Die Sirenen sind Mischwesen aus der griechischen Mythologie. Mit ihrem betörenden Gesang verführten sie die Seeleute auf dem Meer, doch wenn die Schiffer ihrem Ruf folgten, zerschellten ihre Schiffe an den Klippen und die Seeleute starben.
Ein neuer Sirenengesang klingt seit Jahrhunderten über die weltweiten Meere, über die Wellen und Wogen der Menschen und Völker: der Zentralismus.
»Überlass mir die Verantwortung, ich will es für dich entscheiden«, klingt der Sirenengesang der Zentralisten.
Und ja, wäre es nicht schön, wenn eine höhere Macht für uns entschiede, was selbst zu entscheiden uns so viel Mühe, Sorgen und Kopfpein bereitet? Welchen Beruf wir ergreifen sollen, welches Essen wir essen sollen, welches Auto wir fahren?
»Nie wieder denken müssen!« – wenn das ihre Vorstellung von Glück ist, haben sie wahrscheinlich bislang Merkel gewählt und wählen bald »AKK« – und wenn ihr Kind dabei draufgeht, werden sie am nächsten Tag eine Initiative gegen Rechtspopulismus ins Leben rufen – Hauptsache nicht selbst denken, nicht selbst bestimmen, nicht Herr über sein eigenes Leben sein.
In Ländern wie Deutschland wird bald ganz unverblümt selbst bei Kindern schon kontrolliert, ob sie richtig auf Parteilinie und im Geiste des Staates denken (siehe etwa »Sollen Kindergärten die politische Gesinnung der Eltern überprüfen?« in bz-berlin.de, 26.11.2018 – es geht natürlich von einem SPD-Ministerium aus).
Zentralismus ist ein Anachronismus. Alle Versuche eines tiefen Zentralismus sind gescheitert – doch das hindert die Zentralisten nicht, es immer wieder zu versuchen, immer wieder ihr Sirenenlied anzustimmen. Es hat in der DDR nicht funktioniert, es hat in Kuba, in Russland und all den Ostblock-Staaten nicht funktioniert, in Nord-Korea und Venezuela hat Zentralismus nach wie vor gewisse Startschwierigkeiten – lasst uns Souveränität nach Brüssel abgeben – oder gleich an die Diktatoren und Israelhasser der UN!
Mensch will Sinn
Was motiviert Menschen, das Beste aus sich herauszuholen? Ist es Geld? Sind es andere Belohnungen? Ist es Sorglosigkeit? In seinem berühmten TED-Vortrag über Motivation führt der Autor Dan Pink vor, was Menschen wirklich zu Höchstleistung antreibt. – Die Antwort, zusammengefasst: rein mechanische, komplett kreativitätsfreie Tätigkeiten werden tatsächlich von Geld positiv beschleunigt; wenn Kreativität erforderlich ist, braucht es so viel Geld, dass es kein Thema mehr ist, darüber hinaus ist Geld sogar der Kreativität abträglich (Vergleich: gib einem Künstler mehr Geld und er wird weniger kreativ – siehe Popmusik) – was Menschen wirklich antreibt, wenn das Geld einmal geregelt ist: Selbstbestimmung.
Selbstbestimmung macht glücklich, aber viel Arbeit. Was für Menschen gilt, gilt auch für Nationen: Selbstbestimmung ist anstrengend, macht glücklich – Fremdbestimmung erscheint zunächst einfacher, macht aber unglücklich.
Intelligente Einheiten
Alle gesellschaftlichen Trends weisen auf die Autonomie freundlich kooperierender, aber selbstbestimmter intelligenter Einheiten hin.
Die bekannteste »Zukunftstechnologie« (ein merkwürdiges Wort) ist künstliche Intelligenz, ihre bekannteste Anwendung sind selbstfahrende Autos. Wie fahren denn die selbstfahrenden Autos? Werden sie zentral gesteuert von einem allbestimmenden Supercomputer? Nein, sie entscheiden selbst, wie und wohin sie fahren. Es gibt kein einzelnes Auto, keinen einzelnen Computer, den man herausnehmen könnte, womit das gesamte System zusammenbrechen würde.
In Hollywood-Filmen greifen immer wieder angeblich super-intelligente Aliens die Erde mit einem Mutterschiff und unzähligen zentral gesteuerten Drohnen an – und wenn der Held das Mutterschiff erledigt, fallen die Drohnen wie Metallschrott vom Himmel. Wenn Merkel selbstfahrende Autos konzipieren würde, dann würden die Vehikel wie Trabbis aussehen, zentral von Neu-Moskau, pardon: von Brüssel aus gesteuert, und ihre Fahrtrouten würden im Voraus per Fünfjahresplan festgelegt werden. Nein – die Zukunft ist antizentralistisch, Merkels Denken ist altes Denken.
Die Regierung tut so, als wollte sie Zukunftstechnologien und neues Denken fördern – doch es sind Lippenbekenntnisse einer verknöcherten alten Elite, die es geistig nie aus dem Kommunismus und Zentralismus herausgeschafft hat.
Die Zukunft ist ein vieldimensionales Netzwerk autonomer Intelligenzen. Die Zukunft ist Selbstbestimmung. Die Zukunft ist ein Wettbewerb um die bessere Idee, und indem man autonom zusammenarbeit, indem man sich von schädlichen und gefährlichen Ideen abschirmen kann (wie etwa derzeit viele Staaten sich vom demokratisch fragwürdigen Migrationspakt abschirmen), kann man erst etwas Größeres gestalten, was größer ist, als irgendeine vom Ischias geplagte Brüsseler Kommision es sich je ausdenken könnte.
Und sie stürzten ins Meer
Die griechische Erzählung von den Sirenen kennt verschiedene Varianten, doch die bekannteste ist wohl die von Odysseus.
In Homers Version der Sage war es nicht nur Gesang, sondern auch Klarsicht und Allwissen, mit dem die Sirenen die Vorbeifahrenden lockten. Man erlebte vollkommene Schönheit und vollkommenes Wissen, und dann starb man, so dass nur noch die Knochen des Schiffers auf der Insel herumlagen, blank und sonnengebleicht.
Odysseus wollte – es klingt wie eine Redensart – den Sirenen lauschen und doch nicht sterben! Eine Zauberin riet ihm, den Gefährten auf seinem Schiff die Ohren mit geschmolzenem Wachs verschließen zu lassen, während er selbst an den Schiffsmast angebunden wurde. Es gelang: Odysseus hörte die Sirenen, doch als er sich wand und losreißen wollten, um ihnen zu folgen, banden die Seeleute ihn, wie vorher vereinbart, nur noch fester an den Mast.
Besonders interessant finde ich eine Ergänzung der Sage von Odysseus und den Sirenen aus späterer Zeit. Die Sirenen konnte nur so lange leben, wie es ihnen tatsächlich gelang, jeden einzelnen Seefahrer anzulocken und in den Tod zu führen. Als die Sirenen an Odysseus scheiterten, stürzten sie sich selbst ins Meer und starben.
Es könnte einen fortschrittlich und freiheitlich denkenden Demokraten glatt Angst und Bange machen, wie viele Berliner Politiker, ob es nun CDU, SPD oder FDP ist, dem Sirenengesang des Zentralismus erliegen. Es liegt an den Bürgern (siehe auch: Wo findet der Demokrat heute noch Hoffnung?), sich nicht verführen zu lassen, selbst wenn das süße Gift der zentralistischen Sirenen am Tag und in der Nacht über alle Kanäle des zwangsfinanzierten Staatsfunks geträufelt wird, direkt in die Venen und Seelen der braven Bürger. Zentralismus klingt verführerisch, doch er macht unglücklich, wieder und wieder und wieder.
Es ist ein bitterer Kreislauf: Mut schafft Wohlstand, Wohlstand schafft Faulheit, Faulheit lädt den Zentralismus ein, Zentralismus schafft Not – und Not lässt dann den wieder Mut erwachsen. Lasst uns träumen, dass es uns gelingt, dieses mal den Zentralismus zu überspringen und direkt zurück zum Mut zu gelangen.
Wenn es uns gelingt, die neue Welle von Zentralismus niederzuringen, oder sie wenigstens etwas abzubremsen, wenigstens das, werden sich die todbringenden zentralistischen Ideen ins dunkle Meer des Vergessens stürzen, wie einst die Sirenen, als sie an Odysseus scheiterten? Nun, wahrscheinlich nicht für immer, aber für eine Weile.
Es ist Selbstbestimmung, nicht Zentralismus, der Menschen wie Nationen einen Teil vom Glück bescheren kann. Es gibt keine Freiheit ohne Selbstbestimmung, und ohne Freiheit verdient Demokratie ihren Namen nicht.
Was motiviert Menschen, das Beste aus sich herauszuholen? Es ist Selbstbestimmung und es ist Freiheit; es ist das Recht und die Möglichkeit, selbst über sein Schicksal zu bestimmen.
Lasst die Sirenen singen, lasst sie heulen und mit den Zähnen klappern. Springt nicht ins Meer, dem Gesang der Sirenen zu folgen, steuert euer Schiff nicht auf die Klippen zu. Wer morgen frei sein will, muss heute alle Kraft sammeln, den Sirenen des Zentralismus zu widerstehen.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.
Die Begründung dafür, die t o t a l e EU herbeizusehnen, ist: Wir hatten 70 Jahre Frieden. Statt zu überlegen: Wir hatten 70 Jahre eine Herbeisehnphase,sprich KEINE vollendete EU. Der größte Gau= die totale EU.Beispiel: Bayerische „Ausländer-Maut“. Abgelehnt, aber: Es soll statt einer zeitabhängigen Maut in ein paar Jahren eine perfektionistische Fahrkilometer-Maut in der ganzen EU kommen. Totale Überwachung inklusive. Oder:
Wozu brauchen wir eine EU-Armee ? Außer zum Krieg führen?? Sammelbestellung um günstiger Waffen einzukaufen, das geht auch ohne EU-Armee. Großes Thema: Digitalisierung. Diese soll so manchen Berufszweigen an den Kragen gehen. Ängste werden geschürt, Asien würde uns überrollen. Vor einem Jahr stand in Le Monde, 100 Mio. Inder könnten heute schon ihren Job in der Textil-Industrie verlieren, dank Digitalisierung.(Tun sie aber nicht).
Wir sollten bei dem durch Digitalisierung ermöglichtem Jobabbau bei den EU-Parlamentariern beginnen, Facebook und McKinsey könnten das schon hinkriegen.
Ich kann nur die zur Zeit so sehr bedauerten Briten beglückwünschen. Sie werden ausgetreten sein, ehe die EU-Wahl im kommenden Mai für so manche Überraschung sorgen wird.
Brüssel ist eine Jobmaschine (wie die UN auch) und ermöglicht vielen Leuten frei von echter Verantwortung ein sehr gutes Auskommen, wenn nicht Reichtum (Paradebeispiel 100%-Schulz), finanziert von den Steuern von immer weniger echt produktiv tätigen Menschen. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.
Ein wertvoller Artikel, den ich mir bookmarke. Es ist aber ein Traum, den die Menschen verfallen nur zu gerne einer zentralen Führerperson. Führer befiehl, wir folgen dir, hatten tausende Deutsche damals geschrien. Und das waren im Vergleich zu heute noch universell sehr gut ausgildete Menschen und keine Bachlor Idioten, die nur in ihrem kleinen Scheuklappen Bereich ein Teilwissen haben.
Die sogennante NWO wird am 10.12 in Marrakesch eingeläutet, das Zentralorgan ist die UN, ein Haufen undemokratischer, nicht legimentierte Politkader, die Lobbyarbeiten nach Auftragslage erfüllen. So wie die IPCC, die nur zu einem Grund erschaffen wurde, die Menschliche Verantwortung an einer Pseudo Klimawandel zu beweisen. Tausende Profs und hochbezahlte Mitarbeitert liefern die manipulierten Ergebnise.
Das Wunschziel wird jetzt durch die ersten Forderungen der EU Politiker und links-grünen Rattenfänger deutlich. Eine Steuer auf CO2. Jeder Furz , jedes ausatmen wird in Zukunft besteuert. Eine neue und unerschöpfliche Finanzquelle.
Sehr geehrter Herr Wegner,
langsam wird es mir unheimlich. Jeder Ihrer Beiträge trifft.
„Selbstbestimmung macht glücklich, aber viel Arbeit. …Selbstbestimmung ist anstrengend, macht glücklich – Fremdbestimmung erscheint zunächst einfacher, macht aber unglücklich.“
Danke für den Rat.
Das mit dem Fallschirm kommt noch. AK
Bitte nicht zu laut lesen:
Was war denn der Auslöser für die Urkatastrophe im 20.Jahrhundert, den 1. Weltkrieg? Zusammenbruch mehrer Grossreiche. Habsburger/ Preussen, aber auch der Sturz des chinesischen Kaisers und russischen Zaren. Die direkte Folge davon waren Hitler, Lenin / Stalin und Mao (Vertrag v. Versaille nahm Chin. Intellektuellen Glaube an Demokratie).
…und die Lösung zum „ewigen Frieden“ liegt in Grosseuropa aka EU? Stimmt, wir sind im 21. Jahrhundert und somit muss die Errichtung eines neuen (zentralisierten) Grossreiches zur Friedenssicherung beitragen. Niemand wiederholt derartige Fehler (Ironie off)!
Menschen denen es schlecht geht wollen keine Selbstbestimmung, sondern dass sich jemand um sie kümmert. Dabei ist es egal, ob es ihnen wirklich schlecht geht, oder ob sie nur das Gefühl haben, dass es ihnen schlecht ginge.
Man musste den Menschen also nur beibringen, dass es Ihnen schlecht geht. So etwas ist recht einfach, dafür muss man ihnen ja nur andauernd sagen/zeigen, dass es allen anderen besser geht.
Dabei wissen doch zumindest wir Älteren, dass man auch ohne SmartPhone durchs Leben kommt, schließlich haben wir das etliche Jahre geschafft. Als Kind konnte ich nicht einmal meine Freundinnen per Telefon erreichen, wir hatten damals noch keines. Und doch haben wir uns getroffen, zum Spielen, zum Lernen, fürs Freibad oder auch, etwas später, um auszugehen. Wir waren damals noch daran gewöhnt und Brote zu schmieren und diese zur Schule und zum Ausflug mitzunehmen. Statt uns beim Bäcker ein belegtes Brötchen zu kaufen.
Meine Großmutter hatte, solange ich sie kannte, vier Kleider. Zwei für Alltags und zwei für Sonntags, daran gemessen habe ich ein Bekleidungsgeschäft im Schlafzimmer.
Man hat unsere Ansprüche so hoch geschraubt, dass viel zu viele das Gefühl haben, es ginge uns schlecht und sich jemanden wünschen, der sich um sie kümmert.
@W aus der Diaspora
Das den Menschen eingeredet wird, sie hätten weniger als andere, ist für mich nur eine Facette. Die teilweise angeheizte, teilweise chronische Gier nach mehr, höher und weiter führt aber in diesem Land leider kaum noch dazu, dass die Menschen sich anstrengen, ihren Mangel selbst zu beseitigen, z.B. durch eigene Arbeit, Kreativität oder Sparsamkeit. Nein, das soll bitte die Volksgemeinschaft erledigen.
Man meint felsenfest, das man sich sein Brot nicht mehr selbst schmieren muss, sondern der, als abstrakt angesehene Staat, einem die Brötchen fertig beschmiert zu liefern hat. Es wird gar nicht bemerkt, daß sich dadurch die Abhängigkeit von genau diesem abstrakt gesehenen Staat steigt. Neben fehlender Selbstverantwortung mangelt es in der Tat am Willen zur Freiheit.
Sehr schöner Artikel.
Immer dann, wenn jemand zu einem anderen sagt, „Ich weiß, was am besten für dich ist!“, ist es gelogen. Gemeint ist in Wahrheit „Ich weiß, was am besten für mich ist, und Du sollst es für mich ausführen!“
Fremdbestimmung ist (mentale) Sklaverei.
Zentralismus ist ihre politische Inkarnation.
Mut schafft Wohlstand, Wohlstand schafft Faulheit, Faulheit lädt den Zentralismus ein,
Der Zentralismus des Sowjetkommunismus und des totalitären NS-Staates ist aber nicht aus Wohlstand bzw. Faulheit entstanden, sondern als Folge von Unterdrückung wie im vorrevolutionärem Russland und von verstörenden Kriegsnachwirkungen in der Weimarer Republik. In diesen Fällen kann ich für die damaligen Menschen noch ein gewisses Verständnis aufbringen in ihrer Sehnsucht nach Führung und Ordnung.
Aber für die heutige Zeit ist es mir absolut unverständlich, wie Menschen tatsächlich freiwillig sich dazu bekennen können, hart erkämpfte Freiheiten wie Souveränität und politische Mitbestimmung aufzugeben zugunsten einer angeblich gerechteren Weltregierung. Zumal die damit verbundene Gleichmacherei doch der sonst angestrebten Diversität zuwiderläuft.
Je größer die politische Einheit, desto zentralistischer und damit undemokratischer muss sie regiert werden. Umgekehrt gilt: Wirkliche Demokratie im Sinne von politischer Mitbestimmung und Teilhabe ist am ehesten in regional überschaubaren politischen Einheiten -Nationalstaaten- möglich.
Harte Zeiten erschaffen starke Männer. Gute Zeiten erschaffen schwache Männer. Schwache Männer erschaffen harte Zeiten…
Zentralistische Staatsorganisation entstand in der Zeit des Absolutismus, und im Fortgang der Franz. Revolution. Im 20. Jh. entwickelten Diktaturen zentralisierte Herrschaftsapparate als Mittel ihrer Gewaltpolitik. Es hat alles wenig zu tun mit Wohlstand und/ oder Unterdrückung. Sowjetunion war per se eine zentralistische Unterdrückungsmacht! Kommunistische Diktaturen bezichneten ihre Herrschaftsorgane als demokratischen Zentralismus!
Die genanten Probleme liegen nicht am Zentralismus sondern am Falschen der jeweiligen Entscheidungen. Würden dieselben Entscheidungen dezantral gefällt, wären sie genauso abträglich.
Die Kunst der Politik stellt sich nicht in der Frage Zentralismus versus Dezentralismus – das ist auch nur ein einziger Gedanke mehr – sondern in den unzähligen subsidiären Schattierungen dazwischen.
Zum Beispiel ist ein Rechtsstaat nur einer, wenn er zentral bestimmt und kontrolliert wird. Sonst geht es nach den verschiedensten Maßstäben von Regional- und Lokalfürsten. Und wenn es diese auch nicht gäben, verhandeln wir allesamt unsere Kultur täglich neu, weil jeder seine eigenen Maßstäbe und Gerechtigkeitsgefühl durchsetzen will. In welcher Katastrophe von Ungerrechtigkeit und Willkür würde das wohl enden?
Wenn Lokalfürst A zu tyrannisch wird, dann stimme ich mit den Füßen ab und gehe zu Lokalfürst B.
Wenn der Zentralfürst zu tyrannisch wird, was mache ich dann?
Dezentrale Entscheidungen haben den Vorteil, dass man deren Konsequenzen überhaupt MESSEN kann, nämlich an den Konsequenzen der Entscheidungen der anderen Verwaltungseinheiten.
Individuen haben außerdem individuell sehr unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit und präferieren somit äußerst unterschiedliche Arten von Rechtsstaaten und Rechtsnormen. Um zu verhindern, dass hunderte Millionen von Menschen unter aus ihrer Sicht tyrannische Regeln gezwungen werden, muss man ihnen erlauben sich selbst zu verwalten. Alles andere ist auf Dauer instabil. Und die historischen Daten belegen das, auch wenn uns die Propaganda der Großstaaten etwas anderes lehren möchte („Kleinstaaterei“).
Die Rede ist nicht vom Rechtsstaat, der natürlich einen allgemeinverbindlichen Rahmen für individuelles Handeln auf dezentraler Ebene liefert. Die Rede ist von der Zentralisierung wichtiger Entscheidungen auf Ebene der Wirtschaft, der Forschung, der Kultur usw. , die besser mit dem größeren, dezentral vorhandenen Wissen der Betroffenen und Akteure erfolgen sollten.
Der Staatsapparat reißt stattdessen immer mehr Entscheidungen in Feldern an sich, von denen er nichts versteht, bspw. die Frage, welche Technologie sich am besten als Nachfolge für die Glühbirne eignet, und trifft dann meist die falsche Entscheidung (Energiesparlampe). Auf Basis der Forschung und Entwicklung der Unternehmen hat sich eine andere, überlegene Technologie herauskristallisiert: die LED-Lampe.
Fazit: Die Zentralisierung von Entscheidungen, die sich auf das dezentral vorhandene Wissen und Können stützen sollten, führt zur Fehlentwicklungen, Fehlanreizen, Ressourcenverschwendung und Unterdrückung. Auf dezentraler Ebene würde in diesen Fällen anders, intelligenter, flexibler und bedarfsgerechter entschieden – das ist der springende Punkt beim Gegensatz zentral gelenkter Planwirtschaft und freier Marktwirtschaft.
Zur Vermeidung von Missverständnissen, ohne damit das zutreffend geschilderte Problem zu relativieren : Der Zentralismus allein ! wäre noch nicht zwingend das Problem, wenngleich tatsächlich deutlich mehr für eine dezentrale Struktur, wo immer möglich, spricht. Das Problem betrifft eher die Frage der Reglementierungsdichte oder Intensität oder das Spannungsfeld zwischen individueller Freiheit und Verantwortung versus eines Molochs, der Alles vorgibt, überwacht und sanktioniert, „ tiefer Staat“ oder bürgerliche Freiheit. Der aktuelle Weg ist klar, wobei es fast keinen Unterschied macht, ob die Betreuung und Kujonierung von Berlin oder Brüsdel erfolgt. Auch von Stuttgart aus möchte ich keinen totalen Staat. Leider – und das wurde schon wiederholt zutreffend festgestellt – braucht und schätzt die große Mehrheit hierzulande einen Staat, der ihr möglichst Alles ( insbesondere das anstrengende Denken ) abnimmt, sie vollkaskomässig versorgt und ihnen die kleinen Freuden ( unter voller Risikoübernahme, falls etwas schiefläuft ) lässt. Wählen gewinnt man hier nicht mit politischer Teilhabe, Freiheit und Verantwortung, sondern mit Rundumsorge von der Wiege bis zur Bahre, gerne unter Aufgabe der Selbstbestimmung. Offenbar eine Folge entsprechender Konditionierung und ständiger Gehirnwäsche durch Politik und Medien , man traut sich und anderen nicht, aber der politischen Nomenklatura trotz aller Enttäuschungen. Der opportunistische „ Untertan“ lebt und ein Amt bewirkt nach wie vor wahre Wunder. Sehr wahrscheinlich würde nur eine „ Radikalkur“ ( für Aufklärung ist es zu spät )mit einem konsequenten und sehr weitgehenden etatistischen Rückzug zur tiefgreifenden Mentalitätsänderung führen, unter massiven Entzugsschmerzen, Heulen und Zähneklappern und mit dem Preis des Machtverlustes der Politfunktionäre. Allerdings sollten wir nicht übersehen, dass die distanziert/ kritische Einstellung z.B. mancher südlicher Populationen durch funktionierende Kleinorgas ( Familie, Sippe ) begünstigt wird. Exakt deren ( gewollte ) Auflösung führt hierzulande zur deutschen Ersatzsuche bis hin zur „ Mutti“. Irgendjemand sollte uns schon auffangen und „ bestätigen“.
Für Aufklärung ist es nie zu spät.
Ich befürchte inzwischen, dass die Mehrheit der Bevölkerung den Nanny-Staat befürwortet. Dass A. Merkel auf Zentralismus setzt, ist logisch, da sie in einem sozialistischen und zentralistischen System sozialisiert wurde. Bei den meisten Parlamentariern bin ich auch nicht weiter verwundert. Es handelt sich zunehmend um Berufspolitiker, welche die Karriere Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal durchlaufen haben. Sie wurden schon immer von der Allgemeinheit alimentiert und haben nie die Erfahrung gemacht, wie es ist, ein eigenständiges und eigenverantwortliches Leben zu führen. Eigentlich hatte ich diesebzgl. mehr von der FDP erwartet, der ich bei der letzten BT-Wahl meine Stimme gegeben habe. Zumindest programmatisch sieht die FDP den Menschen ja als Individuum, welches möglichst gängig durch den Staat gegängelt werden sollte. Die eher sozialistisch angehauchten Parteien CDU, SPD, Grüne und Linke haben ja ein eher kollektivistisches Menschenbild. Und das Kollektiv lässt sich einfacher zentralistisch steuern. Es ist übrigens bei Politikern mit kollektivistischen Menschenbild nicht weiter verwunderlich, dass sie jetzt so sehr den Islam hofieren, da diese Religion auch ein sehr kollektivistisches Menschenbild vermittelt. Also, das Politiker mit kollektivistischem Menschenbild die zentrale Steuerung des Kollektivs bevorzugen, ist nicht weiter verwunderlich. Was mich wundert, sind die Wähler. Wenn inzwischen über 20% der Wähler den Grünen zustimmen, dann will offensichtlich eine signifikante Menge an Menschen in Deutschland den gängelnden Nanny-Staat. Das können nicht alles Staatsbedienstete sein, die es ja nicht anders kennen, als vom Staat alles genau vorgegeben zu bekommen. Was ist mit den nicht beim Staat beschäftigten Anhängern der Grünen? Ich kenne leider keine. Alle mir persönlich bekannten Anhänger der Grünen sind tatsächlich Beamte. Mich würden die Menschen interessieren, die mit beiden Beinen im Leben stehen, als Netto-Steuerzahler die Gesellschaft finanzieren und dennoch die Grünen wählen. Dies, weil ich es einfach nicht verstehen kann. Könnte TE nicht mal versuchen, solche Leute ausfindig zu machen und dann nach ihrer Motivation zu befragen? Das wäre wirklich mal interessant.
„Ist Europa noch zu retten?“
Gestern in meiner Lokalzeitung eine große Doppelseite über die EU-Krise mit der obigen Überschrift. Zitiert wird ein langjährger US-Diplomat in Deutschland (kein Trumpist), der namentlich nicht genannt werden möchte. Die folgende Aussage stammt aus einem Hintergrundgespräch beim Dinner über die Frage, wie denn die EU nach Meinung des US-Diplomaten wieder aus dem Knick kommen könne? Daraufhin seine Einschätzung:
„In zehn Jahren wird es die EU nicht mehr geben“. Alle hörten auf zu kauen und zu trinken. Wie bitte? Der Amerikaner blieb dabei: „Ihr lebt alle in einer Traumwelt, ihr habt immer noch nicht begriffen, was los ist“.
So abwegig klingt das nicht. Gemäß gewissen Gesetzmäßigkeiten können dysfunktionale Systeme nur über einen bestimmten Zeitraum funktionieren. Irgendwann versagt die Funktionstüchtigkeit irgendeines Parameters und dann kommt es zum Systemkollaps.
Solche Dinge wie eine EU-Armee oder die oben im Text beschriebene Zentralisierung sind nur die verzweifelten letzten Versuche, den zwangsläufigen Aufprall irgendwie noch herauszögern zu wollen. Die Frage ist nur, wie lange dauert das noch und wie kaputt ist dann Deutschland? Leider kann es noch viele Jahre dauern.
Alles richtig, Herr Wegner!
Nur, wer hält die Zentralisten auf?
Es sind ja nur Wenige, die Untertanen sind wesentlich mehr, scheinen aber keinen Widerstand leisten zu wollen, verhalten sich vielmehr wie die sprichwörtlichen Lemmerlinge, leider 🙁
Sie sind fast alle abhängig: als Beamte, zukünftige Pensionäre, Teilnehmer am Sozial/Rentensystem, berufliche Qualifikationsanforderungen und als Wirtschaftssubjekte eingebunden in Normen, Richtlinien, Förderbedingungen, Finanzmärkte..
Kreativität und Freiheit spielen sich in der großen Masse im Freizeitverhalten ab, wenn Zeit dafür.
EU-Zentralismus ? Dieses Wort hat mittlerweile einen schechten Klang. Man sagt jetzt Profondement dazu. Klingt viel besser, meint aber dasselbe.
Da Merkels Zentralismus mit einer (offenbar gewollten) Islamisierung einhergeht, endet der beschriebene „bittere Kreislauf“ mit der wohl nicht mehr zu verhindernden muslimischen Machtübernahme. Der Islam ist in 27 Ländern Staatsreligion; alle, die meisten davon im Nahen Osten und Nordafrika, sind Diktaturen, die niemals aus eigenen Stücken eine Demokratie werden. Dasselbe Schicksal droht allen europäischen Nationen, die Poppers Toleranz-Paradoxon nicht verstehen (wollen/können) – die Schweden werden die Ersten sein.
Habe auch gelesen, dass für 2050 mit 30% muslimischem Bevölkerungsanteil für Schweden gerechnet wird.
Würden die alle eine Partei wählen, könnte es für eine Regierungsubernahme reichen.
In Deutschland wird es dann um die 20% Muslime geben.
Die, die wir heute als Autochthone oder ohne Migrationshintergrund bezeichnen, werden dann in Deutschland noch ca 30 % ausmachen.
Sehr geehrter Herr Tichy, so sehr ich Ihre Beiträge sonst schätze, aber dieses Mal sind Sie etwas einseitig geworden. Natürlich ist EU-Zentralismus bei Themen wie der Bankenunion oder Arbeitslosenversicherung Murks.
Allerdings gibt es schon auch Themen, angefangen bei der Forschung an Großvorhaben (z.B. Cern) bis zum grenzüberschreitenden Umweltschutz bei Luft oder Gewässern, in dem ein angemessener Zentralismus einen gewissen Sinn entfalten kann.
Dass der EU-Zentralismus heute schon zu viel ist und noch mehr davon Quatsch – geschenkt. Aber ein kleiner Hinweis auf die Punkte, bei denen Zentralismus hilfreich ist, hätte der Ausgewogenheit des Artikels gut getan.
Der Autor ist Dushan Wegner.
@Redaktion: Danke für den Hinweis, ich bitte um Entschuldigung. Das kommt davon, wenn man sonst fast immer nur beim Chef blogt…
Woher wollen Sie bzw. die Bürokratie wissen, ob die knappen Ressourcen im Wert von mehreren Milliarden € jährlich AM BESTEN in Forschungsprojekt A (CERN) aufgehoben sind anstatt in Forschungsprojekt B, welches in die Existenz gekommen wäre, falls Forschunsprojekt A nicht mit Steuergeldern subventioniert worden wäre?
Woher wollen Sie also wissen, dass ein Teilchenbeschleuniger in der Schweiz genau jetzt die richtige Grundlagenforschung zur richtigen Zeit ist? Was ist mit all der Grundlagenforschung, die wegen CERN NICHT in die Existenz gekommen ist?
Sie wissen es nicht und die Bürokratie weiß es auch nicht!
Staatlich subventionierte Forschung ist Forschung, die Politiker und „Experten“ gut finden, aber nicht die, welche die Konsumenten präferieren würden.
Auch Grundlagenforschung muss sich genau wie die Zwischen- und Endproduktion von Gütern und Dienstleistungen an den Präferenzen der Konsumenten orientieren.
Nur wenn wir freie Preise für Forschung und Entwicklung haben können private Unternehmen, die jeweils zur einer bestimmten Zeit nützlichsten Forschungs- und Entwicklungsprojekte, gemessen an den Wünschen der Allgemeinheit, initiieren.
Nein. Die Alternative bei den von Ihnen genannten Punkten ist stets überregionale, einzelfallorientierte Kooperation, wenn es denn sinnvoll (Gewässerschutz z.B.) oder aussichtsreich erscheint (große Projekte in der Grundlagenforschung).
Zentral angesiedelte, fest etablierte Entscheider haben den unaufhebbaren Nachteil, dass ihnen nur ein Bruchteil des Wissens der maßgeblichen Akteure und Betroffenen zugänglich ist – gleichzeitig maßen sie sich aber ein überlegenes, in der Brüsseler Parallelwelt erworbenes Funktionärswissen an. Das führt regelmäßig zu Fehlentscheidungen und suboptimalen Lösungen.
Auch die Einigung auf international geltende rechtliche Rahmenbedingungen, etwa im Bereich Handel oder Rechnungslegung braucht keine zentrale Behörde, sondern kann stets von allen relevanten Parteien auf freiwilliger Ebene erfolgen.
Wahre Wort!
Selbstbestimmung = Freie Entscheidung (Leben)
Fremdbestimmung = Abhängigkeit (Überleben)
Alle Vielvölkerstaaten in der Geschichte sind untergegangen.
Ausgerechnet die EU soll funktionieren?
Na sicher.