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Statt auf „schwarz pur“ zu machen

Friedrich Merz und die Wahlkampf-Falle: Strategielos ins Kanzleramt?

07.02.2025

| Lesedauer: 3 Minuten
CDU-Chef Merz legt sich früh auf mögliche Koalitionen fest – und riskiert damit, Wähler zu verschrecken. Warum seine Strategie zur Selbstsabotage werden könnte und welche Fehler ihn bereits in der Vergangenheit scheitern ließen.

CDU-Chef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat noch nie eine Wahl gewonnen, er hat aber auch – außer parteiintern – noch nie eine Wahl verloren. Warum er sich jetzt, 16 Tage vor der Bundestagswahl, schon auf zwei mögliche Koalitionen festlegt, weiß er wohl selbst nicht so ganz. Vielleicht wissen es seine schlauen Wahlkampfmanager. Warum sich Merz indes kategorisch auf eine bestimmte No-go-Koalition kapriziert, dürfte klar sein: Er scheut das konzertierte Geschrei der Linksparteien, der Alt-Medien, der Kirchen, der „zivilgesellschaftlich“ linken NGOs und der ewig-gestrigen Merkelianer innerhalb und außerhalb der CDU.

Nun hat Merz seine Optionen weiter eingeengt. Bei einer Wahlveranstaltung im Saarland zeigte er sich offen für gemeinsame Lösungen mit der SPD, „vielleicht auch mit den Grünen“. Die FDP, die er womöglich für eine Dreier-Koalition brauchen könnte, hat er ohnehin abgeschrieben. Soeben sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung Ouest-France: „Vier Prozent sind vier Prozent zu viel für die FDP und vier Prozent zu wenig für die Union … Die Wählerinnen und Wähler müssen sich überlegen, ob Stimmen für die FDP am Ende verlorene Stimmen sind.“

Das Problem für Merz ist allerdings: Es könnte nach dem aktuellen Stand der Sonntagsfrage weder für Schwarz-Rot noch für Schwarz-Grün ganz reichen. Was ist dann? Gibt es dann eine Minderheitsregierung? Mit oder – wenn sie denn im Bundestag sitzen werden – mit ein paar Stimmen der Linkspartei und/oder des BSW, wie in Thüringen und Sachsen?

Nein, das kleine Einmaleins des Wahlkampfes lehrt uns, und die Achtung vor der Wählerschaft gebietet es, dass Koalitionen nicht vor der Wahl geschmiedet werden – wie es offenbar CDU-Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet bei einer privaten Party bereits am 30. Januar einfädeln wollte. Nicht nur am Rande: Mit solchen Aktionen ist Merkels Ex-Kanzleraspirant Laschet, auf anderen Wegen Ex-Kanzlerin Merkel selbst, ohnehin dabei, nach 2021 ein weiteres Mal die Wahl eines Unionsmannes zum Kanzler zu vergeigen.

Der allergrößte Teil der Wählerschaft möchte jedenfalls gerne eine Partei wählen, die ihm programmatisch und personell pur gegenübertritt und nicht schon vor der Wahl eine Partei der Kompromissler gibt. Warum also stellt sich Merz nicht hin, wie er es immerhin einmal (nur einmal) recht mutig getan hat, und sinngemäß sagt: „Ich habe ein Ziel, und da schaue ich nicht nach rechts und nicht nach links.“

Wenn Merz bereits jetzt mehr oder weniger ziemlich eindeutig Schwarz-Rot und vielleicht ein wenig Schwarz-Grün prognostiziert, dann weiß der Wähler vorab schon, welche Prinzipien die CDU opfert.

Doppeltes Spiel der CDU: Im Bundestag gegen, bei Laschet mit den Grünen

Wählertäuschung

Doppeltes Spiel der CDU: Im Bundestag gegen, bei Laschet mit den Grünen

Am Rande: Was eine mögliche schwarz-grüne Koalition betrifft, kommt der Mann im Hintergrund, Markus Söder, bei aller ihm durchaus eigenen Wendehalsigkeit von seiner klaren Absage gegen die Grünen ohnehin nicht mehr herunter. Und die CSU wird von den voraussichtlich 30 Prozent für Merz rund 6 Prozent beitragen. Das ist ein Pfund, mit dem Söder wuchern wird.

Zurück zur oben erwähnten Erinnerung, dass Merz parteiintern schon Wahlen – nämlich zwei – verloren hat: Bei der Wahl zum CDU-Vorsitz Ende 2018 gegen Annegret Kramp-Karrenbauer und Anfang 2021 gegen Armin Laschet. Warum Merz damals verloren hat? Weil er samtpfotig und kompromisslerisch aufgetreten ist. Merz sollte daraus seine Lehren ziehen – statt sich jetzt schon offen zu zeigen für die eine oder andere Koalition.

Tut er das nicht, kämpft er auch nicht um die Stimmen abtrünniger vormaliger Unionswähler, die zur AfD gingen, bekämpft er sie implizit sogar pauschal als Faschisten, Demokratiefeinde oder Populisten, dann dümpelt er mit seiner CDU außerhalb Bayerns bei 25 Prozent dahin.

Das ist nach drei Jahren Ampel-Desaster kein Glanzstück.

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25 Kommentare

  1. Herr Kraus, welche Optionen hat die cdu denn? Herr Merz rechnet damit, dass es die fdp nicht schaffen wird. Realistisch wären dann eben nur die beiden genannten. Die AfD ist raus; das wurde nun oft genug versichert.

  2. Die Ausagen von Herrn Merz sind klar, für mich ist es noch klarer: Keine CDU!!!
    Ein weiterso bringt Deutschland Nähe an den Abgrund

  3. Wieso „strategielos ins Kanzleramt“? Die Strategie ist, dass Friedrich Merz Bundeskanzler werden will. Das war’s. Um mehr muss er sich doch gar keine Gedanken machen. Seine künftigen Koalitionspartner werden ihm nach der Wahl schon ansagen, wo’s lang geht.

    Gut, natürlich hätte die Union auch genauso gut einen Besenstiel als Kanzlerkandidat aufstellen können. Der hätte wohl die selben Ambitionen gehabt.

  4. Ich würde bei Merz schon von einer Wigerung sprechen, einen Elfmeter ohne Torwart zu verwandeln.
    Es geht ihm nicht um die Macht, es geht ihm um die Agenda.
    Solange eine Allparteienkoalition mit CDU mehr Stimmen hat als die AfD, wird Merz die Agendakoalition eingehen.
    Und selbst wenn der Preis dafür ein Kanzler Habeck ist, wird Merz m.E. zustimmen.
    Blackrock will es so.

  5. Merz wird mit Rot oder, und Grün koalieren. Definitiv, da kann noch soviel über dieses Thema philosophiert werden!

  6. Was soll dieses lächerliche Theater denn ? Am Ende muss Merz – wenn er tatsächlich etwas am zerstörerischen Kurs ändern will – dann doch Flagge zeigen und die von Ihnen genannten Wähler vergrätzen. Die Situation ist viel zu kritisch für Spielchen, daher halte ich das für den falschen Weg.

  7. Herr Kraus,
    der Futtertrogmagnetismus wird jegliche Arten von Koalitionen ermöglichen, darunter auch Schwarz-Grün-Rot, Schwarz-Rot-Dunkelrot etc. Das Land wird vor den Baum gefahren, so oder so. Erst danach wird das Wahlschaf aufgewacht sein und sich wundern, dass es wieder passieren konnte.

  8. Was ist wenn Merz‘ Beweggründe, die Kanzlerschaft anzustreben, ganz primitiv wären: Nämlich einfach nur Mutti beweisen, dass der kleine Fritz es auch schaffen kann.
    Man sollte nie unterschätzen, dass selbst in Menschen, die ganz oben stehen, oft ganz kindliche Motive stecken.

  9. Ein guter Kanzler braucht Mut, Rückgrat und Willen.
    Sonst löst er keine Probleme, sondern verschleppt und vergrößert diese in die Zukunft hinein.
    Und die derzeitigen großen Probleme sind die schlecht laufende Wirtschaft, die politisch verursachte Energiekrise und die zügellose Migration.
    Daneben noch einige andere Probleme…

    Herr Merz ist zu sehr der Typ des Rückversicherers. Da fehlt der Schneid, sich gegen den Zeitgeist zu stellen…

    • Friedrich Merz hat es nicht leicht. Denn er führt einen gefährlichen Balanceakt durch, für eine erhoffte, aber nur kleine Mehrheit der Union mit den Sozialdemokraten. Darum schont er die SPD, denn er muss paradoxerweise hoffen, dass diese nicht zu schwach wird.

      Gleichzeitig steigt so die Gefahr einer großen Linksregierung (alle Parteien außer Union und AfD). Sogar eine linke Minderheitsregierung wäre möglich. Merz könnte in diesem Fall nicht einmal zusammen mit der AfD opponieren.

      Ein Vabanquespiel mit sehr ungewissem Ausgang. Wenn es schlecht ausgeht, wird Deutschland für weitere 4 Jahre massiv wirtschaftlich und sozial abstürzen. Die einzige Hoffnung wären dann vorgezogene Neuwahlen, wobei nicht zu sehen ist, wie diese dann verfassungskonform und schnell erreicht werden könnten.

      • So ist es. Und man kann es nicht oft genug sagen: Eine mögliche Linksregierung ist eine reale Gefahr! Wer meint, die AfD wählen zu müssen, erhöht sie, da er damit Links (rotgrünbswlinke) stärkt.

  10. Idiotischerweise hat Merz eine eigene Minderheitsregierung kategorisch ausgeschlossen. Nach den zigfach wiederholten Schwüren der Union, auf keinen Fall eine schwarz-blaue Koalition bilden zu wollen, geht im besten Fall nur noch Schwarz-Rot. Falls es dazu nun nicht reichen sollte, bliebe Merz nur Schwarz-Rot-Grün.

    Mit einer solchen Schwampel-Regierung würde sich aber im Land natürlich so gut wie nichts verbessern können. Denn Grün und Rot würden das mit ihren hunderten NGOs und der grün-rot-woken Medienmacht sicher wie bisher zu verhindern wissen.

    Ich fürchte, dass es womöglich sogar zu einer linken Mehrheit in Form einer Regenbogen-Koalition kommen könnte, also alle gegen Schwarz und Blau.

    Andererseits kann es auch zur Bildung einer linken Minderheitsregierung kommen. Die Union könnte dann nicht einmal mit der AfD zusammen opponieren. Denn das hat sie ja vor der Wahl immer wieder völlig ausgeschlossen. Vom Durchbringen eigener Programmatik, im Sinne der bürgerlich-konservativen Mehrheit des Volkes, könnten die Union und die Bürger dann nur träumen – oder auf baldige Neuwahlen hoffen.

  11. Seine Fraktion hat gestern der massiven Erhöhung der Co2 Bepreisung zugestimmt. So viel zu Ihren Gedankenspielen.

  12. Die Koalitionsverhandlungen ab dem 23. dürften zu einer Hängepartie werden. Am Horizont erscheinen dann schon Neuwahlen. Inzwischen wird es auch neue Umfragen geben und plötzlich ist die AfD stärkste Kraft. Was macht der Herr Merz dann nur? Noch könnte er mit den Blauen eine Koalition bilden und wäre der Koch. Nach Neuwahlen aber wären er oder sein Nachfolger nur noch Kellner.

    • Ich glaube inzwischen, dass eine AfD – oder Werteunion etc. – es nicht verdient hat, für den Irrsinn, den wohlstandsverwahrloste Ideologen inklusive naive Wahlschafe verursacht haben, in die Bresche springen zu müssen. Das Altparteienkartell mit seinen Adlaten in ÖRR und MSM mögen die Suppe selbst auslöffeln. Leider liegt das Land dann in Trümmern. Ein Wahnsinn !

  13. Das haben Sie sehr gut erkannt und erklärt. Den Menschen geht es insgesamt noch viel zu gut, um sich politisch ernsthaft zu interessieren. In diesen Breitengraden treten Lerneffekte immer erst dann ein, wenn es richtig weh tut. Zum Beispiel die Lehrer und Erzieherinnen, haben die Folgen der Politik täglich vor Augen und wählen trotzdem noch grün.

  14. Union 30%, Grüne und SPD 15%. Und das ist noch die günstige Prognose des ZDF-Politbürobarometers. Wie soll mit 45% eine Regierung zustandekommen?
    Ja, es gibt Rechenspiele, wonach 44% Wahlanteil durch die Verteilung von Mandaten dann für eine „Mehrheit“ ausreichen würden. Aber nur, wenn FDP, Linkspartei und BSW nicht in den Bundestag kommen. Besonders die Ex-SED hat aufgrund der Grundmandatsklausel Chancen, erneut mitzumischen.
    Merz will weder die Koalition mit noch eine Duldung durch der AfD. Logische Schlussfolgerung: eine Dreierbander mit SPD und Grünen. Spock würde allerdings sagen: „Das ist gar nicht faszinierend“.

  15. Eine Volksweisheit besagt das, „wenn der Verstand kommt, die Haare weichen müssen“.
    Bei Merz fehlt noch einiges bis zum Verstand. Da kann er nichts für. Das ist genetisch. Eine unveränderliche Grundveranlagung.
    Bei Habeck fehlt in dieser Hinsicht noch mehr. Doch auch diese Erkenntnis nützt uns nichts.

  16. Es gibt nur einen Punkt, der bei Merz gewiss ist: das zwanghaften Festhalten an der Brandmauer. Ansonsten ist jede Konstellation möglich. Söder braucht man nicht allzu ernst zu nehmen. Notfalls muss halt die „staatspolitische Verantwortung herhalten. Die Wähler wollen es nicht anders.

  17. > Die Wählerinnen und Wähler müssen sich überlegen, ob Stimmen für die FDP am Ende verlorene Stimmen sind.

    Das sind sie tatsächlich – es bedeutet aber längst nicht, dass man die Stimme der Woken Union geben muss.

  18. Merz ist zutiefst überzeugter Parteigänger einer Einheitspartei aus Grünen, Roten, Dunkelroten, Gelben und Schwarzen. Er ist schlimmer als der Gerald Götting der DDR-CDU. Bei dem wusste man, dass er nur Befehlsempfänger der SED war. Merz tut so als ob, und das jeden Tag. Es ist widerlich, so einem politischen Chamäleon zuzusehen. Aber lehnen wir uns zurück, die Zeit ist gekommen das auch der deutsche Wokismus im Wok landet, dort wo er auch hingehört. Trump, Milei, Kickl und viele andere haben den Weg dazu bereitet. Am Ende wird „Merz allein zu Haus“ sein.

  19. „Soeben sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung Ouest-France: ‚Vier Prozent sind vier Prozent zu viel für die FDP und vier Prozent zu wenig für die Union … Die Wählerinnen und Wähler müssen sich überlegen, ob Stimmen für die FDP am Ende verlorene Stimmen sind.'“

    Das hat der Fritze ganz bestimmt nicht „en français“ gesagt. Ist auch egal. Man erkennt daran, dass es dem einzig um Macht geht, und dass ihm eine mögliche Koalition mit der FDP nicht einmal mehr in den Sinn kommt!

    • Michaelis, nehmen wir mal an, die CDU bleibt bei um die 30% und die FDP überspringt die 5%-Hürde. Dann hätten beide zusammen etwa 36%. Ich bin da etwas unbedarft, kann man denn mit sowenigen Stimmen eine Regierung bilden?
      Die Frage ist ernst gemeint, vielen Dank.

  20. Es ist die 100. Wiederholung einer unwiedersprochenen These: Merz will BK werden. Nichts anderes. Am besten ohne irgend eine Position vertreten zu müssen, ohne das man ihn mit einer Partei in verbindung bringt, und am liebsten unter dem Schirm von Rot-Grün. Das ist Merzens Auftrag, Wille und Vorstellung. Ihm ist das Land und die Leute egal, wenn nur Merkel endlich mal die Klappe halten würde. Denn in dem ganzen kafkaesken Wahn in dem sich dieses Land befindet, kann nur Merkel Merz „rückgängig“ machen.

  21. Hat er nicht auch gegen Merkel verloren, als die ihn locker vom Hocker stieß. Da war er so demontiert, dass es nur noch zu Black Rock reichte.

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