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Schlafwandelnd in die Isolation

Der schräge Nationalismus der neuen deutschen Außenpolitik

05.12.2021

| Lesedauer: 5 Minuten
Die Bezeichnung "Die Schlafwandler" trifft nicht nur auf die Außenpolitik des wilhelminischen Deutschen Reiches zu, sondern auch auf die die von Ampel-Deutschland. Internationale Isolation war das Ergebnis – und wird es wieder sein.

Der wirtschaftliche und kulturelle Aufstieg des deutschen Kaiserreichs war einst so fulminant, dass es den deutschen Esel mit aller Illusionsmacht, wie sie nur der deutsche Classe Politique und natürlich dem deutsche Bürgertum zu entspringen vermag, aufs Glatteis trieb. Der Wohlstand musste dringend durch das Elend ersetzt werden. Gesinnung, Großmannssucht und Utopismus traten – namentlich in der Außenpolitik – an die Selle vernünftiger Erwägungen, an die Stelle von Rationalität.

Die Graue Eminenz im Auswärtigen Amt, Fritz von Holstein, hat Bismarcks kluge Außen- und Bündnispolitik nach dessen Rücktritt 1890 vollständig demontiert und das Deutsche Reich außenpolitisch isoliert. Holstein hielt das Zarenreich für so rückständig, dass ein Krieg gegen den Zaren aus seiner Sicht unumgänglich war, schon aus zivilisatorischen Gründen. Übrigens stand er damit nicht allein, denn ins gleiche Horn stießen auch die Sozialdemokraten. Der alte Bebel ließ sich sogar auf dem Essener Parteitag 1907 zu der Äußerung hinreißen, dass er als „alter Knabe noch bereit“ wäre, „die Flinte auf den Buckel zu nehmen und in den Krieg gegen Russland zu ziehen.“

Der Rückversicherungsvertrag mit Russland wurde also nicht verlängert, der Versuch, England auf die deutsche Seite zu ziehen, scheiterte, stattdessen kam es zur Bildung der „Entente Cordiale“ zwischen England, Frankreich und Russland.

So blieben nur Bündnisse mit machtpolitischen Untoten übrig wie Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich, damals auch bekannt als der „tote Mann vom Bosporus“. Auch die Verständigung mit Italien, das rechtzeitig im Ersten Weltkrieg auf die Seite der Sieger wechselte, erwies sich als Fehlschlag.

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Es sagt genug über das außenpolitisch handelnde Personal aus, dass man sich in einen Krieg ziehen ließ, der wohl eher zustande kam, weil die Inkompetenz in der Bürokratie der Habsburger-Monarchie so hoch war, dass man das kleine Wunder vollbrachte, die schwerfällige europäische Bündnismechanik in Gang zu setzen. Christopher Clark hat insofern recht, wenn er für sein Standardwerk über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs von Hermann Broch den Titel „Die Schlafwandler“ entlehnte.

Für die deutsche Außenpolitik wird der Titel „Die Schlafwandler“ zu einer stereotypen, immer wiederkehrenden Gattungsbezeichnung.

In ihrer Gesinnungspolitik, in ihrem fehlenden Realismus wandelte die Außenpolitik der Vor-Ampel unter Merkel bereits auf den außenpolitischen Pfaden des wilhelminischen Deutschlands, auf denen nun die Ampel gesinnungseuphorisch voranstürmt. Das Resultat wird darin bestehen, dass Deutschland schließlich außenpolitisch isoliert wäre – und das zu einer Zeit, in der es fiskalpolitisch und wirtschaftlich in einer tiefen Krise steckte, also politisch kaum noch handlungsfähig sein würde.

Im Einzelnen:

1. In Europa haben Frankreich und Italien ein Bündnis gegen Deutschland geschmiedet, dem sich andere mediterrane Länder eher anschließen würden, schon aus Gründen des Euros und der Umverteilungspolitik der EU, die institutionalisiert und verstetigt werden soll. Für Deutschland, das seine Importe in die Euro-Zone im Grunde durch das Target-II-System selbst bezahlt, existieren also 1.066.604.266.793,58 (Stand des Saldo in Euro am 31. Oktober 2021) Gründe, der EZB zu Willen zu sein.

Deutschlands größter Außenhandelspartner sind die Visegrad-Staaten, die von der deutschen Außenpolitik aus ideologischen Gründen geschurigelt, gedemütigt und belehrt werden. Im Jahr 2020 exportierte Deutschland jedoch nach Ungarn, Polen und Tschechien Waren im Werte von 129,22 Milliarden Euro, gefolgt von den USA mit 103,48 und China mit 95,84 Milliarden Euro. Hohes Gut deutscher Außenpolitik müsste es daher sein, das Bündnis mit den mittel- und osteuropäischen Staaten zu festigen, ihr Anwalt in Brüssel und nicht Brüsseler Büttel zu sein. Deutsche Außenpolitik zerstört nachhaltig die traditionell und solide gewachsenen guten Beziehungen zu den mittel- und osteuropäischen Staaten.

POST AUS PEKING
Lehrstunde für die künftige Außenministerin Annalena Baerbock
Frankreich unterhält enge wirtschaftliche Beziehungen zu den anderen mediterranen Staaten. Es ist daher nicht verwunderlich, sondern nur logisch und vernünftig ist, dass Frankreich diese Beziehungen stärkt, wie es verwunderlich, unlogisch und unvernünftig ist, dass Deutschland seine guten Beziehungen zu den mittel- und osteuropäischen Staaten zerstört – und dass, wo wir es im Gegensatz zu Italien und zu Frankreich mit wachsenden Volkswirtschaften zu tun haben, also mit Zukunftsmärkten.

Es stellt doch keinen Zufall dar, dass Polen erneut und gerade jetzt wieder mit Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg kommt. Es ist sogar denkbar, dass Baerbocks Außenpolitik einen so großen Schiffbruch erleiden wird, dass Deutschland am Ende diese „Reparationen“ wird bezahlen müssen.

Eine ideologiegeleitete Außenpolitik gefährdet unsere Position als Player auf den mittel- und osteuropäischen Märkten. Polen und Ungarn werden sich nach Großbritannien und nach China orientieren, denn in Mitteleuropa wird das Interesse an deutschen Windparks geringer sein als das an chinesischen Kohlekraftwerken. Sinnvoll wäre es also für Deutschland, die Beziehungen zu den mittel- und osteuropäischen Staaten und zu Großbritannien zu stärken.

2. Die deutsche Wirtschaft ist inzwischen so stark mit der chinesischen Wirtschaft verwoben, dass wir uns nüchtern betrachtet bereits von Medikamenten bis Halbleiter in der Abhängigkeit von China befinden. Bevor man an dieser Stelle mit Importbeschränkungen droht, sollte man einmal die Konsequenzen bedenken. Klüger wäre es, die Abhängigkeit mittelfristig zu minimieren und dann Forderungen zu stellen – und nicht umgekehrt. Niemand in Europa wird sich auf einen „Handelskrieg“ mit China, auch nur auf Importbeschränkungen einlassen – damit stünde Deutschland erneut isoliert in Europa.

3. Weder in der Welt, noch in Europa hat jemand auch nur die geringste Lust auf eine Weltinnenpolitik mit einer Weltinnenministerin Annalena Baerbock. Analenna Baerbock wird die einzige unter ihren Kollegen sein, für die Außenpolitik Weltinnenpolitik ist: „Ich verstehe Außenpolitik als Weltinnenpolitik.“ Passend zum Amtsantritt von Annalena Baerbock bringt der Econ Verlag Anfang nächsten Jahres das Buch „Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch“ von Kristina Lunz heraus, denn „feministische Außenpolitik wird im neuen Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition als klares Ziel benannt.“

WELTINNENMINISTERIN
Baerbock droht China: grüne Außenpolitik in Kaiser-Wilhelm-Manier
In der Werbung des Verlages zu diesem Buch heißt es: „Die Gründerin des „Centre for Feminist Foreign Policy” denkt Frieden, Menschenrechte und Gerechtigkeit mit Außenpolitik zusammen und will so einen Paradigmenwechsel einleiten: Machtgebaren und militärischen Muskelspielen setzt Kristina Lunz Mediation in Friedensverhandlungen, feministische Machtanalysen und Klimagerechtigkeit entgegen. Realpolitik wird gegen Utopien ausgetauscht, und Botschafterinnen gibt es genauso viele wie Botschafter. Lunz Kernbotschaft also: Kein Frieden ohne Feminismus!“ Wenn der Verlag recht hat – und er wird von Baerbocks Interview mir der taz zu ihrer Außenpolitik bestätigt -, dann wird Leitlinie deutscher Außenpolitik nicht „Realpolitik“, sondern Utopie sein, nicht das Machbare, sondern das Wünschbare wird im Mittelpunkt stehen, nicht die Welt, wie sie ist, sondern wie sie einem gefällt. Der wilhelminische „Platz an der Sonne“ wird ersetzt durch den Baerbockschen Platz unter der Windkraftanlage.

4. Die Grünen wollen die Außenpolitik zum Mittel der Durchsetzung ihrer Klimapolitik machen, doch niemand in der Welt, auch nicht in Europa hat Lust auf den Import von Deutschlands klimaneutraler Gesellschaft. Aber wahrscheinlich werden die deutschen Botschaften das im Handumdrehen verändern, denn: „Unsere über 220 deutschen Auslandsvertretungen können dafür wichtige Klimabotschaften sein und auch zur Intensivierung des Technologietransfers beitragen“, so Baerbock. Doch deutsche Windkraftanlagen werden kein Exportschlager und niemand wird seine Atomkraftwerke abschalten. Im Gegenteil. Auch hier befindet sich Deutschland auf einsamer Position.

5. Im Grunde hegen die Grünen und ihre designierte Außenministerin die Vorstellung, dass am klimaneutralen Wesen der deutschen Grünen die Welt genesen wird. Sie sind hierin weit nationalistischer als die wilhelminische Außenpolitik es je war. Zwar wollen die Grünen und die Sozialdemokraten – und laut Koalitionsvertrag auch die FDP – Deutschland in der EU auflösen, nur soll die EU dabei deutsch werden, soll der neudeutschen Ideologie der Identitätspolitik, des Genderismus und der Klimaapokalyptik folgen. Glaubten die guten Deutschen im Kaiserreich, dass sie die Welt mit der deutschen Kultur erfreuen werden, so meinen die Grünen, die Welt mit der neudeutschen Klima-Ideologie zu beglücken. Der Weg in die Selbstisolation, der bereits von der Vor-Ampel eingeschlagen wurde, dürfte vom grünen Außenministerium vollendet werden. Man kann sich dessen sicher sein, Olaf Scholz und der Mann aus Holstein, nebst der Frau aus dem Völkerrecht werden uns neuen, herrlichen Zeiten entgegenführen.

Die Geschichte ist eine Meisterin der Ironie, sie liebt die Hybris als Stilmittel der Komik und den Bauern als Edelmann als Hauptfigur ihrer Grotesken. Dass ausgerechnet diejenigen, die den Nationalismus am tiefsten verachten und am schärfsten verurteilen, über ihre Gesinnung in einen krassen Nationalismus stolpern, hat etwas von Grand Guignol, allerdings auf Deutsch, was das Vergnügen minimiert.


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32 Kommentare

  1. So ist die traurige Wahrheit. Deppen Wählen gerne ihresgleichen, dabei kommen sie sich einkleines Bisschen weniger deppig vor. Das Ergebnis könnten wir in den vergangenen Mehltaujahren und in dem bewundern, was an Grauen auf uns zu kommt.

  2. Das war aber nur dem Namen nach das Wilhelmiische Reicht, denn man sollte nicht vergessen, daß in der ganzen Zeit zwischen Bismarck und dem Ausbruch des ersten Weltkrieges vier Reichsregierungen vordergründig die Verantwortung getragen und Wilhem I I. nicht nur Grüßaugust sein wollte, aber trotzdem nur bedingt daran mitwirken konnte und mit seiner berühmten Rede auf dem Balkon vor Ausbruch des Krieges vemutlich sehr stark beeinflußt war, obwohl er vorher ganz entschieden gerade in England und in Rußland. aufgrund seiner verwandtschaftlichen Bande dafür gekämpft hat, den Krieg zu vermeiden.

    Trotzdem hat ihn dannach die volle Wucht fast allein getroffen und die eigentlichen Verursacher, nämlich die Habsburger mit ihrer Kriegserklärung an die Serben und die Reichsregierung kamen mit einem blauen Auge davon, während er abdanken mußte und alles verloren hat, nur weil sich die Sieger auf seine Person focusiert haben, was so im gesamten Umfang nicht richtig war.

    Geschichtsverfälschung durch Ausnahmen einiger Historiker wurde danach in fast allen Fällen Tradition, die Sozialisten aus abgrundtiefem Haß zur Monarchie und die anderen aus der Feigheit heraus um sich der Verantwortung zu stellen, was ja so geschickt ist, wenn man es anderen unterjubeln kann. Die folgende Reichsregierung unter der Führung der Sozis hat naturgemäß nicht viel unternommen um den Kaiser zu verteidigen und somit war er ganz schnell der Außenseiter, von innen und außen angeklagt und dem mußte er sich beugen, was sie ja auch in ihrer Verhandlungsweise in Frankreich gezeigt haben, wo Diletantismus von deutscher Seite an erster Stelle stand.

  3. Das Wort Schlafwandler ist korrekt, aber Nationalismus ist das nicht. Dafür sind die handelnden Personen zu ungeeignet.
    Die Baerbock hat ja noch nicht einmal zugehört, als Jens Stoltenberg an Baerbock gewandt sagte, die Nato brauche ein starkes Deutschland.
    Ich glaube nicht, dass auch nur einer bei den Grünen ein starkes Deutschland will. Diese sind ja gerade dabei, die wirtschaftlichen und kulturellen Grundlagen unseres Landes, unserer Nation zu zerstören.

  4. Hervorragender Artikel, zudem ist Aussenhandel vergemeinschaftet und ein Monopol der EU-Kommission, naja EU-Recht ist halt nicht Völkerrecht. Aber die Welt ist eine grosse Klasse und sie Klassensprecherin. Kein „anständiger“ Politiker hâtte eine Koagulation oder wie das heisst zulassen dürfen, in der sie das Gesicht Deutschlands ist.
    Der Aufprall wird hart, und je schneller, desto besser. Viel besser als die 16 Jahre vorher.
    Eine kleine Bemerkung: es heisst Welt:Innenpolitik. Die Welt ist weiblich und es gibt mehrere davon, die es zu retten gibt.

  5. Oh je, wie peinlich ist das Alles! Im Ausland bloß die deutsche Staatsbürgerschaft nicht preisgeben oder möglichst verbergen. Im besten Fall bekommt man noch Mitleid, eher Verachtung.

  6. Leider bestaetigt D alle paar Jahrzehnte wieder, dass es ein weltpolitischer Geisterfahrer und Irrlicht ist!

  7. Ein Verständnis für die Vorgänge in der weiten Welt ist bei den deutschen Regierungen nach der Zeit von Hans-Dietrich Genscher als Außenminister nicht mehr vorhanden. Vorherrschend ist ein egozentrisches Bild des Deutschland über alles in der Welt, das nie wirtschaftlich der Realität entsprach, und politisch erst recht nicht. Der Größenwahn, die Selbstüberhöhung und die Anmaßung sind wieder da, die uns schon zweimal in die Katastrophe führten. Das Gefährliche für uns, nicht für die anderen Länder, die lachen uns zunehmend aus und nehmen uns längst nicht mehr für voll, das ist die unendliche Dummheit, die neuerdings hinzukommt und Deutschland in eine fatale Situation hineinmanövrieren wird. Mit Idioten im Außenamt wird der Frieden in der Welt unsicherer als jemals seit 1945.

  8. Die anderen Länder – allen voran unsere „Partner“ in der EU – haben längst verstanden, wie leicht sie die Deutschen über ihren Moralismus an die Wand spielen und um das Geld ihrer Steuerzahler erleichtern können. Andere Länder kämpfen für ihre Interessen, die Deutschen wieder mal für die Weltrettung.

  9. Nach diesen Auftritten unserer zukünftigen Spitzenpolitiker, allen voran das Plapperlenchen, hält uns in der Welt sowieso keiner mehr für voll zurechnungsfähig. Was ich bei meinen Reisen immer wieder erleben darf: eine Mischung aus Unverständnis, unverholenem Grinsen und persönlichem Mitleid.

  10. Mit den schrägen Vögeln kann wahrscheinlich niemand was anfangen. Ich auch nicht.

  11. Frau Lunz posiert auf ihrer Internetseite grell rot geschminkt, blond und mit schwarzem Dress. Also in schwarz-weiß-rot, den Farben des Kaiserreichs, den stärksten, aggressivsten Kontrasten unserer optischen Welt. Das passt natürlich hervorragend zu vorgeblich pazifistischen Zielen.

  12. „… Illusionsmacht, wie sie (…) dem deutsche Bürgertum zu entspringen vermag, aufs Glatteis trieb. Der Wohlstand musste dringend durch das Elend ersetzt werden.“

    Wird hier ersnthaft suggeriert, dass das deutsche Bürgertum den eigenen Wohlstand durch Elend ersetzten wollte? Oder was bedeutet “ … musste dringend durch das Elend ersetzt werden.“
    Entweder man folgt dem Bild der Schlafwandler oder dem einer bewussten Selbstdestruktion. Für Letzteres gibt es keinen Beleg.

  13. Zu Ihren historischen Parallelen eine kurze Bemerkung: man könnte ihnen den gleichen Vorwurf eines „verkehrten“ Nationalismus machen: durch die alleinige Konzentration auf deutsche Äußerungen und Handlungen vor dem 1. Weltkrieg erscheinen dann die Handlungen der damaligen Gegner als (notwendige) Reaktionen. Es war aber auch umgekehrt: deutsches politisches Verhalten war Reaktion auf das der Nachbarn. Und Anmaßung war kein deutsches Monopol. Etwa machte auch die Patina der Jahrhunderte dieselbe Großbritanniens nicht würdiger. Überaus aggressive Rede war auch aus Russland zu hören. Sie merken, ich bin ein großer Freund des verpönten Relativierens und für mich fängt damit das Verständnis von Historischem überhaupt erst an.
    Zum Gegenwärtigen: es ist wirklich eine bedenkenswerte Schilderung der ausgelegten Tretminen, zwischen denen sich eine deutsche Regierung bewegen muß. Das Problem ist allerdings, daß sie, der einen Mine ausweichend, auf die andere treffen kann, unter Umständen muß. Konkret: auch wenn es furchtbarerweise unserer neuen Ministerin rationelle Motive unterstellt: könnte es sein, daß ihre jüngsten Äußerungen gleichermaßen in Richtung US-Regierung gehen: „Wir“ sind wieder ganz „bei euch“ ? Kurzum, was auch immer entschieden wird: es ist nicht souverän.

  14. Das Drohen ist wieder innen- wie außenpolitisch das Kennzeichen der politisch-medialen Klasse in Deutschland. Es ist auch ein Kennzeichen für den laienhaften politischen Verstand, denn damit schafft man sich nur Feinde. Und die werden mit jedem Monat zahlreicher und unversöhnlicher. Und so wird aus dem, was man für einen Blinddarm hielt, ein Krebsgeschwür – und so ist auch ein Blinddarm tödlich. Im Grunde handelt es sich allerdings nicht um eine deutsche Isolation. Das ist ein völlig unsinniger Begriff, denn Deutschland verschwindet ja gerade nicht von der Weltbühne – das wäre nicht so schlimm -, sondern führt sich als unerzogenes Rumpelstilzchen auf, das andere zu unterwerfen gedenkt. Die deutschen Spitzenpolitiker und Meinungsmacher wissen ja stets genau, wie unwichtig und nutzlos der andere ist und wie glänzend die eigenen Ideen. Damit machen sie sich eher breit und ziehen sich eben nicht zurück. Es ist keine Isolation, sondern der Versuch einer Kolonialisierung. Die weißen Linken wollen – ganz deutsch – mal wieder die Welt beherrschen und nach ihren Vorstellungen formen. Die Welt hat eben viele Blinddärme, die es zu entfernen gilt.

  15. Wäre doch schon, wenn sie scheitern. Aber ich denke, sie kennen die Machtspielchen auch. Sonst wären sie nicht da, wo sie sind.
    Dieses Polen- und Ungarnbashing geht ja nur, weil die EU und einige/viele westliche EU-Staaten mitmachen. Das Russlandbashing geht nur, weil die USA das auch wollen. Das Trumpbashing ging auch nur, weil sie den größten Teil des US-Establishments auf ihrer Seite haben.
    Das ist ja eine der Kunst der Grünen: Dass sie showmäßig und tapfer gegen angeblich übermächtige Feinde kämpfen. Sie kämpfen aber nur dann, wenn sie sich mit Hilfe von Verbündeten stärker fühlen. Sollte das nicht der Fall sein, propagieren sie „Wandel durch Annäherung“ oder sonst eine PR-Aktion.

  16.  Seit Gründung des deutschen Staats 1871 scheint lediglich die Zeit von 1945-1990 eine Ära rationaler (Aussen)politik gewesen zu sein. Und sie wurde unter dem Vorbehalt der Aliierten, d.h. der Amerikaner, gelenkt.
    In der EU treffen die Hegemoniebestrebungen von Berlin und Paris knallhart aufeinander. Die EU ist im Krisenmodus und der Euro seit 2008 im Sinkflug.
    Nächstes Jahr könnte es durchaus zu kriegsähnlichen Auseinandersetzungen in Osteuropa und Südostasien kommen. Bleibt Deutschland dann weiterhin weltfern im Corona- und Klimawahn verfangen?
     
     
     

  17. Lieber Herr Mai, den Begriff „Weltinnenpolitik“ haben Sie missverstanden. Das ist lediglich die gegenderte Fassung von Weltpolitik. 😉

    • … war wohl ein Tippfehler, hätte lauten müssen: „Welt*innenpolitik“ 😉

    1. Niemand in der EU ist so wahnsinnig, sich mit Deutschland über einen gemeinsamen Staat in eine Schicksalsgemeinschaft zu begeben. Niemand. Und das verstehe ich. Das Thema EU-Außenpolitik ist damit durch und wird sich zukünftig darin erschöpfen noch dreisteren Ausplünderungen durch den Club Med einen moralischen Narrativ zu verschaffen, damit der Bürger es nicht so merkt.
    2. Handelspolitik ist auch durch, weil man zum Handel etwas braucht, was andere wollen. Da haben wir Chemie/Pharma und Auto/Maschinenbau. Beides fahren wir gegen die Wand. Und dann haben wir nichts mehr zu exportieren und können uns noch wollüstiger unserer „wertegeleiteten Außenpolitik“ widmen. Endlich!
    3. Die Grünen glauben, man könne die Realität durch Sprechakte verändern. Viel Glück dabei Putin, Erdogan oder Xi Jinping durch Sprechakte zu beeinflussen. Vielleicht sollte man erstmal Denkakte haben, aber da haperts bei den Parteien in Rede ohnehin.
  18. Schlafwandler waren damals nicht am Werk und sind es heute nicht. Der wirtschaftliche und wissenschaftliche Aufstieg des Deutschen Reiches verstärkte naturgemäß nicht die Freundschaft unter den Völkern, sondern Mistrauen und Missgunst. Auf deutscher Seite war es das mangelnde Verständnis der europ. Bündnispolitik (Bismarck wusste noch um diese Schwäche) und die ausgeprägte Unkenntnis der globalen Welt. Deutschland kannte Teile des Ostens Europas, Frankreich wurde kulturell nachgeeifert, Italien war das Land in dem die kulturellen Zitronen wuchsen und bereits England wurde nie verstanden. – Auch heute halte ich die Weltsicht vieler Deutscher für unterentwickelt. Sie haben oftmals einen deutschen Tunnelblick auf die Welt, der ihnen die Realität leider nach wie vor versperrt.

  19. Verehrter Herr Mai, auch wenn sich Vergleiche zwischen 1890-1914 und seit 2005 (aber letztlich schon ab 1998) aufdrängen, so hinken sie dennoch gewaltig.
     
    Deutschlands Außenpolitik seit 1945 war nie nationalistisch, sie war aber auch nie weitsichtig, klug und vor allem – es war NIE eine Außenpolitik FÜR Deutschland.
    In der Teilungsphase bis 1990 konnte es gar keine DEUTSCHE Außenpolitik geben. Spätestens Ende der 1950er Jahre, mit den massiven, im Stil der Kriegsjahre vorgetragenen antideutschen Protesten im Zuge der Kölner Dom-Schmierereien, wurde auch den rheinisch-westdeutschen Eliten klar, daß es keinen Weg gab, eine Außenpolitik, die wenigstens auf eine erträgliche Revision der Jalta-Beschlüsse hinauslief, durchzusetzen, ES SEI DENN, man wäre aus dem westlichen Bündnisraum ausgeschert, für eine unsouveränen, besetzten Staat wie die alte Bundesrepublik nahezu unmöglich außer um den Preis, in einen Zustand zu verfallen wie das besetzte Frankreich von 1941 bis 1944. Die DDR war ohnehin außenpolitisch ein Teil der Sowjetunion und hatte genug Mühe, das Auseinanderfliegen ihres Staates zu verhindern. In Bonn schwenkten die Eliten daraufhin um. Aus anbiederischem Proamerikanismus und Atlantizismus wurde ein nicht minder verbissener Paneuropäismus, der drei wesentliche Dinge umfaßte: Die Abgrenzung von der Deutschen Nation, von der deutschen Geschichte vor 1945 und den kompletten Verzicht auf Formulierung oder Durchsetzung deutscher Interessen, sofern sie nicht der Stabilität der D-Mark zuwiderliefen.
     
    Diese Politik, die alle Bonner Kabinette fortführten, wurde nach 1990 nicht aufgegeben. Die akademische Haltungslinke der 68er und Grünen hat diese Ideologie verinnerlicht und um das Element der Entdeutschung per Geburtenverzicht und Einwanderung ergänzt – unterfüttert von einen triefenden, aus dem Lutherismus ererbten Moralismus, der an das China der späten Ming-Dynastie erinnert, wie vor längerer Zeit ein Autor bei Te beschrieb.
     
    Sicher, Selbstüberschätzung und moralischen Hochmut teilen die progressiven Eliten in Deutschland mit denen vor 120 Jahren, doch die Zielrichtung ist eine völlig andere. Wenn es eine Gemeinsamkeit geben mag, dann die, daß das deutsche Nationalbewußtsein nur auf einer hauchdünnen Firniss ruht, hinter der eine Selbstverachtung und die Expolation auf das rein kulturnationale (heute in Form von Klimapolitik und Sozialstaat) hervorlugt. Das ist das fortdauernde Erbe aus dem Vormärz und 1848.
     
    Man sollte den Eliten des Kaiserreiches nicht unterstellen, daß sie Deutschland schaden wollten. Das wollen sicher auch die Progressiven in ihrem Selbstbild nicht. Doch wo es noch 1910 hallte „Deutschland über alles“ so hören wie heute „Europa!!“ und so wie die Sozialdemokraten damals vor Deutschnationalismus nicht gefeit waren, so haben wir die härtesten Paneuropäer und EU-Euphemisten bei den Liberalkonservativen – nicht einmal ein Jörg Meuthen wagt es, sich eine Welt ohne EU und Brüssel vorzustellen. So bleibe ich bei meiner These: Die Unfähigkeit der bildungsbürgerlichen Deutschen, ein vernünftiges Nationalbewußtsein zu entwickeln und eben daher nicht zwischen den Extremen Alfred Rosenberg oder Robert Habeck oder Ursula von der Leyen zu mäandern, sie ist es, die diesem Land schadet. Und sie genau gebiert jene Außenpolitik, wie sie 1910 den heraufdämmernden Waffengang gegen Deutschland nicht sehen wollte wie heute seine drohende Selbstentleibung.
     
    Nun prüfen Sie, wo Sie stehen. Entwerfen Sie ein Bild eines Deutschlands, daß klug für seine Interessen eintritt. Aber verfallen Sie dann in Bezug auf Frankreich, Polen, die USA und Rußland nicht in falsche Illusionen über deren Reaktionen und Positionen. Vergessen Sie nicht, daß Nationen Interessen, aber keine Freunde haben. Wir Deutschen haben alle längst verlernt, was es bedeutet, eine Außenpolitik zu haben, die weder dem eigenen Land schadet noch es in unauswegbare Isolation bringt. Daher der Kernsatz des Ampel-Koalitionsvertrages, die Vereinigten Staaten von Europa anstreben zu wollen.
     

  20. TUGENDPRAHLER – PARALLELUNIVERSUM

    Dem Rest der Welt soll zwangsweise beigebogen werden, dass das nun ach so tugendhafte Schland sich ganz, ganz viel von seiner ach so schlimmen Vergangenheit distanziert und dass jetzt alle Hunnen ach so nett sind. Auch wenn das das Ausland eher wenig interessiert bzw. massiv stört, wo kämen wir denn hin, wenn die sich weigerten, das zur Kenntnis zu nehmen?

    Daher hat man eine „Willkommenskultur“ ausgerufen, auch wenn die nicht nur das eigene Land zerstört, sondern andere mit in den Abwärtsstrudel reißt. Anno 39 mussten polnische Soldaten den Kopf hinhalten, jetzt schon wieder, weil das Gutmensch-Schland die ganzen Krisenherde und dritte Welt-Länder in einer Riesengutmenschorgie hierherrufen will. Dass muss es einem doch wert sein, sich von seiner ach so üblen Vergangenheit zu distanzieren.

    Die bösen Polen, was erlauben. Und vor allem die bösen Briten mit ihrem bösen bösen Brexit. Wissen die denn gar nicht, was Demokratie ist. Na dann werden Kobold-Annalena und Kuckuck-Habeck (der so schön plakativ mit seinem eigenen Land nichts anfangen kann, auf das er jetzt vereidigt wurde und von dem er besoldet wird mit einer Summe, die in reziprokem Verhältnis zu seinem IQ stehen dürfte.

    Jaja, diese böse böse Welt. So kalt und mit so viel Unverständnis für die Läuterungsexzesse von Annaleni, Robbi und Co. Wollen alle den armen linksgrünen Kindergeburtstag ignorieren. Am Ende stellen auch die Franzosen sich noch hin und sagen „qui s’excuse s’accuse“.

    Alle ganz ganz böse.

  21. So schlimm es auch für Deutschland allgemein und als Exportnation im Besonderen mit dieser rumpelnden „Repräsentantin“ kommen wird, es dürfte demnächst kurzweilig werden, wenn Lenchen die Stimme erhebt und dann von gestandenen Außenpolitikern ihre eigenen Unzulänglichkeiten aufgezeigt bekommt. Muss gleich mal die Bier- und Chipsvorräte ergänzen!

  22. Was ich nicht verstehe ist, wie man von diesem absurden Haufen mit dem noch absurderen „Koalitionsvertrag“ POLITIK erwarten kann. Sie werden vollstrecken, was ihre Auftrag-/ Geldgeber ihnen auftrugen. Und das hat -wie schon bei der vorigen Regierung – nichts mit einem blühenden Deutschland zu tun. Die Regeln von gestern gelten heute nicht mehr und immer neues Entsetzen darüber ist keine Lösung. Die Biografien von Scholz und Baerbock reichen für mindestens 3 Rücktritte pro Person (vgl. zu Guttenberg, Wulff) – aber sie werden Minister. Sie haben offenbar Förderer, die weit über deutschem Recht stehen, von deutschem Volk ganz zu schweigen. Der Kinderbuchautor, der mit Deutschland nix anfangen kann, als Wirtschaftsminister – das ist bedeutend stärker als das Gleichnis von Bock und Gärtner.

  23. Kann jemand unfähiger als Außenminister sein als Baerbock? Eine Frau, die nicht einen geraden Satz sprechen kann, ihr Stipendium ermogelt hat, deren Abschluss eines Pseudostudiums fragwürdig ist, deren Buch nur aus Plagiaten besteht und die ihren kompletten Lebenslauf gefälscht hat. Und so jemand vertritt Deutschland in der Welt? Eine Quotenfrau, die nichts kann, nichts gelernt hat! Absoluter Feminismus als letzte Zuckung eines sterbenden Landes. Wo man auch hinschaut, wo Frauen im Amt waren, geht es bergab.

    • Golda Meir und Magret Thatcher haben einen guten Job gemacht. Alleine am Geschlecht scheint es mir nicht zu liegen.

  24. Von Europa bis China, und rund um die Welt, kennt man den akademischen und professionellen Werdegang, ihre Selbstdarstellung im CV, ihr Buch, und ihr erschlichenes Promotionsstipendium. Auch ihre sonstigen öffentlichen Äußerungen werden dokumentiert sein. Ihre professionelle und charakterliche Nicht-Eignung für ein Regierungsamt ist weltbekannt. Dies wird auf Deutschland und den Kanzler abfärben, weil alle Welt sich wundern wird, warum jemand dieses halbseidenen Kalibers, mit nichts ausser einer großen Klappe, nicht zumindest auf den hinteren Bänken der Parteipolitik gehalten wird.

    • Der künftige Kanzler hat sich schon eigenständig Farbe genug angeeignet. Wenn da noch grün dazu kommt – au weia.

  25. Eine kurze Bemerkung. Wenn ich diese Truppe auf dem Foto sehe, fallen mir nur zwei Worte ein: Meine Güte. Da fehlt nur noch Herr Kühnert. Also wirklich, das darf doch alles nicht wahr sein. Das ist also das Beste, was unser Land zu bieten hat. In diesem Sinne: Finis Germania.

  26. Aus den linken Medien, die über 90% der deutschen Medien ausmachen, tönt es immer wieder, dass es darum ginge, Polen und Ungarn, Slowenien und andere auf Kurs zu bringen und wenn nötig, diese durch Entzug von Geld und Stimmrecht zu isolieren. Dabei ist schon lange klar, dass sich diese Linksgrüne Gesinnung, die eine Art Imperialismus darstellt, selber isoliert. Es dauert aber noch ein Weilchen, bis es rauskommt. Der Wähler war blind.

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