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Interview

Dieter Borchmeyer: „Was ist deutsch?“

15.04.2017

| Lesedauer: < 1 Minuten
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Der Literaturwissenschaftler Dieter Borchmeyer hat in seinem neuen Buch eine Antwort geliefert auf die Frage "Was ist deutsch?" - Über das deutsche Wesen zwischen Großbürgertum und Größenwahn.

Was ist deutsch? Der große Germanist Dieter Borchmeyer erzählt in seinem Opus Magnum die Geschichte einer weltbürgerlich gedachten Nation.

„Wir sind das Volk der Unsicherheit und Selbstbefragung. In seiner monumentalen Studie „Was ist deutsch?“ legt der Heidelberger Professor Dieter Borchmeyer die deutsche Geschichte und Kultur auf die Couch.“, beschreibt Thomas Schmid auf Welt.de.

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21 Kommentare

  1. Der Deutsche Geist ist eine Jndegestion,er wird mit nichts fertig.
    F.Nietzsche.

  2. Ein sehr schönes Interview, Herr Herles, danke.
    Dem Herrn könnte ich noch stundenlang zuhören und ja, die schöne Uta hat mich auch sehr beeindruckt, als ich vor Jahren den Naumburger Dom besuchte und mich auch dort sehr wohl fühlte.

  3. Genau, es sind im Prinzip immer nur eine handvoll Geisteswissenschaftler die sich ausufernd über „uns Deutsche“, „unser Schuldgefühl“, „unser zwiespältiges Nationalgefühl“ etc etc auslassen, immer schön alles in der WIR Form.

    Dabei haben es doch gerade diese Geisteswissenschaftler oft schwer überhaupt von ihren Landsleuten als richtige deutsche Männer anerkannt zu werden. Sie sind meist krasse Außenseiter außerhalb ihres selbst in der Universität isolierten leicht esoterischen Elfenbeinturms.

    Alle die Deutschen die Deutschland aufgebaut haben und am Laufen halten haben nichts aber auch gar nichts mit diesen Geisteswissenschaftler zu tun, und würden über solche Denkspiele im besten Fall nur lächeln.

  4. Borchmeyer will den „deutschen Kosmopolitismus“ des 19. Jahrhunders wiederbeleben. Schön gedacht! Bevor nun aber die Göring-Eckarts und Trittins dieser Nation das als Plädoyer für „Multikulti“ mißdeuten, sei gesagt: Diese Wiederbelebung ist gewiß nicht dadurch zu schaffen, daß man mal eben ein paar Millionen Migranten aus fremden, überwiegend muslimischen Kulturen ins Land holt.

    Im übrigen ist das Interview ein hochgelehrtes Gedankenspiel, in dem ich einige Aspekte vermisse (vielleicht steht’s im Buch?). So etwa den schichtenspezifischen Charakter der Sache oder den Regionalismus. Borchmeyer zieht z.B. den Vergleich mit Spanien, womit der Katalane, der Galizier, der Baske, der Canario etc. auch so seine Identitäts-Probleme hat. Als Preuße, der seit über 30 Jahren unter Bayern lebt, habe ich den Eindruck: Mit der „deutschen Identität“ kann der Durchschnittsbayer auch nicht allzuviel anfangen, aber das bayerische „Mir san‘ mir“ weiß er sehr kraftvoll zu vertreten.

    • Aus dem „Mir san mir“ spricht sehr viel Deutsches!

      Als Preuße, der mit großem Vergnügen Ihr Schicksal teilt, in Bayern leben zu dürfen, würde ich sagen, dass die Bayern die Schule geschwänzt haben, als den anderen Bundesbürgern beigebracht wurde, Pfötchen zu geben.

  5. Welches Defizit haben denn „stramme Nationalisten“? Und was ist das, ein „strammer Nationalist“ zu sein? Dem Kuß der ganzen Welt nicht zu bedürfen?

    • Doch, sie bedürfen sogar besonders. Nur bekommen tun sie’s nicht.

  6. Fest steht: Wir Deutschen haben zu unserer Kultur, Nation und Identität keine positive Einstellung. Damit beginnt es, darauf läßt sich alle zurückführen. Das betrifft nicht nur die Linken, sondern alle: Bürgerliche, „Rechte“, die Unterschicht und das Kleinbürgertum. Das ist für Deutschland konstituierend.

    Der heutige Staat Deutschland leitet sein Selbstverständnis, ja sogar seine Legalität daraus ab, bewußt nicht deutsch sein zu wollen. Bewußt keine Nation mehr sein zu wollen. Weite Teile der Deutschen sehen und empfinden es als Kompliment und Erlösung, wenn man Ihnen konstatiert, sei seien jetzt aber „gar nicht deutsch“.
    Wir sitzen im Herbst unter Heizpilzen und sind insgeheim so stolz, uns jetzt so richtig „wie in Italien“ zu benehmen. Wir lassen unsere Städte verdrecken und verkommen und definieren es innerlich stolz (oder tapfer) als Mediterranisierung, hach wie pittoresk ist doch der morbide Charme von Venedig oder der Plaka in Athen? Dagegen diese sterile Sauberkeit wie in der Schweiz, ätzend. Wir fahren bei Rot über die Ampel – dito, machen das in Rom oder Istanbul nicht auch alle, von Rio ganz zu schweigen? Und da wollen wir in Deutschland aus der Reihe tanzen? Denn sich an Gesetze halten ist eine deutsche Sekundärtugend, die geradewegs zu Auschwitz geführt hat. Somit ist der Asoziale in dieser Nation Elite und Trendsetter, der, der sich an die Regeln hält, Spießer, Ewiggestriger, Rassist.

    Eine derart verquere Umdrehung aller Wertigkeit kann nicht ohne Folgen bleiben. Autoaggressivität, wohlstandsgetriebene Dekadenz und Unbildung gehen eine fatale Allianz ein, die inzwischen von kaum noch einem realisiert wird. Längst haben wir unser kulturelles Gedächtnis verloren. Nein?
    Seid ehrlich hier bei TE. An was erinnert Ihr Euch eher: Goethes Faust, Texte von Heine, Hölderlin, Schiller oder Thomas Mann oder Casablanca, Star Wars, Dallas, Raumschiff Enterprise, Vom Winde verweht oder Shades of Grey (die Damen)?
    Wird Euer Bild vom 2. Weltkrieg bestimmt von
    Amerikanischen Kriegsfilmen
    Kopien und Referaten in der Schule, bei dem es um das „3. Reich“ ging
    Erzählungen von deutschen Kriegsteilnehmern.
    Gibt es einen deutschen Kriegsfilm über den 2. WK, der nicht anklagend, pazifistisch oder schulmeisternd wäre? Warum ist in diesen Filmen immer nur von „den Deutschen“ die Rede, aber nie von „uns“, „wir“? Waren die Soldaten der Wehrmacht (und heute der Bundeswehr) nicht „unsere Jungs“ oder Aliens vom Mars, jedenfalls etwas ganz fremdes, ekliges? Wie also ist unsere Selbstsicht auf diese Zeit? Eine deutsche, oder eine alliierte? Ich rate mal im November nach England zu fahren, jeden 11. November, wenn der Gefallenen im Ersten Weltkrieg gedacht wird. Vergleicht das mit der Praxis in Deutschland. 95 % aller Deutschen könnten nicht mal sagen, an welchen Tag der 1. WK begann und wie der deutschen Oberbefehlshaber hieß (Hinweis: Hindenburg war es nicht und auch nicht der Kaiser). Wir Deutschen wissen nur: Wir waren wieder mal schuld.
    Wann wurde Siemens gegründet? Wann begann der Bergbau an der Ruhr? Kennt Ihr einen deutschen Nobelpreisträger vor 1919 und, damals waren fast alle Preisträger Deutsche! Keinen? Nein, Willy Brandt war es nicht, der kam er nach 1945 und bekam auch den für Frieden. Einen nenne ich mal: Wilhelm Conrad Röntgen. Jeder von uns hat ihm im Laufe seines Lebens etwas zu verdanken.
    Aber Ihr wißt natürlich, das wir schuld sind, die Russen ein Grundrecht haben, sich Siegesdenkmäler von uns teuer in Berlin pflegen zu lassen (wehe das ist auch nur ein Hauch deutsche Farbe zu sehen), das unser Land bunt sein muß, wir den Rechten keinen Fußbreit zu lassen haben und natürlich – nicht deutsch zu sein. Und nun auf zum Osterbrunch beim Italiener und morgen abend schon beim Vietnamesen reserviert. Multikulti ist toll. Wie schön, daß dieses Land nicht mehr so bedrückend deutsch ist.

    PS. Hört auf, hier auf die Grünen zu schimpfen oder Angela Merkel. Sie tragen keine Schuld, sondern sind nur so wie alle anderen.

    • Genau das sind die peinlichen Momente im Ausland. Wenn der deutsche Unbildungsbürger seinem einheimischen Gegenüber stolz verkündet, dass die deutsche Historie (die der Unbildungsbürger gar nicht kennt) irgendwie sowieso Nazi ist, aber jetzt sind wir alle ganz locker drauf. Wobei der einheimische Gegenüber doch eigentlich gerne hören wollte, wie die Deutschen mit ihren Tugenden bedeutende Errungenschaften hervorgebracht haben. Es gibt dafür kein Zurück und keine Heilung mehr. Die geistig-kulturelle Verfall hat sich vollkommen durch Deutschland durchgefressen. Die Führungsschicht besteht aus nichts anderem mehr. Eine Unfug stammelnde Kanzlerin, die gerne Deutschlandfahnen wegwirft. Ein Zensurminister, der seine geistige Dürftigkeit mit hinterfotziger Gemeinheit paart.

  7. Deutschsein heißt, darüber nachzudenken „Deutsch“ zu sein. Macht sgm. kein Franzose und kein Engländer. „Deutschsein“ heißt „schuldbeladen“ sein, für immer und ewig – so wollen es jedenfalls Ideologen und Eliten, um ihre Deutungshoheit und ihre Macht zu sichern und die Menschen in diesem Lande zu einer willigen, kulturlosen Verbrauchermasse auf einem beliebigen Landstrich umzuformen. – Daß Menschen die Identifikation mit einer Gruppe, mit einer Kultur-und Sprachgemeinschaft zum Lebenserhalt und – sicherung, in Zeiten des Kampfes um Lebensressourcen brauchen, wird ignoriert und regelrecht unterdrückt.
    Es ist die (von oben) selbstverordnete Unterwerfung im Inneren – und das wird auch außerhalb Deutschlands gern instrumentalisiert.- Daß sich Menschen dagegen wehren ist ganz natürlich.- und daß sie „Mit allen Mitteln, auch einzelne Personen“ bekämpft werden sollen (was immer das auch sei), ist offensichtlich.

    Leider stellt, oder besser beantwortet keiner diese, meine Fragen, denn dazu haben sie alle keinen Mut:

    Ist die durch Ideologen proklamierte „deutsche Schuld“ an den „Deutschen Boden“ auf Ewigkeit gebunden? Und wird diese weiter vererbt?

    Haben nur die HIER „deutschen“ geborenen eine Schuld abzutragen?
    Sind Deutsche mit MHG auch „schuldbeladen“? Muss dann nach der Geburt sofort unterschieden werden, in ewig „Schuldige“ und „Unschuldige“? Ist das nicht ein ideologischer Rassismus? Was ist mit denen, die die deutschen Grenzen überschreiten? Muss man bei der Einbürgerung abfragen: Bist du bereit die „deutsche Schuld“ mitzutragen? Bist du bereit, für die ganze Welt als „Buße“ immer ein „freundliches Gesicht“ zu zeigen – und dein „Vermögen“ mit der ganzen Welt zu „teilen“, als Ablass? Wer gibt den „Klerikern der Macht“ das Recht, das materielle und kulturelle Erbe meiner Eltern, Großeltern, Urgroßeltern … an alle Welt zu verschleudern?
    Für mich gilt- Erst die Familie-dann das Land-dann die Welt retten.- Wer das „deutsche Volk“, in jene, die hier „schon länger hier leben“ umwidmet, der sollte nicht nur politisch sondern auch juristisch zur Verantwortung gezogen werden.-

    Weint um Euer Land!

  8. Auch in der Bezugnahme auf den Artikel in der WELT wird nur nebulös von „nach den Befreiungskriegen“ geschrieben. Es waren ganz konkret die Befreiungskriege gegen die Napoleonische Eroberung. Das scheut man sich oft klar zu benennen. Frankreich ist ja angeblich unser bester Freund ! Die Urkatastrophe für die deutschen Lande des 17.Jh. war aber auch schon der 30- jährige Krieg, indem – auch zwecks Beutemachung – ausländische Mächte gern ihren Interessen auf deutschem Kleinstaatenböden nachgingen. Erinnert sei nur an die Schweden und die Franzosen, die beide deutsche Lande annektierten, die Schweden in MeckPom zeitweilig, die Franzosen mit Elsass- Lothringen, dauerhaft.
    Erfreulich auch im Nachhinein ist, dass der Wunsch nach einem einheitlichen und damit auch wehrhaften deutschen Zentralstaat auch von unten kam, siehe Hambacher Fest der Arbeiter und Studenten. Dagegen waren damals viele Regionalfürsten, die um ihren Machterhalt fürchteten. Die spätere Geschichte ab 2014 konnte damals ja noch keiner erahnen.

    • Letzter Satz: muss natürlich ab 1914 heißen !

  9. Gewöhnlich mag ich es nicht, über Bücher zu schreiben, die ich noch nicht gelesen habe. Also schaut man zunächst, wer das Buch nicht mag, und welche Schlußfolgerungen dieser Kritiker zieht. Das Buch muß lesenswert sein, denn spiegel online erstickt fast an den Folgerungen des Autors.

    Allein das ist ein plus, den spiegel online Kritiker mit tausend Seiten Deutschland zu quälen, bis er seine Abneigung hernieder schreiben darf, darüber „daß das deutsche Kurzzeitgedächtnis von Schuld und Schande der jüngsten deutschen Geschichte beherrscht werde“, wobei es doch gerade dieser Aufmacher ist, das tägliche Brot und die Religion dieses Schrottportals….

    Fritz Fischers These klingt auch durch, als hätte es nie den verbitterten, nicht nationalistischen Deutschen gegeben, der sich nach den Ausbeutungen Napoleons und Frankreichs den Staub abklopfte und sagte, daß wird mir nicht noch einmal passieren, der kausale Nexus, würde Nolte sagen…

  10. Hallo zusammen!

    Irgendwie lässt mich dieses Interview sehr ratlos zurück. Ich fand es interessant, aber der Mehrwert erschließt sich mir nicht. Seit je her bin ich skeptisch, wenn mir Zitate großer Geister als Argumente verkauft werden für einen Standpunkt, den man eigentlich vermitteln will. Und eben dieser Standpunkt scheint mir, auch weil die Herren Borchmeyer und Herles sich sehr gut verstehen (persönlich wie inhaltlich), doch gefestigter zu sein, als man klar aussprechen möchte. Sehr vieles von dem, was gesagt worden ist, ist sehr abstrakt und scheint mir auf eine Art intellektuell zu sein, dass sie mit der Realität oder zumindest dem Empfinden vieler Menschen wenig vereinbar ist. Ehrlich gesagt scheue ich mich nun eher davor, das Buch von Herrn Borchmeyer zu lesen, denn ich habe die Sorge, dass es eine intellektuell und wissenschaftlich höchst anspruchsvolle Gesinnungsschrift sein könnte. Das ist nur eine Befürchtung und ich möchte ihm nicht Unrecht tun. Vielleicht bin ich auch einfach nicht belesen genug, um alles, was gesagt worden ist, richtig einordnen zu können.

    Bis dann!

    Frank F.

  11. Deutsch ist zumindest noch nicht das, was es nicht ist, nämlich italienisch, dänisch, französisch, englisch, russisch, chinesisch, japanisch, arabisch, indisch oder brasiliansch.
    Wenn deutsch sein heißt, nicht deutsch zu sein sondern universalistisch, dann steht uns noch ein langer Prozess bevor, um von italienisch bis braslianisch alles an Eigenschaften der Nationen dieser Welt zu konsumieren und zu verinnerlichen, was auf dem Markt der Möglichkeiten dieses Erdenkloses angeboten wird.

    „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ und als Ergänzung dazu „Das deutsche Wesen erfährt seine Genesung indem es zur ganzen Welt wird.“

    Das eine erscheint genau so verrückt zu sein wie das andere.

    Und als kleine Anmerkung , wäre der europäische Krieg, der vor hundert Jahren in sein drittes Jahr ging, durch die Weiheit der damaligen Führer Europas verhindert worden oder hätte einen anderen Ausgang genommen, wäre nicht Thomas Mann in die Lage geraten sich seinem Bruder Heinrich durch die Macht der Umstände anzunähern, sondern Heirich wäre in die umgekehte Lage geraten, seinem Bruder Thomas den Siegeskranz ihrer Auseinandersetzungen, die fundamental bis zu einem möglichen Bruch waren, überreichen zu müssen.

  12. Das noch. Die Antwort auf die Frage, was deutsch sein ist: es ist eine Sprache! Und zwar eine Sprache, die man von Kind auf spricht und nicht als Erwachsener „dazu gelernt“ hat. Jedes Wort drückt ein Gefühl, ein Wissen aus, auch ein „neues“ Wort in dieser Sprache wird von einem Deutschen verstanden (!). In der Sprache liegt die Seele. Allein schon das Wort „Muttersprache“…Wir können als Deutsche die englische, französische oder sonst eine Sprache dazu lernen. Wir werden nie wie ein Engländer oder Franzose usw. fühlen. Außer (vielleicht!) wir sind mehrsprachig aufgewachsen. Und umgekehrt gilt das für einen Engländer usf.
    Nicht von ungefähr wird sich ein Germanist dieser Frage angenommen haben…

    • Sehr schön haben Sie das ausgedrückt, Frank Stefan, deutsch ist die Sprache, die man mit dem Herzen versteht.

  13. Deutschen sein heißt…, nein, ich versuche mich nicht mit einem Borchmeyer, ich versuche es, aus der Sicht meines schalen Hausverstandes mal auszudrücken, deutsch sein ist doch das, was heraus käme, würde man gefragt nach dem, was „typisch deutsch“ sein soll, wie man zum Beispiel typisch französisch oder typisch russisch sagt: sofort sieht man jedes mal „etwas“ vor seinem geistigen Augen, das doch unverwechselbar zu sein scheint. Und doch muss man genauer bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage zu Werke gehen und 1. fragen, was ein typisch deutsches Kind denn sei, eine typisch deutsche Frau oder, und das hat wohl die Mehrheit bei dieser Frage vor Augen, was ein typisch deutscher Mann sein soll (Interessant wäre auch der Ansatz, was ein typisch deutscher Fehler sein könnte, ein typisch deutsches Erzeugnis/Produkt etc.). Und zweitens muss man bei dieser Frage feststellen, wem man diese Frage und 3. wann, also zu welcher Zeit, in welcher Epoche stellt. Ein Jugendlicher der heutigen Zeit hat bei der Frage nach einem deutschen Mann etwas anderes vor Augen als ein Jugendlicher der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Und zudem müsste man eingrenzen, was für einen Mann man denn vor Augen hat: einen Arbeiter, einen Aristokraten oder einen Soldaten. Denn ein jugendlicher Hipster aus Berlin in unserer Zeitepoche, der im Urlaub auf Mallorca von den dortigen Einheimischen und den britischen und französischen Gästen sofort als „Deutscher“ identifiziert würde, noch bevor er ein Wort gesagt hätte, ein solches „Exemplar“ würde im Deutschland beispielsweise der Renaissance in Deutschland als Kasper, Dorftrottel oder Hofnarr (als deutscher Hofnarr?) wohl sehr zu recht eingestuft worden sein. Oder zieht sich innerhalb einer sozialen Schicht quer durch die Epochen ein geistiges Element hindurch, dass dem Deutschen Jugendlichen/Mann/Frau etc. immer tief zu Grunde liegt? Ich bin mir nicht sicher. Deutsch sein ist immer bezogen auf die Epoche und den sozialen Status. Sollte sich alles nur auf Fleiß und Loyalität zurückführen lassen? Dann sehe ich aber zu den Briten keinen Unterschied. Oder sollte die deutsche relative Humorlosigkeit (bis zur Geburt eines gewissen Vicco von Bülow…nein, doch schon bei Wilhelm Busch!) ein Stigma zur Unterscheidung sein? Aber vielleicht hat der Professor Borchmeyer in seinem 1000seitigen Werk (soeben online bestellt) doch so etwas wie zeit-universale Grundeigenschaften herausarbeiten können, die der zitierten Wagner-Sentenz (noch) mehr Substanz beifügt. Ich bin jedenfalls gespannt.
    Danke, Herr Herles, dass Sie so viel lesen und uns hier auf TE teilhaben lassen an Ihrem Fundus. Und Dank auch an Herrn Prof. Borchmeyer, der sich hier für uns zur Verfügung gestellt hat und der sich dieser „ewigen“ Frage redlich-wissenschaftlich, mithin unideologisch genähert hat. Das ist heutzutage schon bemerkenswert.

  14. Was ist deutsch ? Steht gerade im Focus : 10 Millionen Deutsche haben Angststörungen , dagegen hilft tief atmen, hüpfen und Fäuste ballen, wird da empfohlen.
    53 % der Deutschen wollen sich gerade selbst abschaffen , 20% sind rechts, 10% wollen nur hier leben, beten und nicht arbeiten und der Rest weiß nicht was er will.
    Ich bin deutsch, will das bleiben und ich will mein Land zurück, wie es vor 2005 war, sonst nix. Habe fertig.

    • Aydan Özoğuz zu Deutschland: „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“ WELT online / Kathrin Sumpf – 16. Mai 2017 – Wer übernimmt aus dem Autorenteam von TichysEinblick? Bitte, sonst kann ich nicht mehr schlafen!

  15. Um Geschichte zu verstehen, ist der richtige Abstraktionsgrad entscheidend.
    Es braucht meines Erachtens keinerlei ausufernden Exkursionen in das Innere der deutschen Psyche um völlig banale und allgemein verständliche Ursachen für den Gang der deutschen Geschichte zu erkennen:

    1. die fränkischen Reichsteilungen Ende der 1 Jahrtausends führten zu 2 starken Reichen (Frankreich und Deutschland) und in der Mitte zwischen ihnen einen schmalen nicht lebensfähigen 3 .Teil, um den die anderen beiden immer wieder Krieg geführt haben

    2. in der Geschichte wie in der Natur gibt es eine natürliche Wachablösung. An irgendeinem Punkt ist der aktuelle Platzhirsch (im wörtlichen und übertragenen Sinne) seinen jüngeren Herausforderern unterlegen, was diese auch spüren und den Platzhirsch herausfordern, um den Status Quo den tatsächlichen Kräfteverhältnissen anzugleichen. Weder in Natur noch Geschichte gibt der alte schwächere Platzhirsch freiwillig klein bei, meist sind Kämpfe bis aufs Blut die Folge. Bei WW I und WW II ging es nur darum – Deutschland war de facto die mit Abstand stärkste Macht auf dem Kontinent geworden, aber die alten jetzt schwachen Platzhirsche (England und Frankreich) wollten um keinen Preis seine natürliche Dominanz anerkennen.

    Wozu braucht es da eine deutsche Seelenschau? Das gleiche Spiel kann man in jedem deutschen Wald, der Serengeti etc beobachten, ohne dass sich die Akteure überhaupt bewusst wären dass sie eine Seele hätten.

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