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Geschäfte zwischen Katar und Russland

Schwedt als Schilda: Habecks Posse

13.09.2024

| Lesedauer: 4 Minuten
Seit 2022 stehen die Rosneft-Anteile an der Raffinerie PCK Schwedt unter der Treuhandverwaltung des Bundes. Nun heißt es, dass Rosneft die Anteile an Katar verkaufen will, das wiederum an Rosneft beteiligt ist. So oder so würden die Russen also an Bord bleiben. Und Deutschland bleibt dabei außen vor.

Mit dieser Posse hat sich Robert Habeck selbst übertroffen – und das will schon etwas heißen. Im PCK Schwedt wird Rohöl zu Flugbenzin, zu Benzin, Dieselkraftstoffen und Bitumen verarbeitet. Das Rohöl kam bis zum 1. Januar 2023 durch die Pipeline Drushba aus Russland. Nicht die Russen tragen die Schuld daran, dass aus der Pipeline danach kein russisches Erdöl mehr floss, sondern Robert Habeck und Annalena Baerbock.

Baerbock hatte in Riga im Frühjahr 2022 aufgetrumpft, dass sie kein russisches Erdöl und kein russisches Erdgas mehr haben wolle. Man hörte förmlich, wie sie dabei mit dem linken Fuß auf den Boden stampfte. Auch wenn Annalena Baerbock aus Pattensen sich in Riga so sehr an ihrer Rede berauschte, bereitete das nun wirklich niemandem im Kreml, weder Wladimir Putin noch einem Unterabteilungsleiter, noch dem Hausmeister, einen Kater – nur den Deutschen, nur Schwedt, nur den Uckermärkern und den Brandenburgern, aber auch den Berlinern und den Mecklenburgern. In der Uckermark werden sie sich am 22. September daran erinnern.

SCHWEDTER MäRCHENSAMMLUNG:
Habeck verordnet der Ölraffinerie PCK in Schwedt das Prinzip Hoffnung
Doch als Baerbock hinausposaunte, dass sie nie, nie wieder russisches Erdöl und nie, nie wieder russisches Erdgas importieren möchte, wusste sie nicht, woher das Erdöl für die Raffinerie in Schwedt, die Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern versorgt, kommen sollte. Auch beim Erdgas hatte sie nicht die kleinste Idee, durch welches Gas das russische Erdgas ersetzt werden konnte. Erstaunlicherweise interessierte sie das auch nicht weiter, obwohl sie als frühere Sprecherin für Klimapolitik der Fraktion der Grünen im Bundestag hätte wissen müssen, dass das billige russische Erdgas die Voraussetzung für die Energiewende bildete. Aber in der fabelhaften Welt der Annalena ist ja das Netz der Speicher.

Robert Habeck, der sich nicht von seiner ziemlich besten Parteifeindin Annalena Baerbock in der Flucht vor den fossilen Energieträgern überholen lassen wollte, und sich zudem von den Polen, mit denen er eher in gebückter Haltung und mit Kratzfuß wie mit dem Emir von Katar sprach, unter Druck setzen ließ, schritt zur Tat – so, wie es nur Robert Habeck kann mit jenem für die Grünen charakteristischen Aufwand von minimaler Fachkenntnis und maximaler PR-Kompetenz.

Im Herbst 2022 wurden die 54 Prozent Anteile des Mehrheitseigners des PCK, der russischen Rosneft, unter die Treuhandverwaltung des Bundes gestellt. Beflissen reisten Habeck und Woidke im Herbst 2022 nach Schwedt und kündigten den staunenden Mitarbeitern herrliche Zeiten an. Auf die herrlichen Zeiten warten sie in Schwedt bis heute vergeblich. Zwischendurch wurde es sogar sehr unherrlich. Aber für die Grünen gilt ja die bekannte Maxime, dass es erst einmal schlechter werden muss, bevor es ganz schlecht wird. Man kann das alles auf TE nachlesen. TE dokumentierte Habecks Industrie-Soap damals detailliert.

ZUR VERSORGUNG DER RAFFINERIE MIT ÖL
Maulkorb für den Treuhänder der gefährdeten Öl-Raffinerie PCK Schwedt?
Die Raffinerie sollte jedenfalls ein Grüngrüneswasserstoffunternehmen werden, in dem in Zukunft neue zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen würden. Nutznießer dieser Transformation sollte eine von Habecks und Kellners Lieblingsfirmen werden, die noch dazu in Kellners Wahlkreis ihren Sitz hatte, die Firma Enertrag. In den nichtöffentlichen Präsentationen der Firma über die Transformation in Schwedt wird deutlich, dass Enertrag alle Wasserrechte haben will, aber noch viel mehr verlangt Enertrag Subventionen über Subventionen. Auch Siemens Energy ist mit von der Partie, die Firma, die bis heute TE nicht verraten hat, wann und ob sie eine einhundertprozentfähige Wasserstoffturbine produziert und wann sie in Serie geht. Die Kern-Raffinerie, für die sich die Wasserstoffwerker Habeck und Kellner nicht wirklich interessierten, sollte irgendwie verscherbelt werden.

Ab 1. Januar 2023 nahm das PCK Schwedt auf Habecks Verlangen und mit Woidkes Billigung kein Erdöl mehr aus Russland ab. Die Folge davon war, dass die Raffinerie zeitweilig nur noch eine Auslastung von um die 50 Prozent hatte, nämlich nur das Rohöl verarbeitet werden konnte, das aus der Notleitung vom Rostocker Hafen kam. Die Polen hielten ihre Versprechen, Schwedt über den Danziger Hafen zu beliefern, von dem eine Pipeline zur Drushba lief, nicht voll umfänglich ein, bezogen aber selbst fleißig weiter russisches Erdöl aus der Drushba. Denn das Pipeline-Öl war vom Embargo ausgeschlossen. Vielleicht wussten Habeck, Kellner, Woidke und Steinbach das nicht, auf alle Fälle haben sie sich zum Nachteil des PCK Schwedt von den Polen zum Narren machen lassen. Inzwischen liegt die Auslastung dank des Erdöls aus Kasachstan um die 78 Prozent.

Doch jetzt kommt das Beste. Bis heute ist Rosneft nicht enteignet, nicht verkauft. Wieder wurde die Enteignung verschoben, die Treuhandverwaltung des Bundes über die Rosneft-Anteile um ein Jahr verlängert. Offensichtlich agieren Habeck, Kellner, Woidke und Steinbach auf einer sehr dünnen rechtlichen Grundlage. Dem Vernehmen nach erhoffte sich Habeck, dass die Anteile für 3 Milliarden Euro verkauft werden können, doch Rosneft will 8 Milliarden. Diese Risiken könnten Interessenten wie Polens PKN Orlen abgeschreckt haben. Nun heißt es, dass der Investmentfonds Katars Rosneft die Anteile am PCK abkaufen würde. Gespräche sollen laufen.

UNKLAR: WER LIEFERT WIE UND WIE VIEL ERDöL?
Fährt Habeck Schwedt bewusst gegen die Wand?
Der Clou der Geschichte wäre, dass der Investmentfonds des Emirats Katar auch mit 9,75 Prozent der Anteile am russischen Erdöl-Giganten beteiligt ist. Ein tolles Geschäft: Rosneft würde seine 54 Prozent Anteile am PCK Schwedt an den Investmentfonds von Katar verkaufen, der wiederum mit 9,75 Prozent am russischen Erdölgiganten Rosneft beteiligt ist. Mit anderen Worten: So oder so würden die Russen an Bord bleiben. Man spräche dann nur Russisch mit arabischem oder Arabisch mit russischem Akzent. Die Welt einen nun mal die Geschäfte. Und wer einen grünen Wirtschafts- und eine grüne Außenministerin hat, bleibt nun einmal draußen. Außen vor, wie es so schön heißt.

Doch wenn der Investmentfonds Katars tatsächlich kauft, heißt es: Ende gut alles gut. Und worum ging es jetzt eigentlich nochmal? Unterm Strich bliebe, stiege der Investmentfonds Katars ein, irgendwie alles beim Alten, außer, dass Habecks Posse das PCK und die deutschen Bürger an den Tankstellen viel Geld gekostet hat. Aber es ist ja nur Geld, wie der Philosoph Robert Habeck einmal bemerkte.

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23 Kommentare

  1. Schwedt in Brandenburg. Wie sich wohl am Sonntag die Schwedter entscheiden werden, wo ihnen alles versprochen und nichts gehalten wurde? Schön SPD und Ampel-Parteien wählen? Auch BSW ist nicht viel anderes, als eine neue Ansammlung ehemaliger Die Linke-Politiker.

  2. „Robert Habeck, der sich nicht von seiner ziemlich besten Parteifeindin Annalena Baerbock in der Flucht vor den fossilen Energieträgern überholen lassen wollte“

    Keine Gefahr, er hat schon 2016 dem Putin das Ende des Gaseinkaufes angedroht und man darf ruhig glauben, dass Öl mitgemeint war. Ab 0:25 in https://www.youtube.com/watch?v=jOOQw8H256A

  3. Wirtschafts -und Außenpolitik ist nichts für Anfänger, denn das sollte man Profis überlassen, weil es sonst schief geht, wie man seit einigen Jahren sehen kann, und deshalb ist es absolut erforderlich, für jedes Resort mit absoluten Fachleuten zu besetzen und wer es innerhalb der eigenen Reihen nicht vorweisen kann, muß halt Frauenbeauftragte in besonderen Fällen oder für das neu zu schaffende Resort Minister für nichtige Angelegenheiten werden

    Alles andere kann lebensgefährlich werden und das sieht man täglich bei unseren politischen „Koryphäen“ und was überall gilt, sowohl im Sport, als auch bei den Wirtschaftsunternehmen, sollte eine dringende Notwendigkeit werden, bevor diese Tiefflieger das gesamte Porzellan zerschlagen haben und wir am Ende nackt und bloß dastehen und die Heimat ist noch dazuhin weg, weil sie von anderen im Laufe der Zeit okkupiert wird.

    Jeder der Augen und Ohren hat um zu sehen und zu hören, kann doch seit Jahren erkennen, wohin uns diese linke Politkamarilla führt und es war auch schon anders, wo man noch auf die Erwartuungshaltung des Souveräns geachtet hat und das ist mittlerweile weg, denn wenn die Amtsinhaberin für das Äußere in Kiew erklärt, daß ihr egal ist wie die Deutschen über ihre zerstörenden Handlungen denken, dann ist ein Punkt erreicht, wo sie eigentlich fällig sein müßte, was aber bei Demagogen nicht mehr der Fall ist und deshalb müssen sie verschwinden, weil unter dieser Voraussetzung keine andere Wahl bleibt, denn nicht sie entscheidet über unser Wohl und Wehe, das ist immer noch Sache des Souveräns und wird auch so bleiben, weil sie politisch auf Dauer keine Chance mehr besitzen, denn gegen Mehrheitsinteressen wird man nicht durchkommen und sich dabei nur selbst beschädigen.

    Gestern noch habe ich mit Genugtuung die Ansicht eines bedeutenden Politikwissenschaftlers aus den USA vernommen, der ganz klar gesagt hat, daß nach dem großen Kehraus in Deutschland keiner der Protagonisten davon kommen darf und diese Feststellung kann man nur teilen, weil Unrecht nicht zu Recht erklärt werden kann und dafür müssen sie sich noch verantworten und das wird ein Spektakel, wo man schon heute interessiert entgegen sehen kann.

  4. Hier wird am laufenden Band Wohlstand vernichtet und Steuergelder veruntreut, von Leuten die maximal Kinderbuchautor sind. Das ist alles hochkriminell, aber offensichtlich vom „Staat“ und der „Justiz“ so legalisiert. Und offensichtlich will es die Mehrheit der Deutschen (immer noch) so. Mit diesen Deutschen ist wirklich kein Staat zu machen, niemals. Sie beweisen es immer und immer wieder in der Geschichte. Ich schäme mich für diese Deutschen.

  5. Als ich vor einigen Jahren erstmals nach Schwedt kam, war ich sehr überrascht und beeindruckt von der Größe des PCK und mir wurde rasch klar, wie wichtig das Unternehmen für die Region ist: An den relativ gutbezahlten Jobs im PCK Schwedt hängt der Wohlstand der ganzen Region. Gehen im PCK die Lichter aus, war es das für Schwedt, Angermünde und Umgebung!

  6. Ich glaube nicht, dass 9,75% ausreichen, dass Rosneft nach arabischer Pfeife tanzt. Was aber absolut sicher ist: Niemand tanzt nach deutscher Pfeife.

    • Da der Robert schon in Katar war um dort nach LNG zu betteln, ohne jedoch die üblichen Verträge mit längeren und damit planbaren Laufzeiten zu unterschreiben, klingt es so als ob Katar und Russland gemeinsam aufspielen und der Depp in Dummland so lange tanzen muss wie die beiden es wollen.

    • Dafür „tanzen“ 80 Mio Deutsche nach den Hirngespinsten einer 14%-Partei. Es ist nur eine Frage, wer am lautesten schreit. Und das ist die grüne Sekte.

  7. In einer Weltwirtschaft, wo jeder ein Bein in der Tür des anderen und eine Hand am Teller des anderen hat, gibt es keine Unabhängigkeit von Irgendjemanden. Nur kopflose Idioten glauben sowas. Zurückgebliebene Sektierer, die sich die Tauschgeschäfte in der Steinzeit zurückwünschen, wegen der CO²-Bilanz.

  8. Weil Sprecher*Innen der Grünen inzwischen schon oft behauptet haben, dass Deutschland selber nie gesagt hätte, dass man das russische Gas nicht mehr kaufen wolle, sondern im Gegenteil nur Russland uns den Gashahn zugedreht hätte – möchte ich hier festhalten:

    Dass ich mich noch sehr genau an das Fernsehinterview mit Frau Baerbock erinnere, in dem sie, im Frühjahr 2022, mit ihrer erstaunlichen Aussage aufgetrumpft hatte, dass Deutschland kein Erdgas und kein Erdöl aus Russland mehr haben wolle. Frau Baerbock wirkte dabei wie ein kleines, trotziges und vorlautes Mädchen. Zu der Zeit hatte Russland uns noch einige Monate weiter mit Gas und Öl beliefert. Daran erinnere ich mich ebenfalls noch genau, denn das war ja der Grund für mein damaliges Erstaunen über Baerbocks Statement.

    Damals hatte ich mich auch tatsächlich noch gefragt, ob Frau Baerbock das vorauseilende Ausschlagen von russischen Öl- und Gaslieferungen wohl zuvor mit dem Bundeskanzler abgesprochen hatte. Heute weiß ich natürlich, dass es völlig überflüssig ist, sich solche Fragen zu stellen – und ich bin auch längst über gar nichts mehr erstaunt, was von der Ampel-Koalition kommt.

    • Wir haben aber doch Verträge mit RUS. über fest vereinbarte Abnahmemengen bis 2040. Das bedeutet, dass wir diese vereinbarten Mengen auch bezahlen müssen bis 2040. Das dies unsere Außen-MILF Trampoline und der Roobert nicht wissen, zeigt, wie gut die Mitarbeit mit ihren Behördenspezialisten klappt. Erst was trotzig in den Raum werfen und dann eventuell aus allen Wolken fallen ist Grüner Alltag.

    • Das Wahrheitsministerium hat bereits verlauten lassen, dass sich alle irren, die daran zweifeln, dass Putin schuld ist…

      [Winston] wußte, was mit Ozeanien gemeint war, und daß er ein Bürger Ozeaniens war. Auch an Eurasien und Ostasien erinnerte er sich. Wer aber mit wem im Krieg lag, wußte er nicht. Tatsächlich war er sich gar nicht bewußt gewesen, daß überhaupt ein Krieg herrschte.

      »Ich entsinne mich nicht.«

      »Ozeanien liegt mit Ostasien im Krieg. Erinnern Sie sich jetzt daran?«

      »Ja.«

      »Ozeanien ist immer mit Ostasien im Krieg gelegen. Seit Beginn Ihres Lebens, seit der Gründung der Partei, seit Anfang der Geschichte hat der Krieg ohne Unterbrechung fortgedauert, immer derselbe Krieg. Erinnern Sie sich dessen?«

      »Ja.«

      »Vor elf Jahren erfanden Sie eine Legende von drei Männern, die wegen Hochverrat zum Tode verurteilt worden waren. Sie gaben vor, einen Zeitungsausschnitt gesehen zu haben, der ihre Schuldlosigkeit bewies. Ein solches Stück Papier hat nie existiert. Sie haben es erfunden und glaubten später selbst daran. Sie erinnern sich jetzt an den Augenblick, an dem Sie es zum erstenmal erfanden. Erinnern Sie sich daran?«

      Fun fact: Der berühmteste Politiker, Schweinemelker und Philosoph aller Zeiten hat für dieses Buch ein Vorwort geschrieben.

  9. Der petrochemische Komplex in Schwedt ist eine Erbschaft der deutschen Teilung. Während der Westen nach 1949 wieder (und vielleicht seit dem Beginn des Ölzeitalters erstmals überhaupt) problemlosen und nur monetär begrenzten Zugriff auf die weltweiten Ölvorkommen bekam, was die westdeutsche Massenmotorisierung überhaupt erst möglich machte, traf das auf die DDR nicht zu. Die Kohlehydrieranlagen in Wolfen oder Schwarzheide waren zerstört, die anderen, die es gab, lagen nicht in der DDR. Also blieb nur das russische Erdöl, und dafür baute man die Pipeline Druschba, die für die SED eine ähnliche Priorität hatte wie die Braunkohleausbeutung in der Lausitz, Ältere ostdeutsche Semester werden noch die alte Parole zur Zeit des Baus kennen „Druschba braucht Wasser“.
    Mehr ist es nicht, denn de facto wird eine Raffinerie dort im Nordosten so wenig wirklich gebraucht wie das VW-Werk in Zwickau – der Bedarf an Mineralölprodukten in Ostdeutschland lässt sich auch aus dem Westen decken, wenngleich dafür wohl die Pipelineinfrastruktur fehlt.
    Das nur als Hintergrund. Für mich steht Schwedt eher als Kampf um die Deutungshoheit, wie man das Verhältnis zu Rußland nach Ende des Krieges mit der Ukraine gestalten will. Zurück zu den Zuständen ante-bellum geht nicht, daran sind auch die Russen nicht interessiert, aber ganz so, wie es jetzt ist, entspricht es auch nicht deutschen Interessen. Die Grünen allerdings sind dafür so schlechte Sachverwalter wie BSW und SPD. Haben die einen nur westeuropäische und amerikanische Interessen im Blick, sind es bei den anderen nur russische. Schwedt hat nur dann eine Zukunft, wenn man ausländische Interessen dort herausbekommt. Aus meiner Sicht fehlt dafür der politische Wille – überall.

    • Ihr Kommentar zeigt gewisse Unkenntnis der Angelegenheit. Schwedt versorgt nicht nur den östlichen Raum Deutschlands, sondern auch den westlichen Teil Polens.

      • Darum geht es mir nicht. Fakt ist, daß es die Raffinerie nie gegeben hätte, wäre Deutschland nicht geteilt worden, denn dann hätte Deutschland auch nie per Pipeline Erdöl aus der Sowjetunion bezogen, geschweigen denn, die Sowjets es uns verkauft. Schwedt machte unter den Bedingungen der Teilung Sinn und war sogar zwingend notwendig, wollte sich die DDR nicht vollständig von polnischen und sowjetischen Raffinerien abhängig machen.
        Wie so vieles, was es nur gab, weil Deutschland geteilt wurde, verlor sie ihren Sinn mit der Wiedervereinigung und war weitgehend nur noch „so da“. Würde man heute für Deutschland vom Reißbrett eine Petrochemie und Raffinerielandschaft planen, käme man niemals auf die Idee, sie dort an der Oder zu dislozieren. Aber sie ist eben so da wie Bonn mit einen ehemaligen Westbeamten, für die man auch irgendeine Beschäftigung finden mußte und muß.
        Wenn Schwedt dauerhaft von russischem Öl (oder Erdgas) abgeschnitten bleibt oder letzteres unwirtschaftlich teuer wird, ist der Standort ebensowenig zu halten wie Aluminumhütten in Deutschland angesichts der künstlichen Verteuerung und Verknappung von Strom. Man kann den Standort natürlich als Teil nationaler Unabhängigkeit erhalten wollen – das aber kostet und es muß dann der politische Wille da sein, und die Bereitschaft, die Kosten auch zu tragen. Das kann eine massive Subvention aus Steuern sein, oder ein Preis von 4 € für den Liter Benzin. Sehen Sie diese Voraussetzung als gegeben an?

    • „…alte Parole zur Zeit des Baus kennen „Druschba braucht Wasser

      Die Kohlehydrieranlagen in Wolfen oder Schwarzheide waren zerstört,

      Also blieb nur das russische Erdöl, und dafür baute man die Pipeline Druschba,
      Mmh..?!
      Zwischen der Zerstörung der Kohlehydrieranlagen und dem Bau der Drushba-Trasse lagen >30 Jahre.
      Und obwohl ich ein etwas älterer Ossi bin, aber daran, dass Drushba Wasser brauchte, kann ich mich nicht erinnern.
      Wer einst Wasser brauchte, das war „Max“, das aber war ein Stahlwerk -der einzige Roheisenproduzent in der SBZ- im thüringschen Unterwellenborn und das war bereits ca. 25 Jahre vor ‚Drushba‘.

      • Die Wirtschaft in der DDR wurde direkt nach dem Krieg nicht auf Erdölbasis umgestellt (die der BRD übrigens auch nicht). Die BRD hatte die Ruhrkohle, die DDR die Braunkohle in Mitteldeutschland. Bestes Beispiel ist die lange Einsatzdauer von Dampflokomotiven in der DDR, weit länger als selbst in der Sowjetunion, geschweige denn im Westen – was keine technologischen Gründe hatte. Aber eine primär kohlebasierte Wirtschaft war letztlich schon vor 1939 veraltet, die in Deutschland hatte nur unter den Bedingungen des Krieges funktioniert, wo wirtschaftliche Erwägungen keine Rolle spielten, und das ließ sich ab den 1960er Jahren weder kaschieren noch ausgleichen – weder in West noch in Ost, denn die alten Anlagen mußten ersetzt werden. Hier hatte es die BRD deutlich leichter, wenngleich die „Kohlekrise“ im Ruhrgebiet und das zunächst nur schleichend beginnende Zechensterben der Preis für die Konversion weg von der Kohle hin zum Erdöl war. Die DDR hat ja gleichermaßen den Umstieg auf Öl geplant, aber der Bedarf an Rohöl der vor 1970 durchaus boomenden DDR-Wirtschaft war so hoch, daß die Sowjets schon bald nicht mehr bereit waren, sich ihn nur über die Barter-Geschäfte des RGW bezahlen zu lassen. Anders als die BRD war die DDR aber vom Dollar-basierten Welthandel praktisch abgeschnitten, konnte also auf keine anderen Erdöllieferanten ausweichen, hatte aber nicht einmal genug „Valuta“, um der Sowjetunion die notwendige Menge Rohöl abzukaufen. Das versetzte der Petro-Wirtschaft der DDR einen gewaltigen Dämpfer und ist mit für die gigantische Verheerung der Lausitz durch den Braunkohltagebau verantwortlich. Soweit, so bekannt, meine ich.
        Die Parole Druschba braucht Wasser stammt aus der Bauzeit und ist mir vielfach von Ostdeutschen, die als Arbeiter am Bau beteiligt waren, auf einem Gewerkschaftsempfang in den späten 1990ern (wo es um dieses Thema ging) zugetragen worden. Persönlich hatte ich sie davor nie gehört.

      • Das einzige „Wasser“ was beim Bau der Drushba-Trasse ebenso wie bei der Erricichtung der ‚БАМ‘ immer gebraucht wurde, und das war mir seit Ende der Siebziger aus nächsten Erzählungen von am Bau Beteiligten geläufig, war Feuerwasser.
        Da haben Sie wohl die alten FDJ-Recken ein wenig auf den Arm genommen. Wahrscheinlich haben sie damals einfach die alte ’49er DDR-Parole „Max braucht Wasser!“, in ihrem Sinne „kreativ“ umgewidmeten, denn „Bringt Wodka mit!“ konnte man damals ja nicht direkt sagen, und Sie haben als Außenstehender den „tiefgründigen“ Hintergrund nicht verstanden.

  10. Auch die Schildbürger haben ihren Stolz. Man tut ihnen unrecht, sie in einem Atemzug mit Habeck und den Grünen zu nennen. Die Bürger waren weit aus schlauer beim lösen ihrer Probleme!

    • Die erinnern eher an folgenden Witz – oder?
      Walter Ulbricht sieht beim Blick aus seinem Büro zwei Arbeiter, die mit der Aufstellung von zwei Fahnenmasten beschäftigt sind. Dazu graben sie zwei Löcher, setzen die Masten ein und füllen die Löcher wieder mit der ausgehobenen Erde. Logischerweise bleibt aber ein Haufen Erde übrig. Um den zu beseitigen, graben sie ein neues Loch, in das sie die Erde einfüllen. Seltsamerweise bleibt wiederum Erde übrig. Also machen sie ein weiteres Loch, füllen die übriggebliebene Erde ein und…-das gibt es doch gar nicht! Schon wieder ist Erde übrig.
      Angesichts solcher Dusseligkeit kann Ulbricht nicht mehr an sich halten. Er öffnet das Fenster und ruft den beiden zu:“Hallo Genossen, so wird das nie was. Ihr müsst tiefer graben!“
      .
      Wobei wohl schon auch in der DDR weder Fahnenmasten noch solche Fähnchen gebraucht wurden.
      Seit Merkel greifen sie fahrlässig in funktionierende Systeme ein – wo doch ein jeder Ingenieur weiß: never touch a running system!

  11. > dass Rosneft die Anteile an Katar verkaufen will, das wiederum an Rosneft beteiligt ist. So oder so würden die Russen also an Bord bleiben.

    Seltsame Logik – Russland will an Katar verkaufen und nicht Katar kaufen. An Bord wird es fortan Katar geben – jenes Land, wo Habeck einst auf der Suche nach Erdgas mächtig gekatzbuckelt hat. Dann muss er sich halt künftig etwas tiefer beugen.

    • Hat Katar nicht auch den Flieger für die 28 Schwerstverbrecherafghanen gestellt – und weiß man, wie sehr der Ölstaat insgesamt in Deutschland engagiert ist – bzw. welche Schuldscheine die in Händen halten?

    • Wenn ich mein Unternehmen an jemanden verkaufe, an dem ich auch beteiligt bin/sein werde, bleibe ich partiell an Bord. Das passiert so ähnlich übrigens bei zig Unternehmensverkäufen, der Alteigentümer erhält anstelle / neben Geldzahlungen Anteile am neuen Unternehmen.
      Familie Mayer in Papenburg bleibt auch nach der Staatsbeteiligung an Bord.
      Ist das so schwer zu begreifen?

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