Netflix hat es mal wieder geschafft – der Streaming-Dienst hat mit seinem neusten Hit „I Care a Lot“ in politisch korrekter Rollenbesetzung wichtige Aufklärungsarbeit geleistet. Thema diesmal: Berufsbetreuer und ihr herzloses Mafiosi-Handwerk. In dem erst vor ein paar Wochen angelaufenen Streifen jagt die eiskalte Protagonistin, Betreuerin und Geschäftsfrau Marla Grayson hilflose alte Rentner – sogenannte „Goldstücke“ – die sie entmündigen, im Pflegeheim einsperren und dann wie eine Weihnachtsgans ausnehmen kann.
Die lesbisch-feministische Vollblut-Kapitalistin hat die Rechnung aber ohne den kleinwüchsigen Sohn ihres neusten Fanges gemacht und gerät so in ein wildes Katz- und Mausspiel mit der russischen Mafia. Obwohl sichtlich überspitzt, fürchte ich, dass diese „schwarze Komödie“ das gesellschaftliche Bild des raffgierigen Gangster-Betreuers weiter verfestigen könnte – dabei ist unser Berufsalltag in Wirklichkeit leider nicht ansatzweise so aufregend. Betreuer sind verpflichtet, im Sinne ihrer Klienten zu handeln und deren Interessen durchzusetzen, wenn sie es selbst nicht mehr können. Eine so miese Masche, bei der sich Ärzte, Betreuer und Heimleitung aus Geldgier miteinander verschwören, könnte allein wegen der umfangreichen gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland nie funktionieren. Mal ganz abgesehen davon, dass die meisten Betreuer ehemalige Sozialarbeiter sind, deren Gutmenschentum viel weiter ausgeprägt ist als der Sinn nach irgendeiner Form von Bereicherung und Profitmaximierung.
Der Typ Betreuer
Das ist der erste große Irrtum der in der amerikanischen Verfilmung, aber auch in den deutschen „Qualitätsmedien“ immer wieder plattgetreten wird. Den Typ Geschäftsmann – mal ganz zu schweigen vom Typ Gangster – habe ich in den knapp acht Jahren, in denen ich in diesem Bereich arbeite, und in dem ich mit vielen Betreuern in Berührung gekommen bin, noch nie persönlich kennenlernen dürfen. Was ich aber zuhauf erlebt habe, sind Betreuer, die sich im Wunsch, ihre Betreuten zu retten, völlig verausgaben. Sie übernehmen Aufgaben, die eigentlich ein Pflegedienst ausführen müsste, setzen sich in guter alter Sozialarbeitermanier stundenlang mit ihren Klienten zum Kaffee trinken an den Tisch und schießen ihnen sogar etwas von ihrem persönlichen Geld dazu – mich würde es nicht mal wundern, wenn die ihre Klienten bei sich zuhause auf dem Sofa einquartieren und ihnen noch ein Süppchen kochen.
Selbst wenn man wollte, kann man als Betreuer aber auch nicht gerade reich werden – leider, ich würde zu gerne in einem schicken Penthouse-Loft arbeiten und BMW fahren. Man kann sich zumindest in Deutschland aber nicht einfach – wie im Film dargestellt – eine fiktive Zahl von Arbeitsstunden, die einem gerade so in den Kram passt, vom Konto eines seiner Schäfchen bezahlen lassen. Die Betreuervergütung ist seit Juli 2019 pauschal festgesetzt, muss immer erst beantragt und anhand eines Vergütungsbeschlusses vom Amtsgericht bewilligt werden. Laut Vergütungstabelle ist die Höhe der Pauschale von der Qualifikation des Betreuers abhängig, die drei Kategorien umfasst: Ohne Ausbildung, mit einschlägiger Ausbildung und mit Hochschulstudium. Daneben ist die Höhe der Vergütung davon abhängig, ob der Betreute in einer stationären Einrichtung (wie etwa im Heim) oder außerhalb lebt und ob er vermögend ist oder nicht.Der letzte entscheidende Faktor ist die Länge der Betreuung – zu Beginn gibt es nämlich etwas mehr Geld, nach spätestens zwei Jahren stagniert der Betrag dann aber. Das heißt: Wenn Sie nicht als Taxifahrer in den Beruf eingestiegen sind, sondern studiert haben, können Sie für einen mittellosen Betreuten im Heim in den ersten drei Monaten der Betreuung 317,00 € abrechnen – wäre er vermögend, sind es 10 € mehr. Im 4. bis 6. Monat kriegen sie nur noch 208 €, usw … Nach zwei Jahren dann nur noch 102 €. Zum Vergleich: Lebt der mittellose Betreute nicht im Heim, gibt es am Anfang noch 339 € und nach zwei Jahren noch 171 €. Warum ich mich hier vornehmlich auf mittellose Betreute beschränke, liegt schlicht daran, dass etwa 95 % aller Betreuten in Deutschland mittellos sind – also ein Vermögen von unter 5.000 € besitzen.
Dazu muss man wissen, dass die Vergütung gesetzlicher Betreuer bis vor dem 27.07.2019 ganze 14 Jahre lang nicht erhöht wurde. Die Betreuer konnten zwischen 2 und 8 Stunden pro Betreuten und Monat abrechnen, der höchst Satz pro Stunde lag nach denselben Kategorien wie heute etwa bei 44 €. 2018 führte das Bundesministerium der Justiz dann eine umfangreiche Studie durch, die ergab, dass Betreuer durchschnittlich 3,3 Stunden abrechnen konnten, aber im Durchschnitt 4,1 Stunden arbeiteten – das heißt sie arbeiteten zu einem Viertel ihrer Zeit umsonst. Das war der Anstoß für die leichte Vergütungserhöhung und die Änderung der Abrechnung hin zu Fallpauschalen. Netter Nebeneffekt: Durch die Pauschalabrechnung kann man nicht mehr so einfach nachvollziehen, wie viele Stunden bezahlt und wie viele tatsächlich erbracht wurden.
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Von wegen allmächtig
Neben der Profitgier ist der entscheidende Irrglauben, der viele Kritiker besorgt und um den sich auch der Netflix-Kracher dreht, die vermeintliche Allmacht des Betreuers, von der im wirklichen Leben wirklich nicht die Rede seien kann. Das fängt schon damit an, dass in Deutschland niemand gegen seinen Willen eine Betreuung aufgezwungen werden kann, wenn es dafür keinen triftigen Grund gibt – auch nicht, wenn sich wie im Film eine Hausärztin und eine Betreuerin verschwören. Die meisten Betreuungen werden von Ärzten oder Sozialarbeitern angeregt, wenn ein Patient mit Feuerwehr und Polizei in die Rettungsstelle einer Klinik eingeliefert wird, weil er zum Beispiel mit einer Gartenhacke auf seinen Nachbarn – einen miesen Verbrecher wahlweise Geheimagenten oder Außerirdischen – losgegangen ist. Da ist nicht mehr so viel zu diskutieren in punkto Zurechnungsfähigkeit. Selbst wenn irgendein hundsgemeiner Arzt aus Bosheit, oder weil ihm jemand ein paar Kröten zugesteckt hat, irgendjemanden für unmündig, dement oder wahnhaft erklärt, der es eigentlich gar nicht ist, würde er damit spätestens vor Gericht grandios scheitern. Das Amtsgericht beauftragt nämlich in jedem Fall, auch bei Eilanträgen, einen unabhängigen psychiatrischen Gutachter und im Zweifelsfall – zum Beispiel, wenn der Betroffene nicht selbst vor Gericht angehört werden kann – auch noch einen unabhängigen Verfahrenspfleger. Das sind oft Rechtsanwälte, manchmal auch andere Betreuer, die sicherstellen sollen, dass die Interessen des Betroffenen gewahrt werden. Erst dann trifft das Gericht die Entscheidung, gegen den Willen eines Menschen eine Betreuung einzurichten oder etwaige andere Zwangsmaßnahmen zu veranlassen.
Je nach Problem des Betroffenen werden dem Betreuer unterschiedliche Aufgabenkreise zugesprochen – das reicht von der Vermögens- und Gesundheitssorge bis zur Vertretung vor Behörden und der Aufenthaltsbestimmung. Manchen Betreuten, die am Tag gern mal 30 verschiedene Verträge bei allen möglichen Online-Händlern abschließen und danach leugnen, den Himalaya-hohen Schuldenberg selbst verursacht zu haben, kann zum Schutz noch ein Einwilligungsvorbehalt auferlegt werden – denn dann ist jeder Vertrag ohne Zustimmung des Betreuers unwirksam. Selbst wenn der Betreuer alle Aufgabenkreise und damit die „ultimative Macht“ über seinen Klienten hat, kann er aber immer noch keine weitreichenden Entscheidungen ohne Einwilligung des Betreuungsgerichts treffen. Das betrifft zum Beispiel Unterbringungsmaßnahmen zur Heilbehandlung bei psychisch Kranken, die einen ganz erheblichenTeil aller Betreuten ausmachen.
Selbst wenn die absolute Notwendigkeit zur Unterbringung besteht, sind dem Betreuer oft die Hände gebunden, weil das Gericht die Unterbringungsanträge nicht oder nur für einen sehr kurzen Zeitraum genehmigt. Der Betreuer kann in so einem Fall im Prinzip nur abwarten, bis der Betreute mit Polizei und Feuerwehr in ein Krankenhaus gebracht und wegen akuter Eigen- und Fremdgefährdung nach PsychKG (Gesetz für psychisch Kranke) untergebracht wird, weil er jemanden angegriffen oder sich selbst massiv verletzt hat. Einer unserer Klienten trat an U-Bahnhöfen gerne Frauen auf die Füße, schlug sie zum Teil sogar und schubste sie irgendwann auch noch durch die Gegend – eine Unterbringung wurde abgelehnt, stattdessen galt ein nicht durchsetzbares „Hausverbot“. So hart wie das klingt, aber wir warteten eigentlich nur noch auf den Tag, an dem wir ins Büro kommen und auf dem AB die Nachricht hören, dass er eine Frau vor die einfahrende Bahn gestoßen hat. Das ist alles andere als Allmacht, das ist Ohnmacht.
Neben Zwangsmaßnahmen bedarf auch jeder andere größere Eingriff in das Leben und die Vermögenswerte eines Betreuten der vorherigen Genehmigung des Amtsgerichts. Wenn man die Wohnung kündigen will, Geld von Sparkonten auf das Girokonto verlagern möchte oder den Verkauf von Vermögenswerten anregt, um z.B. Heimkosten zu bezahlen. Das sich ein Betreuer dabei irgendwie bereichern kann, ohne dass das Amtsgericht davon Wind bekommt, halte ich im Normalfall für illusorisch. Dass die gerichtliche Kontrolle wegen der Überlastung der Rechtspfleger unzureichend ist, kann ich aus meiner Erfahrung ebenfalls nicht bestätigen. Der Betreuer muss jedes Jahr einen Bericht verfassen und alle Vermögenswerte und Kontobewegungen des letzten Jahres minutiös genau nachweisen. Jede einzelne Ein- und Auszahlung muss belegt werden – und zwar auf den Cent genau. Die Rechtspfleger sind nicht nachlässig, sondern eher kleinkariert. Das Porto hat nicht selten mehr Wert als der Gegenstand der Beanstandung.Die ein oder andere Verlockung gibt es natürlich trotzdem. Wir bekamen zum Beispiel mal einen demenzkranken Mann ohne Angehörige als neuen Klienten, der gerade frisch in ein Heim gezogen war. In seiner Wohnung, die zur Abklärung der Vermögensverhältnisse gesichtet werden musste, lagen 200.000 € in Bar herum, von denen, wie sich später herausstellte, offiziell niemand wusste – da habe ich auch ne Sekunde überlegt, mein Studium über den Haufen zu schmeißen und eine Karriere als Verbrecher einzuschlagen. Solche Fälle, in denen sich Betreuer wirklich unbemerkt Geld unter den Nagel reißen könnten, sind aber verdammt selten. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mitarbeiter des Pflegedienstes Oma Gerdas Goldkettchen stibitzt, sicher um einiges größer. Was tatsächlich häufiger vorkommt, sind übrigens Angehörige, die sich munter am Geld der Großeltern bedienen. Sie verursachen zum Teil ganz erhebliche Vermögensschäden durch Diebstahl und Veruntreuung. Da bestellt sich der Sohn hier mal einen Laptop, da mal einen neuen Fernseher und hebt noch ab und zu Tausend Euro ab und schon sitzt Mutti auf dem Trockenen.
Mehr statt weniger Kompetenzen
Alles in allem ist das Risiko, was durch „kriminelle Betreuer“ ausgeht, eher ein Mythos als eine reale Gefahr für hilflose Menschen. Der Handlungsspielraum von Berufsbetreuern ist gesetzlich sehr eng festgelegt und wird immer enger und enger geschnürt, sodass man manchmal das Gefühl kriegt, man darf bald gar nichts mehr machen. Im Büroalltag ist das vor allem nervig, weil uns aus irgendwelchen Datenschutzgründen oder ähnlichem Mist oft die Auskunft oder sogar die Kooperation verweigert wird – das verlangsamt die gesamte Betreuungsführung und ist am Ende nur zum Schaden des Klienten, weil ihm wegen fehlender Unterlagen zum Beispiel staatliche Leistungen versagt werden können. Ähnliches erleben übrigens auch die Heime, in denen die Sozialarbeiter inzwischen nicht mal mehr befugt sind, Schlüpfer und Nachthemden für alte Damen zu bestellen, die selbst nicht fähig sind, so „neumodische Geräte“ wie das Internet zu bedienen.
Viel härter trifft die Überreglementierung aber den Umgang mit akut psychotischen Menschen. Die Schutzgesetze zur Wahrung ihrer Freiheit werden seit Jahren immer mehr in die Absurdität ausgedehnt. Unter dem Stichwort Psychiatrie-Kritik werden Betreuer, Sozialarbeiter, Ärzte und Behörden durch politische Entscheidungen immer handlungsunfähiger und viele von ihnen durch ausuferndes Gutmenschentum gleichzeitig handlungsunwilliger. Was die Leute nicht begreifen, ist, dass man den Betroffenen schadet, wenn man sie in einer akuten Phase ihrer Krankheit nicht durch Zwangsmaßnahmen unterbringt. Man gibt sie ihrem Wahn und der Verwahrlosung preis. Zustandsverschlechterungen, Krankheiten, Missbrauch und Todesfälle durch nekrotische Wunden oder Suizide sind die Folge. Zum anderen sind sie eine erhebliche Gefahr für jeden unbescholtenen Bürger, der zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort ist – der Fall Hanau, sollte das erneut in aller Grausamkeit bewiesen haben.
Vielen Dank für diesen Einblick in Ihren Beruf, Frau Schwarz! Netflix ist leider echt zu einer sehr linken Plattform verkommen. Die neuen Produktionen kann man sich nicht mehr angucken- wie auch in Ihrem Artikel beschrieben, kommt keine Produktion mehr ohne schwule oder lesbische Charaktere aus. Es wundert mich also kaum, dass auch beim Thema Berufsbetreuer Netflix mal wieder schön im linken Mainstream schwimmt – und komplett an der Realität vorbei geht.
Ich kenne zwei Fälle, in denen Betreuer ihre Klienten in Zusammenarbeit mit Komplizen (Handwerker renovieren die Wohnung, obwohl diese nicht stattfand), um 6 stellige Summen gebracht wurden.
In diesem Zusammenhang möchte ich an den traurigen Todesfall des kleinen Pascal, 3 Jahre alt, erinnern, angeblich auf sexuell, bestialische Weise zu Tode gekommen (seine Leiche wurde nie gefunden). Der kleine Pascal stand unter staatlicher Betreuung. Im bundesweit bekannt gewordene Gerichtsverfahren, mussten alle Angeklagten, auch die Betreuerin, aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Meine Güte, ist doch bloß ein Film.
Wer den 1:1 in die Realität überträgt, soll heißen, wer nicht zwischen Film und Realität unterscheiden kann, der glaubt auch, daß die Macht mit ihm ist und Freddy Kruger in seinen Träumen auf einen wartet.
Solchen Leuten ist dann eh nicht mehr zu helfen.
Habe den Film übrigens gesehen und fand ihn, abgesehen von seiner zwanghaft übergestülpten „Diversität“, sehr unterhaltsam.
Und dazu sind Filme schließlich gemacht: zur Unterhaltung
Mal wieder ein sehr spritziger und aufklärender Artikel über einen Berufsstand der oft untergeht und über den viele Menschen nicht viel wissen, obwohl er sehr viel Arbeit leistet und das Elend in den Städten verwaltet. Und ich kann Ihren Beobachtungen bzw. Erfahrungen nur zustimmen, Betreuer sind alles andere als allmächtig.
Ein informativer Beitrag, danke. Ich habe keinen Zweifel daran, dass es sich um einen ehrenhaften und teilweise schweren Beruf handelt. Nur habe ich persönlich ein bisschen Probleme damit, das Thema an einer Netflix-Serie aufzuhängen (gucke selbst kein Netflix). Mag sein, dass diese dem Image der Betreuer nicht guttut, dennoch ist sie wohl, wie ich anderen Medien entnommen habe, als Kriminalfilm oder Satire einzuordnen. Es ist kein Dokumentarfilm.
Biin jetzt selber Rentner, hatte früher beruflich mit vom Amtsgericht zu Betreuten erklärten und deren Betreuern zu tun. Sie glauben, in D sei alles vorbildlich geregelt? Zunächst mal, Betreuer in D kann jeder werden, egal welch Vorbildung und welche Vorgeschichte. Das öffnet Tür und Tor für allerlei dubiose Figuren. Ist erst mal eine Person zum vom Amtsgericht Betreuten erklärt worden (es gibt Teilbereiche wie Gesundheit, Finanzen etc) ist der Drops gelutscht. Der Betreute und vor allem seine Angehörigen können nur noch zusehen, wie das Konto geleert, die Immobilie/ die Eigentumswohnung den Besitzer wechselt,Wertgegenstände verschwinden, natürlich nur zum Wohle des Betreuten. Das sind m.M. mafiöse Strukturen, niemand hat Interesse daran etwas zu ändern. Hochinteressant wäre eine Befragung von Angehörigen zu diesem Thema.
Nebenbei: es kann ganz schnell gehen, das jemand zum Betreuten wird, auch wenn die Voraussetzungen gar nicht vorliegen, es muß nur jemand wegen tatsä chlicher oder vermeintlicher Auffälligkeiten beantragen und ein Psychiater oberflächlich bestätigen. Dieses Thema wäre eine investigative Recherche wert.
Nein. Angesichts der im Text beschrieben, vielfältigen Kontrollmechanismen von Seiten der Behörden von mafiösen Strukturen zu sprechen, ist schlicht absurd.
Unfug, ich bin selbst bereits zum 2. Mal Betreuer, allerdings für nahe Familienangehörige, da bescheißt man normalerweise nicht. Die Möglichkeiten sind aber vielfältig und alleine schon die Beschreibung der Umstände (viel Arbeit, viel Zeitaufwand, wenig Erfolg, wenig Geld) sprechen dafür, daß Berufsbetreuer einen völlig anderen Grund haben, diesen Weg einzuschlagen. Und da gibt es nur 2, Machtausübung und/oder persönliche Bereicherung.
Man unterschätze nie die Hinterlistigkeit der Sozialindustrie, lange und oft genug dagegen gekämpft, da stecken oft genug auch die Amtsgerichte mit drin und man entkommt diesen Strukturen erst, wenn der Weg zum LG/OLG frei ist.
Die Beschreibung von Wien trifft es schon recht genau.
So ist es, in den letzten Jahren wurden auch einige Fälle in den Medien behandelt. Ich erinnere mich an einen älteren Herrn, der letztlich entmündigt wurde während sich der Betreuer das gesamte Vermögen unter den Nagel gerissen hat. Sicherlich macht der größte Teil der Betreuer einen guten Job, aber es gibt eben auch schwarze Schafe. Und wie Sie schon sagen: Betreuer kann jeder werden…
Sagen sie mal, aus welcher Stadt berichten Sie denn? Ich könnte nie in Berlin eine Immobilie verkaufen, ohne zig Anträge u Begründungen dem Amtsgericht gegenüber darzulegen! Auch die Kontoführung muss centgenau (wie schon Frau Schwarz beschreibt) belegt werden. Kann es tatsächlich sein, dass in Berlin auch mal was funktioniert, bzw. erst genommen wird, was anderswo unter den Tisch fällt?
Alles, was sie schreiben, ist richtig.
Kann ich aus Gesprächen mit Betroffenen bestätigen.
Allerdings, wenn ein Betreuer auch noch Rechtsanwalt ist,
dann ist es für einen unter Betreuung gestellten,
noch viel schwieriger aus diesen freiheitsberaubenden Strukturen
wieder rauszukommen.
Woher kommen diese Vorurteile gegenüber den Berufsbetreuern, die sich hier auch noch in einigen Kommentaren zu diesem sehr gelungenen Artikel von P. Schwarz wiederfinden? Die Angst davor, eines Tages nicht mehr selbst für sich verantwortlich sein zu können, lässt hier wohl einige Menschen misstrauisch werden. Woher kommt der Glaube, dass ehrenamtlich tätige Angehörige in jedem Fall verlässlicher sind und aus sogenannten edleren Motiven heraus die Betreuung übernehmen? Ist es nicht eher so, dass ein Berufsbetreuer, der seinen Lebensunterhalt dauerhaft verdienen will, dies professionell und korrekt handhaben wird? Im übrigen finde ich es auch gut, dass die Autorin (mal wieder) auf die vielfaches Leid verursachende Psychiatriepolitik verweist, nämlich dass schwerst psychiatrisch kranke Menschen im Zuge einer vermeintlich humanen „offenen Psychiatrie‘ nicht mehr zwangsuntergebracht und zwangsbehandelt werden. Nicht nur leiden die Betroffenen unter ihren wahnhaften Angstzuständen und verwahrlosen, sondern sie stellen ggf. auch eine Gefahr für die Allgemeinheit dar, wie die Autorin ja auch darlegt. Dabei können Psychosen heute gut medikamentös behandelt werden.
Liebe Frau Schwarz,
vielen Dank für die Geduld, sich so einen Film anzuschauen – ohne Corona Lockdown hätten Sie sicherlich nicht die Zeit und Nerven dafür aufgebracht – und für die Mühe dazu eine qualifizierte und gut lesbare Kritik zu schreiben.
Sie beschreiben sehr sachkundig, wie Menschen, die aufgrund ihrer Demenz, psychischen oder geistigen Erkrankung leichte Beute für Betrüger werden könnten durch unser Rechtssystem geschützt werden und unter welchen Bedingungen Betreuer arbeiten.
Natürlich gibt es Lücken und bei genügend krimineller Energie auch Möglichkeiten zum Missbrauch. Das gibt es auch in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Was mich nur wirklich ärgert ist, dass ein ganzer Berufsstand deshalb in Verruf gerät und dazu tragen solche Filme leider bei.
Niemand würde umgekehrt auf die Idee kommen, alle Ärzte als “Kurpfuscher“ oder alle Anwälte als „Winkeladvokaten“ oder „Mafiaanwälte“ zu bezeichnen nur weil ein solcher Typ in irgendeinem Gangsterfilm die Hauptrolle spielt.
Danke für diesen super informativen Artikel. Welcher heterosexuelle Mann schaut sich eigentlich freiwillig einen Film an, in dem eine lesbische, männerhassende Hauptfigur alte Leute beklaut? Und dann auch noch – siehe dieser Artikel – vollkommen an der Realität vorbeigeht? Für welches Publikum ist dieser Film?
Liebe Frau Schwarz, wieder mal ein interessanter aufklärender Artikel! Vielen Dank dafür.
Man kann am Sozialstaat vieles kritisieren – aber an dieser Stelle ist er nun wirklich sinnvoll und notwendig; die betreuten Personen sind unzweifelhaft Bedürftige. Und wer nach der Lektüre dieses Artikels noch Zweifel an der Sittlichkeit des Betreuer-Berufs hat, wird es wohl nicht mehr verstehen. Es geht schlicht darum, „nicht geschäftsfähigen“ Menschen ein Minimum an Unterstützung zu gewähren. Die verbreitete These, Betreuer würden sich an ihren hilflosen Klienten bereichern oder anderweitig ihre Macht missbrauchen, ist angesichts der Ausführungen von Frau Schwarz absurd. Wie von der Autorin betont, ist das Gegenteil zutreffend: dem Betreuer müsste man mehr Befugnisse geben statt weniger, um den Betreuten die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. Offensichtlich fällt es vielen schwer, sich die Tatsache zu vergegenwärtigen, dass es Menschen gibt, die aufgrund ihrer gesundheitlichen bzw. psychischen Erkrankungen ohne einen gesetzlichen Vormund der totalen Verwahrlosung ausgeliefert wären.
Ein hervorragend recherchierter Artikel, der keine Fragen offen lässt – so denke ich als einer der eingangs erwähnten Gutmenschen. Wer allerdings am Täter/Opfer Schema festhalten will, wird auch hier keinen Wissenszuwachs gewinnen. Und Herr L., fragen Sie doch mal Ihren Hausarzt, wieviel schlechte Ärzte seiner Meinung nach auf einen guten Arzt kommen! Dann würde sich die Empörung relativieren. Wer hier von Abzocke spricht, hat zu lange vor dem Fernsehen gesessen und den Kontakt zur Realität verloren, vielleicht sich aber auch noch nie dafür interessiert, wie die Landschaft aussähe, wenn es keine Betreuer gäbe. Also Frau Schwarz, danke für die (Auf)Klärung!
Ich will ja nicht zu zynisch und offtopic sein. Vielleicht sollte aber auch mal stärker über substanzinduzierte Psychosen bzw psychische Erkrankungen aufgeklärt werden, die sich zum Beispiel bei einem frühen Cannabiskonsum von teenies einstellen können. Von den ungefähr 1,2 Millionen gesetzlich Betreuten waren nämlich 70% im Alter zwischen 18 – 69 Jahre alt. Von den 100% hatten 17 % Sucht, 33 % sonstige psychische Krankheiten als Betreungsgrund. Die Zahlen sind aber ziemlich alt (2003-2013).
Der Artikel ist informativ und eine Sichtweise. Ob alle Betreuer so denken, kann ich nicht beurteilen. Was mich stutzig macht, sind die genannten Zahlen bezüglich der Fallpauschalen und des Unternehmens, das „ungefähr 100 Betreute“ haben müsse. Wenn ich das richtig verstehe, gibt es pro Betreutem einen Wert x, der mit der Zeit abnimmt. Setzt man als Durchschnitt z. B. 200 Euro pro Monat an und multipliziert mit den 100 Betreuten kommt man auf 20.000 Euro pro Monat. Selbst wenn man zweit Angestellte, Betriebskosten und Steuern abzieht, bliebe ein sehr lukrativer „Rest“, der nicht ganz den dargestellten vielen negativen Seiten des Berufes entspricht…
Ich denke nicht, daß von 20.000 Euro pro Monat noch ein „lukrativer Rest“ bleibt, wenn davon noch zwei Angestellte , Betriebskosten, Steuern etc. abgehen.
Ihre Rechnung ist wohl unzutreffend. Laut der Autorin sind 95% der Betreuten mittellos. Geht man davon aus, dass der Großteil der Betreuungen sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, dürfe die Vergütung ganz überwiegend bei den im Text genannten 102 € liegen, also weit unter den von Ihnen veranschlagten 200 €. Ganz abgesehen davon: was wäre eigentlich dagegen einzuwenden, wenn ein Beruf, der mit einer enormen Verantwortung einhergeht, gut bezahlt würde?
Ich hasse solche Filme. Sie bestärken nicht nur die Opferhaltung a la „Ich bin ein Armes Ding alle anderen sind die Bösen!“, sondern sorgen auch dafür, dass Leute mit psychischen Problemen aus Angst sich keine Hilfe suchen.
Am Beispiel Hanau wird ja sehr deutlich wie wenig Ahnung die Medienmacher und die Politiker, zu Beispiel Steinmeier, von den realen Problemen in unserem Land haben und haben wollen. Wer die Arbeit eines Betreuers verstehen will muss sich sehr unangenehme Dinge anschauen. Viel Leid, viele extrem gescheiterte Menschen, manche stinken auch übelst. Aber nein das ist zu viel für die Seele eines Medienschaffenden und Politiker. Es ist einfacher den Rechtsradikalen die Schuld zu geben und sich dann als Gutmensch zu fühlen.
Wieder ein sehr gelungener Artikel, mit dem Sie Einblick in den Beruf des Betreuers geben! Die Netflixserie habe ich nicht gesehen und werde sie mir auch nicht anschauen, das klingt nach ödem Mainstream. Aber hier zu lesen, wie ein echter Berufsalltag in diesem Bereich aussieht, wie reglementiert die Arbeitsprozesse eines Betreuers sind und wie vergleichsweise mäßig vergütet dieser verantwortungsvolle Job ist, das ist interessant und da bin ich froh, dass es noch Leute gibt, die ernsthaft diesen Beruf ausüben, der sicher kein Zuckerschlecken ist..
„Das sich ein Betreuer dabei irgendwie bereichern kann, ohne dass das Amtsgericht davon Wind bekommt, halte ich im Normalfall für illusorisch.“
Dann machen Sie einmal einen Realitätscheck!
Mein Hausarzt sagt, auf einen guten Betreuer kommen drei schlechte.
Die Betreuten leben oft alleine, haben zudem oft Krankheiten
und sie sind ….. nicht selten vermögend.
Was sich in diesem Bereich unserer Gesellschaft abspielt, spottet absolut
jeder Beschreibung. Wie hier Menschen ihrer Freiheit beraubt, abgezockt
und betrogen werden, kann ein Außenstehender sich kaum vorstellen.
Selten kommen diese Sachen ans Licht, denn diese Leute haben keine Lobby
und sind wie gesagt oft krank und alleine.
Schade, dass Sie Ihrer subjektiven Einschätzung (und der Meinung Ihres Hausarztes) den Vorrang über der Darstellung der Autorin geben, die offensichtlich vom Fach ist. Ich für meinen Teil freue mich, wenn mir ein Experte erklärt, wie es wirklich ist – dann habe ich etwas dazugelernt.
„Mal ganz abgesehen davon, dass die meisten Betreuer ehemalige Sozialarbeiter sind, deren Gutmenschentum viel weiter ausgeprägt ist als der Sinn nach irgendeiner Form von Bereicherung und Profitmaximierung.“
Und noch ein Witz:
„Nach Vergütungstabelle …“
Das ist natürlich ärgerlich, wenn das öffentliche Bild eines Berufes durch einseitige Darstellungen in den Medien geprägt wird. Ich bin sicher, dass fast alle Betreuer ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen machen.
Wo ich die Ansicht der Autorin nicht teile ist hinsichtlich der Annahme, dass missbräuchliche Handlungen durch Betreuer in Deutschland gar nicht möglich sind, durch die zahlreichen gesetzlichen Regelungen. Wenn entscheidende beteiligte Personen sich zum Nachteil des Betreuten kriminell verbünden; und solche Einzelfälle gab es ja; dann muss der Betreute entweder selber sehr wehrhaft sein; was zumeist nicht der Fall sein dürfte; oder einen Verbündeten haben, der auf seiner Seite ist. Sonst landet da gar nichts zur Überprüfung „vor Gericht“.