Fünf Jahre lang habe ich in Sachsen gelebt; fünf Jahre lang habe ich die Geschichten der Leute, die mir dort begegneten, ins Rheinland getragen, um zuhause von meiner Wahlheimat zu erzählen. Das Ergebnis: Ernüchternd. Während ich richtiggehend „ver-ostete“, mir die Unterdrückungs- und Enttäuschungssgeschichte meiner Mitbürger anzueignen suchte, und einen immer resignierteren Blick auf westdeutsche Überheblichkeit entwickelte, erlebte ich die Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit meiner Westverwandten und -freunde als frappierend. Ich musste erkennen, dass die meisten nicht etwa eine Mauer in den Köpfen hatten, sondern einen großen blinden Fleck auf ihrer geistigen Landkarte Deutschlands.
Mit dieser Erfahrung völligen Desinteresses hatte sich für mich eines der großen Rätsel gelöst, die ich seit meiner Kindheit mit mir herumgeschleppt hatte: Ich hatte nie verstanden, warum der Tag der Deutschen Einheit nicht so begangen wurde, wie der 4. Juli in den USA oder der 14. Juli in Frankreich. Hatten wir nicht viel mehr Berechtigung, fröhlich zu feiern? Wir hatten schließlich eine unblutige Wende, die Beendigung von Unterdrückung und Trennung errungen. Viel sympathischer etwa als die Franzosen, die gerade den Beginn von Angst und Terror zur Grundlage ihrer nationalen Identität erkoren hatten!
Doch auch nach dreiunddreißig Jahren hat sich kein gemeinsames Gedenken, geschweige denn ausgelassenes Feiern etablieren können. Statt Feuerwerk, Fahnenmeer und Kunstflugformationen warten vor allem floskelreiche und bedeutungsschwangere Ansprachen; kein Wunder, dass dieser Tag für die meisten Bürger lediglich arbeitsfrei, und, falls günstig gelegen, einen Brückentag bedeutet.
Den Deutschen fehlt in weiten Teilen ein belastbares Fundament einer gemeinsamen Identität. Diesen Mangel zu beheben, bedeutet nun keinesfalls, dass man in einen blinden, geschichtsvergessenen Nationalismus abgleiten müsste – es ist durchaus verdienstvoll, dass sich Deutsche dazu bereit erklärt haben, die dunklen Seiten der eigenen Vergangenheit nicht zu exkulpieren und nicht zu verdrängen. Aber selbst da, wo ein bedeutendes Ereignis durchaus Anlass dazu böte, als identitätsstiftend wahrgenommen zu werden, scheut man sich hierzulande, es aufzugreifen, und fruchtbar werden zu lassen.
Die deutsche Wiedervereinigung ist vor allem ein Grund zu Dankbarkeit: Vierzig Jahre lang blieb ein prägender Teil des kulturellen Gedächtnisses Deutschlands einem großen Teil der Bundesbürger verwehrt. Weimar, Wartburg, Thomaskirche waren nicht leicht und jederzeit erreichbar. Auf der anderen Seite wurden Deutsche Opfer eines Unrechtsstaates, genossen keine Meinungs- und Glaubensfreiheit, und waren vielerlei Schikanen ausgesetzt. Auf beiden Seiten der Mauer: der Schmerz auseinandergerissener Familien. Dies überstanden, überwunden zu haben, wäre in jedem anderen Land der Welt Anlass zu bleibender, überschäumender Freude. In Deutschland aber bevorzugt man den Miesepeter. Was nicht alles besser hätte laufen können! Doch während man sich mit Bedenken trägt, wird gleichzeitig munter verdrängt, was aufgearbeitet gehört. Das betrifft natürlich einmal das DDR-Regime selbst, das in der Schulbildung viel zu wenig und viel zu kurz thematisiert wird, und dessen verbrecherische Qualität sich in Gänze bis heute nur jenen erschließt, die sich wirklich damit beschäftigen wollen. Schließlich aber ignoriert man auch weithin die Wirren der Wendezeit, den Ausverkauf des Ostens, die zerbrochene Lebensentwürfe und die große Enttäuschung, die kaum je ehrlich angesprochen werden.
Ein Blick auf unsere Nationalhymne könnte hier erhellend wirken: Sie lehrt uns, dass Einigkeit und Recht zusammengehören. Nun sind Einigkeit und Einheit nicht einfach gleichzusetzen. Dennoch sind sie eng miteinander verknüpft. Denn nationale Einheit lässt sich nur bewahren, wenn Einigkeit besteht, wenn ein Band der Gemeinschaft und der Eintracht, des gemeinsamen Strebens, die unterschiedlichen Menschen verbindet. Wenn Einheit mehr als nur oberflächlich sein soll, muss sie mit Recht und Gerechtigkeit einhergehen. Wenn wir den Tag der Deutschen Einheit wirklich feiern und nicht nur „begehen“ wollen, müssen wir uns auch dem stellen, was wir lieber früher als später unter den Teppich der Geschichte gekehrt hätten. Dann könnte das, was praktisch zusammengewachsen ist, auch innerlich einen größeren Zusammenhalt gewinnen. Dann würden ostdeutsche Identitäten nicht als Anhang behandelt, sondern als gleichberechtigter Ausdruck deutschen Bewusstseins. Dann böte die Wiedervereinigung Ressourcen, um ein identitäts- und einheitsstiftendes Selbstbild zu entwickeln.
Stattdessen aber verfolgt man die gegenteilige Strategie: Die Gräben, die Deutschland durchziehen, werden nicht aufgeschüttet, sondern sukzessive verbreitert. Zwar sind sie längst nicht mehr nur an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze orientiert, sondern ziehen sich kreuz und quer durch die gesamte Gesellschaft. Aber durchaus hat man diese imaginäre Demarkationslinie wiederentdeckt, um sich das Leben leichter zu machen: Der Osten wird mit Vorliebe von Politikern und Medien als Schutthalde verstanden, auf der man alles abladen kann, womit man sich „im Westen“ nicht auseinandersetzen möchte: Ob Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, oder Politikverdrossenheit, alles ostdeutsche Phänomene, die die Gesamtperformance deutscher Moralität statistisch signifikant senken – kein Wunder, so die Soziologen, im Osten hat man ja schließlich Demokratie nie ordentlich erlernen können. Es stellt sich zwar die Frage, wie lange man diese Illusion angesichts der anstehenden Wahlen aufrechterhalten kann – schädlich für das gesellschaftliche Klima ist sie allemal.
Durchaus führt diese Strategie zu einer Form von Einheit – die sich allerdings vorrangig über Ausgrenzung definiert. Echte Hoffmannsche Einigkeit wird dadurch nicht erzielt – und es ist offensichtlich, dass damit die Worte unserer Nationalhymne kaum je mehr sind als Lippenbekenntnisse. Das ist äußerst schade. Denn anders als viele Hymnen, die pathosgetränkter Nationalromantik frönen, oder martialisch zum Kampf rufen, bietet uns die dritte Strophe des „Lieds der Deutschen“ eine ziemlich realistische Einschätzung dessen, was die Wohlfahrt einer Nation ausmacht: Nicht imperialistisches Säbelrasseln, nicht Kollektivismus, nicht einmal die Vision nationaler Glorie, sondern eben jene Paramater: Freiheit, die ihre Begrenzung im Recht findet, Recht, das Freiheit zu bewahren und zu schützen hat, und Einigkeit, die ein gemeinsames Fundament für den Erhalt von Recht und Freiheit schafft.
Nüchterner und klarer kann ein Rezept für nationales „Glück“ kaum ausfallen. Es ist an der Zeit, dass Regierung und Volk sich dieses Rezepts wieder entsinnen, und es beherzigen. Damit der gesellschaftliche Zusammenhalt nicht weiter erodiert; damit Deutschland auf seinem steinigen, von Irr- und Umwegen gekennzeichneten Weg zur eigenen Identität ein Stück weiterkommt. Damit wir unseren Nationalfeiertag irgendwann einmal auch gebührend gemeinsam feiern können.
Mein Vorschlag: Wir singen „Freiheit, Recht und Einigkeit“, um der Freiheit den ihr gebührenden Platz an erster Stelle zu geben.
Bei Hoffmann von Fallersleben stand die Einigkeit an erster Stelle, weil sie die Voraussetzung der Freiheit gebenden nationalen Selbstbestimmung war. Aber heute wird Einigkeit oft als Zwang zur Konformität missverstanden („Unterhaken“ / „Das Wir entscheidet“) und die Freiheit des Fühlens und Denkens darüber vergessen. Wirkliche Einigkeit aber kann nur der Freiheit entspringen; erzwungene Einigkeit ist keine. Deshalb: „Freiheit, Recht und Einigkeit“.
Mit Greuelpropaganda haben wir den Krieg gewonnen …Und nun fangen wir erst richtig damit an! Wir werden diese Greuelpropaganda fortsetzen, wir werden sie steigern bis niemand mehr ein gutes Wort von den Deutschen annehmen wird, bis alles zerstört sein wird, was sie etwa in anderen Ländern noch an Sympathien gehabt haben, und sie selber so durcheinander geraten sein werden, daß sie nicht mehr wissen, was sie tun. Wenn das erreicht ist, wenn sie beginnen, ihr eigenes Nest zu beschmutzen, und das nicht etwa zähneknirschend, sondern in eilfertiger Bereitschaft, den Siegern gefällig zu sein, dann erst ist der Sieg vollständig. Endgültig ist er nie. Die Umerziehung (Reeducation) bedarf sorgfältiger, unentwegter Pflege wie englischer Rasen. Nur ein Augenblick der Nachlässigkeit, und das Unkraut bricht durch, jenes unausrottbare Unkraut der geschichtlichen Wahrheit.“
Sefton Delmer, ehemaliger britischer Chefpropagandist nach der Kapitulation 1945 zu dem deutschen Völkerrechtler Prof. Grimm (Die Propaganda der Alliierten wird durch den Überleitungsvertrag Art. 7.1 als OFFENSICHTLICHE TATSACHEN vom „deutschen‘ Strafrecht geschützt.)
Im Osten Deutschlands konnte das natürlich nicht in dem maße wirken wie
in den westlichen Besatzungszonen.
Was den Westen Deutschlands anbelangt, so kann man Herrn Delmer
nur gratulieren.
Mission accomplished!
Seid Corona und dem von einer Mehrheit begrüßten Ende unseres GG ist mir nicht mehr nach Feiern zumute.
Es gibt keine DDR und keine „Ostdeutschen“, auch keine „Wessis“.
Das sind Phanatsiegespinnste.
In der faktischen Realität gibt es nur Deutsche.
Da von Spaltung zu reden ist m.E. Realitätsverlust.
„Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit meiner Westverwandten und -freunde als frappierend“ ?
Woran hätten ihre Westverwandten denn Teil nehmen sollen?
Die „Ossis“ bemitleiden? Über deren vergangenes Schicksal mitjammern?
Das hätte „was“ besser gemacht?
Was ist mit den anderen Osteuropäer? Wie steht es da mit Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit?
Das Leben geht immer weiter. Wer will kann sich über die Vergangenheit betrüben. Die Realität aber interessiert das nicht, denn Vergangenheit ist vorbei.
Die allermeisten ehemaligen DDR Bürger haben die DDR längst vergessen und die junge Genertion hat diese zum Glück nicht erlebt.
Nur die Profiteure von Damals weinen der DDR hinterher und inszenieren ein Spaltung die es nicht gibt.
Da wird ein Thema hochgejault das keine Relevanz hat.
Das erste, was nach dem Zweiten Weltkrieg Deutsche einte und zum Jubeln brachte: der Weltmeistertitel 1954, wir sind wieder wer. Klingelts? Wir Deutsche sind unfähig, uns selbst zu achten, uns selbst zu lieben, uns selbst zu respektieren. Unter Weltmeister, Weltherrschaft, Weltschmerz fangen wir nicht an.
Ich habe einen ganz anderen Verdacht als die Autorin, nämlich dass uns vor lauter „Aufarbeitung“ unserer ach so düsteren Vergangenheit die Lebensfreude, das Bekennen zu unserer deutschen Nation komplett ausgetrieben und durch eine mea-culpa-Einstellung ersetzt wird, die zu dieser Vaterlandslosigkeit führt, welche heute allenthalben zu beobachten ist – in aller Pracht auf verschiedensten Gebieten.
Richtig!
Die allermeisten ehemaligen DDR Bürger haben die DDR längst vergessen und die junge Genertion hat diese zum Glück nicht erlebt.
Nur die Profiteure von Damals weinen der DDR hinterher und inszenieren eine Spaltung die es nicht gibt.
Da wird ein Thema hochgejault das keine Relevanz hat.
Die einzige friedliche und erfolgreiche Revolution in Deutschland hat die Mächtigen das Fürchten gelehrt.
Darum wurde alles unterbunden, was die Ostdeutschen stolz machen könnte und das Ergebnis der Revolution dem Kanzler Kohl zugeschrieben. (wahrscheinlich nicht nur ein deutsches Phänomen, sich gern über andere(Ostdeutsche) zu erheben.
Gewinner waren Spekulanten und Immobilienhaie, Verlierer nicht nur die Ostdeutschen, die ihre Arbeitsplätze verloren (mehr als 50%) auch die Westdeutschen, die Jahrzehnte zur Kasse gebeten wurden.
Dennoch bin ich sehr glücklich, dass der DDR-Staat nicht mehr existiert und sehr beunruhigt, dass er beharrlich von Neokommunisten, die sich grün lackiert haben und von maximal 15% der Bevölkerung gewählt wurden, eine Wiederbelebung erfährt.
Es war und ist ein grosser Fehler nach zwei Diktaturen, die Täter und Wendehälse nicht abzuurteilen. Die SED hätte genauso verboten werden müssen wie die NSDAP. Es ist unzumutbar, dass ein Gysi, der das Volksvermögen der DDR „verschleiert“, durch die westdeutschen Talkshows als Superstar tingelt.
Die Opfer müssen neben den Tätern leben und werden von diesen in der Verwaltung, Polizei und Politik verhöhnt. Jetzt braucht es eben ein neues Staatsvolk, angelandet durch Carola Rackete.
Die deutsche Identität wird noch in Ost-Mitteldeutschland gelebt, für viele „Wessis“ ist das schon rechtsradikal, obwohl im „weissen“ Prenzlauer Berg“ die 3-Kinder Ehe mit Mann beim Staat und Mutti was-mit-Medien oder Bastel-Backen Blog en vogue ist. Gehuldigt wird einer globalen Agenda von Klima, Gender, Migration. Der Rest von Westdeutschland ertrinkt in Tattoos , Burger, NFL als neuer US Bundesstaat mit multiethnischer Zusammensetzung. Wer soll da was feiern?
Die letzte Selbstzerstörung eines Volkes.
Der Gedanke, dass es den Deutschen an einem belastbaren Fundament für ihre Identität fehlen könnte, ist Quatsch. Es besteht aus allen Elementen der Geschichte seit Karl dem Großen, und allem, was auf das Entstehen Germaniens nach dem Römischen Reich hinweist. Nur mit dem Nationalstaat hat sich keine einheitliche Emotion verbunden. Die Geschichte seit 1871 macht dies auch nicht gerade einfach. Es fehlt an Emotion, aber nicht an Identität. Die deutsche Identität von Berchtesgaden bis Friesland, und von Rügen bis Konstanz ist viel schwergewichtiger als manche meinen. Es gibt kein “ Schottland, Korsika oder Katalonien usw.“. Es könnte sein, dass sich bei Aufrechterhaltung des 17. Juni leichter eine Emotion gesponnen hätte, was aber nicht versucht wurde. Der 3. Oktober war vielleicht zu weitgehend eine Kopfgeburt.
Ich war gestern am Berliner Dom, dort hatten sich Tausende versammelt, um eine große Kundgebung zur Feier der Deutschen Einheit abzuhalten. Man sah viele Deutschland- Flaggen und es wurden Reden für die nationale Einheit, gegen Impfterror und Abwälzung von Verantwortung auf überstaatliche Institutionen gehalten. Die Regierung wurde zum Rücktritt aufgefordert und Neuwahlen verlangt.
Auf der anderen Straßenseite am Stadtschloß ein Häuflein der „Omas gegen rechts“ und einige Antifa-T-Shirts, die recht verloren aussahen und von der Polizei geschützt wurden, nicht daß sonst etwa etwas passiert wäre, die fanden ohnehin keine Beachtung.
Ich suche eine Berichterstattung über die von Ihnen erwähnte Demonstration ins den Medien vergebens.
Dann wird sie wohl nicht stattgefunden haben.
Ironie aus.
Rational den Zustand betrachtend, gibt es keinen Grund dieses Land zu feiern, auch nicht seine Bewohner, die ohne Identität sind. Das hier ist ein trostloser Flecken Erde.
Frau Diouf unterschätzt, woraus sich ein postives Nationalbewusstsein speist. Es ist der Respekt vor vergangenen Generationen, als deren Folge und aber auch nur Zwischenschritt man sich sieht.
Doch mit der Konstruktion von Zäsuren und „Stunden Null“, wobei der absolute Nullpunkt der Deutschen der 31. Januar 1933 ist, hat man sich von alle dem abgeschnitten. In die Zukunft kann man aber auch keine Brücke bauen, als Volk der Kinderlosen.
In der alten Bundesrepublik wurde dieses Vakuum, mehr schlecht als recht, mit einer tumben Konsumideologie gefüllt, gegen die sich ab den späten 1960ern eine ebenso tumbe Askeseideologie entwickelte. Besetzt, infantilisiert ist den Deutschen, auch (!) denen in der DDR, das Gefühl und Bewusstsein abhanden gekommen, Deutsche zu sein.
Ich vermag das nur ankedotisch aufzuarbeiten: Nach der Wende fiel mir auf, dass die Ost-Berliner als Neuwagen überwiegend ausländische, aber keine deutschen Fabrikate kauften. Nun mochte im Osten vermutlich wirklich das private oder gerade das wirtschaftliche Kapital fehlen, um insbesondere Mercedes oder BMW zu kaufen, die ja auch im Westen hauptsächlich als Dienstwagen laufen und damals auch. Doch es dominierten die auch nicht wirklich billigen Citroen, Renault, Mazda, und Mitsubishi, später auch die Koreaner. Gut, wer im Osten einen neuen Mitusbishi fuhr, outete sich als alter Stasi-Genosse, denn Mitsubishi hatte die ehemalige Fahrbereitschaft des MfS als Haupthändler im Osten Berlins übernommen, da gab es kräftige Rabatte an die Genossen. Aber sonst? Also fragte ich mal einen Ost-Bekannten, warum er sich jetzt einen Mazda 3 statt eines VW Golf gekauft hatte. Seine Antwort, war nicht, weil der billiger ist als der Golf, oder besser, sondern: „VW, das sind doch Eure Autos“. Unsere? Das war der Moment, wo ich meine persönliche Wiedervereinigung beendet habe und Ossi nicht mehr anders als Öschis angesehen habe. Gleicher Sprache, anderes Volk. Inzwischen schleifen sich die Dinge ab, vor allem bei den Jungen. Aber ein positives Erinnern an 1990 habe ich nicht.
Herr Diesel Sie brillieren hier wieder einmal mit Kenntnis der DDR, die über die der ehemaligen Bürger derer hinaus geht.
Deutschsein: Manches wurde uns ausgetrieben, aber das gerade nicht, Euch schon.Man sprach schon weit vor der Wende im Radio und auch offiziell lediglich von der „Bundesrepublik“. Tatsächlich meinte man Deutschland, nicht etwa Österreich oder Jugoslawien, die auch Bundesrepubliken sind, bzw. waren und nicht so benannt werden/wurden.
Ausländische Autos kaufen: Wolfsburg lag damals schon nicht mehr im Ausland.
Fehlt nur noch, daß wir nicht wissen (können/wollen) was Demokratie ist.
Danke, Frau Diouf, für diesen wunderbaren Artikel zur Deutschen Einheit. Man merkt die Sensibilität für ein Land, dass imgrunde die Mauer noch in den Köpfen der Westdeutschen allzumal existiert.
Ich feiere gern. Aber lieber den 9. November als Kohls künstliches Verwaltungsdatum. Und ich feiere nichts, bei dem Deutschlandhasser wie Steinmeier, Roth und Habeck auftreten.
Mein Schwiegervater mußte sich heute unbedingt den „Festakt“ geben, bei dem so gut es ging alles Deutsche vermieden wurde und ausschließlich bunt herumgetollt wurde.
Nein danke.
Sehr schöner und treffender Artikel.
Danke und Respekt ,Frau Diouf.
Ich kann nur noch an „Einigkeit, Recht und Freiheit“ glauben, wenn:
Ich bin 1985 auf unser Grundgesetz vereidigt worden und stehe komplett zu diesem Eid.
Für das, was diese Regierung verzapft und die diversen Rechtsbrüche habe ich nicht geblutet!
Auf die Wiedervereinigung würden wir wohl auch heute noch warten, wenn wir sie nicht selber erkämpft hätten
Westdeutschland konnte mit der Teilung gut leben, schließlich kam dieser mit ausdrücklicher Zustimmung der Alliierten, im Postamer Abkommen aktenkundlich und für jedermann einsehbar, zustande.
Den 3. Oktober und nicht den 9. November als der Tag an dem die Mauer fiel, als Feiertag auszuwürfeln, ist kann nur als Demütigung an denen verstanden werden, die dieseits der Elbe Mut bewiesen haben und gegen eine deutsche Staatsgewalt aufgestanden sind.
Ja, der 3. Oktober ist nur ein willkommener arbeitsfreier Tag. Allein dem 9. November gebürt der Feiertag und der gehört einzig und allein denen, die ihn erkämpften.
Nie und niemals irgendwelchen dummschwätzenden westdeutschen Politikhanseln !
Natürlich bewerten wir im Mitteldeutschland, Mecklenburg Vorpommern und auch in Brandenburg unsere Geschichte schon selbst.
Zurufe von anderswo sind nicht nötig.
Der Tag der Deutschen Einheit war und ist ein politisch willkürlich bestimmter Tag der ‚Deutschen Einheit‘. Die Nation der Deutschen und deren deutsche Identität wurde damit nicht begründet, denn die deutsche Geschichte geht ja doch schon einige Jahrhunderte zurück.
Nach dem „Hurrapatriotismus“ des 1. und des 2. Weltkriegs ist wohl vielen Deutschen nicht mehr nach „Hurrapatriotismus“ zumute. Man blickt schlicht und ergreifend nüchtern und distanziert auf die Vergangenheit Deutschlands.
Auf eine Wiedervereinigung Deutschlands hofften ab 1949 wohl überwiegend die Generationen der damals Erwachsenen, was sich im Laufe der Jahrzehnte auflöste, weil diese Generationen wegstarben.
Und natürlich richteten sich hüben wie drüben nicht wenige Deutsche in die neuen Gegebenheiten ein und blickten nach vorn anstelle zurück; lediglich die im Westen gebildeten Vertriebenenverbände hielten das Gedenken an die verlorene Heimat aufrecht.
Hätte man seitens westlicher Eliten [wirtschaftlich, politisch oder kulturell] eine tatsächliche Vereinigung angestrebt, würde man bspw. eine gemeinsame Nationalhymne gesucht und vor allem eine tatsächlich neue Verfassung ausgearbeitet und vom Volk abgestimmt haben, wie es das provisorische Grundgesetz vorsah.
„es ist durchaus verdienstvoll, dass sich Deutsche dazu bereit erklärt haben, die dunklen Seiten der eigenen Vergangenheit nicht zu exkulpieren und nicht zu verdrängen.“
das hat man ja eindrucksvoll während der c krise erleben dürfen, da haben die deutschen ja mächtig aus der geschichte gelernt und sich in der großen mehrheit sensibel gegen totalitäre anfänge gezeigt…irgendwie die die aufarbeitung und nichtverdrängung in die hose gegangen.
Ich gehöre zu den vielen Ostdeutschen, für die die Wende 1989 ein Glücksfall war. Freiheit, Reisen, Haus bauen usw. waren jetzt möglich. Mittlerweile ist aber Ernüchterung eingekehrt. Denn mit dem Aufgehen der DDR in die BRD waren auch negative Seiten verbunden. Offenbar haben im Westen die 68-er das Kommando übernommen, was dazu führt, dass die gesamte Gesellschaft dem linksgrünen Diktat unterworfen werden soll, bei Energie und Klima, bei der Migration, der Schwächung der Bundeswehr, bei Industrie- und Landwirtschaftspolitik, der EU- und Europolitik, der Schleifung des deutschen Nationalstaates und der Unterwerfung unter das Brüsseler Diktat usw. Alles ist vom linksgrünen Geist durchzogen, die meisten Parteien und Medien, die Amtskirche, die Bildungseinrichtungen und Institutionen, bis hin zum Verfassungsschutz und den Verfassungsgerichten. Den Ostdeutschen mangelt es keineswegs an demokratischem Verständnis. Nein, sie wehren sich gegen diese Entwicklungen und wählen überwiegend die Partei, die sich allein dagegen wehrt.
Danke Herr Schuster.
Ein sehr guter Kommentar. Auch ich danke den damaligen noch fähigen Politikern, wie Kohl, Gorbatschow und Busch sen., die das kurze Zeitfenster genutzt haben, um die deutsche Wiedervereinigung gegen alle grünen und roten westdeutschen Bedenken durchzusetzen.
Ein ähnliches Szenarium wünschte ich mir für die nordkoreanische Bevölkerung.
Auch von mir vielen Dank! Der Fall der Mauer, die Wiedervereinigung haben mir unglaublich viele neue Wege eröffnet, die Welt zu Füßen gelegt. Einfach war es kurz nach der Wende nicht, ich war gerade mit der Schule fertig, die Welt im Umbruch. Ich erinnere mich an die vielen Arbeitslosen, die unglaubliche Unsicherheit in den Familien, aber auch den Optimismus, sich etwas aufbauen, erreichen zu wollen. Als Sachse/Ostdeutscher von den Westdeutschen als Mensch zweiter Klasse wahrgenommen zu werden, ist mir auch im Gedächtnis geblieben. Es wurde gelacht, “Zonen-Gabi mit der Banane”, Gräben wurde nie ganz zugeschüttet. Als “richtiger” Deutscher habe ich mich erst viele tausende Kilometer weit weg gefühlt, ein unglaubliches Interesse wurde mir entgegengebracht, wie es war, im Osten, Dresden meiner alten Heimat. Heute bedauert man mich, aus Deutschland zu kommen, über den unfassbaren Irrsinn, weshalb man nicht stolz auf sein Land, seine Kunst und Kultur ist. Mir bleibt ein Schulterzucken! Deutschland hat es zugelassen, dass eine Merkel (mit bekannter unklarer Biografie), eine Kahane, ein IM Gauck, an die Macht kommen, dass Land in Niedertracht zerrissen und den Rotgrünen zur völligen Zerstörung überlassen haben.
Die Ostdeutschen, Herr Schuster, sind von den Westdeutschen bis heute – egal ob von Linken oder Rechten- immer für minderbemittelt gehalten worden. Außerdem haben sie bestimmte westliche „Verhaltens- Originalitäten“ wie die Politische Korrektheit bis ’90 nicht erlebt (bzw. erleben müssen). Und da offiziell die Nazis ja alle im Westen lebten, mussten sie nicht dieses ewige Antifa-Büßerhemd überstreifen. Was die letzten beiden Punkte abgeht, kann man als Wessi schon fast neidisch werden….
Eine Regierung, in der etliche Mitglieder mit Deutschland nichts anzufangen wissen, kann unmöglich identitätsstiftend wirken.
Wer möchte Teil einer Nation sein, die sich für sich selbst schämt?
„Doch auch nach dreiunddreißig Jahren hat sich kein gemeinsames Gedenken, geschweige denn ausgelassenes Feiern etablieren können. Statt Feuerwerk, Fahnenmeer und Kunstflugformationen warten vor allem floskelreiche und bedeutungsschwangere Ansprachen.“ Ist es nicht ebenso traurig wie typisch, dass heute, am Tag der Deutschen EINHEIT, wie die WELT berichtet, „,mehr als 100 „prominente“ Unterzeichner „den Tag (nutzen), um die Zivilgesellschaft zu mehr Engagement aufzufordern: Ein Bündnis aus Verbänden, Unternehmern und Prominenz aus Politik, Sport und Medien will gegen ‚Verfassungsfeinde‘ kämpfen. Explizit genannt wird die AfD“. Man schießt unter der Fahne „Wir stehen für Demokratie und Rechtsstaat“ an einem Tag, der eigentlich keine gesellschaftliche Spaltung fördern wollte, eher das Gegenteil, auf politische Gegner, die man praktischerweise mal alle pauschal als „Verfassungsfeinde“ deklariert. Man darf raten, wer noch alles unterzeichnen wird.
Hinter dem plakativen Vorwurf, „Feinde der Verfassung“ würden versuchen, die Demokratie „zu bekämpfen“ und die Europäische Union „zu zerstören“, stehen einzelne SPD-nahe Politiker, Reiner Hoffmann (ehemaliger DGB-Vorsitzender), Gesine Schwan, Josef Schuster (Zentralrat der Juden), Peter Ruhenstroth-Bauer (UNO-Flüchtlingshilfe), Abraham Lehrer (Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland), Clemens Tönnies (Tönnies-Chef) und Andreas Engelhardt (Chef des Bielefelder Schüco-Konzerns / Bauzulieferbranche), usw. Sie alle kämpfen als selbsternannte Bewahrer der Demokratie und des Rechtsstaates „gegen Rechtsradikalismus“ – und ignorieren geflissentlich die zahlreichen gefährlichen Bruchstellen, die unseren Staat, unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft prägen und längst dazu führen, dass größere Teile der Bevölkerung sich von der Politik entfernen.Was soll solch ein Aufruf bewirken, außer dass er durch alle Medien geht? Er wird keine Repräsentativität für die Gesamtbevölkerung beanspruchen könne, sondern rückt nur noch einmal die Politiker, Gruppen, NGOs, Medien aneinander, die ohnehin voneinander wissen, dass sie sich mit politisch eher links-grünen Grundhaltungen nahestehen.
KriegspropagandaDie Kriegslügen deutscher Politiker am Beispiel von Strack-ZimmermannMarie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, hat sich in der politischen Talkshow „Maischberger“ zur Ukraine geäußert und dabei so unverschämt gelogen, dass ich das aufzeigen will..
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-kriegsluegen-deutscher-politiker-am-beispiel-von-strack-zimmermann/
Warum ist das hier NIE Thema ??
Ich bin im Osten aufgewachsen und habe die Zeit nach 1990 ca. hälftig im Osten und im Westen gelebt.
40 Jahre nach dem Ende des Krieges war der Wunsch nach der deutschen Einheit im Westen für die Mehrheit längst leere Worthülse geworden. Man hatte doch alles und Lippenbekenntnisse haben ja immer gereicht. So ist die Reaktion nach der Wiedervereinigung dann auch bald ein grummeliges „Alles geht in den Osten“, aber man ist ja mehrheitlich einigermaßen eingerichtet und bleibt grummelig ruhig. Man hat immer noch alles, sogar wenn man nun neu teilen musste.
Im Osten war die Mehrheit für die Einheit, für Freiheit und Wohlstand und zwar im Wortsinn, im persönlichen, nicht in einer abgehobenen Interpretation. Der persönliche Wohlstand war über ein gewisses Level hinaus trotz Transferleistungen eine zähere Sache als erhofft und die Freiheit in mancherlei Bezug auch. Man konnte wohl reisen, aber Anpassungs- und Unterordnungsrituale hat die neue Welt auch reichlich. Darin hat man in 30 Jahren eingerichtet und nun ist vieles in den letzten Jahren und aktuell schlechter geworden, bedrohlicher für das nach 1990 Erreichte gar. Man hatte nun etwas aufgebaut (gefühlt noch immer unter Westniveau) und das gerät neuerdings in Gefahr.
Für Ost und West gilt: man soll neu teilen, für ganz fremde Zugereiste (das steht so nichtmal im Grundgesetz) und für die Weltrettung (oder ist es nur ein Projekt von Ideologen?). Das könnte beide Landesteile überfordern, die einen weil „schon wieder“ und die anderen weil „wir haben uns ja gerade erst mal eben eingerichtet“.
Ausgelassenheit an diesem Tag würde ein Bekenntnis zur Nation erfordern. Wozu sonst? Aber das intellektuelle Deutschland -links wie rechts- zieht es vor, gemeinsam mit Herrn Habeck mit der „Nation“ nichts anfangen zu können.
Grandioser Artikel dessen Inhalten ich ausdrücklich zustimmen möchte! Gerade in der Phase des Niederganges dieses Landes wird die immer größer werdende Teilung deutlich
sichtbarer. Auf der einen Seite gibt es viele Menschen die erkennen ( wollen) wohin die Reise mit dieser Regierung führt, auf der anderen Seite wollen immer noch viele Menschen genau das nicht erkennen, glauben die Maßnahmen der aktuellen Regierung sind entweder richtig oder werden sie in ihrer Wohlfühlblase nicht erreichen.
Leider ist es noch viel schlimmer: Die Identität, die man uns aufzwingen will, ist der Holocaust. Aber das ist unmöglich, denn so ein Verbrechen kann unmöglich als Identität angenommen werden. Das wäre so, als würden die USA ihre Identität aus dem Massaker von My Lai beziehen. Absurd! Gleichzeitig begreife ich, warum der Nationalsozialismus, der SED-Sozialismus, die Stasi, die hiesige Reaktion auf Covid et al so und nicht anders in diesem Land möglich war. Das ist alles kein Zufall, denn das Wesen der übergroßen Mehrheit funktioniert offensichtlich genau so: Wir ziehen etwas bis zum bitteren Ende durch, wer A sagt muss auch B sagen. Nein, er muss eben nicht B sagen, er kann auch F, Z oder gar nichts sagen.
Recht und Freiheit reicht!
Bei aller Berechtigung des Unwohlsein ob einer prinzipiell richtigen Bestandsaufnahme unterliegt auch die Autorin einem genuin deutschen Problem. Man moechte eine Art Identität, aber…. Man moechte irgendetwas national Verbindendes, aber nicht zuviel und nicht vom Falschen, was immer das ist. Mit der Kruirk und der Klage schwingen sofort die Bedenken mit, mitunter in Form sogar eines Lobes, weil man es angeblich „besser“ macht als alle anderen. Ein bisschen mehr, wieviel bleibt offen, vom Nationalen, von der Identität, vom Volk usw sollte es schon sein aber bitte nicht zuviel. Etwas mehr „deutsch“, aber aufpassen. In keinem Land ausserhalb Schlands kaeme man auch nur auf die Idee, bzw wuerde man verständnislos reagieren, dieses „etwas schwanger‘ zu propagieren. Der gemeine Deutsche wird sich schon entscheiden und bekennen muessen, was er sein will und wie er zukünftig leben moechte. Da gibt es Phaenomene und Forderungen, die inkompatibel sind, z. B. multiethno und multikulti mit klarer Tendenz einerseits und Demokratie andererseits. Gleiches gilt fuer das angestrebte EUversum und die Demokratie. Dass die erwähnten Laender ihren jeweilige Tag feiern, hat mit ihrem ungebrochenen und unbefangenem Verhaeltnis zur eigenen! Nation und deren selbstverständlich vorrangigen Interessen zu tun. Suizidale Selbsthasser feiern eher selten Tage, an denen das Objekt bzw die Ursache ihres Problems herausgestellt wird. Jedenfalls nicht positiv, sondern eher traurig bis projektiv verhasst. Das Deutsche an sich ist es, gerne auch als voelkisch stigmatisiert, was das Problem darstellt und natuerlich erzwingt dieses Problem die Reduktion auf einen zeitlich kurzen Abschnitt. Es gilt, jedwedes Positive zu verdrängen. Solange der Muehlstein nicht endgültig und ueberfaellig abgelegt wird, womit natuerlich einige auch unserer „Freunde“ ein Problem haetten, gibt es hier nichts zu feiern.
Ich war oft in den USA, oft in Frankreich, habe an einigen Nationalfeiertagen dort teilgenommen und kann nicht sagen, dass diese beiden Nationen glücklich wären. Nein, sie scheinen mir noch tiefer zerrissen als Deutschland. Wie hat es John-Hopkins-Professor Yascha Mounk so treffend formuliert: Die meisten (ich würde sagen fast alle) diversen Gesellschaften sind grausam gescheitert – trotz markiger Nationalhymnen.
Keine Sorge, der Tag wird kommen, an dem wir gemeinsam aus der EU austreten, einer neuen EWG beitreten und das Grundgesetz nach Artikel 146 zu einer Verfassung machen sowie einen Friedensvertrag schließen werden. Ich vermute, so ungefähr in 50 Jahren.