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Der Mann, der über eine Rede stürzte

Ex-Bundestagspräsident Philipp Jenninger ist gestorben

06.01.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
Der frühere Bundestagspräsident Philipp Jenninger (CDU) ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 85 Jahren. 1988 stürzte er über eine Rede, die man missverstehen wollte und die eine beispiellose Hysterie der politisch Korrekten auslöste.

Jenninger gehörte dem Bundestag von 1969 bis 1990 an. Von 1984 bis 1988 war er dessen Präsident. Seine Gedenkrede zur antijüdischen Pogromnacht vom November 1938 löste 1988 eine Welle der Empörung aus. Dem CDU-Politiker wurde damals vorgeworfen, er habe Hitler und den Nationalsozialismus verharmlosen wollen. Später gaben die meisten Politiker und Journalisten zu, dass man ihm damals unrecht getan habe.

Politisch korrekte Hysterie

Ich schrieb wenige Tage nach dieser Rede zusammen mit dem Politikwissenschaftler Eckhard Jesse unter dem Titel „Die Tabus der Tabubrecher“ einen Beitrag in der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“, in dem wir Jenninger in einer aufgeladenen Atmosphäre politisch korrekter Hysterie verteidigten. Jenninger wurde unterstellt, er habe Hitler und den Nationalsozialismus beschönigt, weil er bei der Verlesung seiner Rede die Anführungszeichen zu manchen Begriffen nicht ausreichend betont habe. Schon während seiner Rede verließ eine Reihe von Abgeordneten der Grünen, der SPD und der FDP aus Protest den Plenarsaal und aus den Reihen dieser Parteien wurde rasch der Rücktritt Jenningers gefordert. Es entstand eine hysterische Diskussion in Deutschland und im Ausland, und Jenninger musste sofort von seinem Amt zurücktreten.

In der für solche Medienkampagnen typischen hoch emotionalisierten Situation versuchten Eckhard Jesse als Politikwissenschaftler und ich als Historiker die Rede ruhig zu analysieren. Wir wandten uns in dem gemeinsamen Artikel gegen die seinerzeit immer wieder vorgetragene These, es gebe Themen, über die man nicht öffentlich sprechen dürfe. „Verbirgt sich dahinter nicht auch eine Arroganz jener, die selbst glauben, aufgeklärt und urteilsfähig zu sein, dies aber dem angeblich ‚mündigen Staatsbürger’ absprechen möchten? Sind solche Argumente nicht auch problematisch, weil sie kontraproduktiv wirken? Weil der Eindruck entsteht, wichtige Aspekte sollten verschwiegen, notwendige Diskussionen unterdrückt werden?“

Man warf Jenninger vor, er habe die Zustimmung der Deutschen zu Hitler überzeichnet, was jedoch eindeutig nicht der Fall war. „Aber war es nicht“, so fragten Jesse und ich, „der – bisher selten unternommene – Versuch des ‚Verstehbarmachens’ und des ‚Verstehens’ dessen, was geschah?“ Damals gab es nicht viele, die es wagten, Jenninger gegen ungerechtfertigte Kritik zu verteidigen, wie auch das von dem CDU-Politiker Armin Laschet herausgegebene lesenswerte Buch „Philipp Jenninger – Rede und Reaktion“ zeigt (in dem der Aufsatz von Jesse und mir abgedruckt ist). In der Folge wurden Jenninger und seine Rede rehabilitiert.

Zu seinem 70. Geburtstag 2002 sagte Jenninger der Deutschen Presse-Agentur über die Beweggründe für seine Rede: „Ich wollte den Jugendlichen in Deutschland aufzeigen, warum ihre Großeltern und Eltern damals „Heil Hitler“ geschrien haben.“ Niemand habe ihm bislang nachweisen können, dass er etwas Falsches gesagt habe. Unterstützung erhielt er Jahre nach seinem Rücktritt vom Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis. Er sprach von einer „über weite Strecken hervorragenden Rede, einfach nur rhetorisch miserabel gehalten … Wenn es nach uns gegangen wäre, hätte er nicht zurücktreten müssen.“ Bubis berichtete 1995 auch, dass er ganze Passagen Jenningers ein Jahr nach dessen Rücktritt in seiner eigenen Gedenkrede zur Pogromnacht in der Frankfurter Synagoge verwendet habe. „Kein Mensch hat’s gemerkt“, so Bubis.

Seine Partei ließ ihn im Stich

Jenninger blieb zwar nach seinem Rücktritt Bundestagsabgeordneter und arbeitete im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages mit, meldete sich aber, tief getroffen von der Kampagne, in den Plenarsitzungen nicht mehr zu Wort. Die Enttäuschung über den mangelnden Rückhalt seiner eigenen Partei bewog ihn auch, bei der Bundestagswahl 1990 auf eine erneute Kandidatur zu verzichten und in die Diplomatie zu wechseln.

1991 löste er Dietrich Graf von Brühl als deutscher Botschafter in Wien ab, wo er vier Jahre lang tätig war. Von Mai 1995 bis zu seiner Pensionierung im Juni 1997 war Jenninger deutscher Botschafter beim Vatikan in Rom. 1997 geriet Jenninger noch einmal in die Schlagzeilen, als er für das Amt des Präsidenten des renommierten Stuttgarter Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) kandidierte. Nach heftigen Protesten von SPD und Grünen sowie von linken Intellektuellen zog er seine Kandidatur zurück.

Ich erinnere mich an Jenninger vor allem als einen Mann, der Opfer einer Hysterie der politisch Korrekten aus den Reihen von SPD, FDP und Grünen wurde und den seine eigene Partei in einer kritischen Situation im Stich ließ – auch wenn sie sich heute wieder zu ihm bekennt. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sagte in einer Erklärung zu Jenningers Tod: „Ich habe Philipp Jenninger, mit dem ich eng, freundschaftlich und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe, dabei als einen leidenschaftlichen Abgeordneten erlebt und ihn als überzeugten Demokraten sehr geschätzt.“

*Teile dieses Beitrages sind der Autobiografie von Rainer Zitelmann entnommen.

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27 Kommentare

  1. Etwa 15 Jahre später erging es dem CDU-Abgeordneten Martin Hohmann ähnlich. Er wandte sich in einer Rede dagegen, die Deutschen als „Tätervolk“ zu bezeichnen. Dazu stellte er einen hypothetischen Vergleich an, ob man denn, sich auf Henry Ford mit seinem antisemitischen Buch „The International Jew“ berufend, nicht auch die Juden wegen ihrer Rolle in der Anfangsphase der russischen Revolution als „Tätervolk“ bezeichnen müsse. Diesen Vergleich nutzte er, um die These ad absurdum zu führen. Er schloß ausdrücklich: „Daher sind weder ‚die Deutschen‘ noch ‚die Juden‘ ein Tätervolk.“ Man mag den Vergleich für krude halten, ja, ich würde sogar verstehen, wenn manche Zeitgenossen dahinter eine Relativierung der deutschen Verbrechen sähen, obwohl ich selber das nicht so empfinde. Aber – antisemitisch war die Rede auf keinen Fall. (Gegen den Stern erging 2004 eine einstweilige Verfügung. Er darf nicht weiter behaupten, Herr Hohmann habe die Juden als „Tätervolk“ bezeichnet. WDR, Spiegel Online, die Frankfurter Rundschau und andere Medien haben sich rechtsverbindlich verpflichtet, diese Behauptung zu unterlassen. Quelle: Wikipedia)
    Es begann jedoch eine ungeheure Medienkampagne, und Angela Merkel (!) und Edmund Stoiber (!) betrieben den Ausschluß Martin Hohmanns aus Fraktion und Partei. Zum ersten Mal zeigte sich mir die Hörigkeit Angela Merkels gegenüber den Medien. Ich sehe ihr damaliges Vorgehen in einer Kontinuität mit ihrem Verhalten im September 2015. Obwohl alles bereitstand, die Grenzen der Bundesrepublik zu schützen, wich die Kanzlerin zurück, aus Angst, es könnten unschöne Bilder entstehen. Etwas als richtig Erkanntes wird nicht ausgeführt, wenn es breiten Widerstand in der (Medien-)Öffentlichkeit gibt. Unsere Kanzlerin ist nun einmal keine große Staatsfrau, sondern eine opportunistische Vollzieherin dessen, was gerade angesagt ist.
    Jedenfalls hat es mir eine große Genugtuung bereitet, als ich feststellen durfte, daß Martin Hohmann auf dem Ticket der AfD wieder in den Bundestag eingezogen ist. Schade, daß ich nicht in Hessen wohne, ich hätte gerne mitgeholfen. Er wäre ein geeigneter Kandidat für den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages.

  2. Einer meiner engsten und ältesten Freunde wird durch diesen sehr redlichen und wahrhaftigen Nachruf Zitelmanns auch rehabilitiert, denn er hat seinerzeit, als Persönlicher Referent Jenningers, dessen Rede zu 95% geschrieben. Er hat die Folgen der durch ihn nicht vorhergesehenen, etwas ungeschickten Vortragsart Jenningers – und nichts anderes (siehe Ignaz Bubis) läßt sich ihm vorwerfen – in beinahe existenzzerstörender Weise unverdientermaßen mit tragen müssen.

  3. „Opfer einer Hysterie der politisch Korrekten aus den Reihen von SPD, FDP und Grünen wurde“. Ja, das ist eine sehr zutreffende Beschreibung! Und dieser Vorgang wird jetzt und heute weiter unterhalten – nur noch perfekter und mit ständig wechselnden Zielen, Personen und Motiven, aber doch im Kern unverändert.

    Historisch vergleichbar mit einem permanent gewordenen „jakobinischen Wohlfahrtsausschuß“ um 1793. Eine Art hysterischer Diskussion wie sie unter Robespierres damals stattfand und in eine furchtbare Zeit der Enthemmung und Unmenschlichkeit und letztlich Selbstzerstörung der Zerstörer führte. Geschichte wiederholt sich, wenn auch in anderen Jahrhunderten und in anderen äußerlichen Formen. Aber die Menschen haben sich seit Jahrtausenden nicht geändert und schon garnicht nach läppischen 200 Jahren.

  4. Ich habe die Rede live gehört. Und gesehen, wie die TV-Kameras immer wieder auf die entsetzten Zuschauer schwenkten – insbesondere die im Publikum anwesende Schauspielerin Ida Ehre wirkte, als würde man ihr gerade ihr Todesurteil vorlesen. Mir war gleich klar, was passieren würde. Einige Tage später ging unser politologisches Kolloquium, wie üblich, noch einmal in die Kneipe, um den Abend schön ausklingen zu lassen. Ein Professor fragte, was eigentlich los sei. Er habe die Rede gelesen und hätte nichts gefunden, was auch nur im geringsten anstössig sein könnte.
    Wir kamen zu dem Schluss, dass inhaltlich an der Rede alles stimmte. Dass nur der empathische Tremor, die erkennbare Empörung, in der rhetorischen Darstellung nicht deutlich genug bei Jenninger zum Ausdruck gekommen war. Er ist eben kein Schauspieler.
    – Und hier liegt, glaube ich, der Hase im Pfeffer. Die Hohepriester der politischen Korrektheit fordern von jedem, dass er bestimmte Ritualerwartungen bedient. Werden bestimmte Themen angeschnitten, MÜSSEN zwingend ganz bestimmte Dinge gesagt, ganz bestimmte Gefühle, von Empathie bis Empörung, gezeigt werden. Bestimmte Ausdrücke sind zu vermeiden, andere werden erwartet.
    Es sind dies gesellschaftliche Unterwerfungsgesten, die alten Hofritualen in orientalischen Despotien ähneln: Die Verweigerung des Kotaus vor dem chinesischen Kaiser war undenkbar und galt als Zeichen aufrührerischer Gesinnung.
    Wir müssen heute mit solchen Mätzchen der linken Gesinnungspolizei nachweisen, dass wir unterwürfig auf ihrer Linie schwimmen, ohne aufzumucken. Sonst kommt die grosse Empörungs- und Niedermach-Welle.
    Wir haben durchaus in Deutschland etwas von Nordkorea. Das haben uns die linken „Freiheitsfreunde“ eingebracht. Sie haben dieses Land ein Stück widerlicher gemacht.

    • Großartig formuliert. Volle Zustimmung bis auf den Nordkoreavergleich.
      Man sollte vielleicht bei jeder Gelegenheit die linksradikale Vergangenheit zahlreicher Grüner, die Nähe zum Drogenkonsum jeglicher Art und die Affinität weiter Teile der Altgrünen zur Pädophilie thematisieren. Wer sein Land und seine eigene Herkunft abgrundtief hasst, dem kann man kein Vertrauen, und schon überhaupt nicht Verantwortung schenken.
      Wie kann man zum Beispiel ständig davon faseln die Schöpfung bewahren zu wollen, gleichzeitig aber sich selbst, seinen Glauben an Gott und sein Land so derart hassen?
      Sie wissen nicht wovon sie reden und was sie tun. Das muss thematisiert werden.

      Man muss Sie mit allen verfügbaren Mitteln bloßstellen wo es geht. Andauernd. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Lebensläufe anschauen und verbreiten. Schauen wir uns diese Toleranzerzwinger, diese Looser und Versorgungssucher einmal genau an und sprechen darüber. Immer und immer wieder. Wie hoch war noch einmal die Staatsquote hier?

      Der Fall Jenninger hat sich seit 1988 unzählige Male wiederholt. Das der öffentlichen Denunziation zugrunde liegende Muster ist klar erkennbar. Man denke nur an die zwangsfinanzierten Volksempörten wie z.B. Frau Slomka & Co. Diese Frau hätte damals Herrn Jenninger medial eine Hinrichtung erster Klasse beschert. Die CDU hat sich, nebenbei bemerkt, auch nicht mit Ruhm bekleckert. Vielleicht hatte Merkel deshalb so ein leichtes Spiel diese Partei auszuhöhlen und letztlich zu zerstören.

    • Denken Sie mal an die Rede die Schilly im Bundestag hielt. ( Vernichtungskrieg der Wehrmacht) Das war großes Kino. Emotionen , Tränen etc. Danach war er geadelt und frei von jedem Verdacht je einen antisemitschen Gedanken nur erwogen zu haben. Für manchen war das peinlich, da Millionen Familien genauso betroffen waren. Aber diese Familien wurden durch die retorische Frage der Grünen Kamarilla,was hat dein Vater im Krieg gemacht , automatisch beschuldigt. Insofern stimme ich Ihnen zu, es kommt mehr darauf an wie man es sagt, statt was man sagt.

  5. Danke, Herr Zittelmann, für diese Einordnung !
    Mich würde allerdings mehr eine Einordnung, Ihrerseits (… und/oder auch anderer Autoren hier bei TE), – der „Positionierung“, der FDP bzw. von Herrn Lindner auf dem FDP-Dreikönigstreffen in Stuttgart interessieren !

  6. …“Bubis berichtete 1995 auch, dass er ganze Passagen Jenningers ein Jahr nach dessen Rücktritt in seiner eigenen Gedenkrede zur Pogromnacht in der Frankfurter Synagoge verwendet habe. „Kein Mensch hat’s gemerkt“, so Bubis.“…Es ist halt immer wieder so, dass es einen großen Unterschied macht wer wo, wie, etwas sagt. Die Moral und Tugendwächter waren da anscheinend im Urlaub. Trotzdem ist die Welt nicht untergegangen.

  7. Hat sich denn der Herr Schäuble, den Sie hier am Ende so respektvoll zitieren, damals zu Jenninger bekannt und die Kampagne gegen ihn verurteilt ? Ist mir nicht in Erinnerung. Was soll dann das armselige heutige Gequatsche von Herrn Schäuble.

  8. Es gibt verzeihliche Ausrutscher, unbedachte Äußerungen, Sünden, die bereut werden und verziehen werden können.
    Und es gibt böswillige Verzerrungen und Verdrehungen, die denjenigen charakterisieren, der sie einsetzt.

    Das ist mir damals, vor dreißig Jahren, in der „Affäre Jenninger“ klargeworden, und es hat meine Sicht auf in der Politik, im Fernsehen und in der Presse Veröffentlichtes -und mehr noch auf die Protagonisten- verändert.

    Es hilft jedem auch in seinem Alltag, sich über die Motive der Sprecher und Schreiber klarzuwerden. Allzu oft scheint der primäre Antrieb schlicht Mißgunst der Minderbegabten gegenüber Klügeren, Ehrlicheren, Gebildeten, Überlegenen zu sein – bereits bekannt aus Kindergarten und Schule. Aber auch solch ein Minderbegabter kann halt nur die Mittel einsetzen, über die er verfügt, intellektuell (Verleumdung) und körperlich (Gewalt) – so das Publikum ihn denn läßt. Wenn diese Mißgunst allerdings so erfolgreich wird wie in dieser alten Affäre (der Politik und des Journalismus), erwachsen Standards, die wir heute nicht nur beklagen sollten.

    Ich denke mir, daß Herr Jenninger zufrieden auf seine Arbeit in seinen „Anschlußverwendungen“ zurückblicken konnte, und ich danke ihm, posthum, für die Belehrung, die ich durch ihn erfahren habe.

    • Volle Zustimmung. Die „Affaire Jenninger“ war auch für mich seinerzeit ein Schlüsselerlebnis, nicht nur wie gegnerische Parteien denunzinatorisch zu Werke gehen sodern auch wie eigene Parteifreunde verdiente Menschen wie eine heiße Kartoffel fallen lassen.

      Der Fall Jenniger fand seine unrühmliche Fortsetzung mit dem Fall Hohmann.
      Seitdem ist die CDU als Partei und ihre Oberen für mich moralisch in ein mehr als schiefes Licht geraten.

  9. Ich erinnere mich an eine hitzig geführte politische Diskussion während einer Familienfeier im Vorfeld der ersten freien DDR-Wahl 1990. Ein aus dem Westen Deutschlands angereister entfernter Verwandter nannte die Vereinigungseuphorie, die unter uns DDRlern damals grassierte dumm und töricht. Ein schneller Betritt, so argumentierte er, werde die gerade erst erkämpfte Meinungs- und Redefreiheit im Osten Deutschlands wieder auf den Stand der SED-Herrschaft zurückwerfen. Als Beleg für diese These führte er u.a. den Fall Jenninger an. Wir hielten das für reichlich übertrieben und etwas an den Haaren herbeigezogen. Heute hat die Realität die Prophezeiung nicht nur eingeholt sondern überholt.

  10. An Jenninger habe ich (selbst als Ossi) in den letzten beiden Jahren oft gedacht. Denn schon damals fing es an, das Linksradikale die Meinungshoheit übernommen haben und der Mainstream sich angepaßt hat. Als jetzt in den letzten Jahren nur einfach jede kritsche Äußerung zur Regierungspolitik in die rechte Ecke gestellt wurde, im Antifa Jargon heißt das „hitlern“, sich die gesamte Presse gegen den Normalbürger gestellt hat, wußte ich , da sind sie wieder. Meldungen von indymedia liefen brühwarm in der Tagesschau, da weiß man , wie weit das System schon durchsetzt ist.Jenninger konnte ja wenigstens noch seine politische Karriere weiterverfolgen, heute ist das das Todesurteil, da wirst du gesellschaftlich geächtet unf finanziell ruiniert.
    Und als ob Dobrint gestern nicht etwas genau dazu gesagt hätte, stellt man Webers Äußerungen zur europäischen Flüchtlingspolitik in Zusammenhang mit der Endlösung der Judenfrage , ein Wahnsinn.

  11. Die üble Nachrede wird selbst jetzt noch fortgesetzt: in den Meldungen zu seinem Tod heißt es, die Rede sei „umstritten“ gewesen, oder „mißverständlich“. Daß sie damals nur von denen mißverstanden wurde, die nicht richtig zugehört und nach dem Reizwort „Faszinosum“ gleich den Saal verlassen hatten, könnenbleibt unerwähnt.

  12. Ja, so funktionierte der Volksgerichtshof im Jahre 1988, und so funktioniert er immer noch. Und nicht nur in Deutschland; die Deutschen sind hier vermutlich nicht besser oder schlechter als andere Völker oder Nationen.

    Die „Korrektheit“ der Tabus, sei es die „religiöse“ oder die „politische“ „Korrektheit“, gibt es in vielen Organisationen, Gemeinschaften und Ländern. Das Werk der Aufklärung, also der von Hume, Voltaire, Kant und vielen anderen, ist nie beendet. Jede Generation muss sie an sich selbst neu tun, wie man z.Zt. deutlich merkt.

  13. Gelernt haben die Etablierten nichts daraus, außer dass es funktioniert und wirkt. Rufmord gehört zum Handwerkszeug. Schade, dass die Toten zu Nachrufen nicht mehr twittern können. Da hätte die Maasur aber zu tun.

  14. Und was hat sich seither getan? Rede- und Denkverbote allerorten!

  15. Manfred Weber (CSU):
    >“Im Jahr 2018 ist das zentrale europäische Thema die finale Lösung der Flüchtlingsfrage.“

    Die nächste Runde? Sport,
    Spiel, Spannung.

  16. Der Jagdinstinkt von SPD, Grün, Teilen der FDP, dazugekommen noch die Linken, funktioniert heute noch genauso wie 1988 im Fall Jenninger und korrespondiert mit der Feigheit der CDU auf eine Weise, die die Kontiuität der perfiden Strategien dieser Parteien auf eine Weise illuminiert, wie sich deutlicher nicht sein kann.

    Extrahierung von Passagen und einzelnen Begriffen aus Reden von Politikern ohne den Zusammenhang mit dem gesamten Bedeutungsinhalt auch nur in Ansätzen zu berücksichtigen. Ein ähnlicher Fall wie der von Jenninger war die Rede des CDU-Abgeordneten von Martin Hohmann, wo der Begriff „Tätervolk“ den Hohmann verwendete, geradezu in das Gegenteil von dem umgedreht wurde, wie er von Hohmann gedacht war.

    • Solcherlei Gebaren ist und bleibt ein Schandmal in der politischen Landschaft Deutschlands 😉

  17. die Reaktion auf Herrn Jenningers Rede war der Ausfluß eines völlig übersteigerten Philosemitismus durch unsere Politakteuere der sich bis heute zu eine nie dagewesenen Anbiederung und Unterwürfigkeit gesteigert hat. Selbst Juden finden diese Art der Geschichtsbewältigung nur noch als peinlich. Von einem Extrem in’s andere. Dies steht einem normalen Miteinander auf Augenhöhe im Wege.

  18. Die üble Nachrede wird selbst jetzt noch fortgesetzt: in den Meldungen zu seinem Tod heißt es, die Rede sei „umstritten“ gewesen, oder „mißverständlich“. Daß sie damals nur von denen mißverstanden wurde, die nicht richtig zugehört und nach dem Reizwort „Faszinosum“ gleich den Saal verlassen hatten, bleibt unerwähnt.

  19. Was Schäuble hier von sich gibt, lässt mich völlig kalt.

    Wenn CDU/CSU-Politiker danebenhauen, verteidigt wenigstens noch ein Teil der Medien die Betreffenden, wie z. B. aktuell Thomas Vitzthum den CSU-Weber.

    Bei AfD-Leuten wird gnadenlos durchgezogen, auch von konservativen Medien bis hin zu Herrn DOKTOR (so viel Zeit muss sein) Müller-Vogg hier auf TE.

    Von daher hält sich, solange die AfD pauschal diffamiert wird, mein Mitleid mit Unionspolitikern , die in die PC-Maschinerie reingezogen und gehäckselt werden, sehr in Grenzen.

  20. Die Gutmenschen sind die Guten und die Bösmenschen sind die Bösen. Aus die Maus. Und wenn die Guten dann die Macht haben, werden die Bösen zum Guten gezwungen, getrieben, geprügelt oder liquidiert (das Gute irrt nicht!). Die Geschichte ist voller Beispiele. Und der Wind weht mal von Süden, mal von Norden…

  21. Ich bin gegen jede Form von Geschichtsrevisionismus. Deswegen stellt sich nicht die Frage, OB etwas wie Auschwitz usw oder „die meisten mochten damals Hitler“ passiert ist, sondern WARUM es seinerzeit zunächst passieren dürfte.
    Jeder, der die ebenfalls reichlich vorhandene Geschichtspropaganda hinterfragt oder nur ankratzt, wird sofort vom System und seinen Mitläufern selbstläuferisch „politisch korrekt gebannt.

  22. Ich habe Philipp Jenningers Rede seinerzeit als Noch-DDR-Bürger erlebt und habe sie
    sofort verstanden. Empört nahm ich die Reaktionen vieler Abgeordneter wahr, die in
    ihrer Dummheit den Saal verließen. Jenneinger war denen intellektuel weit überlegen.
    Und, Herr Schäuble, es wäre charaktervoller gewesen, wenn Sie Herrn Jenninger bei der
    nächsten Bundestagssitzung verteidigt hätten. Aber jetzt ist Ihre Einlassung nichts als
    Mumpitz. Ruhen Sie in Frieden, verehrter Herr Jenninger.

  23. „Seine Partei ließ ihn im Stich“

    Die CDU – illoyal zu den eigenen Leuten, wenn es brenzlig wird.
    Es ist also nichts neues, nicht zu den eigenen Leuten zu stehen.

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