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Von Nichts kommt Nichts

Studie Schulstress: Jammern auf hohem Niveau – schon bei „etwas Anstrengung“

02.09.2017

| Lesedauer: 3 Minuten
Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen ist pro Woche mehr Zeit im Netz unterwegs oder an Spielkonsolen gefesselt, als Zeit für Schule und Hausaufgaben aufgewendet wird. Von wegen Schulstress.

In China beginnt die Schule üblicherweise morgens um 7 Uhr. Dann steht vor dem Unterricht ein Appell auf dem Schulhof mit Gymnastik und Dauerlauf an. Um 16 oder 17 Uhr kommen die Schüler nach Hause, nicht um sich auszuruhen oder zu spielen, sondern um für zwei bis vier Stunden Hausaufgaben zu machen. Ja, das ist Dressur und Drill, und niemand bei uns möchte das haben. Auch ich nicht. Bei uns herrscht allerdings das totale Gegenteil vor: Die Schule soll später anfangen, der Stundentakt, die Noten, die Hausaufgaben, das Sitzenbleiben, das Auswendiglernen – all das soll abgeschafft werden, wenn es nach den Vorstellungen reformwütiger Bildungspolitiker und Bildungs-„Forscher“ geht. Mittelwege in Form einer vernünftigen Mischung aus Leistungsanforderung und Freiraum scheint es in Deutschland nicht zu geben. Weil in Deutschland aber mehr und mehr Visionen von einer Schule als Freizeitpark und Ponyhof um sich greifen, werden uns die Chinesen und die Inder sehr bald überholen. Weit sind die jungen Chinesen und Inder nicht davon weg. Und dort klagt man nicht über Schulstress.

Damit es mit den Anforderungen in Deutschlands Schulen aber noch weiter nach unten gehen kann, werden wir regelmäßig zugeschüttet mit „Studien“ über den Schulstress in Deutschland. Erst jetzt wieder hat sich die DAK (Deutsche Angestellten Krankenkasse) mit einer „Studie“ zu Wort gemeldet, die zahlreichen Eltern und manchen Schulpolitikern geradezu willkommen ist: Schulstress. Vor allem die SPD müsste sich freuen, plakatiert sie doch den Slogan: „Bildung darf nichts kosten. Außer etwas Anstrengung.“ Wohlgemerkt: „etwas“, bloß nicht zu viel!

„DAK-Präventionsradar 2017“ heißt die „Studie“, derzufolge fast jeder zweite Schüler (exakt 43 Prozent) unter Schulstress leidet. Die Symptome seien Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Schlafprobleme. Ferner gaben 40 Prozent der Schüler an, zu viel für die Schule zu tun zu haben. Ein weiteres Ergebnis des DAK-Präventionsradars: Sowohl Stress als auch somatische Beschwerden nähmen mit den Schuljahren zu. Die Krankenkasse hatte ihre aktuelle Schulstudie mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in sechs Bundesländern durchgeführt. Knapp 7.000 Schüler aus mehr als 400 Klassen der Jahrgangsstufen fünf bis zehn waren dafür repräsentativ befragt worden. Wohlgemerkt befragt, nicht medizinisch untersucht. Selbstdiagnosen wurden also abgefragt.

SICHERHEIT üBER FREIHEIT GESTELLT
Generation Schneeflocke – Opferstatus als soziale Währung?
Nun ja, Gründe für das Stressempfinden der Schüler deutet die Studie nur an, zum Beispiel Schlafmangel, Bewegungsarmut und falsche Ernährung. Das sind drei Gründe, die man ernst nehmen muss, die vor allem Eltern ernst nehmen sollten. Insgesamt aber bleibt für viele Betroffene und so manchen journalistischen und gut-pädagogischen Kommentar die Suggestion erhalten, die Schule sei schuld am Stress daran. Nein, die Schule ist nicht schuld. Es sind mindestens drei andere Gründe, die zum gefühlten oder gar oktroyierten Schulstress führen.

Erstens wird den Schülern von Eltern und von der veröffentlichten Meinung immer wieder eingeredet, wie fürchterlich stressig Schule in Deutschland sei. Am Ende nimmt die Schulpolitik die Anforderungen immer weiter herunter und lässt die Schulen immer noch mehr und bessere Zeugnisse ausgeben. Das Stressgefühlt bleibt trotzdem erhalten, weil man den jungen Leuten nicht vermittelt hat, dass es einen positiven, vitalisierenden, mobilisierenden, ja lebensverlängernden Stress (Eustress) und einen krankmachenden Stress (Dysstress) gibt. Und weil man ihnen nicht klargemacht hat, dass wir dann am leistungsfähigsten – auch mit uns am zufriedensten – sind, wenn wir mit Anforderungen zu tun haben, die eine 50prozentige Erfolgswahrscheinlichkeit und eine 50prozentige Misserfolgswahrscheinlichkeit in sich bergen. Die Grenze zwischen beidem muss – orientiert an der jeweiligen Belastungsfähigkeit – gerade auch in puncto Schulwahl individuell ausgelotet werden.

Damit hängt zweitens zusammen: Viele Schüler in Deutschland landen nach der Grundschule auf dem Gymnasium, obwohl sie dort überfordert sind und eine andere Schulart für sie die geeignetere wäre. Ehrgeizige Eltern, die sich von OECD, Bertelsmann Stiftung, Bildungs-„Wissenschaftlern“ und Bildungspolitikern haben einreden lassen, dass der Mensch erst mit dem Abitur beginne, weil er sonst auf dem globalisierten Markt keine Chance hat, boxen ihr Kind dann auf einen Bildungsweg, der in echtem Stresserleben und Misserfolgen enden wird. Sie machen den Schulstress. Nicht selten setzt dieser elterliche Ehrgeiz des Typs „Helikoptereltern“ (siehe mein Buch. „Helikoptereltern – Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung“) bereits in der Grundschule ein, damit der Übergang ans Gymnasium doch ja gelingen möge. Dass mittlerweile 14 der 16 Bundesländer (anders als Bayern und Sachsen) keine Zugangsvoraussetzungen mehr für den Zugang zum Gymnasium kennen, fördert dieses Denken vieler Eltern zusätzlich.

DIGITALPAKT#D
Digitale Flopministerin Johanna Wanka
Ja, und dann haben wir eine wichtige dritte Ursache für das Stresserleben im Kindes- und Jugendalter: der mediale Stress! Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen ist pro Woche mehr Zeit im Netz unterwegs oder an Spielkonsolen gefesselt, als Zeit für Schule und Hausaufgaben aufgewendet wird. Das geht oft bis tief in die Nacht hinein (siehe Schlafdefizit) und eskaliert vor allem an Wochenenden, die damit zum totalen medialen Stress werden und am Montag im berühmt-berüchtigten Montagssyndrom enden.

An diesen drei Ursachen gilt es neben einer vernünftigen Ernährung und einem motorischen Ausgleich anzusetzen. Das ist aber in erster Linie ein Job der Eltern: aus pädagogischer Sicht im Interesse der Kinder, aus volkswirtschaftlicher Sicht im Interesse der Zukunft dieses Landes.

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53 Kommentare

  1. Als ich nach einem Radunfall zur Ergotherapie musste, sah ich dort sehr viele Kinder.
    Auf die Frage warum so viele Kinder hier sind, bekam ich folgende Antwort:
    Die meisten Kinder sitzen stundenlang vor dem Computer und können mit ihren Händen nicht richtig umgehen das bekommen sie hier beigebracht.
    Kindern kann man dafür nicht die Schuld geben.
    Ich bin aufgeschlossen für morderne Methoden.
    Aber wenn ältere Menschen besser Kopfrechnen und handwerkliches Geschick zeigen dann muss man aber auch so ehrlich sein, und zugeben das früher besser ausgebildet wurde.
    Alleine dadurch sollte man Grüne nicht wählen.
    Sie bauen eine Gesellschaft die unter MADE in Germany bekannt war, Dichter und Denker in eine Spass und Verblödungsgesellschaft um.
    Dann werden Leute wie Merkel gewählt die ein cooles Selfie machen. Neue Arbeitsplätze wie in der Elektronik hat sie zwar verschlafen, aber sie ist eine verdammt coole Mutti.
    Unser gutes Leben haben wir einer Gesellschaft zu verdanken die diesen großen Industriekomplex aufgebaut hat.
    Dieses war nur durch Leistung und Kreativität möglich. Diese mussten sogar zu hart arbeiten, was auch wieder nicht richtig ist, aber in dieser Zeit zum Leben notwendig war.
    Diese Spass und Verblödungsgesellschaft verspielt dieses wieder, anstatts einen Mittelweg zwischen Leistung und Spass zu suchen.
    Irgendwann ist der Spass vorbei, dann wacht man auf !

    Durch Druck entsteht ein Diamant.

    • Einen Diamanten können sie weder essen noch zum heizen benutzen. Wenn´s eng wird ist Schmuck überflüssig.
      Es geht nicht um Druck sondern um Freiheit und Freiraum für Kinder.
      Es ist von großer Bedeutung das Kinder im Dreck spielen, im Sand buddeln, Wattwürmer suchen, mit Hammer und Säge arbeiten, Staudämme bauen usw. Mit den Händen lernen sie Handeln. Es beeinflusst die Gehirnentwicklung und ist unverzichtbar. Stattdessen werden heute Kindergärten digitalisiert und die Kleinen fangen mit Englisch an, als hätten sie keine Zeit mehr bis zur Schule.
      Vor 100 Jahren hatten Kinder einen Radius zum Erleben von 3km. Heute sind es max. 3km bis zur Schule (die sie aber nicht eigenständig bewältigen sondern chauffiert werden), ansonsten 300m ums Haus herum, die Tendenz geht zu 3m von der Konsole bis zum Bett.
      Kinder sind die ersten, die für die neue Welt umerzogen werden und die ersten, denen man Freiheit und Sicherheit nimmt. Sie sind der Alarmgeber an dem Sie ablesen können wohin das Raumschiff Deutschland steuert.

  2. Bildungspolitiker und Bildungsforscher? BLÖDUNGSpoiltiker und BLÖDUNGSforscher!

    Hier offenbart sich erneut der ganze Wahnsinn linken Denkens und linker Ideologie! Alles soll gleich sein, alle sollen alles erreichen können. Dass es Ergebnisgleichheit niemals geben kann, weil die Normalverteilung von Intelligenz nun mal da ist und bei einem IQ von etwa 105 ihren Mittelwert hat, wollen diese Idio…logen nicht begreifen, ebensowenig, dass 16% einen UNTERDURCHSCHNITTLICHEN IQ haben! 70% haben einen IQ zwischen 85 – 115 und weitere 15% liegen im überdurchschnittlichen Bereich ab 115!
    http://www.ihvo.de/200/normalverteilung-der-intelligenz/

    Daran ändert linke Ideologie gar nichts, aber sie schmälert die Chancen und verhindert eine adäquate Entwicklung dieser überdurchschnittlich Intelligenten, indem sie durch Inklusion (Beschulung zusammen mit Minderbegabten) und Anforderungsabsenkung Bedingungen schafft, in denen der Vorteil hölherer Intelligenz bedeutungslos wird! (Na klar, auch ein Martin Schulz will ja Bundeskanzler werden können, da darf Mangel an Intelligenz und Bildung kein Hinderungsgrund sein!).
    Dies ist ein VERBRECHEN GEGEN DIE MENSCHLICHKEIT!

    • Naja, man könnte sich ja damit trösten, dass 15% vollkommen ausreichen, um weiterhin Innovationen und Wohlstand zu generieren, wenn diese die entsprechende Förderung und Arbeitsmöglichkeiten erhalten. Die spezielle Förderung Hochbegabter findet aber leider nicht in dem Maße wie die der weniger Begabten statt. Hochbegabt, um Gottes Willen, sowas gibt es doch eigentlich gar nicht, denn alle sind doch irgendwie gleich intelligent. Zwar gibt es hier und da solche Schulen, aber oft sind diese zu weit ab vom Wohnort. Die meisten Eltern sind heute beruflich so eingespannt, dass kein Extra-Fahrdienst 2x am Tag für die Kinder organisiert werden kann (vom vorhandenen Auto mal ganz abgesehen). Was dann oft nur bleibt, ist die Förderung und Unterstützung dieser Kinder durch die Eltern.

  3. Kindern macht Lernen Spaß, wenn sie weder über- noch unterfordert sind. Ohne die Grundlagen für flüssiges und anstrengungsloses, korrektes Lesen, Schreiben und das Einmaleins aus dem Effeff fehlen jedoch wichtige Voraussetzungen für späteres Lernen. Diese Kompetenzen müssen eben durch üben, üben, üben erarbeitet werden bevor es mit komplexerer Wissensvermittlung weitergehen kann. Auch, sich für eine bestimmte Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren muss in frühen Jahren trainiert werden.

    Ich habe vor wenigen Jahren den Brief einer Viertklässlerin an ihren Vater gesehen, den ich für die ungelenken Schreibversuche eines Erstklässlers gehalten habe. Die Schrift unkoordiniert und krakelig, die Rechtschreibung verheerend, selbst bei einfachsten Wörtern. Der Lehrer versicherte mir, dass dies eher die Regel als die Ausnahme sei. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was für eine Mühe dem Kind dieser kurze Brief abverlangt haben mag und wie ermüdend das dann ist. Wie sollen sich derart schreibinkompetente Kinder noch auf die Lerninhalte konzentrieren?

    Noch meine eigenen Kinder, Jahrgang 83 und 87 haben in der ersten Klasse das Alphabet bis zu den Weihnachtsferien komplett durch gehabt. Die Übungen auf den Arbeitsblättern dazu haben sogar meinem eher handwerklich interessierten Sohn Spaß gemacht und er war stolz, wenn er es schaffte, die Buchstaben ohne Vorlage einigermaßen schön zu schreiben. Vor den Ferien gab es dann ein Buchstabenfest, mit dem dieser Umstand gewürdigt und gefeiert wurde. Die Kinder hatten sich als Buchstaben verkleidet (mit Schildern am Shirt) und führten einen Buchstabentanz auf. Für die Kinder war dies ein wichtiges Etappenziel, mit dem sie sehr zufrieden waren, gehörten sie doch fortan zu den „Großen“. Überfordert hat es keinen.

    Nur einzelne Lehrer haben sich über den Stress, das vorgegebene Lernziel für ihre Klasse zu erreichen beklagt, was jedoch eher der Tatsache geschuldet war, dass immer mehr Grundschüler ohne Deutschkenntnisse eingeschult wurden, die sich dann langweilten und den Unterricht störten, und so wertvolle Unterrichtszeit verloren ging.

  4. Die chinesischen Schüler haben zusätzlich einen Vorteil, der in der Eigenheit ihrer Schrift liegt. Diese ist eine Kombination aus Bild- und Symbolzeichen, als Grundlage 3000 – 5000, die in der Grundschule auswendig gelernt werden müssen. Zwar gibt es Radikale, Teilzeichen, die sich gelegentlich wiederholen, aber alles in allem eine systemimmanente hervorragende Schulung des memorativen Gedächtnisses. Allein dies gibt einen Vorsprung auch an Leistungswillen und Durchhaltevermögen, der in unseren Schulsystemen politisch gewollt nicht herstellbar ist.

  5. Ab den 2000er-Jahren erlebte ich Auszubildende, die aus einer irrealen Welt zu
    kommen schienen. Obwohl sie unter den vielen Bewerbern jeweils den besten
    Eindruck machten und deshalb ausgewählt wurden, waren sie in der Praxis eine
    Enttäuschung. Sie waren den ganzen Tag damit beschäftigt, möglichst keinen
    Handschlag zu tun, hatten kaum Interesse am Lernen von Wissen und Fertig-
    keiten und waren bei kleinsten Einsätzen im allgemeinen Arbeitsprozess fast
    beleidigt und motzig oder versuchten durch Diskussionen ihr Recht auf
    Nichtstun durchzusetzen. Trotz Wohlwollen, Geduld und persönlichem Einsatz
    war selten Interesse oder gar Begeisterung für Fachspezifisches zu wecken.
    Dagegen waren Auszubildende, die als Praktikanten von einem unserer großen
    Kunden kamen das ganze Gegenteil. Sie sogen alles auf, waren unglaublich
    selbständig, wissbegierig, fleißig, experimentierfreudig und dankbar für unsere
    Begleitung. Sie hatten das feste Ziel, bei ihrem Arbeitgeber ein Stellenangebot
    zu bekommen und wollten damit ihre Zukunft sichern. – Eine so unterschiedliche
    Motivation hat uns sehr überrascht. Ein Desinteressierter und Faulenzer läuft
    irgendwann nur noch irgendwie unsichtbar mit, weil jeder persönliche Einsatz
    für ihn an seinem eingebildeten Recht auf Nichtstun und auf das Schlaraffen-
    land abprallt. Mein Fazit: das Elternhaus hat den größten und eigentlichen
    Einfluss auf die Entwicklung und Entfaltung der Kinder.

  6. In vielen Ländern gehen morgens Kinder ohne Essen stundenlang zu Fuss zur Schule und beschweren sich nicht…

  7. Schule sollte Kinder bilden und ausbilden. Dabei spielt es natürlich eine Rolle, was letztlich für den Beruf gebraucht wird, aber auch eine gewisse Allgemeinbildung.
    Schönschreiben fördert Geduld und Ausdauer, Sport auch, Geometrie fördert die räumliche Vorstellung, …. . Es gibt viele Dinge, die nicht genau hierfür oder dafür notwendig sind sondern eben Allgemeinbildung, die den auch allgemein prägt.
    Gerade im Abitur besteht Schule darin möglichst viele Päckchen aus den Regeln zu reissen und möglichst schnell durch die Kasse zu rasen und dann alles stehen und liegen zu lassen. Darum geht es aber nicht.
    Was China anbetrifft ist das zu viel Drill, aber es ist eine andere Kultur und letzlich wird dabei auch viel gelernt, was weniger am Drill sondern an der Authorität des Lehrers/Professors liegt und an der Ruhe und Ausdauer mit der gelernt wird. Auch in China gibt es die Generation, die mit dem Handy am Ohr geboren wurde, aber sie lebt das nicht aus. Wer glaubt, dass die Chinesen nicht selber denken können verwechselt Anarchie mit Freiheit.

  8. Den Kindern wurde die Fähigkeit zum logischen Denken aberzogen. Das ist etwas, dass ich in der Ausbildung von Jugendlichen feststelle und meine Schwester, die seit ein paar Jahren Lehrerin als Seiteneinsteigerin ist, in der Schule bei den kids zwischen 12 und 17.
    Wir lernten früher, dass man aus einem Pfund Hackfleisch 9 Frikadellen machen kann. Wir lernten auch, dass eine Person bequem 3 Frikadellen essen kann. Wenn Hackfleisch pro Kilo 8 Euro kostet, dann wussten wir, dass die Frikadellen für 6 Personen, mit Ei, Gewürzen, Zweibeln etc. ca 10 Euro kosten würden.
    Die Kinder von heute besitzen das gleiche Wissen, aber die logischen Rückschlüsse können sie nicht mehr ziehen.

    Ich habe lange darüber nachgedacht, woran das liegen kann. Die Kinder sind nicht dümmer als wir früher es waren.

    Kinder denken doch eigentlich von sich aus relativ logisch. Jemand haut mich, also mag ich ihn nicht. Jemand spielt mit mir also mag ich ihn. Ich hab Mama und Papa lieb, also will ich bei ihnen sein. Ich habe etwas böses gemacht, also werde ich bestraft.
    Irgendwann wird ihnen anscheinend klar gemacht, dass ihre Logik falsch ist. Generell falsch. Also vertrauen sie ihrer Logik nicht und lernen sie nicht mehr zu nutzen.
    Wir selbst, zumindest mir geht es so, stehen immer öfter da und verstehen die „neue“ Logik in Politik nd Medien nicht. „Berühmt“ ist man nicht mehr durch besondere Leistung, sondern durch einen, oft dummen, Auftritt im TV. Stickoxydwerte dürfen in geschlossenen Räumen 100 mal höher sein als draußen an der Strasse. Windräder dürfen Massen an Fledermäusen köpfen und sind gut. Der Umbau einer Scheune zum Wohnhaus nimmt einigen Fledermäusen die Heimstatt und ist somit böse. Im Regenwald Bäume zu fällen um daraus Möbel zu bauen ist schlecht. Im Regenwald Bäume zu fällen um dort Soja anzupflanzen für Sojawurst und Schnitzel ist gut.

    Wir müssen „unseren“ Kindern das Vertrauen in ihre Denkfähigkeit/Logik zurückgeben, dann besteht noch Hoffnung auf die Zukunft.

  9. Der Artikel bringt es auf den Punkt – einerseits versucht eine verbrecherische Bildungspolitik die Schule in ein Einheits-Wohlfühlinstitut ohne Berücksichtigung der unterschiedlichen Fähigkeiten der Kindler mit Verzicht auf Leistung zu verwandeln. Andererseits wird den Eltern das Gymnasium als allein seelig machender Ausbildungsweg eingeredet und sie von jeder Verantwortung für ihre Kinder entkleidet.
    Ähnliche Tendenzen haben wir in Österreich. Noch spielen allerdings viele Gymnasien und vor allem die HTL’s (Höhere technische Lehranstallten mit Abitur und Berufsausbildung) nicht mit. Mein Sohn hat letztes Jahr in Mödling abgeschlossen – Schulbeginn 8:00, Unterrichtsende 16:00, von 5 Anfangsklassen im Holzbau traten 2 zum Abitur an, da in diesen Instituten gnadenlos ausgesiebt wird. Ohne Leistungswillen, Pünktlichkeit und Hausarbeiten zwischen 2 und 4 Stunden geht dort gar nichts.
    Dennoch geht auch dort via Lehrplan der Weg zum ‚alle schaffen es‘. Mathematik und Physik werden nur berufsorientiert geboten. Der Vergleich meiner Maturabeispiele von vor 40 Jahren mit denen der Zentralmatura 2016 macht weinen. Naja – in Österreich dürften die nächsten Jahre etwas weniger linke Träumereien im Schulwesen umgesetzt werden.

  10. Mein Vorgesetzer, ein Schulrat, sagte beim 1. Pisa Schock, jede Gesellschaft habe die Schule, die sie verdiene. Lernen könne Freude bereiten, sei aber meistens mit Mühe und Arbeit verbunden. Dieser Satz ist in unserer Spaßgesellschaft natürlich gern gehört. Ich habe 36 Jahre an Grund- Haupt- und Realschulen unterrichtet. Die Anforderungen wurden von Jahr zu Jahr gesenkt, aber die Freizeitbeschäftigungen der Schüler wurden immer wichtiger.

  11. Ich habe meinen Söhnen immer erklärt, dass arbeiten gehen mein Job und zur Schule gehen ihr Job ist. Daran knüpfte ich meine Forderung zur selbstständigen Erledigung von Hausaufgaben etc. Ich habe ihnen erklärt, dass es wesentlich zielführender ist, in der Schule, in der man ohnehin anwesend sein muss, aufzupassen als abzuschalten. Der Lernaufwand zu Hause wäre dann nur noch sehr klein. Wer seine Pflichten erledigt hatte, hatte Freizeit und konnte seinen Interessen nachgehen. Ich erklärte ihnen, dass ich mich auf sie verlasse und ich lobte sie viel (natürlich nicht, wenn sie Blödsinn verzapft hatten); auch vor anderen, damit sie ein gutes Selbstwertgefühl aufbauen können. Allerdings konnten meine Söhne noch in von Inklusion freien Klassen lernen und alle Kinder beherrschten die deutsche Sprache. Genau so gute Bedingungen fanden sie auf dem Gymnasium vor mit einem Stundenausfall nahe Null. Wirklich gestresst waren meine Kinder nie. Manche Fächer mochte man mehr, weil sie einem besser lagen, bei anderen wurden mal kurz die Augen gerollt und Französisch war halt „schwul.“ Ich gestehe aber, dass ihnen die Geduld und das Interesse für aufwändige Pinseleien im Fach Kunst fehlten. Die habe ich dann erledigt und auf dem Zeugnis erhielt ich dann eine 2 🙂 Das alles lief neben meiner vollen Erwerbstätigkeit ab. Wenn einer gestresst war, dann war ich das.

  12. Vielleicht spielt neben allgemeiner Bequemlichkeit auch das suggerieren durch die Eltern eine Rolle, Fleiß, lernen, sich ordentlich benehmen sind Eigenschaften von Kindern rechter Eltern. Einen entsprechenden Beitrag gab es auf TE vor einiger Zeit. „Und wie blond ist Dein Nazi-Kind?“ Wer möchte das schon?
    Also selbstbewußt wenig lernen, sich nicht benehmen usw sind die liebge-
    wordenen Markenzeichen der neuen Zeit . Aber wie weit kommen wir damit?
    Der Untergang Roms ist nicht eins zu eins übertragbar, wenn man eine
    Auswahl trifft, tauchen Gründe auf die man wieder erkennt:

    „Aberglaube, Absolutismus, Anarchie, Antigermanismus, Apathie,
    Arbeitskräftemangel, Aristokratie, Autoritätsverlust, Badewesen,
    Bankrott, Barbarisierung, Berufsarmee, Besitzunterschiede,
    Bevölkerungsdruck, Bleivergiftung, Bodenerschöpfung, Bürgerkrieg,
    Bürokratie, Charakterlosigkeit, Christentum, Degeneration,
    Despotismus, Disziplinlosigkeit, Egoismus, Energieschwund,
    Entgötterung….
    Alexander Demandt zählt in seinem Buch 210
    Gründe für den Fall Roms.
    Führungsschwäche, Geldgier,
    Genusssucht, Germanenangriffe, Gladiatorenwesen, Großgrundbesitz,
    Halbbildung, Hauptstadtwechsel, Hedonismus, Homosexualität,
    Hunnensturm, Imperialismus, Impotenz, Individualismus, Inflation,
    Integrationsschwäche…“
    Kein Grund allein bewirkte den Untergang aber in der Summe wirkten sie
    zerstörend. Nicht alle sind heute wiederzuerkennen aber etliche schon.
    Es sind Auszüge aus einer Sendung des Deutschlandfunks:
    „Der Untergang Roms Wie eine krisengeschüttelte
    Weltmacht zusammenbrach“ vom 01.05.2014

  13. Sowohl die Studie als auch dieser Artikel blenden den wohl größten Faktor für Stress in der Schule aus: Die (politisch gewollt) heterogenen Klassen und überforderten Lehrer. Der Stress, der für Kinder von einem solchen Umfeld ausgeht, kann zu Hause kaum noch kompensiert werden. Am schlimmsten wirkt sich dabei auf die Psyche der Kinder aus, dass man nicht gegen Inklusion und Mitschüler ohne ausreichende Sprachkenntnisse sein darf. Das Kind leidet, und schämt sich gleichzeitig dafür, dass es wohl kein guter Mensch ist, wenn es den ab und an beißenden Mitschüler nicht mag.

    Lehrer können sich teilweise nur noch um einen halbwegs geordneten Unterricht bemühen, irgendwelche spannenden Projekte kann man inzwischen kaum noch durchführen. Wenn man die Studie liest, fragt man sich, wie das komplett ausgeblendet werden kann.

  14. Stress ist eine hilfreich-rettende Reaktion, die durch Angst ausgelöst wird. In der Schule sind es in der Regel Versagensängste. Diese resultieren aus der Kluft zwischen realem und imaginiertem Anspruch und Vermögen des Schülers. Die derzeitige Pädagogik möchte diesen Stressor überwinden, indem sie die Ansprüche senkt. Dabei wird übersehen, und das ist absolut fatal, dass das Vermögen der Schüler immer geringer wird. Letztlich erzeugt die aktuelle links-gutmenschliche Pädagogik genau das, was sie verhindern möchte, nämlich Stress der Schüler, aufgrund immer schlechtere Kenntnisse.

  15. Sehr gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht. Leider wird hier in absehbarer Zeit keine Änderung eintreten, insbesondere was die Verpflichtung des Elternhauses angeht, Kinder zu einem gewissen Leistungsbewusstsein zu erziehen, denn auch die Elterngeneration ist kaum besser, versucht bei sinkender Stresstoleranz und ansteigender Prävalenz für depressive Erkrankungen möglichst früh in Rente zu kommen. Wer sich die PISA-Daten 2015 ansieht, der findet Deutschland nicht in der Spitzengruppe. Selbst in Europa kommen wir nur auf Platz 5 hinter Estland, Finnland, Slowenien und GB, in der Reihenfolge. Der Anteil besonders leistungsstarker Schüler in den Bereichen Naturwissenschaften, Lesekompetenz und Mathematik liegt in Deutschland gerademal noch bei 19,2%; Spitzenreiter Singapur erreicht satte 39,1%; der OECD-Durchschnitt liegt bei 15,3%. Davon sind wir nicht mehr weit entfernt. Das bedeutet, dass wir in Zukunft aus 100 Schülern nur noch 19 zu Leistungsträgern einer hochtechnisierten Industriegesellschaft machen können. Auf Einwanderung solcher Hochkompetenten ist nicht zu hoffen, die bleiben entweder wo sie sind (Ostasien) oder bevorzugen englischsprachige Länder (USA, GB) in denen die Steuerlast deutlich geringer ist als bei uns und kein aufgeblähter Sozialstaat bedient werden muss, dem diese Menschen eh nie zur Last fallen werden. Also keine guten Aussichten für den Industriestandort Deutschland.

    • PISA ist nicht sonderlich aussagekräftig. Es werden nur ausgewählte Schulen getestet. Unsere Schule wurde nicht einmal geprüft.

  16. Genau dasselbe dachte ich auch, als ich die Nachricht gelesen habe.
    Meine Tochter geht in die zweite Klasse. In der ersten haben sie im Prinzip nur rumgespielt und irgendwann mal ein paar Buchstaben gelernt.
    Jetzt in Klasse 2: Alphabet immer noch nicht ganz durch und Schreiben nach Gehör. Das soll jetzt, nach und nach, durch reguläres Schreiben ersetzt werden. Wir wurden mehrmals hin zitiert, weil wir, bei unserer Tochter, auf korrektes Schreiben verlangt haben.
    Die Klassenlehrerin ist 25 und will mir erzählen, was gut ist. Schreiben nur mit Bleistift und die bösen, bösen Filzstifte sind auch verboten. Bei uns (DDR) lief es so ab: Erster Schultag, erste Stunde, Hefte raus > Buchstabe A gelernt. Geschrieben natürlich mit Füller. Und es gab auch samstags Unterricht.
    Das die älteren heutzutage gestresst sind, kann ich mir vorstellen: Smartphone, Facebook, Youtube, PC, Streaming Dienste, die fordern ihren Preis.
    Da ist die Jugend der Spaßgesellschaft natürlich fertig, wenn es um Inhalte geht.

    • Habe ich das jetzt richtig verstanden;
      „sie wurden zur Schule zitiert, weil sie auf ordentliches Schreiben der Tochter bestanden hatten ?“

      • Ja, dass ist so gewesen. Meine getrennt lebende Partnerin und ich. Mehrfach.
        Wo mir dann eine Mitzwanzigerin was über mein Kind erzählen wollte. Später kam sogar noch eine zweite Dame dazu, die mir die neuesten Bildungshypes erklärte.
        Wir hatten später auch noch einige der anderen Eltern gegen uns, bei den Elternabenden, die uns erklären wollten, wir hätten nicht mehr 1985, wir seien heute weiter.
        Merke: Neuer ist besser.
        Ich möchte aber noch anmerken, dass uns das völlig egal ist. Ich habe der Lehrerin auch gesagt, dass sie ihren Unterricht gestalten kann wie sie will und das ich leider keinen Einfluss darauf habe. Aber sie soll doch bitte mir/uns überlassen, wie wir das zu Hause handhaben.

        „Fast genauso schlimm wie die ewig Gestrigen
        sind die ewig Morgigen.“ Dr.Sigbert Latzel

      • Den letzten Satz habe ich mir jetzt mal kopiert. Danke

  17. Als meine Grundschulzeit 1975 zu Ende ging, da entschieden nicht die Eltern über die weiterführende Schulform, sondern die Lehrer. In meiner 32 Schüler fassenden Klasse waren es genau drei Kinder, Marc, Roland und ich, die für das Gymnasium geeignet sein sollten. Die anderen wurden in der Real- und Hauptschule glücklich und niemand war überfordert. Abiturienten studierten später, was aber nicht zwingend erforderlich war, oder absolvierten eine Ausbildung bei Banken oder als Kaufleute. Real- und Hauptschüler fanden Ausbildungsplätze in Handwerk, Industrie und Büro. Die Aufteilung war perfekt und jedem war damit gedient.

    Heutzutage ist man mit Realschulabschluß oder darunter ein Loser. Alle zieht es aufs Gymnasium, das teilweise nur noch das frühere Realschulniveau hat. Viele dieser Schüler, die durchs Abitur gehievt werden, scheitern am Studium. Bleibt nur noch der soziale Werdegang. Denn soziale Berufe kann man auch ausüben, wenn man nix gelernt hat. Real- und Hauptschüler werden so wenig gefordert, daß sie später wegen fehlender mathematischer Bildung und katastrophaler Deutschkenntnisse nicht mal für einen Handwerks- und Büroberuf zu gebrauchen sind. Wer in der freien Wirtschaft nicht den Hauch einer Chance hat, geht in die Politik oder nistet sich in einer Behörde ein.

    Über allem sitzen die Eltern wie Kraken und umhüllen ihre Kinder mit rosaroter Zuckerwatte. Die lieben Kleinen dürfen auf keinen Fall beschädigt werden; oberste Priorität hat, daß sie behütet und vor allem Unbill geschützt aufgezogen werden. Wen wundert es, wenn jegliche schulische Verpflichtung als Überforderung wahrgenommen wird? Diese Schüler werden im Arbeitsleben grandios scheitern und privat orientierungslos den roten Faden des Lebens suchen.

    Vom Zeitalter der Dichter und Denker entfernen wir uns mit großen Schritten. Sehr schade.

    • „Als meine Grundschulzeit 1975 zu Ende ging, da entschieden nicht die Eltern über die weiterführende Schulform, sondern die Lehrer.“
      Damals brauchte man aber auch noch nicht für alles Abitur. Außerdem sollte es zumindest einen gewissen Ermessensrahmen geben. Als ob ein Grundschüler immer auf dem gleichen Stand bliebe. Ich hatte knapp die Gymnasialempfehlung verpasst und hab dennoch sämtliche Abiturprüfungen auf Anhieb bestanden, ein Mitschüler mit Gymmiempfehlung hat schon in der 7ten Klassen ein halbes dutzend 5en auf dem Zeugnis gehabt und verließ daher nach einem jahr das Gymnasium, weil es ihn überforderte.

  18. ich werde nicht müde, zu behaupten: „Die Leute die das Bildungsdesaster angerichtet haben, werden es nicht heilen können, mit den gleichen Methoden, die dazu geführt hat, schon gar nicht!“

    Mir steht da ein Galileo Galilei viel näher, der gesagt haben soll:

    *„Du kannst niemand etwas lehren,
    du kannst ihm nur helfen, es in ihm selbst zu finden.“*

    nb: …nach diesem Leitsatz müßten wir sofort unser gesamtes staatliche Schulsystem über den Haufen schmeißen…müßte nicht die Mäuler füllen, sondern den Hunger fördern, nicht Pläne erstellen, sondern das Chaos provozieren und die Sinnfrage in den Mittelpunkt stellen,… erkennen, dass Mathematik und Theorien beim Menschen enden, weil der ist dynamischer Natur, ein paradoxes Wesen, richtet sich nach dem Wetter und den Launen seiner Ehefrau und wie man auf TichyEiland täglich feststellen kann: er wählt auch noch die falschen Parteien…!

    +++

  19. Das chinesische Bildungssystem erinnert mich stark an meine eigene Schulbildung in der DDR. Ab der ersten Klasse begann der Unterricht um 7:00 Uhr. Nach dem Unterricht ging man in den Schulhort, neben dem Mittagessen (mitfinanziert von den Eltern), wurden die Hausaufgaben erledigt, gespielt oder man konnte völlig freiwillig eine der unzähligen Arbeitsgemeinschaften besuchen, in meinem Fall eine Tanzgruppe mit klassisch ausgebildeter Tanzlehrerin, was selbst im tiefsten Brandenburg nichts Ungewöhnliches war. Ab der siebenten Klasse hatte jeder Schüler zweiwöchentlich PA (Produktive Arbeit), wo man in einer der ansässigen Firmen (Betriebe) handwerkliche Fähigkeiten erwerben konnte. Maximal acht Prozent einer Jahrgangsstufe erhielten die Empfehlung bzw. einen Platz in der gymnasialen Oberstufe (Erweiterte Oberschule) für den direkten Weg zum Abitur. Ausgesiebt wurde streng nach Leistung, allerdings auch nach Quoten, Arbeiterkinder wurden bei gleichem Leistungsdurchschnitt bevorzugt, sofern es mehr Bewerber als Plätze gab. Bekam man keinen Platz, konnte man es im Rahmen der Berufsausbildung mit Abitur später erwerben. Eine Mitgliedschaft der Eltern in einer Partei wurde zumindest in meiner Zeit nicht erwartet. Ab der 11. Klasse hatte man 14-tägig WPA (Wissenschaftliche produktive Arbeit), wo man sich im nächst möglichen Institut der praktischen Wissenschaft widmete. Ohne Nachweis einer Schwimmstufe wurde man übrigens nicht zum Abitur zugelassen. Im ländlichen Raum hatten die Gymnasien Internate, wo neben dem Lernen, durchaus dem normalen Jugendleben gefrönt wurde. Dort gab es Lernzeiten, deren Einhaltung von Erziehern durch einfache Zimmerrundgänge geprüft wurde, was eher ein freundliches Schauen in die Zimmer war. Neben dem Fach Staatsbürgerkunde (erst hier wurde mir zunehmend die Indoktrination bewusst) standen die mathematisch naturwissenschaftlichen Fächer im Mittelpunkt, es gab eine exzellente Ausbildung in deutscher Literatur, Goethe, Schiller, Thomas und Heinrich Mann, Fontane etc., natürlich durften in der DDR die sowjetischen Schriftsteller nicht fehlen. Nach dem Abitur gab es ab 1980 ein ganzjähriges Pflichtpraktikum vor dem Studium, idealer Weise im angestrebten Beruf. Zeitgleich war es den Abiturienten in diesem Praktikum möglich, eine Ausbildung zum Facharbeiter zu absolvieren, neben dem Job. Usw… Die gesamte Bildung war leistungsorientiert, wobei Nachhilfeunterricht für schwächere Schüler selbstverständlich war. Wenn man nun die gesamte politische Indoktrination einfach weg lässt, war es ein durchaus gutes Bildungssystem, das sich lohnen könnte, in Ansätzen wieder aus Schublade geholt zu werden. Nein, bitte nicht falsch verstehen, ich möchte die DDR keines Falls zurück oder lobhudeln, es war eine Diktatur mit allem, was dazu gehört, es ging an dieser Stelle lediglich um das Bildungssystem. Trotz der guten Bildung blieb es eine Diktatur.

    • Sie und Herr Kraus haben in all Ihren Beobachtungen recht, nur die richtige Schlussfolgerung fällt wohl schwer: in China und der DDR war gute Bildung das Ziel,..“Wissen ist Macht“?! – bei uns sind politische Ideologien zu erfüllen- „faire Chancen“, „keiner soll zurückbleiben“ wird es verlogenerweise genannt aber „eine bunte,offene Welt mit lustigen LTGBXYZ Menschen“ und eher unterbelichtete Bürger… sind erkennbar das Ziel. Am liebsten würden unsere grün-roten Superhirne doch wieder ein bekanntes System einführen: Kinder von Akademikern dürfen kein Abi machen. Da man das so nicht mehr sagen kann, wirds halt von hinten umgesetzt: Schulstoff wird vereinfacht bis zur Unkenntlichkeit, dann aber in Klausuren abgefragt, bei denen ein Klassenschnitt von unter 3 herauskommt, ist aber auch egal weil hinterher die Noten angepasst, Abischnitte heraufkorrigiert, … werden.
      Jedes Dummköpfchen soll mehr schlecht als recht mitkommen und wenn den Klügeren unterfordert sind und sich langweilen, ist das auch gewollt, können sie auf diese Weise doch schon schön eingepasst, frustriert und desillusioniert werden, im späteren Studium und Beruf sind richtige politische Überzeugung ja auch nur noch der Schlüssel fürs Weiterkommen.
      Wenn man durch objektive Leistung nicht mehr vorankommen kann (siehe „relative“ Benotung,…), sie nicht belohnt und gefördert wird, oder jedem Kind vorgegaukelt wird „du kannst alles werden!“ dann löst das Stress aus!
      Und es ist das Gegenteil dessen, was aus unseren Kindern starke, (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) gebildete und resiliente Menschen macht.

    • „Und genau deshalb, wird es ein Bildungssystem wie in der DDR als Neuauflage in der BRD nicht geben. Nicht mal in erster Näherung. Das ist nicht schön für den einzelnen Schüler und seine Zukunftsaussichten, aber es ist so.“

      Da ich das zweifelhafte Vergnügen hatte DDR Bildung und BRD Bildung kennen zulernen (Wechsel in der 10. Klasse) kann ich nur sagen gut das keiner mehr das sozialistische „Bildung“system Kennenlernen muss. Das sog. höchste Niveau zeichnete sich nun hauptsächlich dadurch aus das Klassenquoten gehalten werden mussten (und möglichst aus jeder Klasse auch Jungen sich „freiwillig“ zu NVA verpflichten) Der Zugang zu EOS war dann auch ganz leistungsorientiert auf 3 Schüler – bei uns jedenfalls – limitiert. Wo die Leistung dann nicht stimmte durfte gerne mit „gesellschaftlicher Arbeit“ nachgeholfen werden. Nur so werden die Besten der Besten ausgewählt.

      Das Niveau des Fremdsprachenunterrichte kann man getrost als unterirdisch bezeichnen. Die Idee Sprachkenntnisse durch das stupide abfragen von Vokabeln zu erlernen hatte schon etwas. Was für ein Schock als ich im Westen dann erleben durfte das im Englisch Unterricht auch nur Englisch gesprochen wurde. Leistungsbewertung anhand 2 Klausuren im Jahr und nicht 10 Vokabelabfragetests.

      Und seltsamerweise kenne ich keinen Ossi der an einer Westschule plötzlich bessere Noten bekommen hätte. Weder ich noch jene ehemaligen Mitschüler welche in den „Westen“ wechselten konnten anfangs im Westniveau mithalten…und das in Ländern wie NRW.

      25 Jahre Ende einer Diktatur und der ihr zu Diensten stehenden Gehirnwäscheeinrichtungen und schon glaubt man der Sozialismus hätte tatsächlich nur aufgrund von Embargo Vorschriften den wissenschaftlich-technischen Wettlauf verloren.

  20. Wenn man diese Meinung heute vor Eltern vertritt, ist man ein einsamer Rufer in der Wüste, in die man nämlich postwendend katapultiert wird. Schützenhilfe findet man auch nicht bei Lehrern. Viele haben die „Alternativlosigkeit“ der Politik, auf alle gesellschaftlichen Felder übertragen. Es ist unmöglich Lehrer davon zu überzeugen, dass Handys in Schulen verboten werden müsse. Sie glauben fest an ihre eigentlich nicht vorhandene Autorität und damit die Situation im Griff zu haben. Die Kids brauchen das Handy ja für die Pause und um Absprachen mit den Eltern über den Tagesablauf zu treffen, man mussja flexibel sein.
    Wer noch einen Zugang zu Kindern und Jugendlichen hat, weiß genau was diese tun. Es ist wie früher, stundenlanges daddeln unter dem Tisch oder hinter Büchern. Viele Eltern schaffen es nicht den Kids, das Ding vor dem zu Bett gehen abzunehmen.
    Die Zahl der Depressionen bei Kinder nehmen ständig zu. Die Ernährung ist auch so ein Thema. Eltern haben keine Zeit zum kochen, die Kinder lernen nicht mehr was gesunde Ernährung ist.
    Neue Schulminister braucht das ganze Land und eine Erneuerung der Pädagogik und Elternbildung und so weiter und ……
    Was hier alles zurückgedreht und erneuert werden muss, ist eine Mammutaufgabe.
    Die aktuellen Lösungsvorschläge begrenzen sich auf Digitalisierung, noch mehr Öl ins Feuer. Es ist zum Haare raufen.

    • Ein Handyverbot wird nicht dazu führen, dass die Qualität des Unterrichts zunimmt.

      • Es wäre die Grundvorraussetzung, um überhaupt am Unterricht teilnehmen zu können, von Qualität sprach ich noch gar nicht. Wußten sie, dass das Mobbing mit whatsapp schwindelerregende Höhen erreicht hat. Nicht mal beim Beschimpfen schaut man sich noch ins Gesicht.

  21. Ja, man kann die Klage über Schulstress langsam nicht mehr hören. Nachdem ich nun selbst zwei Studiengänge hinter mich gebracht habe, muss ich konstatieren: Das Wissen, das man zum Abitur benötigt, kann man sich mit den richtigen Lern- und Arbeitstechniken und einem entsprechend Einsatz und Ehrgeiz ohne weiteres in drei Monaten aneignen – nur, dass man dafür als Schüler drei Schuljahre zur Verfügung hat.
    Freilich mag einem das als Schüler anders vorkommen – das dürfte aber vor allem daran liegen, dass einem der Vergleichsmaßstab für das fehlt, was später von einem verlangt werden kann und muss.

    • Da bin ich sehr mit Ihnen einverstanden. Es hat mich am Ende der Schulzeit auch schockiert wie wenig man eigentlich wissen brauchte. Da hätte auch eine viel kürzere Schulzeit gereicht. Oder die Möglichkeit der individuellen Beschleunigung.

  22. Bildung entsteht durch Lernen.
    Lernen ist eine anstrengende Arbeit , die nur bei höchster Konzentration in ruhiger Umgebung erfolgreich sein kann.
    Ständige Ablenkung durch Handys oder Disziplinlosigkeit in der Klasse senken die Erfolgsquote.

  23. Jede Kultur hat Ihre Zeit, unsere ist offenbar abgelaufen. Anders kann ich mir die derzeitige Situation im Land nicht erklären. Vielleicht wird man sich in den Ausbildungsstätten in tausend Jahren, über diese Kultur wundern und sich die Köpfe heiß diskutieren.

    • Psychologen und Mediziner werden Symptome und Krankheiten nach uns benennen. Dissertationen und Fabeln werden über das Land, das sich selbst abschaffte geschrieben werden. In 1000 Jahren? Nein, in weniger als 100.

    • Na, dann ist doch klar, warum Fr. Özoguz keine Kultur finden kann 😉

    • Abgelaufen ist sie nicht. Sie wird vorsätzlich zerstört, von einer Melange aus blinden Narren, die ihre eigene Kultur hassen und reichen, berechnenden Geschäftemachern, die gleichzeitig verbohrte Ideologen sind, wie Soros.
      Diese Leute folgen einem Plan und haben schwache Herrscher, wie die größte Kanzlerin aller Zeiten und Mutter der Gläubigen, in der Tasche.
      Einfach in dem sie dafür gesorgt haben, dass sie in selbstgestellte Fallen läuft.
      Der Türkei Deal z.B. war ein Konstrukt von Soros.
      Womit Sie aber recht haben: Es ist bereits aus und vorbei. Nur noch eine Frage der Zeit. Der Kampf der Kulturen hat bereits begonnen. Und wir reden hier nicht von „Ausländern“, die Leute wie ich angeblich nicht mögen, sondern von Moslems.
      Um die und ausschließlich die geht es, wenn von „Integration“ und dergleichen geschwatzt wird.
      In der Bildung haben sich diese Leute auch bereits breit gemacht und diese ausgehöhlt. Man vernichtet so am leichtesten den Gegner. Zerstöre Sprache, vernichte die Bildung und Massenmigration hat bisher auch immer funktioniert.

  24. Lieber Herr Kraus
    Sie bringen es auf den Punkt, die Schule von heute als Wohlfühloase, wo sich alle so lieb haben, weil ja alle gleich gescheit sind. Es gibt keine Dummen mehr, sondern nur noch sozial Benachteiligte.
    Was dann aus solchen Wellnessschulen an der Universität ankommt, ist zum Grossteil himmelschreiend, ich schreibe hier aus eigener Erfahrung. Dass viele Abiturienten noch nicht einmal mehr einen Sinus von einem Cosinus unterscheiden können, daran hat man sich schon lange gewöhnt, die „Voraussetzungen der Studierenden sind eben unterschiedlich“, um es im politisch korrekten Sprech zu sagen. Was mir aber immer mehr auffällt, ist eine stetig sinkende Selbstdisziplin, viele junge Damen und Herren haben enorme Schwierigkeiten, in einer Vorlesung 90 Minuten lang einfach mal die Klappe zu halten, still zu sitzen und sich zu konzentrieren. Mama und Papa sind hieran wohl auch nicht ganz unschuldig. Hinzu kommen Schwierigkeiten, sich selber managen zu können, Prüfungszeiten werden z.B. nicht gelesen, Abgabetermine nicht eingehalten, Informationen nicht aufgenommen, etc.
    Eines der Probleme in Deutschland in der Ausbildung junger Menschen m.E. ist, dass man niemandem mehr ehrlich sagen darf, wofür er geeignet ist und wofür nicht. An den Hochschulen werden viel zu viele Leute durchgeschleppt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht für ein Studium geeignet sind und zwar zu Lasten derer, aus denen man noch viel mehr machen könnte. Die Kuschelpädagogik setzt sich dort nahtlos fort, allerdings nicht im Sinne der Zukunftsfähigkeit dieser Generation und unseres Landes. Und keine Angst, auch wenn die Anforderungen an MINT-Studenten viel höher lägen als jetzt, die Mär des Fachkräftemangels wäre auch dann noch genauso verlogen wie sie es heute ist.

    • Als ich mein Studium begann, waren wir ca. 500 Studenten in der Mathematikvorlesung. Nach dem 1. Semester fielen 80% davon durch. Glücklicherweise hilft an der Universität rumjammern nicht viel. Entweder man leistet oder man ist raus.

      Das geschenkte Abitur dient damit nur zur Aufnahme eines Studiums der Sozial“wissenschaften“, die einem später ein staatlich finanziertes leistungsloses Einkommen ermöglichen.

  25. Sehr geehrter Herr Kraus,

    stimmt haargenau, was Sie schreiben!

    Vor knapp 10 Jahren, als unser jüngster Sohn aufs Gymnasium gewechselt war, haben bei einem Elternabend mehrere Mütter/Väter darüber geklagt, daß ihr Kind so viele Hausaufgaben hätte und täglich zwei Stunden und länger dafür aufwenden müßte. Das hat mich verwundert, denn unser Sohn hat selten länger als eine halbe Stunde gebraucht. Manchmal länger, je nachdem (Vokabeln, kleiner Aufsatz).
    Mir schienen das damals nicht so viele Hausaufgaben zu sein.

    Hatte man jahrelang „nur“ das Fernsehgucken einzuschränken, ist es heutzutage durch Internet, Smartphone und was damit zusammenhängt, noch schwieriger geworden. Hinzu kommt, daß viele Eltern selbst von diesen Dingen fasziniert und fast abhängig sind, meine ich.

  26. Wie immer treffen Sie den Nagel auf den Kopf, Herr Kraus.
    Ich sehe auch die Reizüberflutung durch die Medien als das größte Problem an. Wer zu viel vor dem Bildschirm rumhängt, treibt keinen Sport mehr und isst Süßigkeiten. Dazu stört das blaue Licht der heutigen Bildschirme den Schlaf-Wach-Rhythmus des Gehirns. Wer dann noch bis spät in die Nacht vor dem Computer, Fernseher oder Laptop sitzt, der muss zwangsläufig Schulstress haben.

    Ich glaube aber, dass auch die Schule selbst immer mehr zum Problem wird. Wer immer länger in der Schule sitzen muss (Ausbau der Ganztagsschule), der hat immer kürzere Nachmittage für etwas anderes. Sport, der zum Abbau von Stress dienen kann, bleibt so auf der Strecke. Ganz zu schweigen davon, dass man gar nicht mehr runterkommen kann. Wenn immer mehr des Tages der Kinder durchgeplant wird und sie immer weniger Zeit für sich selbst haben, dann ist es klar, dass sie bis spät in die Nacht vor irgendetwas sitzen und chatten oder zocken. Wie sonst hätten sie nur mal ein paar Stunden Privatsphäre, während denen sie nicht irgendwelche Erwartungen zu erfüllen haben? Das ist auch das Problem bei den Chinesen, die sie im ersten Abschnitt ansprechen. Diese Kinder mögen zwar die Bildungsüberflieger sein, aber selbstständig denkende Personen, die eigene Entscheidungen treffen können, sind sie garantiert nicht. Die Schule bei uns wird auch immer mehr so.

    Die Schule selbst hat sich sehr stark verändert. Heute wird nur noch der belohnt, der die vielen Blätter, die einem hingeknallt werden, bestmöglich für die nächste Schulaufgabe auswendig lernen und wiedergeben kann. Natürlich schiebt so jeder das Lernen auf die lange Bank, bis man dann ein paar Tage vor der Prüfung alles in sich reinstopft. So entsteht Stress und es kommt keine Bildung dabei rum.

    Das ist wohl das traurigste an der heutigen Schule: Sie quält die Kinder immer mehr mit überflüssigem Zeug, verursacht immer mehr Stress, von dem inzwischen ja schon Grundschulkinder betroffen sind, aber das wichtigste, nämlich Bildung, bleibt auf der Strecke.

    • Und jetzt bitte noch vorstellen, wie es einem Förderkind geht, neben dem den ganzen Tag einer von diesen grandiosen Inklusionshelfern sitzt. Die können nicht mal mehr alleine in der Nase popeln. Bewachung in der Pause inklusive. Daher der Begriff inklusive Beschulung.

    • Bei den Chinesen irren Sie. Ich kenne welche, sehr persönlich.

      • Kann ich nur bestätigen! Auch ich kenne einige persönlich.

  27. Viele Ältere erleben es manchmal bei ihren eigenen Kindern und Enkeln – es gibt zu viele Waschlappen.

  28. Werter Herr Kraus, danke, dass es endlich einmal gesagt wird. Ich frage mich oft genug, was habe ich nur im Leben falsch gemacht? Zur Erklärung: meine Mutter war seit ihrem 40. Lebensjahr schwer krank. Als Älteste habe ich in steigendem Maße einen 6-Personen-Haushalt geführt, ohne all die technischen Hilfsmittel(Wäschetrockner, Spülmaschine, TK-Kost), die es heute gibt. Dazu selbstverständlich zunächst die Realschule, mit hervorragenden Noten, anschließend das Gymnasium bewältigt. Da es die Zeit der Umstellung des Schuljahres von Ostern auf nach den Sommerferien war, 1966-68, gab es drei Kurzschuljahre. Trotzdem haben wir in dieser Zeit noch das Große Latinum geschafft. Und irgendwie fühlten wir uns garnicht benachteiligt, sondern waren stolz auf das Erreichte.

    Ich habe dann bei meinen drei Kindern gesehen, was man alles nicht! mehr lernen muß. Und stelle fest, dass vieles an Grundbildung fehlt, was für uns damals noch selbstverständlich war, und was ich mich bemüht habe, selbst zu vermitteln. Ganz bezeichnend ist, dass z.B. Wissen in Geographie und vor allem Geschichte fehlt, sodaß viele Zuordnungen nicht möglich sind, wenn man sie nicht selbst erarbeitet. Wie soll ein junger Mensch denn heute das Weltgeschehen zuordnen, wenn all das fehlt? Bei meinen Kindern habe ich es geschafft, die haben sich zu vernünftigen, denkenden Menschen entwickelt und gehen ihren Weg. Es tut mir leid um all die, deren Eltern nicht können oder wollen, weil es nunmal mit Mühe und Arbeit verbunden ist und auch mit eigenem Verzicht.

    Wenn das Wichtigste im Leben das neueste Smartphone oder die Spielkonsole bzw Mode etc ist, darf man sich natürlich nicht wundern, dass Zustände entstehen, wie sie heutzutage herrschen.

    Danke nochmal für ihren Artikel, und Schönes Wochenende. Mabell.

    • Liebe Mabell, sie haben alles richtig gemacht.

    • „Wie soll ein junger Mensch denn heute das Weltgeschehen zuordnen, wenn all das fehlt?“
      Die nachhaltigste Methode, ein Volk dumm zu halten…
      Dann braucht die Regierung nicht mehr soviel von ihrer Politik zu erklären…
      Dumme lassen sich doch viel einfacher manipulieren und regieren…

  29. Vollständige Zustimmung meinerseits, Herr Kraus.

    Zu Ihrer Aussage „Das ist aber in erster Linie ein Job der Eltern“ möchte ich jedoch anmerken, dass der Staat die „Lufthoheit über die Kinderbetten“ an sich gerissen hat, wofür die Agenda-Politik Schröers die materielle Grundlage geschaffen hat: Wenn ein Einkommen nicht ausreicht, um die Familie zu ernähren, muss der Nachwuchs zwangsläufig in fremde Obhut gegeben werden.

    Deshalb müssen die materiellen Grundlagen wieder aufgebaut werden, die es auch Familien der Unterschicht erlauben, dass Mütter einige Jahre nur für den Nachwuchs da sind.

    Realistischerweise muss ich hinzufügen: Man müsste auch bei vielen jungen Müttern selbst ein Problembewusstsein für ihren eigenen Medienkonsum schaffen. Denn eine Mutter, die beim Spaziergang mit ihrem Kind auf dem Smartphone daddelt, ist nicht nur ein denkbar schlechtes Vorbild, sondern zerstört auch die Mutter-Kind-Bindung. Die aber ist die Grundlage für ein ausgeglichenes und gelungenes Leben, egal auf welchen Gebieten der einzelne Mensch schließlich Erfüllung und Erfolge genießt.

    • Das Familienministerium oder Amt für Gedöns, ist mit von der Leyen, Schröder und Schwesig, fest in der Hand von neoliberalen Kommunistinnen gewesen. Da drehen sie gar nichts mehr zurück. Mutter-Kind-Bindung ist bereits obsolet.
      Meine einzige Frage ist: Welches Raubtier bekommt den Ministersessel als nächstes?.
      Herr erbarme dich.

  30. Lieber Herr Kraus, beim Lesen Ihres hervorragenden Artikels mußte ich unwillkürlich an meine eigene Schulzeit denken( Immerhin 32 Jahre her) und die damalige Situation mit der heutigen vergleichen. Ich kam dabei zu dem Schluß, daß es scheinbar gewollt ist, „Schneeflöckchen“ heranzuzüchten, die unter der geringsten Belastung zusammenbrechen. Daß die sozialen Medien das Ihre dazu tun, daß immer weniger Zeit für Schule und Lernen aufgewandt wird, wundert mich nicht. Oft, wenn ich mit dem Bus oder der U-Bahn fahre, sehe ich ganze Gruppen von Jugendlichen dicht beieinander stehen, und PER SMARTPHONE kommunizieren! Warum setzt man diese „intelligenten“ Telefone mit ihren Internetverbindungen nicht sinnvoll im Unterricht ein, gechattet wird damit während der Unterrichtsstunden doch auch, habe ich jedenfalls immer wieder gesehen. Ich jedenfalls bin froh, daß ich während meiner Schulzeit gefordert und zu einem selbständig denkenden Menschen geformt wurde. Wird Zeit, daß man sich mal wieder darauf besinnt.

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