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Wochenrückblick

Ein allerletzter Rückblick mit der SPD und Robert Habeck

von Gastautor

18.06.2019

| Lesedauer: 5 Minuten
Jemand könnte Frau Hensel sagen, dass die Verteidigung, das eigene in die Kritik geratene Werk sei überhaupt nicht schlecht oder albern, sondern vielmehr weiblich, sowohl Frauen als auch Männer beleidigt.

Wer am Boden liegt, den soll man nicht schubsen. So ähnlich heißt es jedenfalls. Schon gut. Ich höre ja gleich auf. Zur SPD fällt mir nichts mehr ein. Das heißt, ein paar Dinge doch.

In der vergangenen Woche sahen Wahlumfragen die Partei bei bundesweit 11 und in ihrer östlichen Urheimat bei sieben Prozent. Von Sachsen lernen heißt siechen lernen, wie der Dresdner sagt. An der SPD fällt allerdings auf, dass sie auf ihrem Weg rücksichtsvoll begleitet wird. In der vergangenen Woche saß bei Maybrit Illner in dem üblichen Wie-Weiter-Jetzt-Talk unter anderen Sophie Paßmann, von der das luzide und thematisch sehr überraschende Buch „Alte weiße Männer“ stammt, und die außerdem, da sie regelmäßig bei Böhmermann auftritt, als Humoristin gilt. Sie sagte in der Sendung folgenden Satz: „Der Tag, an dem wir aufhören auf Peer Steinbrück zu hören, wäre ein guter Tag für die SPD.”

Was wiederum die Fernsehrezensentin der Süddeutschen als Passmanns „besten Aphorismus des Abends“ lobte. – Jedenfalls war es als Lob gemeint.

Nun entzieht es sich meiner Kenntnis, wie viele Sozialdemokraten auf Peer Steinbrück hören. Der Statistik zufolge war er allerdings der einzige SPD-Spitzenkandidat seit 1998, der es schaffte, die SPD noch einmal leicht nach oben zu bewegen, nämlich von Frank-Walter Steinmeiers 23 Prozent 2009 auf 25,7 Prozent 2013, bis es dann unter der Führung von Wiehießerdochgleich 2017 auf 20,5 und dann auf 15,13,11 weiterging. Ja: „Gesterntag/als der Trubel noch so ferne lag“ (Walter Moers).

Sophie Paßmann ist Mitglied der Partei, und wahrscheinlich liegt sie psychologisch goldrichtig: Wenn das Kollektiv die einzige antizyklische Bewegung der letzten Jahre möglichst komplett vergisst, dann fällt das, was jetzt noch kommt, erheblich leichter.

Ebenfalls in der vergangenen Woche meldete sich Thorsten Schäfer-Gümbel, einer der drei SPD-Übergangsvorsitzenden am Ufer des Styx, und bereicherte die Parteigeschichte in einem Tagesspiegel-Interview um eine wirklich interessante Fußnote. Seine frühere Bildungsanstalt, die Landgraf-Ludwigs-Schule in Gießen, so Schäfer-Gümbel, habe drei SPD-Vorsitzende hervorgebracht: Wilhelm Liebknecht, Hans-Jochen Vogel, und ihn selbst. Er hege aber trotz dieser besten Voraussetzungen nicht die Absicht, lange im Amt zu bleiben.

Ich weiß, ich bin hier wieder keine große Hilfe resp. ein mittelalter Mann. Aber ich finde Schäfer-Gümbel komischer als Sophie Paßmann. Obwohl die wahrscheinlich härter an ihren Pointen arbeitet.

Um die vermaledeite Männer-Frauen-Frage ging es in der vergangenen Woche auch an einem Ort. In meinem letzten Wochenrückblick hatte mir ein Text der ZEIT-Autorin Jana Hensel, der in meinem Flusensieb hängengeblieben war, die Anregung für meine Überschrift verschafft.

Hensel war mit dem Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck ICE gefahren und ihm, dem Nahbaren, dort sehr nah gekommen, was ihr die Gelegenheit verschaffte, einen langen lebenswarmen Reporterinnenprosa-Absatz ihres Porträts den Löchern in den Socken des Politikers zu widmen.

Ihr Text war auch von anderen bemerkt worden, unter anderem bei der Welt. Es gab Kommentare. Was Hensel wiederum dazu brachte, auf Twitter längere „einordnende Worte“ samt Analyse ihrer Kritiker nachzuschieben. Warum?

„Weil“, so Hensel per Tweet, „es in den vergangenen Wochen immer wieder zum Teil heftige, stets unsachliche Kritik an den Habeck-Portraits gegeben hat, die von Frauen stammten, an Interviews, die von Frauen geführt wurden“.

Woraus, so JH, folgt:

„1. Der weibliche Blick auf Politiker wird gegenüber dem männlichen entwertet. Während Männer rational und sachlich auf Politik schauen, werden Frauen von Gefühlen geleitet. (Ich schreibe über Habeck freilich nur, weil ich unsterblich in ihn verliebt sein muss. So lauten viele der sexistischen Kommentare seit gestern.)

2. Die Arbeit von Reporterinnen wird entwertet. Nun, wo sie nicht länger nur über das Familienministerium schreiben, sondern auch über eventuell zukünftige Kanzlerkandidatinnen, werden Reviere abgesteckt und indirekt Regeln formuliert, wie man über Politik zu schreiben habe. Nämlich distanziert, sachlich, scheinbar neutral, wie nur weiße Männer glauben können, neutral zu sein.

3. Die Koalition der Frauen mit den Grünen wird entwertet. Wie wir wissen, wäre die Partei stärkste Kraft, wenn nur Frauen wählen würden.

4. So trifft der Sexismus, der auf die grünen Wählerinnen zu zielen scheint, natürlich auch Habeck selbst. Jenen Mann also, der auf ein klassisches Alphamann-Gebaren verzichtet und stattdessen für ein neues Männlichkeitsbild steht.“

Die neue Männlichkeit: penetriert nur die eigenen Socken. Warum sollen immer nur Paß- und Böhmermann schlechte Witze machen? Bitte. Ich will auch mal.

Tatsächlich, nur, weil ein paar Leute sich über einen schleimig-ranschmeißerischen Groupie-Text lustig machen, handelt es sich schon um Sexismus, der den künftigen Kanzler trifft, zuförderst aber die politische Podologin der ZEIT?

Nun genügt schon die Lektüre von einigen Texten des Claas Relotius einerseits und der formidablen Sophie Dannenberg andererseits, um zu erkennen, dass distanzloses Sentiment keine Frauen- und kühler Witz keine Männerdomäne ist. Und was Hensels Behauptung angeht, wenn nur Frauen wählen dürften, wären die Grünen stärkste Partei: Schon ein wacher Realschüler kann sich ausrechnen, dass es sich um Kappes handelt, in welchem abgesteckten Revier auch immer.

Aber es geht noch um etwas anderes. Irgendjemand – nicht ich, ich bin dazu ungeeignet – müsste Frau Hensel bei Gelegenheit sagen, dass die Verteidigung, das eigene in die Kritik geratene Werk sei überhaupt nicht schlecht oder albern, sondern vielmehr weiblich, sowohl Frauen als auch Männer beleidigt.

Aus dem Mund von intelligenten und erfolgreichen Frauen hört man diese Rechtfertigung praktisch nie, genau so wenig wie moralische Kollektivbeurteilungen der beiden Geschlechter. Hannah Arendt war nicht der Meinung, eine speziell weibliche Philosophie betreiben zu müssen; sie stellte zum philosophischen Denken fest: „Das braucht ja nicht eine männliche Beschäftigung zu bleiben.“

Die israelische Premierministerin Golda Meir: „Ob Frauen besser als Männer sind, kann ich nicht sagen – ich kann sagen, dass sie nicht schlimmer sind.“

Die norwegische Medizin-Nobelpreisträgerin May-Britt Moser: „Ich frage mich nicht, ob ich mich eher weiblich oder männlich verhalte, ich verhalte mich, wie ich bin. Mir geht es um Spitzenleistung in der Wissenschaft, nicht ums Geschlecht.“

Vor einigen Jahren, 2001, sagte die südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing: „Es ist Zeit, dass wir uns fragen, wer eigentlich diese Frauen sind, die ständig die Männer abwerten. Die dümmsten, ungebildetsten und scheußlichsten Frauen können die herzlichsten, freundlichsten und intelligentesten Männer kritisieren, und niemand sagt was dagegen.”

Golda Meir besaß übrigens so viel Witz, dass sie heute zur Strafe in keine deutsche Talkshow eingeladen würde. Von ihr stammt der einzurahmende Satz: „Sei nicht so bescheiden. So großartig bist du nicht.“

Wenn sie zur Verfügung stünde, hätte sie die Energie, die SPD zumindest wieder auf Steinbrück-Niveau zu führen.

Aber das wäre, wie Sophie Paßmann weiß, ja die total falsche Richtung.


Der Beitrag von Alexander Wendt ist zuerst bei PUBLICO erschienen.

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30 Kommentare

  1. Na ja, Herr Wendt, wegen Steinbrück…den vermisse ich genauso wenig wie die SPD selber. Ich würde, hätte ich die Entscheidungsgewalt…den Bundestag auflösen, bis auf die einzige Opposition im Bundestag, dann wäre zwar mit scheinbaren demokratischen Gegensätzlichkeit mal eben Schluß. Aber das wäre allemal besser, als diese Ausplünderungs- und die Deutschland verachtende Politik weiter ertragen zu müssen. Jeder weiß nun, wen ich mit Opposition meine.
    Eine Diktatur der Vernunft hielte ich nach aktueller Lage wesentlich zielführender, als die scheinbare Demokratie, die die Politik-Schauspieler derzeit aufführen. Ein Ende des Theaters…das wäre mein Hintergedanke. Und der zweite: Wiederaufbau Deutschlands nach allen Regeln einer demokratischen, bzw. aufgeklärten Vernunftsgesellschaft.

  2. Hensel schreibt so über den Aushilfs-Mao möglicherweise, weil sie dem verfallen ist, wahrscheinlicher aber, daß sie a) dafür bezahlt wird und b) stockdumm ist.

    Könnte aber auch sein, daß da alles zusammenfällt.

    Ich kenne jedenfalls allerlei Frauen, schlaue wie dämliche, ganz abseits politischer Präferenzen. Männer ebenso.
    Hensel wäre da in der Kategorie linksunten, grottendoof, einziges „Argument“ Weibergeschrei, so ähnlich wie diese Palästinenserin mit der Rolex, die meines Erachtens samt Sippschaft Abschiebefall ist.

  3. Zigmal in meinem Leben beobachtet: Die überzeugtesten Emanzen flöten IMMER am süßesten, wenn’s um die verstopfte Toilette oder den Gang zur Mülltonne geht. „Schaaatzi, kannst du mal….?“ (Ähnlichkeiten mit verzückten Beschreibungen über löchrige Socken sind natürlich rein zufällig)
    Und noch eine Abwandlung zu einem bekannten Zitat: Man kann einen Mann eine Zeit lang entmännlichen, aber nicht für den Rest seines Lebens.
    **

    • „Man kann einen Mann eine Zeit lang entmännlichen, aber nicht für den Rest seines Lebens.“
      : Doch.

  4. Zunächst einmal darf ich das eingängliche Zitat ergänzen mit einer Version, die unter Managern weit verbreitet ist: Wer fällt, den sollst Du auch noch stoßen. Damit wird nämlich die Agonie verkürzt, was gut ist. Also helfen wir der SPD bei ihrem Fall.

    Die Einlassung von Frau Hensel zeigt deutlich, was sie von ihren Geschlechtsgenossinnen hält: offenbar alle mit einem IQ unter 90, denn „wenn nur Frauen wählen würden, wären die Grünen stärkste Partei“ kann anders nicht interpretiert werden. Aber vielleicht bemühen sich deshalb etliche Frauen so um die frisch Eingewanderten: Gleich und gleich gesellt sich gern.

    Zum ersten Zitat von Golda Meir muss man angesichts der Profile der weiblichen Besetzungen wichtiger politischer Ämter sagen: Leider, sehr verehrte Frau Meir, lagen Sie falsch. Aber Ihnen sei vergeben. Selbst wir hätten uns ein solches Ausmaß an Inkompetenz und Irrsinn nicht vorstellen können, bevor sie dann passierten.

    Doris Lessing hingegen kann ich nur zustimmen.

    Der neue Typ Mann ist ein unintellektueller emotionalisierter Dummkopf, auf den die Bezeichnung Piepmatzträger besser passt als der Begriff Mann. Solche tummeln sich bei den Grünen zuhauf.

    Wir kämpfen an mindestens zwei Fronten: gegen Islamismus und Feminismus.

  5. Für die Politiker der SPD ist das nicht so schlimm. Sie können einfach zu den Grünen oder zur Linkspartei wechseln. Je nachdem, wer mehr Prozente hat.

  6. Frau Hensel hat doch Recht. Sie betreibt halt Journalismus auf BUNTE oder Neue Post Niveau. Also für die weibliche Zielgruppe.

  7. Wenn Herr Schäfer-Gümbel ehrlich gewesen wäre, dann hätte er gesagt, dass seine SPD sich von GroKo zu GroKo selbst überflüssig gemacht hat. Und leider, dass in der Partei Leute herumflitzen, die Migration in Dauerschleife als Beitrag zur „Sozialdemokratie“ hinzurechnen, Steuererhöhungen wie die CO2-Steuer ein freudiges Ereignis sind, und Leute, wie die „hier schon länger Lebenden“ zum Pack gehören, wenn die vor lauter Steuern und Abgaben nicht mehr wissen, wie sie so selbstverständliche Dinge wie Strom und Miete nicht mehr bezahlen können, weil die Partei die permanente Zuwanderung als kulturelle Bereicherung in einem „bunten Deutschland“ als Leitlinie ihrer Politik sieht. Und wenn bei der SPD das Geld immer noch von Bäumen geerntet wird, dann ist bei einem noch denkenden Menschen die Toleranzschwelle überschritten.

  8. Öffentlich-Rechtliche Journalisten, wie die meisten Qualitätsmedien, kann man einfach vergessen. Wenn man Deutschland überdachen könnte hätte man die grösste geschlossene Anstalt der Welt.

  9. Linke Journalistinnen sind die Speerspitzen einer Gesellschaft, die die Vernunft wegschmeißen möchte. Außerdem scheinen diese Journalistinnen auch zu glauben , dass eine Gesellschaft keinen Zusammenhalt zwischen Männern und Frauen oder den Generationen braucht. Mal sehen, wohin das führt.

  10. Nun hatte Golda Meir als Jüdin natürlich den unschlagbaren Vorteil, mit einem real-existenten Sinn für Humor gesegnet gewesen zu sein.

    Vergleichen Sie mal Jon Stewart/The Daily Show mit der abgekupferten Heute Show und dem Ostwestfalen Oliver Welke. Erstere ist locker, lustig, investigativ und informativ. Die andere ist verklempt, wirkt gezwungen, stellt Veräppelung über Recherche und präsentiert selektiv.

  11. Wenn ich auf die letzten 15 Jahre schaue, irrt Golda Meir gewaltig…leider

  12. Zur SPD, ohne jetzt auf den Habeck-Komplex einzugehen, in Kürze nur foglgendes.
    „Wer am Boden liegt, den soll man nicht schubsen“. Das ist nobel gedacht aber etwas aus der Zeiten gefallen wo Übernahmen, ob „freundlich oder feindlich“ mit zum Geschäft gehören, auch zum politischen.

    „Was fällt, soll man noch stoßen“, ist wohl zeitgemäßer, wo schon unsere Bundeskanzlerin
    für den Herbst „Disruptionen“,
    also Zerstörungen, ankündigt. Ob sie damit die endgültige Zerstörung der deutschen Sozialdemokratie meint, sei einmal dahin gestellt.

    Ob die SPD schon endgültig am Boden liegt und nicht mehr „geschubst“ zu werden braucht, oder ob sie sich noch im Sturzmodus befindet und nach Nitzsche noch einmal einen Extraschubser braucht, um disruptiv ihrem beschlossenen Schicksal entgegen zu wanken, das wäre in gewisser Hinsicht noch interessant zu analysieren ist aber letzendlich nicht mehr von Belang.

  13. „An der SPD fällt allerdings auf, dass sie auf ihrem Weg rücksichtsvoll begleitet wird. In der vergangenen Woche saß bei Maybrit Illner in dem üblichen Wie-Weiter-Jetzt-Talk unter anderen Sophie Paßmann, (…) Sie sagte in der Sendung folgenden Satz: „Der Tag, an dem wir aufhören auf Peer Steinbrück zu hören, wäre ein guter Tag für die SPD.”

    Au weiha. Das klingt schon fast wie pol. Sterbehilfe für die SPD. Man merkt auch, wie konzeptionslos die SPD ohne ihren inzwischen geächteten Seeheimer Kreis dasteht, und wie ihr das greenwashing bekommen ist. Das wird die Union allerdings auch noch irgendwann merken (oder auch nicht, je nachdem), denn auch sie hat keine Konzepte, ächtet die WerteUnion in ihren Reihen und dackelt mit greenwashing der SPD in den pol. Abgrund hinterher.

  14. Laut Witzipedia hatte sich Jana Hensel erst beim Goldenen Blatt beworben.Allerdings war da das Niveau zu hoch.Wenn Löcher in den Socken oder „zerwuschelte Haare“ einen als Kanzler qualifizieren.. ich bin dazu noch tagelang unrasiert.Ich bin auch kein Alphamann,sondern eher Supermann.Fliege praktisch ohne Co2 Ausstoß.Ausserdem teile ich nicht nur die Macht mit meiner (Ehe)Frau,sie hat die sogar die alleinige Befehlsgewalt..Nenne sie liebevoll Feldwebelin.Irgendwann darf ich sie auch duzen.Ich bin so toll.Nehmt mich als Kanzler.

    • Früher. Heute heißt das -webelin und das Rangabzeichen ist ein Gendersternchen.

  15. Etwas übertrieben ausgedrückt könnte man die Politik und die gesellschaftlichen und journalistischen Entwicklungen der letzten 15 Jahre vielleicht folgendermaßen zusammenfassen: Was „alte weiße Männer“ in 60 Jahren geschaffen haben, richten blöde weiße Frauen in 15 Jahren zugrunde.

  16. WIE OFT SOLL MAN ES DER SPD NOCH SAGEN:
    Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Dieses Sprichwort kommt nicht von ungefähr. Wer Angler ist weiß: an ein Gewässer darf ich nicht nur einen Köder mitnehmen, sondern mehrere und ausprobieren: welchen Köder will der Fisch. Die SPD will den Fisch (Wähler) immer überreden, den Köder zu nehmen, der angeboten wird. Weil was anderes hält die SPD für „populistisch“. Soll sie es halt für populistisch halten – dann wird sie eben nicht gewählt. Mal ein paar Gedanken zum Niedergang einer Partei (ich selbst komme aus einer Sozi-Familie, wähle aber jetzt blau):

    -fast alle klassischen Arbeiter sind alte weiße Männer. Wer verwöhnte feministische Brägen Hasstiraden gegen eben jenen Typ Mann ausstreuen lässt, der das Gros der traditionellen SPD-Wählerschaft ausmacht, der ist nicht sehr schlau.
    -sexuelle Befreiung war mal ein linkes Thema. Spießigkeit war immer eher Kennzeichen der dumpfbackigen konservativen Hausfrauenbourgeoisie. Wie kommt es, dass ausgerechnet die SPD sich jetzt für eine neue Prüderie stark macht, indem sie z.B. das Aufhängen von Nackedeis als „sexistisch“ verunglimpft? Ein Arbeiter denkt so: er will auch mal ’ne schöne Frau, hat aber nicht das nötige Geld. Also hängt er sich wenigstens ein Bild von einer nackten, schönen Frau über seine Werkbank. Muntert auch auf, wenn der Job mal wieder hart und monoton wird. Das ist nicht sexistisch, es ist menschlich, die Kompensation des kleinen Mannes für entgangene Freude.
    -in der Welt echter Arbeiter gelten überdies Männlichkeitsrituale immer noch sehr viel. Feminismus ist was für verwöhnt-verzogene, selbstsüchtige höhere Töchter oder bourgeoise Muttersöhnchen, einem Arbeiter darf man mit so etwas nicht kommen.
    -wer die SPD, eine Arbeiterpartei, von wild gewordenen Emanzen kapern lässt, der darf sich eben nicht wundern, wenn kein Arbeiter sie mehr wählt. Wie gesagt, Arbeiter und Feminismus, das geht nicht zusammen.
    -beleidigend für Arbeiter: Chebli mit Rolex. Rolex und Arbeiter, das geht gar nicht. Oder die hochnäsig-snobistisch wirkende Barley. Die kommt rüber wie eine höhere Tochter, die einen Ego-Kick daraus bezieht, dass sie sich herablassend zu einem Arbeiter hinab beugt, nach dem Motto: „Du armer kleiner, Schxxxer, ich hab ein paar Brosamen für Dich.“ Arbeiter haben ihren Stolz, die wollen sich nicht fühlen wie der letzte Dreck.
    -Arbeiter müssen, anders als Bundestagsabgeordnete oder hohe Parteifunktionäre, mit jedem Cent rechnen, nein mit jedem halben. Für Edelmut (dritte Welt, Klima, etc.) bleibt da nicht viel Spielraum. Als die CDU in einem Anflug von „virtue signalling“ (um sich „modern“ und „weltoffen“ zu zeigen und damit Stimmen der grünen Schickimickis abzugreifen) die Grenzen öffnete, da hätte die SPD sofort merken müssen, was das für ihre Klientel bedeutet: dass all das auf dem Rücken des kleinen Mannes hierzulande ausgetragen wird. Statt dessen Sorgen und Nöte ernst zu nehmen, wurde er von SPD-Oberen als „Pack“ bezeichnet. Und zum Dank für die Beschimpfung soll das „Pack“ die dann noch wählen? Mal ein Hinweis: mit Helmut Schmidt, ja selbst mit Brandt hätte es offene Grenzen nicht gegeben. Schon gar nicht, wenn die CDU es angeleiert hätte.
    -den Arbeitern (und nicht nur denen) geht es immer dreckiger, die prekären Beschäftigungsverhältnisse nehmen immer mehr zu. Immer weniger Kohle (und Sicherheit) für Otto-Normalverbraucher, auch weil unser Staat sein erarbeitetes Vermögen mit vollen Händen für € und Asyl raus wirft. Und was sagt die SPD dazu? Mit ihrer Historie und Tradition wäre die SPD unverdächtig gewesen, „rechts“ zu sein. Sie hätte sich um unser Land verdient machen und dabei vor allem der Arbeiterschaft helfen können. Was tut sie statt dessen?

    Die SPD hat nicht nur den Kontakt zur Stammwählerschaft, sondern zur Realität, den Boden unter den Füßen verloren. Das süße Gift der Wohlstandsverwirrtheit, exemplarisch zum Ausdruck gebracht in der Sozi-Emanzentruppe und halbstarken Smartphone-Kevins.
    Und so etwas soll dann auch noch von Arbeitern gewählt werden?

    SO schreckt man Arbeiter ab!

    • Die SPD war in ihren Hochzeiten einmal die Partei der Arbeiteraristokratie, die Selbstwertgefühl und Stolz besaß und einen realistischen Blick „aufs Leben“ hatte.
      Diese Zeiten sind lange vorbei. Der Niedergang der klassischen Sozialdemokratie hat kein besseres Symbol als die Person des Kevin Kühnert, dessen einzige Erfahrung in der realen Arbeitswelt darin besteht, neben einem abgebrochen Studium, sich drei Jahre in einem Callcenter geübt zu haben, flüssig zu reden in der Endlosschleife.

    • Genau das Problem der SPD beschrieben. Aber die SPD Funktionäre begreifen es einfach nicht, halten sich ja jetzt für was Besseres. Ohne die Wähler sind sie nichts.

    • Ihr Kommentar ist so dermaßen nah an der Wahrheit. Näher als alles, was ich in den letzten vier Jahren zum Thema SPD gelesen habe, einschließlich aller Details. Chapeau! (Und das sage ich als Frau)

    • Sehr sehr schön „runter-gebrochen“ dieses Thema!!!

    • Ich habe in den letzten Jahren von SPD-Politikern ziemlich oft den Satz gehört: „Jetzt müssen wir erstmal das Ergebnis analysieren.“ Ich hatte immer so meine Zweifel, ob die das überhaupt können: „analysieren“. Ihr Beitrag, Harry, verdient nicht nur den Namen Analyse, er hätte sogar das Zeug, die SPD vor dem Schlimmsten zu bewahren, wenn die im Willy-Brandt-Haus noch klar denken könnten.

  17. Ein wahrer Lesegenuss am Morgen. Vielen Dank dafür.

    • Schließe mich an. Und: Geniale Sprache, wie immer, Herr Wendt! Wie schön Deutsch sein kann, und das im doppelten Sinne, führen Sie und immer wieder meisterlich vor Augen!

  18. Ja die Jana Hensel, wenn sie nicht mehr weiter weis, ist alles sexistisch, siehe auch ihr Eingangsstatement am Sonntag beim Presseclub. Es fällt mir immer mehr auf, dass gewisse Frauen, wenn man ihnen widerspricht gleich auf dieses Pferd setzen, argumentativ auf Scheuklappenniveau. Gott sei Dank gibt es noch viele, die dieses Niveau nicht benutzen und mit beiden Beinen fest am Boden stehen, die keine Quote benötigen und sich trotzdem auf dem Arbeitsmarkt und auch privat durch setzen.

  19. Eine Partei, die solche Personen wie Fr Hensel hervorbringt, steht zurecht in den Umfragen so schlecht !

    Ich bin so ein „alter weißer Mann“ und ich halte diese „Äußerungen“ für latent rassistisch, weil Menschen aufgrund ihres Geschlecht bestimmten, als negativ beschriebene Verhaltensweisen zugeordnet werden.

    SPD wählen ? NIE WIEDER IM MEINEM LEBEN !

    Und vielleicht erlebe ich ja noch, wie die SPD auf Bundesebene an der 5%-Hürde scheitert !

    • „’s ist ein Ziel,/Aufs innigste zu wünschen.“!

  20. Es reicht hier also noch nicht, wie man Deutschland und Europa zutiefst gespalten hat. Arme gegen Reiche, Osten gegen Westen, Rentner gegen Junge, Arbeitnehmer gegen Arbeitgeber, links gegen rechts, Gender gegen Normalos. Nein. Als sozusagen finalem Schlussakkord sind jetzt die Frauen gegen die Männer dran.
    Mich k… das alles nur noch an.

    • Sie haben in Ihrer Aufzählung vergessen – Kinder gegen Eltern.

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