Lang ist’s her, seit Franz Josef Strauß 1976 in Wildbad Kreuth die Revolution ausrief. Der Bayerische Rundfunk erinnerte 2009 noch einmal daran:
In der zwölfstündigen Marathonsitzung am 19. November stimmten 30 Mitglieder der Landesgruppe für den Beschluss, 18 dagegen, einer enthíelt sich. Nach 27 Jahren sollte die Fraktionsehe mit der Schwesterpartei aufgelöst werden. Angezettelt wurde die Revolte vom damaligen CSU-Chef persönlich. Franz Josef Strauß, ab 1978 auch mächtiger bayerischer Ministerpräsident mit starken bundespolitischen Ambitionen, wollte an der Spitze einer eigenständigen Fraktion im Bonner Parlament stehen.
Strauß hat die Idee auch nach 1976 nicht vergessen. Als die sozialliberale Koalition 1982 zerbrach, führte Hans-Dietrich Genscher Anfang 1983 viele Gespräche mit Ralf Dahrendorf, wie dieser den Parteivorsitz übernehmen sollte, weil Genscher nicht an den Wiedereinzug der FDP in den Bundestag glaubte. In der FDP blieb das damals auch im engsten Führungszirkel geheim. Aber Strauß war informiert und sondierte auf Vermittlung eines bekannten TV-Moderators bei einem Dahrendorf-Vertrauten, ob nicht die von den Sozialliberalen verlassene FDP und die CSU bundesweit zusammen kommen könnten. Wie der Verlauf der Geschichte zeigte, wurde daraus nichts.
Das Ergebnis der Umfrage von INSA im Auftrag von BILD ist kein Votum für eine bundesweite CSU, sondern ein Misstrauensvotum gegen die Merkel-CDU.
Wenn Befragte sich äußern, ist das ein Stimmungsbild, was noch lange nicht heißt, dass eine echte Abstimmung so ausginge. Aber als Stimmungsbild sind 10 Prozent CDU ein Datum, das diese Partei ernst nehmen müsste, was sie selbstverständlich nicht tun wird.
Das INSA-Ergebnis als Beweis dafür zu nehmen, dass die Union mit einem Kandidaten Söder statt Laschet besser abschneiden würde, wäre erheblich zu kurz gesprungen. Nie waren CDU und CSU politisch und strukturell so nahe beieinander wie heute. Merkel hat beide Partei entkernt. Richtig ist, dass die Union schon bei Adenauer ein Kanzlerwahlverein war. Eine Mitglieder- und Programmpartei machten Biedenkopf und Geißler aus der CDU unter dem Patronat von Kohl, aber diesen Pfad verließ die CDU mit dem Anschluss der DDR an die BRD wieder in die politische Beliebigkeit des reinen Kanzlerwahlvereins. Merkel konnte diesen Weg viel gnadenloser weiter gehen, weil sie im Unterschied zu Kohl keine emotionale Verwurzelung im Christ-Sozial-Demokratischen mit sich herumträgt – und auch keine andere. Die in der DDR geprägte Merkel ist wie viele, wenn nicht alle der dort zum Teil des Systems Gewordenen am Ende unpolitisch, richtungslos, umtriebig beliebig. Gelegenheit wo bist du? Ich ergreife dich.
Die Union hat schon aufgehört, die alte Bundesrepublik zu prägen, als sie die erste große Koalition bildete. Wehner wusste, was er wollte. Die Koalition Brandt-Scheel war Wehners Betriebsunfall. Wehner wollte die große Koalition als Dauerlösung, natürlich ab der zweiten oder dritten unter Führung der SPD.
Das erinnert mich daran, dass der ebenfalls aus dem Osten kommende Generalsekretär der FDP, Karl-Hermann Flach bis zu seinem Tod 1973 an einer Strategie arbeitete, in einer Dauerkoalition mit der Union eine so dezidiert sozialliberale Politik zu vertreten und die FDP umzubenennen in Sozialliberale Partei, bis die SPD auf Platz drei verdrängt wäre. Im Ergebnis gibt es die Flach’sche Konstellation heute, wenn auch nicht so wie von ihm modelliert. Grünschwarzrotgelb ist keine Partei, aber eine verwechselbare Versammlung nur formal Verschiedener innerhalb des Kartells Parteienstaat. SED/Die Linke einerseits und AfD andererseits gehören nicht dazu, ragen aber mit kleinen Schnittmengen ins Kartell hinein.
Heute sind alle Überlegungen, wie sich mit unterschiedlichen Koalitionen von Parteien des Kartells Parteienstaat unterschiedliche Politiken verwirklichen ließen, gegenstandslos. Welche Konstellation von Regierung mit den dann übrig bleibenden nur formalen Oppositionsparteien den bisherigen Opportunitätskurs fortsetzt, ist egal. Überlegungen von sogenannten bürgerlichen Koalitionen aus Union/FDP und AfD sind schon deshalb obsolet, weil es zwischen diesen keine nennenswerten politischen Schnittmengen in der Sache gibt – vom Dogma keine Koalitionen mit der AfD des Kartells abgesehen.
Und dann? fragen Sie logischer Weise. Politik ändert sich in Deutschland erst, wenn sich rund um Deutschland der Zeitgeist so weit ändert, wie er es überall begonnen hat, und sich die deutsche Classe Politique dieser Entwicklung anpasst, wie sie es seit langem immer tut. Freiheit und Recht sind nicht in Deutschland daheim, sie müssen immer wieder importiert werden, in kleinen Dosen und widerstrebend.
Die bundesweite CSU als tatsächlich konservative Partei ist nur noch eine Reminiszenz, der mit der INSA-Umfrage von BILD auf dem Gelände von Wildbad Kreuth ein passendes Marterl als Gedenken an den ausgedienten Evergreen der Parteiologie gesetzt werden darf.
Es ändert sich nicht’s, bevor nicht eine wirklich existenzielle Krise (Blackout über Tage oder Wochen, EUro Zusammenbruch, Krieg z.B. im Osten, ausgehend und sich ausbreiten von Ukraine-Russland) die vorhandene Herrschaft hinweg fegt. Insoweit macht es nur marginale Unterschiede, was man wählt. Es ist eigentlich nur für den unabhängigen, freiheitsliebenden Menschen in dir wichtig. Ich habe bei der DDR Kommunalwahl 1984 das 1. Mal gewählt und alle Kandidaten der nationalen Front durchgestrichen. Hat das was geändert? Nein. Wusste ich, dass es nichts bewirkt? Ja. Habe ich mich besser gefühlt? Ja, und tue es bis heute.
Sehe ich eigentlich nicht, daß sich rund um Deutschland der Zeitgeist ändert. GB vielleicht, ein wenig, aber auch dort sehr starke Kräfte mit links-grüner Ideologie, Buntheit, Gender und der ganze Kram inklusive.
USA nach Trump eine einzige Katastrophe. Trotz alledem oder vielleicht gerade deshalb, haben die Amis noch das größte Potential, den Irrsinn wieder loszuwerden. Ereignisse von Anfang des Jahres machen ein klein wenig Hoffnung. Dutzende von Millionen europäisch-stämmiger Amerikanern scheinen sich wenigstens nicht ganz widerstandslos abschaffen lassen zu wollen.
Unsere Befreier kommen, wenn überhaupt, mal wieder aus GB und den USA.
Lieber Herr Goergen, dieses merkelzentrierte Weltbild geht doch an der Realität vorbei. Klar hat sie die Parteien entkernt, aber doch nicht, weil sie in der FDJ groß wurde, sondern im Interesse einflußreicher Kreise. Und diese sitzen wohl eher in den USA und/oder China als in CDU oder CSU. Statt über Merkels Sozialisation sollte man sich Gedanken darüber machen, wieviel Souveränität eigentlich noch im deutschen Regierungshandeln steckt, so zwischen ehemaligen Besatzungsmächten, Staatsverschuldung, WEF, NGO, Virus und EU.
CDU und CSU wollen sein wie die Grünen. Damit sind beide Unions-Parteien überflüssig, was sich bei den kommenden Wahlen immer stärker zeigen wird.
CSU bundesweit ist der übliche Trash. Die CSU lebt in ihrem Marketing davon, dass man sie mit Bayern gleichsetzt. Eine CDU in Bayern würde ihr Stimmen wegnehmen. Damit wäre dieses Marketing weg. Die CSU müsste sich neu erfinden.
ich frage mich schon sehr lange, ob das Gesetz nicht dahingehend geändert werden muss, dass alle Parteien bei einer Bundestagswahl BUNDESWEIT antreten müssen!? Die jetzige Situation ist für mich eine Lex CDU der Nachkriegszeit und absolut unlogisch. Dann wäre der CSU Spuk im Nu vorbei.
Der nächste große Zusammenbruch, in und um Deutschland herum, wird bzw. muss es richten – nichts sonst. Vorher muss das Verhängnis seinen Lauf nehmen – für mich die einzige „Gesetzmäßigkeit“ der Geschichte.
P.S. der einstige jugoslaw. Dissident Milovan Djilas schrieb über den geahnten Zusammenbruch des sozialistischen Systems sinngemäß: Millionen des-interessierter, de-motivierter, frustrierter Bürger sind auf lange Sicht der effektivste Widerstand…
„Lernen durch Schmerz“ hat man uns bei der BW immer beigebracht. Und es stimmt. Schmerz war, ist und wird immer der beste Lehrmeister sein. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte. Und so wird es auch diesmal kommen. Man bereite sich vor,
…koennen Sie erklaeren, wieso die AfD nach „rechts gedriftet“ sein soll und wo das dann sein soll?
…AfD, das ist doch die einzige politische Gruppierung in diesem Kasperletheater in Berlin, die mit klugen Koepfen versorgt, die Interessen der eigenen Bevoelkerung und die Wahrung des Grundgesetzes verteidigt.
…Sie sollten sich von der Propagandapresse nicht immer weiter ins Bockhorn jagen lassen
…und -Deutschland zuerst-, das muessste auch fuer Sie die Maxime sein, so wie es auch alle anderen klar denkenden Menschen auf dem Globus fuer ihr eigenes Land tun, wenn sie denn nicht gerade mit dicken Schecks oder Posten „eingekauft“ wurden
Die deutschen Wähler sind einfach lernresistent. Die Altparteien können sch**** bauen wie sie wollen. Die werden danach weiterhin gewählt !!
„Freiheit und Recht sind nicht in Deutschland daheim, sie müssen immer wieder importiert werden, in kleinen Dosen und widerstrebend.“
Lieber Herr Goergen, meinen Sie nicht auch, dass diese Importaufgabe sofort an die EU delegiert werden würde?
Alle Fanclubs des FC Bayern würden zu Ortsverbänden der CSU ernannt und schon stünde sie, die bundesweit wählbare Lederhosenbrigade. Sonst hat er ja nicht viel Personal, der Herr Söder. Jeder Gedanke an eine bundesweite CSU ist in der Tat absurd.
Bauchlandung, Söder ist nicht vor Macron als Bettvorleger gelandet, jetzt liegt er zu Füßen des tricky Laschet.
Armes Deutschland, völlig wurscht ob Laschet oder BAERBOCK Außenmister*IN wird, die BRD wird in der Bedeutunglosigkeit enden….
Noch ist die letzte Messe nicht gelesen.
So ist es. Das „Nie wieder“ ist von den Deutschen, wenn überhaupt, falsch verstanden worden.
Ich habe vor kurzem das Buch „The Pursuit of the Millennium: Revolutionary Millenarians and Mystical Anarchists of the Middle Ages“ von Norman Cohn für mich entdeckt.Der Mensch ist zentralnervös offensichtlich noch nicht viel weiter gekommen. Die Natur. Es bringt nichts, ihm das vorzuwerfen.
Ich weiß nicht, woher der Glaube kommt, dass die CSU irgendetwas besser machen würde oder besser gemacht hätte. Die CSU ist genauso inhaltsleer wie die CDU. Die Mitglieder sind überaltert und zu einem Söderwahlverein verkommen. Wer das nicht glaubt, der muss sich nur die Kompetenztruppe (Bär, Scheuer, Seehofer und Müller) im Bund anschauen. Etwas Besseres ist einfach nicht da. In Bayern sieht es auch nicht viel anders aus. Ob Digitalisierung, Corona oder Schulunterricht nur Pleiten, Pech und Pannen. Söder dreht sich politisch schneller als ein getunter Zweitakter. Wer auf die CSU bundesweit hofft, kann die Hoffnung ruhig fahren lassen. Spannend wird nur sein, zu welchen Rundumschlag Söder ausholt, um der Union den Rest zu geben.
Alle Politiker der „dazugehörigen“ Parteien (Union,SPD, FDP, GRÜNE) segeln auf dem gleichen Ticket. Da ist egal wer formal Kanzler ist. Da geht es nur um stilistische Minimaldistinktionen.
…bitte was sind das denn, die „stilisitischen Minimaldistinktionen“?
…ist bei diesem sprachlichen Ausflug eventuell ein Herrr Oberstudienrat am Werke?
…und keiner versteht ihn, leider!
Es ist ziemlich gleichgültig, ob Laschet oder Baerbock Kanzler wird. Die Politik der beiden wird zum Verwechseln ähnlich sein. Um Nuancen anders wäre vielleicht eine Politik mit Baebock/Scholz an der Spitze als mit Baerbock/Laschet oder umgekehrt aber nicht sehr.
Wichtig für die nächste Legislatur ist nicht mehr die Kanzlerschaft, diese Sache ist gegessen, sondern ob eine starke Opposition, die diesen Namen verdient, als Widerpart vorhanden ist oder nicht.
Was historische Vorgänge anbetrifft, werden Herr Goergen und ich wahrscheinlich nie einer Meinung sein, im Gegensatz zum aktuellen Geschehen. Was macht die CSU unverwechselbar außer bayernspezifisch zu sein? Seehofer ist eingenordet worden, Söder ist nicht kantig. Ich habe in den Achtzigern überhebliche niederbayrische Duodezgrößen erlebt, und mir kommt manchmal das Gefühl, sie hätten den Laden übernommen (einer protzte rum, dass er das Recht ius primae nocti immer habe, und die Mädchen im Ort hatten Angst vor ihm). Die FPÖ war übrigens mal die Schwesterpartei der FDP, aber das ist so lange her, da war Fritz Peter noch Clubobmann, und sie ist immer nationaler als die FDP gewesen. Die CSU kommt mir manchmal vor wie eine Frau, die angesichts traditioneller bayrischer Tracht die Nase rümpft, um anschließend in ein modisches Mini-Dirndl zu steigen und sich dann für die perfekte Oberbayerin zu halten.
Zustimmung mit der Anschlussfrage : Was ist, wenn da nichts, was nicht sein kann, oder realistischer gar das „noch Falschere“ ( Schlimmere, Totalitaerere) importiert wird. Von China kommen bekanntlich nicht Demokratie, Freiheit und Recht und von den Muslimbruedern wuerde ich es auch nicht erwarten. Und wenn man sich den „Westen“ so anschaut, fehlt es schon an Phantasie, sich hier einen entsprechenden Import vorzustellen, zumal der Blick unserer Machthaber und ihrer (medialen) Elite eher nach Osten oder Sueden geht, es sei denn der muede Joe oder Frau Harris machen die USA nach Trump wieder nachahmenswert, was sicher nicht ausgeschlossen ist. Von Innen kommt nichts, von Aussen kommt Vieles, was man sich nicht vorstellen moechte, ganz sicher aber nicht die liberale Demokratie und das Recht.
Für die Renaissance einer konservativen Partei bräuchte es mehr Verstand bei den Wählern. Das ist ohne Großereignis wie einer galoppierenden Inflation nicht zu erwarten. Frankreich, Schweden oder USA sind auch nicht anders.
Wo wäre wohl eine seinerzeit bundesweit angetretene und im Weiteren national etablierte CSU heutzutage verortet? Nachdem der größte Teil der Republik nach links gerutscht ist, wahrscheinlich in der Mitte.
Interessanter ist die Frage, was aus der FDP geworden wäre, wenn z.B. Möllemann sie nach rechts gerückt hätte. Wenn ich mir anschaue, wie viele Menschen inzwischen aus Verzweiflung über das restliche Angebot doch wieder pro FDP sind, dann wohl recht viel.
Am interessantesten ist jedoch die Gegenwart: Befreite sich die heutige FDP von ihrer linksgrünen Tendenz und stellte sich z.B. wie die dänischen Sozialdemokraten auf, so würde sie erhebliche Anteile der gewaltigen Nichtwählermenge sowie von CDU und AfD gewinnen. Sie würde schnell bei 20 % liegen. Was hindert sie eigentlich daran?
Lindner, der die FDP eher wie ein schickes Start-up sieht und gerne an die neue digitale Bourgeoisie andockt.
Es wird wohl weder eine CDU in Bayern noch eine CSU im Bund geben, obwohl in der CSU jetzt nachgedacht wird darüber, eine virtuelle bundesweite online Mitgliedschaft für Nichtbayern anzubieten. Der Frust steckt tief, dass ein CSU-Mann trotz devotester Bücklinge vor der Kanzlerin keine Chance hatte, Kandidat zu werden und sollte es auch die Kanzlerschaft der Gesamtunion kosten und die Wahl im Sep. verloren gehen. Was die CSU vielleicht für die Zukunft erreicht, ist ein Unionskonvent unter Beteiligung der CSU, der künftige Kandidaten bestimmt, ob nun basisdemokratisch – alle stimmberechtigten Mitglieder beider Parteien- oder funktionärsbasiert.
So wie sich die Lage präsentiert, ist sie hochgradig unbefriedigend für die CSU. Söder hat eine Schlappe erlitten nicht nur national sondern auch was seinen internationalen Ruf angeht als starker Politiker, der auch im Ausland von Moskau bis Bejing wahrgenomen werden will. Verlierer werden bemitleidet aber nicht respektiert.
Der Zeitgeist blies blau und heraus kam der Terreur, er blies rot und heraus kam Holodomor, er blies braun und heraus kam die Shoah. Nun bläst er grün, übrigens auch die Farbe des Propheten, was wohl diesmal herauskommt? Ich meine eine Steigerung dessen, was schon Mal war.
Eine CSU wie sie Mal schien, konservativ, wäre durchaus eine Alternative, da hätten die Bayern aber keinen machtgeilen Franken an die Spitze wählen sollen. Heute ist sie Teil des grüngefärbten Zeitgeistes, wie cdU, sPd und fdP.
So bleiben Die Linke (rot) oder die AfD (blau): Ob es diesmal auch mit ihnen endet „wie damals“?