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Krasses Unwissen in der Politik

Wachstum durch Schulden macht nicht krisenfest, sondern untergangsreif

16.04.2020

| Lesedauer: 9 Minuten
Wirtschaftswachstum - so das herrschende Paradigma - kann nicht nur Wohlstand, sondern soll auch Stabilität bringen und alle Probleme lösen, auch die jetzige Coronakrise. Doch was endlos wächst und nur Wurzeln in Wolkenkuckucksheim hat, ist notwendigerweise instabil. Ludwig Erhard war der letzte Kanzler, der das beherzigte.

Nun hat auch noch der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose präsentiert: Minus 3 Prozent für die Weltwirtschaft in diesem Jahr. Für Deutschland rechnet der Fonds mit einem Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts von 7 Prozent in diesem Jahr und einem Wachstum von 5,2 Prozent im nächsten. Wie jede Konjunkturprognose bringt sie letztlich wenig Erkenntnisgewinn und hat keinen bleibenden Wert. Das Virus hat besonders deutlich gezeigt, wie bedeutungslos Konjunkturprognosen sind, wenn etwas einschneidendes passiert. Es ist fast putzig, wenn die Ökonomen selbst schreiben, der Ausblick (IWF für Deutschland 2021: +5,2%, EU: +4,5 %) sei „mit großen Unsicherheiten behaftet“. Ach! Als ob die Zukunft nicht immer offen und voller Unwägbarkeiten zu sein pflegt. Sonst wär sie schließlich nicht die Zukunft. 

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Das interessanteste an der Konjunkturforschung ist nicht, was sie uns anbietet. Denn da boten die Sibylle von Cumae oder das Orakel von Delphi schon besseres – vor allem mit deutlich höherer literarischer Qualität. Das Interessante an der Konjunkturforschung ist, dass es sie überhaupt gibt. Wie jede „Futurologie“ befriedigt sie eine psychische Nachfrage: Sie versucht, die Angst des modernen, säkularisierten und (scheinbar?) rationalen Menschen vor der nach wie vor offenen Zukunft zu mindern. Und darum ist auch fast immer die fernere Prognose höher als die nähere – nicht nur beim IWF. Das Vertrauen der Wirtschaftsakteure, ja deren Glauben an künftiges weiteres Wachstum zu vermitteln, gehört zum Selbstverständnis der Konjunkturforschung und erst recht aller internationaler Wirtschaftsinstitutionen, ob Weltbank, IWF oder OECD. 

Wir wollen hier einmal von einer ebenso pauschalen und rechenfreundlichen wie pessimistischen Annahme ausgehen: nämlich einer durch die Pandemie beziehungsweise die Maßnahmen der Regierungen dagegen verursachten Schrumpfung des deutschen Bruttoinlandsprodukts um ganze 10 Prozent in diesem Jahr. Zunächst bedeutet das nur, dass in Deutschland Waren und Dienstleistungen in einem Wert von rund 3,10 Billionen Euro produziert sein werden (nach rund 3,44 im vergangenen Jahr). Eine Katastrophe ist das für sich genommen nicht. Denn das ist immerhin etwas mehr als im Jahr 2015 und ein bißchen weniger als 2016 – die Inflation ignorieren wir einfachheitshalber. Und wenn die Rezession noch viel radikaler einschlagen sollte, sagen wir mit einem nie dagewesenen Minus von 20 Prozent, hätte Deutschland immer noch in etwa so viel zählbaren Wohlstand produziert wie 2012. Und um endgültig klar zu machen, was hier gesagt werden soll: Zwischen 1991 und 2019 hat sich das BIP in Deutschland nominal mehr als verdoppelt – abzüglich Inflation. Selbst bei einer Halbierung unserer Wirtschaftsleistung würden wir also nicht auf das Niveau der Hungerjahre nach dem Zweiten Weltkrieg oder auch nur der 1970er Jahre zurückfallen, sondern vielleicht auf das der alten Bundesrepublik kurz vor der Wiedervereinigung. Ich kann mich daran erinnern, dass sich die meisten Bundesbürger damals nicht arm vorkamen. 

Stellen wir uns also an? Sind wir verwöhnt? Ja, natürlich sind wir das. Alle, die wir in den Wohlstandszonen der Welt leben, selbst die, die dort am unteren Ende der Tabelle stehen. Aber einen moralischen Vorwurf sollte man daraus nicht ableiten. Darum geht es nicht. Und erst recht sollte man nicht glauben, dass ein Einbruch der Wirtschaftsleistung gar nicht schlimm sei, sondern vielleicht sogar ein Segen, wie das manche verdeckt oder sogar offen tun. Häufig sind das übrigens krisenfest verbeamtete Professoren wie der Direktor des Instituts für Transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam, Ortwin Renn – „Etwas mehr Ruhe, Muße, Zurückhaltung tut uns allen gut“. 

Ruhe, Muße und Zurückhaltung tun gut, ja. Aber wer über keine W-Besoldung oder ein üppiges Privatvermögen verfügt, kann sie nicht so recht genießen. Man redet den Deutschen gerne ein, sie seien reich. Aber das ist eher das „Märchen vom reichen Land“, wie Daniel Stelter in seinem gleichnamigen Buch zeigt. Das Erwachen aus einer schönen Illusion tut nicht gut. Es schmerzt, deprimiert, und erzürnt vielleicht irgendwann auch, wenn es akut wird. Und das ist, was sehr vielen Deutschen und anderen Bewohnern der globalen Wohlstandszonen nun durch die Coronakrise  bevorsteht. 

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Die Angst und damit die Instabilität und Krisenanfälligkeit von Individuen und Gesellschaften sinken, wenn existentielle Not gebannt ist, aber sie wachsen ab einem bestimmten Wohlstandsniveau wieder mit dem steigenden Lebensstandard. Es ist die Furcht, etwas doch nicht zu bekommen, das man erwartet hat und das schon eingeplant ist. Entgrenzungen beseitigen den Halt, den Grenzen vermitteln. Die Virus-Pandemie zeigt, wie schnell sich gerade die westlichen Wohlstandsgesellschaften verunsichern lassen und wie verletzlich dadurch gerade die höchst entwickelten Volkswirtschaften sind.

Eine Pandemie, die verglichen mit Seuchen und anderen Menschheitsgeisseln der Geschichte relativ wenige (Todes-)Opfer und wenig Leid fordert, erschüttert die Ökonomien – und dadurch möglicherweise in absehbarer Zukunft auch die anderen politisch-gesellschaftlichen Funktionssysteme, die ebenfalls keine verlässlichen, in der Vergangenheit ruhenden Fundamente mehr aufweisen. 

Bezeichnenderweise hat die Spanische Grippe 1918/19 keine umwälzenden ökonomischen und politischen Folgen verursacht. Sie traf die Menschen damals zweifellos härter als heute die Corona-Pandemie: Die Schätzungen reichen bis zu 50 Millionen Toten weltweit. Aber sie traf auf Gesellschaften – damals konnte man durchaus auch noch von Völkern sprechen – , die viel weniger wohlhabend und nicht zuletzt aufgrund des Ersten Weltkrieges viel leidensfähiger waren.

Es gab damals noch kein regelmäßig erhobenes BIP, aber es gab schon den Dow Jones-Aktienindex – und der stieg 1918 um mehr als zehn und 1919 um mehr als 30 Prozent. Die ökonomischen Folgen waren in Amerika jedenfalls nur kurzfristig zu spüren. Auch in Deutschland blieb die Wirtschaft, die ohnehin ganz auf Kriegsproduktion eingestellt war, wenig berührt. Es ist nicht bekannt, dass ein Industriebetrieb damals die Produktion aufgrund der Pandemie, die Hunderttausende hinwegraffte, völlig einstellte. Die Neue Zürcher Zeitung in der neutralen Schweiz schrieb am 2. März 1919 über „die beispiellose Gleichgültigkeit, mit der die Menschheit diese Seuche hingenommen hat.“ Welcher Gegensatz zu heute! 

Corona: Der Crash ist da?
Ganz offensichtlich war es ein großer Irrtum der Ökonomen und Politiker des 20. Jahrhunderts, wenn sie glaubten, dass die Instabilität, die dauernde Krise, in die die Gesellschaften seit der „Sattelzeit“ (Reinhart Koselleck) um 1800 durch die gleichzeitige Freisetzung politischer und ökonomischer Dynamik geraten waren, durch möglichst viel und unbegrenzte Wohlstandssteigerung zu bändigen sei. Es war ein Irrtum, dass Menschen mit immer wachsendem Wohlstand ihre Angst verlieren, Sicherheit und Zuversicht gewinnen, und dass deren Gesellschaften damit krisenfester werden. Aber genau auf dieser Annahme beruht das Paradigma, nach dem letztlich alle Regierungen seit rund einem halben Jahrhundert handeln. Und dies auch angesichts der Corona-Pandemie zu tun gedenken. 

Der Glauben, dass Wirtschaftswachstum unbedingt und unbegrenzt notwendig ist, weil es das Allheilmittel für gesellschaftliche, politische und letztlich sogar ökologische Probleme jeglicher Art ist, und dass dieses Wachstum bei rationaler Politik unbegrenzt möglich ist, ist der quasi-theologische Überbau der aktuellen Wirtschaftsverfassung (vgl. Matthias Schmelzer „The Hegemony of Growth. The OECD and the Making of the Economic Growth Paradigm“ Cambridge: Cambridge University Press, 2016). Es wurde geboren unter dem traumatisierenden Eindruck der Weltkriege und der mit diesen verknüpften wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Wachstumsparadigma beruht auf der aus diesen schmerzlichen Erfahrungen gefolgerten Hypothese, dass nur ein breiter Wohlstand Gesellschaften befriede und ihre politischen Ordnungen – also in der westlichen Welt die liberale Demokratie – stabilisiere. 

Das wichtigste Einzelereignis dieses weltgeschichtlich höchst bedeutsamen, aber wenig Aufsehen erregenden Prozesses war die Erfindung des Bruttoinlandsprodukts durch Simon Kuznets, John Maynard Keynes und andere angelsächsische Ökonomen vor dem Zweiten Weltkrieg (vgl. Philipp Lepenies, „Die Macht der einen Zahl. Eine politische Geschichte des Bruttoinlandsprodukts“, Suhrkamp 2013). Die Konjunkturforschung, ja letztlich der Großteil der heute tonangebenden Wirtschaftswissenschaft, ist selbst ein historisches Ergebnis dieser bahnbrechenden Erfindung. Erst mit dieser mächtigen Zahl konnte Wachstum zum Zentralbegriff der Volkswirtschaft werden. Erst mit dieser Zahl war auch eine wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik wirklich möglich. Nach dem Krieg erlaubte die von den USA propagierte Ausbreitung des Bruttosozial- bzw. Bruttoinlandsprodukts als statistisches Werkzeug überall im Westen und dann im Rest der Welt die Messung dessen, was in Deutschland „Wirtschaftswunder“ genannt wird. 

In den drei ersten Nachkriegsjahrzehnten schien sich die Hypothese zu bewahrheiten – allerdings erfuhr sie eine entscheidende Veränderung. Nicht „Wohlstand für alle“ als ein, zwar vielleicht nicht eindeutig bezifferbares, aber doch endliches Ziel, wie es etwa Ludwig Erhard in den 1960er Jahren im wesentlichen erreicht glaubte, sondern das Wachsen selbst, die ökonomische Expansion als solche wurde schließlich zur Voraussetzung von sozialer und politischer Stabilität erklärt.

In Deutschland fand das Wachstumsparadigma im „Stabilitäts- und Wachstumsgesetz“ von 1967 seine nicht nur ideelle, sondern auch juristische Verankerung – gegen den Widerstand Ludwig Erhards und der ordoliberalen Denkschule. Erhard führte in seinen späten Jahren als Kanzler und danach einen heute vergessenen und letztlich vergeblichen Kampf gegen den „Wachstumsfetischismus“, wie er das nannte. Er hielt es für Unsinn, wie Karl Schiller und Helmut Schmidt und auch Franz Josef Strauß Wachstum zur Voraussetzung von politischer Stabilität zu erklären.

Corona und das Ende der Welt ohne Grenzen
Und natürlich hatte und hat Erhard Recht: Was wächst und erst recht, was in der Tendenz exponentiell, also mit einem möglichst gleichbleibend hohen Prozentsatz wachsen muss, kann gerade nicht stabil sein. Man schaue sich nur den Graphen einer exponentiellen Funktion an – dass diese Funktion nicht endlos fortgeführt werden kann, ohne aberwitzig zu werden und darum nicht dauerhaft Stabilität verheißen kann, liegt auf der Hand. Und doch wurden in Deutschland und allen anderen wichtigen Volkswirtschaften sowohl die Funktionalität der Institutionen (etwa die sozialstaatlichen Sicherungssysteme) als auch die Erwartungen der Akteure darauf eingerichtet. Bis heute ist das so. 

Doch ausgerechnet in jener Zeit, den späten 1960er und frühen 70er Jahren, als das Wachstumsparadigma sich in einem jahrelangen akademischen, politischen und gesamtgesellschaftlichen Diskurs durchsetzte, ging die rund 30-jährige Epoche der hohen Wachstumsraten gerade zu Ende. Seit den 1970er Jahren und der Abschaffung des Goldstandards erreichen Regierungen das Ziel weiteren Wirtschaftswachstums nur noch unter der Voraussetzung entweder hoher bis extremer Inflation oder hoher bis extremer Verschuldung.

So gleicht die Wachstumswirtschaft einem gigantischen Turm zu Babel. Vor etwa 50 Jahren setzte ein Prozess der Entgrenzung ein, der bis heute anhält. Unser Zeitalter ist, wie Kurt Biedenkopf immer wieder feststellt, das der „Begrenzungskrisen“. Sie entstehen, vereinfacht gesagt, wenn Kollektive bisherige, durch kulturelle Vorgaben oder aber die Natur gegebene Begrenzungen erreichen – und sie überwinden oder gar völlig abschaffen wollen. Dieser Wille ist das Ergebnis eines maßlosen Prinzips, das den Menschen die Lösung aller Probleme und höchstes Glück auf Erden verheißt. Eines dieser Prinzipien ist das Wachstumsparadigma. 

Warum ist das Paradigma selbst so beständig? Haben wir nicht schon in der Finanzkrise gespürt, und merken jetzt mit noch größerem Schrecken, dass diese Wirtschaft trotz (oder vielleicht gerade wegen) ihres über sieben Jahrzehnte mit kleinen Unterbrechungen anhaltenden Wachstums eben nicht stabil ist, sondern dass dieses Futur-Fundament der endlosen Wachstumsverheißung höchst wackelig ist und immer wackliger wird, je mehr man darauf baut? 

Einerseits hilft gegen diesen Schrecken und gegen die Sorgen vor den Folgen dieser Schulden das Paradigma selbst: künftiges Wachstum wird alles heilen und alle Schuld tilgen. Andererseits verstärken die Schulden selbst ja auch wieder den Zwang zum Wachstum. Es ist ein Teufelskreis, in den sich unser Wirtschaftssystem versetzt hat, wenn nicht nur Staaten, sondern ein großer Teil der Unternehmen buchstäblich nicht auf festem Grund, sondern auf Zukunftsversprechen stehen, die dauernd als erfüllbar erscheinen müssen, obwohl sie es wohl nicht mehr sind. Ein unverschuldetes Unternehmen kann wachsen, ein verschuldetes muss wachsen – oder bankrott gehen. Oder der wachstumshungrige Staat beziehungsweise die Zentralbanken bürden auf dem Wege der zinslosen Geldschöpfung oder Verstaatlichung oder anderer „Rettungsmaßnahmen“ der Allgemeinheit seine Schuld auf, um die Wachstumsillusion mit Zombieunternehmen weiterzuführen.  

DIE KANZLERIN UND DIE KRISE
Angela Merkels letzte große Zeit
Mit der nun bald ein halbes Jahrhundert alten inflations- und schuldenfinanzierten Wachstumswirtschaft wird das Paradigma einerseits immer weiter druckbeatmet und andererseits ad absurdum geführt. Immer neue Verschuldungsinstrumente, immer neue Finanzverschachtelungen zwischen Staat und Finanzindustrie und zuletzt eine ultralockere Geldpolitik sorgen dafür, dass die Wirtschaft weiter expandiert, finanziert durch gigantische Besitzversprechen an eben dem Wohlstand, den es erst noch zu produzieren gilt. Man verpfändet die Zukunft, bürdet den Nachkommen Lasten auf, die zu tragen wir Gegenwärtigen nicht in der Lage sind.  

Für die Politik kommt als Anreiz hinzu: Ein dauerhaftes Wachstum des BIP erleichtert das Regieren. Denn mit ihm wächst die Verteilungsmasse. Das erlaubt der Politik, neue Aufgaben – und politische Geschenke – aus dem Zuwachs zu finanzieren ohne in bestehende Besitzstände eingreifen zu müssen. Vor allem die Sozialpolitik, die in Deutschland fast 30 Prozent des BIP beansprucht, hat eine erstaunliche Fertigkeit entwickelt, selbst am Wirtschaftswachstum teilzunehmen.

Zur akuten Linderung der ökonomischen Coronasymptome ist es wohl unvermeidlich, dass der Staat einspringt, notgedrungen durch neue Schulden. Aber es ist ebenso zweifellos, dass noch viel mehr neue Schulden, um wieder neues Wachstum loszuhebeln, nicht die Heilung sein werden. Das Illusionstheater von Wirtschaftswachstum durch Verpfändung künftigen Wohlstands kann nicht zu künftiger Stabilität führen. Im Gegenteil wird dies wie die vergangenen Jahrzehnte nun eindrücklich genug gezeigt haben, nur die Verletzlichkeit noch weiter erhöhen, also dafür sorgen, dass die nächste Krise noch größer wird – bis irgendwann die ökonomische und politische Ordnung wirklich nicht mehr zu retten ist, weil die Versprechen des Staates im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr glaub- also kreditwürdig (lat. credere=glauben) sind. 

Kurt Biedenkopf, einer der letzten lebenden Politiker mit Sensorium für existentielle Fragen, hat in seinem Buch „Die Ausbeutung der Enkel“ (Propyläen, 2006) beschrieben, was geschieht, wenn die Politik weiter die Überschreitung sämtlicher Grenzen verspricht und damit die Gegenwart auf Kosten der Zukunft bewirtschaftet, wodurch letztlich die Versprechen ihre Glaubwürdigkeit verlieren: „Die aufgestauten Enttäuschungen, gebrochnen politischen Versprechen, entzauberten Illusionen, wachsenden Ungerechtigkeiten, Defizite und Deformationen werden sich mit der Angst und der Aggressivität der Bevormundeten und Verratenen verbinden. Sie werden sich schließlich in tiefgreifenden Erschütterungen entladen. Die Chance, sie durch politisches Handeln zu entschärfen, wird vertan sein. Die Eigengesetzlichkeiten einer zu lange negierten und unterdrückten Wirklichkeit werden von nun an die Verhältnisse bestimmen. … Man wird sich nach den Verhältnissen zurücksehnen, die man einst als Ellenbogengesellschaft bekämpft hat. Die großen sozialen Systeme werden ihre politische Legitimation verlieren. Die Mehrheit, die sie bisher finanziell getragen hat, wird ihnen die Solidarität verweigern. Statt dessen werden sich die Menschen wieder der personalen Solidarität für ihre Nächsten erinnern.“ Das Zeitfenster, um aus der Begrenzungskrise herauszukommen, schließe sich demografiebedingt, so Biedenkopf im Jahr 2006, „zwischen 2015 und 2020“.

So bequem die Fortführung des Wachstumsparadigmas durch Schulden jetzt noch für die Regierenden ist, so unbequem wird es dann werden, wenn dessen Fortführung irgendwann an mangelnder Glaubwürdigkeit scheitert. Für die Regierenden heißt das dann, wie Biedenkopf schreibt: „… ihr Treiben wird zunehmend irrelevant erscheinen. Es wird keinen erkennbaren Bezug mehr zu den wachsenden Problemen haben. Ihre Möglichkeiten, die Bevölkerung auch den allgemeinen politischen Betrieb an sich zu binden, werden sich ebenso erschöpfen wie die politischen Institutionen selbst… Spätestens dann wird die Frage gestellt werden, ob mit der Regierung auch die demokratische Ordnung des Staates gescheitert sei.“ Was Biedenkopf hier andeutete, ist nichts anderes als ein Zusammenbruch der Demokratie, letztlich eine antidemokratische Revolution. 

Schon Platon sah in seiner „Politeia“ den Grund für das langfristige Scheitern der Demokratie (allerdings scheitern seiner Ansicht nach bekanntlich alle Regierungsformen früher oder später) darin, dass sie Bürger voraussetzt, die sich selbst zu begrenzen bereit sind. Eine verantwortungsvolle und an der langfristigen Stabilisierung der Demokratie und auch des Wohlstands orientierte Politik müsste also tun, was seit Jahrzehnten überfällig ist: Den fundamentalen Teufelskreis der illusionären Erfüllung des ewigen Wachstumsversprechens durch Verschuldung durchbrechen. Der größte Fortschritt wäre als die Rückkehr zur Vernunft und Ehrlichkeit über die grundlegende Begrenztheit der ökonomischen Möglichkeiten. Eine Aufgabe, für die es kein historisches Vorbild gibt und für die kein Ökonom oder sonstiger Experte ein risikofreies Rezept liefern kann, weil sie ein neues Denken, also den Abschied vom Paradigma der Notwendigkeit und Möglichkeit ewigen BIP-Wachstums voraussetzt. Ludwig Erhard war mit seinen damals von einer wachstumseuphorischen Öffentlichkeit verspotteten „Maßhalteappellen“ und seiner Idee einer „formierten Gesellschaft“ der letzte deutsche Regierungspolitiker, der das ernsthaft erkannt hat und gegensteuern wollte – aber scheiterte. Wer nach Orientierung für eine freiheitliche, demokratische marktwirtschaftliche Gesellschaft ohne Wachstums- und Schuldenzwang sucht, kann bei ihm immerhin anknüpfen.  


Ferdinand Knauß, Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt. FinanzBuch Verlag, 240 Seiten, 19,99 €

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45 Kommentare

  1. Deutschland das Land der Mythen. Wohlstandmythos. Demokratiemythos, mit solchen sinnfreien Sprüchen:
    „das Land in dem wir gut und gerne Leben“
    könnte aus jeder Politpropagandaschule stammen, SED oder sonstige.
    „Wachstum durch Schulden macht nicht krisenfest, sondern untergangsreif“
    Das ist so elementar richtig, dass man darüber keine Wort verlieren muss und das Schlimmste, all diese Protagonisten der Verschuldung (von Schäuble bis jetzt Scholz und Altmaier) wissen das. Sie alle spielen lediglich russisch Roulette mit der Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder zum Nutzen einer paar wenigen der aktuellen Zeit, denn sie alle wissen, das Geld das jetzt verschenkt wird, muss irgendwann mal verdient werden, zusammen mit Zinseszinsen, oder das Land geht in den Bankrott, in die x-te Geldumtausch Aktion.

  2. Es gab mehr und weniger Geistesgrößen in der deutschen Politik, wobei seit einem Jahrzehnt leider sehr viel weniger, aber Politik passt sich hier eklatant dem Intellekt seiner Bevölkerung an. Lapidar ausgedrückt, sie kommen aus der Bevölkerung und die wiederum bekommt genau das, was das Wahlvolk auf den politischen Markt wirft.

  3. „Rückkehr zur Vernunft und Ehrlichkeit über die grundlegende Begrenztheit der ökonomischen Möglichkeiten.“ – Das klingt wie ein Märchen! Nein, das ist nicht die Natur des Menschen, Vernunft ja, aber nur solange, wie es nicht ans eigene Leder geht – Ehrlichkeit, wie soll die bestehen, solange es lukrativer ist, sich in die eigene Tasche zu lügen. Zahlen tun die Rechnung sowieso nur immer die da unten, die arbeiten für ihre paar Kröten und sparen fürs Alter oder die Kinder und Steuer zahlen und den Laden am Ka**** halten. Die Parteien, die behaupten, diese zu vertreten, haben ihre Klientel nicht nur seit Jahren verraten, ihre Klientel mit ihren kleinbürgerlichen Ängsten und Nöten (Miete, Steuerbelastung, Ausbeutung, Inflation durch Gelddrucken, überbordende Zuwanderung, Heimatverlust in den Städten, Unsicherheit für ihre Kinder und Enkel, etc.) ist ihnen sowieso nur noch peinlich – Pack, im besten Falle. Das wird sich auch nicht ändern, im Gegenteil: Wenn sich die Gegensätze verschärfen, werden weiter die, die wie Schaum auf der Soße schwimmen, weiter profitieren und umso mehr werden die da unten getreten werden. Machen wir uns nichts vor. Das große Weiter-so, es wird genauso weitergehen.

  4. Das klingt ziemlich dünn, was Armstrong da vorträgt. Ein mysteriöses Computermodell macht angeblich Vorhersagen…..

  5. Platón, Erhard …ja ja.
    Geht es nicht schlicht um Wallstreet vs Main Street?

    Um Exponentiell (mit schnelleren Wachstum) vs Logistisch (mit langsameren Wachstum)?

    Also um das Wachstum der Fiatgeldmenge vs dem Wachstum der Realwirtschaft?

    Und um eine Art institutionalisierte Kriminalität im Nadelstreifen Anzug, also Finanzwelt gegen den Rest der Welt, und abgehängte Schuldennationen mit massivem Finanzsystem gegen konkurrenzfähige Sparernationen mit massiver Industrie?

  6. Vor der Wiedervereinigung hatten wir nominal weniger Wohlstand als heute. Aber nur auf dem Papier. In Wirklichkeit standen wir besser da, weil wir Geld mit erheblich höherer Kaufkraft hatten und einen Staat, der weniger darauf aus war, die Taschen seiner Bürger leer zu plündern.

    • Genau, DAX und BSP Zeitreihe in Gold wäre mal interessant … nominal waren die in der Weimarer Republik damals steinreich, hatten Schubkarren voller Geld … zum Schluss allerdings als Heizmaterial.

  7. Man sollte nicht sagen, dass Deutschland nicht in seine Zukunft investiert. Deutschland investiert in Gender- und weitere Geschwätzwissenschaften, in mittelalterliche bzw. überholte Technik in der Energiewirtschaft bzw. Autoindustrie, in analphabetische Fachkräfte mit archaischem Kulturhintergrund, in eine Jugend, die meint, das Klima schützen zu müssen, aber nicht in der Lage ist zu begreifen, dass man dazu als erstes fundamentales Wissen in Naturwissenschaften brauchen würde, in sogenannte NGOs, die darauf aus sind, das System zu beseitigen, von dem sie leben und nicht zuletzt in rotgrüne Propaganda selbst in den Reihen ehemals Konservativer. Deutschlands Zukunft – mir graut vor dir!

    • Die Menschen sind unfassbar dumm.
      Versuchen sie mal einem Grünen Wähler klar zu machen, dass der gegenwärtige Corona Lockdown irgendwie Ähnlichkeit zu realisierten politischen Forderungen der Grünen hat. Das wird nichts. Da fehlt jede Fähigkeit oder Bereitschaft, Zusammenhänge herzustellen.

      Nur eine kleine Minderheit durchschaut das Spiel. Und beherrscht benutzt und beraubt die große Masse eigentlich ganz offen, vor aller Augen, aber eben doch für die Masse unsichtbar, da jenseits ihrer kognitiven Fähigkeiten.

    • „Deutschlands Zukunft – mir graut vor dir!“
      Muss es nicht, denn es gibt nichts mehr vor dem ihnen Grauen muss.

  8. Man scheint in Deutschland immer mehr von lebenden Toten, von Untoten, von Zombies umgeben zu sein, sowohl bei Menschen als auch bei Firmen.
    Realitäten jeglicher Art scheinen nicht mehr wahrgenommen zu werden.

    Eine einzig und allein staats- und schuldenfinanzierte Steigerung des BIP (bei Flüchtlingen, bei Corona, u.s.w.) ist anscheinend -und ohne Rücksicht auf die Folgen- der Hochgenuss der Gefühle für die Schuldengesellschaft.

    Ein Zurückzahlen von „Billionen“ Schulden ist dabei rein finanzmathematisch sowieso nicht mehr möglich.
    …also nichts anmerken lassen und …nach uns die Sintflut !

    • Was hat das mit Deutschland zu tun? Die Deutschen waren das erfolgreiche Gegenmodell zu dieser pethologischen angelsächsischen Schuldenwirtschaft, die ja eigentlich ohne anständige sparende Counterparts, die man über das Finanzsystem geklaut, gar nicht existieren kann. Wenn die anständigen Länder auch zu Sklaven des Finanzsystems transformiert wurden, können nur noch zukünftige Generationen geklaut werden, weniger die Nachbarn…

  9. Dem Autor möchte ich ein wenig widersprechen. Solange die Menschen neugierig sind und in ihrem Streben nach neuen Erkenntnissen, aber auch nach mehr Wohlstand nicht zu sehr von den Herrschenden eingeschränkt werden, wird es immer Wachstum geben. Selbst die Chinesen haben erkannt, dass gewisse Freiheiten des Individuums unabdingbar für den Wohlstand des Gesellschaft erforderlich sind. Daher haben die in China jetzt so ein komisches Mischsystem einer eigentlich kommunistischen, autokratischen und gleichzeitig kapitalistischen Gesellschaft. Zu kritisieren ist, wenn die Herrschenden versuchen, durch die Aufnahme von Schulden Wachstum zu erzwingen. Das ist auf Dauer tatsächlich nicht nachhaltig. Jeder Unternehmer weiß, dass man Kredite nicht für konsumptive Aufgaben, sondern nur für Investitionen aufnehmen sollte, deren Return höher als Zins- und Tilgung sein sollte. Das ist bei unseren Regierenden halt noch nicht angekommen.
    Zweiter Einwand: Wir müssen jetzt wegen unseres Wohlstandes und vor allem dem technischen Fortschritt Wohlstandsverluste hinnehmen. Unser Wohlstand ist so hoch, dass wir der Meinung sind, dass wir tatsächlich die Wirtschaft still stehen lassen können, um unsere Gesundheit zu schützen. Genaugenommen ist das eine sehr komfortable Situation. Ich war in vielen Ländern, wo das nicht so ohne weiteres möglich ist, weil man jeden Tag schaffen muss, um zumindest was zu Futtern zu bekommen. Auch sind wir erst jetzt in der Lage, Corona überhaupt als Risiko zu erkennen. Ich las eben einen Artikel auf SPON, wo wieder mal ein recht unbedarfter Journalist (vermutlich noch sehr jung) meinte, Aussagen bzgl. der Folgen von Corona auf die IT machen zu müssen. Solche Artikel lese ich nur noch zu Belustigung. Denn der Journalist konnte noch nicht einmal die Vergangenheit richtig deuten und tat so, als ob bis aufs Internet alles schon früher so war wie jetzt. Was wäre, wenn Corona uns früher (z. B. Anfang der 80er) erwischt hätte? Nun, wir hätten Corona als solches vermutlich gar nicht erkannt. Die Methode der Polymerase-Kettenreaktion, mit der kleinste DNS- und RNS-Spuren beliebig vermehrt werden können. wurde von Mullis erst 1983 erfunden. Es ist ein Drama, dass der Nobelpreisträger Mullis letztes Jahr starb und er so nicht mehr mitbekommen konnte, dass sein Verfahren die Corona-Tests ermöglicht. Mir fällt gerade nicht ein, seit wann monoklonale Antikörper in der Diagnostik eingesetzt werden. Aber so lange ist das auch noch nicht her. Anfang der 80er hätte folglich keine Regierung die Wirtschaft runter gefahren. Es hätte erheblich mehr Tote gegeben. Und in den Medien wäre von einer besonders schlimmen Grippe-Welle gesprochen worden. Aber der Wohlstandseinbruch wäre nicht so heftig gewesen. Ich freue mich dennoch, dass wir uns das heute aufgrund unseres Wohlstandes und des technischen Fortschritts leisten können.
    Noch eine Anmerkung zum Begriff Stabilität: Das Universum ist nicht stabil. Das ist auch gut so. Es gäbe bei Stabilität ja keine Entwicklung. Stabilität zu erzwingen scheitert daher zumeist. Sinnvoller ist ein zielgerichtetes Management von Veränderungen.

    • Klar, „solange die Menschen neugierig sind, wird es immer Wachstum geben“, notfalls auch gen Minus …

    • Schulden sind vor allem dann ein Problem, wenn man das Geld nicht für notwendige Investitionen, sondern für den Wählerstimmenkauf und für ideologische Blütenträume verpulvert. Also genau so, wie es gerade passiert.

      • Schulden heißt auch weniger als keine Rücklagen für schlechte Zeiten, und dann moralische Erpressung des anständigen sparenden Verwandten oder Freund, der dann mit seinen Ersparnissen helfen muss (!), sonst ist er ein Unmensch.

      • Wer Geld drucken kann, braucht doch keine Rücklagen! Er druckt, soviel er ausgeben will. Haften müssen ja andere….

      • Mag ja sein, aber gerade dann sind sie nicht das Problem der Schuldenmacher, sondern das der Steuerzahler. Großzügigkeit zu Lasten Dritter ist geradezu das Prinzip unserer Politik. Ist für den Politiker billig, und der Wähler ist zufrieden. Wie bei gesetzlichen Mietbegrenzungen z.B. , viele Wähler sind Mieter, wenige sind Eigentümer. Was sagt uns das darüber, welcher der beiden Gruppen man einen Vorteil verschaffen sollte, als Politiker? Eben!

  10. Geld drucken und Schulden machen ist nicht schlimm, solange entsprechende Gegenwerte entstehen – z.B. notwendige Infrastruktur, sicher Energieversorgung, Schulen, … die für die Zukunft überlebensnotwendige Werte erzeugen. Unerwünscht sind wenig effiziente Entscheidungen, wie der Großflughafen Berlin, Eisenbahn-Alpentransversale scheitert an deutscher Inkompetenz, … die zu Schulden führen, die nur zu einer Belastung der Zukunft, der nachfolgenden Generationen führen. Die klassische erfolgreiche Investition sichert die Zukunft.

    • Ja, aber: Schuldenfinanzierte Investitionen sind nur dann nachhaltig, wenn die Schuldenlast auch wieder abgetragen werden kann von den voraussichtlichen Nutzern und die Abschreibungen finanzierbar sind. Denn sonst passiert das, was jetzt mit Deutschland passiert: Alle Einnahmen werden nur noch verkonsumiert, um einen Lebensstandard zu leben, der nicht erarbeitet wird. So verkommt auch jene Infrastruktur, die nur zu erhalten wäre, geschweige denn der entfallene Neubau. Andererseits: Wird zuviel investiert, so liegen die Investitionen in der Zukunft ungenutzt brach und verfallen ebenfalls.
      Ein Großflughafen in Berlin ist auch nicht ineffizient, sondern nur die Art und Weise, wie er gebaut wurde. Der fehlende Ausbau der Rheinuferbahnen von Lörrach bis Oberhausen konkurriert ebenfalls mit dem Konsumanspruch breiter, oft, aber nicht nur, eingewanderter Einwohner. Sie können das gerne noch auf Dinge wie die Bundeswehr ausdehnen, hinter deren Verfall ja keine pazifistische Gesinnung steht, sondern nur die Tatsache, daß der Verteidigungshaushalt mit dem Bundeszuschuß zur Rentenkasse oder den Sozialtransfers konkurriert.
      Daher: Nachhaltig sind nur Investitionen, wenn sie nachgelagert erarbeitet werden können. Das kann das heutige Deutschland eben nicht mehr, und eine breite Mehrheit der Bevölkerung will das auch gar nicht, weil ihm die eigene Konsumhose viel näher ist als das geme4inschaftliche Hemd der Infrastruktur. Und wer dann noch keine Kinder hat, dem ist sowieso egal, was nach ihm kommt.

    • Wenn bspw der Dollar seit Aufhebung der Goldbindung 99% seines Wertes gegenüber Gold verliert, bietet Gelddrucken und Schuldenmachen ungeahnte Möglichkeiten staatlicher und privater Finanzkriminalität, wie wir seit Jahrzehnten beobachten können.

      Fiat/Luftgeld verleihen ist was ganz anderes als goldgedeckte, hart erarbeitete Ersparnisse.

  11. Wirtschaftswachstum entsteht in der Regel dadurch, dass es bei wirtschaftlichem Handeln Effizienzgewinne gibt, die in Form steigender Einkommen oder Produktionen – bei nicht proportional gesteigertem Einsatz von Kapital und Rohstoff – realisiert werden. Insoweit führt erfolgreiches unternehmerisches Handeln in der Summe immer zu Wachstum. Ob dies „schädlich“ ist, liegt im Auge des Betrachters, fallsweise auch darin, was erwirtschaftet wird.
    Dennoch wachsen die (meisten) westlichen Ökonomien schon länger nicht mehr. Das liegt daran, daß einige Parameter, die oft nicht beachtet werden, seit Jahren verfallen oder rückläufig sind. Die beiden wichtigsten, für Deutschland exemplarisch, dürften die Geburtenrate und die Bildung sein. Ihr Rückgang ist, soweit man es übersehen kann, freilich auch eine Wohlstandsfolge, mithin Folge stetem Wachstums. Die negative Geburtenrate führt dazu, daß unsere Gesellschaft mit potentiell zunehmender Geschwindigkeit zunächst vergreist und seit ca. 20 Jahren auch schrumpft – und zwar genau in den Kohorten, die für die Wirtschaftsleistung der Gesellschaft tragend sind (Alter 25 bis 60). Der Versuch, die ausgefallenen Geburten der Einheimischen durch massenhafte Ansiedlung von Ausländern auszugleichen, hat dieses Problem nicht gelöst, sondern sogar verschäft; die Gründe sind bekannt, möchte ich jetzt nicht ausführen. Jedenfalls führt der Mangel an jungen und leistungsfähigen Menschen zunehmend zu Nachfrageausfällen, die zwar lange durch einen exzessiven Export konterkariert werden konnten, diese Möglichkeit hat Corona jedoch annihiliert. Wie lange, ist bis auf weiteres ungewiß – der Faktor Geburtenmangel wird nun jedoch unweigerlich nicht bei nur bei der Rente ein Thema, sondern die sonstige Wachstumschwäche antreiben.
    Der Verfall der Bildung (bzw. das Ausweichen auf Scheinakademikertum und Orchideenfächer), der Menschen zunehmend an Erfinder- und Unternehmergeist hindert, ist ein weiteres Dekadenzphänomen, am Ende letztlich auch ein Indikator dafür, daß die Gesellschaft ein Wohlstandsniveau überschritten hat, an dem nicht nur die Grundbedürfnisse abgedeckt sind, sondern ein regelrechter Überdruß am Wohlstand zu entstehen beginnt.
    Das von Herrn Knauss diskutierte BIP ist für das „Wohlstandsbewußtsein“ des einzelnen unerheblich. Man erkennt dies schon daran, daß eben gerade in Deutschland die persönlich realisierten Einkommens- und Vermögenszuwächse oft und schon seit langem überhaupt nichts mehr mit dem Wirtschaftswachstum zu tun haben. Auch hier möchte ich jetzt nicht in die Breite gehen, ich verweise nur auf die Globalisierung und die mit ihr einhergehende weitgehende Verschwinden (Abwandern) der produzierenden Arbeitsplätze zugunsten von öffentlichem Dienst und Büro- und Dienstleistungstätigkeiten. Die Natur der ersatzweise entstandenen Arbeitsplätze führt dazu, daß große Teile des Volkes seit über zwei Jahrzehnten schon eine zunehmende Verarmung oder zumindest Prekarisierung ihrer Lebens- und Erwerbsumstände erfahren, während die Kohorte derjenigen, die weitgehend von Zinsen und Renten leben können, immer weiter zunimmt. Was bedeuten dann 3 % Wachstum? Nichts. Sie repräsentieren allenfalls eine gefühlte Verhöhnung derjenigen, die trotz Vollbeschäftigung und guter Ausbildung von der Hand in den Mund leben müssen. Plakativ möchte ich nur einen Klassiker anführen, der diese Subjektivität beschreibt: Jene unter uns, die sich noch bewußt an die Tage der Einführung des Euros erinnern können, werden sich noch vergegenwärtigen, wie veralbert bis vera—t man sich fühlte, als man konsterniert feststellen mußte, wie alle Preise über Nacht stiegen, teilweise kaufkraftbereinigt um das doppelte, während die Gehälter (Einkommen) „gleich“ blieben und uns seitens der Politik erzählt wurde, das alles sei nur „ein Gefühl“ und wie toll es sei, nun im Urlaub kein Geld mehr umtauschen zu müssen. Damals, so sehe ich das übrigens und nebenbei, wurde die Keimzelle der AfD gelegt, und nicht erst 2013.

    Das Wirtschaftswachstum nicht nur in Deutschland findet schon lange nicht mehr über Nachfragezuwächse oder Effizienzsteigerungen statt, also in der sog. Realwirtschaft, sondern mit künstlich geschaffenen Vermögen in der Finanzwirtschaft. Inzwischen ist diese Weisheit auch wohl bei jedermann angekommen, sogar bei denen, die nicht aufs Geld schauen müssen. Zum Schluß noch dies, Herr Knauss: In Deutschland gibt es in fast allen, zumindest „schon länger hier lebenden“ Familien ein tradiertes und überliefertes kulturelles Gedächnis, was Armut ist. Niemand war 1918, 1929 oder 1945 mehr „reich“ außer denen, die das schon immer waren seit dem Mittelalter. Mag sein, daß die Generation Snowflake davon am wenigsten hat, so lernt sie es vielleicht gerade, nicht das schlechteste. Angst, arm zu sein, ist etwas sehr reales. Das bekämpft man weder mit 3% mehr BIP noch der Geldbazooka der EZB. Wir alle haben immer noch ein Restgespür vom Zusammenhang zwischen Arbeit und Ertrag. Und der ist schon lange ruiniert. Zeit für mehr Ehrlichkeit, das ist überfällig, und daher begrüße ich diese Krise sehr.

    • „Sie repräsentieren allenfalls eine gefühlte Verhöhnung derjenigen, die trotz Vollbeschäftigung und guter Ausbildung von der Hand in den Mund leben müssen.“

      Dazu würde ich mich zählen. Da ich allerdings auch etwas studiert habe, daß man als Orchideenfach bezeichnen *könnte*, trage auch selbst eine Mitschuld daran. So, wie es jetzt ist, bin ich zu reich zum Sterben, und zu arm zum Leben. Ich werde, solange nichts dazwischenkommt, bis 70 buckeln müssen, ohne jemals (aus heutiger Sicht) z. B. mir eine eigene Wohnung leisten zu können. Da ist kein Spielraum, um Vermögen aufbauen zu können, und wahrscheinlich auch keine Masse, die kritisch (sprich: groß) genug ist, um damit am Kapitalmarkt was ins Rollen zu bringen.

      Mithin, ich habe keine eigene Familie, die davon betroffen wäre, „nur“ Eltern, denen ich aber auch nicht finanziell helfend zur Hand gehen kann. Ich sehe die Klippen, auf die ich zusteuere, sehr wohl, besitze nur leider keine gangbare Handhabe, um ihnen auszuweichen. Das kann sehr lähmend sein, zumal, wenn ich beobachte, wie andere OHNE Leistungswillen etc. bzw. als Illegale es in diesem Land scheinbar einfacher und/oder besser haben.

      So, genug gemosert…ein Bericht muß noch fertig werden, und es ist schon halb Sechs! 😀

  12. Sagen wir es mal so…wer Schulden macht…wer also einen Kredit aufnimmt, der hat noch keine Leistung erbracht. Der muss seine Schuld in Zukunft mit seiner Leistungerbringung abtilgen.
    Schulden und Kredite sind der Süße Nektar des Paradies…meint man…in Wahrheit beginnt hier erst der Weg durch die Hölle…bis alle Schuld zurück getilgt ist und man sich dann ein Stück Paradies aufgebaut hat…das zu Erhalten aber wieder Leistung erfordert…von NICHTS kommt NICHTS!

    • Solange Sie Zins und Tilgung für meinen Kredit leisten müssen, ist bei mir alles in Butter. Und genau so ist es bei den Schulden der öffentlichen Hand.

    • Deshalb liebt der Angelsachse ja das Finanzsystem. Selber den süßen Nektar des Paradieses genießen, die nachfolgenden Leistungen durch üble Finanz Tricks an andere Völker weiter reichen.

  13. Wenn das eintritt, wird man den Menschen einhämmern, daß das Versagen des Kapitalismus die Schuld trägt und nur der Sozialismus(Weltsozialismus) die Rettung bringt. Die Menschen werden so dumm sein und den neuen Führern hinterher trotten.

    • @H. Priess
      Der Sozialismus ist faul..er huldigt der Faulheit und bekämpft die Leistung.
      Die Faulheit des Sozialismus steht der Leistung einer freien Marktgesellschaft gegenüber…der Sozialismus bringt nur eines.. Unterdrückung, Zwang, Mangel und ARMUT!

      • Nach der Definition von Friedrich Nietzsche ist der Sozialismus nichts anderes als die Tyrannei „der Dümmsten und Geringsten“. Dies hat sich bereits mehrmals historisch bestätigt, unabhängig davon ob es sich um traditionellen oder modernen Sozialismus handelte.

  14. Naja, dieser Text geht ein wenig sehr naiv an die Thematik heran. Das angebliche Wirtschaftswachstum von 50% seit 1991, fand ganz sicher nicht beim „Kleinen Mann“statt. Ich habe 1991 2100,-DM brutto verdient. Mit diesem Geld konnte ich, wann immer mir danach war, mit der Familie, essen im Wirtshaus, ein entsprechendes Familienauto, nebst Haus und Urlaub finanzieren. Heute steht mir die selbe Summe in Euro zur Verfügung, die Kinder sind zum Glück alle aus dem Haus und wir sind froh, das viel zu alte Auto und das viel zu groß gewordene Haus geradeso noch am Laufen zu halten. Essen gehen, Urlaub machen, Auto kaufen….nicht dran zu denken. Das Wachstum fand demnach nur bei denen statt, die vorher 1 Million DM hatten und nun 2 Millionen €uro zur Verfügung haben. Bei der Halbierung werden wir sehen, wird es genau umgekehrt laufen. Da behalten die Großen ihre Million und das Vermögen der Kleinen wird halbiert, bei weitere Steigerung der Kosten. Und dann sind wir ganz schnell auf dem Niveau von 1958 und ganz sicher nicht mehr verwöhnt.

    • Das kommt mir nicht passend vor. Kann es sein, daß es eher 2100 netto waren? Und selbst dann… Haus, Familie, Essen gehen und Urlaub? Wirklich? Ihre Frau hat nicht mitverdient?

    • So wie Sie es beschreiben ist es leider, und wir werden ungeniert belogen. Denn uns erzählt man doch, dass das Famileinauto, ausstattungsbereinigt, billiger georden ist. Komisch nur, dass man den defekten LED-Scheinwerfer komplett wechseln muss, und dafür 2.000 Euro abgebucht bekommt, während man 1991 noch selbst die H4 Leuchte auswechselte, und dafür keinen Zehner zahlte. Hinzu kommt die jede Lonherhöhung vernichtende Steuerprogession, bei der die Steuern doppelt so schnell wie der Nettolohnzuwachs steigen.

  15. Ich denke, dass es am Ziel vorbei geht dem Wachstum die Schuld daran zu geben, dass hier alles immer instabiler wird.
    Wachstum entsteht ja heute weniger durch Ausbeutung von Natur und Mensch, sondern viel mehr durch techn. Fortschritt, Effizienzsteigerungen, eben durch Innovation.
    Wachstum, auch schuldenfinanziertes Wachstum hat in Deutschland grosse Werte geschaffen. Da deutsche kriegsbedingt nie über die guten Eigenkapitalstrukturen wie US- und andere ausländische Unternehmen verfügten, musste es sogar über Schulden gehen.
    Das Problem speziell für Deutschland ist ein anderes: Diese geschaffenen Werte blieben nicht hier, die Wertschöpfung wurde nicht hier investiert.
    Aus Deutschland wurden seit den 50er Jahren insgesamt Billionenbeträge an heutiger Kaufkraft abgezogen. Teilweise erzwungen vom Ausland, euphemistisch „Transfers“ genannt, teilweise aber auch freiwillig durch die Deutschen selbst, welche bevorzugt in angelsächsische Länder ihr Geld als „stupid german money“ investieren und sich damit noch für besonders clever halten. Seit dem € kam dann auch noch Target 2 dazu.
    Ein verantwortungslose, vor allem linke, aber nicht nur, Politik half natürlich auch noch mit
    All dieses abgezogene Geld fehlt heute hinten und vorne.

    In meiner Kindheit war (West-) Deutschland zusammen mit Kuwait das reichste Land der Welt. Wir lagen bei allen volkswirtschaftlichen Kennziffern mit an der Spitze. ZB auch vor der Schweiz. Eine DM war mehr wert als ein Franken.
    Und wo stehen wir heute im Ranking ? Sogar dolce vita Südeuropa ist reicher als wir.

    Die Schuld, dass von unseren geschaffenen Werten nichts mehr da ist, liegt nicht am Wachstumsdruck oder einer Staatsverschuldung.
    Sondern an einer vaterlandslosen Politik und auch der Dummheit der Deutschen selbst nicht in sich selbst und ins eigene Land zu investieren.
    Für den stolzen Titel „Reiseweltmeister“ kann man sich übrigens auch nichts kaufen, darüber lacht man woanders bloss.

    • Ein Beispiel für die „Dummheit“ der deutschen (Politiker) ist, dass China auch heute noch Entwicklungshilfe bekommt.

    • Wieso sollte ich das wenige Netto in D investieren. Als liberaler Patriot bin ich heute Nazi, die große Mehrheit unserer Bevölkerung strebt an multikultureller Europäer/Weltbürger zu sein, womit soll ich folglich solidarisch sein? Also passe ich mich an die demokratische Mehrheit an und investiere auch multinational. Auf meine Heimat stolz zu sein fällt mir täglich schwerer. Somit suche ich mir zum baldigen Ruhestand ein Land aus, in dem ich gute Bedingungen für 3 technische Akademiker (Nachwuchs) mit Kapital finde.
      Mehr Eigenverantwortung und mehr Netto vom Brutto.
      Die Suppe können die Verursacher besser selbst auslöffeln.

  16. Ich bitte um Differenzierung : In der Bevölkerung ist es Dummheit gepaart mit Unlustvermeidung oder einem ständigen und sich steigernden Wohlfuehlgefuehl, befriedigt (noch) durch die Angebote einer permissiven Gesellschaft, die zugleich oder gerade deswegen nach der strengen Fuehererin ruft, eine Bonobogesellschaft unter einem Matriarchat. Im Regime ist es Absicht, zum einen, bei den Konformisten und Opportunisten natürlich zum Machterhalt, bei den Handlangern wegen der Versorgung und bei den Merkels und Co. das Mittel, ein neues System zu installieren. Wie dieses System aussieht, duerfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Demokratisch ist es nicht und als Marktwirtschaft und Gesellschaft eine nach dem chinesischen Modell. Und exakt so wird es kommen. Wie aktuell zu sehen, will Merkel auch nichts anderes, denn das Problem bleibt ohne ausreichend Infektionen, bis die Impfung moeglich ist. Da genügt ein ziemlich geringer IQ, um sich das weitere Prozedere vorzustellen, wenn sich die Massenmedien bildhaft auf den ersten vermeintlichen “ Coronatoten“ nach der „Lockerung“ stürzen. Und der wird kommen, zumal es nach der „Verhinderung“ der Durchseuchung noch sehr viele potentielle Infektionsobjekte gibt. Das wissen die Unfähigen natuerlich und deshalb dilettieren sie ohne Idee einfach weiter. Ueber „wirtschaftliche“ Fragen muss man sich dann nicht mehr unterhalten.

  17. Hach, „Endlich sagt’s mal einer!“

    – daß nämlich Wachstum und Stabilität Gegensätze sind, das „Stabilitäts- und Wachstumsgesetz“ von 1967 nicht zufällig ein Gesetz der „68er“ war, und bei steigendem Wohlstand – egal wo man ansetzt – Wachstumsraten fallen müssen, um stabil zu bleiben (z. B. bei konstanter Steigerung um die selbe Größe).

    1968 hatte Deutschland nach dem BIP-Einbruch 1914-45 (wodurch wohl) nach wilder Aufholjagd (AKA „Wirtschaftswunder“) das BIP erreicht, dass es auch ohne die zwei Weltkriege gehabt hätte – und sofort gingen die Probleme wieder los (Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung…).

    Wenn es je ein Zeitzeichen für das Versagen der Ökonomie-Wissenschaften gab, dann ist es dort zu suchen.

    https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/deutschland-in-daten/221081/bip

  18. Die Entgrenzung des Sozialstaats (inzwischen sogar über die Landesgrenze hinaus) ist m. E. nicht ein „zusätzlicher Anreiz“ für die Politik, sondern der eigentliche Treibstoff, denn damit lassen sich mehr Wähler gewinnen als verlieren – wenn man nur großzügig genug verteilt. Witzigerweise sind deshalb die (vorgeblich) so wachstumskritischen Linken mehr als jede andere politische Richtung auf Wachstum angewiesen. Das ist auch der Grund, warum gerade linke Regierungen hohe Verschuldung generieren: Das Wachstum, das sie mit ihrer verfehlten Wirtschaftspolitik nicht erzeugen, wird über Schulden künstlich erzeugt bzw. ersetzt. Das Wachstum ist gerade für sie eine Droge, die sich nicht in Einklang mit der Planwirtschaft bringen lässt und deshalb zu leeren Regalen und schließlich zum Kollaps führt. Eine Gesellschaft lässt sich aber ohnehin nicht nur mit Wohlstand befrieden; so einfach sind Menschen gar nicht gestrickt: An der – von vielen empfundenen – Entfremdung im eignen Land oder der Verlust an Freiheiten kann man durchaus studieren, dass Bedrohungen z. B. auch nicht wirtschaftlicher Natur wahrgenommen werden. Für die Corona-Krise gilt das ähnlich; sie ist aber weniger gut zu steuern.

    • Ich konnte bei der Durchsicht von Geschäftsunterlagen meines Urgroßvaters (geb 1872) feststellen, daß damalige Imobiliengreise in Goldmark= 0,358 g Feingold sehr stabil zu heutigen Preisen in Gold sind. Lebensmittel sind sehr viel günstiger geworden.

  19. Wir backen weniger Brot und wir schneiden weniger Haare. Was passiert mit dem Sozialprodukt?

    Wir stellen einen Genderwissenschaftler und eine Coronavirus-ausbreitungs-entschleunigungs-beauftragte ein. Wie entwickelt sich das Sozialprodukt?

    Richtig, wir wissen gar nicht ob wir dabei reicher oder aermer werden. Wachstum erlaubt dem Staat, sich einen groesseren Anteil an unserem Schaffen anzueignen. Und noch wichtiger: es erlaubt uns, das Erwirtschaftete schmerzfrei zu verteilen. Jeder meint, er bekommt mehr. Aber je wilder die Wachstumsorgie, desto mehr raubt der Staat fuer sich. Irgendwann merken es Otto, Fritz und Inge, dass sie aermer werden.

    • „Irgendwann merken es Otto, Fritz und Inge, dass sie aermer werden.“…gut gebrüllt Löwe….dieser ganze Kennzahlenfetischismus der Nationlökonomen ist sowieso völlig daneben. Diese ganzen Frühjahres und Herbstgutachten sind nur noch für die Schublade. Aussagen tun diese Kennzahlen so und so – nichts! Wenn jemand bei einer Auseinandersetzung den anderen verlezt und dies in einer Klinik repariert wird erhöht dies das Bruttosozialprodukt – na toll! Der vorher erlittene Schaden wird aber nicht dagegen gerechnet. Diese ganze Volkswirtschaftslehre ist so und so keine Wissenschaft. Sie gründet auf Modellen und Annahmen (Axiomen) an denen dann herum interpretiert und manipuliert wird. ex ante, ex post, ceteris paribus usw usf….Keynes, Friedman…der eine kräht nach Staatsverschuldung, der andere nach mehr Markt, keiner hat eine Lösung sonst hätten wir heute die ganzen Probleme nicht.

  20. „Und das ist, was sehr vielen Deutschen und anderen Bewohnern der globalen Wohlstandszonen nun durch die Coronakrise bevorsteht.“

    Ist dem so? Ich zitiere mich selber:

    Ach, Herr [Knauß], beruhigen Sie sich doch. Bei mir in der Arbeit und beim Bäcker ist von all’ dem nuscht zu sehen, zu hören, zu riechen oder zu schmecken. Sagen die anderen Leute, egal ob die Hirnlosen oder die Kopflosen, auch. Die Arbeit läuft wie geschmiert, in immer höherem Tempo und bei steigendem Volumen (nur das Gehalt bleibt dasselbe), und es sind Pläne bis Ende 2021 unter Dach und Fach. Es gibt wieder Hefe und Desinfektionsmittel zu kaufen, nur das Weihwasser in den Kirchen ist weiterhin leer. Was soll also sein, egal ob heute, morgen, im dritten Quartal oder danach? Da wird nie nicht Nix kommen! Mutti paßt doch auf. *Ironie aus*

    Sollte „uns“ etwas bevorstehen, wird das wie ein Donnerschlag von jetzt auf gleich passieren. Dann wird das Entsetzen umso größer sein, aber hic et nunc? Ehrlich, was soll da sein? (Mich selber und die Leserschaft hier wohl ausgenommen, von denen viele wg. dieses Ganzem um einigen Schlaf gebracht werden, aber die Leute „draußen“? Schlaft, Schäflein, schlaft, die Mutti hütet etc.)

  21. Der wirtschaftspolitische Sachverstand in der Masse des Wahlvolkes geht gegen Null. Das sehen sie z.B. (auch) an der Tatsache, daß Deutschland das einzige Land ist, in dem Tausende von „Demonstranten“ (seien sie nun bildungstechnisch und gewerkschaftlich zusammengekarrt oder nicht, egal) FÜR weitere Erhebungen neuer Steuern (z.B. die Luftsteuer, hihoha…) auf die Straßen gehen. Was für ein Irrsinn, die FFF Knallchargen gehen für ihre eigenen Steuer- und Abgabenerhöhungen auf die Straße. Sie wissen es nur noch nicht.

    Zudem sind hohe Staatsschulden von heute IMMER die Steuer- und Abgabenerhöhungen von morgen. Die FFF Jünger wissen auch das nicht.

    Deutschland ist sowieso nicht der Maßstab für eine Zukunft im abgesicherten Wohlstand. Sie können hierzulande ALLES BIS ZUM ZUSAMMENBRUCH durchprügeln, solange nur die Leitmedienorgelmusik in ihrem unsäglichen und immer lauter werdendem Dauergedudel wohlwollend begleitend aufspielt. Bevor hier die Verantwortlichen hinter schwedische Gardinen landen werden die aus Westernfilmen bekannten Tumbleweeds flächendeckend durch verfallene Straßenschluchten rollen/fliegen. Learn the hard way. Oder alternativ! auch in Cowboysprache: Ihr hattet Eure Chance (2013/2017/2021…).

  22. „Krasses Unwissen in der Politik“ – zutreffend und gut gewählte Überschrift. Man sehe sich nur mal die Lebensläufe vieler politischer Entscheidungsträger an. Da war die Politik der last exit vor dem wirtschaftlichen Aus. Von solchen Leuten kann man doch nicht ökonomischen Weitblick erwarten. Die haben doch nur ihren eigenen Hintern vorm wirtschaftlichen Absturz gerettet. Namen möchte ich jetzt nicht nennen, sind aber doch wohl allen bekannt. Ohne Schulabschluß oder mit abgebrochenen Studiengängen oder Gedönsstudiengängen erreicht man in der freien Wirtschaft nichts, insbesondere nicht derartige, vom Steuerzahler finanzierte Einkommen und Altersversorgungen.

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