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Ukraine unverziert

Nirgendwo geht es um Werte, überall um Interessen

23.02.2022

| Lesedauer: 3 Minuten
Wenn jetzt zum Anlass Ukraine oder in anderem Zusammenhang wieder von den Werten des Westens die Rede ist, wünsche ich mir wenigstens halbwegs Ehrlichkeit. Und bitte Realismus.

In welchem Land gibt es die Freiheit durch Recht, von der du sprichst, fragte mich die Tage ein alter Freund, der ähnliche Vorstellungen von Freiheit hat wie ich. Wir wissen beide, antwortete ich, dass deine Frage rhetorisch ist und du die Antwort kennst: in keinem Land.

Wenn jetzt zum Anlass Ukraine oder in anderem Zusammenhang wieder von den Werten des Westens die Rede ist, wünsche ich mir wenigstens halbwegs Ehrlichkeit. Sozusagen als Rest von Freiheit durch Recht.

Der Westen oder genauer seine Führungsmacht hat den Schwächezustand des vom Sowjetimperium übriggebliebenen Russlands genutzt, um seinen Einfluss auf jene Gebiete auszudehnen, die Russland in seiner Sowjetzeit unter seine Herrschaft gebracht hatte. Insoweit alles „normal“ im Sinne der Zeitläufte seit menschlicher Erinnerungsweite.

Ob der Westen dem Osten versprochen hat, genau das nicht zu tun, pflegen treue Westler im ersten Stadium zu leugnen, im zweiten darauf zu reduzieren, dass so etwas schriftvertraglich nicht festgelegt wurde, und sich im dritten auf das Völkerrecht zu berufen – sowie das Recht jedes Staates zu entscheiden, ob und welchem Bündnis er angehören möchte.

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Also das ist mir zu durcheinander. Wer will, kann das Völkerrecht aus der Antike herleiten, bis zum Westfälischen Frieden weiterverfolgen und feierlich in die Charta der Vereinten Nationen münden lassen. Als Politikfigur prominent in die Welt trat das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ als Forderung Lenins 1914 und des US-Präsidenten Wilson 1918. Nach dem Putsch der Bolschewiki, der chronisch irreführend Oktoberrevolution genannt wird, erließen Lenin und Stalin ein Dekret über die Rechte der Völker Russlands, auf dessen Grundlage sich Finnland und die Ukraine als unabhängig erklärten. Bei Finnland akzeptierten das die Bolschewiki, bei der Ukraine nicht. In gewisser Weise schließt sich nun in der Ukraine der Kreis. Ein Selbstbestimmungsrecht „der Völker“ gab es in der Realität nie, das Völkerrecht war immer nur ein Instrument in der Hand der politisch Mächtigsten, um ihre jeweilige Gewalt zu begründen. Aber wer sich auf das Selbstbestimmungsrecht beruft, muss es überall akzeptieren – in der Ostukraine wie auf dem Balkan, in Taiwan, Hongkong und und und.

Samuel P. Huntington zitiert in seinem Buch „Kampf der Kulturen“ 1996 einen russischen General: „Die Ukraine, oder vielmehr die Ostukraine wird in fünf oder zehn oder fünfzehn Jahren wieder zurückkommen. Die Westukraine kann der Teufel holen!“ Die Ukraine, so die Sicht Huntingtons, könnte entlang ihrer kulturell-religiösen Bruchlinie in zwei Teile zerfallen, weil die Ostukraine und die Westukraine selbst zwei unterschiedliche Kulturen wären.

Im ORF erklärte gestern ein Generalmajor des österreichischen Bundesheeres die Sache zwischen Putin und dem Westen so:

Sein erstes Ziel hat Putin bereits erreicht: Die Russland unter US-Präsident Barack Obama aberkannte internationale Bedeutung hat er zurückgeholt. Putins zweites Ziel der Zurückdrängung der Nato findet gerade unter Hinnahme des Westens statt. Offen ist dabei nur, wie weit die Verschiebung der geografisch-politischen Grenze nach Westen geht: möglicherweise bis zur Hälfte der Ukraine, da Europa Russlands militärischer Macht nur mit wirtschaftlichen Sanktionen antworten will, was Putin ziemlich egal ist.

Den Einmarsch russischer Truppen hält der österreichische General in kampfloser Form für möglich. Die Oblaste Luhansk und Donezk ganz einzunehmen, muss nicht im Vorgehen gegen die jetzige Verteidigungslinie der ukrainischen Truppen geschehen. Putin braucht nur von Norden aus Weißrussland weit hinter dieser Linie einmarschieren, wo die Ukraine kein Militär konzentriert hat. Ein Marsch an den Fluss Dnipro und eine Teilung des Landes durch die Mitte könnte folgen. – Der Scherenschnitt auf dem Beitragsbild wäre dann zu weit östlich eingezeichnet.

Danach, nun nicht mehr der Generalmajor, sondern nur ich als interessierter Laie, stünde eines dieser oft lange dauernden Ereignisse der Geschichte an, die euphemistisch Friedenskonferenzen genannt werden, heute aber oft auch nur noch Gipfeltreffen. So oder so, die Expansion des Westens Richtung Osten ist Geschichte.

Wenn ich davon ausgehe, dass Putin seine Ziele gegen den Westen erreichen wird, nicht weil Putin so stark ist, sondern der Westen zu schwach, bin ich noch sicherer, dass Putin dabei einen zentralen strategischen Fehler begeht, den erstaunlich Wenige ansprechen: Putin muss sich der Rückendeckung durch China versichern und macht Russland dabei zum Vasallen Chinas. Bei seinem Bemühen, Augenhöhe gegen Washington zu gewinnen, begibt Moskau sich gegen Peking auf Kniehöhe.

Und bei diesem Spiel geht es wie schon immer nirgendwo um Werte, überall um Interessen. Wer seine nicht wahrnimmt, bleibt auf der Strecke. Wie der Westen eben demonstriert.

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111 Kommentare

  1. Ich glaube nicht, dass Putin einen strategischen Fehler begeht.
    Klar, er wird erstmal abhängiger von einem guten Verhältnis zu China. Das geht den USA aber auch so. Wollen sie sich auf Russland konzentrieren, dann ist nix mit China im Pazifik entgegentreten.
    Und China ist schärfer auf Taiwan als auf Sibirien. Teils aus kulturell-historischen Gründen, teils aus geostrategischen. Denn Südkorea, Japan, Taiwan und die Philippinen riegeln China vom Pazifik ab. Im Süden hats mächtige Berge (mit bevölkerungsreichen und im Falle Indiens atomar bewaffneten Staaten dahinter), im Westen hats Wüsten (und viele Republiken, die auf -stan enden), und im Norden leere Tundra im Besitz der weltgrößten Atommacht.
    Zwar leben im fernen Osten Russlands mehr Chinesen als Russen und das rohstoffreiche Sibirien ist an sich ein lohnendes Ziel. Aber abgesehen von Wladiwostok ist nur das westliche Sibirien zwischen Ural und Altai „erschlossen“. Und das ist ein Euphemismus. China gewönne auf absehbare Zeit nichts außer einem Feind, wenn es sich gen Norden wendet.
    Solange der Pazifik-Riegel steht und die US-Navy der chinesischen Marine überlegen ist, braucht China den russischen Freund im Norden dringend. Vor allem, weil der auch ordentlich Einfluss in Chinas Westen (den -stan Republiken) hat. Durch welche die Neue Seidenstraße führt, jene geostrategische Landroute, die Chinas Hintern davor rettet, in ein Japan 1942 Szenario zu geraten.
    Ergo wird China den Russen in Ruhe lassen. Das bedeutet zuverlässige Energielieferungen und eine offene Landhandelsroute. Beides verlöre es, wenn es sich gegen Russland wendet. Doch damit im Rücken und den Amis durch Russland abgelenkt, kann China nun auch den Pazifik-Riegel brechen, indem es Taiwan herausschneidet.

  2. Deutschlands Interesse ist es, sich in möglichst allen Bereichen nachhaltig und mit höchstem Tempo zu schwächen. Bundeswehr, Energie, Industrie etc. sind schon auf einem sehr guten Weg. Immerhin wird damit die Gefahr reduziert, dass Putin auch die DDR wieder zurück haben möchte. Ich würde mir persönlich wünschen, dass Scholz, Habeck, Baerbock und Co ihre „Drohungen“ in Richtung Putin unterlassen würden. Es ist einfach lächerlich und sorgt sicher auch noch für gute Laune im Kreml.

  3. Der Westen hat Russland zu diesen Kniefall in Richtung China gezwungen, indem er dem Pufferstaat Ukraine bzw. seiner nationalistischen Regierung die Tür zur NATO öffnete.
    Nicht zuletzt hat wohl die Ukraine mit der Entwicklung eigener Atomwaffen gedroht.
    Manches wird im Westen nicht gesehen: die Verschleppung des Kiewer Abkommens oder die Diskriminierung der russischen Minderheit.

    • Herbeifantasierter Kniefall. Es wird der Westen sein, der den eigenen Kniefall vor China vermeiden muss. Ob er das schafft? Oder sagen wir Taiwan schon mal Tschüss?

  4. Die Leute kommen nicht wegen den „Werten“, sondern in erster Linie wegen dem Wohlstand. So lange der Staat sie im täglichen Leben einigermaßen in Ruhe lässt, sind der Masse „Werte“ ziemlich egal.
    Was übrigens völlig nachvollziehbar ist.

  5. Diese Form von Realismus, wie sie der Autor darlegt, ist in Deutschland innerhalb der politischen Klasse nicht mehr anzutreffen. Dort gibt es nur noch Gute und Böse. Für Zwischentöne und realpolitische Optionen sind unsere Politgrößen einfach zu ungebildet und ideologisch zu festgefahren. Die Herrschaften haben es gerne übersichtlich. Differenzierte Darstellungen der Realität stören nur die ideologischen Träume und Phantasiewelten. Sobald die Wirklichkeit ihr oft unschönes Gesicht zeigt, sind unsere links-grünen Gesinnungströten total überfordert. Wer mit in jeder Hinsicht weltfremden Vorstellungen Politik betreibt, wird früher oder später Schiffbruch erleiden. Merkel und ihre Erben erleben nun das Kentern des leckgeschlagenen deutschen Staatsschiffs. Wir alle werden einen hohen Preis bezahlen, für die unsinnige und verantwortungslose Politik der letzten Jahre.

  6. Eine sehr realistische Darstellung, vielen Dank dafür! Eine kleine Ergänzung: Die NATO hat seit den 1990ern Gebiete für sich gewonnen, die nicht erst „Russland in seiner Sowjetzeit unter seine Herrschaft gebracht hatte“, wie im Artikel formuliert. Weite Teile Polens und des Baltikums waren bereits seit dem 18./19. Jahrhundert russisch.

  7. Es sind Estland und Lettland mit den relativ großen russischen Minderheiten. Wenn es den Esten und den Letten, mit europäischer Hilfe, in 30 Jahren nicht gelungen sein sollte, dass sich die dortigen Russen nicht als unterdrückte Minderheit fühlen, sondern dass sie froh sind in Lettland, in der EU und nicht in Russland zu sein, dann hätten wir ein ernstes Problem. Die Alten bekommen deutlich bessere Renten und Krankenversorgung als dies in Russland möglich wäre, und die jüngeren hatten 30 Jahre Zeit sich zu integrieren, die Sprache zu lernen und “ Balten russischer Abstammung “ zu sein. Ich kenne die Verhältnisse dort nicht gut genug, hoffe aber, dass Russland für die dortigen Russen keine Verlockung mehr ist.

  8. Ein wirklich guter Beitrag. Wobei ein wichtiger Aspekt im vorletzten Absatz nur kurz angesprochen wird, nämlich die Rolle Chinas bzw. der dortigen kommunistischen Regierung. Es ist ein offenes Geheimnis, dass China sowohl gern Taiwan, als auch Teile von Sibirien in den eigenen Herrschaftsbereich gern eingliedern würde. Insofern spielt es China direkt in die Hände, wenn sich Russland und der Westen gegenseitig schwächen. Insofern könnte man sich ja zumindest vorstellen, dass man einerseits den gekauften Biden dazu anhält Russland zu provozieren und Russland andererseits da militärisch aktiv zu werden. Nicht dass China den Konflikt erfunden hätte (!), aber aus dortiger Sicht dürfte ein massiver Ukrainekonflikt ein doppelter gewinn sein.

  9. Die USA mussten sich entscheiden, ob sie eine russisch-europäische oder lieber eine russisch-chinesische Zusammenarbeit wollen.

    Putin hatte schon lange eine europäische Zusammenarbeit von Wladiwostok bis Lissabon angeboten. Die USA und die EU haben das immer abgelehnt und hintertrieben.

    Alleine kann Russland nicht bestehen. Indem man aus Angst, die US-Dominanz über Europa zu verlieren den natürlichen Weg nach Europa zugemauert hat, bleibt den Russen nur die (ungeliebte) Kooperation mit China.

    Amerika hat so entschieden. Ob das eine weise Entscheidung war, die Russen in die Arme der Chinesen zu treiben, wage ich zu bezweifeln.

    Das Trauerspiel, das die deutsche Politik mit dem totalen Verzicht auf eigene Interessen vorführt, spottet dabei jeder Beschreibung!

  10. Warum sollte sich Putin mit der Hälfte zufrieden geben, wenn das Ganze nicht teuerer wird.
    Bevor er seine Armee den hohen Blutzoll durch einmarschieren zahlen läßt, wird er wohl moderne Kriegsführung einsetzen:
    Die Lufthoheit gewinnen durch Ausschalten der UK Luftwaffe und der Luftabwehr (wird neu geliefert und Abwarten wird es erschweren)

    Wenn das gelingt ist es ein Spaziergang von Charkow bis Lemberg und Kiew bis Odessa. Siehe IRAKfeldzug, Lybien, Syrien etc. Die eigebnen Verluste werden gering gehalten werden können.

    • Eine komplette Annexion der Ukraine lohnt sich für Russland nicht. Es würde sich ein Guerilla-Widerstandskrieg entwickeln, der langfristig weite Teile der russischen Streitkräfte bindet. Es reicht geostrategisch völlig aus, dass die Ukraine nicht Teil der NATO wird und sich außenpolitisch nicht gegen Russland operiert; und das kommt Putin viel billiger als eine dauerhafte Besetzung.

  11. Auch wenn man mich auslachen wird, in Deutschland geht es weder um Werte noch um Interessen! Große Mengen Getreide werden aus der Ukraine importiert, um die Nahrunsmittelversorgung sicher zustellen. Nur mehr die vertraglich zugesicherten Gasmengen kommen aus Russland. Beides könnte weniger werden!
    UND: Die Ammoniumnitratproduktion für die Düngemittelindustrie läuft auf Minimum! Doch halt! Ammoniumnitrat wird für die Herstellung von Adblue benötigt, ohne das heute jeder Dieselmotor aufgrund der elektronischen Steuerung abgeschaltet wird. Keine Ernte, kein Warentransport, kein Lebensmittel! Und noch ein weiteres kleines Detail: Selbiges Ammoniumnitrat benötigt man für die Herstellung von Sprengstoff und Munition aller Art.
    Was wird also letztendlich für ein Wert zählen in Deutschland, wenn es etwas hemdsärmeliger zugehen wird? Warmes Essen oder warme Wohnung oder Verteidigungsfähigkeit.
    Putin ist es egal, ob Nordstream2 ans Netz geht oder nicht. Er hat sowieso kein Gas mehr für uns!

  12. Ja ja, das Völkerrecht! Ein Feigenblatt für selektive Scheuklappen-Außenpolitik. Man dreht und wendet es, wie es gerade in den Kram passt. Ich hoffe nur, dem erwähnten österreichischen Generalmajor ist nicht dasselbe widerfahren wie dem deutschen (Ex-) Marineinspekteur. Mit Strategic Studies haben wir Piefkes es eben nicht so. Wir machen lieber Gender Studies.
    Guter Hinweis auf Huntington, lohnt sich den nochmal zur Hand zu nehmen. Übrigens: die neuerdings medial zur Vorzeigedemokratie hochgejazzte Ukraine (selbst das Brandenburger Tor zeigt sich ja inzwischen blaugelb-solidarisch) befindet sich im Korruptionsindex von Transparency Int. auf einem geteilten 117. Platz (von 180) in allerbester Gesellschaft von u.a: Ägypten, Sierra Leone und Sambia. Nur mal nebenbei so von wegen: Wertegemeinschaft.

  13. Seit 2014 wurde das Minsker Abkommen von der Ukraine sabotiert. 8 Jahre Sabotage des von ihr unterschriebenen Abkommens mit Hilfe und bei Unterstützung durch den Werte-Westen. Kein Land der NATO und der EU – vielleicht mit Ausnahme Frankreichs – haben versucht, den Ukraine-Konflikt in dieser Zeit auf Grundlage des Minsker Abkommens friedlich beizulegen. Nein, ganz im Gegenteil, als Belohnung für die Kiewer Sabotagehaltung erhielten die ukrainischen Machthaber Geschenke in zweistelliger Milliardenhöhe von ihnen. „Russland boykottiert das Minsker Abkommen“ diese verlogene Behauptung wurde und wird gebetsmühlenartig von den Hütern der Westlichen Werte-Union in die Welt hinausposaunt.

  14. Werte? Bei uns in der EU gibt es die kaum noch und in Deutschland dank der SED Nachfolgeparteien nicht mehr, dank des Coronaregimes abgeschafft! Einzig der Wert des Geldes zählt, aber wer reich ist, der lebt auch in Russland frei und kann überall hin reisen – also machen Sie einfach den Scherenschnitt am Ärmelkanal, dann sind wir Scholz und die EU los und sind sicher auch nicht mehr eingeschränkt als durch den Lauterknall.

    • Und dazu bekämen wir noch eine vernünftige Migrations-, Familien- und Wirtschaftspolitik sowie einen gesunden Patriotismus statt Selbsthass. Vielleicht wäre es einen Versuch wert; denn dass die Deutschen von selbst wieder auf einen grünen Zweig kommen, danach sieht es derzeit nicht aus.

  15. Gestern im ZDF HeuteJournal, Herr Sievers interviewt Kanzlerin Scholz und hakt erstaunlich gut nach (ich war erstmalig begeistert). Das Cocker Spaniel gleiche Gesicht von Scholz, sein „aufbrausendes Temperament“ und sein Rhetorik aus dem „Scholzomaten“ waren bisher der beste Karnevalsbeitrag zum Thema Ukraine, westliche Werte, knallharte Sanktionen und zu „was hat Deutschland sonst noch als Trumpf im Ärmel?“ Sehenswert. Es war zum Weglachen (wenn es nicht so traurig wäre).

  16. Sehr guter Beitrag, Herr Goergen – hebt sich wohltuend von der „Mainstream-Propaganda“ ab und bringt es exakt auf den Punkt:
    Putin wird seine Ziele gegen den Westen erreichen – nicht weil Putin so stark ist, sondern der Westen so schwach & dekadent. Dafür muss(te) sich Putin aber der Rückendeckung durch China versichern.
    Ich halte dies aber nicht für einen strategischen Fehler, es ist meines Erachtens eine kühle Kosten-Nutzen-Abwägung. Putin wollte mit seiner Vision der „Eurasischen Union“ ursprünglich genau das verhindern, weil er die „chinesische Gefahr“ viel klarer erkannt hat als der komplette Westen (die „Trump-Administration“ insbesondere Mike Pompeo seien hier ausgenommen). So die Einschätzung von Peter Scholl-Latour.
    Von Georg W. Bush sowie zumindest in seiner ersten Amtszeit von B. Obama wurde er ja noch „umgarnt“, allerdings wollten die USA die Russen im Kampf gegen Al-Qaida mit vor den Karren spannen. China wurde von den Amerikanern bis Trump unterschätzt bzw. der schleichende Übergang von der einen zur anderen Weltmacht relativ tatenlos hingenommen. Siehe hierzu auch ein Klasse-Essay von Dushan Wegner aus dem Jahr 2018, der einige anschauliche & vom Mainstream verdrängte Links enthält:
    https://www.dushanwegner.com/frieden/
    Ansonsten ging es dem Westen immer nur um die Schwächung, Zerstückelung und Ausbeutung Russlands, dass von Obama vorschnell zur „Regionalmacht“ degradiert wurde. Für einen historisch gebildeten und denkenden autoritären Machtmenschen wie Putin – was ihn von Bush/Obama/Biden aber auch von Schröder/Merkel/Scholz unterscheidet – wohl die schlimmere Aussicht.
    China jedenfalls wird einem mehr oder weniger „heißen“ Konflikt kalt lächelnd zusehen und bei passender Gelegenheit die Taiwan-Frage im Sinne seiner „Ein-China-Doktrin“ beantworten. Nicht wenige vermuten ja, dass dies der Preis für das Stillhalten bei der Einnahme der Ukraine ist.
    Der Hauptverlierer neben den Menschen in den Kampfgebieten wird die Europäische Union und hier vor allem Deutschland sein. Ihre völlige Bedeutungs- und Hilflosigkeit als Spielball zwischen den wirklichen Mächten wird evident.
    Es wäre m.E. die Aufgabe der Deutschen gewesen, im ureigenen Interesse als Vermittler zwischen Ost (Russland) und West (USA, England) aufzutreten, als „ehrlicher Makler“ im Sinne Bismarcks. Dazu hätte es aber „Realpolitik“, sprich
    1) der klaren & ehrlichen Definition der deutschen Interessen
    2) der realistischen Analyse der Interessen der anderen Beteiligten
    3) Politiker vom Format eines Bismarcks bedurft.
    Nichts davon hat die europäische wie die deutsche Politk auch nur annähernd zu bieten. Ob Kohl / Genscher dieses Format gehabt hätten, können Sie, werter Herr Goergen, weit besser beurteilen als ich. Über ihre Nachfolger schweigt des Sängers Höflichkeit besser.
    Nachsatz:
    Egal wie der Konflikt auch immer endet: Wer für die Finanzierung des „Wiederaufbaus“ von allen Seiten vorgesehen ist, dass dürfte leider nur eine rhetorische Frage sein … .

    • Wir werden es wohl nicht mehr erleben, aber der europäisch asiatische Kontinent wird irgendwann infrastrukturell und wirtschaftlich zusammenwachsen. Von Shanghai bis nach Lissabon über Moskau. Das ist einfach nur logisch. Aber wie es aussieht werden alle dahingehenden Versuche für die absehbare Zukunft erfolgreich torpediert.

    • Als erstes bedarf es eines brauchbaren Militärs. Ein Volk von 83 Millionen braucht mindestens 400.000 Mann unter Waffen, 10.000 Panzer, … . Wer den Frieden will, muss für den Krieg rüsten. Und wer keine Waffen hat, kann einen Frieden weder herbeiführen noch sichern, er kann ihn nur erhoffen. Gender-Trallala, Energiewenderei und ähnlicher Wohlstandskokolores sind da reine Luftschlösser. Sie sind wie Subutex für den Junkie: definitiv nicht heilend.

  17. Russland ein Vasall Chinas.
    Hm.
    Nur die USA behandeln ihre „Partner“ auf Augenhöhe und völlig gleichberechtigt.
    Wo es doch nur um Interessen geht und nie um Werte.
    Ich meine immer noch, dass die USA sich etwas einfallen lassen müssen, sonst reiben sie sich zwischen Russland, China, Indien, Iran etc. auf.
    Das „Hinterland“ Russlands liegt nicht in der Ukraine, sondern im Süden des Landes. Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan. Alles Schatzgruben. Und dort sind die Grenzen völlig offen.

  18. Es ist ohne Beschreibung, wie der Westen sich hier aufspielt. Denken wir doch mal an Taiwan. Das Land möchte ebenfalls internat. anerkannt werden. Und die USA würden es im Prinzip begrüssen. Aber China ist natürlich dagegen. Bei der Ukraine ist alles umgekehrt und Unabhängigkeit wird zum Teufelszeug erklärt. Weil’s die USA und ihre Vasallen eben so wollen. Kommt eben trotz angeblichen „Werten“ immer noch drauf an, wer’s den am Ende ist…

  19. „Putin muss sich der Rückendeckung durch China versichern und macht Russland dabei zum Vasallen Chinas.“

    Man darf doch mal träumen dürfen, gell Herr Goergen?

  20. Frage: Warum sollte Russland Energie in Richtung EU-Europa liefern, ich rede hier nicht von Nordstream II (angeblich endgültig gestorben) sondern auch von Nordstream I, wenn für die erzielten Gelder wg. Sanktionen, auch was einen geordneten Zahlungsverkehr, SWIFT, angeht, nichts mehr in diesen Ländern gekauft werden kann. EU-Europa braucht russisches Gas mindestens noch 5 -10 Jahre in erheblichen Mengen, die durch Nichts ausgeglichen werden können Die Russen werden sich in China bedienen, was sie in der EU nicht mehr bekommen. Wo hier Druckpotential, in Russland oder Eu-Europa, vorhanden ist und wo nicht, liegt auf der Hand.

    • Das Problem bei Merz ist nicht das „Wollen“:
      Er kann es nicht. Die ganze Union kann es nicht (siehe die letzten 16 Jahre der „Trümmerfrau“).
      Ob Sie Union, SPD, Grüne, FDP oder Linke wählen – völlig egal:
      Ergebnis ist die linksgrün-sozialistische Einheitspartei 2.0.
      Alle Probleme, die wir jetzt haben, hätten wir auch unter einem Kanzler Laschet, Merz, Söder.
      Und mit der Inauguration von Joe Biden (es „Wahl“ zu nennen, verbietet sich) war auch die Entwicklung in der Ukraine vorgezeichnet.
      Dushan Wegner hat es in einem Essay 2018 auf den Punkt gebracht: https://www.dushanwegner.com/frieden/

  21. Natürlich geht es auf der einen wie der anderen Seite nur um Interessen. Die auszugleichen ist ja die hohe Kunst der Politik. So etwas braucht man jedoch von unseren Politdilettanten nicht zu erhoffen, geschweige denn zu erwarten. Derweil brennen bei dem einen oder anderen Medienschaffenden endgültig die letzten Sicherungen durch:
    https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_91715920/ukraine-krise-will-sich-putin-auch-noch-die-ddr-zurueckholen-.html
    Noch Fragen?

  22. Dass sich Russland in Richtung China orientiert, interessanterweise genau so wie die USA mit dem Unterschied , Russland partnerschaftlich, die USA in einem immer brisanter werdenden Konkurrenzverhätltnis, kommt nicht von ungefähr. Ökonomisch ist Russland China weit unterlegen, mit Ausnahme des Energiesektors , millitärisch ist Gleichstand, in Sachen Waffentechnologie wahrscheinlich noch mit Vorteil Russland. Der Deal ist, Energie aus Russland, Technologie aus China. Bevölkerungspolitisch wächst der Anteil der Chinesen in bestimmten sibirischen Städten und Regionen wie etwa Khabarowsk oder Magadan ständig, wird aber noch nicht als Bedrohung angesehen, sondern als Belebung der Geschäfte, da Chinesen hier überaus aktiv sind.

  23. Ich bin es leid dauernd von irgendwelchen „Werten“ zu hören. Diese „Werte“ sind die die uns nützen und die wir definieren um unsere Interessen durchzusetzen. Werte, die andere Länder für wichtig halten, erkennen wir nicht an oder bestrafen wir sogar mit dem EuGH. Nationale Identität, eigenständiges Rechtssystem, das Recht der Selbstbestimmung wie ein Volk leben will das wird mit Füßen getreten. Wenn ein Volk nicht zu einem Tuntenvolk mutieren will so bestrafen wir das, Ungarn ist das beste Beispiel. Wenn jemand eben nicht anerkennen oder tolerieren will wenn die EU Kommissare zu einem Zentralkomitee mutiert und anfängt diktatorische Züge zu entwickeln bzw. diese schon offen zeigt, ganz Schamlos als sei das das normalste von der Welt, wird das sanktioniert. Wir in der EU sind keinen Deut besser als irgendein anderer Vielvölkerstaat der Autoritär regiert wird. Unsere „Werte“ können wir uns klemmen und Deutschland hält diese nur solange bis die EU uns durchgekaut, ausgelutscht und ausgespuckt hat dann werden wir sehen welche „Werte“ wir haben.

  24. Mit dem Ausschluss der Russen aus dem SWIFT System versetzt der Westen der Globalisierung den Todesstoss. Laengst gibt es Bestrebungen von China, Russland und anderen, Alternativen zu SWIFT zu entwickeln. Der Ausschluss der Russen wuerde diese Entwicklung beschleunigen. Und viele, viele andere Laender wuerden sich nicht gern dem Erpresserpotential von SWIFT aussetzen wollen. Von den Milliardenverlusten, die Laendern entstehen, denen Russland Geld schuldet oder die in Russland investiert haben, brauche ich gar nicht erst zu reden.

    • Ich kenne die gute Bonitaet Russlands, aber ohne SWIFT wird es schwer sein, Schulden zu bedienen.

      • Der russiche SWIFT-Ersatz funktioniert. Also, wer dann vin RU Geld haben will, wird wohl einen Weg suchen müssen, und sei es über den SWIFT-Ersatz Russlands.

  25. Es ist lustig, wie wichtig sich Putin und die EU-Staatschefs nehmen. Ihr Schicksal wird vom Willen Washingtons und Pekings bestimmt. Putin darf nur bellen, wenn es seinem Herrchen Xi Jinping gefällt. Daher seine Reise Anfang des Monats nach China.
    Und letztlich ist nicht auszuschliessen, dass sich die zwei Grossmächte auf Kosten der Europäer und Russen gütlich einigen.
     
     

  26. Ein vertracktes Spiel: Die Amerikaner brauchen die Russen gegen China, aber sie fuerchten um ihren Einfluss in Europa, sollten die Russen an Gewicht gewinnen. Die Amerikaner sind daher entschlossen, die Russen aus Europa fernzuhalten. Cordon Sanitaire. Den Russen wird taeglich mehr die Luft abgeschnuert. Natuerlich wollte Putin nicht vor den Chinesen in die Knie gehen, denn das sind seine gefaehrlichsten Gegner. Aber blieb ihm denn eine Wahl? Europaeer spielen keine Rolle, sie verstehen das Spiel nicht einmal. Zusehr mit Klima und Gender beschaeftigt. Die Chinesen laecheln nur. Ich wollte, der Westen und die Russen koennten nochmal von vorn anfangen.

  27. Endlich eine nüchterne, ohne moralische Folklore und Kriegsrhetorik daherkommende Betrachtung dieses Konflikts auf TE, danke!

  28. Ich sage es jetzt mal provokant, willst du im Westen Asyl, musst du einen Krieg anzetteln. Unser Innenministerium bereitet sich gerade vor, nur warum wieder wir?
    Kann man Putin nicht mal einen Schritt entgegenkommen,
    wir leben im Jahr 2022?

    • „Kann man Putin nicht mal einen Schritt entgegenkommen?“

      Könnte man, will man vielleicht auch, doch Big Brother mag das nicht so …
      Das ist nicht nur ein Armutszeugnis deutscher Politik, es ist die völlige Kapitulation.

  29. Ich wäre mir da nicht zu sicher mit dem chinesischen Vasallen. Die Russen sind groß und autark genug – und können vor allem ihren Untertanen ordentliche Entbehrungen aufbürden – um genau das nicht zu werden. Auch ist die Zivilisationsabhängigkeit viel geringer als wir es uns in unserer Nachkriegsmentalität vorstellen können.

  30. In der Politik geht es grundsätzlich nur um Macht. Die Durchsetzung von Interessen dienen dem Machterhalt und ihrer Ausweitung. Werte wie Freiheit, Humanismus und Christentum sind oft nur Vorwand, Floskeln, um gut dazustehen. Obwohl, den USA möchte ich den guten Willen und Vorhaben nicht ganz absprechen anderen Völkern Freiheit und Demokratie zu bringen (2. Weltkrieg, Vietnamkrieg, Afghanistankrieg).
    nun sieht Putin seine Chance [aufgrund der westlichen Schwäche (Dekadenz) ] seine Interessen durchzusetzen. Wir werden nun sehr schnell sehen, welche Interessen die einzelnen EU Länder haben, denn Staaten haben keine Freunde, sondern Interessen.

  31. Was sind die Interessen Deutschlands und der EU, die sich die beiden nicht wahrzunehmen getrauen?

    • Solange die Brandmauer zur AFD bestehen bleibt wird Deutschland immer instabile, wahrscheinlich kurzlebige Koalitionen haben. Was nicht heisst das es mit der AFD besser wird, aber wenigstens ist dann wieder Bewegung im Spiel.

  32. Nichts gegen etwas Realismus-Zynismus, aber dies geht mir zu weit. Natürlich ist dieser Westen absolut lächerlich, der ewig Werte beschwört, aber nicht bereit ist, für sie auch militärisch einzutreten. Schlimm auch, wie der Westen dabei ist, seine eigenen Werte (Freiheit, Demokratie) im Innern zu verraten (etwa: EU-Bürokratur, massive Ausweitung der Regierungspropaganda usw.).

    Trotzdem: Es geht auch darum, den Westen, inkl. den ehemaligen Ostblockstaaten, aus den Fängen eines imperialistischen Russland herauszuhalten, und zwar unabhängig davon, ob „wir“ davon wirtschaftlich profitieren oder nicht. Das ist schon auch eine Wertefrage. Aber, da hat Herr Goergen recht, mit bloßem Gequassel kann man es nicht.

  33. Das Völkerrecht ist wie jedes Recht nur ein Abwehrrecht von Schwächeren gegen Stärkere. Darum interessiert(e) es immer nur die schwachen, machtlosen, kleinen unter den Nationen. Seit Deutschland freiwillig auf Kinder, Militär, Interessen und Deutschtum verzichtet, ist es auch ein Anhänger des Völkerrechtes und ruft hysterisch nach seiner Einhaltung oder der Beachtung „unverletzlicher Grenzen“.
    Die Ukraine, so wie sie besteht, wird letztlich nur von der Tatsache zusammerngehalten, daß sie schon länger „so da“ ist und diese Grenzen hat, jedenfalls seit das Dogma gilt, die 1945, zumindest aber 1990 geschaffene Ordnung in Europa sei sakrosankt und für alle Ewigkeit,
    Derartige Ordnungen exiistieren immer wieder. Sie existieren so lange, bis die jeweilis bestimmenden Spieler das Interesse an ihnen verlieren. Es gab durchaus eine Phase, in der Rußland diese Interessen hatte, oder anerkannte (weil es es mußte) da es anders als Staat keine Chance mehr hatte. Das war 1918 so, im Abkommen von Brest-Litowsk, das letztlich 1945 in Jalta revidiert wurde, und 1990 mit den Verträgen rund um die deutsche Wiedervereinigung. Die sind nun dran. Rußland hat an ihnen kein Interesse mehr, und, das darf man nicht vergessen, auch die USA nicht.
    Wer nachrechnet, wird ferststellen, daß solche Ordnungen etwa alle 30 Jahren oder etwas mehr immer wieder infragegestellt werden, Dann námlich tritt eine Nomenkaltura und Generation an Politikern ab, deren Weltbild im Gleichklag mit dieser Ordnung war. Manchmal dauert es etwas, es gibt Interregnen oder Übergangsphasen, aber auch die enden irgendwann. Hitler hat nicht schon 1933 losgeschlagen, sondern erst 1939. Das war im militärischen Sinne viel zu früh, denn Deutschland war nach sechs Jahren Aufrüstung längst nicht wieder kriegsbereit und konnte das im Krieg auch nicht wettmachen. Doch was Hitler wollte, hatte er schon 10 Jahre davor erzählt, man wußte es. Die Ordnung von Versailles endete also praktisch mit der Veröffentlichung von „Mein Kampf“. Spielte Deutschland nicht wenigstens passiv mit, war sie obsolet.
    Putin war geduldiger, hat sich länger Zeit gelassen, es dauerte, die Hinterlassenschaften der Jelzin-Ära wegzuräumen und ganz ist das nie gelungen. Nun aber macht er sich ans Werk. Länger warten machte aus russischer Sicht keinen Sinn. Mit Putins Aufstieg endete die Ordnung von 1990,oder besser gesagt, die von Jalta. Darum lügt Putin nicht, wenn er sagt, daß ihn eine Restauration der Sowjetunion nicht interessiert, denn das hieße zurück zu Jalta. Das aber wäre das Ende Rußland, es würde daran ebenso krepieren wie die Sowjetunion. Aber die alte Ordung seit 1990 werden wir auch nicht zurückbekommen.
    Daher tun wir alle gut daran, selbst eine Vorstellung dieser neuen Zeit zu entwickeln. Das Völkerrecht ist wie jedes Recht erst einmal hilflos, denn es schützt nicht von sich aus. Es bedarf einer Legislative und Exekutive, die es durchsetzt. Doch das Paradoxon dabei bleibt, daß das nur die tun können, die selbst am Völkerrecht kein Interesse haben, da es sie zu sehr einschränkt. Es gibt keine Weltregierung und gab und gibt auch keine Weltpolizei. Jedwedes Eingreifen der Supermächte folgte immer rein ihren nationalen Interessen folgend – 1914, 1917, 1939, 1941, 1955, 1992, 1995 oder eben heute in der Ukraine.
    Hier liegt der elementare Denkfehler des pazifistischen Deutschlands seit 1945. Krieg liegt in der Tat nicht im Interesse des kinderarmen, verweichlichten und geschwächten Deutschlands, aber wer kann ihn FÜR es durchsetzen? Wer noch hat das Interesse Deutschlands an „Frieden“ und was wäre der? Daß Kiew so wird wie Berlin oder Donezk wie Duisburg? Wenn wir das wollten, müßten wir das durchsetzen können, und das können wir nicht.
    Insoweit irren hier auch alle Putinisten, die immer wieder hartleibig sich russischer gerieren als jeder Russe das täte. Was sind die Interessen Deutschlands im Osten? Unsere eigenen? In der Tat haben darauf viele keine Antwort und packen Derivate derer anderer Nationen aus. Das ist anerlernt nachkriegsdeutsch.
    Ich für meinen Teil sage: Die Ordnung von 1990 ist nicht in deutschem Interesse, wir können mit ihr und ohne sie leben. Die Ukraine ist polnisches und russisches Glacís, das müssen die untereinander ausmachen umnd wenn sie sich für Lemberg oder Kiew die Köpfe einschlagen wollen, laßt sie. Sie haben es oft in der Vergangenheit getan und künftige Generationen werden es wieder tun. Unser Interesse liegt eher auf dem Balkan, in Südeuropa. Dort werden wir bedrängt, von Horden von jungen Männern mit Handys. Während sich 1500 km weg ein paar Divisionen der Russen und Ukrainer gelangweilte Artillerieduelle liefern, strömen pro Sekunde dutzende von Armutseinwanderern in dieses Land. Sie kosten mein, dein, unser Geld, nicht Putins Armee oder die der Ukrainer. Afrikaner lassen sich nicht auf die Krim fahren, sondern nach Malta, bevor sie hier aufschlagen.
    Erkenne deine Interessen. Endlich.

  34. Der Aspekt China in diesem geostrategischen Schachspiel, wird in der Tat nur unzureichend ausgeleuchtet. China ist der neue Partner Russlands und braucht dessen Rückversicherung und Stillhalten, wie übrigens im historischen Rückblick Preußen/Deutschland die Rückversicherung Russlands 1871 brauchte, um das Deutsche Reich gründen zu können ohne Einspruch des Zaren Alexander II. Die deutsch/russischen Beziehungen waren zu diesem Zeitpunkt intakt und erfuhren erst Beinträchtigungen als im Berliner Kongress 1878 Russland seine Interessen unvollständig bei den Vermittlungen Bismarcks gewahrt sah.
    Die neue russisch/chinesische Allianz ist geoplolitisch vor allem für Russland nicht ganz problemlos, wenn man einerseits die ökonomische Stärke Chinas ansieht und dann auch einen gewissen Druck des bevölkerungsreichen Chinas auf den leeren sibirischen Raum. Russland muß jetzt auch China gegenüber Stärke zeigen über den Umweg Ukraine und in Richtung China signalisieren, dass mit ihm millitärisch zu rechnen ist, im Fall der Fälle, sollte sich die Partnerschaft nicht auf „Augenhöhe“ entwickeln.
    Im übrigen, China als Russlands zukünftiger Hauptabnehmer Öl und Gas kann das europäische ausfallende Geschäft weitgehend kompensieren.

    • Stimmt. Vor allem sollte man nicht unterschätzen, dass China als Handelspartner Russland auch mit moderner Technik versorgen kann – teilweise sogar mit besserer als der Westen. Die in den MSM aktuell angestimmten Untergangsarien auf Russland, welches ohne westliche Technik dazu verdammt sei, zu einem Hinterwäldlerstaat zu verkommen, sind blanker Unsinn. Diese Gefahr sehe ich aktuell eher für das deutsche Windmühlenland. Allerdings finde ich die immer wieder aufgebrachte Behauptung, China würde nach den Weiten Sibiriens für seine riesige Bevölkerung gieren, als übertrieben an. Die chinesische Bevölkerung altert im Rekordtempo und ist bald massiv auf Schrumpfkurs. Die brauchen keine unzugänglichen Taiga-Gebiete. In Russland dagegen steigt die Geburtenrate wieder und ist aktuell höher als die chinesische. Das sich China ein Bündnis mit Russland allerdings durch einzelne Revisionen alter Gebietsabretungen aus dem 19.Jh. bezahlen lassen könnte (z.B. im Amurgebiet) ist schon denkbar. Und auch dass Russland in Gefahr ist von China durch „ungleiche Verträge“ übervorteilt zu werden ist realistisch. Ein reiner Vasall wird es aber nicht werden. Das schafft China ja nicht mal bei Nordkorea. Wie wollen die da Russland unterwerfen?

      • Russland sieht sich in der Lage in Hinblick auf China als zukünftigen strategischen Partner, ökonomisch wie millitärisch, in einer Position zu sein, die mit dem Oberbegriff „Respekt“ eng verbunden ist. Die technologische Stärke Chinas einerseits und die russische Stärke in Sachen Energiehandel und Transfers ergänzen sich und insofern sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Partnerschaft gegeben. Millitärisch kann Russland mit China auf Augenhöhe agieren, vielleicht im Augenblick sogar noch mit leichten Vorteilen für Russland. Wie sich Russland jetzt in der Ukraine verhält, wird von China bestimmt mit Interesse beobachtet und gibt Rückschlüsse auch darauf, was das zukünftige Verhältnis Russland/China angeht. „Wer Stärke zeigt vedient Respekt, wer Schwäche zeigt, das Gegenteil“ Insofern kann man davon ausgehen, dass Russland sich von westlichen Sanktionen wenig beindruckt zeigen wird. Wenn z.B. deutsche Politiker wie Röttgen etwas anderes vermuten, liegen sie mit Sicherheit falsch.

  35. Ein zur Abwechslung einmal etwas differenzierterer Blick auf die Lage. Auch wenn Herr Goergen nun zum zweiten Mal versucht etwas Wasser in Putins Wein zu gießen, es hilft nichts, Putin hat sein Ding durchgezogen und der Westen ist blamiert, was nicht nötig gewesen wäre, hätte man sich nicht so unaufrichtig verhalten.

    Die Annahme Putin hätte sich Chinas Rückendeckung versichern müssen, halte ich für konstruiert. Was die Augenhöhe angeht, hat er mit seinem Vorgehen nur gewonnen, insbesondere vor dem Hintergrund chinesischen Politikverständnisses. Im übrigen ist die Rolle der Vasallen Chinas längst fest von den Europäern besetzt.

  36. Frau Baerbock ist schon seit geraumer Zeit gegen North-Stream 2. Da stellt sich die Frage in wessen Auftrag sie handelt. Die Gaspreise werden exorbitant steigen, auch ohne Sanktionen gegen Russland wäre der Preis zu hoch. Die angekündigten Sanktionen werden die russische Nomenklatura nicht treffen, aber die normale Bevölkerung. Aber auch unsere deutsche/europäische Industrie und der Handel werden einen hohen Preis zu zahlen haben. Die der USA wohl eher nicht.

    • Interessant, dass immer nur über Nordstream II geredet wird, niemals aber über Nordstream I . Wenn der ganz harte Sanktionshammer kommt und auf Betreiben hauptsächlich von USA und UK ein neuer kalter Krieg eingeleitet wird, sind die als selbstverständlich erachteten russischen Gas und Öllieferungen natürlich auch eine Spielgröße in der Gesamtpartie. Wer dann Verlierer und geopferter Bauer ist, liegt auf der Hand.

  37. Putins Körper und Gesicht sieht so aus, als ob er Cortison nimmt und genau so verhält er sich. Steroide verändern die Persönlichkeit zur Aggression.
    Cortison ist auch ein Immunsuppressiv, darum ist er wohl auch so darauf bedacht, nicht mit Viren in Kontakt zu kommen.

  38. Ein weiteres Beispiel ist die Tatsache, daß man den Russen und Ukrainern den Begriff Mobilmachung zuschiebt um von der eigenen Teilmobilmachung hierzulande abzulenken, weil dieser Begriff mit Kriegsaktivitäten verbunden ist und den will man tunlichst vermeiden, obwohl Teile der Nato. auch deutsche Truppen, schon darin involviert sind, aber natürlich als Friedensengel und man dabei ganz übersieht, wie der russische Bär über Jahrzehnte gepisackt wurde, bis er nun mit der Tatze zurück schlägt und das ist die logische Reaktion auf ein Verhalten des Westens, was sie nun in altbekannter Weise den Russen zuschieben wollen,

    Hier geht es keinesfalls um Parteinahme, sondern um eine genaue Analyse über die Entstehung eines Konfliktes und das wäre ja nicht zum ersten mal, wie man einen Gegner provoziert um ihn aus der Reserve zu locken, was man aber bei der heutigen Waffentechnik tunlichst unterlassen sollte, will man nicht selbst am Ende dabei untergehen und die Ratlosigkeit ist groß, aber die Wahl der Mittel ebenso falsch, weil es in die Sackgasse führt.

    Die deutsche Regierung muß doch mitspielen und warum verweigert sie sich mit der Waffenlieferung mit fadenscheinigen Begründungen, denn das wäre der Auftakt für Rußland, die Energielieferungen einzustellen und dann hätte die rot-grüne Fraktion einen Zweifrontenkrieg, nämlich Richtung Rußland und nach innen gegen aufgebrachte Bürger und das würden sie nicht überleben, sie wissen es ganz genau und deshalb wohlweislich ihre Zurückhaltung in dieser Frage.

  39. So oder so, die Expansion des Westens Richtung Osten ist Geschichte.

    Das muß nicht unbedingt etwas Schlechtes sein (aus meiner Sicht als ebenfalls interessierter Laie), zumindest solange man es auf Russland und Europa bezieht. Der dahinter dräuende Schatten Chinas ist schwieriger einzuordnen und zu „händeln“, sollte das überhaupt noch möglich sein.

    Wie immer klar und luzide beschrieben, dafür einen Dank, Herr Goergen.

  40. Ich versuche immer noch zu verstehen, was der Autor mit seinem „Meisterstück“ eigentlich sagen will. Hält er den angedeuteten „Einmarsch russischer Truppen in kampfloser Form“ für legal und legitim? Dann brauchen wir keine UN mehr, dann gilt das Recht des Stärkeren.

    • Russische Truppen sind seit 2014 in der Ostukraine, inoffiziell.

  41. Interessanter, sachlicher Artikel. So möchte man das hier lesen und nicht wie bei verschiedenen anderen Autoren eine einseitige Anti-Russland Kampagne.

  42. Was der russische General zu Huntington gesagt hat, war politisch auch nicht das Klügste. Der innerukrainische Konflikt, gewissermaßen der Kulturkampf, ganz besonders um die Sprache, besteht nur deshalb, weil sich niemand eine föderale Rechtsordnung mit Respekt für kulturelle Besonderheiten vorstellen kann und will. Es wäre für die Menschen im Land nicht schwer, Russisch und Ukrainisch als gleichwertige Staatssprachen zu haben. Es würde niemanden in Odessa oder Donetsk stören, wenn die Leute in Lemberg ihre Stadt anstatt Lwow eben auch Lviv nenen. Es ist die nationalukrainisch dominierte Staatselite in Kiew, zu der auch Stepan-Bandera-Nationalisten gehören, und hinter der auch die nationalukrainischen Diaspora-Ukrainer aus den USA stehen, die dies absolut nicht will. Mit einer Ausnahme, mußten alle bisherigen Staatspräsidenten, und eine große Mehrheit der Staats- und Wirtschaftselite, das Ukrainische erst in den 90ern lernen. Weder Poroschenko noch Selenskji sollen besonders gut dabei sein. Auch Vitali Klitschko, obwohl familiär ukrainischer Abstammung, mußte Ukrainisch erst vor Ort lernen, soll aber vorzugsweise Russisch sprechen. In einem föderal organisierten Rechtsstaat sind die kulturellen Differenzen zwischen den Ost- und Westukrainern nicht unüberwindlich. Wenn man allerdings das Russische zurückdrängen und ausmerzen will, ähnlich wie die Italiener dies in Südtirol bis in die 1960er mit dem Deutschen versucht haben, dann bekommt man keinen inneren Frieden. Wenn der Staat ohne das Recht eine Räuberbande ist, dann gibt es ohne das Recht auch keine Freiheit im gesellschaftlichen Kontext. Aber diese relative Freiheit ist mehr als nichts.

    • „Auch Vitali Klitschko, obwohl familiär ukrainischer Abstammung, mußte Ukrainisch erst vor Ort lernen, soll aber vorzugsweise Russisch sprechen.“

      Sie glauben gar nicht, wie schlecht Klitschko Ukrainisch spricht. Im Internet kursieren dazu sehr aufschlußreiche Videos.
      Das nur als Beleg für den Irrsinn des ukrainischen Sprachgesetzes, das von NATO und EU entgegen der eigenen Rechtssprechung kuratiert wurde.

  43. Danke Herr Goergen für diese neutrale und wie ich finde sehr treffende Analyse!

  44. Russland braucht Europa, aber Putin will die USA im östlichen Mitteleuropa inkl. Baltikum/Finnland nicht dabei haben. Putin will gerade nicht auf Kniehöhe zu China kommen. Wie er das bewerkstelligen will, ist eine interessante Frage. Mit einem Niederkämpfen der Ukraine geht es definitiv nicht und das weiß Putin m.E. ganz genau, auch wenn die Separatisten im Donbass ihre eigenen Pläne haben. Man weiß es auch in Kiew. Der Konflikt in der Ukraine ist daher, auch wenn das in den Ohren von „Atlantikern“ allzu schrill klingt, ein vom Westen orchestrierter Konflikt. Putin wird diese Erwartungen aber durchkreuzen und das wird den „Atlantikern“ noch große Probleme bereiten, da bin ich mir sicher. Z.B. ist die Diskussion um NS2 absurd und lächerlich und geht völlig an der Sache vorbei.

  45. In großen Teilen Zustimmung. Und wenn es schon um Werte geht: Der Westen hat 1974 die Annexion Nordzyperns durch das NATO-Mitglied Türkei hingenommen. Das mehrheitlich von Griechen bewohnte Zypern hat wenig mit der Türkei gemein. Die Krim war aber über Jahrhunderte russisch, bis sie Chrustschow 1954 der Ukrainischen Sowjetrepublik schenkte. 1999 hat die NATO die Separatisten im Kosovo unterstützt, indem sie Serbien bombardierte. Die EU und die Bundesregierung haben – als treue Vasallen der USA – nie ein wirkliches Interesse an der Integration Russlands in Europa gehabt und so getan, als herrschten dort noch die Kommunisten. Wenn Russland sich heute notgedrungen gen China orientiert, ist das vor allem der dümmlichen Politik von EU und Deutschen zu danken. Die USA lachen sich kaputt.

  46. Ihren Ausführungen kann man nur beipflichten. Im Fazit fürchte ich aber, dass es in USA, vor allem in der EU und auch bei Putin am ganz normalen gesunden Menschenverstand mangelt. Die ideologisch verpeilten der EU begreifen nichts, da fehlt es an IQ.

    • Die ideologisch verpeilten der EU begreifen nichts, da fehlt es an IQ.

      Und diese Negativauslese möchte eine absolute Planwirtschaft und Kontrolle über die Bevölkerung errichten. Gnade uns Gott.

  47. Treffende Analyse!
    Ich versuche, auch die Lage Russlands zu verstehen, ohne dabei ein plumper „Putin-Versteher“ zu sein.
    Ich erinnere immer wieder daran, die USA haben 1974 Nordzypern den einmarschierenden Türken (NATO-Kameraden!) „geschenkt“ – reiner machtpolitischer Zynismus.
    Die Ostukraine würde das „Nordzypern“ des Ostens werden.
    Ein Letztes: Wie stark wäre der Westen in einem Bündnis USA-Europa-Russland gegen den Riesen aus Fernost. Warum hat das nie geklappt?

    • Schade, dass Sie kein Putin-Versteher sind. Ein wirklicher Putin-Versteher wäre aktuell wohl sehr gefragt. Dummerweise fehlen wirkliche Putin-Versteher anscheinend.
      Zypern ist ein schönes Beispiel. Aber man könnte es noch weiter drehen.
      Zitat: „Aber wer sich auf das Selbstbestimmungsrecht beruft, muss es überall akzeptieren – in der Ostukraine wie auf dem Balkan, in Taiwan, Hongkong und und und.“
      Für „und, und, und“ können wir auch einfügen: Katalonien, das Baskenland, Korsika, Bayern, Sachsen, die Gemeinde, in der ich wohne, mein Familie und mich selbst einfügen.
      Genaugenommen wird auf Selbstbestimmungsrecht doch immer dann gedrängt, wenn es Unstimmigkeiten mit einer übergeordneten Gewalt gibt. In einer zivilisierten Welt erkennt man diese Konflikte und versucht, sie ohne Gewalt zu lösen. Die Frage ist also, warum der zivilisierte Weg im aktuellen Konflikt nicht funktioniert.

      • „Die Frage ist also, warum der zivilisierte Weg im aktuellen Konflikt nicht funktioniert.“

        Die Frage ist eigentlich nicht so schwer zu beantworten:
        Den USA geht es darum, Russland in die Knie zu zwingen, in allem, egal mit welchen Mitteln und auf wessen Kosten, wenn es nicht gerade eigene sind. „Teile und herrsche“ wird dabei auch der Ukraine virtuos übergeholfen. Der Rest Europas ist schon faktisch eine Kolonie der USA und wehrt sich entsprechend seiner Rolle nicht.
        Es wird ein böses Erwachen geben …

  48. Puuh, endlich mal ein nüchterner Artikel zur Thematik, danke hierfür. Das mit China ist differenzierter zu betrachten. Einerseits ist China ein wirtschaftlicher und bevölkerungsmässiger Goliath im Vergleich zu Russland, andererseits braucht China Russlands geostrategische Rückendeckung, Rohstoffe und Technologie in Bereichen wie Flugzeugtriebwerke und Luftabwehr. Es ist mehr eine wenn auch nicht ganz symmetrische gegenseitige Abhängigkeit, die sich da aufbaut. Die wird umso tiefer, desto grösseren Druck der Westen ausübt. Dadurch entsteht ein eurasischer Machtblock, der dem Westen Paroli bieten kann, und das ist die Gefahr, die anscheinend niemand richtig sehen will. Man regt sich nur darüber auf, vergegenwärtigt sich aber nicht die harten Fakten. Russland und China haben zusammen über 1.5 Milliarden meistenteils gut ausgebildeter Einwohner, das ist mehr als bei den USA und sämtlichen ihrer Verbündeten zusammengenommen. Die Wirtschaftsleistung des US-Blocks liegt um ein Vielfaches höher aber das relativiert sich dadurch, dass sich bei Russland und China nur zwei Länder koordinieren müssen gegenüber einer Vielzahl höchst unterschiedlicher Länder beim US-Block, die auch noch über die Welt verstreut liegen, zusammengehalten durch leicht angreifbare Seewege. Russland und China dagegen besetzen eine beherrschende Stellung auf der eurasischen Landmasse, kommunizieren über vergleichsweise kurze, unangreifbare Landwege, verfügen über die monströsen russischen Rohstoffreserven und können nach aussen entlang interner Fronten agieren. Das gleicht die niedrigere Wirtschaftsleistung zu einem bedeutenden Grad aus. Dazu kommen die mentalitäsmässigen Unterschiede: Russland und China – Männergesellschaften; US-Block – LGBTXYZ. Die richtige Politik wäre, Russland ein Zuckerbrot zu bieten, damit es sich aus der Umarmung Chinas löst. Aber stattdessen dämonisiert man Russland unablässig und lässt keine Gelegenheit zur Eskalation aus. Realismus wäre angesagt aber nein, man belässt es bei Tiraden gegen Putin.
    Kleiner Ausflug in die Geschichte. Eine ähnliche Konstellation gab es schon einmal mit dem Mongolenreich. Einer geradezu grotesk kleine Anzahl von Mongolen und Turkmenen überrannte erst Teile Chinas und Zentralasien und dann mit chinesischer Technologie verstärkt fast ganz Osteuropa, den Rest Chinas und den mittleren Osten. Daran sieht man, wie stark dieses Konzept „eurasischer Machtblock“ ist.

    • Ich glaube es ist zu spät. Die Russen haben ihre Entscheidung getroffen und sehen in dem Werben eines Teils Europas (Macrons) nur den Versuch einen Keil zwischen R und Ch zu treiben.
      Was kaum einer auf dem Schirm hat ist das Putins Nachfolger, (Putin ist wahrscheinlich nur wegen der instabilen Lage überhaupt noch im Amt) ein Hardliner sein wird. Man wird sich noch nach dem konzillianten Putin zurücksehnen.

  49. Natürlich geht es um Interessen. Wer seine Interessen nicht wahrnimmt, wie einige westliche Staaten, darunter Deutschland, das gerade tun, der hat das Nachsehen. Wer nicht erkennt, dass antirussische und kriegswillige Kreise in der Ukraine ihre Interessen durchboxen wollen, ist dumm. Der lässt sich deshalb auch von ihnen vor ihren Karren spannen und wird auch durch die gegen Russland gerichtete Strafen seine Bürger leiden lassen. Würde man in Deutschland rechtzeitig auf modernste Kernkrafttechnik, Kohleverflüssigung und andere technische Entwicklungen gesetzt haben, bräuchte man sich über die Ukraine keine Gedanken machen.

  50. Es geht nach wie vor vorrangig um Nord-Stream II, also um preiswerte Gaslieferungen aus Russland für Europa, die von Amerika mit allen nur denkbaren Mitteln verhindert werden.
    Wenn sich schon der amerikanische Präsident Biden öffentlich hinstellt und mitteilt „Er“ werde im Falle einer Aggression Russland gegen die Ukraine das Gasgeschäft über Nord-Stream II stoppen, sagt das mir, dass die Europäer, speziell Deutschland, nicht zu sagen und nichts zu bestimmen haben. Sondern nur Amerika entscheidet was die Europäer zu tun und zu lassen haben.
    Das heißt, der Westen, in diesem Fall die Europäer, sind nicht souverän und dürfen nicht selbst entscheiden was sie tun wollen.
    Obwohl fadenscheinig ein Klima- Abkommen in Paris unterzeichnet wurde, das Klima in Deutschland über alles gestellt wird, kauft man jetzt auf amerikanischen Zwang hin das schmutzige, teurere und umweltschädliche Fraking-Gas aus Amerika.
    Das momentan vom Westen erzwungene Geschehen in Russland, Donbass, Luhansk oder Ukraine dient nur der Rechtfertigung teures Erdgas aus Amerika kaufen zu müssen.
    Bezahlen werden dieses dumme Vorgehen die Europäischen, besonders die deutschen Haushalte, die eh schon die höchsten Energiepreise bezahlen müssen.
    Politikern ist das alles egal.

  51.  „Bei Finnland akzeptierten das die Bolschewiki, bei der Ukraine nicht.“ Warum? Weil Finnland eine Nation war und Ukrainer-aus russischen Sicht -nicht. Die Anstrengung őstlichen Teilen der Ukraine richtete sich als erste nicht gegen Russland, sondern gegen Bolschewismus -oder so haben es die „Moskowiten“ begreifen. Das Westliche Teil ist anders, polnisch und ungarisch formiert. Und es gab damals mehrere Ukrainen gleichzeitig.

  52. „Wer seine Interessen nicht wahrnimmt, bleibt auf der Strecke“

    Das gilt International wie National. An solche Dinge sollten wir uns erinnern, wenn wir uns mal wieder von irgendwelchen Jungsozialisten erzählen lassen, wir wären alle Nazis und Diversität gegen jede Mehrheit wäre jetzt progressiv, Weiße und Männer wären überflüssig und Deutschland wäre ein Einwanderungsland.

    Ich sehe, und das habe ich auch schon mehrmals hier geschrieben, Krieg als einen Reset unseres dekadenten, maßlosen Lebensstils. Was wir in Deutschland erleben, ist die Folge von 80 Jahren ohne Krieg. Und wer auf Twitter die Debatte um #Wehrpflicht verfolgt hat, der weiß, dass ich Recht habe. Dort schmieden die ersten Lifestyle-Linken schon Auswanderungspläne, wenn man nur das Wort Wehrpflicht erwähnt. Kein Jahr würde es dauern und Deutschland wäre frei von diesen Verrückten. Der woke Lifestyle ist das, was heraus kommt, wenn Menschen keine Probleme haben. Und wenn mich eine Ideologie mehr stört als ein Krieg, und das tut sie, dann sagt das viel über die Zeit aus, in der wir leben. Ich sage nicht, dass ich Krieg gut finde, ich denke ich entscheide mich nur gerade zwischen zwei Übeln. Ich sehne mich zurück nach echten Werten und einer geschlossenen Gesellschaft. Und wenn es dafür einen Krieg in Europa braucht, dann ist das eben so. Von daher bin ich Putin dankbar, dass er uns in die Realität zurückholt.

  53. Die russische Führung weiss auch, daß die Verbindung mit China ein Spiel mit dem Feuer ist. Aber welche Wahl haben die Russen? Alleine ohne Rückendeckung die pausenlosen Attacken der USA und ihrer Proxis abwehren?

    • Rußland — China: „Der Feind (USA) meines Feindes ist mein Freund“.
      Taktik.

  54. Das Debakel in Afghanistan scheinen die Russen verdrängt zu haben.
    Die Krim mag ohne einen Schuß mittels unmarkierter grüner Männchen erobert worden sein, und jetzt wird mit großem Imponiergehabe dasselbe versucht.
    Der Bluff ist zu Ende, wenn jemand sehen will!

  55. Ich habe ja anfangs vermutet, daß möglicherweise China mit Russland zusammenarbeitet, um mit freigehaltenem Rücken sich Taiwan einzuverleiben. Daß Russland mit China zusammenarbeiten muß, um die Industrialisierung des Landes voranzubringen, ist klar, da „der Westen“ sich verweigert, weil es gegen US- amerikanische Interessen liefe. Ob das auf Augenhöhe geschehen kann, wird man sehen.
    Die „Westlichen Werte“ demoliert der Westen derzeit in atemberaubender Geschwindigkeit selbst mit Zensurmaßnahmen, Propaganda und Deindustrialisierung zugunsten des Klimagefasels.

  56. Wird man da an der ukrainisch/polnischen Grenze eigentlich durchgewinkt mit einem deutschen Pass? Ich muss ein paar Bäume fällen und nach Deutschland bringen. Das Brennholz muss für die nächsten Jahre reichen.

  57. Nirgendwo geht es um Werte, überall um Interessen“:
    Genau meine Aussage, wenn wieder mal ein „Westler“ oder „Liberal-Konservativer“ von Werten redet.
    Ich kann die Ukraine schon verstehen. Das ist ihr Krieg. Es ist aber nicht meiner. Ich will, dass die woke BRD und EU abschmieren. Das ist mein starker Wunsch. Und alles, was dazu beiträgt, ist erstmal gut.

  58. @Georg J! Diesen von Ihnen verfassten ERSTKLASSIGEN Kommentar stimme ich voll zu. Einen kleinen Einwand hätte ich zu dem „Dreierbündnis“. Ich glaube nicht, dass das in naher Zukunft unter den Falken die in den USA zur Zeit das sagen haben möglich ist.

  59. Die Westukraine ist Ostpolen (und West- und Nordpolen altes deutsches Land wie Putin in seiner Rede gesagt hat).
    Die Deutschen haben sich und ihre Geschichte vergessen und gehen irrtümlich davon aus, daß es bei den anderen Völkern genauso ist.
    Deswegen auch immer die peinlichen Zurechtweisungen seitens deutscher Politiker (jüngst Scholz in Moskau bzgl. des „Völkermordes“ 1999 im Kosovo). Das kam in Moskau nicht gut an, der faux pas blieb aber unbemerkt in D.

  60. das hat Michael Lüders neulich auch vertreten. indes: ganz ohne Werte geht es nicht, jedenfalls sollten völkerrechtliche Abmachung respektiert werden. Sonst sind wir demnächst in der Tat wieder beim Hobbes’schen Natur-Zustands des Faustrechts, wie Boris Johnson neulich zurecht sagte

    • Es war auch eine „Abmachung“ aus den Minsker Abkommen 2014/15, dass dem russischen Osten der Ukraine weitgehende Autonomie gewährt werden solle.

      Bei „WELT“-TV lief gestern noch ein aktuelles Interview mit dem renommierten Prof. Michael Wolffsohn, der ebenfalls feststellte, dass die zugesicherte Autonomie der Ost-Ukraine nicht zustande kam und der Westen es versäumt hat, diesbezüglich auf die Kiewer Oligarchen und ihren Clown einzuwirken.

      Ich gehe allerdings nicht von einem Versäumnis aus, sondern von absichtlicher, bewusster Unterlassung.

      • auch insoweit gilt: es sollten völkerrechtliche standards eingehalten werden. der eigenmächtige einmarsch in das Hoheitsgebiet eines souveränen Staates gehört nicht dazu

  61. Meiner Meinung nach geht es wohl kaum um Ethik und Moral. Es geht in der Hauptsache um zwei Dinge 1. NATO-Osterweiterung 2. Nord Stream 2 aus dem Rennen zu werfen, damit die Amis ihr umweltverseuchendes, gefracktes Gas in Europa für viel Geld verkaufen können.

  62. Sehr gute Beschreibung, es geht nur um Interessen.
    Es geht um Interessen der Politik, es geht um Interessen von NGOs, es geht um Interessen privater Konzerne, Finanzdienstleister und Gruppen die weltweit agieren. Die zentrale Frage ist, wie diese Interessen mit den Interessen der Menschen in einem Einklang stehen welche dafür leisten müssen. Leisten mit ihrer persönlichen Lebenszeit und ihrer Lebensleistung. Ich glaube die Verstrickungen und Abhängigkeiten sind in der Zwischenzeit so komplex, dass es hier so einfach keine Lösung gibt. Nach meiner persönlichen Meinung könnte hier nur der eigenverantwortlich Nationalstaat, mit einer guten Auswahl des politischen Personal mit einer Kontrolle außerhalb der Parlamente erfolgreich sein. Nach dem Motto, wem nützt es? Das ist aber nicht gewollt, hier werden z.B. Staatssekretärinen aus den Reihen der NGO „importiert“. Ich bin nicht gegen Interessen, die sind gut und legitim, sie müssen nur gesellschaftlich im Gleichgewicht stehen. Interessen sollten sich dem offenen, freien Wettbewerb stellen. Wettbewerb will man ja auch nicht mehr, wir sind ja alle gleich.

  63. Es ging immer um Interessen, Werte sind längst abgeschafft. Nur seit Merkel wird es deutlich, vorher machte man dies noch heimlich. Macht, Geld, Einfluss löschen alle Werte aus.

    • Wann wurden die denn abgeschafft? Wann hat es die den je gegeben? Vielleicht eine kurze Zeit nach dem II Weltkrieg in der Bonner Republik bis Kohl kam!

  64. Schauen Sie mal auf die Gaspreise wie sie heute in Shanghai gehandelt werden. Die sind auf Rekordhöhe. Die russischen Gasexporte nach China kennen nur eine Richtung nach oben. In zwei Jahren soll zudem eine Pipeline in Betrieb gehen, die den nun durch Nord Stream II weggefallen Gasexport dann eben nach China leitet. China braucht das russische Gas, auch um das australische zu ersetzten und so machtpolitsch unabhängig im Südpazifik agieren zu können. Russland und China agieren so auf Augenhöhe, wer auf Kniehöhe angekommen ist und noch tiefer sinken wird, das ist die EU.

  65. Natürlich geht es ausschließlich um Werte, um unsere Europäischen Werte selbstverständlich. Dafür stehen wir jeden Morgen frohjauchzend auf. Siehe Saudi-Arabien, China, Iran, Türkei,….. Den Regierenden dort müssen wir diese nur noch besser erklären, damit die diese auch endlich verstehen. Am besten mit einem neuen Ministerium besetzt mit Studienabbrechern, Fake-Doktoren und Talkshow-Dauergästen. Wir schaffen das!

  66. Der Artikel hat aufgehört als er erst so richtig interessant wurde, nicht dass er vorher uninteressant war, aber gerade zum Satz „(…), begibt Moskau sich gegen Peking auf Kniehöhe.“ hätten mich weitere Ausführungen interessiert.

    Läuft es vielleicht auf einen Handel hinaus, dass China sich beim Thema Ukraine heraushält und die Russen dann im Gegenzug bei einer chinesischen Invasion Taiwans stillhalten?

    • Zitat: „und die Russen dann im Gegenzug bei einer chinesischen Invasion Taiwans stillhalten?“

      > Mhh, das hätten die Russen doch sowieso getan, „sich rausgehalten“. Denn welche Interessen sollte Rußland an Taiwan haben?

  67. Welch wohltuender Artikel in der Welt des modernen Gefühlsmatsches.

    Der Mensch ist als Herdentier eben ein Status- also Machttier. Und Macht ist Selbstzweck. Wie hat Kissinger so einfach und so wahr gesagt: Staaten haben keine Freunde, Staaten haben Interessen. Und da Staaten als Subjekt nicht existieren, sondern immer nur die Mittel von Machtmenschen darstellen schließt sich der Kreis zum zweiten Satz meines Kommentares.
    Die ganzen Rationalisierungsbemühungen außen rum dienen eh nur der Verschleierung und dem Zweck die Heloten, also die unteren 95% der Bevölkerung, dazu zu bringen sich für die sehr persönlichen Interessen der oberen 5% das Hirn einschlagen und um die Früchte ihrer eigenen Arbeit betrügen zu lassen. Was in der Regel auch ausgesprochen gut funktioniert.

  68. Eine sehr ehrliche und faire Betrachtung der Dinge, nach dem verbalen transatlantischen Säbelrasseln zuletzt hier und anderswo.

    dass Putin dabei einen zentralen strategischen Fehler begeht, den erstaunlich Wenige ansprechen: Putin muss sich der Rückendeckung durch China versichern und macht Russland dabei zum Vasallen Chinas.

    Hier widerspreche ich leicht. Putin zwingt den „Westen“ einmal mehr, Stellung zu beziehen:

    1. Entweder der Westen gibt Russland an China verloren und stärkt damit China. Ist das im Interesse des Westens? Oder:
    2. Der Westen lässt eine gegenseitige Annäherung Russlands zu, muss dafür die ein oder andere Kröte schlucken, aber stärkt damit perspektivisch seine Stellung gegenüber China. Ist vielleicht das eher im Interesse des Westens?

    Putin hat einmal mehr einen schwachen Westen ins Schach gestellt und zwingt die entscheidungsängstliche letzte Generation westlicher Dekadenz, Farbe zu bekennen.

    • Die weiblicher werdende deutsche Außenpolitik wird’s schon richten.

  69. „Ein Selbstbestimmungsrecht „der Völker“ gab es in der Realität nie, das Völkerrecht war immer nur ein Instrument in der Hand der politisch Mächtigsten, um ihre jeweilige Gewalt zu begründen. Aber wer sich auf das Selbstbestimmungsrecht beruft, muss es überall akzeptieren – in der Ostukraine wie auf dem Balkan, in Taiwan, Hongkong und und und“. Endlich mal eine klare Aussage in TE zu dem aktuellen Konflikt in der Ukraine. Eine deutsche Außenministerin, die vom Völkerrecht kommt, sollte dies eigentlich wissen.
    Es gibt historische Tatsachen, die im „Westen“ nicht bekannt sind oder einfach geleugnet werden. Zwei Drittel der Ukraine gehörten schon vor 1917 zu Russland. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben die USA die sich bietende Chance genutzt und die NATO nach Osten ausgedehnt. Bei der Ukraine ist der bis dahin ruhige russische Bär aufgewacht und wehrt sich. Dies war seit langem erkennbar. Ob Russland aufgrund der notwendige Rückendeckung durch China einen strategischen Fehler gemacht hat, wird sich noch herausstellen. Ich denke eher, dass die USA und ihr Anhängsel NATO in der Herabstufung Russlands zu einer Regionalmacht einen strategischen Fehler gemacht hat. Die absurde Politik der USA im mittleren und nahen Osten in den letzten 20 Jahren muss man gar nicht erst erwähnen.

  70. Wer sagt denn, dass Putin einen Kniefall vor Peking machen muss? Was für ein Unsinn! Im Gegenteil: Peking wird sich bei Russland rückversichern, wenn es gegen Taiwan und die USA vorgeht! In der weltpolitik werden die Karten gerade neu gemischt, das scheint einigen leider noch nicht aufgegangen zu sein. China und Russland gegen den Westen, dessen militärische Schwäche schon jetzt offenliegt. Trump hat Putins Coup in den höchsten Tönen gelobt! Warum wohl? Nachdenken lohnt!

    • China hat sich sehr verhalten zu dem ganzen geäußert.
      Trump hat das gefallen, weil er ähnlich wie Putin gestrickt ist. Er dachte auch in bester Piratenmanier, dass das Öl des Irak jetzt den USA gehören würde. Deshalb sollte er besser nicht wieder US-Präsident werden.

  71. So war es, so ist es, und so wird es auch weiterhin sein. Gebiete mit einer Bevölkerungsmehrheit, die sich von der des „eigentlichen“ Staatsvolkes unterscheidet, werden über kurz oder lang zu Krisenregionen. Elsass, Sudetenland, der Balkan, jetzt eben die Ost-Ukraine.
    Spielbälle der Politik. So vorhersehbar wie effektiv.

  72. Die Frage sollte auch sein; ist Putin Zar oder Kommunist. Wenn er Kommunist ist, tangieren seine Interessen mit der grün/roten Regierung, wie wir sie haben, sehr wohl. Die Schnittmengen zwischen ihm und der roten Regierung sind sehr groß. Realistisch betrachtet interessiert keinen Deutschen die korrupte Ukraine. Und die stattliche Zahl von Moslems in Deutschland sowieso nicht. Wenn die Ukraine aber muslimisch angehaucht wäre, ja dann….

  73. „Nirgendwo geht es um Werte, überall um Interessen“
    Das geht mir auch zentral auf die Nerven, dass immer so getan wird, als seien das irgendwelche übergeordneten, gar ethisch-moralischen Werte, die das Motiv für die Absichten und Handlungen von EU & Co. darstellen. Diese Darstellung ist eigentlich eine Beleidigung für jeden denkenden Menschen, mit diesem Gesäusel teilt man implizit mit, was man von den Empfängern der Botschaft hält.

    Es ist doch offen nachzulesen, welche wichtige Rolle die Ukraine geostrategisch spielt, die Versuche von Bush jun., ihre NATO-Aufnahme durchzusetzen, sind auch bekannt, die Interessen der USA, ein gedeihliches Verhältnis zwischen Europa und Russland um jeden Preis zu verhindern, ebenfalls. Hinzu kommt die innenpolitische Situation Bidens, aus der er einen Ausweg braucht.

  74. Real ist leider die Tatsache, dass Amerika seit vielen Jahren geschickt einen Keil zwischen Europa und Russland treibt um eine freundschaftliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu verhindern.
    So wird von den USA ein vereintes, großes Europa mit allen Mitteln seit Jahren verhindert.
    Denn dann wäre Amerika nicht mehr die Nummer 1 auf der Welt, sondern dieses friedliche, wirtschaftlich starke, große Europa.
    Man ist ratlos warum die Europäer das nicht verstehen wollen. Von einer deutschen Regierung kann man zwar keinen Durchblick verlangen, von einer links/rot/grünen Regierung schon gar nicht, aber von den anderen Europäern sollte man Vernunft, Hirn und Verstand erwarten können.
    Nur ein vereintes Europa gemeinsam mit Russland kann zukünftig friedliche und erfolgreich bestehen. Mit dem Amerikaner geht in dieser Hinsicht gar nichts. Die vertreten schon immer nur ihre eigenen Interessen.
    Herr Putin hat uns schon oft die Hand gereicht, es ist an der Zeit, dass die Europäer jetzt mal Herrn Putin und dem russischen Volk die Hand reichen und die Amerikaner mit samt ihren eigennützigen Interessen links liegen lassen.

    • Eine EU mit Russland? Nein danke, die ist auch schon ohne Russland eine Fehlentwicklung. Dezentralisierung ist der Weg, nicht Zentralisierung.

      • Eine schlichte Zollunion würde reichen.

      • Zollunionen gewährleisten keine gemeinschaftlichen Standards. Die EU krankt an der „Überreglementierung“ mit einer dadurch immer größer werdenden Staatsquote.
        Die Ursache sind Politiker die regieren nicht als Handwerk verstehen, sondern als Feuerwerk ihrer Einfälle und als Selbstbedienungsladen.

      • Dezentralisierung, das Aufbrechen von Ländern und Konzernen wird ein Megatrend der Zukunft.
        Es ist wie bei den Dinosauriern, die kleinen flinken Säugetiere wuseln jetzt schon unter ihnen herum (Bitcoin). ZB Trudeaus handeln in Kanada wird den Separatismus dort beflügeln. Ein Beispiel von vielen.
        Imperien sind immer schlecht für die einfachen Menschen, teuer und gefährlich.
        Ein weiterer Megatrend der Zukunft wird der Bevölkerungsschwund sein, fast überall auf der Welt brechen die Geburtenraten ein.

  75. Danke für die Realitäten. Da kann sich der ÖRR eine Scheibe oder zwei oder drei von abschneiden.

  76. Genau meine Ansicht und Rede, Herr Goergen:
    Wer nicht Machtverhältnisse und Interessen wahrnimmt und für entscheidend hält – und sein Handeln darauf einstellt -, hat sich schon aus der politischen Diskussion verabschiedet.
    Und dann geht es natürlich um die Fähigkeit, seine Interessen auch wahrzunehmen – möglichst auf friedlichem Wege, im Sinne eines Ausgleichs.
    Und um sie wahrzunehmen, muß man sie erst einmal kennen und formulieren können.

  77. Ergänzend hierzu heute in der DM Peter Hitchens. „Das Völkerrecht war immer nur ein Instrument in der Hand der politisch Mächtigsten, um ihre jeweilige Gewalt zu begründen.“ – hierbei erinnerte ich mich an die Bombardierung Jugoslawiens durch die NATO, die beiden Irak-Kriege, Afghanistan und Libyen. Über die Dummheit, Arroganz und Ignoranz der verantwortlichen Politiker im „freien“ Westen empfinde ich inzwischen nur noch Verachtung.

  78. Um Interessen und ein kleines bisschen Psychologie, naemlich die der Machthaber, die durchaus auch persoenliche Ziele verfolgen und wenn es „nur“ der Eintrag in die Geschichtsbücher sein soll… Von Pathologien der Damen und Herren erst gar nicht zu reden. Das macht es nicht gerade einfacher, aber richtig ist, dass „man“ seine eigenen Interessen definieren und verfolgen sollte, vorausgesetzt, man hat welche. Das scheint bei allen Laendern irgendwie der Fall zu sein, unabhängig davon, wie Geschichte sie diese verfolgen und wie mächtig sie sind, bei einem (Land oder besser Bevoelkerungsgebiet) nicht. Zufall? Sicher nicht. Aber damit bewegen wir uns bekanntlich schon wieder in das „Nationale“ und das ist bekanntlich „rechts“ und damit boese. Wobei national heisst, seine eigenen Interessen nicht nur gegenueber den USA oder Frankreich oder der EU usw, sondern genauso gegenueber Herrn Putin und Herrn Xi zu vertreten.

  79. Kluge Worte, Herr Goergen, George Friedman von Stratfor, Chicago Council on Global Affairs, 4. Febr. 2015 bestätigt es: “Das Hauptinteresse der Vereinigten Staaten, für das wir ein Jahrhundert lang Kriege geführt haben, den ersten, den zweiten und den Kalten Krieg, waren also die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland, denn gemeinsam sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen könnte, und wir müssen sicherstellen, dass dies nicht geschieht.“
    Siehe youtube/watch?v=QeLu_yyz3tc
    Deutschland sollten wir als Synonym für Kontinentaleuropa verstehen.

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