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Liberalismus, Humanismus, Christentum?

Welche Werte retten den Westen? – Gedanken zur „Erklärung zur westlichen Welt“

16.10.2024

| Lesedauer: 6 Minuten
Am 1. Oktober 2024 erschien eine „Erklärung zur westlichen Welt“, die vom Schweizer „Liberalen Institut“ initiiert und von Javier Milei, Václav Klaus und Jordan B. Peterson unterstützt wurde. Worum geht es in dem Text? Eine kritische Analyse.

Der Verfasser dieser Zeilen hat die „Erklärung“, um die es hier geht, zwar auch dankbar und beherzt unterschrieben, das soll ihn aber nicht daran hindern, aus seiner privaten Perspektive einen kritischen Blick auf die gesamte Initiative zu bewahren.

Worum geht es? Vor einigen Jahren erschien eine „Erklärung zur westlichen Welt“, die von zahlreichen namhaften konservativen Denkern, Politikern und öffentlichen Figuren der Gegenwart unterzeichnet wurde. Schirmherren sind Václav Klaus, ehemaliger Präsident der Republik Tschechien, Javier Milei, Präsident der Republik Argentinien, und Jordan B. Peterson, Professor für Psychologie; einer deutschen Leserschaft sind unter den Unterzeichnern sicherlich auch Egon Flaig, Carlos Gebauer, Sandra Kostner, Markus Krall, Vera Lengsfeld, Gerd Morgenthaler, Dietrich Murswiek, Max Otte oder Dieter Schönecker bekannt, um nur einige zu nennen.

Die eigentlichen Initiatoren sind Philipp Bagus, Professor für Ökonomie (Madrid), und Michael Esfeld, Professor für Philosophie (Lausanne), die für das 1979 gegründete Schweizer „Liberale Institut“ stehen, dem ersten unabhängigen Think Tank der Schweiz, der nach eigener Auskunft die Schweizer Tradition und Kultur von individueller Freiheit, Frieden und Offenheit untersucht und sich für die Weiterentwicklung der liberalen Geistestradition einsetzt. Wir erlauben uns, im Folgenden den (kurzen) Text zu zitieren, der auch hier abgerufen werden kann, um ihn danach zu kommentieren:

„Wir sind besorgt über den Weg, den die westliche Zivilisation einschlägt. Derzeit sind mächtige ideologisch-politische Kräfte am Werk, die im Begriff sind, diese Zivilisation von innen zu zerstören. Demgegenüber sind wir davon überzeugt, dass viele ihrer Errungenschaften immer noch geeignet sind, als Wegweiser für eine gerechte, friedliche und blühende Zukunft für die gesamte Menschheit zu dienen:

Die Denker der griechischen und römischen Antike sowie die jüdisch-christliche Lehre von der Schöpfung des Menschen als Ebenbild Gottes und ihre Säkularisierung im Zeitalter der Aufklärung haben herausgestellt, dass alle Menschen mit Vernunft begabt sind, daher frei in ihrem Denken und Handeln sind und folglich verantwortlich für ihre Taten sind. Der universelle Vernunftgebrauch eint die Menschheit. Er führt dazu, jeden Menschen als individuelle und einzigartige Person mit Würde und dem unveräußerlichen Recht auf Selbstbestimmung seines Lebens anzuerkennen. Im Gegensatz dazu spalten Identitäten, die auf Gruppenzugehörigkeiten beruhen (rassisch, geschlechtlich, religiös oder anderweitig), die Menschheit und führen zur Unterdrückung der individuellen Freiheit und Würde.

Durch die Anerkennung der individuellen Freiheitsrechte – der Rechte auf Leben, Selbstbestimmung und Eigentum – hat die westliche Zivilisation Errungenschaften hervorgebracht, die für die gesamte Menschheit von größter Bedeutung sind. Dazu gehören die Abschaffung der Sklaverei, die Verbannung von Rassismus und Tribalismus sowie die Entwicklung von Wissenschaft und Rechtsordnung mit gleichem Recht für alle Menschen. Die westliche Zivilisation hat sich entfalten können, weil diese individuellen Freiheiten die spontane Entstehung von Lebensformen und Gesellschaften ermöglicht haben, die auf freiwilligen Interaktionen statt auf dem Zwang einer zentralen Gewalt beruhen.

Die individuellen Freiheiten im Rahmen einer Rechtsordnung haben den Weg für die moderne Wissenschaft und das private Unternehmertum geebnet. Dank dieser Freiheiten sind Ersparnisse und harte Arbeit nicht unfruchtbar oder auf die Bedürfnisse politischer Autoritäten ausgerichtet geblieben, wie es in sozialen Zwangsverhältnissen typischerweise der Fall ist. Vielmehr haben sie über freie Märkte und den Einsatz von Kapital (Kapitalismus) zu einer beispiellosen Verbesserung der Lebensumstände für alle Bevölkerungsschichten geführt. Sie haben auch einen wirksamen Schutz gegen die verschiedenen Lebensrisiken für alle geschaffen, einschließlich einer enormen Verbesserung der hygienischen Standards und der Entwicklung hin zu einer sorgfältigen, nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen.

Die sozioökonomische Ordnung, die sich spontan aus den individuellen Freiheiten unter der Herrschaft des Rechts ergibt, ist grundlegend für den materiellen Fortschritt und den Schutz der Umwelt. Zentrale Planung und die Unterdrückung privater Eigentumsrechte hingegen führen zu einem armseligen Lebensstandard für alle außer einer kleinen Elite und zugleich zur Zerstörung der natürlichen Umwelt.

Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen sind wir davon überzeugt, dass den Weg des wissenschaftlichen, technologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritts im Rahmen der individuellen Freiheiten, des Privateigentums und der Rechtsordnung der westlichen Zivilisation weiterzuverfolgen die einzige Möglichkeit ist, um die Errungenschaften der Vergangenheit zu bewahren und gleichzeitig die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen und eine gerechte, friedfertige und wohlhabende Zukunft für die gesamte Menschheit zu schaffen.“

Was ist nun von diesem Text zu halten? Wir wollen uns nicht allzu sehr über die Frage verbreiten, inwieweit der Begriff der „westlichen Zivilisation“ nicht besser als „abendländisch“ übersetzt worden wäre, denn zweifellos wollte man hier eine größere Übereinstimmung mit den anderen Sprachversionen erzielen („Western civilization“; „civilisation occidentale“). Trotzdem passt natürlich die Wahl des allgemein in einem transatlantischen Sinn interpretierten „Westens“ gut zur liberalen wie allgemeinen politischen Grundeinstellung des Textes; und zumindest der Verfasser dieser Zeilen wäre der Letzte, der der Neuen Welt ihre Zugehörigkeit zum Abendland streitig machen würde, wenn er persönlich zumindest im Deutschen den schönen und unnachahmlichen Begriff des „Abendlands“ bevorzugt.

ANSPRACHE VON TE-AUTOR DAVID ENGELS
Europäische Identität: Herausforderungen und Chancen am Beispiel Polens
Dass jener „Westen“ vor allem von innen zerstört wird und nur durch eine Rückbesinnung auf seine Grundwerte geschützt werden kann, dürfte ebenfalls wohl kaum zu bestreiten sein – die Frage ist nur, welche Werte? Dass im Text „die Denker der griechischen und römischen Antike“ ebenso wie die „jüdisch-christliche Lehre von der Schöpfung des Menschen als Ebenbild Gottes“ und schließlich „deren Säkularisierung im Zeitalter der Aufklärung“ genannt werden, die Entstehung des Abendlands also historisch nachvollzogen und somit auch als zivilisatorisches Phänomen nach außen hin abgegrenzt wird, ist ebenfalls durchaus guter Konsens innerhalb der konservativen Bewegung und im Zeitalter der „One World“-Ideologie gar nicht so selbstverständlich.

Problematischer wird es aber, wenn von jenem Dreischritt dann in scheinbarer Dialektik vor allem behalten wird, „dass alle Menschen mit Vernunft begabt sind, daher frei in ihrem Denken und Handeln sind und folglich verantwortlich für ihre Taten sind“. Einmal mehr würde man den Inhalt der Aussage als solche wohl kaum bestreiten, allerdings entsteht stark der Eindruck, als sei die Suche nach jüdischer und christlicher Transzendenz nur insoweit wirklich von Interesse gewesen, als sie (mehr oder weniger unfreiwillig) irgendwann einmal Säkularisierung und Humanismus erzeugt habe; etwas, das wohl von gläubigen Menschen intensiv bestritten werden würde, da die menschliche Freiheit doch als ebenso bedingt wie begrenzt durch die Gottheit gedacht wird und der Transzendentalist (im Gegensatz zum klassischen Humanisten) Mission und Schicksal des Menschen im Jenseits verankert und somit eben nicht den Menschen als „Maß aller Dinge“ betrachtet.

Und ist es nicht so, dass gerade die zunehmende Säkularisierung der westlichen Gesellschaft und das Schwinden des Glaubens nicht nur ein enormes seelisches Vakuum hervorgebracht, sondern durch den Sieg von Materialismus, Atheismus und Hedonismus erst jenen Wokismus und jene Wohlstandsverwahrlosung erzeugt haben, unter der eben jene „westliche Zivilisation“ heute so leidet? Selbst Richard Dawkins hat in den letzten Jahren erkannt, welchen Schaden die Selbstauflösung des Christentums angerichtet hat …

Auch der Verweis darauf, dass „der universelle Vernunftgebrauch die Menschheit eint“, während „Identitäten, die auf Gruppenzugehörigkeiten beruhen, die Menschheit spalten“, ist zwar auf der einen Seite sicher eine eingängige Formulierung der Realität, geht aber doch an der ebenso realen Tatsache vorbei, dass jede Zivilisation, jede Sprache, jede Nation, jede Religion ganz eigene Herangehensweisen an jene „Vernunft“ entwickelt hat, die zwar oft genug nur schwer miteinander in Übereinstimmung gebracht werden können, für sich genommen aber jeweils ihre Berechtigung haben.

MUT ZU MORALISCHEM ANSPRUCH
Der Westen braucht ein neues Selbstbewusstsein
Sowohl das klassische Griechenland als auch das klassische China waren zeitweise eminent „humanistische“ Zivilisationen; trotzdem hat die völlige Inkompatibilität zum Beispiel allein ihrer Sprachen grundlegend andere Interpretationen dessen geschaffen, was „Menschlichkeit“ und „Menschheit“ bedeuten.

Sicher, die abendländische „Anerkennung der individuellen Freiheitsrechte“ zählt zweifellos zu jenen „Errungenschaften, die für die gesamte Menschheit von größter Bedeutung sind“; trotzdem ist es nicht ungefährlich, viele der typisch „westlichen“ Interpretationen von Gesellschaft, Menschheit oder Natur ohne weiteres einseitig zu universalisieren und dann anderen Zivilisationen in naivem guten Willen als „gesamtmenschlich“ überstülpen zu wollen. Ein kleiner Blick auf die Situation des Nahen Ostens, wo der Westen seit Jahrzehnten vergeblich versucht, wenn nötig militärisch den „universellen Vernunftgebrauch der Menschheit“ durchzusetzen, oder auf China, dem es auf einer völlig anderen zivilisatorischen Basis gelungen ist, zum Antagonisten des Westens zu werden, sollte zeigen, dass guter Willen allein nicht ausreicht, Fukuyamas Ideal vom demokratisch-liberalen „Ende der Geschichte“ herbeizuführen.

Ein letzter Blick auf die Verbindung zwischen „individuellen Freiheiten“ auf der einen Seite und „moderner Wissenschaft und privatem Unternehmertum“ auf der anderen: Auch hier würde niemand verneinen, dass der Kapitalismus in der Tat „zu einer beispiellosen Verbesserung der Lebensumstände für alle Bevölkerungsschichten“ beigetragen hat, und „zentrale Planung und die Unterdrückung privater Eigentumsrechte“ zu einem „armseligen Lebensstandard für alle außer einer kleinen Elite und zugleich zur Zerstörung der natürlichen Umwelt“ führen.

BRüSSEL ALS NEUES MACHTZENTRUM
Der unaufhaltsame Aufstieg der Europäischen Kommission
In Bezug auf sozialistische oder diverse diktatorische Regime ist die Aussage völlig evident, doch blicken wir auf die gegenwärtige Lage der abendländischen Welt, so sehen wir auch hier die Entstehung einer nur als „Milliardärssozialismus“ zu bezeichnenden polarisierten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, in der Ultraliberalismus eben nur für einige wenige Oligarchen gilt, während der Mittelstand ausstirbt und die breite Masse unter zunehmend planwirtschaftlichen Verhältnissen leidet und durch eine Beschwichtigungspolitik von „Brot und Spielen“ bei Laune gehalten wird. Und diese Ordnung ist dem Westen nicht von außen oktroyiert worden, sondern sie entwickelte sich organisch und gewissermaßen sogar notwendig aus den Grundlagen des Liberalismus heraus; ist also kein Betriebsunfall.

Insgesamt gesprochen: Ja, zweifellos ist es die einzige Möglichkeit, eine „gerechte, friedfertige und wohlhabende Zukunft für die gesamte Menschheit zu schaffen“ – wobei ich selbst eigentlich zunächst lieber an das Abendland und erst dann an die Menschheit denken würde –, den Weg des Fortschritts und der Freiheit der „westlichen Zivilisation“ weiterzuverfolgen. Doch dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass – wie die Erklärung ja auch am Anfang zurecht betont – die Kräfte der Auflösung vor allem von innen kommen, und meines Erachtens nicht bloß in Form erklärter Feinde, sondern vielmehr von Fehlentwicklungen, die sich logisch und zwangsläufig aus den Grundannahmen des Liberalismus ergeben.

Denn der moderne Staat hat, um Böckenförde zu paraphrasieren, eben nicht die Möglichkeit, aus sich heraus jene zivilisatorischen Grundlagen zu garantieren, auf denen er errichtet ist. Mit der Erosion christlicher Transzendenz und abendländischer Tradition schwindet eben auch das ultimative Fundament der „westlichen“ Gesellschaft. Und auch der abendländische Universalismus, so bewundernswert er ist, kann auf dem Weg zur dringenden Rettung unserer Zivilisation im Sinne eines beherzten „The West First“ kaum als sehr hilfreich betrachtet werden, ebensowenig wie ein Liberalismus, der ohne eine klare Selbstbegrenzung eben jene Ungleichgewichte hervorrufen muss, unter denen wir heute so sehr leiden. Kurz gesagt: Wollen wir die Moderne retten, so geht dies nur unter erneutem und vernunftmäßigem Rekurs auf die Tradition.

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21 Kommentare

  1. Das kann man so sehen, scheint mir aber etwas sehr optimistisch: „Alle Menschen mit Vernunft begabt..“ ? Begabt vielleicht schon, aber auch willens, sie einzusetzen? – „Der universelle Vernunftgebrauch eint die Menschheit.“ ? Davon sehe ich leider nicht viel.
    Vielleicht sollte man lieber pragmatisch feststellen, dass die „Methode Westliche Welt“ historisch einfach erfolgreicher war (ist?) als Kollektivismus, Sozialismus und Totalitarisimus und das zukünftige Handeln an dieser unbezweifelbaren Erkenntnis ausrichten.

  2. Fünf salbungsvolle Absätze mit einer Beschreibung angeblicher Werte, ein Abschnitt, dass man diese Werte erhalten sollte? Das soll was bewirken? Keine Benennung derer, die unsere Werte zerstören? Keine Lösungen oder wenigstens Hinweise, was zu tun ist um der Zerstörung entgegenzuwirken? Ist das nur Unfähigkeit oder schon Feigheit?

  3. Die Heilige von Demos Gnaden Angela Merkel hatte ja die Pariser Parole von 1790 „Wir schaffen das!“ endlich auch den Deutschen zugänglich gemacht:
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ah!_%C3%87a_ira
    Ob die Deutschen infolge nun so allmählich doch von ihren Laternen ganz ähnlich wie damals Gebrauch machen, wird man sehen.

  4. Schwachsinn, von Träumern formuliert:“…haben herausgestellt, dass alle Menschen mit Vernunft begabt sind
    Wenn man nur daran denkt, das 70% der Deutschen die Altparteien wählt, von denen sie abgezockt werden um sie selbst durch Analphabeten und Messermörder zu ersetzen. Wie kann man da von Vernunft bei Menschen ausgehen?
    Vielleicht ein paar, gut das könnte sein. Hab mal von etwa 10% der Bevölkerung gehört, die selber denken können. Der Rest konsumiert ARD und ZDF.

  5. „Der universelle Vernunftgebrauch eint die Menschheit.“ Da bin ich mir nicht so sicher. Was hat das Abendland/den Westen abheben lassen? Klaus Theweleit hat seiner linken Leserschaft in „Warum Cortez wirklich siegte“ die Antwort geliefert: überragende Denkkraft! Leider befindet sich die Denkkraft im Westen besonders aber auch weltweit aus biologischen Gründen im Sinkflug (kluge Frauen wollen keine Kinder mehr, Zuwanderer aus der 3. Welt haben als Gruppe betrachtet einen deutlich niedrigeren IQ, nachzulesen bei Prof. H. Rindermann in „Cognitive Capitalism“). Humanismus und Kapitalismus arbeiteten laut Harari über Generationen Hand in Hand, nun bricht die biologische Basis weg. Gesellschaften mit einem durchschnittlichen IQ<90 sind zu keinen großen zivilisatorischen Leistungen fähig.

  6. Sehr geehrter Herr Engels,
    in dem Text heißt es eben nicht

    „anderen Zivilisationen in naivem guten Willen als „gesamtmenschlich“ überstülpen zu wollen.“

    Da steht als „Wegweiser“ dienen. Das ist das Gegenteil von Überstülpen.
    Man kann einem Wegweiser folgen oder eben nicht.

  7. Ist es nicht merkwürdig, dass (westliche) Werte ohne Internet, ohne schnelle Verkehrsverbindungen wie Flugheug und Auto aus dem Klein-Klein heraus entstanden? Das Wesentliche verbreitete sich. Die Einzelheiten wurden von den kleinen Einheiten ergänzt zu „westlichen“ Werten.
    Das wesentliche waren die Richtlinien der katholischen Kirche. Luther und der Buchdruck sprengten die katholischen Richtlinien. Aber nicht die Grundzüge. Die blieben unverändert. Die Entdeckung von Amerika und Australien und die Auswanderung dorthin schufen neue Kleineinheiten für die „regionale“ Entwicklung dieser Werte.
    Heute geht es natürlich auch um Territorien, um Einflussgebiete. Aber innerhalb der westlichen Staaten geht es darum, einheitliches Denken bis ins Kleine hinunter zu erschaffen. Die großen Werte der Bibel wie z. B. die 10 Gebote werden ersetzt durch Mode wie Baumsterben, Umweltschutz, Klimawandel. Das ist Bauen auf Sand. Die Werte sind so verlässlich wie die Mode. Man weiß nur, sie wird sich übermorgen ändern.
    Das verhindert die Wurzelbildung, soll Regenbogen und Diversität erzeugen. Es erzeugt sicher auch leichtes Verpflanzen, leichtes Überstülpen. Vom Nahen Osten ohne Israel oder von China in den Westen.

  8. Danke für die interessante Besprechung!
    Einige Anmerkungen meinerseits dazu, die mir spontan einfallen:
    Die Wahrscheinlichkeit, dass wir heute im Jahr 2024, also ca 2 Jahrtausende nach der klassischen Antike, noch zu irgendeiner politischen, gesellschaftlichen oder sonstigen Frage Neuland betreten können, erscheint mir gering.
    Alles was als politische, ideologische, idealistische oder simple Macht „Frage“ taugt, behandelt im Kern seit Ewigkeiten unverändert Spannungen, Konflikte zwischen Menschen, Gruppen, Völker etc ab, nach innen und nach außen. Vermutlich weil auch nichts anderes existiert oder vorstellbar ist.
    Wer soll wie was genau tun, dürfen oder lassen sollen, müssen? Zu wessen Vorteil, zu wessen Nachteil und warum sollen die, die eher Nachteile (wie zb Einschränkungen seiner Freiheit oder Kosten) erleiden, diese hinnehmen (müssen, sollen etc)
    In vielen Fragen stecken schlich Machtaspekte, wer unter welchen Voraussetzungen über wen herrschen oder bestimmen kann. Von Häuptlingen, Sippenchefs, Oligarchien über Kaiser und Monarchen bis zu demokratischen Regierungen mit 1001 verschiedenen Wahlregeln sind fast alle denkbaren Varianten existent und ausprobiert worden, die große Menschengruppen irgendwie organisieren. Kern der Organisation ist dabei eigentlich fast immer die Rechtsetzung, das setzen von Spielregeln, an die sich alle halten müssen, die keinen Widerstand dagegen überleben oder durchhalten können. Wer zahlt schon gerne freiwillig zb Steuern, egal ob an Kaiser oder Ämter? Und hinter der jeweiligen Forderung steckt immer eine klassische Macht, die mit Haft oder Tod droht, die sog Staatsmacht, der Leviathan, das System oder göttliche Gebote – egal. So oder so, können einige etwas durchsetzen, was andere hinnehmen müssen, weil sie schwächer, schlechter organisiert oder bewaffnet etc sind.
    Darin sehe ich die große Konstante über alle Zeiten und Regionen.
    Starke Veränderungen betreffen eher die Verpackung, die oft oder immer dem Zeitgeist und oder dem technischen Fortschritt folgt. Buchdruck, Telefone, Fernsehen oder Internet haben die Geschwindigkeit der Informationsverbreitung dramatisch erhöht, auch die Breite und Tiefe von verfügbaren Informationen, wen sie interessieren. Natürlich werden viele existente Informationen auch heute nicht zugänglich gemacht – Staaten, Firmen und Private achten wie immer auf ihre Geheimnisse, um Ihre Interessen zu schützen (rglm Macht, Geld, Ansehen), die berühmten Leichen sollen schön lange oder besser für immer im Keller bleiben.
    Auch daran hat sich schon sehr lange nichts geändert.
    Man wird heute, zumindest bei uns, wesentlich seltener hingerichtet als früher, was man zweifellos Fortschritt nennen könnte. Regierungsgewalt wurde in der Breite viel subtiler, ist aber grundsätzlich nie verschwunden.
    Gesetze und Sanktionen prägen bis heute auch alle modernen, demokratische Staaten und der einzelne Bürger ist an der Schaffung und Setzung dieser Spielregeln konstant wenig bis gar nicht beteiligt.
    Zweifellos haben bis heute viele Länder nach den großen Kriegen des 20. Jahrhunderts Blütephasen genießen können und breite Schichten der Bevölkerungen haben sich einiges an Wohlstand und Komfort aufbauen können. Wir im Westen haben eine Art neue (techniklastige) Hochkultur aufgebaut, um die uns einige beneiden, einige sich daran orientieren, einige alles daran verachten. Und manche haben vieles kopiert und es dann sogar besser als das Vorbild gemacht, was bei uns zum Verschwinden ganzer Branchen, Gewerke, Handwerke, Produktionszweige geführt hat. Andere wurden besser oder zumindest billiger. Bis heute, Tendenz sogar zunehmend.
    Aber auch das ist kein neues oder exklusiv neuzeitliches Phänomen. Der Wandel der Steinzeit zur Bronze oder Eisenzeit bis zur Moderne veränderte jeweils die ganze bekannte Welt radikal.
    Wer die neuen, besseren Waffen, Kleidung, Werkzeuge jeder Art hat, bauen kann etc ist eine Zeit lang im Vorteil, bis alle anderen irgendwie nachziehen oder einfach abgehängt werden bzw untergehen. Und der Markt der Ideen, Innovationen etc ist heute die ganze Welt, mit Informationen in Echtzeit und grenzenloser internationalen Logistik, Lieferketten etc.
    Standen früher Regionalmächte, Sippen, Gemeinschaften meisten nur in Konkurrenz zu ihren Nachbarn, kann heute ein Lieferstopp in Land X die ganze Welt in Schwierigkeiten bringen, mal bei nur Komfortfragen, aber auch in existenziellen Belangen. Zweifellos ist Wohlstand (Rücklagen, Speckschicht etc) hilfreich, ungünstige Phasen besser zu überstehen, wenn aber aus Phasen ein dauerhafter strategischer Nachteil geworden ist, ist Niedergang unausweichlich, wenn der Nachteil nicht mehr aufgeholt werden kann. Und das seit immer ganz simple: Anstrengung, Mühe, Arbeit, dazu vorhandener Wille und bestmögliche Mittel, Ressourcen etc.
    Am alten Kalauer si vis pacem para bellum ist viel dran, militärisch, ökonomisch, sozial, familiär, universell! Und diese Bereitschaft kommt gerade bei uns immer mehr unter die Räder, eben weil es unbequem und anstrengend ist.
    Wir halten uns für die ewigen Weltmeister, weil wir es mal waren. Römer zur Zeit Augustus dachten vermutlich ähnlich wie US-Amerikaner oder wir noch heute. Alles bestens, niemand kann uns das Wasser reichen. Die Geschichte lehrt aber was anderes. Ob German oder Mongolen oder andere, egal, irgendwer wird kommen, wenn man satt, bequem, faul oder dekadent oder alles gleichzeitig geworden ist und an sich selbst überdrüssig geworden ist. Weil ja alles so lange so gut gelaufen ist. Welche Form der Dekadenz, Bequemlichkeit oder Motivationsverlust passiert mag regional verschieden sein, wie der Auslöser des Zerfalls.
    Von innerer Fäulnis oder Überdehnung der Struktur bis Klimawandel, Abholzungen oder sonstigem Verlust der Lebensgrundlagen gibt’s seit Ewigkeiten 1001 Möglichkeit, den Bach runter zu gehen.
    Schlechte Führer sind eine erprobte Methode des Untergangs, wie das Verschlafen von Entwicklungen jenseits des Tellerrandes.
    Und Tausende Vorgänger haben schon darüber nachgedacht, wie solche unschönen Entwicklungen verhindert werden oder zumindest unwahrscheinlicher gemacht werden könnten, insbesondere wenn man es schon mal „zu was“ gebracht hat. Die Denksportaufgabe ist nicht neu, nur die Umstände ändern sich stetig.
    Jedenfalls war mit Nabelschau und Dekadenz noch nie ein Wettbewerb zu gewinnen, sie sind nur sehr menschliche Folgen, wenn man aus anderen Gründen schon was gewonnen hat, je mehr und wertvoller, umso freudiger. Bis es einem jemand wegnimmt…
    Wokeness, 1001 NGOs, Klimaängste, Trans und Gendergedöns, diffuse Träume von Kuschel-Sozialismus und Wohlfahrt für alle, bedingungslosen Grundeinkommen und und sind alles primär klare Indikatoren für die Abwesenheit existenzieller eigener Sorgen, für viel vorhandene Zeit und Muse und ein offensichtlich bereits erreichtes Wohlstandsniveau.
    Und natürlich kann letzteres wieder verloren gehen, womit auch deren Blüten verschwinden müßten, würden. An einem solchen Punkt könnte Europa in Teilen angekommen sein. Technische Spitze findet hier nur noch weniger statt, Fernost und die USA habe uns schon in vielen Punkten völlig abgehängt. Immer mehr rufen bei uns nach dem Staat als Versorger und immer mehr gefallen sich im schwingen von sehr moralischen und idealen Reden, nur ackern wollen immer weniger. Verständlich, weil der persönliche Vorteil immer mehr durch den Staat, also Steuern und Abgaben ruiniert wird.
    Fehlanreize oder pervertierte Anreizsysteme prägen die politische Landschaft soweit das Auge trägt, verderben ganzen Generationen jeden natürlichen Ehrgeiz, sich etwas aufzubauen. Hamsterrad für nix ist ja auch das bescheuerte politische Angebot seit der Leibeigenschaft und Sklaverei.
    Eine Staatsquote über 50% bei demographischer Schrumpfung ist schon so klar im Off, daß Detailfragen eigentlich überflüssig sind. Dem Schneeballsystem Wohlfahrtsstaat für alle und jeden gehen die neuen Einzahler aus, der Kollaps wird von Jahr zu Jahr unausweichlicher.
    War schon das System Umlagerente eine Herausforderung für eine schrumpfende Gesellschaft, war die ungeregelte zusätzliche Massenmigration Hunderttausender zusätzlicher Leistungsbezieher statt neuer Einzahler geradezu suizidal.
    All das ist nicht neu, wurde schon viel zu geschrieben und geredet, nur ändern will keiner was, schon gar nicht die dafür politisch Verantwortlichen aus Union, SPD und Grünen – weiter so heißt das allseitige Angebot aller mit Regierungsoption. Und 2025 werden sie gemeinsam noch eine sichere Mehrheit erhalten, 2029 vielleicht auch noch einmal, wobei aber schon Zweifel erlaubt sind. Die Schleifspuren der Fehlentscheidungen werden immer unübersehbarer, lassen sich immer schlechter von ARD und Co schönbeten. Repression ist die typische Reaktion auf drohenden Machtverlust, nur ändert diese ja keine Fehlentscheidungen oder Fehler der Vergangenheit. Und China wird es bestenfalls egal sein, ob der Westen auch anfängt, seine Bevölkerungen nach chinesischem Vorbild zu unterdrücken.
    Gelächter ist jedenfalls garantiert, wenn beim nächsten Staatsbesuch, der chinesische KP-Chef bei uns die Menschenrechtsfrage anspricht und die Wahrung der Demokratie anmahnt… LOL

  9. David Engels bleibt beklagenswert unscharf, wenn es darum geht, zu welcher christlich transzendental begründeten „Tradition“ er zurück möchte? Soll es eine Art scholastischer Gottesstaat sein? Zuletzt ist ja bekanntlich der katholische Antimodernismus im 19. Jahrhundert krachend damit gescheitert, „Brandmauern“ gegen Liberalismus und Relativismus zu ziehen.
    Und wenn dann noch „Materialismus, Atheismus und Hedonismus“ quasi in einem Atemzug als Frucht der Säkularisierung und in der Folge als Ursache von „Wokismus“ und „Wohlstandsverwahrlosung“ beklagt werden, dann wird die Argumentation schon irgendwie sehr abenteuerlich und apologetisch bemüht. Stringenz wäre eigentlich etwas Anderes …

    • Stringent wäre es, die sehr vielen linken Lügen zu entlarven, die seit langer Zeit kursieren, bspw. durch echtes nachprüfbares Wissen, auf der Basis wahrer Aussagen?

      Die Lektüre von Rodney Stark kann da sehr helfen.

      Der Religionssoziologe und Professor an der Baylor University, einer Baptistenuniversität in Texas, wo er das Institut für Religionswissenschaften leitet, ist Autor Dutzender Titel, die in vielen Ländern der Welt erfolgreich sind [von denen nur wenige ins Deutsche übersetzt wurden: Der Sieg des Abendlandes. Christentum und kapitalistische Freiheit und Gottes Krieger. Die Kreuzzüge in neuem Licht], hoch gelobt werden und der „vernachlässigten Geschichte“ gewidmet sind, die zeigt, wie gerade das verachtete Christentum die Freiheit, den Fortschritt und den Reichtum unserer Zivilisation hervorgebracht hat. In „Bearing False Witness“ hat er die zehn „antikatholischen Mythen“ gesammelt, auf die er im Laufe seiner unzähligen Studien am häufigsten gestoßen ist. Zehn Lügen und falsche Anschuldigungen, die laut Stark im allgemeinen Denken „zu weitreichende Folgen hatten und haben, als daß man sie nur vereinzelter Widerlegung überlassen sollte“.

      Oder einen weiteren Zeugen, Tom Holland.

      Am 14. September 2016 veröffentlichte der New Statesman, eine linksgerichtete britische Wochenzeitung, einen Aufsatz von Tom Holland, einem nicht nur in Großbritannien beachteten Historiker und Romanautor. Seine Bücher werden von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ebenso besprochen wie von der Neuen Zürcher Zeitung. 2012 hatte Holland für den Sender Channel 4 den Dokumentarfilm Islam: The Untold Story gestaltet, der die Entstehungsgeschichte des Islams bezweifelt und zu teils heftigen Protesten islamischer Organisationen und zu Kritik liberaler Medien führte, die Holland vorwarfen, dem „Verständnis“ für den Islam geschadet zu haben. Seinen bemerkenswerten Text im New Statesman leitete Holland mit den Worten ein: „Ich habe viel Zeit gebraucht, um zu begreifen, daß meine Einstellungen und Sitten nicht griechisch oder römisch, sondern im Grund und mit Stolz christlich sind.“

      • Na da haben Sie ja die Crème de la Crème der internationalen (Religions-)Philosophie und Geschichtswissenschaft in den Ring gerufen … Aber wenn Sie schon mit fundamentalistischem Revisionismus liebäugeln, dann klopfen Sie doch wenigstens beim Opus Dei in Pamplona an – dort hat der Anti-Säkularismus wenigstens noch ein gewisses Niveau.

    • Ohne jetzt behaupten, „der katholische Antimodernismus“ (im Sinne der Staats- und Gesellschaftslehre) habe in allen Einzelheiten *immer genau* die richtige Entscheidung getroffen, oder erörtern zu wollen, inwieweit genau – *der groben Richtung nach* hatte er Recht -:

      Seit wann widerlegt es eine Idee, daß ihr keine dafür hinreichend große Masse folgt, daß sie diesseits des Jordans Erfolg hat?

  10. Danke. Eine erfreuliche Korrektur der offensichtlichen Einseitigkeit, genauer Eindimensionalitaet, und ein ueberfaelliger Hinweis auf die Verursachung und Verursacher dessen, was heute zu Recht unter dem Begriff „Wokismus“ kritisiert wird. Nach wie vor faellt es auch dieser Gruppe offensichtlich schwer, den Menschen nicht nur als Vernunftwesen zu begreifen und seine, auch“ religiösen“, Bedürfnisse angemessen zu würdigen, voellig unabhaengig davon, wie man sich selbst einschätzt. Und natuerlich ist der Mensch, bekanntlich ein soziales Wesen, nicht nur ein Individuum, sondern zugleich ( freiwilliger) Teil eines groesseren Ganzen, eines Kollektivs und von Entitäten, im Idealfall jedenfalls, was vor allem dann positiv erscheint, wenn es nicht um eine Sekte handelt oder die Gruppe von einer totalitaeren Ideologie bestimmt wird. Die Reduktion des Menschen unter weitgehender Ausserachtlassung auch seiner (Zugehörigkeits – und Bindungs) Bedürfnisse spielt genau denen in die Karten, von denen man ihn eigentlich emanzipieren will, in diesem Fall allerdings solche, die wahrlich keine guten Absichten ( mit ihm) verfolgen. Ob es realistisch ist anzunehmen, das Mangelwesen Mensch wuerde sich unter bestimmten Umstaenden dahin entwickeln, wo ihn die liberal (konservative?) Gruppe gerne saehe, ist fraglich. Evolutionär betrachtet sogar utopisch. Ganz allgemein fehlt mir bei diesem Vorstoß das, was man mit konservativ ieS beschreibt, der nüchterne Blick auf die ganzheitliche Realitaet, das, was konkret “ machbar“ ist und das Sosein des westlichen homo, seine Verfasstheit, derer sich heute die Transformatoren bedienen, weil sie vor allem von den Konservativen und den Liberalen gleichermaßen vernachlässigt wurde. Heute haben die Defizite im Bereich der ratio und der Vernunft soweit zugenommen, die Dominanz anderer Systeme konditioniert massiv zugenommen, dass es bereits an einer hinreichenden Zahl an tauglichen Adressaten fuer die vernünftigen Botschaften der Gruppe fehlt. Eine Alternative zum Wokismus muesste jedenfalls anders aussehen, um in der Masse erfolgreich sein zu koennen, egal, ob es den vernünftigen Liberalen gefällt oder nicht. Natuerlich gefällt es ihnen nicht, was da von anderer Seite fuer Geist und Seele angeboten wird.

  11. ich bin nicht der Meinung, dass wir die Moderne retten, indem wir auf eine Tradition rekurrieren, die viele Jahrhunderte ein wirksames Hindernis für den Fortgang der Moderne war. Insbesondere kann es nicht sein, dass wir vor der sich vor uns aufbauenden „neuen Obrigkeit“ in den Schoß einer alten Obrigkeit fliehen, die, wenn überhaupt, nur unwesentlich besser war.
    Ich bin vielmehr dafür, dass wir jetzt erst recht die wichtigste Errungenschaft, die ich dem christlichen Kulturkreis zuschreibe, zu ihrer vollen Entfaltung bringen: die Freiheit, Würde und Souveränität des Individuums, das einzig dem lebendigen Gott unterstellt ist. Dieser Gott ist auf einem Esel nach Jerusalem geritten um dort am Kreuz für die Sünden der Welt zu sterben. Er hat zu keinem Zeitpunkt eine menschliche Obrig- bzw. Geistlichkeit einsetzen oder eine Funktionärshierarchie errichten wollen. Es waren vielmehr genau diese Leute, die ihn zu Tode brachten.

  12. Die im Westen vorherrschende, „pseudolinke“ Ideologie lebt von zweierlei Phantasmen: zum einen von einem (atheistisch-materialistischen) Größenwahn, dass der Mensch als politisch Agierender die Welt beherrschen kann (und sollte), und zum zweiten von der elitär-negativistischen Anmaßung, dass der gewöhnliche Mensch dumm und egoistisch sei, und dass es deshalb eines „Staates“ von Erhabenen und Besserwissern bedarf, die die Deppen kontrollieren und in ihren Freiheiten begrenzen müssen.

  13. Den Westen retten, gut und schön. Jetzt noch sagen, vor WEM retten, dann hätten wir schon eher eine Art Betriebsanleitung dafür. Denn sie sagen, „Wir werden immer mehr und beanspruchen Deutschland für uns.“ – und den traurigen Rest des Westens. Wie? Vielleicht so: »Die Reichen werden Todeszäune ziehen« – DER SPIEGEL – solange sie noch das Geld haben für sowas. Was sagte ganz neulich: Nach dem Präsidenten der Weltbank Banga stehen ca. 800 Millionen(!) Anwärter aus dem globalen Süden Gewehr bei Fuß, zum Sturm auf die Festung. Wenn es nur eine wäre … . Zum Vergleich: EU-Europa hat ca. 550 Mio. Einwohner – GB mit eingerechnet. Klar dürfte sein: Daran wird Europa zerbrechen. BESSER: Bestechung aller Art ja, Invasion nein. Das ist billiger und vernünftiger, wenn man Vernunft als gute Mischung von Herz und Verstand verstehen will. So sollte die Politik sein, eine wahre Kunst. Aber … . Lektüre: //spiegel…/politik/die-reichen-werden-todeszaeune-ziehen-a- …, von 1982! Solange noch Geld da ist für „Zäune“, also Außengrenzschutz. Robust. *ÖKONOMIE vs. DEMOGRAFIE. Usw. 

  14. > Zentrale Planung und die Unterdrückung privater Eigentumsrechte hingegen führen zu einem armseligen Lebensstandard für alle außer einer kleinen Elite

    Das klingt wie eine Kritik der WEF-Agenda, doch der darüber erwähnte Herr Milei ist dafür berüchtigt, sich beim WEF rumzutreiben.

  15. Freiheit bedeutet auch, dass man den anderen Völkern und Kulturen die Freiheit lässt, sich so zu entwickeln, wie sie das für ihr Volk für richtig halten.
    Der Westen hat sicher Vieles geschaffen, Vieles erreicht, der Menschheit hervorragende Kenntnisse beschert (die Chinesen auch) aber auch vieles zerstört. Wir können nicht so tun, als sind wir die Größten unter der Sonne und alle anderen müssen nach unserer Facon leben. Deshalb, Herr Engels, stimme ich ihnen voll zu, wenn Sie schreiben, dass wir bestimmte Grundsätze erst mal im Westen wieder erfüllen/herstellen müssen, bevor wir als arrogante Gutmenschen wieder über andere Völker bestimmen, wie sie zu leben haben und ihren Staat und das Gesellschaftswesen aufzubauen haben. Auch bei uns ist nicht alles Gold, was glänzt und die Dekadenz schreitet voran (vgl. auch Gespräch R. Tichy mit J. Kraus gestern auf TE).
    Wenn man den jüdisch-christlichen Glauben für das einzig Unfehlbare hält, möchte ich schon an die dunklen Kapitel in der christlichen Geschichte erinnern und ganz aktuell bekleckern sich die christlichen Würdenträger auch nicht mit Ruhm, das haben sie nie getan. Die Kirche war auch immer nur ein Instrument der Mächtigen zur Unterdrückung der Bevölkerung bzw. der Gläubigen und das ist sie immer noch. Das heißt nicht, dass es nicht eine Vielzahl Pfarrer bzw. Geistlicher gibt, die diese Unterdrückung nicht mittragen und wirklich für ihre „Schäfchen“ da sind. Ihnen gehört der größte Respekt. Es war auch die Kirche, die im letzten Stadium der DDR großes für den Widerstand geleistet hat, auch daran muss man sicher erinnern.
    Unabhängig davon haben die 10 Gebote ihre Berechtigung und deren Beherzigung, ob man nun an Gott glaubt oder nicht (das muss jeder für sich selbst entscheiden), eine sehr gute Grundlage für das gesellschaftliche Zusammenleben darstellt.

  16. Die sogenannte westliche Gesellschaft hat sich in großen Teilen zu einer woken und dekadenten Gesellschaft entwickelt. Sie ist eine Gesellschaft von Losern geworden.
    Sie muss neu aufgebaut werden oder sie geht in der Geschichte unter.

    • Wenn der Leistungswille fehlt, dann ist die abendländische Kultur bald traurige Geschichte. Dieser Leistungswille ist den D. abhanden gekommen, indem alle gepäppelt werden, die gar nichts leisten. In der Schule bekommt beim Schulsport der langsamste, der es gerade noch schafft, ins Ziel zu trotteln, dieselbe Urkunde wie der Sprinter. Wie es um die Bildung steht wissen wir eigentlich längst. So jedenfalls kann Wissenschaft und Technik nicht weiterentwickelt werden, s. das überaus schlechte Ranking dt. Universitäten. D. fiel in allem zurück, deutlich gezeigt wird das auch damit, dass völlig Ungebildete, ohne Berufsausbildung und noch sehr jung, also ohne Lebenserfahrung, an politisch leitende Stellen kommen.
      Erst muss, zwingend, dieser grandiose, dümmste Mangel behoben werden. Es muss dazu auch die Inklusion in den Müll geworfen werden – damit meine ich nicht nur, aber besonders die Aufnahme völlig archaisch strukturierter Leute sowohl ins Land als auch in die Regelschulen.

      • Unsere woke und dekadente Gesellschaft bekommt gerade in der Ukraine und im Nahen Osten zwei Lehrstücke serviert.

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