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Wieder sozialistisches Experiment gescheitert

Venezuela – wie es dazu kommen konnte

26.01.2019

| Lesedauer: 11 Minuten
In vielen Medienberichten wird der Eindruck erweckt, der Zusammenbruch in Venezuela sei ein Ergebnis des Ölpreisverfalls sowie des US-Boykotts. Tatsache ist, dass Venezuela nur ein weiteres Beispiel ist für das Scheitern eines sozialistischen Experimentes, das noch vor wenigen Jahren weltweit von linken Politikern und Intellektuellen als vorbildlich gepriesen wurde. Die Vorgeschichte.

War Venezuela zu Beginn des 20. Jahrhunderts eines der ärmsten Länder in Lateinamerika, so hatte es bis Ende der 60er-Jahre eine erstaunliche Entwicklung genommen. 1970 war es das reichste Land Lateinamerikas und eines der 20 reichsten Länder der Welt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf war sogar höher als das von Spanien, Griechenland oder Israel und nur 13 Prozent niedriger als das von Großbritannien.

Der Abschwung des südamerikanischen Landes begann in den 70er-Jahren. Über die Ursachen findet eine intensive Diskussion unter Wissenschaftlern statt. Einer der Gründe für die Probleme ist die starke Abhängigkeit vom Erdöl. Es kamen weitere Ursachen hinzu, insbesondere ein ungewöhnlich hoher Grad an staatlicher Regulierung des Arbeitsmarktes, die seit 1974 durch immer neue Vorschriften erhöht wurde. In kaum einem anderen Land Lateinamerikas (und weltweit) war der Arbeitsmarkt mit einem so engmaschigen Netz von Regulierungen überzogen. Während die Unternehmen 1972 noch das Äquivalent von 5,35 Monatslöhnen für die Lohnnebenkosten zahlen mussten, hatte sich diese Rate bis 1992 auf 8,98 Monatslöhne massiv erhöht.

Diese Faktoren kamen zu den Problemen hinzu, mit denen viele Länder kämpfen müssen, die stark von Rohstoffexporten abhängen – wir haben dies bereits im zweiten Kapitel am Beispiel einiger afrikanischer Länder gezeigt. Viele Menschen in Venezuela hofften, der charismatische Sozialist Hugo Chávez würde die Probleme des Landes – Korruption, Armut, wirtschaftlicher Niedergang – lösen. Chávez hatte bereits 1992 versucht, mit einem Putsch die Macht an sich zu reißen, war jedoch gescheitert. 1998 wurde er zum Präsidenten gewählt, und 1999 rief er die „Bolivarische Republik Venezuela“ aus. Chávez war nicht nur Hoffnungsträger für viele arme Menschen in Venezuela, sondern er entfesselte die Utopiesehnsüchte der Linken in Europa und Nordamerika mit der Parole vom „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“.

Chavéz: Held der Linksintellektuellen

Nachdem Ende der 80er-Jahre der Sozialismus in der Sowjetunion und den Ostblockstaaten zusammengebrochen war und sich die Chinesen auf den Weg vom Sozialismus zum Kapitalismus begeben hatten, fehlte der Linken das Utopia, von dem sie träumen konnten. Nordkorea und Kuba als einzig verbliebene kommunistische Staaten eigneten sich dafür nicht so gut. Hugo Chávez füllte diese Lücke. Der europapolitische Sprecher der Linkspartei im Deutschen Bundestag schwärmte: „Was Chávez macht, ist auch der Weg, in Deutschland die ökonomischen Probleme zu lösen“ und die Vorsitzende der Linken, Sarah Wagenknecht, pries ihn als „großen Präsidenten“, der mit seinem ganzen Leben für den „Kampf um Gerechtigkeit und Würde“ stand. Chávez habe bewiesen, dass „ein anderes Wirtschaftsmodell möglich sei“.

Auch in den USA hatte Chávez unter den Linksintellektuellen viele Bewunderer. Einer ihrer prominentesten Köpfe, der 2016 verstorbene Tom Hayden, erklärte: „Ich sage voraus, dass der Name von Hugo Chávez von Millionen verehrt werden wird, je mehr Zeit vergeht.” Ein anderer tonangebener Linksintellektueller, der Princeton-Professor Cornell West, bekannte: „Ich liebe es, dass Hugo Chávez die Armut zur obersten Priorität gemacht hat. Ich wünschte mir, Amerika würde die Armut zur Priorität machen.“ Und die bekannte amerikanische Journalistin Barbara Walters schwärmte:

„Er kümmert sich so sehr um die Armut, er ist ein Sozialist. Was er getan hat für ganz Lateinamerika, was sie über Jahre versucht haben, ist die Armut zu beseitigen. Er ist nicht der Verrückte, wie man uns erzählt hat […] Er ist ein sehr intelligenter Mann.“

Das sozialistische Experiment von Chávez begann vielversprechend. Möglich war dies, weil Venezuela die größten Erdölvorkommen der Welt hat und in der Regierungszeit von Chávez die Ölpreise geradezu explodierten. Damit sprudelte so viel Geld in die Staatskasse, dass sie bestens gefüllt war für das große sozialistische Experiment. Enden sollte der Großversuch mit dem „Sozialismus im 21. Jahrhundert“ jedoch in einem wirtschaftlichen Desaster, in Hyperinflation, Hunger und Diktatur.
Es begann alles zunächst harmlos. So wie die Kommunisten 1945 in Deutschland versprochen hatten, sie wollten Privateigentum und unternehmerische Initiative respektieren und Deutschland keineswegs das Sowjetsystem aufzwingen, so erklärte auch Chávez anfangs, er wolle das Privateigentum respektieren und niemals „irgendetwas von irgendjemandem enteignen“. Vor der Wahl stellte er sich überraschenderweise als Freund ausländischer Investoren sowie ganz generell westlicher Werte dar. Damals war der britische Sozialdemokrat Tony Blair international populär. Chávez erklärte sich selbst zum „Tony Blair der Karibik“. Zugleich kritisierte er den „neo-liberalen Kapitalismus“ und pries Kubas System als „Meer des Glücks“.

Die Erdölindustrie, Venezuelas mit großem Abstand wichtigste Einnahmequelle, war bereits 1976 verstaatlicht worden. Damals wurde die Gesellschaft PDVSA gegründet, die heute über 140.000 Mitarbeiter hat. Es handelt sich um ein Staatsunternehmen, das jedoch in den 90er-Jahren eng mit privaten ausländischen Firmen kooperierte. Dies hatte sich als erfolgreiches Modell erwiesen und dazu geführt, dass die Ölproduktion auf über drei Millionen Barrel gesteigert werden konnte. Das Staatsunternehmen PDVSA wurde ähnlich wie eine auf Gewinnerzielung gerichtete private Firma geführt und galt als eine der am besten gemanagten Ölfirmen der Welt.

„PDVSA ist rot, rot von oben bis unten.“

Genau dies war dem Sozialisten Chávez ein Dorn im Auge. 2002 berief er politische Gesinnungsfreunde und Generäle in den Vorstand der PDVSA, viele davon ohne jede Erfahrung in der Wirtschaft. Mitarbeiter des Unternehmens traten wegen der Einmischung von Chávez in einen zweimonatigen Streik, der Venezuelas Ölindustrie lahmlegte. Der Arbeiterführer Chávez reagierte, indem er 18.000 Streikende zu „Staatsfeinden“ erklärte und entließ.

Der Konflikt zwischen Arbeitern des Unternehmens und der sozialistischen Staatsführung ging jedoch weiter und 2006 stellte der Energieminister Rafael Ramirez die Mitarbeiter der PDVSA vor die Wahl, sie sollten den Präsidenten Chávez unterstützen oder sie würden ihre Jobs verlieren: „PDVSA ist rot, rot von oben bis unten.“ Chávez selbst meinte: „PDVSA-Arbeiter sind für diese Revolution, und die, die es nicht sind, sollten woanders hingehen. Geht nach Miami.“ Die Gewinne des Unternehmens wurden nicht mehr für Rücklagen oder Investitionen verwendet, sondern zur Finanzierung von staatlichen Sozialprogrammen, zur Subventionierung verlustbringender Unternehmen und zum Bau von Häusern für die Armen im Wert von mehreren Milliarden Dollar jedes Jahr.

Sogar weltweit musste sich das Unternehmen nunmehr als sozialer Wohltäter engagieren. So ordnete Chávez im November 2005 an, dass die PDVSA über ein Tochterunternehmen Bedürftigen in der amerikanischen Metropole Boston während der Wintermonate um 40 Prozent verbilligtes Heizöl zukommen ließ. Weitere Verträge wurden mit Staaten und Städten im Nordosten der USA geschlossen. Das Programm hatte einen Umfang von 1,2 Millionen Barrel. Auch in den darauffolgenden Wintern 2006/2007 und 2007/2008 unterstützte die PDVSA Bedürftige in den USA mit um 40 Prozent verbilligtem Heizöl. Das Programm hatte im Winter 2007/2008 einen Umfang von 425,6 Millionen Litern. Darüber hinaus wurden das sozialistische Kuba und andere befreundete Staaten mit verbilligtem Öl beliefert.

Im Jahr 2007 mussten ausländische Ölgesellschaften Teile ihrer Beteiligungen an Ölfeldern in Venezuela an den venezolanischen Staat verkaufen, so dass die PDVSA auf einen Mehrheitsanteil von mindestens 60 Prozent kam. Das Unternehmen ExxonMobil weigerte sich, seine Anteile abzugeben, und klagte dagegen vor Gerichten in den USA, Großbritannien und den Niederlanden. Nach dem Einfrieren von Vermögenswerten der PDVSA in Höhe von zwölf Milliarden Dollar durch ein britisches Gericht stoppte der Staatskonzern im Februar 2008 den Rohöl-Verkauf an Exxon und setzte die Geschäftsbeziehungen aus. Als Chávez an die Macht kam, kassierte der Staat bereits 50 Prozent der Gewinne aus der Ölproduktion. Als er 2013 starb, war dieser Anteil auf 90 Prozent gestiegen, einer der höchsten in der Welt.

Was Chávez zugute kam, war die Explosion des Ölpreises in der Zeit seiner Regierung. Als er Ende 1998 gewählt wurde, lag der Ölpreis bei einem historischen Tiefstand von 10,53 Dollar und als er 2013 starb, hatte sich der Ölpreis auf 111 Dollar mehr als verzehnfacht. Steigende Rohstoffpreise sind nicht nur eine Chance, sondern häufiger noch eine Versuchung, weil die Regierung denkt, es gehe immer so weiter und das Geld mit vollen Händen ausgibt, statt Rücklagen für Zeiten fallender Ölpreise zu bilden.

Ganz besonders gefährlich war dies in einem Land, das weitgehend vom Ölexport abhängig ist und in dem ein sozialistischer Präsident im Ölrausch das scheinbar endlose Geld mit vollen Händen für soziale Wohltaten ausgab und gleichzeitig die Wirtschaft sozialistisch umgestaltete. Chávez tat auch nicht viel, um die Produktion zu diversifizieren. Die Abhängigkeit von Erdölexporten und Warenimporten wurde nicht geringer. „Vielmehr“, so konstatierte ein Autor 2009, „hat in den letzten zehn Jahren das Gegenteil stattgefunden: Die landwirtschaftliche und industrielle Produktion des Landes ist weiter gesunken. Letztere weist heute die schlechteste Performance seit vier Dekaden auf, sodass bereits von einem Prozess der Deindustrialisierung gesprochen wird […] Nach zehn Jahren bolivarischer Revolution sorgt darum der Erdölsektor – in dem nur ein Prozent der Beschäftigten tätig sind – für 85 Prozent des Exports und mindestens 60 Prozent der Staatseinnahmen. Venezuelas Abhängigkeit vom Öl ist seit dem Amtsantritt von Hugo Chávez nicht gesunken, sondern gestiegen.“

Verstaatlichungen im großen Stil

Nach seiner Wiederwahl im Jahr 2006 verstaatlichte Chávez zunehmend Industriebetriebe, zunächst vor allem in der Eisen- und Stahlindustrie. Danach traf es die Stromversorgung, die Häfen, die Zementindustrie und die Nahrungsmittelversorgung. Allein zwischen 2007 und 2010 gingen etwa 350 Unternehmen in Staatseigentum über. Oft wurden die verstaatlichten Firmen mit politisch getreuen Gefolgsleuten besetzt. Der staatliche Sektor wurde immer stärker aufgebläht, im Jahr 2008 war bereits jeder dritte Beschäftigte ein Staatsbediensteter.

In großem Stil wurden Arbeitergenossenschaften mit Steuervorteilen und Zuschüssen gefördert und ihre Zahl stieg von 820 im Jahr 1999 auf 280.000 zehn Jahre später. Aber die meisten dieser Firmen waren nur leere Hüllen, die dazu dienten, staatliche Zuschüsse zu kassieren, an günstige Kredite zu gelangen oder Steuern zu sparen. Viele existierten nur auf dem Papier.

Immer stärker griff Chávez in die Wirtschaft ein und verbot Unternehmen, in schwierigen Situationen Mitarbeiter zu entlassen, was diese in erhebliche Turbulenzen brachte. Eine andere wichtige Komponente seines Sozialprogramms war es, für Fleisch und andere Grundnahrungsmittel sehr günstige Preise festzulegen, die oftmals sogar unter den Gestehungskosten lagen. Unternehmer, die zu solchen Preisen nicht verkaufen wollten, beschimpfte Chávez als Spekulanten und drohte ihnen mit Gefängnisstrafen.

Solange der Ölpreis hoch war, schien es keine Grenzen für den Segen des Sozialismus zu geben. Weltweit bewunderten Antikapitalisten das vermeintliche Genie von Hugo Chávez, der sie mit sozialen Wohltaten ungeheuer beeindruckte. Seit 2003 wurde ein Großteil der sprudelnden Öleinkünfte für Sozialprogramme verwendet: Geld wurde an die Armen verteilt, der Staat gewährte äußerst großzügige Zuschüsse für Essen, Wohnen, Wasser, Elektrizität oder Telefonkosten. Das Tanken an der Tankstelle war praktisch umsonst – meist war das Trinkgeld für den Tankwart höher als die Kosten der Tankfüllung. Dollars, von denen es ja durch die Öleinnahmen genug gab, wurden zu Vorzugswechselkursen eingetauscht.

Staatliche Unternehmen, die schlecht wirtschafteten, erhielten großzügige Subventionen, so dass sie es sich leisten konnten, Arbeitskräfte weiter zu beschäftigen, auch wenn sie diese gar nicht mehr benötigten. Schon 2001 hatte Chávez aufgehört, Geld aus Öleinkünften in den Notfonds einzuzahlen, der als Reserve für die Zeiten sinkender Ölpreise gedacht war. Zudem reduzierte er Investitionen in die Ölindustrie, obwohl das Land gerade von ihr so stark abhängt. Das Geld wurde für die immer stärker ausufernden Sozialprogramme benötigt.

Viele linke Bewunderer von Chávez auf der ganzen Welt sahen ein soziales Wunder, denn nach offiziellen Angaben halbierte sich die Zahl der extrem armen Menschen in Venezuela durch diese Programme. Allerdings kann man den offiziellen Angaben des Regimes nicht unbedingt trauen. So behauptete Chávez beispielsweise immer wieder, er habe die Zahl der Analphabeten um mindestens 1,5 Millionen reduziert – eine Zahl, die um etwa das Zehnfache übertrieben war. Auch die Statistiken über Morde wurden verfälscht, um die im internationalen Vergleich extrem hohe Zahl von 15.000 Morden pro Jahr (in den Jahren 2000 bis 2005) zu verschleiern.

Selbst manche linken Wissenschaftler kritisierten, die sozialen Maßnahmen von Chávez hätten wenig an der Armut geändert. Seine Sozialpolitik habe einen „stark klientelistischen und wenig nachhaltigen Beigeschmack“, hieß es kritisch. Und: „Ein konsumorientierter Lebensstil überformt in Konjunkturzeiten die sozialen Gegensätze und mildert über sozial- und wirtschaftspolitische Verteilungsmechanismen die schlimmsten sozialen Auswüchse einer abhängigen Ökonomie […] An der Lebenslage von Menschen in Armut ändert sich dadurch […] jedoch strukturell relativ wenig.“ Ergebnis der Reformen von Chávez war also nicht die Beseitigung von Armut, sondern die Herausbildung einer „quasi ‚staatssozialistischen’ Bürokratenkaste […], die über Spitzenlöhne und korrupte Praktiken einen rasanten sozialen Aufstieg vollzieht.“

Nicolás Maduro setzt die Politik von Chávez fort

Nach dem Tod von Chávez 2013 übernahm dessen Stellvertreter Nicolás Maduro die Macht. Er beschleunigte die Enteignungen von Betrieben: Molkereien, Kaffeeproduzenten, Supermärkte, Düngemittelhersteller und Schuhfabriken wurden verstaatlicht. In der Folge ging die Produktion in die Knie oder wurde ganz eingestellt. Dann stürzten die Ölpreise. Lagen die Notierungen für Rohöl Ende 2013 noch bei 111 Dollar je Barrel (rund 159 Liter), so waren sie ein Jahr später um fast die Hälfte auf 57,60 Dollar gefallen. Und wieder ein Jahr später, Ende 2015, lagen sie mehr als ein Drittel niedriger bei nur noch 37,60 Dollar. 2016 schwankte der Ölpreis zwischen 27,10 und 57,30 Dollar.

Das hätte jedes Land vor Probleme gestellt, aber ganz besonders war es ein Problem für ein Land mit einer extrem ineffizienten, sozialistischen Wirtschaft und strikten Preiskontrollen. Jetzt wurden die fatalen Auswirkungen der sozialistischen Politik von Chávez vollends offensichtlich. Das gesamte System geriet aus den Fugen. Wie auch in anderen Ländern zeigte es sich, dass mit Preiskontrollen der Inflation nicht beizukommen war, sondern sie nur noch verschlimmerten. Die Inflation erreichte 225 Prozent im Jahr 2016 und war damit die zweithöchste (nach dem Südsudan) auf der ganzen Welt. Vermutlich lag sie tatsächlich bei fast 800 Prozent, wie ein interner Bericht des Gouverneurs der Nationalbank zeigte, der den Rückgang der Wirtschaftsleistung im Jahr 2016 auf 19 Prozent taxierte.

Obwohl Venezuela die modernsten Gelddruckmaschinen der Welt (unter anderem die Super Simultan IV aus Deutschland) besaß, waren die Kapazitäten nicht mehr ausreichend, um die immer größeren Mengen an benötigten Geldscheinen zu drucken. Venezuela war gezwungen, britische und deutsche Unternehmen und die Zentralbanken befreundeter Länder zu beauftragen, die Banknoten herzustellen. Alle zwei Wochen landete eine Boeing 747 in Venezuela, die zwischen 150 und 200 Tonnen Geldscheine ins Land brachte.

Der Preis für einen Lebensmittelbasiskorb war im Januar 2017 gegenüber dem Vorjahr um 481 Prozent gestiegen. Um ihn zu kaufen, musste man über 15 Gehälter des Mindestlohns verdienen. Um zu verstehen, was das heißt, muss man berücksichtigen, dass ein Lehrer das Doppelte des Mindestlohns verdiente. Taxifahrer nahmen bald deutlich mehr ein als Ärzte oder Architekten. Bereits 2014 wurde geschätzt, dass 1,2 Millionen der am besten ausgebildeten Fachkräfte in die Vereinigten Staaten oder Europa ausgewandert waren.

Weil viele Preise staatlich festgesetzt waren, die für die Produktion der Waren notwendigen Rohstoffe und Güter jedoch in Dollar gezahlt werden mussten, hatte der Verfall der Währung dramatische Auswirkungen und führte dazu, dass das Warenangebot immer knapper wurde. Da viele Produkte zu extrem niedrigen Preisen verkauft wurden, horteten die Menschen Waren aller Art und standen oft Stunden vor den Geschäften an, um irgendetwas kaufen zu können, das sie dann später viel teurer auf dem Schwarzmarkt verkauften.

Ein Beispiel war Toilettenpapier, das es nur noch sehr selten in den Geschäften gab. Grund: Die Unternehmen, die es produzierten, waren gezwungen, es zu einem niedrigen staatlich festgesetzten Preis zu verkaufen, während die Produktionskosten mit der Inflation stiegen. Und wenn die Produktion stillstand, weil Rohmaterialien fehlten, mussten die Arbeiter dennoch weiter bezahlt werden, weil es verboten war, ohne ausdrückliche staatliche Genehmigung die Belegschaft zu reduzieren. Der Chef des Nationalen Statistischen Institutes von Venezuela hatte allerdings eine andere Erklärung für die Knappheit an Toilettenpapier: In einem Fernsehinterview meinte er, dies sei sogar ein gutes Zeichen, denn der Grund sei, dass Venezolaner wegen der Sozialpolitik der revolutionären Regierung nun mehr essen würden und daher folgerichtig auch mehr Toilettenpapier verbrauchten.

Gab es doch einmal Toilettenpaper zu staatlich niedrig gehaltenen Preisen, dann war es blitzschnell ausverkauft. Viele Menschen gaben ihren Beruf auf, weil die Löhne nicht mit den rapide steigenden Preisen mithielten und sie als Händler auf dem Schwarzmarkt viel mehr verdienten, indem sie beispielsweise billiges, zu den staatlich festgesetzten Niedrigpreisen erworbenes Toilettenpapier teuer auf dem Schwarzmarkt weiterverkauften. Hygieneartikel wie Tampons und Binden gab es nur noch selten. Stattdessen gab es Anleitungen im Fernsehen, wie man diese selbst zu Hause herstellen konnte. Die Frau, die die Herstellung der Binden erklärte, konnte dem einen antikapitalistischen Aspekt abgewinnen: „Wir entgehen dem Wirtschaftskreislauf des barbarischen Kapitalismus. Wir leben bewusster und in Harmonie mit der Umwelt.“

Im Juli 2016 sahen sich 500 Frauen aus Venezuela zu einem außergewöhnlichen Schritt gezwungen und überquerten einen geschlossenen Grenzgang nach Kolumbien, um im Nachbarland Lebensmittel zu besorgen. „Wir verhungern, wir sind verzweifelt“, sagte eine der Frauen dem kolumbianischen Sender Caracol Radio. In ihrem Land gebe es nichts mehr zu essen.

In einem Altenheim berichtete die Pflegerin von ihrem traurigen Alltag. Nur noch neun von früher 24 Senioren lebten hier. Die anderen seien verstorben oder mussten weggeschickt werden, weil es nicht genug zu essen gab und Medikamente fehlten, etwa gegen Diabetes oder Bluthochdruck. Eigentlich dürften Journalisten staatliche Krankenhäuser nicht besichtigen. Eine Ärztin zeigte Reportern dennoch heimlich die katastrophalen Zustände. Das einzige Röntgengerät war seit Langem kaputt. Im Labor konnten weder Urin- noch Blutproben untersucht werden, auf den Toiletten gab es kein Leitungswasser, die Aufzüge funktionierten nicht. Menschen, die ins Krankenhaus mussten, waren gezwungen, ihre eigene Medizin mitzubringen, weil keine Medikamente vorrätig waren – weder Schmerzmittel noch Antibiotika und erst Recht keine Medikamente zur Krebsbehandlung.

Die Kindersterblichkeit stieg in Venezuela in nur einem Jahr, von 2015 auf 2016, um 33 Prozent, die Müttersterblichkeit sogar um 66 Prozent. Nachdem die Gesundheitsministerin diese Zahlen veröffentlichte, wurde sie von Maduro entlassen, der generell die Veröffentlichung von Sozial- und Wirtschaftsindikatoren verbot, um „politische Interpretationen“ zu vermeiden. Die Säuglingssterblichkeit in Venezuela, die unter Chávez in 13 Jahren zunächst von 20,3 auf 12,9 Prozent gesunken war, lag 2016 sogar über der in dem vom Krieg geschundenen Syrien.

Vier von fünf venezolanischen Haushalten lebten laut einer Umfrage der Zentraluniversität von Venezuela in Armut. 73 Prozent der Bevölkerung verloren aufgrund des Hungers im Jahr 2016 Gewicht, und zwar im Durchschnitt 8,7 Kilogramm. In einer Anhörung des US-Kongresses im März 2017 berichtete Professor Hector E. Schamis von der Georgetown University, der Anteil der Armen sei in Venezuela auf 82 Prozent gestiegen und jener der extrem Armen auf 52 Prozent. Das waren historische Höchststände.

Die Bevölkerung begehrte immer wieder auf, bei Wahlen bekam die Opposition die Mehrheit im Parlament. Aber Manduro entmachtete das Parlament, schaffte die Pressefreiheit ab und auch gleich dazu die Reste, die von der einstmaligen Demokratie übrigblieben. Über 120 Menschen verloren bis zum Oktober 2017 ihr Leben bei Demonstrationen und Protesten gegen das Regime. Wieder einmal war ein sozialistisches Experiment gescheitert.


Auszug aus dem Buch: Rainer Zitelmann, Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung

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46 Kommentare

  1. Zitat: „fehlendes Toilettenpapier …… der Grund sei, dass Venezolaner wegen der Sozialpolitik der revolutionären Regierung nun mehr essen würden und daher folgerichtig auch mehr Toilettenpapier verbrauchten.“

    > Also SOLCH IRRE Erklärungen kann ich mir mitlerweile auch hier von nicht wenigen Politikern aus dem AltparteienClub vorstellen. SOWEIT ist es schon gekommen…. .

    Anbei doch bitte auch eine FRAGE:
    WAS war der Grund dafür das sich Hugo Chávez als Wohltäter für Boston und den Nordosten der USA aufgespielt hat?? Entsprang diese Wohltat einfach seinem kranken sozialistischen Hirn oder hatte es bestimmte, vllt polit, Gründe?

  2. Es wäre nicht das erste Mal (siehe Syrien), dass der Westen einen ordentlich gewählten Präsidenten nicht anerkennen möchte.
    Die behauptete „ungültige“ Wahl von Maduro wird von der Jimmy Carter-Kommission widerlegt: https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidentschaftswahl_in_Venezuela_2013.
    Die jetzigen desolaten wirtschaftlichen Verhältnisse sind natürlich hauptsächlich einem neuerlichen Sozialismus-Versuch zuzuschreiben.

  3. Ich verweise an dieser Stelle gerne noch einmal auf ein kleines Büchlein von 1985:
    Wolfram(!!!) Engels, dem Vorgänger von RTY bei der WiWo: „Über Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“. (Bei Amazon für Pfennige immer noch erhältlich)
    Wenn man das HEUTE liest BEMERKT man erst deutlich wie unglaublich weit wir in D. Richtung Sozialismus abgedriftet sind, wie viele „Salamischeiben“ uns (dieser Gesellschaft) von jeglicher Vernunft „abgeschnibbelt“ wurden. –
    – Speziell in den 12 Jahren mit der gewissen „Dame“. –

  4. Kompliment, Herr Zitelmann. Solche faktengespickten Analysen haben eine fast erotische Anziehungskraft. Ich werde Ihr Buch lesen müssen, schon wegen der Fussnoten (die die Quellen sicher minutiös angeben werden).
    Ich kann mich erinnern, dass sogar ein Wirtschafts-Nobelpreisträger, Joseph Stiglitz, den venezolanischen Sozialismus über den grünen Klee lobte (s. z.B. ‚NBC News Online‘, „Nobel laureate praises Hugo Chavez‘ plan“, 10/11/2007).
    Seitdem hiess Stiglitz unter Kollegen nur noch „Venezuela-Joe“.
    Wir lernen daraus, in Anlehnung an einen elterlich-ermahnenden Spruch für Söhne in der Pubertät :
    „Wenn das sozialistische Begeisterungshormon steigt, wandert das Gehirn in den…“.
    Jetzt habe ich doch glatt vergessen, wohin.

  5. „Oder ist jede Demokratie in Lateinamerika zum Scheitern verdammt weil die Waehler einfach von Haus aus zu leicht mit Wohltaten zu kaufen sind“

    Nicht nur in Südamerika. Demokratie funktioniert so nicht, sie ist ein Ideal, nicht real.
    Die Dummen sind immer in der Mehrheit!
    Die alten Griechen, die die Demokratie erfunden haben, wussten sehr genau zwischen dem Ideal und der Realität zu unterscheiden. Im alten Athen durften auch keine Frauen, Behinderten, Armen, Kinder oder Ausländer wählen, geschweige denn, gewählt werden.

  6. Die Mitarbeiter von Daimler sind inzwischen ja auch schon Staatsfeinde. Ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis das Kretschmann-Habeck-Zetsche Gespann mit Entlassungen und Sanktionen gegen die „Reichsbürger“ reagiert?

  7. Aber nun, das in Venezuela war doch noch nicht der richtige Sozialismus, der kommt erst noch, man kann es auch besser machen. Diese Litanei werden wir nun wieder hören von den Unbelehrbaren und Weltenrettern. Und ich habe den Verdacht, dass wir uns in Deutschland wieder daran machen sozialistische Experimente zu starten. Das Ergebnis wird sein wie in Venezuela. Es wird langfristig niemandem besser gehen, aber allen schlechter. Aber das ist dann ja auch eine Form von Gerechtigkeit und Gleichheit – für Idioten.

    • Wir machen uns nicht daran, sozialistische Experimente zu starten, die BRD ist längst ein sozialistisches Land. Nur wird der Sozialismus dieses Mal scheibchenweise und unter dem Deckmäntelchen von „Klimaschutz“ „Nachhaltigkeit“ „Genderismus“ etc. eingeführt.

  8. Tja, wenn de Sozialismus in der Wüste regiert, dann passiert erst mal eine Weile nichts, und dann ist der Sand alle.

    Margret Thatcher hatte vollkommen recht, als sie irgendwann in den 70er Jahren einmal sagte: „Das Problem des Sozialismus ist, dass dir irgendwann das Geld anderer Leute ausgeht.“ Das war ja in Venezuela auch irgendwann wieder so, nachdem selbst 90% Gewinnabführungen an den Staat eben diesem nicht mehr reichten.

  9. „Ich liebe es, dass Hugo Chávez die Armut zur obersten Priorität gemacht hat.“ Der Hugo hat Armut nicht nur zur obersten Priorität gemacht, er hat sie auch so gut organisiert, dass sogar sein Nachfolger noch davon profitiert. Man muss Gott danken, dass man nicht in Princeton studieren durfte…

    Den Möchtegern und anderen Sozialisten hat das Utopia noch nie gefehlt, denn in ihrer Phantasie war Sozialismus so gut wie gottgegeben, nur leider immer wieder falsch ausgeführt worden. Und, versprochen, großes Indianerehrenwort, das nächst Mal wird der Sozialismus eine nie dagewesene Erfolgsgeschichte, versprochen…

    • Das Narrativ des guten Sozialismus im Gegensatz zum bösen K…,
      feiert doch längst bei uns nicht nur Urständ, sondern ist längst zum „Allgemeingut“ geworden. Nicht nur in Form von Reichenschelte, Elitengebashe und „Geiz ist geil“ auch der Kern von „Grün“ ist links. Wie gut zu erkennen ist an all den Deindustrialisierungebemühungen die wir erleben. Angefangen mit der „Gen-Insulin-Fabrik“ die die Farbwerke in den 70ern nicht bauen durfte was letztlich zur Zerschlagung von „Höchst“ führte über die Demontage jeglicher Atom-Industrie (bis dahin Weltmarktführer) über über über … bis heute zum „künstlichen“ e-Auto-Hype für das vom Strom bis zur Infrastruktur jegliche Voraussetzung fehlt. –
      – Von irgendeiner(!) nur vernuntbasierten Planung ganz abgesehen. –
      All das in sich völlig inkonsistente Umweltgedöns scheint mir lediglich das F E I G E N B L A T T zu sein unter dem der Sozialismus bei uns segelt. Inzwischen von der von jeglichem Bürgerlichen entkernten CDU über SPD bis zu „Unverhohlen-Links“. –
      Klar ist dabei, dass schon die klassische Unterscheidung von Links und Rechts obsolet geworden ist. Denn absolut ALLE sind längst links. Und wer DAS nicht ist der ist – wie könnte es anders sein – ein Nazi. –

  10. Wer an „Sozialismus“ in dieser wirklich Form glaubt, ist mir für psychisch krank. Da läuft irgendein „Rädchen“ im Oberstübchen nicht mehr richtig. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass weder purer Kapitalismus noch Sozialismus die Lösung ist – sondern der Weg dazwischen!

    • Ja, ja dazwischen. Da suchen wir aber schon recht lange danach. 😉
      Die linken Parteien stoßen in einer sozialen Marktwirtschaft ja immer gleich die Neiddebatte an. Und in der One-World-Open-Society gibt es immer Menschen, die für noch weniger Geld arbeiten.
      Bis jetzt war der Sozialismus stets nur ein Vehikel für eine kleine „proletarische“, ha,ha, ideologisierte Feudalkaste, die in den Villen ihrer Vorgänger weit weg vom Volk gut lebt.
      „In Gefahr und großer Not, bringt der Mittelweg den Tod.“
      Die Quadratur des Kreises oder „neumerkelianisch“, die Verballung des Würfels ist wohl eher die Verballhornung des realen Publikums aus dem linken Paralleluniversum der 5. Dimension.
      Ich fände es ja auch schön. Wirklich!

  11. Sozialismus/Kommunismus kann immer nur dort entstehen, wo sehr viele Menschen das Gefühl haben zu wenig vom Kuchen abzubekommen. Wenn man z.B. trotz Vollzeitjob seine Familie nicht versorgen kann ist man empfänglich für den Populismus der Kommunisten. Wenn man keine bezahlbare Wohnung mehr findet ist man empfänglich für die Enteignung der Vermieter, auch wenn dadurch keine zusätzliche Wohnung entsteht, man selbst somit trotzdem keine Wohnung finden wird.
    Eigentlich müssten in D die Löhne massiv steigen, denn es fehlen Fachkräfte und selbst für einfachste Jobs waren zu wenig hier. Durch die Osterweiterung mit gleichzeitiger Freizügigkeit und folgender „Einfuhr“ von einfachen Arbeitskräften hat die Regierung dafür gesorgt, das der unterste Lohnbereich auf einem sehr niedrigen Level (selbst ein Vollzeitjob wird nicht für die Grundsicherung im Alter reichen) bleibt. Durch den Verkauf von Mietwohnungen sorgte man geradezu dafür, dass die Mieten massiv steigen konnten.
    Durch immer wiederkehrendes Abschalten der stromintensiven Industrie sorgt man dafür, dass diese Arbeitsplätze abwandern in Ausland. Durch das Auto-Bashing sorgt man in der Branche ebenfalls für eine massive Minderung von Arbeitsplätzen.
    Durch Erhöhung der Preise von Gütern, die jeder braucht (z.B. Strom/Wohnung) sorgt man dafür, dass das Stück Kuchen, was der unteren Mittelschicht zur Verfügung steht kleiner wird.

    So sort man dafür, dass das Wählerpotential für Sozialisten/Kommunisten steigt und steigt.
    Sehr gut erkennbar im Osten, wo die Linke bei ca. 18% steht. Die Grünen im Westen sind nicht viel weniger Links, die CDU unter Merkel ist links. Würde die CDU wieder weiter nach rechts (im früheren Sinne von konservativ) rutschen, so würde sie Wähler verlieren. Ob diese dann nach Grün oder rot wechseln bleibt dahingestellt. In jedem Fall halte ich das Wählerpotential in Deutschland für links derzeit bei ca. 50%. Noch ein paar Jahre, dann wird es darüber liegen.

    Menschen sind sehr leicht zu lenken, nicht nur durch die Medien, sondern durch die Preise von notwendigen Gütern.

    • Dutschke und die 68er hatten mit ihren Ideen der gesellschaftlichen Revolution ja so wenig Erfolg bei der breiten Masse, weil es den Arbeitern gut ging, weil wir mit Erhards sozialer Marktwirtschaft einem immer breiteren Mittelstand mit Aufstiegschancen hatten.
      Wer ein Reihenhäuschen mit Garten hat, ist für Neiddebatten unanfällig, weil er etwas zu verlieren hat. Bei den wohlstandsdegenerierten Salon-Linken hilft aber die Öko-Panik-Ideologie über eine innere Leere hinweg, weil sie sich für nichts mehr anstrengen mussten.
      Nun träumen sie vom anstrengungslosen Links-Sein für alle als Entlastung für sich selbst, in einer Welt, wo Karl Marx aus einem unerschöpflichen Brunnen eines Öko-Gottes Milch und Honig fließen lässt und die Sonnenenergie direkt ins Smartphone tropft.
      Auf weißen Einhörnern fliegen wir dann zum Kartoffeln holen in die nächste Bio-Oase, wo kleine sonnengespeiste Roboter veganen Ziegenkäse produzieren und sich in sonnenverwöhnten Glashäusern jeder sein frisches Gemüse erntet.
      Tschuldigung! Hatte wohl zu viel Relotius-Marmelade auf dem Biodinkel-Vollkornbrötchen. 😉

  12. Es ist erschreckend, aber bei unserer Regierung sehe ich deutliche Parallelen. Sozialleistungen für die ganze Welt, es gibt nur den Unterschied, daß unser Reichtum nicht aus dem Boden, sondern aus Köpfen und tatkräftigen und gutausgebildeten Arbeitskräften stammt. Daß man aber das Bildungswesen ruiniert, so wie Chavez nicht genug in die Erdölindustrie steckte, weil wir das Geld überall in der Welt verteilen, so wie er es auch tat, daß wir funktionierende Strukturen durch schlechtere ersetzen, das haben wir mit Venezuela gemeinsam, wie auch die Unterdrückung von Zahlen und Fakten, weil das ja „nur der AfD nutzt“.

  13. Danke für die Zusammenfassung. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass das „wohlhabende“ Venezuela in den Siebzigern dies auch (nur?) aufgrund der stark gestiegenen Ölpreise war und wohlhabend nur ein kleiner Teil der Bevölkerung war.
    Die Mehrheit war arm. Daher auch die starke Unterstützung die Chavez genoss.

  14. Ludwig von Mises hat in „Die Gemeinwirtschaft“ bereits 1923 bewiesen, dass der Sozialismus niemals funktionieren kann und warum das so ist.
    Im Gegensatz zu den Thesen von Marx werden diejenigen von Mises von der Realität wieder und wieder bestätigt.
    „Schlussendlich werden sie alle untergehen“ schrieb der große Roland Baader mit Bezug auf Marx. So ist es!
    Das beruhigt mich ganz ungemein!

  15. Endlich mal eine gescheite Analyse und Beschreibung der Ursachen und Zustände in Vz. Kein Wunder, das in unseren linksorientierten Medien sowenig davon zu lesen und hören ist. Ich befürchte, das wir noch lange auf eine grosse mediale Aufarbeitung abseits von Tichyseinblick warten müssen. Mal gespannt, wie in Kürze wieder die Geschichtsklitterungsmaschine der „Linksintellektuellen“ im Takt der Super Simultan IV aus Deuschland rattern wird.

    Ich prognostiziere für D eine ähnlich verheerende Entwicklung i.d.n. 20 Jahren. Wir haben uns schon auf dem Weg gemacht. Es liegt an Ihnen liebe Leser, sich dem in den Weg zu stellen. Mit der Wahl einer Partei aus dem linken Blockparteinkartell, die Digital First – FDP leider eingeschlossen, werden Sie allerdings nicht mehr viel an der Wahlurne ausrichten.

    Besten Dank Herr Zitelmann.

  16. „Es kamen weitere Ursachen hinzu, insbesondere ein ungewöhnlich hoher Grad an staatlicher Regulierung des Arbeitsmarktes / Während die Unternehmen 1972 noch das Äquivalent von 5,35 Monatslöhnen für die Lohnnebenkosten zahlen mussten, hatte sich diese Rate bis 1992 auf 8,98 Monatslöhne massiv erhöht“ …klingt irgendwie nach der Perspektive Deutschlands :-/

  17. Modelle für das Scheitern gibt es viele. In Afrika gibtc es keinen Sozialismus und trotzdem ist das System gescheitet. Auch China geht ähnliche Wege von staatlicher Regulierung und ist höchst erfolgreich. Es kommen eben noch andere Faktoren hinzu. Und Tatsache ist auch, dass große Ölkonzerne Mrd. verdienen und die Menschen vor Ort kaum etwas davon haben. Auch das kann nicht richtig sein. Und als Letztes muss man doch fragen wieso diese Sozialisten denn an die Macht gekommen sind wenn alles so gut war vorher war? Die Welt ist komplexer.

  18. Vielen Dank für diese höchst interessante Zusammenfassung. Die notwendigen Schlüsse, die man daraus zu ziehen gezwungen ist, sind eigentlich eindeutig und trotzdem gibt es immer wieder Idioten, die den Sozialismus verherrlichen.

  19. Die Parallelen zur Entwicklung in Deutschland sind nicht zu übersehen. Der von Ignoranz und fachlich durch nichts begründete Besserwisserei gekennzeichnete rote und grüne Sozialismus, exerziert von intellektuell und charakterlich minderbemittelten Funktionären, betreibt Deindustrialisierung und Planwirtschaft und diffamiert mit Hilfe höriger Medien jeden Versuch einer rationalen Bestandsaufnahme.

  20. Well done, Herr Zitelmann, doch wird es wenig nutzen. Linke wie rechte Sozialisten verbreiten schon längst allüberall die Geschichte vom bösen amerikanischen Kapitalisten, der den Venezuelanern kein Öl mehr abkaufe, um so das Land im Handstreich nehmen zu können und dem „menschenverachtenden Neoliberalismus“ zu unterstellen.

  21. Ende der 60er-Jahre eine erstaunliche Entwicklung genommen. 1970 war es das reichste Land Lateinamerikas und eines der 20 reichsten Länder der Welt.

    Nur, dass die Bevölkerung so wenig davon abbekam, dass sie die Sozialisten wählte.

    Die scharfen Sanktionen der USA, die Venezuela unnötigerweise noch ärmer und die Bevölkerung letztendes hungern gemacht haben, haben natürlich nix damit zu tun… Die Kapitalisten haben immer nur Gutes getan, weil sie die Menschen so lieben.

    • Ich möchte Sie mal sehen, Herr Wolkenspalter, wie sehr Sie denjenigen lieben, der Ihnen ihr Auto oder gar Wohnung unter dem Hintern wegzieht. Ich bin kein Freund der USA. Wenn man ihnen aber ihr Eigentum verstaatlicht, werden auch Sie sicher zu Sanktionen übergehen.

      • @Sapere Aude
        Ja, schlimme Sache. Was fällt den Menschen in Venezuela ein auf dem amerikanischen Öl zu leben!

      • Sie spielen sicher auf die Besitzverhältnisse der amerikanischen Ölmultis an, die in Venezuela enteignet wurden. Kurz gesagt: deren Verträge waren unseriös bis sittenwidrig.

        Unsere grundgesetzliche Formel, dass Eigentum verpflichtet, ist vergleichsweise zuvorderst für solche Fälle vorgesehen. Auch bei uns hätten solche Verträge wieder kassiert werden müssen oder erst gar nicht geschlossen werden.

        Etwas Ähnliches versuchten die Amerikaner mit Russland unter Boris Jelzin. Das wäre ein Abräumen der Rohstoffe geworden, vom dem Russland außer ein paar Individuen so gut wie nichts gehabt hätte. Chodorkowski mit dem Öl (Yukos) war einer der Elche (dessen Ausfliegen aus Russland nach der Lagerhaft-Begnadigung übrigens von Hans-Dietrich Genscher organisiert wurde. Tolle Vernetzungen auf Basis von Gleichgesinntheit muss es da geben!).

        An dieser Stelle sieht man, was der Kapitalismus eigentlich will, wenn er es denn unter dem Banner der allseits geschätzen Freiheit machen kann. Weil die Amerikaner ihre Schweinereien nicht durchziehen konnten, sind sie nun sauer auf Putin und Russland, so dass sie dieses Land mit Sanktionen und zuvor noch mit mittlerweile verbotenen, ausländisch finanzierten (u.a. Soros), Missstimmung organisierenden NGOs in die Knie zwingen möchten, um Russland letztlich doch noch unter ihre Kontrolle zu bekommen.

        Auch Kapitalisten geht es ums Herrschen (wozu sonst die „Neue Weltordnung“ nach amerikanischer Art?). Sie machen es eben mit Geld. Aber sie geben es nie freiwillig und gerne her. Das geschieht nur unter Sachzwang unter dem Aspekt der eigenen Gewinnmaximierung.

        Meine Sache ist weder der persönlich vereinnahmende Kommandosozialismus noch der real gelebte Kapitalismus.

      • „Unsere grundgesetzliche Formel, dass Eigentum verpflichtet, ist vergleichsweise zuvorderst für solche Fälle vorgesehen.“

        Was sie hier herbei fabulieren stimmt nicht!

        Ich weis, viele Linke wollen diesen Artikel im GG so interpretieren. Da haben Sie viel GEsellschaft. Aber dadurch wird es nicht richtiger.

        Diese Satz ist im GG notwendig um überhaupt Enteignungen möglich zu machen. Aus der Systematik und der Begründung bei Verabschiedung des GG ergibt sich, dass dieser Absatz absolut restrektiv auszulegen ist.

        Eine Enteigung ist nur dann möglich,. wenn ein absolut überragendes Öffentliches Interesse besteht. Es darf zur Enteignung keine Alternative vorhanden sein. Das Allgemeinwohl muß schwerste Schäden nehmen ohne Enteignung. Es ist Schadensersatz zu leisten, wenn enteignet wird.

        Nur mal so Beispiele wann der NGH eine Enteigung erlaubte und wann nicht.

        In einem Ort in Süddeutschland, der kaum Arbeitsplätze hatte und auch noch die bestehenden zu verlieren droht, wollte die Gemeinde den Fremdenverkehr entwickeln. Dazu wollten sie einen Lift bauen, der auf den nahgelegenen Berg hinauf gehensollte. Dazu wolte die Gemeinde den Waldbesitzer Enteignen, damit dieser Lift gebaut werden könnte. Gutachten sagten eindeutig, dass dadurch sicher Arbeitsplätze geschaffen würde und die Gemeinde lebensfähger wäre. Das reichte dem BGH nicht aus.

        Enteignungen sind möglich, wenn eine Autobahn wegen jahrelangen unzähligen Staus um eine Spur erweitert werden muss. Oder eine neue Stromtrasse nötig ist um die Versorgung mit Strom sicher zu stellen. Etc. pp.

        Eine Enteigung eines Unternehmens ist nicht möglich. Schon grundsätzlich nicht.

        Lesen Sie die einschlägigen Kommentare zu diesem Artikel im GG!

      • @Rapsack
        Wenn die Bevölkerung trotz riesiger Ölblase nichts davon hat, ist es auch im Allgemeininteresse nötig.

      • Mit wessen Investitionen und mit wessen Equipment hat man das Öl aus dem Boden geholt? Das ist in Venezuela auch nicht anders als im Nahen Osten. Ohne Firmen aus dem Westen wäre da nix passiert. Und wenn man, wie zB die Saudis, vernünftige Verträge abschließt bleibt auch genug für die Förderländer übrig. Könnte mich nicht erinnern, dass Saudi-Arabien derartig runtergewirtschaftet wurde wie Venezuela. Sowas bringen nur Sozialisten fertig.

  22. „Venezuela – wie es dazu kommen konnte“

    Ganz einfach, man streiche Berlin und/oder Bremen einmal den Länderfinazausgleich und beobachte die Entwicklung der nächsten 5 Jahre. Eine realere Studie wäre kaum vorstellbar.

  23. Irgendwie erinnert mich das an ein Land in Mitteleuropa, welches seine sprudelnden Steuereinnahmen nicht zur Konsolidierung der Staatsfinanzen verwendet, sondern für Wohltaten aller Art: Alimentierung von Millionen neu ins Land Gekommenen, Abermillionen für pseudowissenschaftliche Studiengänge, genannt Gender“wissenschaften“, für die es mehr Professuren wie in der Pharmazie gibt, willkürliche Regulierung der Wirtschaft bis zur Zerstörung (Diesel), planwirtschaftliche Umstellung der Stromversorgung mit Zerstörung der Landschaften und dem Ergebnis maximal teurer und unzuverlässiger Energie, was wiederum viele Industriebetriebe zum Auswandern oder zur Aufgabe zwingt. Die Kohlekommission zeigt ebenfalls sozialistische Züge, es wird ein Plan aufgestellt, ohne sich wirklich mit der Materie Energieversorgung auszukennen, kein wirklicher Fachmann ist dabei.
    Venezuela II, wir schaffen das.

  24. Und Deutschland geht auch gerade den Weg wie Venezuela. Erst den Energiesektor vernichtet. Jetzt ist die Automobilindustrie dran. Und die Gesinnungsgenossen fordern die Enteignung von Immobilienunternehmen. Und und und…
    Die sozialistische Republik Deutschland lebe hoch! **

  25. Danke Herr Zitelmann. An dieser Stelle sei ausdrüklich noch auf den Journalisten Billy Six hingewiesen der seit dem 17. November 2018 in Haft sitzt!

  26. DER SOZIALISMUS KANN NICHT FUNKTIONIEREN, weil er von einem völlig unrealistischen Menschenbild ausgeht. Und von einer groben Vereinfachung der Natur, deren Komplexität und Unberechenbarkeit er ignoriert. Er könnte HÖCHSTENS dann ansatzweise funktionieren, wenn alle Angehörigen der sozialistischen Gesellschaft einem total idealistischen, völlig selbstlosen Typus Mensch entsprechen. Man denke sich eine Kette von Leuten, angefangen bei A: der arbeitet nur für B, der wiederum nur für C, und immer so weiter. Keiner tut etwas für sich selbst. Wenn nur EINER in dieser Kette egoistisch denkt (und in der Realität sind es meist weit mehr) bricht das ganze System zusammen. Dann sahnt der ab, nutzt den Altruismus der anderen ganz schamlos aus. Alle anderen haben nichts von ihrer Leistung (weil sie die ja sofort weiter geben), sie kommt nur dem Abzocker zugute.

    Die DDR hat damals die Mauer aus nur einem Grund gebaut: weil ihr die Fachkräfte wegliefen, vor allem die akademisch Gebildeten, jene die gesellschaftliche Schlüsselstellen innehatten. Man stelle sich ein Krankenhaus vor: wenn dort 2 Chefärzte, der einzige Anästhesist, 3 von 5 Chirurgen abhauen, dann kommt der ganze Betrieb zum Erliegen. Nun ist es eine naive, weltfremde Meinung des Sozialismus, der Mensch müsse unbedingt zu 100% selbstlos sein: dass ein Arzt, der viel für andere tut, auch etwas für sich selbst tun will, materiellen Wohlstand genießen und Karriere- bzw. Aufstiegschancen in Anspruch nehmen möchte, das haben die einfältigen sozialistischen Ideologen nicht auf dem Schirm. Nach ihrer simpel gestrickten Sicht von der Welt darf ein Arzt nie an sich selbst, er darf immer nur an die Sache und seine Patienten denken. Ein an moderatem Luxus interessierter Arzt kann nach Sicht der Ideologen niemals ein guter Arzt sein. Und genau das ist Unsinn, genau hier liegt der Denkfehler. Dass jemand an sich selbst denkt schließt keineswegs aus, dass er auch gute Arbeit für andere leistet. Das Urwaldarzt-Prinzip kann nicht funktionieren. Ideologische Steigbügelhalter des Sozialismus wie der Schriftsteller Bertolt Brecht haben bewusst immer die Natur ausgeklammert, weil sie in die Enge ihres sozialistischen Versuchslabors nicht hinein passt. Der Sozialismus ist ein Kartenhaus, das nur durch Zwang, Realitätsverweigerung und Abschirmung von der Natur denkbar ist (und all dies erfordert nicht nur einen irrwitzigen [energetischen] Aufwand, es ist auch ohne Gulag für Dissidenten nicht möglich). Sobald man der Natur die Tür öffnet wird der erste Luftzug das Kartenhaus zum Einstürzen bringen.

    Zusatz (und ich betone hier: dies ist zugegebenermaßen etwas weit hergeholt, aber meine persönliche Meinung): die rote Farbe, die gleichzeitig bekanntermaßen die Lieblingsfarbe der Frau ist (gibt es da eventuell anatomisch-biologische Aspekte?), erklärt sich so: ausgehend von der Freud’schen Theorie vom Penis-Neid will die Frau den Mann daran hindern, erfolgreich zu sein. Sie befürchtet, dass er dann erfolgreicher sein könnte als sie selbst, was sie nicht zulassen kann (hier spielen sowohl Konkurrenzmotive als auch Verlustängste ein Rolle). So erfindet sie denn irgendwelche Begründungen, die die Bewegungs-/Aktionsfreiheit des Mannes einschränken sollen (die Feinstaub-Diskussion basiert vielleicht auch nicht unwesentlich drauf, da sie keine objektiv-wesentliche Grundlage hat). Wenn die Frau den Mann nicht durch Penisneid-Rationalisierungen von der Aktivität abhalten kann verhält sie sich hypergam: sie ist statusbewusst und unterwürfig, um ihren bequemen Lebensstil zu sichern.

    Fazit: die sozialistische Utopie (die schon wieder seit einigen Jahren unsere Gesellschaft im Klammergriff hält: durch den Linksrutsch der CDU ist der Kommunismus wieder ermutigt worden, obwohl er sich schon in die historische Mottenkiste verabschiedet hatte) basiert auf einem Haufen Gedankenschrott und logischen Fehlschlüssen. Daher muss jeder Versuch, den Sozialismus umzusetzen in eine Zwangs- und Gewaltorgie münden und am Ende scheitern.

    Die Alternative zum Sozialismus/Kommunismus ist aber nicht der schrankenlose Raubtier- und Ellbogenkapitalismus (er ist nur die andere Seite derselben Medaille), sondern eine auf Traditionen, Fairness und meritokratischen Regeln (Leistungsprinzip) aufgebaute Gesellschaft, die das Individuum achtet. Statt es durch Gleichmacherei zu quälen. Wenigstens in dem Punkt hatte Marx recht als er sagte: „jedem nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.“ Und die sind bei jedem anders.

    Nur eine auf dynamisch-bürgerlich-konservativen Werten aufgebaute, meritokratisch strukturierte Gesellschaft kann funktionieren und wirklich human sein.

    • Lieber Harry Charles, ich stimme vielen Aspekten Ihres Kommentars durchaus zu, möchte aber vehement dem Marx-Lob widersprechen. Zunächst heisst es „jedeR nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“. Und genau hier hat Marx unrecht, da dadurch das Leistungsprinzip komplett ad absurdum geführt wird. Denn das bedeutet, jeder leistet soviel wie er eben leisten kann oder will (Fähigkeiten), bekommt aber all die Dingen und Dienstleistungen, nach den ihm der Sinn steht (Bedürfnisse). Genau das ist der Knackpunkt, an dem jeder Sozialismus scheitert, weil überbordende Sozialprogramme in keinem Verhältnis mehr zur Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft stehen, deren Akteuren durch das o.g. Marxsche Prinzip jeder Leistungsanreiz fehlt.

  27. Mal gespannt, wie lange es dauert, bis wir lang und breit erklärt bekommen, dass es ja wieder einmal kein -richtiger- Sozialismus war. Weil der ja eigentlich wunderbar funktionieren würde. Dabei spielt man das Spiel der Systeme in einem der ölreichsten Länder der Erde schon im Modus „einfach“. Selbst ein steinzeitlich-religiöses System wie im Iran bekommt mit genug Öl seine Bürger satt (im Übrigen trotz aller Sanktionen der USA), nur der achso tolle Sozialismus scheitert immer wieder und wieder. Als Schlusswort bleibt nur der zugegeben etwas ausgelutschte Spruch, der Einstein zugeschrieben wird: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

  28. Der Sozialismus und der Kommunismus in alter Art hat ausgedient und nun versuchen es die linken Vögel weltweit zur Ablenkung als neue Denkart im veränderten Gewande anzupreisen um noch zu retten was zu retten ist, was aber nicht mehr gelingen wird, denn die Leute haben die Nase voll von ihren Heilsversprechungen und sehen doch die Ergebnisse, die nur diesen Scharlatanen etwas bringen, der Rest muß darben oder ist gerade dabei vieles zu verlieren und das wird einfach nicht mehr ziehen, denn die weltweite Opposition gegen sozialistische Tagträumerei wird immer größer und selbst wenn sie ihren Stallgeruch verwischen wollen, wird es nichts mehr nützen, das Internet, das heißt die weltweit umfassende Information im Minutentakt hat schon längst das Zepter übernommen und es soll ja noch welche auch in Berlin geben, die immer noch glauben den Endkampf gewinnen zu können, wenn sie sich da mal nicht täuschen, das ist heute bei den gut Informierten nicht mehr möglich und die Vergreisten stellen keine Zukunft mehr dar und somit nimmt das Schicksal seinen Lauf, zu Ungunsten der heute noch Etablierten, die noch nicht bemerkt haben, wie der Zug der Zeit an ihnen vorrüberrast und sie meinen immer noch mit ihren alten Methoden die Zukunft zu gestalten, welch ein Wahnsinn und was für eine Fehleinschätzung, genau wie ihre Politik, die zum scheitern verurteilt ist.

  29. Linke Ideologie tötet Menschen. Aber die Linken lieben Ideen und hassen die Menschen, insofern ist das vielleicht gar kein unerwünschter Nebeneffekt.

  30. Das ist ja fast wie hier, wo auch das Parteibuch mehr zählt, als jedes Fachwissen.

  31. Unserer „Raute“ wird ja in der linken Szene nicht weniger als Chaves gefeiert. Daraus folgere ich, daß ich hier gerade das ungefähre Szenario der Abläufe in diesem Lande in den nächsten Jahren gelesen habe.
    Vielleicht wird es nur etwas mehr mit zwischenethnischem „Aushandeln“ angereichert. Ansonsten – eine bunte und ereignisreiche, ja gar diverse Zukunft!

  32. Übrigens ist leider wieder ein Deutscher an der Misere beteiligt. Heinz Dieterich „Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ . Er war wohl auch zeitweise Berater von Chávez und hat sich in einem Spiegelinterview negativ über Maduro geäußert! Tenor: Theorie super! Ausführung schlecht! Das hört nie auf. Irgendwo und irgendwann wird man das mit dem „menschlichen Sozialimus“ wieder versuchen ! Wer weiß? Vielleicht bald bei uns.

    • Wieso bald? Das Experiment hat doch auch in Deutschland längst begonnen. Seit 14 Jahren führt man Deutschland mehr oder weniger behutsam auf dem Weg des internationalen, grünen Sozialismus mit der FDJ-Sekretärin und ** an der Spitze in Richtung Eden.
      Nur etwas Geduld! Gut Ding will Weile haben. Selbst in Venezuela hat es ca. 35 Jahre gedauert aus dem ehemals reichsten Land Südamerikas das heutige sozialistische Paradies zu machen.

    • wahrscheinlich berät der dietrich jetzt die merkel

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