«Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank», dichtete der kommunistische Stückeschreiber Bert Brecht. Das nahm sich die DDR, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte, zu Herzen. Ewig in Devisennot war der herrschenden SED so ziemlich jede Methode recht, um an harte Währungen zu gelangen.
Verkauf von Häftlingen, Billigarbeit für Ikea, Verkauf von geraubter Kunst, Kommissionen für Geschäftsanbahnungen, Bereitstellung von Probanden für Tests von neuen Medikamenten. Dafür gab es die DDR-Behörde mit dem harmlosen Namen «Bereich Kommerzielle Koordinierung», abgekürzt zu KoKo. 3.000 Angestellte, 150 Firmen, geleitet vom Stasi-Oberst Alexander Schalck-Golodkowski.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde die KoKo bekannt, als 1983 ein Milliardenkredit westdeutscher Banken die DDR vor der Pleite bewahrte. Verhandlungspartner waren Schalck-Golodkowski und – der damalige bayerische Ministerpräsident und Kommunistenfresser Franz-Josef Strauß.
Aber auch das half nicht anhaltend, 1990 endete die Geschichte des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden. Die KoKo wurde der Treuhand zur Abwicklung übergeben, die sie an ihre Nachfolgeorganisation, die «Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben» (BvS) weiterreichte. Denn abgewickelt wurde da eigentlich nicht viel. Obwohl die KoKo beim Untergang der DDR auf diversen Konten Hunderte von Millionen in verschiedenen westlichen Währungen hortete. Sie sind bis heute grösstenteils spurlos verschwunden.
Eine wichtige Rolle spielte die österreichische Kommunistin Rudolfine Steindling. Sie war unter anderem Treuhänderin bei der KoKo-Tarnfirma Novum, von deren Konten sie während des Zusammenbruchs der DDR mindestens 450 Millionen DM abhob. Weiterer Verbleib: nicht bekannt. Sind das alles interessante, aber alte Geschichten? Keinesfalls.
Denn die Firma Novum hatte auch Konten bei der Schweizer Privatbank Cantrade. Diese fusionierte mit der Privatbank Ehinger & Armand von Ernst, diese wiederum gehörte zu den Privatbanken der UBS, und schliesslich kaufte Bank Julius Bär 2005 der UBS diese Banken ab. Womit sich bis heute die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger der DDR und Bank Bär als Rechtsnachfolger der Cantrade vor Gericht gegenüberstehen. Die BRD will über 100 Millionen Franken plus Zinsen zurückhaben. Denn es habe zwischen 1990 und 1992 nicht autorisierte Geldbezüge von Steindling gegeben.
Die «rote Fini», so der Übername von Steindling, ist allerdings im Jahr 2012 in Tel Aviv entschlafen, Schalck-Golodkowski segnete 2015 das Zeitliche. Und weder der Treuhand noch der BvS ist es jemals gelungen, das konspirativ aufgebaute Firmengeflecht der Devisenbeschaffungsbehörde der DDR zu durchschauen. Das SED-Vermögen wurde von der damals noch existierenden Volkskammer im Juni 1990 unter treuhänderische Verwaltung gestellt, womit frühere Verfügungsberechtungen erloschen.
Das hinderte die findigen Genossen aber nicht daran, noch danach von einer DDR-Bank rund 67 Millionen DM auf das Konto bei der Cantrade zu überweisen. Und noch im Dezember 1990 wurden 20 Mio. DM in bar von diesem Konto abgehoben. Das war zu Zeiten des alten Schweizer Banking. Wozu fragen, wenn man die Antworten gar nicht wissen will und lieber hübsche Gebühren kassieren kann. Schätzungen gehen davon aus, dass insgesamt der Verbleib von einer runden Milliarde Euro (nach heutiger Kaufkraft) unbekannt ist.
Der Anspruch der BRD gegenüber Bank Bär wurde letztes Jahr vom Zürcher Obergericht zurückgewiesen. Unlängst hat aber das oberste Gericht, das Schweizer Bundesgericht, diesen Entscheid umgestossen. Die damaligen Verantwortlichen der Bank hätten «elementare Sorgfaltspflichten verletzt», es könne daher «nicht von einem bloss leichten Verschulden ausgegangen werden». Also müsse Bank Bär alles zurückzahlen, was seit Juni 1990 von diesem Konto abgeflossen ist. In diesem Sinn wird der Fall zur Neubeurteilung ans Zürcher Obergericht zurückgewiesen.
Es ist also durchaus denkbar, dass in den nächsten Monaten die BvS zumindest rund 100 Millionen Franken plus Zinsen zurückerobert. Allerdings ist das doch ein eher bescheidener Betrag im Vergleich zur gestohlenen Milliarde. Neben der Bereicherung von Bankstern in der Finanzkrise eins von 2009 und von der venezolanischen Führungsclique handelt es sich zweifellos um den grössten Bankraub aller Zeiten. Kommunistische Seilschaften unter Mithilfe von Schalck-Golodkowski und der «roten Fini» brachten Multimillionen von DDR-Volksvermögen in ihren Besitz. Seit dem Mauerfall im November 1989 war es zumindest den intelligenteren SED-Genossen klar, dass ihre Herrschaft innert Kürze enden wird. Einige gingen ins Exil, einige begingen Selbstmord, einige kämpften um ihre Freiheit und ihren Ruf.
Aber viele dachten an nichts anderes, als wie sie sich mit einer möglichst langen Stange Geld, wohlgemerkt keine DDR-Mark, in den Ruhestand verabschieden konnten. Bis heute zehren von diesem Raubgeld Hunderte, wenn nicht Tausende von Genossen und geniessen das Leben irgendwo, fern von Europa. Und am liebsten in Ländern, die mit der BRD kein Auslieferungsabkommen oder Rechtshilfeabkommen haben. Kläglich auch hier, was die Treuhand und ihre Nachfolgeorganisation bei der Wiederbeschaffung hingekriegt hat. Neben der Verschleuderung von Staatsfirmen, die nicht alle marode und nicht wettbewerbsfähig waren, ist die ausgebliebene Nachforschung nach diesen gigantischen Geldströmen im wahrsten Sinne des Wortes ein Armutszeugnis.
Das hätte der geniale Dialektiker Brecht nicht gedacht, dass seine Steigerung von Bankraub zur Gründung einer Bank, von Dietrich zu Aktie noch eine weitere Steigerung erhält, die ausgerechnet von kommunistischen Genossen entwickelt wurde. Was ist die Gründung einer Bank, was ist eine Aktie gegen die Vollmacht über ein Schweizer Bankkonto? Und den Rest erledigt die Zeit, plus gute Anwälte. Und als Gipfel: Die räuberischen Genossen können inzwischen in aller Seelenruhe zuschauen, wie sich der deutsche Staat mit den aufbewahrenden Banken klopft. Ich bin dann mal weg, denkt sich der Genosse, während er an einem hübschen Strand in Kuba, in Uruguay, in Vietnam den Sonnenuntergang geniesst. Oder in Venezuela seine Koffer packt.
Das ist doch alles Kleingeld gegenüber der Bereicherung durch die Treuhandanstalt die das DDR Vermögen „privatisierte“. Und das Übernahmesystem setzt sich doch auch Jahrzehnte nach der Wende fort. Von den 81 Rektoren in Deutschland gibt es null aus dem Gebiet der ehemaligen DDR. Und so ist das bei vielen Führungspositionen.
Na ja, dafür sitzen Ex-Stasimitarbeiter und SED-Leute auf diversen anderen Posten.
Es würde einige geben, die zu diesem Thema Auskunft geben könnten. Diejenigen, die es könnten, werden es nicht machen, weil, wenn sie es machen wollten, könnten sie es nicht mehr, weil tot spricht es sich sehr schlecht. Es sollte jeder wissen, dass die Strukturen noch ausreichend intakt sind.
Und Gysi kann da sicher die Top-Winkeladvokaten vermitteln, wenn er sich nicht selbst exponieren will.
eine Million Stasi-Mitarbeiter,
IM und Leute auf guten Posten
verschwinden nicht so einfach.
die sickern in unser System ein.
Beispiele gibts immer häufiger,
fast täglich.
Ja, …woher kommt also der ganze Reichtum der SPD.
Von Wahlkampfpauschalen , Spenden und Mitgliedsbeiträgen wahrscheinlich nicht !
Zu dieser Thematik sollten sich Interessierte mit Literatur beschäftigen: https://tinyurl.com/y8qnjyaa
Leider ist der Herr nun verstorben , seine Bücher erhellen den Horizont trotzdem immer noch ungemein.
Ein Hilmar Kopper als Aufsichtsratsvorsitzender hätte gewiß keine Worte verschwendet, wenn er diesen Menschen nicht (beruflich) geschätzt hätte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Edgar_Most
Man könnte sich auf die Frage stellen, warum der Stasi-Oberst Schalk-golodkowski am Teegern und in der BRD überhaupt so unbehelligt blieb?.
Schließlich hätte ihm unter anderem auch Menschenhandel (Häftlingsverkauf) angelastet werden können.
Eine Anfrage dazu an meinen Landsmann, den Außenminister Genscher ist unbeantwortet geblieben. 😉
Bitte um Korrektur.
Der 2. Zwischenbericht ist unter:
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/12/039/1203920.pdf
abrufbar
„Und weder der Treuhand noch der BvS ist es jemals gelungen, das konspirativ aufgebaute Firmengeflecht der Devisenbeschaffungsbehörde der DDR zu durchschauen.“
Das mag sein, aber, aber dem 1. Untersuchungsausschuss der 12 WP ist es gelungen das Firmen-Geflecht aufzuzeigen – wenn vermutlich auch nicht vollständig – so doch zu ca. 95 %. Steht alles im Zweiten Zwischenbericht des UA:
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/12/076/1207600.pdf
Hier sind nur die Firmen und damit ist dieser Bericht leichter zu lesen als der gesamte Bericht:
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/12/076/1207600.pdf
Leider, leider fehlt in der pdf des Zwischenberichts die Grafik mit den ganzen Firmengeflecht. Diese Grafik ist sehr anschaulich. Bei meinen vielen Umzügen ist sie mir auch verloren gegangen.
Mich hat es gewundert, dass die Geschichte überhaupt noch weiterverfolgt wird. Ich hatte die 100 Millionen der SED-PDS-Linke schon längst abgeschrieben. Aber mit dem Geld konnte sie, so vermute ich, ihre Organisation wieder aufbauen. Und heute, heute regiert sie wieder.
Die „Abwickler“ des SED-Vermögens sitzen inzwischen als „Volldemokraten“ in allen möglichen Ämtern und Positionen. Die Zeit vor 1990 hat eine mysteriöse Amnesie verdunkelt und die politische Amnestie vor „geistiger Rückführung“bewahrt. Knabe wurde nicht umsonst entsorgt.
“Seit dem Mauerfall im November 1989 war es zumindest den intelligenteren SED-Genossen klar, dass ihre Herrschaft innert Kürze enden wird. Einige gingen ins Exil, einige begingen Selbstmord, einige kämpften um ihre Freiheit und ihren Ruf…“ und wieder andere bereiteten die politische Übernahme des Klassenfeindes durch asymetrische Demobilisierung vor.
Ob Ihnen TE nicht Platz einräumen könnte für einen ausführlichen Beitrag ?
„…1990 endete die Geschichte des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden…
„Kläglich auch hier, was die Treuhand und ihre Nachfolgeorganisation…“
Sind Sie da ganz sicher?
Das verschwundene SED Vermögen wird offensichtlich nicht nur dafür eingesetzt, alten SED Kadern den Lebensabend zu versüßen.
Den Marxismus wieder aufleben zu lasssen, kostet Geld. Viel Geld…
Das haben die Kommunisten mit den Kirchen gemein, Wasser predigen während man selbst vorzugsweise Wein säuft.
Nur iswt das bei den Kirchen Sünde und bei den Roten Tugend.
Es ist kein Geheimnis, dass Gregor Gysi in der Wendezeit und auch danach sehr oft auf Kuba war…!
…und der gute Herr Ernst von den Linken fährt Porsche.
War Gysi bestimmt grosszügig.
Bis heute herrscht ein merkwürdiges Schweigen und Nebel um die Ermordung des ersten Treuhandchefs Rohwedder, den ich selbst für das letzte Todesopfer der Stasi halte. Eine Milliarde (wenn das reicht) es ging um viel Geld. Nachdem der dämliche BND die Stasikaten den Amis überließ, hier der zweite Schlag.
Und dann hatten sie ja noch die in Hamburg gebürtige Pfarrerstochter.
…ja richtig und diese gibt heute Deutschland den Rest !
Ja, die strebsame Angela Dorothea sollte sich als ihr grösster Trumpf entpuppen.
Die Linke ist keine Nachfolgerin der SED, sie IST die SED!
Rote Banditen?
warum hat dann zuletzt der Schalck Golodkowski, für tegernseer Verhältnisse relativ bescheiden, bei einem Miesbacher Metzger zur Miete gewohnt? Der Gorbatschow hatte wenigstens ein eigenes Haus am See.
er war ein Freund von Strauss.
Vermutlich hatten da die Metzgereien Mocksel und Marox noch was gutzumachen.
für wieviele Bankkonten besitzt Frau Merkel eigentlich Vollmacht dank ihres Amtes?
BERÜHRUNGSPUNKTE ZWISCHEN KAPITALISMUS UND KOMMUNISMUS
Interessant: manche behaupten ja, Kommunismus und Börsenkapitalismus seien nur zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Auch wenn andere das für eine Verschwörungstheorie halten: in der Figur der „roten Fini“ scheint es bestätigt zu sein. Parallelen finden sich bei Soros, der gegen den anständig-hemdsärmeligen „Kapitalisten“ Donald Trump zu Felde zieht.
Da war doch gestern bei Lanz der Herr Bartsch (SED, PDS, Die Linke), da klang das alles ganz anders bzw. gar nicht an. Die Summe viel kleiner und alle Ansprüche seien an die BRD abgetreten, sollte doch noch etwas da sein (wenn ich das richtig verstanden habe, wurde auch nicht hinterfragt). Alles Schnee von gestern und jetzt zu den wichtigen Themen: wie können wir die „Reichen“ richtig schröpfen. Ja, gelernt ist eben gelernt, gell Frau Merkel!
Als größten Bankraub aller Zeiten würde ich allerdings die Übernehme der DDR-Banken durch alt-bundesdeutsche Geldinstitute bezeichnen. Kredite dieser DDR Banken, die bisher nichts weiter als planwirtschaftlich veranlasste Buchungen waren und zu DDR-Zeiten kaum hätten zurückgezahlt werden müssen, lebten nun als echte und weitgehend von der Bundesrepublik garantierte Forderungen auf, die den Wert der symbolischen Kaufpreise weit überstiegen. Die Berliner Bank AG erwarb z.B. für 49 Millionen Mark die aus der DDR-Staatsbank hervorgegangene Berliner Stadtbank mit Altforderungen von 11,5 Milliarden Mark. Die Beträge, die nach Ende der DDR von SED-Konten oder Konten von „beherrschten“ Firmen, wie der Novum, „verdampften“ erscheinen dagegen als Peanuts.
Die im Beitrag genannte Rudolfine Steindling war eine schillernde und faszinierende Persönlichkeit, auch nach der Wende hoch angesehen und vielfach geehrt in Wien und Tel Aviv. Wer etwas mehr wissen will, siehe hier:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-23215475.html
und hier:
https://www.zeit.de/2012/50/Rote-Fini-Rudolfine-Steindling-DDR
Steht ja auch indirekt drin warum man sich nicht richtig rangetraut hat.
Manche sind halt gleicher als die anderen.
29 Jahre später!
Es muß immer mindestens eine Generation vergehen, bis man über Vergangenes offen sprechen kann. Die wichtigsten Drahtzieher müssen tot oder wenigstens im Altersheim sein.
Ich bin sicher, wenn man wollte, würde man das Geld finden.
Warum will man nicht?
Und zur Schweiz. Ich bin beeindruckt von deren direkter Demokratie und wünsche sie mir auch für Deutschland, aber bei den Banken scheint die Schweizer Demokratie an ihr Ende zu kommen. Es wäre einer ausführliche Betrachtung wert, wieviel Geld in den letzten 100 Jahren bei den Schweizer Banken verblieben und dann wohl ungeschmälert in ihre Kassen gespült wurde. Es gab Zeiten, wo ganz ganz viele Kunden aufgrund vorzeitiger Todesfälle ihr Geld nicht mehr abholen konnten.
Und Schlächter Idi Amin und seine diversen Kollegen schätzte(n) die Schweizer Banken ebenfalls.
…auf Schweizer Banken sollen ja auch noch Millionen von jüdischen Opfer
des 3.Reiches liegen. Perversion hier, die Kontobesitzer und ihre Erben sollen beweisen, dass sie im 3.Reich in Konzentrationslagern getötet worden seien!
Das bezweifel ich, da liegt nichts rum.
Das hätten die sich schon geholt.
Dem Druck hätte auch die Schweiz nicht widerstanden.