<
>
Wird geladen...
Ukraine-Krieg

Wortwaffe „Nazi“

12.04.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Seit dem 24. Februar 2022 führt Russland Krieg gegen einen – so der russische Präsident Putin – neuen „Nazistaat“, die Ukraine, um das Land zu „entnazifizieren“. Was bedeutet hier das Wort Nazi?

Das nationalsozialistische Deutschland (1933-1945) ist seit einem Dreivierteljahrhundert Geschichte. Nun, genauer: seit dem 24. Februar 2022, führt Russland Krieg gegen einen – so der russische Präsident Putin – neuen „Nazistaat“, die Ukraine, um das Land zu „entnazifizieren“. Was bedeutet hier das Wort Nazi?

Sprachgeschichtlich gesehen ist Nazi als politische Bezeichnung eine Kurzform für Nationalsozialist „Anhänger der 1920 gegründeten Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)“. Der Name verbreitete sich in den 1920er Jahren vor allem unter Gegnern der NSDAP und hatte zunächst eine spöttische und distanzierende Note; die Nazis selbst nannten sich meistens „Nationalsozialisten“. Im 3. Reich wurde „Nazi“ im Inland öffentlich nicht verwendet. Im Ausland, unter den Deutschen im Exil, galt es hingegen als Standardbezeichnung für den NS-Staat (Nazi-Deutschland) und dessen Anhänger, die dann im 2. Weltkrieg (1939-1945) international übernommen wurde (Nazi-Germany).

Nach Kriegsende bedeutete Nazi „ehemaliges Mitglied der NSDAP“; diese Personengruppe – in Westdeutschland 2,5 Millionen – musste ein „Entnazifizierungs-Verfahren“ durchlaufen. Danach pendelte sich der Gebrauch des Wortes auf niedrigem Niveau ein: Wenn von „Nazis“ die Rede war, meinte man ehemalige NSDAP-Mitglieder. Diese „Altnazis“ gibt es heute nur noch unter Hundertjährigen. Seit Ende der 1980er Jahre gibt es in Deutschland aber sogenannte „Neo-Nazis“, eine jüngere Generation, deren politische Ziele als NS-affin bewertet werden.
Zahlenmäßig sind diese Neo-Nazis viel zu gering, um die seit einigen Jahren inflationäre Zunahme des Wortes Nazi im öffentlichen Sprachgebrauch zu erklären.

Diese „Entgrenzung“ des Nazi-Begriffes – „So schnell wie jetzt war man noch nie ein Nazi“ (Die Welt 5. 9. 2018) – hat zu einer diffusen Bedeutung des Wortes geführt, die mit der präzisen historischen Wortbedeutung nichts mehr zu tun hat: „Nazi-Vorwürfe [können] gegen alle möglichen Leute verwendet werden, die man, vielleicht zu Recht, ablehnt“ (Zeit-Magazin 10. 3. 2022). Diese Entwicklung findet auch international statt; denn Nazi ist weltweit das bekannteste deutsche Wort.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Nazi zu einem politischen Schimpfwort geworden, das wegen seiner diffusen Bedeutung ein enormes Anwendungsspektrum hat: Wenn bei der Weltausstellung 2010 in Shanghai chinesische Besucher, die stundenlang vor dem deutschen Pavillon warten mussten, schließlich nàcuì, nàcuì „Nazi! Nazi!“ skandieren, dann ist das ein Protestzeichen gegen „die Deutschen“ (hier: die Verantwortlichen des Pavillons) – weiter nichts. Unter Deutschen würde dieses Deutschen-Bashing sprachlich nicht funktionieren; hier dient, vor allem im links-grünen Milieu, Nazi als Sammelname für Andersdenkende, mit denen man nichts zu tun haben will. Es ist sozusagen eine kommunikative Kriegserklärung: Mit „Nazis“ diskutiert man nicht, es genügt der Slogan „Nazis raus!“.

Fazit: Das Schimpfwort Nazi kann schnell zum Feindwort werden, und dieses Feindwort benutzen Putin und die russische Propaganda gegenüber der Ukraine, wobei sie geschichtlich an dem im kollektiven Gedächtnis verankerten „Großen Vaterländischen Krieg“ gegen Nazideutschland anknüpfen. Das neue Nazi-Narrativ beschränkt sich allerdings nicht auf Worte („Nazi-Regime“, „Neo-Nazis eliminieren“, „totale Säuberung“ usw.), sie werden mit Krieg und Gewalt umgesetzt.

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

22 Kommentare

  1. Solange niemand gegen die Demokratie „pestet“ werde ich ihn ertragen. Aber die Linken stellen die soziale Marktwirtschaft und Demokratie in Frage, deshalb tippe ich hier diese Texte.

  2. Ich bin in den Augen nicht weniger auch ein Nazi und musste mich auch schon mehrere Male anhören/lesen ich wäre ein Nazi, nur verstehe ich dies als Abkürzung für „Nicht An Zuwanderung Interessiert“.
    Und im Bezug auf die Ukraine, auch da gibt es Rechtsextreme und die sogenannte freie/westliche Welt steht auch nur denen bei weil es gegen Russland geht.
    Und nun noch was zur freien/westlichen Welt, auch diese Staaten sind im grossen und ganzen nichts anderes als Diktaturen, man gaukelt dem Wahlvolk vor Wahlen herrliche Demokratie vor und nach den Wahlen machen sie alles andere nur nicht im Sinne der Allgemeinheit regieren.
    Ja und „Nazi“ = Nationalsozialist, also ein Sozialist.

  3. In Deutschland ist jeder ein NAZI, der gegen die Regierung, die Genderideologie, das Impfen mit nutzlosen und gefährlichen Substanzen und die neomarxistische OneWorld-Ideologie der EU/UN ist oder einfach nicht schnell genug die richtigen politischen Schlagworte von sich gibt!
    In der Ukraine wird ein Faschist und Völkermörder als Volksheld verehrt, das Internet ist voll mit Bildern von Ukrainern die sich darin gefallen den „Grövaz“ zu grüßen wie es einst üblich war, gerne die Symbole seiner „Leibstandarte“ tragen und seine Einstellung gegenüber den Juden auf die Russen übertragen aber in Deutschland ist man davon überzeugt das es in der Ukraine keine Nazis und/oder Faschisten gibt! Ist alles russische Desinformation, genau wie der Hunter Biden Laptop und überhaupt alles was nicht ins Bild passt.
    Hitler rotiert sprichwörtlich im Grab vor Lachen!

  4. Der Artikel ist nicht sehr qualizifiert, denn der Autor geht über den spezifisch osteuropäischen Kontext hinweg.
    Für Russland sind die Nazis eine Chiffre für den ewigen Feind Deutschland – der weit in die Geschichte zurückweicht. Schon Alexander Newski im 13. Jahrhundert hat weniger gegen die Mongolen gekämpft, als – zumindest der Legende nach – gegen den Deutschen Orden. Denn der symbolisierte den Katholizismus und das Böse, das aus dem Westen kommt. Was sich dann historisch wiederholte, Deutschland und Russland sind in Mitteleuropa oft aneinander geraten und dann unter den Nazis wirklich teuflische Züge annahm.
    Und was die Ukraine betrifft – den Bandera-Kult gibt es da – mit Hitlergruß im Fussballstadion und „Slava Nazi, Slava Ukraini“. Klar ist – das heißt was anderes, als bei uns heißen würde und rechtfertigt auch nicht den russischen Einmarsch. Was aber trotzdem nicht ganz falsch ist, ist dass der Westen im ukrainischen Patriotismus immer den Weg gesehen, Russland zu schwächen. „Wer Kiew hat, kann Moskau zwingen“.
    Das nur nebenbei. Nochmal – das rechtfertigt nicht, von dem was Russland macht. Aber man sollte es zur Kenntnis nehmen.

  5. Jeder, einschließlich Putin und mir, hat natürlich Recht, wenn er das Sprachgesetz vom Juni 2021 als rassistisches Werk von Neonazis bezeichnet.
    Die Ukraine ehrt Stepan Bandera mit einem Nationalfeiertag. Sie verwendet jede Menge Nazi Symbolik und stellte viele Denkmäler für Nazis auf.
    Vollkommen ehrlos ist es aber, solche Fakten derart billig zu verleumden. Es ist wirklich verkommen.
    Sie fordern einen Beweis ? In Kramatorsk können Sie sich auf Fotos die Trümmern der Rakete mit Seriennummer anschauen. Raketentyp, das Depot dieser Waffe sind daraus eindeutig zu entnehmen: die ukrainischen Armee war der Besitzer. Deshalb verschwand Kramatorsk aus dem westlichen Narrativ.
    Die Ukrainer bringen also schon einmal die eigenen Leute um, wenn es gerade passen kann. Und solch einen menschlichen Abschaum zu verteidigen, ist verkommen und ehrlos.
    Ich erwarte von der Redaktion von TE eine Stellungnahme. Der Bereich der Lächerlichkeit ist hier bereits durchschritten.

    • Die Seriennummer der Totschka-U-Rakete, die am 8. April 2022 den Bahnhof Kramatorsk traf, ist Ш91579 oder Sh91579. Diese Seriennummer kennzeichnet Bestände der ukrainischen Armee. Nur die ukrainischen Streitkräfte verfügen über Totschka-U-Raketen. Die Richtung des Kegels und des Heckabschnitts der Rakete zeigen, dass sie von der 19. Ukrainischen Raketenbrigade bei Dobropolie, 45 km von Kramatorsk entfernt, abgeschossen wurde. Die gleichen Raketen wurden gegen Donezk und Lugansk eingesetzt. Das ist so nach 8 Jahren Beschuss vom Donbass Allgemeinwissen. Nur bei TE nicht.
      Die ukrainischen Machthaber sind eine Bande von Verbrechern. Und haben im Übrigen DE in der Hand, weil wir das Gas brauchen, dass durch deren Pipeline fließt. Jeden Kubikmeter brauchen wir.
      Macht endlich Nord Stream II und verabschiedet uns in einen neutralen Staat. Wir haben falsche „Freunde“.

  6. Richtig.

    Und genau das ist der Punkt: der Begriff ist durch inflationäre Verwendung im Woken Werte-Westen vollständig entwertet worden und taugt nichts mehr, wenn es um wirklich verbrecherische Ideologien und deren gewalttätige Anhänger in der Ukraine geht.

    Der Junge, der immer „der Wolf kommt“ rief..,,

  7. Soweit ich es beurteilen kann, gab es unter den „echten“ Nazis keine Drangsalierung, wie sie zuletzt von den sog. (ja was sind die eigentlich wirklich?) Demokraten in den letzten Jahren haben wirken lassen!
    Im sog. III. Reich gab es jedenfalls keine Kollektivverhaftung des Volkes und es gab insofern nichts, was das heutige GG einfordert.
    Ganz lustig, wenn es denn nicht so traurig wäre ist übrigens, dass es NACH dem sog. III. Reich ein weiteres gab, unter denen manche Menschen gelitten haben.
    Und da stellen sich heute Leute hin und überfordern den Ausdruck Nazi!
    Ja, sie wünschen sich geradezu dieses Wortkonstrukt zurück, da sie sonst keinerlei Legitimation dazu haben, ihr eigenes „Werk“ zu entschuldigen!
    Und dieses Werk schlägt DEUTLICH mehr über die Strenge, denn wie gesagt, DEUTSCHE mussten unter Hitler (kaum mehr) leiden!
    In diesem Sinne erlebe ich vielleicht noch den Tag, an dem mir jemand sagt, dass er „das Alles“ nicht wusste, oder schlechtesten Falles nicht wissen konnte.
    Zumindest dessen Zahnarzt hätte dann jede Menge zu tun 😉

  8. „Rechte“ werden in der BRD immer als „Ewiggestrige“ bezeichnet. Was mich amüsiert, denn die sog. „Antifaschist:innen“ sind wohl die tatsächlichen „Ewiggestrigen“, da von den Jahren 33-45 geradezu besessen. Sämtliche zeitgenössischen politischen Phänomene werden in Beziehung zur Nazi-Zeit gesetzt. Trump „Nazi“, AfD „Nazis“, Zemmour „Nazi“ (in diesem Fall ist die Zuschreibung ja besonders grotesk) usw.
    Es wird endlich Zeit für den „politischen Diskurs“, endlich im Jahre 2022 anzukommen und die obsessive Dauerbeschäftigung mit der NS-Zeit fahren zu lassen. Zumal in der zeitgenössischen BRD Funktionäre der PDS (!!!) tatsächlich wieder wichtige Ämter übernehmen.

    • Ich denke ich verstehe, was Sie meinen. Aber ich muss da widersprechen. Die Personen die Sie ansprechen sind von der Zeit 33-45 in keiner Weise besessen. Im Gegenteil, sie wissen in den seltensten Fällen auch nur ansatzweise etwas über die Hintergründe und tatsächlichen Geschehnisse, die ja ihren Anfang schon 1880 in der völkischen Bewegung hatten. Daher fällt es diesen Personen ja auch so einfach immer darauf zu verweisen ohne zu wissen wie schwachsinnig diese Vergleiche in den meisten Fällen sind. Und ohne zu sehen, dass ihr eigenes Handeln oft dem der „Nazis“ gleicht.

  9. An Neujahr 2019 twitterte ZDF-Frau Nicole Diekmann „Nazis raus“. Auf die Frage eines Users, wen sie als Nazi einstufe, antwortete Diekmann: „Jede/r, der/die nicht die Grünen wählt.“ Was Diekmann anschließend noch als „Scherz“ etikettieren konnte, ist heute sehr nah dran an den realen Verhältnissen. Sonst könnten Faeser und zahlreiche „gegen rechts“ kämpfende NGOs auch gar nicht so viele Zielscheiben ausmachen.

  10. „Sprachgeschichtlich gesehen ist Nazi als politische Bezeichnung eine Kurzform für Nationalsozialist „Anhänger der 1920 gegründeten Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)“. Die ist nicht richtig. Nazi war in den Zwanzigern eine spöttische Bezeichnung für die NSDAP, also die Nazi.
    Die umgangssprachliche Bezeichnung Nazi galt nämlich schon männlichen Personen mit Namen Ignatius.
    In Unkenntnis dieser Zusammenhänge bürgerte sich erst im Ausland dann die personenbezogene Bezeichnung der Nazi ein.

    • „Nazi“ war in der Tat im Süden des deutschen Sprachgebietes als Kurzform für den (katholischen) Vornamen „Ignatius“ üblich. Die Entwicklung von – wie ich schrieb – „Nazi als politischer Bezeichnung“ (analog zu „Sozi“) war aber davon unabhängig. H. B.

  11. In Deutschland ist das doch nicht anders mit der Stigmatisierung, oder?
    Nicht jeder, der politisch rechts daherkommt, ist ein Nazi im Sinne des Dritten Reiches. Auch dann nicht, wenn er oder sie blond ist.
    Genau genommen passt rechts und Nazi eigentlich nicht wirklich zusammen.
    Die Nazis waren Sozialisten. Echte Rechte sind genau das nicht.
    Aber irgendwie will das keiner hören, obwohl man das problemlos belegen kann. Muss daran liegen, dass Nazi = rechts ein synthetisches Feindbild ist, dass um jeden Preis aufrecht erhalten werden soll.
    An diesem synthetischen Feindbild muss die echte Rechte endlich vorbei.

  12. Tut mir leid, dass ich das sage, aber ich finde gut, wenn jeder „Nazi“ ist. Mein Nachbar, der mich nicht mehr grüßt. Der Typ, der mir die Vorfahrt nimmt. Die „Nazi-Ukrainer“, die „Nazi-Z-Russen“. Jeder Sachse. Jeder Österreicher. 48% der Franzosen. 50% der Amerikaner. 52% der Briten. Die Ungarn und Polen. Die Dänen. Die Schweden. Die Katholiken. Der Typ, der „nicht mal ’nen Euro hat“. Der Typ, der mich „schief anguckt“. …
    Ich bin gespannt, wann die Chinesen die Amerikaner als „Nazis“ bezeichnen. In Asien ist der Ausdruck noch nicht so verbreitet. Wenn die aber merken, welche tolle Wirkung es auf Westler hat, machen sie sich das vielleicht doch zu Nutze.

    • „Die Katholiken.“

      Die versuchen verzweifelt, dieser Einordnung zu entkommen. Durch Unterstützung der Politik offener Grenzen oder durch Anbiederung an die LGTBQ-Bewegung, indem sie von „Gott+“ schwadronieren.

  13. Schon 1943 hatte die KPdSU den US amerikanischen Kommunisten einen Leitfaden an die Hand gegeben:
    „When certain obstructionists became too irritating, label them, after suitable buildups as fascist or nazi or anti-semitic and use the prestige of anti-fascist and tolerance organisations to discredit them. In the public mind constantly associate those who oppose us with those names that already have a bad smell.The association will after enough repetition became fact in the public mind.“

    Nun werden „Faschist und Anti-Semit“ auch bei uns gerne zur Diskreditierung politisch nicht linker Akteure inflationär benutzt – sie haben halt von dem besten Propagandisten aller Zeiten gelernt – bei Josef Stalin.

    https://www.youtube.com/watch?v=XfsJxkobPXk

  14. Die Bezeichnung ist zunächst einmal ein gewollter Schreibfehler, denn an sich müsste es „Nasos“ heissen; man will aber die Kennzeichnung „Sozialist“ nicht nennen, sondern diese NSDAP dem damailigen Establishment, den Kapitalisten, zuordnen. Dass dies falsch ist und sich die NS´en als Revolutionäre und Gegner der konservativen Ordnung verstanden, das hören die Linken bzw Kommunisten nicht gerne.
    Dass Putin es als erfolgversprechend erachtete, ganz groß einen Kampf gegen „Nazis“ zu behaupten, dürfte auch eine Folge der deutschen Besessenheit sein, immer mehr Nazis zu entdecken. Für Grüne und Linke sind alle „Nazis“, die den rechten Narrativen wiedersprechen, zu denen die Umdefinition des Art. 1 GG gehört, dass deutsche Politiker alle Menschen weltweit zu vertreten hätten, nicht etwa primär das Deustche Volk.
    So war also ein Boden bereitet, in welchem als drohendes Übel der Nazi – 77 Jahre nach deren Machtverlust – wieder entdeckt wurde. Dass die Ultra-Nationalisten in der Ukraine mit Nazi-Symbolen arbeiten und eine ethnische Überlegenheit konstruieren, für die gegenüber Russen überhaupt keine Unterschiede bestehen, macht das Ganze noch skurriler.

    • Wer nicht für mich ist, ist NAZI.
      Das ist neues deutsches Denken.

  15. Der Begriff ‚Nazi‘ ist, ohne Bezug zum National-Sozialismus des 3. Reiches, schlichtweg ein Ausdruck historischer und politischer Ignoranz.
    Menschen, die so einen Begriff missbräuchlich verwenden, kann ich im besten (!) Fall nicht ernst nehmen.

  16. Es ist schon bittere Ironie, wie leicht Putin die inflationäre Nutzung des politischen Kampfbegriffes kapern konnte – was primär den Linken und Grünen Politikern zu verdanken ist, die in ihrem Dauerkampf gegen Rechts mittlerweile jeden und alles als Nazi bezeichnen, wer sich nur deutlich genug gegen ihre rotgrüne Agenda wendet.

    Diese Vorarbeit haben unsere Linken geleistet, die den historischen Begriff für deren Alltagsparolen vollständig entkernt und inflationiert haben.
    Alles rechts von Merkel-Politk ist links schon nazi oder zumindest in dessen Nähe, völlig egal wie dumm und wie bildungsfernen dieses Labelling ist.
    Solange es medial funktioniert, die so Angegriffenen panisch zucken, solange wird die sog Nazikeule geschwungen, bis sie halt völlig verschlissen ist und niemand mehr auf diese Diffamierung zuckt.
    Es ist die unausweichliche Konsequent eines dummen Kreisch- und Brüllmobs, der griffige Parolen und Feindbilder braucht, stets in der Hoffnung auf mediale Verstärkung und Skandalisierung der angegriffenen Person, also des politischen Gegeners.
    Und hieran haben unsere Medien und soziale Netzwerke eine große Mitverantwortung, da sie rege verstärkt und mitgemacht haben, insb seit Erstarken der AfD und nach Merkels Grenzöffnung für jedermann ab 2015. Kritik daran führt noch heute regelmäßig zu Nazi oder der sprichwörtlichen Nähe zu den Falschen…
    Und auf diesen Irrsinn hat sich jetzt Putin breit draufgesessen und die ganz große Nazikeule ausgepackt, gleich ahistorisch wie unsere Linken.

  17. Für die Putin-Russen hat das Wort einen sehr eindeutigen Bezug zu den Ultra-Nationalisten der West-Ukraine, die bereits in den 30er Jahren aufgetreten sind, und sich dann nach der Eroberung der Region durch Nazi-Deutschland mit den Deutschen, den Nazis, und der SS verbündet haben. Aus dieser Positionierung haben sie sich, teilweise sehr aktiv, an der Judenvernichtung und am Kampf gegen die Sowjetunion beteiligt. Berlin hat ihnen zwar nie die Anerkennung zuteil werden lassen die sie gerne gehabt hätten, für den Anführer, Stepan Bandera, hat es aber zur Fluchthilfe nach München gereicht, wo er bis 1959 gelebt und, und, wie sicher jeder KGB- und Sowjet-Apparatschik gelernt hat, dort 1959 vom KGB ermordet wurde. Nach 2004 hat der damalige Präsident Juschtschenko, mir immer unverständlich, zur Festigung des ukrainischen Nationalgefühls in zahlreichen Städten Denkmäler für diesen “ Nationalhelden “ aufstellen lassen. Wer bei google nachsieht, der reibt sich wahrscheinlich die Augen. Zusätzlich wurden auch andere Ultra-Nationalisten aus den 30er und 40er Jahren mit Straßennamen geehrt. Die heutigen, ukrainischen Ultra-Nationalisten haben zwar nie eine politische Partei formieren können, die einen sichtbaren Zuspruch bei Wahlen gefunden hätte, es gibt sie aber im Kiewer Regime und Staatsapparat. Auch der eine oder andere Oligarch unterstützt die Ultra-Nationalisten mit viel Geld. Sie haben Milizen aufgebaut, die auch im von den Russen geförderten Donbas-Krieg seit 2014, und auch aktuell, eine Rolle spielen. Für die Ukrainer, und für uns, macht Putin mit dem Nazi-Vorwurf aus einer Mücke einen Elefanten. Beim russischen Publikum, das mehr oder weniger gut weiß, dass es in der Ukraine Ultra-Nationalisten gab und gibt, findet er damit aber breite Resonanz.

Einen Kommentar abschicken