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Aufbruch in eine neue Welt

Willkommen im Metaversum

28.05.2022

| Lesedauer: 6 Minuten
Das Metaversum wird die Interaktion zwischen Menschen, Daten und Algorithmen fundamental verändern: nicht nur als pragmatische Schnittstelle, sondern auch als neuer Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsraum. In der dynamischen virtuellen Welt des Web 3.0 entstehen neue Wertschöpfungsketten mit erheblichen Wachstumspotenzialen.

Wer wissen will, wie sich das Metaversum anfühlen könnte, sollte Night City besuchen. Im Licht der allgegenwärtigen Reklametafeln stundenlang zwischen mondänen Geschäften oder fliegenden Händlern zu flanieren und in den zahlreichen Bars und Nachtclubs Kontakte zu knüpfen, vermittelt einen ersten Eindruck von der Zukunft digitaler Kommunikation. An jeder Ecke dieser pulsierenden Metropole voller Menschen warten neue Erfahrungen.

ZEIT ZUM LESEN
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Natürlich ist die simulierte Version einer Megastadt aus William Gibsons Neuromancer-Trilogie noch lange nicht das Metaversum, wie es Neal Stephenson in seinem Jahrhundertroman Snow Crash erdacht und ausgearbeitet hat. Aber die Kulisse des Spiels Cyberpunk 2077 zeigt schon viele seiner Aspekte. Wenn man sich die Geschichte wegdenkt, den dystopischen Charakter und die allgegenwärtige Gewalt. Und man sich all die NPCs, die Non-Player-Charaktere, nicht als Algorithmen, sondern als Repräsentanten anderer, echter Menschen vorstellt, die Night City von irgendeinem realen Ort betreten und dort, ebenso wie man selbst, alle Freiheiten genießen, vom Aussehen bis hin zur Tätigkeit.

Heute fußt das Internet auf einer Umsetzung klassischer Medien wie Zeitung und Buch, Fernsehen und Radio in neuem Gewand, ergänzt durch zahlreiche Handels- und Austauschplattformen. Es bietet einen Zusatznutzen, der bei der schieren Menge verfügbarer Informationen und deren Verknüpfung untereinander beginnt und bei Optionen endet, die die Trennung zwischen Sender und Empfänger, zwischen Anbieter und Konsument aufheben. Seine hauptsächlich textbasierte und zweidimensionale Anmutung verhindert allerdings weiteres qualitatives Wachstum, ist doch diese Art der Kommunikation unnatürlich abstrakt und auf Dauer höchst anstrengend.

Menschen sind dazu gemacht, miteinander zu reden, sich auch in größeren Gruppen direkt zu begegnen, sich ohne zeitlichen Versatz auszutauschen und dabei akustische wie visuelle Daten gleichzeitig aufzunehmen und zu verarbeiten. All das entfällt weitgehend in Messenger-Diensten oder sozialen Plattformen, in Diskussionsforen oder Kommentarspalten. Das kommende Metaversum könnte Abhilfe schaffen. Weil es nicht auf die Optimierung einzelner technischer Methodiken wie „Texte verfassen“, „Bilder hochladen“, „Videos editieren“ fokussiert, sondern auf eine natürliche Interaktion, die der Nutzer bereits beherrscht und nicht erst erlernen muss.

RISIKO ENERGIEWENDE
Wir brauchen mehr Energie, nicht weniger!
Deswegen wird es eine dreidimensionale, auf den ersten Blick normal erscheinende Umgebung sein, angepasst an humanoide Avatare mit Armen, Beinen und Gesichtern. Als Nutzer ist man weitgehend frei darin, das Äußere seines digitalen Repräsentanten zu gestalten, der Metaversum-Version des klassischen Profilbildes. Man wird wahrscheinlich über mehrere Körper verfügen, einer für berufliche Zwecke, der sehr nah am tatsächlichen Aussehen ist, und andere, phantasievoll gestaltete Hüllen für diverse Freizeitaktivitäten. Um das Metaversum als Erlebnisraum und Werkzeug zu erleben, bedarf es nicht zwingend einer besonderen Ausstattung.

Games wie eben Cyberpunk 2077 oder Red Dead Redemption II (siehe Tichys Einblick 09/2021) zeigen, wie eine tiefe Immersion schon auf konventionellen Monitoren mit einfachen Kopfhörern gelingt. Authentizität entsteht aus Wirklichkeitsanalogien. Das Metaversum kommt daher nicht ohne Regeln aus, die aber gleichzeitig von zahlreichen Beschränkungen, Zwängen und Gefahren des physischen Kosmos befreien. So wird es ein „oben“ und „unten“ geben, eine Art Schwerkraft. Objekte, die fallen und aufprallen, nehmen jedoch keinen Schaden. Die Proportionen von Infrastrukturen, Maschinen, Geräten und Personen müssen aufeinander abgestimmt sein, die Außenmaße eines Gebäudes definieren, aber nicht zwingend sein inneres Volumen.

Hinter manchen Türen mögen sich wiederum ausgedehnte eigene Welten verbergen. Auf Straßen und Wegen bewegt man sich zu Fuß oder in einer Vielzahl von Fahrzeugen (die virtuelle Probefahrt als clevere Marketing-Option für Automobilhersteller). Ein Schnellreise- oder Teleportsystem dient der Bequemlichkeit. Wer die dritte Dimension nutzen mag, stattet seinen Avatar mit Flügeln aus oder einem Jetpack. Wie überhaupt jedem Pixel im Metaversum eine Funktion innewohnen kann.

TOTENGRäBER DER ENERGIEWENDE
Die Kernfusion kommt
Ein Klick auf den Kleiderständer im Schaufenster des Modegeschäfts – und schon trägt der eigene Avatar die dort präsentierten Klamotten. Ein weiterer Klick bestätigt die Transaktion (oder macht sie bei Nichtgefallen rückgängig) – die „Kleidung“ wird automatisch in den „heimischen“ Kleiderschrank übertragen. Also im entsprechenden Speicherort auf einem der Metaversum-Server abgelegt. Über eine Wohnung in einer Standardvariante verfügt automatisch jeder Nutzer des Metaversums, diese besser auszustatten oder gar neu nach den eigenen Vorstellungen am Wunschort zu errichten, wird nur ein Element der neuen Ökonomie des virtuellen Konsums darstellen.

Als Schnittstelle zum konventionellen Internet der Gegenwart liegt das Metaversum wie eine zusätzliche Schicht über den vorhandenen Diensten und Protokollen. Auch dort kann man also im Web surfen oder Emails schreiben und Tichys Einblick wie gewohnt konsumieren. Zur Autorenkonferenz öffnet dann ein digitaler Schlüssel die Tür der virtuellen Repräsentanz der Redaktion. Begegnungen von Avataren sind zu vielen Anlässen eine effektive Verbesserung der heute üblichen Videokonferenzen mit Talkshow-Charakter. Wobei diese Stellvertreter eben nicht nur bloße Platzhalter darstellen, sondern selbst Programme mit einer Vielzahl an Fertigkeiten sind.

Sie dienen beispielsweise als Container für alle Zugangsberechtigungen, Passwörter und Identifikationsmechanismen, die man im Verlauf einer digitalen Existenz so ansammelt. Das „Öffnen“ einer „Tür“ ersetzt die heute allzu häufig komplizierte und unbequeme Authentifizierung. Im Gebäude des Geldinstitutes wartet dann schon die ebenfalls durch einen Avatar personifizierte Bank-KI, um den Überweisungsauftrag entgegen zu nehmen. Dieses Prinzip der reibungslosen und komfortablen Handhabung lässt sich auf Prozesse aller Art übertragen, ob Bestellung im Onlineshop, Hotelreservierung oder Fahrkartenbuchung. Was sich davon wirklich in welcher Form als neuer Standard durchsetzt und bei welchen Verrichtungen die Nutzer lieber im alten World-Wide-Web der Gegenwart mit seiner Browser-Technologie verbleiben, wird sich ergeben.

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Datenschutz und Datensouveränität sind zentrale Elemente des Metaversums, genuin in seiner Architektur verankert. Denn es wird, Stand heute, eine Blockchain-Applikation sein. Und dadurch Rechte an digitalen Gütern, den Handel mit solchen und das dazu notwendige Vertrauen zwischen einander unbekannten Partnern ohne Rückgriff auf eine zentrale Instanz ermöglichen. Das ist das entscheidende Element, an denen es Konzepten wie Second Life mangelt. Linden Labs Plattform erfreut sich zwar noch immer des Zuspruchs einer unerschütterlichen Fangemeinde aus mehreren hunderttausend Nutzern, ist aber eben der Willkür und letztendlichen Kontrolle seiner Macher ausgesetzt. Sollte das Unternehmen jemals den Stecker ziehen, gehen alle dort geschaffenen Werte und alle dort getätigten Investitionen unwiderruflich verloren.

Gleiches gilt für andere Ansätze, die derzeit die Schlagzeilen bestimmen, seien es Epic Games (Fortnite) oder Meta (Facebook). Soziale Medien oder Spielewelten können Teil des Metaversums sein, man wird sie von dort aus einfach betreten und wieder verlassen können, aber sie sind nicht das Metaversum selbst. Dieses entsteht, genau wie einst das World-Wide-Web, selbstorganisiert durch das Zusammenwirken vieler individueller Macher mit einer gemeinsamen Vision. Oder es entsteht nicht. Es muss eine dauerhaft existierende Infrastruktur sein, die niemals verschwindet, deren Regeln nicht von zentralen Autoritäten bestimmt und die niemals einfach abgeschaltet werden kann.

So wie auch das World-Wide-Web niemandem gehört und von niemandem beherrscht wird. Was in Snow Crash von einer kleinen Gruppe nicht näher charakterisierter „Hacker“ geschaffen wurde, dann evolutionär gewachsen ist und damit zunehmend an Attraktivität gewann, mag nun von der Crypto-Szene ins Leben gerufen werden. Upland, eine Art Blockchain-Monopoly mit derzeit knapp 200.000 Nutzern, könnte eine Initialzündung sein. Decentraland, das als Raster einzelner, handelbarer Pixel begann, und mittlerweile Museen, Konzertbühnen und Einkaufsviertel bietet, eine andere.

Diese Ansätze verdeutlichen, was das Metaversum als Internet 3.0 dem Browser-Web voraus hat. Es ist ein neuer Wirtschaftsraum für neue Wertschöpfungsketten, hinterlegt mit einer eigenen, nicht von staatlichen oder öffentlichen Stellen kontrollierten Währung als universellem Tauschmaßstab. Sein Aufbau und seine Besiedelung sind dem Aufbruch zu einem neuen Kontinent oder gar zu einem neuen Planeten vergleichbar. Der mit Pionieren beginnt und in der Skyline New Yorks oder besser Night Citys endet. Die neue Metaversum-Wertschöpfung basiert auf dem Handel mit virtuellen Gütern. Zu diesen zählen beispielsweise „Gegenstände“ – also Algorithmen – für die persönliche Unterkunft oder die Gestaltung seines Stellvertreters, die Statussymbole, Stilelemente und Werkzeuge gleichermaßen sein können.

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Zu diesen zählen aber auch digitalisierbare Inhalte – Text, Musik, Bild, Video – oder Erlebnisse wie Spiele, Simulationen, Konzerte und Ausstellungen. Neue Berufe und neue Formen der Kollaboration werden entstehen oder popularisiert, etwa die „DAO“, die dezentrale, algorithmisch gesteuerte Organisation autonomer Einheiten. Das Metaversum stimuliert völlig neue Formen künstlerischen Ausdrucks ebenso wie neue Konzepte des Austausches und der Kommunikation. Und das jenseits der Monopole etablierter, wegen Zensurmaßnahmen und Meinungsunterdrückung zunehmend dysfunktionaler Plattformen.

Das Metaversum wird, ganz wie die USA in der Wirklichkeit und wie Night City in der Phantasie, unterschiedlichste Kulturen miteinander verrühren und neugestaltet in individueller Fragmentierung wieder auswerfen. Keine Angst vor babylonischer Sprachverwirrung – einen KI-basierten Simultanübersetzer gibt es für kleines Geld als symbolisches Avatar-Körper-Implantat, wenn er nicht gleich zur Grundausstattung gehört. In Night City hat man dieses unverzichtbare Accessoire ja auch.

Es fehlt allerdings noch viel, bis das Metaversum in einer Güte zur Verfügung steht, die es niemandem mehr gestattet, nicht dort zu sein. Und potente Investoren mit der Aussicht auf Wohlstandserwerb jenseits staatlicher Regulierungen anlockt. Für die Echtzeitdarstellung realistischer, dreidimensionaler und dynamischer digitaler Welten mangelt es an Rechenkraft und Bandbreite. So sind virtuelle Räume, in denen nicht mehr nur einige hundert, sondern gleich mehrere Milliarden Menschen gleichzeitig aktiv sein können, mit dem heutigen Stand der Technik schlicht unmöglich. Aber die Dinge fügen sich.

Die Kapazität heutiger Großrechner wird man bald am Handgelenk mit sich herumtragen, genug Rechenkraft für gleich mehrere künstliche Intelligenzen und mächtige Game-Engines wie Unreal, Unity oder Frostbite. Bandbreite entsteht nicht nur irdisch durch die Ausweitung von Glasfasernetzen, sondern auch im All durch Konstellationen wie Starlink oder OneWeb. Vielleicht werden dort, im niedrigen Erdorbit, eines Tages auch die Metaversum-Server platziert. Das sichert zumindest gleichmäßig niedrige Latenzzeiten unabhängig vom geographischen Standort. Was wichtig ist, um ein besonders entscheidendes Detail umzusetzen. Und zwar die Übertragung der eigenen Mimik auf den Avatar. Das andauernde debile Grinsen der Zeichentrick-Figuren aus diesem Facebook-Erklärfilm treibt nämlich nach wenigen Minuten jeden in den Wahnsinn. Daran sollte es doch wirklich nicht scheitern.

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21 Kommentare

  1. Der Vergleich des Autors mit der Besiedelung neuer Kontinente ist vortrefflich, denn schon damals lockte man Abenteurer mit Lug und Trug.
    Als Software-Entwickler, der sich seit 2010 mit Blockchains und „Crypto“ auseinandersetzt: Das einzige Gehaltvolle, das hierbei „decentralized“ ist, ist das Pyramidenspiel.
    Wenn es einstürzt, wird das Ausmaß der Kapitalvernichtung alle Enrons, Wirecrads, Tulpen oder Überseekompanien in den Schatten stellen. Und es wird auch weider keiner gewesen sein wollen.
    Es sind aber Menschen gewesen. Wie der Autor dieses Artikels, welcher vor libertärem Wunschdenken nur so trieft. Da wird von Datenschutz gesprochen und ausgeblendet, dass eine Blockchain genau das Gegenteil von Anonymität bedeutet. Da wird von „dezentralisierung“ und „nicht-staatlicher Autorität“ geträumt, während die Infrastruktur von Meta Inc. kommt. Da wird das DAO gepreist, ohne den spektakulären DAO-Hack von 2016 zu erwähnen. Da wird von potenten Investoren geschwärmt, während man die stets wachsende Liste an Betrügereien unerwähnt lässt.
    ICOs? Luna, Terra und andere ungedeckte Stablecoins wie Tether? Marktplätze welche die Wallets ihrer Kunden „verlieren“? OneCoin? RugPulls? Firmensitze auf Malta, Cayman Islands oder Latein-Amerika? Technoligisch inhärente Ineffizienz und daraus resultierende Energieverschwendung?
    Die kognitive Massen-Dissonanz hat keine Zeit für Reflexion, denn sie ist bereits damit beschäftigt, zu kaschieren, dass man die darunterliegende Technologie gar nicht versteht. Da lässt sich ein sonst von mir so geschätzter Jordan Peterson dazu verleiten, zu glauben, Crypto mache Strom günstiger.
    Dass gerade das BTC-Inflationsschutz-Argument vor unseren Augen zusammenfällt wie ein Suoffleé – oder ein Vitalik als Möchtegern-Finanz-Asimov in technolibertären Futurismen schwelgt, aber gleichzeitig mehr Regulierung fordert, wenn mal wieder ein Betrugsfall durch die Cryptowelt fegt – geschenkt.
    Aber dass jemand die dystopische Welt des „You own nothing and be happy“ solange man sich von einer Virtual Reality Brille berieseln lässt als gesellschaftlichen Fortschritt verkauft, ist dann auch ganz ohne technisches Grundwissen für jederman abstoßend.

    • Im Prinzip ist das die Dystopie, die Steven Spieberg in „Ready, Player One“ beschreibt:

      Das AR-Headset überdeckt die Slums der Realität.

      • Das AR-Headset überdeckt die Slums der Realität.

        Darf ich vorstellen: https://imgur.com/hCRtUBn
        Kleines Manko des ansonsten so vorbildich Davos-ierten Gentlemen: Keine Maske. ??‍♂️

  2. Im Shithole Germany wird das sowieso nicht funktionieren. Wenn die Elite so weiter macht, landen (sind wir schon) wir in einem düsteren Mittelalter. Ich weis oft gar nicht mehr, was ich noch schreiben soll. Die Welt von Cyberpunk 2077 ist leider nur Fiktion, natürlich darf jeder davon träumen…

  3. … und sie bauen sich eine neue, schöne Arbeitswelt, der sie selbst nicht gewachsen sein werden.

  4. Was viele Kommentatoren übersehen:
    Ja, viele dieser Projekte werden scheitern, wahrscheinlich wird sich die Zukunft anders gestalten, das „Next Big Thing“ unerwartet daherkommen. Genauso gut kann es aber sein, dass ein Projekt, wie Meta, voll ins Schwarze trifft oder zumindest als Basis für etwas ganz anderes dient, das die Infrastruktur verwertet etc.
    Nur eines ist sicher, die Zukunft wird nicht in Deutschland gestaltet, auch nicht in Europa. Liest man die Kommentare, ahnt man sofort, warum das so ist.
    In Deutschland/Europa ist alles unmöglich, wird lächerlich gemacht oder man fürchtet sich sofort davor. Stets tauchen sofort Leute auf, die erklären, warum sie das nicht brauchen, was sie alles an Technologie verweigern und klopfen sich dafür gegenseitig auf die Schultern.
    Darum machen es dann andere, während unsere Kinder schon in der Schule daran gewöhnt werden, reine Konsumenten zu sein. Ein Freund erzählte letztens stolz, seine Tochter arbeite nun mit einem IPad…Nur das nicht der IPad Bediener der Macher ist, sondern derjenige, der die Apps bereitstellt, die Software schreibt, die Chips designt. Das hat man in Deutschland noch immer nicht kapiert.
    Wobei auch niemand mehr so dumm ist, bei euch zu investieren. Viel zu hohe Hürden für Unternehmer, teure Energie – bald gar keine mehr, Steuern, Sozialversicherungen, schlechte Vernetzung und digitale Infratstruktur, Technologie Feindlichkeit, geistige Unbeweglichkeit.
    Egal, wie die nächste Revolution aussieht, ihr seid maximal Konsumenten.

    • Also „mission accomplished“?

      https://www.youtube.com/watch?v=QeLu_yyz3tc

      Uebrigens schon von 2015. Jeder mag daraus seine eigenen Schluesse ziehen.

      Kleinigkeiten:

      während unsere Kinder schon in der Schule daran gewöhnt werden, reine Konsumenten zu sein.

      […]

      Egal, wie die nächste Revolution aussieht, ihr seid maximal Konsumenten.

      Finde den Widerspruch.

    • Ja nu, Konsumenten sind 99% der Amerikaner auch. Die designen ja nicht alle Chips.
      Dass „wir“ als Nation am Ende sind, ist nun wahrlich keine Neuigkeit. Ist so gewollt, sonst hätte die Politik nicht alle Forschung aus dem Lande getrieben und die Wirtschaft mit Gaga totreguliert. Aber immerhin, beim Klimagaga sind wir nicht allein. So ESG Score und ähnlichen Mumpitz haben wir nicht erfunden. Da sind wir ein bissl neidisch, aber ok, wir haben dafür den Green Deal.
      Und die nächste technologische Revolution haben wir doch schon längst, die Windmühle. Jetzt warten wir nur noch drauf, dass die Welt endlich unseren Vorsprung erkennt. Wenn die Lichter hier ausgehen, wird das bestimmt alle überzeugen. Absolut sinnfrei aber 100% effektiv CO2 gespart.

  5. Als „next big thing“ wurde schon vieles angekündigt:

    3D-Fernsehen zum Beispiel sollte riesig werden und ist Nische geblieben – die Leute wollen diese Brillen einfach nicht tragen.

    Das Metaversum könnte aus dem selben Grund – gemessen an seinem Anspruch – scheitern:
    Es ist für AR-Brillen gemacht, die nicht jedermanns Sache sind.

    Sicher wird dieses mit hohem Aufwand entwickelte Feature eine Rolle spielen – ob es tatsächlich die „Matrix“ wird, in der wir virtuell leben und arbeiten, kann ich mir zumindest in absehbarer Zukunft nicht vorstellen.

  6. Ich möchte lieber in der realen Welt mit realen Menschen kommunizieren und interagieren als in Zuckerbergs brave new world, die mir jederzeit abgeschaltet werden kann, wenn ich nicht genug Soziale Pluspunkte gesammelt habe oder von den Kontolleuren der Meta-Welt definierte Gedanken- und Meinungsverbrechen begangen habe. Ich möchte auch nicht, dass mein Leben und jeder Geschäftsvorfall von mir kontrollierbar ist und abgespeichert wird.

    Wird man überhaupt noch gefragt, ob man die Meta-Welt betreten möchte?

  7. Bin ich jetzt im falschen Film? Avatare, direkte Interaktion, zeitgleiches agieren und reagieren? Unterhalten in Jetztzeit von Avataren rund um den Globus? Kreieren eigener Welten?
    Hey das gibt es doch schon. Das hat vor nun über 15 Jahren eine kleine Bude in den USA versucht groß zu machen. Wurde viel belacht und wegen dem Namen dann auch nicht so richtig angenommen. Existiert mit etwas mehr als 50.000 tägliche Usern die online sind noch immer.
    Inzwischen gibt es aber nicht nur diese 3D Welten / Metaversen – im sogernanten OS-Grid tunmmeln sich tausende User auf porivaten, lose vernetzten Welten.
    Guckst du: https://www.youtube.com/watch?v=B1Xxay54fYA

  8. Dies ist zuerst mal eine „Vision“ von dem Facebook-Konzern, der darauf setzt, damit ein einzigartiges Produkt („Monopol“) zu erlangen.
    Die Frage ist, ob Nutzer dies wirklich annehmen und die entsprechende Nutzung und finanziellen Ströme auslösen.
    Es könnte auch ganz anders kommen als dieses „Advertiol“ erscheinen mag.

  9. So wie es inzwischen eine gute Anzahl an Kryptowährungen erwischt hat, werden auch viele von diesen Utopien wieder verschwinden. Am Ende des Tages lebt der Mensch nicht nur um seiner selbst willen. Jede Gesellschaft muss auch noch produktiv genug sein, um die Unproduktiven zu ernähren und sie ruhig zu stellen. Sei es mit Computeranimationen, billigem Fast Food, Alkohol oder Drogen. Andererseits glaube ich, dass die viel gepriesene künstliche Intelligenz einfach nur missbraucht wird. Missbraucht, um die Menschen zu kontrollieren und immer mehr zu maßregeln. Außerdem ist es gut, wenn es noch richtige Arbeit gibt und nicht alles aus dem 3 D Drucker erschaffen wird.

    • viel gepriesene künstliche Intelligenz

      Sie ist auch keine. Es gibt auch keine solche, nicht am Handgelenk und nicht in hypothetischen Serverschraenken von kontinentalen Abmassen. Aus Sicht eines Mathematikers ist jedes neuronale Netz nichts weiter als das Fitten einer Funktion ueber einem hochdimensionalen Raum, mit dem hauptsaechlich verwendeten „Lern“-Verfahren (backpropagation) als prinzipiell extrem simplen Algorithmus ohne natuerliche Entsprechung.
      Dazu noch ein paar statistische Verfahren. Das ist alles an Intelligenz.

      • In Deutschland geht immer alles nicht, sondern ist lächerlich, unmöglich, niemand möchte das…. Darum machen es dann andere, die größer denken und das Phrasen wie „Geht nicht“ ausblenden, Risiken eingehen, investieren. Alles Vorgänge, die niemand mit gesundem Menschenverstand noch in Deutschland tun würde.

      • Vielleicht lesen Sie erst einmal, bevor Sie hier in jedem Kommentar dieselbe Aussage repetieren, ob es passt oder nicht . Ich schrieb nichts davon, was geht oder nicht geht, sondern davon was ‚KI‘ in Wirklichkeit ist. Ich arbeite in diesem Gebiet und ich weiss, wovon ich rede.
        Bevor Sie hier also das holzschnittartige Bild vom zurueckgebliebenen, aengstlichen Deutschen bemuehen wollen, bringen Sie zuerst einmal Ihre eigenen Kenntnisse auf Vordermann.

      • Schön, das ist also KI. Was ist im Gegensatz dazu ein menschliches Gehirn?
        „ist jedes neuronale Netz nichts weiter als das Fitten einer Funktion ueber einem hochdimensionalen Raum, mit dem hauptsaechlich verwendeten „Lern“-Verfahren (backpropagation) als prinzipiell extrem simplen Algorithmus ohne natuerliche Entsprechung.“

        Das Gehirn ist definitiv ein neurolales Netz, und es hat auf den Begriff Neuronen den älteren Anspruch.
        Ein KI-Neuronennetz, ich formuliere es mal als Laie, ist ein virtuelles Neuronennetz, oder? Ein Hirn ist ein physisches.
        Aber wo ist der Unterschied? Sind die Prozesse darin nicht prinzipiell dieselben und wenn nicht, wieso nicht?

      • Erst einmal ist das reale Netz des Gehirns extrem komplizierter. Das sind nicht einfach Knoten und Kanten mit Gewichten darauf, durch die man ein Bild oder einen Text nach dem anderen schiebt,die Gewichte justiert und dann wird es schon. In den Zellen (Neuronen) selbst geht es komplexer zu, aber auch die Uebertragung befoerdert Information z.B.ueber Frequenzmodulierungen des Signals selbst. Es synchronisiert sich darueber auch, Effekte wie Schlaf haengen damit zusammen. Thetawellen z.B., die im Bereich 4-8Hz ueber Rieseneinheiten des Hirns und nicht nur einigen Zellen einheitlich schwingen.
        Qualitativ gibt es Aehnlichkeiten (Dendriten, Axonen werden staerker etc.), je tiefer man hineinsieht, desto unuebersichtlicher wird die Lage aber.
        Das/die Lernverfahren der KI haben auch wie schon erwaehnt nichts mit dem biologischen Lernen zu tun. Wie Letzteres stattfindet, dazu gibt es jede Menge offene Fragen, die genannte Negativaussage kann man aber treffen. Und wieso das so ist? Ich kenne keine Antwort. Es gibt jedenfalls kein – auch nicht das einfachste – biologische System, welches meinetwegen mit backprop lernt.
        Auch die Wissensrepraesentation ist offen. Ein kuenstliches neuronales Netz landet in einem lokalen Minimum, aus dem es kaum herauskommt (Generalisierungsproblem). Ein menschliches Gehirn kann z.B. extreme physische Schaedigungen durch Neubildung von Faehigkeiten/Wissen in anderen Bereichen ausgleichen. Und wenn das noch schwer, aber irgendwie logisch klingt – das macht es im Laufe des Lebens sogar ohne solche Verletzungen fortlaufend und aendert dabei die Inhalte. Deswegen ist z.B. unsere Erinnerung nicht so belastbar, wie es die meisten Leute annehmen.
        Dann kaeme man zur Frage einer Zielfunktion, die KI-Netze meist haben (nicht ausschliesslich,manche organisieren auch nur z.B. Clustering etc. von allein). Die ist fuer biologische Systeme komplett ungeloest und damit haengt auch die entscheidende Frage der Selbstwahrnehmung zusammen. Erst wenn man diese nachweislich haette, kann man den Begriff „Intelligenz“ ueberhaupt erst anfangen(!) in Rechnung zu stellen. Bis dahin ist der gesamte Bereich ein in den Prinzipien einfaches mathematisches, meist Optimierungsproblem.

      • Ok, erstmal danke für die Antwort.

        Dass das, was heute so alles unter dem Buzzword KI firmiert, nicht unbedingt mit Intelligenz zu tun hat, sondern es in der Regel nur für spezielle Aufgaben um selbstoptimierende Systeme und Mustererkennung geht, ist sogar mir als Laie klar.
        Aber sind das nicht Mosaikstücke der echten Intelligenz? Der Traum echter künstlicher Intelligenz a la Sci-Fi ist ja nicht ausgeträumt.
        Und die spannende Frage ist, ob sie nicht sehr wohl prinzipiell möglich ist. Auch wenn wir davor stehen wie der Affe vor einer geöffneten Motorhaube.

        „Erst einmal ist das reale Netz des Gehirns extrem komplizierter.“
        Komplizierter schon. Aber das ist ein – wenn auch immens großer – gradueller Unterschied und kein prinzipieller.

        Den Rest versteh ich nicht so ganz.
        „auch die Uebertragung befoerdert Information z.B.ueber Frequenzmodulierungen des Signals selbst.“
        Sozusagen Meta-Information? Thetawellen etc. ergeben sich woraus? Aus der Frequenz, mit der ein einzelnes Neuron feuert oder wie es viele im Zusammenspiel tun?
        Aber funktioniert das Hirn auf kleinster Ebene nicht binär? Ein einzelnes Neuron feuert oder nicht. An-Aus-0-1.
        Wenn es so ist, dann müsste doch ein virtuelles Hirn prinzipiell alles können, was ein physisches auch kann, oder nicht?
        Also seine Signale auch als Aplha, Beta, Thetawellen übertagen etc.

        „Dann kaeme man zur Frage einer Zielfunktion, die KI-Netze meist haben (nicht ausschliesslich,manche organisieren auch nur z.B. Clustering etc. von allein). Die ist fuer biologische Systeme komplett ungeloest und damit haengt auch die entscheidende Frage der Selbstwahrnehmung zusammen.“

        Was meinen Sie mit Zielfunktion? Dass der Mixer mixen soll, und zwar so effizient wie möglich?
        „Eine Zielfunktion ist eine mathematische Formulierung, die mit Hilfe von Variablen beschreibt, welches Ziel bei einer Optimierung erreicht werden soll. Eine Zielfunktion soll dann minimiert oder maximiert werden.“
        Nun, unsere primären Ziele als Menschen sind ja klar. Ungelöst vielleicht das Wie und Warum, aber klar das Was. Überleben-Fortpflanzen = Weiterexistieren.
        Und soweit sind wir noch baugleich mit Kakerlaken und sogar Einzellern. Das steckt in jedem Genom (und da verstehen wir es schon nicht) und braucht gar kein Gehirn. Ein Gehirn ist nur Mittel zum Zweck.
        Alle weiteren, oft widersprüchlichen, Ziele, sind sekundär und tertiär und ergeben sich daraus.
        Ich meine, wenn ein Hirn altgriechisch lernt, sind die Zielfunktionen in diesem Rahmen doch relativ klar, oder? Mehr richtige Vokabeln auffinden, weniger falsche. Salopp gesagt.
        Und warum lernt das Hirn überhaupt altgriechisch? Für die gute Abinote. Und wofür das? Für Karriere, Geld, Status, Weibchenwahl, Fortpflanzung. Für Geld, Sicherheit, Rente, Überleben.
        Das Gehirn arbeitet sozusagen auf verschiedenen Ebenen mit verschiedenen Zielfunktionen. Und hat offenbar verschiedene physische „Rechenknoten“ dafür. Die Prime Direktives liegen sozusagen direkt im Stammhirn verdrahtet, die untergeordneten altgriechischen irgendwo in der Großhirnrinde. Es passt sich jedenfalls dem Altgriechisch genauso an, wie dem unmittelbaren sozialen Umfeld, wo grad Rapper XY In ist, und Hosen auf dem Kopf getragen werden und Klimalogik herrscht. Und aus denselben Gründen.

        Aber Zielfunktionen hin oder her, wenn die Systeme physisches Gehirn und virtuelles Gehirn prinzipiell gleich funktionieren (das einzelne Neuron feuert oder nicht), dann muss doch prinzipiell auch ein „lebendiger“ Verstand in einem virtuellen Hirn existieren können?
        Auch wenn wir (noch) nicht verstehen Wie und diesen Verstand deshalb (noch) nicht erschaffen können.
        Kann es „echte“ Intelligenz ohne Ich-Bewusstsein geben? In diesem Falle wäre es keine nach unserem Bilde. Kann es Kreativität ohne Bewusstsein geben? Intelligenz ohne Kreativität? Eines von beiden ohne Emotion? Emotionen „fühlen“ wir ja letztlich auch, weil Neuronen feuern. Ein Hormoncocktail in einem Glas beeindruckt das Glas nicht. Bei der Frage, warum wir überhaupt Emotionen haben, kommen wir ganz schnell zu den biologischen Primärzielen zurück. Kann es daher Intelligenz ohne den primären (Über)lebenstrieb geben, muss der nicht das ultamitive Ziel sein?
        Ich finde das extrem spannend.

  10. Ich schreibe ja nur seit ueber 20 Jahren Software. Kann also sein, ich habe keine Ahnung. Aber hier (Heraushebung durch mich)

    So wie auch das World-Wide-Web niemandem gehört und von niemandem beherrscht wird.

    habe ich dann doch aufgehoert, den TED-Talk weiter mit Aufmerksamkeit zu beehren. Etwas Amusement ist ja OK, aber irgendwo hoert es dann doch auf mit vollentropischer heisser Luft, aus der jede Information verschwunden ist…

  11. „Es fehlt allerdings noch viel, bis das Metaversum in einer Güte zur Verfügung steht, die es niemandem mehr gestattet, nicht dort zu sein.“

    Das hoffe ich doch.

    Eine schwer zu ertragende Dystopie – und das schreibe ich als jemand, der wissenschaftlich durchaus auf Gebieten gearbeitet hat, die sehr informatiknah sind. Es ist eine durch und durch kranke Utopie, die unmenschlich und asozial ist, da sie ein Zerrbild sozialer Interaktion implementiert (das, was informationstechnisch verblendete Asoziale eben so davon verstehen) und an der ich um‘s Verrecken nicht teilhaben will.

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