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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wir brauchen eine Debatte um Patriotismus

17.10.2017

| Lesedauer: 6 Minuten
Spätestens seit nicht einmal mehr in den Programmen der Parteien selbstverständliche Begriffe wie Deutscher, Volk oder Nation vorkommen, zeigt sich, dass die Gesellschaft ein Problem hat. Höchste Zeit, wieder Halt zu geben – etwa durch gesunden Patriotismus.

Die großen Debatten im dahinplätschernden Bundestagswahlkampf bleiben aus. Brisante Themen wie die Zukunft des Euro, die Zukunft der deutschen Automobilindustrie oder die Kosten der Energiewende werden von den Regierenden und der sog. Opposition in der Hoffnung marginalisiert, dass man ab 2018 wieder am Volk vorbei machen wird, was man will, und dass das Volk dies bis zur Bundestagswahl 2021 vergessen hat. Man ist sich ja in (fast) allem einig. Sogar die Grünen wollen plötzlich mehr Polizei. Und die höchstbrisante Frage des zu Hundertausenden anstehenden Familiennachzugs wird diskutiert, als befände man sich in einem verwaltungsrechtlichen Proseminar. Der Wahlkampf hat den „Gähn“-Modus erreicht.

Dabei sollte es am 24. September doch um nichts weniger als um Deutschlands Zukunft gehen. Warum also keine Debatte um Nation und Patriotismus? Weil man lieber auf Non- oder gar Negativ-Identität macht? Weil sich alle – auch die sog. bürgerlichen Parteien – aufschwätzen haben lassen, dass Deutschland, Nation, Volk, Patriotismus igittigitt sind? Dass übrigens ständig von einer Rechtsverschiebung der Republik schwadroniert wird, ist wohl eher ein Beleg für deren nationalallergische Linksverschiebung.

Zur Befeuerung einer überfälligen Debatte mal ein paar Gedanken zu einem aufgeklärten Patriotismus!

1.
Patriotismus ist der natürliche Feind des Nationalismus. Beides lässt sich klar voneinander scheiden: Nationalismus ist Hass auf andere, ist irrationales Freund-Feind-Denken; Patriotismus ist Liebe zum eigenen Land und dessen Geschichte, zum Vaterland, zur Heimat – ohne Überheblichkeit, ohne „Hurra“, ohne Taumel, ohne Völkisches, ohne Deutschtümelei. Hier gilt unvermindert Hannah Arendts Urteil: Der Nationalsozialismus habe zwölf schreckliche Jahre hervorgebracht, aber deutsche Geschichte habe nicht zwölf, sondern bislang 1200 Jahre gedauert. Der Nationalsozialismus sei eben „nicht die Vollendung deutscher Tradition, sondern der totale Ausstieg aus ihr“ gewesen.

2.
Aufgeklärter Patriotismus hat mit kultureller Identität zu tun. Nation ist gemeinsames Gedächtnis und Verantwortungsgemeinschaft – auch gegenüber der eigenen Geschichte. Ohne nationale, kulturelle und sprachliche Identität und Tradition verschwindet die Geschichte, ohne diese Identität wird ein Volk geschichts-, herkunfts- und gesichtslos. Ein Gemeinwesen aber ohne Tradition wäre eine Verweigerung von Identität. „Ich schäme mich der Indifferenz, mit welcher Deutsche ihren spezifischen Beitrag zur Weltzivilisation behandeln“, hat Adolf Muschg zu dieser Frage gesagt. Zukunft ist eben auch Herkunft. Das sei bewusst auch mit Blick auf die großen Deutschen gesagt: Goethe, Schiller, Kant, Hegel, Nietzsche, Einstein, auch Mozart (er sprach ja von seinem „deutschen Vatterland“). (Theodor Heuss war übrigens einer der Herausgeber der fünf Bände „Die großen Deutschen“. Ob es für eine solche Sammlung heute wohl noch einen Verlag gäbe?)

3.
Aufgeklärter Patriotismus hat außer mit der Liebe zum Vaterland mit der Liebe zur Muttersprache zu tun. Demgegenüber ist es erstaunlich, mit welcher Gleichgültigkeit die Deutschen mit ihrer Sprache umgehen: Die deutsche Sprache ersäuft in Anglizismen. Die deutsche Sprache ist als Wissenschaftssprache „out“. Die deutsche Sprache hat in der EU nur eine nachgeordnete Bedeutung, wiewohl sie die am weitesten verbreitete Muttersprache in der EU ist – dies zumal nach dem Brexit! Zugleich fragt man sich: Warum haben es unsere verfassunggebenden Organe immer noch nicht geschafft, die deutsche Sprache als Sprache der Bundesrepublik in das Grundgesetz zu schreiben. Ein CDU-Parteitag (Essen 2008) hat sich dies mit großer Mehrheit gewünscht; der CDU-Vorsitzenden war ein solcher Parteitagsauftrag wieder mal egal.

4.
Aufgeklärter Patriotismus hat als Kehrseite der Medaille Globalisierung mit Bindung nach innen, mit Wir-Gefühl und mit Geborgenheit zu tun. Denn: „Allein die Nation kann die innere Bereitschaft der Menschen wecken, sich solidarisch und selbstlos für das Gemeinwesen einzusetzen“ (Max Weber). Mit Sozialstaatspatriotismus hat das nichts zu tun, weil es bei letzterem um materialistisch geprägte Egoismen geht. Der jüdisch-deutsche Soziologe und Philosoph Norbert Elias hat es kaum anders gesagt: Ein Land braucht „den Zement des Empfindens einer gemeinsamen Identität“. Der Mensch braucht wegen seiner „informationellen Unzulänglichkeit“ Heimat. Der 1977 aus der DDR ausgewiesene Dichter Reiner Kunze sprach dies am Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 2004 ähnlich aus: „Es ist Barbarismus, dem eigenen Land und dem eigenen Volk die Liebe zu entziehen.“ Mit anderen Worten: Je internationaler die Welt, desto notwendiger patriotische Gefühle.

5.
Aufgeklärter Patriotismus hat mit innerem Frieden und Berechenbarkeit zu tun. Was für zwischenmenschliche Beziehungen gilt, das gilt auch für internationale: Wer sich selbst nicht ausstehen kann, der ist selbst für andere unausstehlich. Wer sich selbst nicht traut, der schafft sogar bei anderen Misstrauen. Und: Welcher Migrant lässt sich schon gerne in ein Land integrieren, das sich selbst nicht ausstehen kann? Die türkischstämmige Journalistin Mely Kiyak ist dieser Auffassung: „Wie sollen sich die Eingewanderten mit Deutschland, seiner Kultur, seinem Lebensgefühl identifizieren, wenn es die Deutschen selbst nicht können.“ Der Ehrenpräsident des „American Jewish Committee“, Theodore Ellenoff, sagte es am 20. Oktober 1993 ähnlich: Wenn eine ganze Nation die Liebe zum eigenen Land verschmäht, dann wird eine solche Nation sich selbst und der internationalen Gemeinschaft zum Problem.

6.
Aufgeklärter Patriotismus hat mit Offenheit und Toleranz zu tun. Aufgeklärter Patriotismus hat gewiss auch mit Bindung nach außen zu tun. In diesem Sinne gehören Nation und Europa zusammen; es sind dies zwei Seiten ein und derselben Medaille. Eine Betrachtung Deutschlands ohne Europa wäre eine Verengung. Offenheit und Toleranz (Deutschlands und Europas) müssen jedoch ihre Grenzen dort haben, wo es um die freiheitlichen und rechtsstaatlichen Fundamente geht. Konkret: Eine schleichende Islamisierung ganzer Wohngegenden darf nicht mit dem naiven Argument der „Bereicherung“ geduldet werden. Für den Holocaust-Überlebenden Ralph Giordano wäre dies „deutsche Duckmäuserei.“ Patriotismus hat aber auch damit zu tun, dass sich Identität bei aller Offenheit für anderes und andere eben durch ideelle und reale Grenzziehungen definiert. Denken wir dabei an das kleine Land und Volk der Ungarn. Dieses immer wieder bedrohte Volk weiß seit über einem Jahrtausend, was Grenzen bedeuten. (Übrigens zum Nutzen Deutschlands!) Zudem sind im Ernstfall nur intakte Nationalstaaten handlungsfähig. Nur Nationalstaaten können Rechtsstaatlichkeit garantieren. Nicht hypertrophierte Bürokratiemonster. Ein Mantra von „europäischen Lösungen“ ist in vielen Bereichen Makulatur. Patriotismus ist auch nicht ersetzbar durch „one-world“-Visionen. Ein „global village“ ist allenfalls Medienrealität und im günstigen Fall subjektive Befindlichkeit in der Champagner-Etage und in der Business-Lounge.

7.
Auch aufgeklärter Patriotismus hat mit „Volk“ zu tun. Linke oder halblinke Parteien, also fast alle, möchten den Begriff „Volk“ indes am liebsten ausmerzen. Für sie gibt es zwar ein Volk der Palästinenser, aber kein Volk der Deutschen. Üblicherweise sprechen sie nur von „Bevölkerung“. Ganz schlaue wollten sogar die Inschrift im Giebel des Reichstages „DEM DEUTSCHEN VOLKE“ umbenennen in „DER BEVÖLKERUNG“. Eine Bundeskanzlerin Merkel definiert „Volk“ aktuell so: „Das Volk ist jeder, der in diesem Lande lebt.“ (Merkel bei der Landesversammlung der CDU vom 25. Februar 2017 in Stralsund.) Der renommierte Freiburger Staatsrechtler Dietrich Murswiek hat dagegen eindeutig nachgewiesen, dass das Grundgesetz ein Staatsvolk voraussetzt. Seine Kernaussage ist: „Das Volk ist das Subjekt der Demokratie“. Murswiek weiter: Eine Bundesregierung allein sei „nicht berechtigt, die Identität des Volkes, das sie repräsentiert und dessen Wohl zu wahren sie geschworen hat, einwanderungspolitisch aufzulösen“. Dem stehe das Grundgesetz als „nationalstaatliche Verfassung“ entgegen. Dem steht auch der Amtseid zum Beispiel der Kanzlerin entgegen: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

8.
Ein aufgeklärter Patriotismus braucht kein Hinausposaunen. Vielmehr gehört zu ihm eine gewisse Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit. Mit einem unaufgeregten Patriotismus verhält es sich wie mit einem Skelett. Man braucht es, aber man muss nicht ständig die Knochen zählen. George Bernard Shaw hatte diesen Gedanken bereits: „Eine gesunde Nation ist sich ihrer Nationalität so wenig bewusst wie ein gesunder Mensch seiner Knochen.“ Mit anderen Worten: Wer ständig an seine Knochen denkt und danach forscht, ob sie ihn nicht schmerzen, ist ein Hypochonder. Aber auch ein aufgeklärter Patriotismus braucht aus emotionalen Gründen Symbole und Zeremonien: die schwarz-rot-goldene Fahne (die sich ein Ende 2013 wahlsiegender CDU-Generalsekretär schon auch mal von seiner Parteichefin aus der Hand reißen lassen musste); die Nationalhymne, die dritte Strophe des Deutschlandliedes gehören dazu. Die Nationalhymne übrigens allein schon deshalb, weil es in ihrem Namen zur friedlichen Revolution in der DDR kam und weil es eine friedliche Nationalhymne ist. In ihr fließt kein Blut, wie das etwa in den Nationalhymnen der Franzosen, der Italiener, der Niederländer und der Polen der Fall ist.

9.
Patriotismus ist mehr als Verfassungspatriotismus. Es greift zu kurz zu glauben, Patriotismus könne auf Verfassungspatriotismus reduziert werden. Gewiss haben wir Grund, auf bald sieben Jahrzehnte Demokratie und Grundgesetz stolz zu sein. Aber ein bloßer Verfassungspatriotismus bleibt ein Notbehelf. Denn Verfassungspatriotismus (ein Begriff, der 1959 erstmals von Dolf Sternberger verwendet wurde) erfasst nur das bloß rationale Bekenntnis zu einem Rechtssystem. Damit aber sind keine emotionalen Bindungen gestiftet. Nur Verfassungspatriotismus, das wäre so, wie wenn man das Fußballspiel nur wegen seiner klugen Regeln mögen dürfte.

10.
Ein aufgeklärter, unaufgeregter Patriotismus ist die wirksamste Haltung, um extremistische und fundamentalistische Rattenfänger abzublocken. Wir brauchen also gesellschaftliche und politische Kräfte, die für einen aufgeklärten, toleranten und weltoffenen Patriotismus eintreten. Und die sich für eine Leitkultur aussprechen. Ein patriotisches Bekenntnis, ein Bekenntnis zu einer Leitkultur wäre im übrigen auch ein Bollwerk dagegen, dass unser Land in Parallelgesellschaften auseinanderdriftet.

11.
In der Frage von Patriotismus geht es um Identität – individuelle und kollektive. Beide Identitäten schöpfen sich aus mehreren konzentrischen Identitätskreisen. Der Kern von Identität ist diejenige, die sich aus der – als Institut und als Keimzelle eines Gemeinwesens mittlerweile von Linken in Frage gestellten – Familie schöpft. Darum herum folgt als erster und nächster konzentrischer Kreis die Heimat, dann die Nation, dann Europa, dann ggf. ein Weltbürgertum. Ein Volk aber, das meint, es könnte aus dem Identitätskreis der Familie sofort in eine „global-village“-Identität springen, hinterlässt nur geistige und mentale Obdachlosigkeit.


Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop.

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40 Kommentare

  1. Ich gehe davon aus, dass Sie nicht in der FdJ eine Führungsrolle spielten
    und parallel noch als IM gearbeitet haben.
    Wer dies, wie Frau Merkel tat, war bestimmt kein Dissident.
    Sie nutzte schon damals ihre politischen Machtkalküle.
    Dies zur Klarstellung. Deshalb sehe ich Vera Lengsfeld und viele Dissidenten in einem gänzlich anderen Kontext.

  2. Nimmt man einem Volk den gesunden Patriotismus, so wird es zuerst einige, dann aber immer mehr geben, die zum Nationalismus übergehen. Denn wenn man seine Heimat nicht lieben darf, dann hasst man irgendwann die Heimat der anderen, einfach um einen Unterschied zwischen seiner Heimat, seinem Volk und dem der anderen herzustellen. Das ist eine relativ normale Reaktion. Es kann mir kein Mensch erzählen, dass das den Verantwortlichen nicht bekannt ist. Somit stellt sich mir natürlich die Frage, ob man den Nationalismus wieder erwecken will?

  3. Zu spät.

    Wir müssen über Patriotismus nicht mehr reden. Deutschland ist bereits gestorben und nichts wird das mehr ändern.

    Um die demographische Entwicklung umzukehren, müßte man Maßnahmen ergreifen, die nicht mal von der Afd gefordert werden.

    * Steuerfreiheit für deutsche Eltern.
    * Bevorzugung deutscher Kinder und Ihrer Eltern in allen Lebensbereichen, um die Geburtenrate drastisch zu erhöhen.
    * Null Zuzug.
    * Abschiebung von Millionen.

    Bevor hier jemand Schnappatmung bekommt, ein Nazi-Disclaimer:
    Ich fordere diese Maßnahmen nicht.

    Wenn ich unter Deutschen diejenigen verstehe, die nach dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesesetz von 1913 (jus sanguinis) Deutsche sind, dann ist das Abstammungsprinzip maßgebend, nicht das jus solis, wie in den USA.

    Bei dieser Betrachtungsweise ist der eingebürgerte Türke immer noch Türke und kein Deutscher, unabhängig davon, ob er einen deutschen Paß hat.

    Laut Statistischem Bundesamt sind nur noch 66 Millionen Einwohner Deutsche ohne „MiHuGru“ (Migrationshintergrund), bei einer Gesamtwohnbevölkerung von 82,5 Millionen.

    Die absoluten Zahlen sind gar nicht entscheidend, wichtig sind die demographischen Kennzahlen. Wie hoch ist die Nettoreproduktionsrate der Deutschen im Sinne des alten Staatsangehörigkeitsrechts im Vergleich zu den Nettoreproduktionsraten der Zuzügler?

    Wem das zu theoretisch ist, der informieren sich über die Zusammensetzung der Klassen in den Grundschulen.

    Im Kreis Herford (bei Bielefeld, nördliches NRW) meldete die sich im SPD-Eigentum befindende Tageszeitung „Neue Westfälische“ einen Ausländeranteil von knapp unter 70 % aller eingeschulten Kinder für 2017.

    Auch ohne die jetzige politische Entwicklung ließe sich das nur durch eine harte Poltik ändern, zu der niemand, außer vielleicht der NPD, bereit ist.

    Und nein, ich bin kein Verschwörungstheoretiker und Höcke-Fan. So hat zum Beispiel der Landesverband der CDU Sachsen vor einigen Jahren in einer Publikation geschrieben, Mitte bis Ende der 2030er Jahre werden die richtigen Deutschen (jus sanguinis), nicht die Paßdeutschen (jus solis) zur rechnerischen Minderheit im eigenen Land.

    Damit sind Patriotismus und Bewahrung der kulturellen Identität eine Schimäre.

    Alle unter 55 bis 60 Jährigen werden meines Erachtens gegen Ende ihres Lebens in einem Land leben, in der das Deutsche nicht mehr prägend ist, sondern langsam verblaßt.

    Ich vergleiche das mit den Vertriebenen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches. Sie hatten die Hoffnung auf eine Wiederkehr in ihre alte Heimat. Es gab ein Vertriebenenministerium in Bonn und keine Partei wollte auf Pommern, Schlesien und Ostpreußen verzichten, nicht mal die SPD.

    Die Jahre zogen ins Land, die Erlebnisgeneration, die die Ostgebiete noch selbst als Erwachsene erlebt hatte, wurde erst alt, dann dement und schließlich starben sie. Ihre Kinder kannten nur noch die Erzählungen aus alter Zeit.

    Wer hatte damit im Sommer 1941 oder 1942, als die Front weit im Osten verlief, gerechnet?

    Niemand. Und doch endete 1945 eine fast 800 Jahre alte Geschichte.

    Ich habe das Buch „Finis Germaniae“ von Sieferle nicht gelesen, aber der Titel stimmt. Wir sind eine sterbende Kultur.

  4. Herr Kraus, die Deutschen sollten den Ungarn wirklich „dankbar“ sein, jedoch aus einem anderen Grund.

    Denn vor über 1000 Jahren waren es die Ur-Magyaren die plündernd durch teutsche Landen zogen und erst durch eine gemeinsame Kraftanstrengung der deutschen Stämme gestoppt werden konnten.

    Kurzum – erst ein effektiver Grenzschutz hat eine deutsche Staatlichkeit begründen können.

    Inzwischen sind die Ungarn christlich und sesshaft geworden und höchstens noch für „Brüsseler Großmachtphantasien“ eine echte Bedrohung.

    Bei den Deutschen kann der Befund (leider) nicht so eindeutig und harmlos ausfallen.

    Vor allem die deutsche Staatsführung hat Ungarn an den moralischen Pranger gestellt und den Schutz von Landesgrenzen als unmöglichen Akt konterkariert.

  5. Leider sind es gerade Politik und Medien, die den Unterschied zwischen Nationalismus und Patriotismus nicht kennen oder lernen wollten. Der Bürger an sich, weiss das schon zu unterscheiden, sonst hätten die 12% sicher NPD statt AfD gewählt. Nur aus reinem Kalkül heraus, propagiert die Einheitspartei etwas Anderes, da es nur darum geht die AfD zu diffamieren um von den eigenen Schweinereien und Werteverlust abzulenken. Durch staatlichen links-grünen Bildungsunfug und die Meinungsdiktatur des Mainstreams wurde der Patriotismus in Deutschland total abgeschafft. Jetzt kommt der mit Angst, Nazikeule und Dauerschuld „Unterdrückte“ aber wieder langsam hervor und das macht dem Establishment Angst, was man daran erkennt, dass dieser in einer Art und Weise um sich schlägt wie ein geistesgestörter Irrer.

  6. „Wenn sich die Welt zerstört, so fängt es so an:
    Menschen werden zuerst treulos gegen die Heimat,
    treulos gegen die Vorfahren,
    treulos gegen das Vaterland.
    Sie werden dann treulos gegen die guten Sitten, gegen den Nächsten, gegen das Weib und gegen das Kind“.

    Peter Rosegger
    (1843 – 1918)

    Staatsbürgerliche Vernunft muss nicht immer von der Mehrheit getragen werden. Gerade wenn sich ein Kartell aus etablierten Politikern und etablierten Medienmachern dazu verabredet, dass bestimmte Problemfelder tabu zu sein haben, dann schwimmt die Gesellschaft eine ganze Weile auf einer unglaublichen Welle der Verdrängung und Selbsttäuschung, und jeder harmoniebedürftige Bürger ist zunächst einmal sehr zufrieden. Diese Illusion hat aber mit Sicherheit ein Verfallsdatum. Die Dinge laufen heute schon recht gut sichtbar aus dem Ruder, aber eben scheinbar noch nicht drastisch genug, dass eine träge Mehrheit erwachen würde. Der Tag wird zwangsläufig kommen.
    Eine spannende Frage ist:
    5 vor 12.00h oder 20 nach 12.00h!

  7. Die DDR-Hymne habe ich mir als Wessine soeben zum ersten Mal angehört und schließe mich spontan Ihrer Meinung an. Schon immer fand ich den bräsigen Duktus der westdeutsche Hymne bestenfalls zum Einschlafen und schlimmstenfalls depressiv stimmend. Die Franzosen habe ich immer um ihre Marseillaise beneidet und die ostdeutsche Hymne hat was in der Richtung.

    Wenn es uns gelungen ist, unser Vaterland von Merkelianismus und dessen Folgen zu befreien, passt ja sogar der Titel der schönen Osthymne und den Text finde ich auch gut.

  8. Da sagen Sie was wahres! Das ist der Unterschied zwischen einem Einwanderungsland und einem Land, das nach seinem Selbstverständnis bezüglich seines Saatsvolkes schon weitgehend „komplett“ ist.
    Das Einwanderungsland ist das Land der „Neudazugekommenem“. Das Nichteinwanderungsland ist das Land der „schon lange dort Lebenden“. Beim Einwanderungsland ist die Kultur im Fluss, wird über Mehrheitsverhältnisse definiert, die sich ändern können. Ja wir sind zu einem Einwanderungsland in den letzten 50 Jahren gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung gemacht worden. Nun beginnen sogar schon die Kämpfe um die kulturelle Vorherrschaft und bei den gesetzlichen Feiertagen geht es schon regelrecht an die Substanz. Das ist schon kein „Geschehen lassen“ der kulturellen Überformung sondern ein aktives Gestalten, eine bewusste Neuausrichtung oder Anpassung an die Dynamik der Einwanderung. Irgendwann wird es so kommen, dass Ostern, Pfingten und Weihnachten zugunsten von Opferfest um Ramadan gestrichen werden. Ich glaube viele Deutsche, die jetzt noch glauben es ist ja nett wenn man mal hin und wieder durch die Feiertage bezahlt frei hat, aber sonst haben sie mit dem ganzen „Kirchenkram“ ja eh nichts am Hut, ermessen gar nicht was das kukturell für ein Verlust wäre! Schluss mit geschmückten Innenstädten in der Weihnachtszeit, Schluss mit Weihnachsmärkten,Gänsebraten, Laternenumzügen, Ostereiersuchen. Stattdessen Schächten und tagsüber wochenlang nichts essen und trinken? Na dann!

  9. Sie verbreiten negative Energie. Lassen Sie das. Konstruktiv ist es nicht. Und Sie wollen doch konstruktiv sein?

  10. Liebe Daniela, sehr gute Antwort und Kommentar, die Worte von Herrn Kraus brauchen wir jeden Tag, um nicht in Unbedeutenheit zu versinken…

  11. Linke Utopisten wollen, dass die Völker verschwinden und an deren Stelle eine „Menschheit“ mit einheitlicher Weltkultur tritt. Deshalb betreiben sie die Auflösung des deutschen Volks. Sie gehen davon aus, dass die anderen Völker danach dem deutschen Vorbild folgen werden. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass es so nicht kommen wird. Wenn das deutsche Volk kein Volk mehr sein will, wird es durch ein anderes Volk ersetzt werden.

  12. Das ist doch immer noch so. Sport ist ein Ersatzventil, hier darf sich deutscher Patriotismus austoben. Sogar in den Medien: der Patriotismus der Fußballreporter, die selbst das schlechteste Spiel über den grünen Klee loben, ist fast schon peinlich. Aber das ist eine Nische, die möglicherweise bewußt angelegt wurde, damit man in allen anderen Zusammenhängen brav die Klappe hält.

    • Bitte nicht vergessen, es ist die „Mannschaft“ und nicht mehr unsere deutsche Nationalmannschaft. Worte prägen das Denken und das soll uns abgewöhnt werden was bei vielen schon Erfolge zeigt. Schönen Mittwoch.

  13. Was den gesunden Patriotismus angeht, gehört Deutschland auf die Couch eines Psychologen, denn wir scheinen kollektiv an einer Wahrnehmungsstörung durch ein nicht aufgearbeitetes Trauma (2. WKzu + Natzizeit) zu leiden.
    Auch Norddeutschland hat seine spezifische und ganz eigene Kultur, die ich erhaltenswert finde.
    Das Problem ist glaube ich, dass die traditionelle Kultur in Norddeutschland von Landwirtschaft, Fischerei und Handwerk geprägt ist. Das „hippste“ ist vielleicht noch die Hanse. Es ist somit irgendwo die Kultur der „kleinen Leute“, deren Leben von harter Arbeit geprägt war. Viele Leute wollen heute cosmopolitisch sein. Da passt die Kultur der „einfachen Lebensart“, wie es sie übrigens auch in den skandinavischen Ländern gibt, nicht so recht dazu. Es geht in dieser Kultur daher nicht primär um die ganz große Geschichte, um Welteroberung und große Taten der Altvorderen, sondern oft um ganz einfache Dinge der Alltags, darum das Beste aus bescheidenen finanziellen Mitteln zu machen. Das findet die heutige konsumorientierte Wirtschaft glaube ich nicht so gut. Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich die Niederdeutsche Sprache, die in zwei Generationen praktisch ausgestorben sein wird, weil heute praktisch fast kein Kind in Norddeutschland mehr aktiver Sprecher ist. Ich studiere Lehramt mit dem Unterrichtsfach Deutsch. Da ich noch Platt snacken kann belege gerade einen Kurs an der Uni um demnächst Unterricht in Niederdeutscher Sprache an der Schule anbieten zu können. Diese Fähigkeit ist heute rar gesäht. Die Niederdeutsche Sprache ist dem Altsächsisch, also der Sprache des Germanenstammes der Sachsen, noch sehr nahe. Es ist eine Mutter des Englischen, da die Sachsen von der Oberelbe sich bis nach England (z.B. Wessex=Westsachsen) ausgebreitet haben und ihre Sprache dort großen Einfluss auf die Entstehung des Englischen genommen hat. Heute ist Englisch die Weltsprache und das Niederdeutsche ist im Begriff auszusterben.
    Es wäre doch schade wenn diese drollige, liebenswerte Sprache durch die sich die norddeutsche Lebensart wunderbar ausdrücken lässt, demnächst ausstürbe. Die spezifische norddeutsche Lebensart, das Lebensgefühl, der trockene, manchmal derbe norddeutsche Humor, all das hängt ganz eng an der regionalen Sprache mit dran. Für mich bedeutet Traditionspflege und Patriotismus auch, meinen bescheidenen Beitrag für den Erhalt dieser Sprache zu leisten. Ich finde es im übrigen super, dass die Bayern sich ihren bayrischen Dialekt nicht haben aberziehe lassen. Moden kommen und gehen. Das ist alles heute nicht mehr selbstverständlich und muss gepflegt werden.

    • Wenn Sie Deutsch unterrichten wollen: „säen“ schreibt sich ohne h.

      • Danke für den Hinweis. Ich habe bestimmt noch mehr Rechtschreibfehler in den Text reingehauen. Wer selber nie Tippfehler bei Kommentaren macht werfe den ersten Stein.

  14. Die Psychopathologie der Patriotismus-Aversion lässt sich gut in dem Buch „Spiele der Erwachsenen – Psychologie der menschlichen Beziehungen“ von Eric Berne nachvollziehen.

    Offensichtlich neigt eine nicht kleine Anzahl von Menschen dazu, Schuldvorwürfe, und seien sie noch so abwegig (wer von den heute noch Lebenden kann 72 Jahre nach dem Ende des Hitler-Regimes „Schuld“ daran haben? Die das Regime tatsächlich noch erlebt haben, waren damals Kinder!), durch Negation all dessen zu reagieren, was mit den Schuldvorwürfen konnotiert ist. Nicht weil es logisch ist oder weil es angebracht wäre, sondern weil es das eigene negative Gefühl der eingeredeten Schuld mindert.

    Deshalb ist der Vorwurf der Schuld am NS-Regime und den furchtbaren Folgen des Holocaust für viele so schwer zu ertragen. Und weil dies geschickt mit Patriotismus verknüpft wurde, wird eben auch dieser abgelehnt. Dass der Nationalsozialismus viel eher den übrigen Sozialismus-Ideologien verwandt ist, die ALLE Millionen von Menschen im Sinne ihrer Ideologie des besseren, ethnisch oder moralisch überlegenen Menschen ermordet haben, wird deshalb natürlich als NAZI-Sprech abgelehnt.

    Ja, der Patriotismus muss sich erst einmal vom Ruch der historischen Schuld befreien, obwohl ihm dieser Vorwurf ungerechtfertigt gemacht wurde.

    Eine offene und ehrliche Debatte darüber, da hat Herr Kraus völlig Recht, ist daher dringend notwendig, sonst ändert sich nämlich nichts.

    • Kulturmarxismus. Es ist Kulturmarxismus. Curtis Bowers, Jordan Peterson, et al.

  15. Sehr geehrter Herr Kraus,

    danke, dass Sie die Sprache ansprechen: „Die deutsche Sprache ersäuft in Anglizismen.“ Das ist wahr. Deutsch ist irgendwie altbacken und „uncool“ (Das gleiche gilt seltsamerweise aber auch für alle slawischen Sprachen).

    Warum nennen Töchter und Nichten, Söhne und Neffen zwischen 20 und 30 Jahren z.B. in Facebookeinträgen Ihre Mutter/Mama ganz selbstverständlich „Mom“ und ihren Vater/Papa „Dad oder Daddy“?
    Ich bekomme schlechte Laune, wenn ich sowas sehe.
    Wer hat denen das eingetrichtert?
    Und da muss man zwangsläufig auch an Ihre Zunft denken und Ihre mögliche Mitverantwortung, zumal als ehemaliger Präsident des (deutschen!) Lehrerverbandes. Oder liegt man da völlig falsch?

  16. In ihren Moderationsgrundsätzen scheinen mir die Massenmedien auch ein wenig Einfluß zu haben.

  17. Manchmal ist Sarkasmus eben unvermeidbar.
    Leicht abgeänderte Wiederholung eines früheren Kommentars:

    Wir sollten Deutschland in DASLAND umbenennen. DASLAND – DIE MANNSCHAFT – DER/DIE BALL So wird es eine abgerundete griffige Einheit für unsere Fußballfreundinnen und -freunde und man könnte sich das Geschiss um die Nationalhymne und darum, wer die mitsingt oder nicht, sparen. Die Bevölkerung (nicht das Volk wohlgemerkelt) sind die, die da sind: DIE DASIS. Das ist für jeden leicht fassbar, unkompliziert und fördert daher die Integration. Und die DASIS kann man auch nicht ausrotten oder „verdünnen“. Das ist unmöglich. …..

  18. Weil sie sich dann ganz toll fühlen können. Das ist Narzissmus auf Kosten der Gemeinschaft, der Höhepunkt einer Verwöhnungsunkultur.

  19. Es sei an den alten jüdischen Witz erinnert (hier abgewandelt):
    Ob ich nun stolz bin oder nicht, Deutscher bin ich sowieso. Da bin ich lieber gleich stolz.
    Na ja, stolz bin ich nicht, ist ja nicht meine Eigenleistung. Aber gerne bin ich Deutscher. Weil Leben immer ein „Trotz alledem“ ist. Ich bin in der DDR groß geworden und weiß Gott kein DDR-Freund. Aber die Nationalhymne hat eher zum Patriotismus angestiftet als unsere westdeutsche: Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt, lass uns Dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland.

    • #Johanna

      Das Gefühl, nur auf Leistung stolz sein zu können, ist leider sehr deutsch. Warum kann man nicht auf seine Heimat stolz sein, seine Familie, seine Vorfahren, die Errungenschaften des eigenen Volkes?

      Gerade diese Verengung auf die eigene Leistung führt m. E. dazu, dass viele glauben, sich nur über die Angebote von Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen und anderen Organisationen moralisch rechtfertigen und einen Selbstwert zumessen zu können.

  20. Ihre Worte sind Balsam auf meiner Patriotischen Seele Herr Kraus.
    Das sollten „unsere“ Politiker als Eid leisten müssen,zuwider Handlung wird unter strenge Strafe gestellt,dann wären wir auf einen Schlag das gesamte rote-linke-grüne Gesocks los,die Parlamente wären wieder das,wozu sie eigentlich dienen sollen : regieren zum wohle des Volkes und der Nation,aber nicht zur schleichenden Vernichtung unserer Heimat und seiner Bürger!

  21. Was wir wirklich brauchen: Patrioten! Und zwar jede Menge.

  22. »Geistige und mentale Obdachlosigkeit«: Das haben Sie so schön treffend formuliert, Herr Kraus, dass ich nun ganz melancholisch schlafen gehe.

    Nicht plausibel allerdings erscheint mir die Aussage, dass »ein patriotisches Bekenntnis, ein Bekenntnis zu einer Leitkultur … auch ein Bollwerk dagegen« sein kann, »dass unser Land in Parallelgesellschaften auseinanderdriftet.«

    Die Besiedler der Parallelgesellschaften haben sich doch in ihren Bollwerken verschanzt, um unsere Heimatliebe und Leitkultur unter Beschuss zu nehmen.

  23. Vielen Dank für diesen bewegenden und nachdenklich machenden Beitrag, Herr Kraus!
    Ich muss zugeben, dass mir die Bedeutung eines gesunden Patriotismus für das Funktionieren einer Nation bisher nicht so bewusst war. Nun sehe ich einiges klarer.

  24. Ein Statement, das in unserer heutigen Zeit dringend notwendig ist und welches noch vor wenigen Dekaden bspw. in der FAZ zu lesen gewesen wäre.
    Heute sind TE und Debattenbeiträge wie Ihrer, lieber Hr. Kraus, seltene Oasen inmitten einer (Medien-)Wüste, die keinen echten Diskurs mehr zulässt.
    .
    Wie ist übrigens Ihre Meinung zu den Vorkommnissen rund um die diesjährige Frankfurter Buchmesse?
    Passt eigentlich recht gut zum Thema Ihres heutigen Textes…

  25. Für diesen Artikel bekommen Sie sicherlich viel Zuspruch – leider nicht von mir. Deutscher Patriotismus ist stets von oben den deutschen Völkern aufoktroyiert worden, um uns gemeinsam ins Verderben zu schicken. Von Kaiser Wilhelm bis Hitler. Zur Begründung des „deutschen Volkes“ wurde sogar die Inschrift am Reichstag angebracht: „Dem Deutschen Volke“… rein instrumentell, um die deutschen Völker zu missbrauchen. Ein deutsches Volk gibt es nicht, so sehr sich die preußischen / österreichischen u.a.m. Potentaten der letzten 100+ Jahre das auch gewünscht haben. Wir brauchen ein Ende des deutschen Einheitsstaates, der nur Elend über uns und die Welt gebracht hat. Damit wieder ein gesunder sächsischer, pfälzischer etc. Patriotismus gedeihen kann…

    • Sie vertreten ja fast die Özoguzsche Theorie. Mit Verlaub, für mich ist das barer Unsinn. Lovis Corinth ist nicht „ausgewandert“, als er von Ostpreußen nach Bayern ging, und von vielen Geistesgrößen weiß man noch nicht einmal, was für ein Landsmann sie waren, außer daß sie eben „Deutscher“ waren.

    • Da ist was dran. Deutschland ist ursprünglich ein Vielvölker“staat“, der küstlich zu einem Nationalstaat hochgejazzt wurde. Dem entspricht immerhin auch unsere föderalistische Verfassung, auch wenn der Föderalismus immer mehr ein Papiertiger wird. Die deutschen Völker – das ist gut formuliert und könnte ein Modell für die Zukunft geben; denn kleine politische Einheiten sind flexibler und näher am Volk, also demokratischer.

    • Natürlich ist der Bretone immer zuerst Bretone und dann erst Franzose, der Engländer, Schotte oder Waliser zuerst auf seine Region stolz usw., aber dennoch eint dann immer der Nationalstolz als Franzose oder Brite. Der Weg in die von Ihnen beschriebene Kleinstaaterei zurück ist doch nun wirklich nicht praktikabel für eine Nation, man kann trotzdem zuerst Lokalpatriot sein. Die BRD ist nebenbei gesagt ja auch auch eine förderative Republik mehrerer Bundesländer, in denen normalerweise regionale Eigenheiten gelebt und auch regionalpatriotische Aspekte betont werden könnten, wenn vieles leider auch schon im politischen Alltag sehr in einen Berliner Zentralismus abgewandelt wurde. Dieses regionale Brauchtum gibt es ja weiterhin, auch wenn es in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich gepflegt und öffentlichkeitswirksam gemacht wird.

  26. Falsch, Herr Kraus,
    wir brauchen Patriotismus und keine Debatte darüber. Wir sollten ins Tun kommen statt beim Fordern zu verharren. Wie dieser Patriotismus konkret aussieht wissen wir sowieso.

    • Was sollen wir denn tun? Und wie sieht diese spezifisch deutsche Kultur bzw. der spezifisch deutsche Patriotismus denn aus?

  27. Nur 2 Zitate
    „Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig.“
    Kurt Tucholsky Dem kann man zustimmen.
    „Ich bin genauso das Volk, wie andere das Volk sind.“
    Angela Merkel
    Das kann ich bei dieser Politik nicht mehr glauben.

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