteigerung. Eine Produktivitätssteigerung wie in den 50/60ern wird es heute aber nicht geben, weil sie das Ergebnis der jahrhundertlanger Forschungen waren, die sich nach 1900 begannen im Alltag zu realisieren.
    Dagegen werden die heutigen „Produktivitätssteigerungen“ durch Lohnverzicht erkauft werden und damit wird wiederum eine Abwärtsspirale in Kraft gesetzt wird. Da die Gewinne stimmen müssen, müssen die Arbeiter und Angestellten immer ärmer werden, infolge dessen wird die Bildung und Ausbildung immer schlechter, da die Steuereinnahmen ja gerade auch von den Arbeitern und Angestellten kommen. Vermögen wächst und wird nicht besteuert. Es kommt damit nicht der Gesellschaft zu gute, weil kein Produzent etwas produziert, was er nicht verkaufen kann, selbst wenn es Kredite zu Nullzinsen gibt. Und mehr kaufen können die meisten Menschen eben auch nicht.
    Wenn es technologischen Fortschritt geben soll, dann braucht man Wissen und Produktion. In der Produktion sieht man, wie es besser geht und wie man es besser machen könnte und man verliert auch nicht das Wissen, weil es immer wieder gebraucht wird.
    Es gibt eben keine „Finanzprodukte“, die eine echte Produktivitätssteigerung erzeugen und der Shareholervalue sagt eben nicht wie man langsfristig sinnvolle Produkte entwickelt und herstellt, aber nur das führt zur Produktivitätssteigerung.

  32. Genausowenig wie der Mindestlohn zu einer zusätzlichen Million Arbeitsloser geführt hat, genausowenig würde eine radikale gewerkschaftliche Organisation und Durchsetzung im Dienstleistungsbereich zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft führen. Ob Pflegekräfte, Paketzusteller, Logistikarbeiter, oder gering qualifizierte Arbeitskräfte in Handel und Gastronomie: nur eine hohe gewerkschaftliche Organisation könnte deutlich höhere Löhne durchsetzen. Wer sich nicht organisiert, der wird ausgebeutet. Das sollten nicht nur Piloten und Krankenhausärzte wissen. Die Gewerkschaften hätten die Pflicht, entsprechende Organisationsmodelle anzubieten. Amazon oder DHL gingen nicht kaputt, wenn sie doppelt so hohe Löhne zahlen müssten. Selbst für McDonald’s hat jemand ausgerechnet, dass auch bei einer Verdoppelung des Lohnniveaus der BigMac nur um 30 Cents teurer werden müsste, und dass die Konsumenten sich daran gewöhnen würden.

  33. Wenn mehr als 50% vom Brutto eh für den Staat sind haben viele auch einfach „keinen Bock“ mehr zu arbeiten.

    Die niedrige Zinsen (wir haben aktuell 0) wie die unterbewertete Währung sind außerdem Gift für die Produktivität einer Volkswirtschaft. Dies gehört zum Grundwissen eines Ökonomen, wird aber im Artikel nicht angesprochen.

    • Das stimmt, und hinzu kommt auch noch, dass von einer Lohnsteigerung die Hälfte -wegen der kalten Progression und des damit verbundenen höheren Grenzsteuersatzes sogar mehr – an den Staat fließen. Was übrig bleibt, reicht dann vielleicht noch gerade so, um die Inflation auszugleichen.

      Dann muss man sich auch nicht wundern, warum die Reallöhne seit Jahren und Jahrzehnten stagnieren, und die „Schere zwischen ‚arm‘ und ‚reich'“ immer weiter auseinander geht, obwohl das BIP steigt und Dtschl. sog. „Exportweltmeister“ ist. Von diesem Wachstum profitierte neben der Exportindustrie letztlich nur der Staat.

      Dadurch konnte er sich auch immer neuer Rekordsteuereinnahmen erfreuen, und darauf bilden sich unsere Politiker auch noch etwas ein. Der sozialversicherungspflichtige Beschäftigte hat dagegen kaum etwas davon. Auf den wartet eher die „Altersarmut“, weil der Sparer in den Zeiten der Nullzins- und der Eurorettungspolitik der ‚Dumme‘ ist.

      • Obendrein streiken die Gewerkschaften für noch geringere Arbeitszeiten.
        Der Artikel strotzt nur so von Widersprüchen.

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