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Wo reich gut und wo böse ist

Nach SPD-Definition ist Scholz „superreich“

07.10.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Legt man die Definition der Bundesregierung zugrunde, ist Olaf Scholz reich, aber nach SPD-Definition ist er sogar superreich.

Nach massiver Kritik hat Olaf Scholz zwar auf Twitter inzwischen immerhin eingeräumt, dass er sehr gut verdient. Aber nach der Definition der eigenen Regierung (der er als Finanzminister angehört) ist er in der Tat „reich“, was er bestritten hatte. Denn laut offizieller Definition des Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung gilt als „einkommensreich … wer über mehr als das Doppelte bzw. Dreifache des Median der Nettoäquivalenzeinkommen der Gesamtbevölkerung verfügt“. Natürlich kann man über diese Definition streiten, aber Tatsache ist, dass nach dieser Definition der Bundesregierung Bundesfinanzminister Scholz reich ist.

Legt man jedoch zugrunde, wer in jüngster Zeit von führenden SPD-Politikern als „superreich“ bezeichnet wurde, dann dürfte Scholz nicht nur reich, sondern sogar „superreich“ sein (man sieht daran, wie inflationär der Begriff von Sozialdemokraten verwendet wird). Zur Erinnerung: In der Diskussion um die Abschaffung des Solis wurden regelmäßig diejenigen Einkommensbezieher von der SPD als „superreich“ bezeichnet, die auch nach der Reform den Soli weiterhin bezahlen müssen. Thorsten Schäfer-Gümbel, seinerzeit kommissarischer SPD-Vorsitzender, erklärte beispielsweise: „Ein Gesetz, das lediglich das Nettoeinkommen der Superreichen erhöht und damit die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter vergrößert, wird es mit der SPD nicht geben.“

Ähnlich äußerten sich die ehemalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles und andere, die argumentierten, künftig müssten nur noch „Superreiche“ den Soli bezahlen. Auch die SPD-Parteizeitung „Vorwärts“ bezeichnet solche Personen als „superreich“.

Aber offenbar sind nach der SPD immer nur die anderen „superreich“, also die bösen Unternehmer. Scholz selbst sagte in der Diskussion um den Soli, nur noch diejenigen mit „sehr, sehr hohem Einkommen“ müssten künftig den Soli weiterhin zahlen. Da er selbst zu dieser Gruppe gehört, ist es eigenartig, dass er jetzt andererseits nicht einmal zur „gehobenen Mittelschicht“ gehören will, wie er im Interview betonte. Erinnern wir uns: Friedrich Merz, der mehrfacher Millionär ist, beharrte darauf, er sei nicht reich, sondern gehöre zur „oberen Mittelschicht“. Scholz selbst, der nach SPD-Definition „superreich“ ist, will jedoch nicht einmal zur „oberen Mittelschicht“ gehören.

Deutschland – Neidland im internationalen Vergleich

Dies zeigt einmal mehr, dass Deutschland ein Neidland ist. Jeder Politiker ist offenbar bestrebt, sich in der Öffentlichkeit als ärmer darzustellen, als er tatsächlich ist, weil der Sozialneid in Deutschland so ausgeprägt ist. Für die Studie „Die Gesellschaft und ihre Reichen“ wurde der „Sozialneidkoeffizient“ berechnet, der zeigt, wie stark der Sozialneid gegen Reiche in einer Gesellschaft ist. In Deutschland lag der Wert mit 0,97 sehr hoch, nur in Frankreich lag er mit 1,26 noch höher. In Italien (0,62), Großbritannien (0,37) und den USA (0,42) liegt dieser Wert deutlich niedriger als in Deutschland.

Die Unterschiede erklären auch, warum sich in Deutschland Politiker ärmer machen, als sie sind, und sich Trump in den USA sogar reicher darstellt, als er ist. Trump streitet seit vielen Jahren mit „Forbes“ über die Höhe seines wirklichen Einkommens.
„Als Faustregel teilten wir das, was [Trump] angegeben hat, durch drei“, so Harold Senker von „Forbes“. 1999 sagte Trump, die „Forbes“-Schätzung von 1,6 Mrd. Dollar sei fast drei Mrd. Dollar zu niedrig. „Wir lieben Donald“, erklärten die „Forbes“-Herausgeber. „Er ruft zurück. Er bezahlt normalerweise das Mittagessen. Er schätzt sein Privatvermögen sogar selbst ein (4,5 Mrd. Dollar). Aber sosehr wir uns auch bemühen, wir können das einfach nicht beweisen.“

Trump kam stets zu wesentlich höheren Bewertungen als Außenstehende, weil er den finanziellen Wert seines Namens extrem hoch einschätzte. Einmal erklärte er die Differenz zwischen zwei Angaben zu seinem Vermögen, wovon die eine bei sechs und die andere bei 3,5 Milliarden Dollar lag, mit dem Wert des Markennamens Trump. Demnach war dieser Name seiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt 2,5 Milliarden Dollar wert. Obwohl der Name Trump in den Interbrand-Ranglisten mit wertvollen Namen nicht auftauchte, gab er 2010 in einem Schriftsatz an, eine unabhängige Einschätzung habe dessen Wert auf drei Milliarden Dollar angesetzt. Damit wäre sein Name der wertvollste Einzelposten in seinem Portfolio gewesen, denn keine seiner Immobilien oder anderen Investments war so viel wert. Auch die jüngst bekannt gewordenen Zahlen über seine Steuerzahlungen deuten (falls diese stimmen), darauf hin, dass es Trump wirtschaftlich lange nicht so gut geht, wie er den Anschein zu erwecken sucht.

Ergebnis: In den USA hofft Trump, Wahlen zu gewinnen, indem er sich reicher macht, als er ist, und in Deutschland versuchen Merz und Scholz Wahlen zu gewinnen, indem sie sich ärmer darstellen, als sie sind. Das sagt mehr über die unterschiedlichen Mentalitäten in beiden Länder als über die Politiker selbst.

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23 Kommentare

  1. Vielen D a n k an TE Redaktion:

    es ist schön zu lesen, dass sich Linke- SPD- grüne ihre Minister/ Politiker als „reich“ oder sogar „super- reich“ ansieht!

    Dann können ja die RRG- und GroKo- Minister und andere RRG/ GroKo Politiker entweder auf einen Teil ihrer Gehälter zugunsten des Staates verzichten, oder einen Teil ihrer „super- reichen“ Bezüge spenden.

    • weshalb sind die Dinger derart abartig teuer?
      Bitte, sie müssen doch Verständnis haben, dass die „Freunde“ der Politiker auch was verdienen nicht nur die Politiker. Schließlich sollen die „Freunde“ dann ja hinter diejenigen sein, welche „absolut freiwillig“ ein paar Penunzen Parteispenden leisten.
      Wo sollen denn dieses Parteispende-Gelder herkommen wenn die Politik nicht dafür sorgt, dass die „Freunde“ gut verdienen?
      Als abgehalfterter Politiker möchte man ja nach der politischen Karriere schließlich auch noch einen Job haben, denn die Schlangen bei der Arbeitsagenturen sind meilenlang wenn man sich da hinten anstellen muss.
      Vor allem müsste man dann aber eine Qualifikation vorweisen können. Von wo her denn, denn dazu hat man als Jung-Politiker doch keine Zeit, auch noch eine Ausbildung zu machen. (s. neuesten CDU Zögling Amthor)
      Dafür haben sie doch Verständnis? Ich nicht !

  2. Ein entscheidender Punkt wurde vergessen:

    Ein Selbständiger muss ggf. sein Vermögen komplett der Vermögenssteuer unterwerfen, da es als Gegenwert sichtbar ist.

    Während __Ansprüche__ an Versicherungen nicht erfasst werden. Würde eine Vermögenssteuer sich auch auf kapitalisierten Ansprüche beziehen, dann wäre diese sofirt tot.

    Wenn man den linksgünen Gutmenschen an die Pensionen geht, ist nämlich Schluss mit lustig,

  3. Es ist mir egal, wie reich oder arm sich ein Olaf Scholz fühlt. Um seine teuren Versprecher und seine Diät zu bezahlen und die seiner Freunde im BT werde ich als Arbeitnehmer gezwungen zusammen mit meinem Arbeitgeber über die Hälfte meines Lohns abzugeben und bei jedem Noch so kleinen Einkauf aus diesem versteuerten Restlohn erneut dem Fiskus einen Teil abzutreten.

    Ob das jetzt plus 1% sind oder minus 1%, da liegt doch das grundsätzliche Problem.

    • Sie haben die „Bettel-Rente“ vergessen, die sie mal bekommen, Dank, Gerd und Olaf.
      Unbedingt dazu zu sagen, die halten sich für Sozialdemokraten, zumindest behaupten sie das.

  4. Es gibt einen grossen Unterschied, ob jemand durch Unternehmertum/Erfindungsreichtum reich wurde oder sich aus Steuergeld bedient. Im ersten Fall ist es ein Gewinn für die Gesellschaft weil der Unternehmer Mitarbeiter beschäftigt und Steuern zahlt, im 2. Fall ein Verlust für die Gesellschaft weil der Bürger mehr Steuern zahlen muss.

  5. Man muss halt unterscheiden zwischen
    – unverdientem Neid
    – verdientem Neid

    Verdienter Neid, setzt harte und erfolgreiche Arbeit voraus, denn man sich erst verdienen muss. Von beiden ist der „unverdiente Neid“ am schäbigsten, denn er kann keinen Neid wert sein, sondern nur der Abscheu.

    • Verdienter Neid….es gibt zu Wenige, die ihn verdient haben.
      Unverdienter Neid….da gibt es leider viel zu viel Betroffene

  6. Korrekt, in Deutschland musste man 2019 den Spitzensteuersatz zahlen, wenn man das 1,4 – fache des deutschen Durchschnittsgehaltes verdient hatte. Die meisten ledigen Facharbeiter in der Industrie dürften dabei gewesen sein.

  7. Der Superreiche durch Steuergeld macht arm durch Arbeit mit Steuern.

  8. Ja, der Wunsch nach Egalität ist in den Nationen unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Skandinavier sind diesem Ideal schon sehr nahe gekommen. In Ostdeutschland hat man die Utopie von der Einkommensegalität dann fast realisiert und dem Leiter eines Kombinats mit tausenden von Mitarbeitern gerade mal das doppelte eines Facharbeitergehaltes gezahlt. Für die zu gut verdienenden Spitzenfunktionäre linker Parteien gilt das Bonmot des französischen Staatschefs: Meine Franzosen sehnen sich nach Egalität, wollen aber auf keinen Fall auf ihre Privilegien verzichten.

  9. Wie kommt man auf die Idee, Einkommen automatisch mit Reichtum zu verbinden?
    Einkommen muss verdient werden und Vermögen sind Besitztümer. Hohes Einkommen muss nicht zwingend zu hohem Vermögen führen. Gerade in Zeiten sehr hoher Abgabenlast. Aus meiner Tätigkeit als Steuerberater kenne ich viele gute und sehr gut Verdienende, die nicht vermögend sind und solche die hohe Vermögen, aber geringes Einkommen haben. Die allermeisten mit hohen Einkommen haben das nach meiner Einschätzung durch sehr hohen zeitlichen Einsatz und als Unternehmer mit hohem finanziellen Risiko auch verdient.

  10. Alles ist relativ. Als jemand Karl Lagerfeld fragte, ab wann man denn reich sei, antwortete der:
    Wenn jemand 50 Millionen Euro auf dem Konto hat, dann ist er, für mich gesehen, relativ arm.

  11. Die unbekannten Reichen Politiker-Millionäre durch ihre politische Tätigkeit:
    – Martin Schulz (aus einem EU-Amt)
    – Olaf Scholz
    – Angela Merkel
    – Oskar Lafontaine
    – Franz Josef Strauß
    – u.a.
    So ist es, wenn „politisches Amt“ zu einem „Geschäftsmodell“ wird, entgegen den Voraussetzungen des Grundgesetzes.

  12. Der Deutsche beliebt, bei Ausuebung seines Neides zu differenzieren, eine Fähigkeit, die den meisten vollständig abhanden gekommen ist. Linke sind grundsätzlich nicht reich, weil nicht ist, was nicht sein darf. Selbst ueppigste und vor allem unverdiente Alimentationen des Staates zählen nicht, andere privatwirtschaftliche Einkommen wie Aktiengewinne dafuer dreifach. Das eine ist moralisch einwandfrei, woran auch Unfähigkeit und Faulheit nichts aendern koennen, das andere natuerlich nicht. Der Deutsche finder auch 15 bis 20 Mio jährlich fuer das Kicken voellig in Ordnung, sogar dann, wenn der Kicker nicht mal besonders gut kicken kann, aber andere Entertainmentwualitaeten hat oder, ganz wichtig, als Projektionsfigur taugt. Da Vorstaende hier, abgesehen von Jo Kaeser, gewöhnlich ausfallen, selbst wenn sie ausnahmsweise einen guten Job machen, was die Merkelfans automatisch ausschließt, werden deren Gehälter, obwohl den Steuerzahler im Unterschied zu den Mio an ueppig Alimentierten nicht belastend, eher kritisch gesehen. Noch bestimmt der Deutsche selbst, wen er, wie ueblich faktenbefreit und inkonsistent, aus den fast unergruendlichen Tiefen seines Systems mit seinem Neid beehrt. Die Politdarsteller kennen ihre Masse.

    • Genau, meine Meinung. Wer entscheidet was moralisch einwandfrei ist und was nicht?
      Sportlern und Schauspielern werden Riesensummen zugestanden. Und, wei Sie sagen, selbst bei schlechter Leistung. Sie bedienen halt die Spaßgesellschaft und ihr Ansehen steigt, je mehr sie erhalten. Anderen werden selbst niedrigere Einkommen nicht gegönnt. Das ist schon erstaunlich….

  13. Wobei Trump aufgrund seines Wirkens und Unterhaltungswerts jeden Dollar wert ist. Während Scholz und Merz nicht über die Rolle von Merkel-Statisten hinauskommen und somit finanziell grotesk überversorgt sind.

  14. „Jeder Politiker ist offenbar bestrebt, sich in der Öffentlichkeit als ärmer darzustellen, als er tatsächlich ist, weil der Sozialneid in Deutschland so ausgeprägt ist.“

    Ja, und gerade an Politikern wie Scholz sieht man, dass diese Umverteilungsfetischisten nur anderen in die Taschen langen wollen. Aber nicht sich selbst. Dafür sind sie bei Diätenerhöhungen dann immer vorn mit dabei.

    • Und das Größte ist, dass Bundestagsabgeordnete noch steuerfreie Aufwandspauschalen von über 4.000 € monatlich bekommen. Diese Pauschalen sollen die Kosten abdecken, die den Abgeordneten durch Ihre Mandatstätigkeit entstehen. Einen Nachweis, ob überhaupt Kosten angefallen sind, müssen die Politiker nicht bringen. Unglaublich!! Das diene der Verwaltungsvereinfachung. Wie erklärt man das den Bürgern, die in ihrer Steuererklärung grundsätzlich alle Ausgaben belegen müssen?

      • Es seien ihnen die 4.000 € gegönnt, wenn sie im übrigen entsprechend des Durchschnitts ihres Einkommens durch Arbeit der letzen 4 … 5 Jahre vergütet werden würden.

  15. „Die Reichen“, das sind die, die angeblich alles locker bezahlen können und deshalb alles bezahlen sollen.
    Aber ganz egal, wen man fragt, „die Reichen“, das sind immer diejenigen, die etwas mehr haben als der Befragte selbst.
    Schon allein deswegen ist „die Reichen“ in der Politik keine brauchbare Kategorie.

  16. Sie haben noch Franz Müntefering vergessen,der seinerzeit gesagt hat: „Mit 600 Euro Rente muß man nicht arm sein“. Gut, daß die Genossen alle gut versorgt sind zb Nahles.Die sind alle so arm( und das meine ich nicht monetär.)

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