<
>
Wird geladen...
Soziale Systeme, Wahlentscheidungen, Wirtschaft und Börse funktionieren selbstreferentiell

Warum die Demoskopie manipulativ wirkt

21.06.2017

| Lesedauer: 8 Minuten
Es kann keine objektive Messung des Wahlverhaltens geben, weil die Kenntnis der Ergebnisse der Umfragen unmittelbar das Wahlverhalten verändert und damit die Messung unwirksam macht.

Ich habe schon oft über die Selbstreferentialität sozialer Systeme geschrieben, auch Reflexivität genannt. Auch hier auf TE, so zum Beispiel in Wall of Worry – Wand der Angst. Das Faszinierende dabei ist, es wird dazu gerne genickt, aber auch intelligente Menschen zeigen im nächsten Satz dann manchmal, dass sie die ganz zentrale Essenz des Konzeptes doch nicht verinnerlicht haben. Überlesen und Begreifen ist eben ein Unterschied. Zu verlockend ist für unsere Hirne ja auch die Vorstellung simpler Ursache-Wirkung Beziehungen, wir sperren uns sozusagen unbewusst gegen die Erkenntnis, dass es in sozialen Systemen keine absolute Wahrheit geben kann, weil die Nachricht das System selber wieder verändert und es keine unabhängige Beobachterposition gibt.

Das Beobachterproblem

Dabei versteht doch jeder das Beispiel, dass menschliche Forscher, die das Leben einer Erdmännchen-Sippe beobachten wollen, unbedingt darauf achten müssen, von den Erdmännchen nicht erkannt zu werden, weil die Erkenntnis beobachtet zu werden, rückkoppelnd das Verhalten der Tiere ändert. Und zwischen Menschen ist es doch nicht anders, wenn Sie wüssten, dass Ihr tägliches Leben beobachtet wird, würden Sie Ihr Verhalten adaptieren. In einem sozialen System ist eine getreuliche Dokumentation des Verhaltens der Teilnehmer also nur möglich, wenn diese von der Beobachtung nichts ahnen. Sobald aber das Ergebnis der Beobachtung bekannt wird, verändert das Ergebnis das System, so dass das Ergebnis eigentlich schon überholt und nicht mehr gültig ist.

Für das Verständnis des Wirtschafts- und Börsengeschehens hat das ganz zentrale Bedeutung, was aber große Teile der klassischen Volkswirtschaftslehre nicht davon abhält, dem System Wirtschaft und Börse mit deterministischen Formeln zu Leibe zu rücken, so als liefe das Geschehen nach festen, replizierbaren Formeln ab. Das Ergebnis können wir dann mit einer Prognosequalität im Sinne eines Dartpfeils beobachten, für Schlagzeilen ist das aber trotzdem immer wieder gut. So auch die nette Geschichte von der idealen Formel für die Börse, dabei ist es ganz einfach, wenn es die gäbe, gäbe es keinen Markt mehr, weil es einen „objektiven“ und damit definitiven Preis gäbe.

Es gibt in einem Markt nur einen „objektiven“ Preis – den der gerade bezahlt wird

Aber auch unter Anlegern ist der Irrglaube nicht auszurotten, dass es so etwas wie einen „wahren Wert“ einer Aktie gäbe, der – wenn „ausgerechnet“ – einem zukünftige Gewinne garantieren würde. Auch der Satz, dass Börse langfristig ja primär der „realen“ Wirtschaftsentwicklung folgen würde, ist nicht auszurotten, was zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig ist, außer man definiert „langfristig“ im Sinne von Jahrzehnten, was als Aussage aber wertlos wäre, weil unser Leben eben endlich ist – wir können halt nicht ewig warten.

UMFRAGEN SIND NICHT REPRäSENTATIV, NEBENWIRKUNGEN ABSICHT
Politik mit Umfragen
Gerade aktuell können wir das doch wunderbar beobachten, da steigt der Markt nun doch seit 2009, also seit mehr als 8 Jahren. In dieser Zeit haben sich die Multiples, also sozusagen der Preis dessen was man für eine Gewinnerwartung zu zahlen bereit ist, massiv nach oben bewegt. Nobelpreisträger Robert Shiller hat das mit seinem „Shiller P/E Ratio“ immer wieder dokumentiert und in den vergangenen Jahren immer wieder vor einer „Blase“ gewarnt, ich greife hier einfach mal eine Warnung aus 2015 heraus Zu 70% erleben wir bald einen Crash und könnte viele andere Warnungen dieser Art zeigen.

Nun stehen wir fast 2 Jahre später noch viel höher und der gleiche Robert Shiller vermeldet, dass der Markt von hier noch einmal 50% steigen kann. Ahja, sehr hilfreich dieser Indikator. Damit will ich mich gar nicht über den seriösen Robert Shiller mokieren, er gehört zu den Besseren seiner Zunft, aber auch diese Formel ist eben nur eine nette Formel. Schauen wir aber auch auf den respektierten Jeremy Siegel oder den berühmten Jeremy Grantham, alle sehen den Markt nun plötzlich noch viel höher, obwohl die Multiples sich schon mehr als verdoppelt haben und die Unternehmen im Kern immer noch die Gleichen sind wie vor ein paar Jahren: Jeremy Grantham suggests this time is different.

Es ist also ganz einfach, der Markt ist nun bereit, weit mehr für eine Gewinnerwartung zu zahlen und dafür gibt es Gründe, die natürlich auch viel mit den Notenbanken zu tun haben. Und die Herren haben Recht, es kann durchaus noch Jahre so weiter und viel höher gehen. Die harte Wahrheit in einem selbstreferentiellen System ist eben, dass es keinen objektiven Preis gibt, außer den, der gerade in diesem Moment real für etwas bezahlt wird. Dieser Preis ist „echt“ und der „wahre Wert“, genau in diesem Moment. Einen „objektiveren“ Wert gibt es schlicht nicht und jeder der danach sucht, vergeudet seine Zeit.

Demoskopie verändert die Wahrnehmung und das Wahlverhalten

Nun ist das aber alles harte Kost für die Mehrheit und wird instinktiv abgelehnt, die Vorstellung eines „objektiven Wertes“, den man natürlich als Einziger gegen den „zu blöden“ Markt erkennt, ist zu verlockend weil das Ego schmeichelnd. Was wiederum unmittelbar dazu führt, dass so viele ansonsten gebildete und intelligente Menschen an der Börse scheitern, weil sie eben der Chimäre des „objektiven Wertes“ nachjagen. Deswegen hoffe ich, Ihnen heute die Reflexivität sozialer System an einem ganz anderen, viel eingängigeren Thema aufzeigen und nahebringen zu können, einem Thema, das sich aktuell geradezu anbietet.

"SCHWEIGEVERZERRUNG" UND CO.
Wie man der CDU mit einem Klick 18,6% schenkt
Dieses Thema ist die Demoskopie und die damit verbundenen Wahlprognosen. Meine Aussage hier ist, dass die Demoskopie manipulativ wirkt und damit ungewollt demokratieschädliche Wirkung entfaltet. Nicht, weil Demoskopen per se „böse Menschen“ wären, die bewusst manipulieren, sondern weil Umfragen inhärent und zwangsläufig das Meinungsbild verändern. Ausnahmen mag es geben, die Mehrheit der Demoskopen bemüht sich aber sicherlich seriös um getreulich aufbereitete Umfrage-Werte, das Wahlverhalten beeinflusst wird damit aber trotzdem. Und damit sind wir wieder ganz oben bei der Beobachtung der Erdmännchen.

Die Erkenntnis wer vor der Wahl vorne liegt, verändert das Ergebnis

Stellen wir uns mal vor, es gäbe kurz vor der Bundestagswahl zwei Paralleluniversen in Deutschland, die völlig identisch wären. Wähler, Politiker, Ausgangslage, alles identisch. Nur einen Unterschied gibt es. Im einen Universum verkünden die Demoskopen unisono, dass es wohl auf Schwarz-Gelb herauslaufen wird. Im anderen Universum verkünden die Demoskopen unisono, dass es auf Rot-Rot-Grün herauslaufen wird. Ich behaupte, das Wahlergebnis in beiden Universen wird sich signifikant unterscheiden, nur weil die Demoskopen andere Zahlen verkünden. Schwarz-Grün wird gerade im zweiten Universum signifikant stärker abschneiden, weil die Wähler bewusst Rot-Rot-Grün verhindern wollen. Ich kann das natürlich nicht beweisen, weil ich keine Paralleluniversen erschaffen kann, es ist für mich trotzdem fast sicher.

REDAKTIONELLE BEARBEITUNGEN VON UMFRAGEN
Mit Umfragen Politik machen
Genau hier wirkt die Reflexivität, man kann sie also wie im Brennglas beobachten. Es kann keine objektive Messung des Wahlverhaltens geben, weil die Kenntnis der Ergebnisse der Umfragen unmittelbar das Wahlverhalten verändert und damit die Messung unwirksam macht. Genau wie Erdmännchen ihr Verhalten ändern, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden und genau wie Anleger ihr Verhalten ändern, alleine weil Kurse sich bewegen. Nicht weil sich fundamental irgendetwas ändert, sondern schlicht, weil die Umfrage (hier der Börsenkurs) einen anderen Wert generiert. Man kann also auch sagen, dass eine Umfrage in dem Moment, in dem sie veröffentlicht wird, schon wieder ungültig ist, weil sie selbstreferentiell das Meinungsbild verändert.

Wir haben diesen Mechanismus doch auch zuletzt mehrfach ganz konkret beobachten können. Brexit und Trump waren wohl nur möglich, weil deren Sieg nicht erwartet wurde. Hätten die Demoskopen diese Ergebnisse vorausgesagt, wären sie wohl nicht eingetreten, weil Mobilisierungseffekte eingesetzt hätten. Und die Hängepartie die es nun in Großbritannien gibt, hätte es wohl auch nicht gegeben, wenn May nicht vermeintlich so sicher geführt hätte. Denn in Großbritannien haben weniger Corbyn und Labour gewonnen, als dass Premierministerin May für einen desaströsen Wahlkampf voller persönlicher Fehler abgestraft wurde. Hätten viele, die ihr die Stimme verweigert haben, aber gewusst, dass das dann zu einer Hängepartie führt, die dem Land schadet, wäre das Abstimmverhalten möglicherweise ein anderes gewesen, denn viele haben sich über May geärgert, neigen aber trotzdem eher ihrer politischen Haltung zu. Wenn man dann glaubt, dass man eine Strafe folgenlos aussprechen kann, tut man das eher, als wenn daraus Konsequenzen erwachsen, die man auch nicht will.

Alle sozialen Systeme, Wahlentscheidungen ebenso wie Wirtschaft und Börse, funktionieren selbstreferentiell

Das genau ist die Selbstreferentialität sozialer Systeme, die Reflexivität. Wir glauben natürlich alle, dass wir Wahlentscheidungen höchst objektiv und lange abgewogen treffen, aus der Verhaltensforschung wissen wir aber, dass diese bei vielen erst relativ zeitnah kurz vor der Wahl aus eher emotionalen Motiven getroffen werden. Es gibt dann irgendein dominantes, emotionales Thema, bei dem man sich dafür oder dagegen positionieren will und das führt zur Wahlentscheidung. Und demoskopische Ergebnisse kurz vor der Wahl generieren genau diese Themen oder deckeln sie. Aber das sind natürlich immer nur „die anderen“, wir selber entscheiden ja immer rein rational, schon klar.

Dass die Methode „Führen mit Demoskopie“ hervorragend funktioniert – aber nur wenn die Ergebnisse nicht öffentlich werden –  führt uns Angela Merkel immer wieder vor, von der seit Jahren in den Medien kolportiert wird, dass sie intensiv über die Methoden der Demoskopie führen soll. In dieser Logik wäre also weniger relevant, was real ist, und auch weniger relevant, was die Wähler unmittelbar wollen, sondern viel entscheidender, wie die Demoskopen den Wählerwillen darstellen und das führt dann unmittelbar zu politischen Entscheidungen. Wer hier keine Bauchschmerzen und ein Gefühl der Machtballung bekommt – Macht die theoretisch auch manipulativ eingesetzt werden könnte – dem kann ich nicht helfen.

DIE SCHWEIGESPIRALE - VERZERRT
Vorsicht bei Meinungs-Umfragen
Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch an die gescheiterte Klage von Ex-AFD-Chef Lucke gegen Güllner von Forsa bei der letzten Wahl. Wenn man so eine Behauptung nicht beweisen kann, darf man sie halt nicht aufstellen, das ist schon in Ordnung. Aber auch wenn die Berechnung von Forsa ganz objektiv und ohne jede manipulative Absicht war, hat eine Aussage, dass die AfD potentiell an der 5% Hürde scheitert, der Partei objektiv geschadet und wahrscheinlich das letzte Quäntchen bedeutet, sie dann auch real unter die 5% Hürde zu drücken. Bei der kommenden Bundestagswahl wäre das bei den Grünen nicht anders. Würden sich namhafte Demoskopen finden, die die Grünen unter 5% verorten, würden sie wohl garantiert darunter abschließen, weil Wähler ihre Stimme nicht vergeuden wollen und dann zum Beispiel bei der SPD ihr Kreuzchen machen.

Wir müssen mit den Wirkungen der Demoskopie leben

Der entscheidende Punkt ist also die Reflexivität, demoskopische Ergebnisse sind eben keine objektiven Messungen, sondern Teil der Meinungsbildung. In dem Moment, in dem eine Umfrage veröffentlicht wurde, hat sie das Wahlergebnis schon verändert, man könnte auch sagen „unbeabsichtigt manipuliert“. Weil das so ist, dürfen Umfragen kurz vor der Wahl auch nicht veröffentlicht werden, ich halte den Zeitraum aber für viel zu kurz, weil die Umfragen objektiv die strategischen Themen setzen, wie eben zum Beispiel „Rot-Rot-Grün“ als Möglichkeit.

Ich stelle also zur Diskussion, ob Demoskopie nicht manipulativ und damit ungewollt demokratieschädlich wirkt. Und das ausdrücklich nicht, weil ich den Demoskopen pauschal böse Absichten unterstelle – das tue ich nicht – sondern weil jedes veröffentlichte Ergebnis unmittelbar und sofort selbstreferentiell wirkend das Wahlverhalten verändert. Es kann also gar keine „objektive“ und „unabhängige“ Messung von Wahlverhalten geben, jede wirkt sich rückkoppelnd aus. Hinzu kommt in meinen Augen, dass die demoskopischen Ergebnisse das Wahl-Verhalten von Politikern wie Bürgern auf taktische Aspekte fokussieren, statt sich auf die wirklich grundlegenden Eigeninteressen zu besinnen. Ich persönlich halte das für eine Demokratie für höchst problematisch, sie wird dadurch kurzatmiger und von medialen Aufregern abhängiger.

Nun will ich bestimmt nicht vorschlagen, Demoskopie zu verbieten, zumal das nicht funktionieren würde. Für den Verbots-Reflex sollten sich freiheitlich denkende Menschen zu schade sein, der ist Diktaturen und Ideologen zu eigen. Aber wir brauchen das als Bürger ja nicht einfach hinzunehmen. Wir können die Demoskopie ja ad absurdum führen, in dem wir gezielt und bewusst bei Umfragen völlig falsche Antworten geben. Klar versuchen die Demoskopen das zu kompensieren, wenn die Antworten aber nicht zielgerichtet falsch, sondern schlicht „erwürfelt“ sind, wird eine Kompensation nicht möglich sein.

Kann man Demoskopie also vor Wahlen nicht generell verbieten, kann man ihre Relevanz schmälern und damit einem belastbaren, demokratischen Ergebnis einer Wahl wohl einen Dienst erweisen.  Denn wenn keiner mehr der Demoskopie traut, treten taktische Erwägungen in den Hintergrund und jeder wählt wieder das, was er sowieso wählen wollte und das ist genau richtig so und erzeugt ein getreuliches Meinungsbild der Wähler. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass auch die „falschen“ demoskopischen Ergebnisse das Wahlverhalten beeinflussen werden, eine wirkliche Lösung des Problems gibt es also wohl nicht. Die Demoskopie ist nun in der Welt und wir müssen damit leben. Wenn nur die „Mächtigen“ demoskopische Ergebnisse hätten, von denen wir nichts wissen, wäre das noch schlechter und würde nichts lösen, denken Sie mal darüber nach.

Kursbewegungen erzeugen Kursbewegungen

Wenn Sie das Prinzip der Selbstreferentialität nun aber am Beispiel von Umfragen verinnerlicht haben, dann denken Sie auch mal darüber nach, was das Prinzip für Börsenkurse bedeutet. Machen Sie sich klar, dass Kursbewegungen zu „Analysen“ führen, die, wenn gelesen, wieder zu Kursbewegungen führen. Machen Sie sich also klar, dass jedwede „Marktanalyse“, die von genügend Menschen gelesen wird, den Markt unmittelbar verändert, weswegen wenn alle an der Börse „das Eine“ erwarten, auch zuverlässig immer „das Andere“ passieren wird, unabhängig davon, was irgendwelche fundamentalen Kennziffern aussagen. Ihrem Börsenerfolg wäre diese Erkenntnis auf jeden Fall nicht abträglich.

Ihr Hari

Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

26 Kommentare

  1. Manipulation gehört zur Politik, aber bewusste Manipulation von Herrn Güllner ist nur deswegen nicht bestraft worden, weil es hier keine objektiven Gerichte gibt.
    Güllner hat niemals veröffentlichen müssen, wie seine Zahlen zustande kamen.
    Genau das aber wäre die Voraussetzung für eine objektive Beurteilung.
    Politisch war Herr Güllner auf der sicheren Seite, gedeckt von der CDU/SPD..und Merkel.
    Unter jeder Umfrage sollte der Hinweis stehen, diese Umfrage ist nicht mit der notwendigen Sicherheit gemacht worden, da zu wenige Daten erhoben worden sind…die Tabak Werbung könnte als Vorbild dienen.
    Bewiesen ist das durch den Brexit und die Wahl Trumps..

  2. Es wäre schon gut, wenn man näher auf die entsprechenden empirischen Untersuchungen eingehen würde, wenn man Behauptungen aufstellt, wie dass die Demoskopie sich selbst durch Reflexivität ad absurdum führen würde.
    Nun ist es mir zwar fast peinlich, die Demoskopie verteidigen zu müssen – da gibt es überreichlich Kritikpunkte. Aber was der Autor hier aufführt, ist einfach nur völlig übertrieben.
    Es gibt Dutzende von Studien, die sich z.B. mit dem Bandwagon-Effekt und der Schweigespirale befasst haben. Dabei kam in den älteren Untersuchungen heraus, dass ein Bandwagon- oder auch (umgekehrt) Underdog-Effekt das Wahlverhalten nicht signifikant beeinflusst. Die Gründe sind vielfältig; zu ihnen gehören die Tatsachen, dass viele „Normal-Zeitungsleser“ wesentlich weniger Interesse für Umfragen aufbringen als Fachleute oder Journalisten – sie lesen sie einfach nicht. Zudem widersprechen sich Umfragen dauernd (so sieht es jedenfalls für Leute aus, die sich mit Statistik weniger auskennen) – das wirkt also nicht glaubwürdig, und den Umfragen wird schlichtweg nicht vertraut.
    Es kommt hinzu, dass Rezipienten von Kommunikationsinhalten, die ihrer eigenen vorgefassten Meinung widersprechen, mehrere psychische „Abwehr- Mechanismen“ haben, die sie vor persuasiver Kommunikation „schützen“. Sie „missverstehen“ die Inhalte, ändern sie im Sinne der eigenen Meinung ab, vergessen sie schnell, oder lehnen sie ganz einfach rundweg ab (schon kurz nach dem 2. Weltkrieg haben „klassische“ amerikanische Kommunikationsforscher diese Abwehrstrategien des Individuums beschrieben – immer noch als Einstieg lesenswert Hymans und Sheatsleys Aufsatz von 1947, „Some Reasons Why Information Campaigns Fail“, ‚Public Opinion Quarterly 11/1947). Das Individuum ist also nicht wehrlos. –
    Anders sieht es aus, wenn die Kommunikationsinhalte nicht als normale politische Informationen daherkommen, sondern emotional und sozial „aufgeladen“ sind. Elisabeth Noelle-Neumann hat mit ihrer empirisch untermauerten Theorie der Schweigespirale das soziale Druck-Klima beschrieben, dass in Ausnahmefällen auch vor Wahlen aufgebaut werden kann. Hier handelt es sich dann nicht mehr um eine normale politische Entscheidung, sondern um eine quasi-moralische Forderung an den Rezipienten, die Gruppendruck hervorrufen kann.
    Das Paradebeispiel einer Schweigespirale sehen wir im Komplex der Politischen Korrektheit, die bestimmte Äusserungen sozial sanktioniert, so dass sie unterbleiben (ausser in der Anonymität des Internets oder unter erkennbar Gleichgesinnten). Im Wege der self-fulfilling prophecy wird die angebliche Minderheiten-Position dann irgendwann zu einer tatsächlichen.
    – Aber diese Situation trifft keineswegs auf ALLE von der Demoskopie abgedeckten Themenkomplexe zu. Politik und Ökonomie zeigen immer wieder, dass Umfragen, wenn sie nach den Regeln der Kunst gemacht sind, durchaus sinnvolle Ergebnisse zeitigen können.

  3. Es ist immer eine Frage der Fragestellung.
    Man kann sie manipulativ gestalten oder eben auch neutral.
    Zur Neutralität gehört allerdings auch, dass über Jahre(!) Daten/Meinungen erhoben/gegeneinander abgewogen werden, relativiert werden, komplett unterschiedliche Haltungen gegeneinander hochgerechnet werden, um überhaupt auch nur irgendeine ‚Größe‘ berechnen zu können, anhand derer aktuelle Trends eingeschätzt werden können.
    Dass wirklich repräsentative Stichproben befragt werden, und zwar in Absenz vorgegebener ‚Abwärtstrends‘ unliebsamer Störparteien.

    Ich argwöhne, dass man die AfD gerade manipulativ auf dem Absturzkurs sieht – wenn ihre Werte angeblich im Sinken begriffen sind, wird man sie nicht mehr wählen. Frei nach dem Motto: ‚Das bringt ja eh‘ nix!‘
    Danke an ‚Wahlumfragen‘.

    Cool, liebe ‚Statistiker‘, das habe ich irgendwann mal anders gelernt.
    Allerdings war ich auch kein hochbezahlter.
    Meine Rechnung geht anders.

  4. Zurück zur Börse. Börse ist doch ganz einfach: Man muss nur billig kaufen und teuer verkaufen. Sagte Kosto schon vor fünfzig Jahren. Mal als Hinweis: Wenn Dir einer sagt 13.000 Punkte beim DAX, der Luftnummer, (oder 5800 beim DAX Kursindex) wären billig, glaub ihm nicht! Und wenn Dir einer sagt, 4000 Punkte beim DAX wären aber recht teuer, weil gleich die Welt untergeht, glaub ihm nicht. Wer sagt das denn? Na die ganzen Medien. Warum? Aus Eigeninteresse, Dummheit oder Herdentrieb. Egal, glaub Ihnen nicht.

  5. >>Für den Verbots-Reflex sollten sich freiheitlich denkende Menschen zu schade sein, der ist Diktaturen und Ideologen zu eigen.<<
    Womit wir bei den Grünen und ihrem Drang zu Verboten wären ;o)

  6. Stichwort „Führen mit Demoskopie“: Merkel ist eine Manipulateurin. Sie ist so gut, dass die Menschen es überhaupt nicht bemerken und sie sogar noch anhimmeln. Wenn man jemanden direkt fragt: „Magst Du manipulative Menschen?“, dann werden die meisten vermutlich mit Nein antworten. Merkel ist als Manipulateurin so gut, dass die Menschen sie nicht als manipulativ wahrnehmen.

    Und was die inflationär vielen Umfragen angeht, deren Ergebnisse einem jede Woche um die Ohren gehauen werden: Selbstverständlich dienen diese hauptsächlich der Manipulation. Anderenfalls würden die Ergebnisse nicht veröffentlicht. Wissen ist Macht. Warum sollten die Auftraggeber so großzügig ihre Macht unter das Volk verteilen? Die allermeisten Umfragen führen nicht zu irgendwelchem neuen Wissen.

  7. Danke für den professionellen Einblick. Passt. Sieht so aus, als wolle man uns von den Wahlurnen fern halten. Was für ein Elend.

  8. „Die harte Wahrheit in einem selbstreferentiellen System ist eben, dass
    es keinen objektiven Preis gibt, außer den, der gerade in diesem Moment
    real für etwas bezahlt wird.“ – Hr. M. Schulte

    Der momentane Preis ist objektiv? – Die Wirtschaftstheorie kennt externalisierte Kosten, die im momentanen Kundenpreis nicht einfließen. Beim Atomstrom sind das u. a. Entsorgungskosten und Risikoversicherung.
    Wenn der Mensch tatsächlich nur einen gegenwärtigen „Preishorizont“ hätte, wäre m. E. eine kulturelle Evolution unmöglich. Ich vergleiche die gegenwärtige Preisakzeptanz gerne mit dem Mittelalter, wo viele mit eigenem „Mass“ am Markt handeln. Früher oder später wird der Staat sein Gewaltmonopol nutzen, um eine „Budgetierung“ für die Preisbildung vorzuschreiben und bewusst Allmendegründe für den steuerlichen Einfluss auf die Preisbildung einführen.

    Der selbstreferentielle Einfluss vom Finanzmarkt ergibt sich aus der monetären Abstraktion und dem Fokus der professionelen Finanzteilnehmer auf: die größtmögliche positive Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben in kürzester Zeit.
    Bei diesem Fokus macht es Sinn „ertragreicheres Saatgut“ ohne Reproduktionsfährigkeit herzustellen, um Bauern zum Neukauf zu veranlassen.

    Fazit:
    Die selbstreferentielle Eigenart kann die Gesellschaft jenseits „politischer

    Instanzen“ organisieren. Wollen wir diesen Fokus? Lässt sich ein anderer Fokus kreieren?
    Wenn wir eine andere Abstraktion wählen, können wir selbstbestimmt auch einen anderen Fokus kreieren. Womöglich einen Fokus, der eher mit unser Naturwissenschaft vereinbar ist.

    Anm.: Eine Budgetierung legt keinen Preis sondern Kostenfaktoren, die zur Preisbildung herangezogen werden, fest.

  9. Meinen Sie manipulativ „scheint“ oder meinen Sie mit „wirkt“ ist, denn für mich ist die Demoskopie allemale manipulativ, also Indikativ.

  10. Auch in der Physik ist es grundätzlich so, dass die Erfassung das zu Erfassende beeinflusst. Das hat damit zu tun, dass die Erfassung ein Medium nötig macht, das in Wechselwirkung mit dem zu Erfassenden steht. Sonst könnte man gar nichts erfassen.

    Wechselwirkung bedeutet nach dem Gesetz von actio und reactio, dass sich das zu Erfassende dabei verändert – und erst recht auch das zur Erfassung genutzte Medium, das so gewählt wird, dass es den zu erfassenden Gegenstand möglichst wenig verändert.

    Tatsächlich nehmen wir niemals das zu Erfassende wahr sondern die Botschaft, die sich nach der Wechselwirkung ergibt – und noch nicht einmal dann den Gegenstand selber. Wenn z.B. etwas mithilfe von Licht festgestellt wird, nehmen wir das empfangene Licht wahr und interpretieren dies.

    Tastet man mithilfe eines Besenstils ein Fliegengitter ab, wird das Fliegengitter erstens leicht verbogen (wird nicht als eben interpretiert) und zweitens sind die Gittermaschen nicht erkennbar. Tastet man das Gitter hingegen mit einer Nadel ab, verbiegt sich das Gitter nicht, und die Maschen sind erkennbar. Licht wäre in diesem Vergleich eine extrem feine und auch sonst besondere „Nadel“. Die Störungen sind dann klein aber nicht gänzlich weg.

    Die Physik hat das Handicap, niemals die perfekte „Wahrheit“ über ein Original liefern zu können. In der Physik befindet sich restlos alles Feststellbare in unermesslich vielen Wechselwirkungen von winzigst bis gigantisch. Gäbe es etwas, das keinerlei Wechselwirkungen mitmacht, käme es physikalisch aufs selbe raus, als sei es schlichtweg nicht existent.

    Im Umkehrschluss kann es also etwas geben, das wir nicht festellen und beweisen können – sogar innerhalb unseres physikalischen Universums. Es könnte sogar ein ganzes odere mehrere solcher paralleler „Partial-Universen“ geben, wo Wechselwirkungen nur jeweils innerhalb eines Universumteils stattfinden. Wir wüssten von alledem nichts. Und erst außerhalb der Physik! Mit physikalischen Mitteln nichts zu machen.

    Umfragen bei Online-Zeitungen
    Gelegentlich gibt es an Zeitungsartikel anschließend Umfragen, die sich auf den Inhalt des Artikels beziehen. Dadurch lernen die Zeitungsmacher, wie die Meinung manipuliert werden kann. Es sei denn, die Leser entschließen sich, ein wenig zu mogeln. Das Mogeln beeinflusst nämlich auch das System.

    • Danke! Sie haben den Kern erfasst. Es bezieht sich natürlich nicht nur auf soziale Systeme, unsere ganze Denkstruktur um die Welt zu erfassen, ist viel zu linear-kausal und deterministisch. In meinem verlinkten Artikel zur Reflexivität habe ich daher den Bogen bis zu Heisenberg geschlagen, denn auf der Ebene verschmiert die Messung das Ergebnis so sehr, dass eine objektive Messung gar nicht mehr möglich ist.

      Auch die Beziehung zwischen Ihren „Partial-Universen“ und Gödels Unvollständigkeitssatz ist da. Wenn man das Geschehen systemisch versteht, entstehen plötzlich Parallelen zwischen Mathematik, Physik und Sozialwissenschaften.

      Aber zurück zum Thema, Börse wie die politsche Meinung der Massen, sind hoch komplexe, selbstreferentielle Systeme und keine Automotoren, die nach festen Abläufen und Gesetzen replizierbar funktionieren. Und nur wer das versteht, hat auch eine Chance die Bewegungen interpretieren und beeinflussen zu können.

  11. Demoskopie wirkt manipulativ.
    Berichterstattung wirkt noch manipulativer.

    Wenn wir in einer „offenen Gesellschaft“ leben würden, die den „offenen Diskurs“ mit der AFD zuließe, dann wären die Folgen für die politische Landschaft unabsehbar.

    Natürlich kann man, wie heute die FAZ, z.B. die Frage stellen: „wie viel NSDAP steckt in der AFD ?“
    Wenn man den Artikel allerdings mit Hakenkreuz-Plakaten garniert, dann ist die Seriosität überschritten umd die Absicht ist klar:
    „Wer die AFD wählt ist nicht weit von den Holocaustverbrechern entfernt. Das alles hätten wir ja schon mal. Alsomwählt diese Partei bloß nicht.“

    Und die FAZ gehört hierbei sicher nicht zu den größten ******* gegen die AFD.

    • P.S.:
      Professor Meuthen hat als Reaktion auf den FAZ Artikel mal zusammengestellt, wie viel NSDAP in der CDU / CSU steckt.

      Hier nur ein ganz kleiner Ausschnitt ehemalige NSDAP-Mitglieder in der CDU/CSU – Führung:
      Bundeskanzler Kiesinger
      Bundespräsident Carstens
      Filbinger, Goppel, Stücklen, Höcherl, Lemke, Mikat, Schröder, Seidl, Röder, Furler, Krüger, ……

      In der AFD gibt es wohl keinen einzigen NSDAP Vorbelasteten.

      Das gleiche könnte man für die LINKE anstellen und fragen „wie viel SED steckt in der LINKE“

      Aber man hat sich halt auf die Wählermanipulation gegen die FAD geeinigt.

      • Kiesinger und Filbinger war bekannt, auch irgendwie – in damals kritisch jugendlicher Betrachtung fühlbar. Stücklen, Höcher, Seidl etc gute Politiker. BP Carstens beantragte, aber wurde nicht NSDAP Mitglied. Er war sehr beliebt – der Wander-Präsident. Bin ihm mal in einem Hotel begegnet, Nowotny an seiner Seite, die Sicheitsleute hinterher. Er trug seinen Koffer selbst. Danke für den Rückblick in die Normalität.
        Wir haben motiviert gearbeitet, waren sicher, wen wir wählen. Mediales Parteien-Bashing war nicht denkbar. Alles hat seine Zeit.

      • Meuthen hat das übrigens nicht als Vorwurf gebracht.
        Ihm ging es, genau wie mir, lediglich darum aufzuzeigen, mit wie viel Verlogenheit und Dreistigkeit hier gegen die FAD Stimmung gemacht wird.

  12. „Aber auch wenn die Berechnung von Forsa ganz objektiv und ohne jede
    manipulative Absicht war, hat eine Aussage, dass die AfD potentiell an
    der 5% Hürde scheitert, der Partei objektiv geschadet und wahrscheinlich
    das letzte Quäntchen bedeutet, sie dann auch real unter die 5% Hürde zu
    drücken.“

    Ehrlich gesagt haben diese absurden Umfragen mittlerweile einen sehr faden Beigeschmack für mich. Ich traue diesem Regime mittlerweile alles zu.

    Betrachtet man einmal die Vorkommnisse bei der NRW-Landtagswahl („verloren gegangene“ AFD-Stimmen, AFD-Stimmen falsch zugeordnet etc.), die offensichtlichen Wahlmanipulationen bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl, die beschädigten und damit ungültigen Wahlzettel bei der Stichwahl zwischen Le Pen und Macron (außerdem erhielten wohl viele Wähler mehr als einen Macron-Stimmzettel) und die absurd hohe Anzahl ungültiger Stimmen (über 11%), dann kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass hier europaweit nennen wir es mal „nachgeholfen“ wird, wenn die Wähler nicht das den „Eliten“ genehme Wahlergebnis liefern und das trotz weitreichender Propaganda-Kampagnen.

    Ferner entstand bei mir das Gefühl, dass man nach bekannt werden, dieser Tatsachen kurz einige pseudokritische Artikel veröffentlichte, die sich scheinbar mit diesen Unregelmäßigkeiten auseinander setzten, danach aber möglichst schnell zur Tagesordnung überging und das Thema danach komplett totgeschwiegen wurde.

    Heute liest man sogar, dass die AFD pünktlich zum Bundestagswahltermin jetzt angeblich nur noch bei 6,5% stehen soll. Vor einigen Wochen hatte Seehofer ja schon mal präventiv angekündigt, dass es möglich sei, dass die AFD bei der Bundestagswahl sogar an der 5%-Hürde scheitern könnte.

    Testet man hier schon mal behutsam aus, wie weit man gehen kann, indem immer wieder diese fadenscheinigen Umfrageergebnisse und suggestive Aussagen (siehe Seehofer) in die öffentliche Diskussion eingestreut werden?

    Ich persönlich habe schon länger das Gefühl, dass wir längst wieder in der DDR 2.0 leben, dem Großteil der Wähler ist das nur noch nicht bewusst geworden. Man sollte einfach mal folgendes Bedenken: 2016 fanden insgesamt 5 Landtagswahlen statt, bei denen die AFD in Baden-Württemberg (15,1%), Berlin (14,2%), Mecklenburg-Vorpommern (20,8%), Rheinland-Pfalz (12,6%) und in Sachsen-Anhalt (24,3%) erreichte.

    Seit 2016 hat sich die Flüchtlingssituation und Euro-Schuldenkrise noch einmal deutlich verschärft, es ereigneten sich unzählige weitere islamistische Terroranschläge europaweit (auch in Deutschland), es wurde die desaströse BKA-Statistik für das Jahr 2016 veröffentlicht und es wurden unzählige bestialischste Gewalt- und Sexualverbrechen von ganz bestimmten Bevölkerungsteilen begangen und trotzdem dümpelt die AFD bei den drei Landtagswahlen 2017 auf einmal nur noch zwischen 5%-8% (NRW 7,4%, Saarland 6,2%, Schleswig-Holstein 5,9%) herum?

    Wer soll das ernsthaft glauben?

    • Die Wahlprognosen dienen nicht nur der gezielten Manipulation der Wähler vor einer Wahl, sondern auch der Legitimation des Ergebnisses der nachfolgenden Wahl. Bis September wird die AFD in den Umfragen Stück für Stück in Richtung 5 % wandern. Damit wird das gewünschte Wahlergebnis (4,9%) für den Normalbürger auch plausibel und man kann die Vorwürfe einer Wahlfälschung leichter vom Tisch wischen. Stichwort „Verschwörungstheorie der Verlierer“.
      Wahlmanipulation und Wahlfälschung sind Strafbewährt (§ 107a StGB). Dafür gibts bis zu 5 Jahren Haft. Bei uns gibts aber immer nur Wahlpannen und davon steht eben nix im Gesetz. „Sorry, kann ja mal passieren“.
      Es ist noch nicht ein mal bei den Fällen, bei denen eine Manipulation oder Fälschung als Wahrscheinlich angenommen werden muss, zu ernsthaften (!) Ermittlungen oder personellen Konsequenzen gekommen. Siehe Bürgerschaftswahl Bremen 2015. Der, zumindest personell, verantwortliche Landeswahlleiter Jürgen Wayand, ist weiter im Amt und wird auch bei der Bundestagswahl 2017 für Bremen wieder Wahlleiter sein. Es gibt keine Konsequenzen. Also warum soll von einem Werkzeug, das anscheinend vollkommen Risikofrei ist, nicht auch Gebrauch gemacht werden?
      Unser Wahlsystem ist sehr leicht zu manipulieren und lebt nur durch das Vertrauen der Bürger in die Rechtschaffenheit der ausführenden Institutionen. Was aber, wenn es diese Rechtschaffenheit nicht mehr gibt?

  13. Ich würde sehr gerne mal sehen wie eine Wahl ausgehen würde wenn ein halbes Jahr vor der Wahl keine Wahlumfragen mehr gemacht werden dürften.
    Ich bin mir schon seit vielen Jahren ziemlich sicher das das Ergebnis ein anderes wäre, als mit Wahlumfragen bis kurz vor der Wahl.
    Das Wahlumfragen manipulativ sein können – und es meiner Meinung nach auch sind – sollte doch eigentlich jedem denkendem Menschen klar sein.

    • Ich musste beim Lesen der Einleitung des Artikels kurz ein klein wenig schmunzeln:
      Ob wohl etwa an dem hochgeschätzen Mr. Market nicht fast ein brillanter Atomphysiker verloren gegangen ist? Einer, der sich gar mit physikalischer Podologie, ähm pardon ich meinte natürlich: Quantenmechanik, hätte beschäftigen können?

      „Es kann keine objektive Messung des Wahlverhaltens geben, weil die Kenntnis der Ergebnisse der Umfragen unmittelbar das Wahlverhalten verändert und damit die Messung unwirksam macht.“ (Michael Schulte)

      Man ist geneigt eine gewisse Analogie, die Ihnen, Herr Schulte, höchstwahrscheinlich bekannt ist, zur Unschärferelation von Werner Heisenberg zu erkennen:

      „Die erste Formulierung einer Unschärferelation in der Quantenmechanik betraf die gleichzeitige Kenntnis von Ort und Impuls eines Teilchens. Im Jahre 1927 veröffentlichte Heisenberg seine Arbeit Über den anschaulichen Inhalt der quantentheoretischen Kinematik und Mechanik >>> und argumentierte, dass die mikroskopische Bestimmung des Ortes
      x eines Teilchens im Allgemeinen zu einer Beeinflussung (Störung) des Impulses p des Teilchens führen muss. <<<
      Wenn also der Ort eines Elektrons durch optische Beobachtung (im einfachsten Fall: Sehen) bestimmt werden soll, so kann das Teilchen beleuchtet werden, damit mindestens eins der einfallenden Lichtquanten in das Messinstrument (Auge, Mikroskop) gestreut wird.
      Einerseits ist die Ungenauigkeit des Ortes dabei abhängig von der Wellenlänge des verwendeten Lichtes. Andererseits wirkt die Ablenkung des Lichtquants wie ein Stoß auf das Teilchen, wodurch der Impuls des Körpers eine Unbestimmtheit von p erfährt (Comptonstreuung). Als prinzipielle Untergrenze für diese Unbestimmtheiten schätzte Heisenberg mit Hilfe der De-Broglie-Beziehung ab, dass das Produkt von nicht kleiner sein kann als die für die Quantenphysik charakteristische Naturkonstante, das Plancksche Wirkungsquantum. Diese fundamentale Grenze der Messbarkeit formulierte Heisenberg in der (symbolischen) Aussage."

      Herr Schulte beschreibt somit im übertragenen Sinne die demoskopische Comptonstreuung auf das demos-Teilchen, im ungünstigsten Falle in einer ungünstigen Güllner-Wellenlänge…
      Chapeau Herr Schulte, das ist wirklich brilliant!

      So, ich geh' mir jedenfalls jetzt erstmal in der Küche einen Kaffee holen. Für einen politisch korrekten Reset der kleinen grauen Zellen. Und dann heißt es wieder artig: Jawoll Chefin, wir schaffen das! Aber erst in der übernächsten Woche, denn dies sind meine 50%Teilzeitfreiwochen. Heisse Degression statt kalter Progression!?

      Guten Morgen in das hell leuchtende TE-Universum! :-)))

      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Werner_Heisenberg

      • Danke und Sie haben es erfasst. 🙂

        Klicken Sie mal auf den ersten Link in meinem Artikel zur „Reflexivität“ und lesen Sie den Original-Artikel.

        Da finden Sie nicht nur Heisenberg, sondern auch Gödels Unvollständigkeitssatz, der hier auch eine Rolle spielt. Ich spreche über eine gemeinsame Eigenschaft komplex-chaotischer, selbstreferentieller Systeme, die in der Welt fast überall vorkommen und im normalen Sprachgebrauch auch gerne „Chaos“ genannt werden, obwohl sie genau das nicht sind, nur komplexer als es in trivialen Ursache-Wirkung Beziehungen darzustellen ist.

        Wenn die Volkswirtschaftslehre ihre zweidimensionalen Formeln beerdigen würde und sich mehr mit Systemtheorie beschäftigen würde, hätte sie eher die Chance etwas Relevantes zur Wirtschaft abzuliefern. 😉

  14. Nun, diese Mechanismen sind alle wunderbar im chinesischen Dschou I, dem Buch der Wandlungen beschrieben. Die Ursprünge des Buchs liegen vermutete 5000 (!) Jahre zurück und seit dem wird es immer an die Ausprägungen der zeitlich bestehenden Gegenwart angepasst. So am Rande – der Satz, der Gorbatschow zugesprochen wird „Wer zu spät kommt den bestraft das Leben“ ist dem Buch der Wandlungen entnommen und das grundlegende Prinzip – der richtige Zeitpunkt.

    Wohlan…

  15. Wer verfolgt hat, wie gestern die 6,5 Prozent für die AfD von Allensbach durch die Medien getragen wurden, während die gleichzeitige Insa-Umfrage mit 9 Prozent praktisch unerwähnt blieb, kann sich der Einschätzung des Autors nur anschließen. Ich möchte nur noch ergänzen, dass viele Demoskopen nach meiner Vermutung eben doch politisch tätig und einen aktiven Einfluss ihrer Umfragen auf das tatsächliche Meinungsbild der Bürger anstreben oder zumindest billigen.

    • Weder eine gute noch eine schlechte Folge lässt sich dadurch abschätzen.
      Denn genau so gut, könnte die 6,5 % bewirken, dass sich viele dafür entschließen die AfD zu wählen, damit sie nicht ins Abseits gerät.
      Oder sie wählen nicht die AfD, weil sie befürchten, damit zu einer Minderheit zu gehören.

      Gleichzeitig könnten die 9% bewirken, dass sich mehr Bürger motiviert fühlen wählen zu gehen, um die AfD zu verhindern.
      Oder AfD-Wähler zur Wahl gehen, weil der Einzug in den Bundestag sicher erscheinen.

      Herr Schulte spricht hier über die Selbstreferentialität sozialer Systeme, damit über den Einfluss der Umfragen auf ihre Untersuchungsgegenstände.
      Was welchen Einfluss ausübt, können wir aber nicht so einfach bestimmen, da jeder Mensch unterschiedlich reagieren kann.

      • Ihre Ausführungen sind schlecht zu widerlegen, was ich auch gar nicht erst versuchen will. Sie ändern aber nichts daran, dass seitens der Medien in der oben genannten Weise mit den „Ergebnissen“ der Demoskopen gearbeitet wird. Hier ist ein propagandistischer Trend zu erkennen, genauso wie bei der Tatsache, dass die AfD in einigen der wichtigsten Talkshows seit einem Jahr Lokalverbot hat. Konstant schlechte Presse und die simple Nichtexistenz auf Talkshowebene dürften ihre Wirkung beim Wähler jedenfalls nicht verfehlen.

  16. Sie unterstellen den Demoskopen also keine böse Absicht? Nun, zumindest im Falle Güllner und Forsa darf man diese böse Absicht durchaus annehmen. Klar wird der von einer Rechtssprechung, die dem Diktat eines SPD-Parteikollegen unterliegt, vor Entlarvung und Entmachtung geschützt, nützt er doch mit seinen Umfragen eben gerade jener Partei! Linke haben noch nie das Recht vor das eigene Interesse gestellt. Und schon gar nicht, wenn es gegen den großen Feind AfD geht, der die Frechheit hat, das neue Geschäftsmodell der SPD, seine Wähler aus der wachsenden Migrantenpopulation zu rekrutieren, zu gefährden.

    Wir dürfen getrost annehmen, dass die von Ihnen beschriebenen Effekte den Demoskopen sehr wohl bekannt sind, und weil das so ist, dürfen wir ebenso getrost annehmen, dass diese Erkenntnis manipulativ eingesetzt wird. Denn Umfragen einfach so ohne Sinn und Zweck und ohne Substanz auszuführen, wäre nun wirklich unsinnig. Demoskopen wollen nicht nur beobachten, sie wollen beeinflussen!

  17. „Ich stelle also zur Diskussion, ob Demoskopie nicht manipulativ und damit ungewollt demokratieschädlich wirkt.“

    Eine interessante und gut erläuterte These, Herr Schulte.
    Es ist gut die Selbstreferentialität im Blick zu haben.

    Aber:

    1. Die manipulative Berichterstattung über politische Wettbewerber (Parteien) in den Medien – und zwar gerade in den öffentlich-rechtlichen – hat auf Wahlergebnisse nach meinem Eindruck noch viel größere Auswirkungen (Wir erleben das ja gerade bezüglich des Bashings/Parteilichkeit gegen die neu „aufgetauchte“ Partei).

    2. Das mit dem „„wahren Wert“ einer Aktie“ sehe ich auch so, wie Sie.
    Aber für „Unternehmensbewertungen“ ist manchmal eine stichtagsbezogene Bewertung erforderlich.
    Da geht es dann beispielsweise darum zukünftige Erträge des Unternehmens zu prognostizieren – ganz „objektiv“.
    Es geht um die „Zukunft“ – und allein damit ist ein Scheitern, bei dem Ziel einen „wahren Wert“ zu ermitteln, unvermeidlich.

Einen Kommentar abschicken