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Shooter-Spiele sind nicht schuld

03.03.2018

| Lesedauer: 4 Minuten
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Wieso Videospiele nichts mit Amokläufen an Schulen zu tun haben.

Wie so oft nach „Schießereien“ an Schulen, flammte auch jetzt, nach dem Florida-Massaker, die Diskussion um Videospiele wieder auf. Weil gewalttätige Shooter-Games vor allem junge Menschen aggressiv machen und ihre Psyche verderben würden, tragen sie eine Mitschuld an solchen Massakern, sagen die Kritiker. Ich spiele für mein Leben gerne Shooter-Spiele und habe da ein Wörtchen mitzureden. Es ist Zeit für etwas Rationalität.

„Zerstört eure Ego-Shooter und Spielkonsolen! Das sind KEINE Spiele! Es sind Militär-Simulationen, kreiert, um Leuten zu lehren, wie man Waffen benützt und damit tötet.“ Der Tweet des New Yorkers Andrew Humphreys, mit dem er vergangene Woche nach dem Schulmassaker in Florida zum Boykott von Videospielen aufrief, erhielt viel Zustimmung. „Sie beschädigen die Psyche von jungen Menschen.“

Vielleicht spielen Sie ja selbst Videospiele, vielleicht spielen Ihre Kinder. Vielleicht sind Sie unschlüssig, was für einen Einfluss Gewaltspiele auf den Nachwuchs haben. Jeder Mensch reagiert anders. Ich bin keine Psychologin, folgende Informationen sollen lediglich als Input dienen.

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Es gibt eine Studie, die eine Verknüpfung herstellt zwischen brutalen Videospielen und Selbstkontrolle. „Gewalttätige Videospiele entmutigen die Spieler, Selbstkontrolle auszuüben“, heisst es in der Studie von 2014, veröffentlicht auf der Website Psychology Today. Als Beispiel wird das Spiel Grand Theft Auto genannt, wo Spieler Autos stehlen, mit Prostituierten Sex haben und andere Charaktere töten können. Die Studie wurde mit 172 HighSchool-Studenten durchgeführt, von denen eine Gruppe gewalttätige Videospiele spielte, die andere nicht-gewalttätige (wie Pinball 3D). Während dem Experiment stand eine Schüssel M&Ms bereit, von der sich die Spieler bedienen konnten mit der Warnung, dass eine hoher Konsum in einem kurzen Zeitraum ungesund sei. Die Spieler, die die gewalttätigen Videogames spielten, assen mehr als dreimal so viele Süssigkeiten als die anderen.

In einem anderen Artikel bei der Gesundheits-Website webmd.com. warnt der US-Suchtberater Keith Bakker vor einem wachsenden Problem mit Videospielen bei Buben und jungen Männern, weil es zur Sucht führen könne. Forschung zeige, dass Zocken Dopamin freisetzt. Ähnlich wie bei Alkoholsucht würde der Gamer versuchen, seinen Gefühlszustand zu ändern, indem er etwas von außerhalb nach innen nimmt. „Der Kokainabhängige nimmt eine Linie Kokain, um sich besser zu fühlen. Für Gamer ist es die Fantasiewelt, mit der sie sich besser fühlen“, so Bakker. Die Studie stammt von 2006.

Bevor wir neuere Studien analysieren, die zu einem komplett anderen Ergebnis kommen, ein kleiner Erfahrungsbericht meinerseits. Mein Faible für Videogames besteht seit meiner Kindheit, ich spiele regelmäßig; um den Kopf frei zu bekommen, gibt es für mich nichts Besseres. Vor allem aber macht es riesigen Spaß. Ich spiele vorzugsweise Ego-Shooter wie Call of Duty, das sind eben jene in die Kritik geratenen Spiele, bei denen der Spieler sich aus der Egoperspektive in einer dreidimensionalen Spielwelt bewegt und mit Schusswaffen Gegner tötet. Das Spiel ist anspruchsvoll, das Tempo hoch, man bedient dabei gleichzeitig Kamerasteuerung, Bewegungs-, Ziel-, Schieß- und Sprungknopf. Taktik und Reaktionsvermögen sind essentiell – seit ich intensiv spiele, scheinen meine Reflexe aus dem Tiefschlaf erwacht (sollte ich mir das nur einbilden, so hat das Zocken eben einen positiven psychologischen Einfluss).

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Videospiele haben meines Erachtens mit der Realität nichts zu tun. Ich vermag das so zu formulieren, weil ich den direkten Vergleich zum Abdrücken mit einer echten Waffe vom Schießstand her kenne: Es sind zwei komplett verschiedene Erfahrungen. Während es bei Videogames eine bewusste Spielerei ist, ohne dass die Psyche Hürden wie Empathie überwinden müsste, benötigt es beim reellen Abdrücken auf Gegenstände Überwindung, denn der Rückstoß, der Knall und die Aktion als solche verursachen emotionale Aufruhr.

Videospiele eignen sich, um gewisse taktische Aspekte zu üben. Die US-Armee etwa trainiert ihre Soldaten mit Shooter-Games, am Computer üben die Soldaten das Schießen, den Umgang mit Panzern und Minen. Auch von Autorennfahrern ist bekannt, dass sie bestimme Strecken mit Videospielen trainieren, etwa für die Sequenz von Kurven oder Bremspunkten.

Oftmals ist es ja so, dass Leute über Sinn und Unsinn von Videogames diskutieren, die in ihrem Leben noch nie gespielt haben. Nach einem Amoklauf in Erfurt 2002 kreierte etwa die deutsche Politik den Kampfbegriff „Killerspiele“, der vor brutalen Spielen warnen und abschrecken sollte – dass das wohl keinen einzigen Spieler von Call of Duty oder Battlefield abhielt, versteht sich von selbst. Selbstverständlich kann man eine Meinung haben, ohne auf dem Gebiet Experte zu sein, auch können Emotionen nach einer Schul-Schießerei einen Verstand trüben. Für jene Zeitgenossen habe ich einige wissenschaftliche Argumente zusammengetragen.

„Unsere Resultate legen nahe, dass der Konsum von Spielen mit eher gewalttätigen Inhalten in der Kindheit nur schwach mit einem erhöhten Risiko zu Verhaltensstörungen im späten Jugendalter in Verbindung zu bringen ist“, so das Fazit einer britischen Langzeitstudie von 2016. Die Forscher, deren Ergebnis in der Wissenschaftszeitschrift Plos One veröffentlicht wurde, fanden auch keine Verbindung zwischen Egoshooter-Spielen und Depression. Die Untersuchung nach antisozialen Verhaltensstörungen wurde an 1.815 Probanden – drunter Nicht-Spieler, Spieler von gewalttätigen Games und Spieler sogenannter „Puzzlegames“ – und anhand von zwei Terminen durchgeführt, im Alter zwischen acht und neun Jahren und später nochmals mit 15 Jahren.

Zum selben Ergebnis kam eine im Telegraph publizierte Langzeitstudie der Oxford Universität von 2015. Ein negativer Einfluss brutaler Videogames auf das Verhalten von Kindern sei nicht wahrscheinlicher als der von anderen Spielen. Ihr regelmäßiges Spielen sei nicht verknüpft mit Gewalt und Konflikten in der realen Welt. Die Wissenschaftler resümierten: „Die Studie impliziert, dass die Quantität eine größere Rolle spielt als die Qualität der Spiele – es widerspricht jenen, die auf den gewalttätigen Inhalt einiger Spiele fokussieren.“ Gewalttätige Filme etwa können einen viel größeren Einfluss haben als Videospiele, so Andy Przybylski, Autor der Studie.

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Dann gibt es Studien, die Kindern, die regelmäßig Online-Spiele zocken, ein besseres Abschneiden im Pisa-Intelligenztest gegenüber gleichaltrigen Nicht-Spielern bescheinigen. Zu dem Ergebnis kommt laut Stern.de eine australische Studie mit 15-jährigen Gamern, sie erzielten in den Bereichen Mathematik und Lesen 15 Punkte mehr als der Durchschnitt. „Videospiele könnten Schülern möglicherweise dabei helfen, die in der Schule gelernten Fähigkeiten anzuwenden und zu vertiefen“, vermutet der Wissenschaftler Alberto Posso.

Laut der Wissenschaftssendung Galileo fanden Forscher heraus, dass bei Hardcore-Spielern die unterschiedlichen Gehirnbereiche deutlich besser verbunden waren als bei Gelegenheitszockern, die Kommunikation zwischen ihnen reibungsloser funktionierte. Dafür untersuchten sie die Hirnzellen von Amateurzockern und Profigamern mithilfe eines Magnetresonanztomographen.

Forscher einer Studie der Ruhr Universität Bochum von 2017 fanden heraus, dass Gamer-Hirne schneller sind als jene von Nicht-Spielern. Laut der Berliner Morgenpost verglichen sie die kognitiven Fähigkeiten von Computerspielern mit Nicht-Spielern, dabei stellten sie bei ersteren eine höhere Aktivität in einem lernrelevanten Hirnbereich, dem Hippocampus fest. „Videospieler sind besser darin, Situationen schnell zu erfassen, neues Wissen zu generieren und Wissen zu kategorisieren – und das vor allem in Situationen mit hoher Unsicherheit“, sagt Forscherin Sabrina Schenk.

Studien sind grundsätzlich mit Objektivität zu betrachten, die absolute Wahrheit gibt es nicht. Wie immer gilt es, ein gesundes Maß zu berücksichtigen – bei Anzeichen von Sucht empfiehlt es sich, professionelle Hilfe aufzusuchen – und jeder Mensch reagiert anders. Brutale Videospiele machen Menschen nicht brutaler – Shooter-Games verwandeln Menschen nicht in Shooter. Auch scheint das Videospielen nicht gegenüber den Grausamkeiten in der realen Welt zu desensibilisieren. In Call of Duty & Co. eine Mitschuld für grausame Schulmassaker zu suchen, ist aus meiner Sicht ein Produkt der Fantasie.

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36 Kommentare

  1. In Deutschland musste doch nur der richtige gut vernetzte Hamburger Lobbyist mit CDU-Parteibuch (Eintritt 2003) daherzukommen und schon wurde ein dutzend Vorschriften verschärft oder neu eingeführt, um unter anderem dessen Pläne für die Belieferung mit staatlicher Zensursoftware Realität werden zu lassen.
    Unter den übrigen Verschärfungen leidet die Wirtschaft übrigens erheblich.
    Den betreffenden Filter hatte sich der Stratege zuvor in Deutschland 2001 zum Patent angemeldet, das er immer noch aufrechterhält.
    ARD („Panorama“), WDR („Aktuelle Stunde“), NDR („Schleswig-Holstein-Magazin“) und SWR waren natürlich spätestens dann mit der der Partie, als Behörden die absurden Thesen des Lobbyisten nach dessen teuren Kampagnen über dpa-Tochter News-Aktuell 2005/2006 übernahmen.

  2. Was für eine clevere Studie. Die einen spielen ein Spiel, bei dem man problemlos in die Schüssel greifen kann, die anderen Flipper, wo man bei kurzer Unaufmerksamkeit direkt verliert, wie jeder weiß, der schon mal an einem Flipperautomaten gestanden hat. Die am ruhigeren Spiel greifen öfter in die Schüssel. Und mal ehrlich: wen interessiert vor dem Fernseher schon, ob die M&Ms oder Chips gesund sind. Ist die Tüte einmal offen, wird sie auch leergegessen.

    • Und vielleicht snackt man zudem bei einem actionreichen, aufregenden Spiel einfach mehr? Nicht ohne Grund haben Flipperspiele weniger Verkaufszahlen als die bekannten „Schießspiel“-Titel.

  3. Moin moin,
    Zitat: „Brutale Videospiele machen Menschen nicht brutaler – Shooter-Games verwandeln Menschen nicht in Shooter.“
    Nochmals, auch wenn’s „nicht beliebt“ und die „empfindsame Seele verstört zurücklässt“: Man muß schon eine gewisse Gewaltaffinität mitbringen, um sich so etwas anzutun!
    Zukunftsszenario: Wenn alle Hemmungen fallen, werden die Programmierer im allerletzten Schritt vielleicht sogar „Opfer“ personalisieren und die jungen „Shooter-Gamer“ können ihre ungeliebten Mitmenschen „hochladen“ und in der „virtual Reality“
    töten, vergewaltigen und was weiß ich nicht alles für hirnkranke „Games“ machen.
    Vom Gamer zum 3-Schicht „Joy“stick-Drohenpilot bei Uschis Truppe. So geht Konditionierung, nur dass man/frau dann nicht mehr ein virtueller Massenmörder sein wird, wenn der ein oder andere Kollateralschaden „passiert“.

  4. Dies dient doch nur zur Ablenkung vom eigenen Versagen, wenn die Politik oder politiknahe Kreise solche Thesen verbreiten, dass Shooter Spiele Amokläufe fördert.

  5. Über Video- und Killerspiele wurde schon viel Unsinn berichtet. Gerade unsere öffentlich-rechthaberischen TV-Sender glänzten sehr häufig mit fehlerhaften und schlecht recherchierten Beiträgen. Dieses Video enthält ein ganzes Sammelsurium solcher Fehler und manipulativ/suggestiv anmutenden Statements aus dem Voodoo-Journalismus.

    https://www.youtube.com/watch?v=zvidPUXp1R8

  6. Die Ballerspiele sind nicht weiter schlimm. Ich spiele immer noch im hohen Alter gerne Command & Conquer. Äußerst entspannend.
    Was aber gefährlich ist sind die Gewaltfilme aus den USA und Asien, welche solche Kopftreter Eskapaden gerade zu verherrlichen und verharmlosen, weil man die Folgen bei den Opfern nicht sieht. Dazu die Anleitungen im Internet und den unzähligen Kampfsportschulen, die häufig von Ausländern für Ausländer geführt werden, wo man die besagten Techniken lehrt und übt. Ich hatte in meine Leben viele Schüler, habe aber Techniken, die wirklich gefährlich in der Anwendung sind immer erst Schülern vermittelt, welche schon Jahre bei mir trainierten.
    Aber in kommerziellen Schulen geht es um´s Geld verdienen . Die Leute wollen sich nicht anstrengen sondern die schmutzigen Sachen lernen. Zum Glück funktioniert Kampfsport im Grunde nur bei einer sehr guten Fitness und Physis. Um die zu erlangen braucht es sehr intensives Training. Allerdings auf jemanden drauf zu springen, der am Boden liegt braucht es das nicht.

  7. Ich spiele seit rund 35 Jahren. Aus dem Verständnis von „Insert Coin“ und „Game Over“ noch vor einem Englischunterricht in der Schule wurde ein perfekt flüssiges Englisch dass mich durch ein IT-Studium in Amiland getragen hat – zusätzlich zu 2 abgeschlossenen Berufsausbildungen. Auch den „Frau-und-Kind-Level“ habe ich angespielt. Lediglich für auch nur eine einzige Vorstrafe scheint meine soziale Kompetenz nicht auszureichen.

    Was nur mache ich falsch? Wie konnte mein Leben nur in eine solche Schieflage geraten?

    • Ich verweigere den Kauf vom neuen Wolfenstein, denn ich sehe nicht ein dass mir als volljährigem, mündigen Bürger die ungekürzte und unveränderte Originalfassung vorenthalten wird. Die Frickelei die erforderlich ist um Steam’s Geolocking zu umgehen ist mir zu aufwendig. DAS wäre mal einen Artikel wert, obwohl Frau Wernli als Schweizerin ja mittlerweile nicht mehr selbst betroffen ist und lediglich Deutsche und Österreicher zu „betreutem Spielen“ verdammt sind.

  8. Wir leben im Zeitalter der Enthemmung auf allen Ebenen.

    Selbst im ö.-r. TV haben wir aufgesetzte Nahschüsse zu bewundern, absurd grausame Gewaltszenen, ausgelebte Sexualität im Vorabendprogramm usw. usw.

    Mord, Totschlag, Gewalt, Crime und Sex wohin man schaut. Und das soll keinen Einfluss haben? Die Schulkiller hierzulande waren exzessive Video Games Spieler.

    Nein, der Verfall der sozialen Normenkontrolle ( des “ das tut man nicht“ ) einhergehend mit dem Verfall der rechtlichen Normenkontrolle durch teils unangebrachte nachsichtigste Ausübung, bei den Gruppen, die das nicht verstehen, d.h. nicht als Chance sondern als Schwäche der Judikative begreifen, das alles spielt Hand in Hand.

    Dazu Mengen von Demütigungsfernsehen, dass weitere soziale Hemmschwellen herabsetzt.

    Und das regelmäßig.

    Zufall – wer’s glaubt, ist selig. Selig sind die geistig Armen … .usw.

  9. Battlefield, Call of Duty, Medal of Honor, Wolfenstein, Doom etc. , Perlen der Ego-Shooter Spiele.
    Und dann kommen Knalltüten wie Christian Pfeiffer daher und erklären solche Spiele als gefährlich und gefährdend.
    15 Jahre später kommt derselbe Möchtegern-Kriminolge wieder daher und präsentiert dubiose Studien über Gewalt von Einheimischen und „Flüchtlingen“.
    15 Jahre und nichts dazugelernt.

  10. Sie sind eine erwachsene Frau, Frau Wenli, und waren einmal ein Mädchen. Sie können nicht ermessen, welchen Stellenwert Gewalt(phantasien) im Leben eines pubertierenden Jungen haben. Für gewohnheitsmäßige Egoshooter ist der Besuch eines realen Schießplatzes keine neue Erfahrung sondern der nächste Level. Im übrigen verweise ich auf Dave Grossman und dessen Buch „On Killing“, das es bezeichnederweise nicht ins Deutsche übersetzt gibt. Grossman meint, zusammengefasst, nicht, dass gewalttätige Videospiele Spieler zu Mördern machen, aber, dass sie bei potentiellen Mördern die dem Menschen angeborene Tötungshemmung herabsetzen, bzw. sie abtrainieren.

    • @Leo Anderson

      „Pubertierende Jungen“ dürfen in unserem Land weder Computerspiele für Volljährige spielen, noch wird ihnen per Gesetz erlaubt, auf dem Schießplatz die gleichen Großkaliberwaffen zu schießen, die sie aus ihren Spielen kennen.
      Ersteres lässt sich nicht sonderlich gut kontrollieren, das zweite schon.
      Aber ich kann ihnen versichern: Ich spiele seit 1993 mit einergewissen Regelmäßigkeit „Egoshooter“ und bin nebenbei auch noch Legalwaffenbesitzer. Ich hatte noch nie den Wunsch, jemanden zu erschießen, noch ist dies jemals aus anderen Gründen vorgekommen. Ich bin ein absolut netter Mensch. 🙂

      Grossmans Ausführungen bezogen sich damals im übrigen nicht auf „Egoshooter“, sondern auf „Lightgun-Shooter“ mit denen man mittels Lichtstrahl auf die auf dem TV dargestellten Gegner schießt. Darum „Lightgun-Shooter“.
      Die Nähe des Konzeptes zu einem professionellen Schießkino, führte damals zu Irritationen.
      Letztlich ist es aber doch ein gewaltiger Unterschied, ob man mit einer realen Waffe und echter Munition auf eine Großbildleinwand und real aussehende Gegner schießt, oder mit einer Plastikpistole ohne Rückstoß und Schussknall auf den Fernseher und eckig aussehende Zombies.
      Die Ungenauigkeit der Lightgun am Heim TV war damals zudem bisweilen so groß, dass man damit kaum einen wirklichen Übungseffekt erzielte.

      Wer den Vergleich zwischen virtuellem und echtem Schießen kennt, weiß, dass Computerspiele so weit ab der Realität sind, dass man hier keine Kausalzusammenhänge herstellen kann. Alles ein Ablenkungsmanöver von den wirklichen Problemen der Gesellschaft.

  11. Dass Thema ist zweifellos komplex. Aber als Selbst-Shooter-Spielerin gerät Frau Wernli das gesamte schlussfolgernde Drittel des Artikels in meiner Wahrnehmung dann derart einseitig, dass man schon denken könnte, man solle Shooter-Spiele vielleicht in die Lehr- und Trainingspläne der Schulen aufnehmen, um die Fähigkeiten der Schüler zu verbessern.

    Zumindest nicht gerade meine Meinung…

  12. Das ist nur wieder ein typisches Manöver, um von den wirklichen Ursachen und Problemen abzulenken. Warum regt sich niemand über die haarsträubende Inkompetenz des FBI auf, das einige Hinweise auf die Gefahr des N. Cruz bekam, Schüler, die dem zuständigen Leiter an ihrer Schule Hinweise gaben, auf die konkreten Tötungsabsichten die Cruz geäußert hat, auf die haarsträubende Politik an amerikanischen Schulen, Schüler mit gewalttätigem Verhalten eben nicht der Strafverfolgung auszusetzen, um ihnen ihre Karriere durch eine Vorstrafe nicht zu verbauen (Cruz hat in 3 Jahren 6 mal die Schule gewechselt weil er immer wieder gewalttätig und aggressiv war, wäre er vorbestraft gewesen, hätte er keine Waffe kaufen können), von der Feigheit des Hilfsscheriffs, der in sicherer Deckung außen gewartet hat, bis Verstärkung kam. Und warum gibt es noch immer keine breite Aufarbeitung der Massakers in Las Vegas?

  13. Wenn Spiele zur Gewalt verleiten, was ist dann mit dem Islam??? Der ist kein Spiel, sondern blutige Realität, seit 1400 Jahren!!! Sollten wir nicht erst einmal die wichtigen Probleme anpacken???

  14. Was immer wieder verschwiegen wird: die Täter suchen sich für ihre Massaker gezielt „gun free zones“ aus. Es gibt tausende von Schulen in den USA, an denen der eine oder andere verantwortungsbewußte Lehrer einen Waffenschein und eine Faustfeuerwaffe hat – und keine von denen kommt je mit einem Massaker in die Schlagzeilen, weil die Täter nun mal keinen Kampf riskieren wollen, sondern die Jagd nach wehrlosen Opfern suchen.

  15. Zur Zeit findet die IEM 2018 in Katowice statt. Preispool $524.000. Wer in dieser ständig wachsenden Sportart ernsthaft noch Potenzial sieht, die Jugend zu Gewalt zu animieren, der ist einfach nur ewiggestrig.

    Zumal es noch nie Shooter wie Counter-Strike, oder Call of Duty waren, die morbide Faszination ausgeübt haben, da bei diesen die Wettkampfmechanik bzw. der Skill viel mehr im Vordergrund stehen.

    Über Postal, Manhunt oder Soldier of Fortune und ähnliche kann man sicher streiten, aber auch da wirken sich solche Spiele auf die gesunde Psyche schlicht nicht aus. Wer sowieso zu Gewalt neigt, mag dadurch beeinflusst werden, aber mit solch einer Argumentation könnte man auch das Autofahren oder Fußball verbieten.

  16. Als ehem. päd. Beschäftigter einer Rehaklinik, die dicke Kimder und Jugendliche therapiert, kam ich mit dem Phänomen „Videospielsucht“ in Berührung. Die Dimension ist eine weit größere, es handelt sich um eine ausgeprägte Mediensucht zwischen Konsole, TV und Smartphone, damit man auch unterwegs noch auf die Mattscheibe glotzen kann. Die Therapie beinhaltete konzeptionell die Umorierung ins Draußen, wo Menschen und Natur begreifbar nahe sind. Verbunden mit Sport und anderer Ernährung können Erfolge erzielt werden. Diese Kinder und Jugendlichen sind verwahrlost, obwohl bzw. weil sie alles haben. Erschreckend viele hatte sich selbst im Hochsommer hinter zugezogenen Vorhängen in ihre Zimmer zurückgezogen, bei Chips, Pizza, Cola, Unmengen von Süßigkeiten und reichlich Spielesoftware. Eine völlig verarmte, bewegungsfeindliche Geistes- und Empfindungswelt, zugelassen von den Eltern oder Elternteilen. Es geht weniger um den Inhalt solcher Videospiele als deren Suchtpotenzial und die kranke, verdrehte Lebenswelt, in der heutzutage Kinder und Jugendliche aufwachsen. Videospiele allein sind nicht das Problem, aber sie sickern in bereits beschädigte Lebenswelten ein, die keine Abwehrkräfte mehr besitzen. Das Videospiel wird zur Kompensation von fehlender Zuwendung, Vertrauen und Liebe, ausbleibenden Erfolgserlebnissen und Bestätigung, mangelnder Identität und Vorbildern. Das Videospiel als „Wirklichkeits“- Ersatz für die fehlende Erlebensqualität zerrütteter Elternhäuser, in denen das Kind in eine bereits degenerierte und reizverarmte Konsumwelt hineingeboren wird.
    Vorläufiges Fazit: Videospiele ja, aber bitte nur in starken, gesunden Elternhäusern !

  17. Solche Spiele als die Ursache eines Amoklaufs zu betrachten ist doch wohl ein wenig lächerlich. Ansonsten müsste es ja jährlich zehntausende Amokläufe geben. Ich persönlich gehe davon aus, dass Gewaltspiele jenen, die sowieso schon bereit sind andere Menschen zu töten, lediglich dazu dienen ihre Gewaltphantasien noch weiter auszuschmücken. Aber ob das jetzt mit einem Spiel, einem Buch oder einem Film passiert spielt doch letztlich keine Rolle. Viel wichtiger erscheint mir da doch den wirklichen Ursachen für einen Amoklauf auf den Grund zu gehen.
    Jeder der schon einmal von einem anderen Menschen wirklich erniedrigt wurde und in Folge dessen üble Gewaltphantasien (ich betone Phantasien!) entwickelt hat, weiß wovon ich spreche. Ich will damit nicht sagen, dass jeder Amokläufer erniedrigt wurde, aber ich kann mir vorstellen, dass bei gewissen Persöhnlichkeitsmerkmalen kombiniert mit aufgestauten, unverarbeiteten Aggressionen und einem schlechten, sozialen Umfeld die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher ist einen Amoklauf zu vollziehen, als wenn die Selbstschutzmechanismen noch erhalten sind. Zu beachten in diesem Zusammenhang sind meiner Meinung nach auch die hohen Selbstmordraten von Amokläufern, die den Verdacht auf schwerwiegende psychische Probleme erhärten.

  18. Liebe Frau Wernli,
    Sie verallgemeinern- was Ihnen und den besagten Studenten nicht schadet, richtet bei einem dummen Menschen mit geringer Intelligenz möglicherweise großen Schaden an und die neue Brutalität und vor allem das Treten gegen den Kopf ist direkt auf brutale Filme und Spiele zurück zu führen, in denen der Kontrahent immer wieder aufspringt und weiter macht. Dummheit ist eben grenzenlos und seit der Öffnung derselben durch Kanzler verbreitet sie sich exponentiell.

    • Sie haben in meine Augen nur zum Teil recht. Die Ballerspiele sind nicht weiter schlimm.
      Was aber gefährlich ist sind die Gewaltfilme aus den USA und Asien, welche solche Kopftreter Eskapaden gerade zu verherrlichen und verharmlosen, weil man die Folgen bei den Opfern nicht sieht. Dazu die Anleitungen im Internet und den unzähligen Kampfsportschulen, die häufig von Ausländern für Ausländer geführt werden, wo man die besagten Techniken lehrt und übt.

  19. Eine subjektive Korrelation kann ich zwischen der Dauer des Spielens und Aggressionen bei meinen Kindern erkennen. Je länger gespielt wird, desto unrunder ist danach das Verhalten. Mit zeitlichen Beschränkungen stellt sich das Problem aktuell nicht mehr.
    Diese Beobachtung ist unabhängig des Spieltyps und bezieht sich ausdrücklich auch auf Simulationen wie Rennspiele und die Sims.

    • Stimmt, Computerspiele sollte für Kinder immer sehr enge zeitliche Grenzen haben und vor allem nicht täglich möglich sein.

  20. Die beste Voraussetzung für Amokläufer sind Versager im Elternhaus, denen so gut wie alles egal ist. Sei es, das sie die Erziehung der Kita, dem Kindergarten und dem Lehrer überlassen oder sich gleich um gar nichts kümmern oder ihrem Nachwuchs vorleben, das es einem auch egal sein kann, ob die Katze oder der Hund verhungert, sollte sich über Haltlosigkeit und Neigung zu Gewalttätigkeit nicht wundern.

    • So einfach ist das nicht: – es gibt zu einem gewissen Prozentsatz in der Bevölkerung Autismus. Dieser muss nicht maximal ausgeprägt sein und für jedermann schnell erkennbar. Wenn eine soziale Kompetenz, das „Mitfühlgen“ fehlt oder schwach ausgeprägt ist, dann bewirkt eine Sozialisation in der Familie nicht viel. Wenn dann noch dazukommt, dass der Vater oder die Mutter ähnlich veranlagt ist, dann wird es mit der familiären Prägung nicht so einfach, bzw. wird diese kontraproduktiv sein!

    • @Bubi
      Ich glaube nicht, dass Autismus als angeborene Krankheit bei Amokläufern die entscheidende Rolle spielt. Es ist eher Medikamentenmissbrauch. Schüler und Studenten neigen zum „Doping“, optimieren so ihre Leistung und halten den persönlichen Leistungsdruck damit niedrig. Gerade Antidepressiva schalten emotional tickende Menschen auf kalt. Und zwar auf so kalt, dass ihnen jegliche Empathie abgeht. Erklärt die enorme Kälte der Täter gegenüber ihren Opfern.

  21. Und täglich grüßt das Murmeltier. Die sollten sich mal mit dieser satanischen Heavy Metal-Musik beschäftigen. Das muss doch so unfassbar verrohend sein. Total haram.

    Diese Studie ist auch genial. Die eine Gruppe spielt GTA, wo man auch mal den Controller aus der Hand legen kann und nichts passiert und die andere Pinball ein Spiel wo selbst die kleinste Unaufmerksamkeit Game Over bedeuten kann (und man auch nicht einfach mal so pausiert ohne aus dem Rhythmus zu kommen). Und dann wundern die sich, dass die weniger M&Ms essen…jetzt mal ernsthaft, sind diese „Wissenschaftler“ eigentlich völlig bescheuert?

    Aber gut, man muss sich nur mal die Selbstbeschreibung des Autors anschauen. „My research has challenged several myths (e.g., violent media have a trivial effect on aggression, venting anger reduces aggression, violent people suffer from low self-esteem, violence and sex sell products, warning labels reduce audience size).“

    Immer diese noblen Ritter. Da muss ich direkt an Christian Pfeiffer denken.

  22. Ein höflicher aber bestimmter Hinweis in die Schweiz:

    Objektivität und absolute Wahrheit gehen Hand in Hand. IMMER!

    Wahrheit ist IMMER absolut. Alles andere ist eine schallende Ohrfeige gegenüber der Königsdisziplin der Vernunft: die Logik.

    Und eine Beleidigung seriöser und methodischer Wissenschaft. Es hieße, sich mit der Torheit gemein zu machen.

    Was die Autorin meinen könnte ist, die Moderne ist orientierungslos geworden. Eine Studie jagt die nächste Studie. Kaum einer liest sie, noch weniger prüfen diese nach und wiederum noch weniger Menschen (u.a. auch Wissenschaftler) wissen wie das gehen muß.

    Das wird NICHT mehr an den Unis gelehrt. Seit die verkommenen 68er den Laden aufgeräumt haben.

    Man ahnt, der Patient ist möglicherweise krank, dem geht es nicht gut, aber die (unfähigen) Methoden der Soziologie und der Psychoheinis bringen einen nicht weiter, sondern machen das Chaos nur noch größer.

    Vor diesem Problem stehe ich nicht. Die Soziologie (arrogante Priesterschaft der Moderne) beschreibt nur, liefert aber keine echten Lösungen.

  23. Bravo! Tamara Wernli ist es gelungen, ihre These zu widerlegen,dass „Videospiele nichts mit Amokläufen an Schulen zu tun haben“. Die Studien besagen es schließlich und erklären es auch plausibel sowohl physiologisch/biochemisch als auch psychologisch. Einzelfälle, die dagegen immun sind oder es glauben zu sein, geben keine allgemeingültige Auskunft! Süchtige neigen bekanntlich vermehrt dazu, sich nicht für süchtig zu halten und ihr Tun für vertretbar.

    Andere Studien? Gab es früher auch schon mal zu Hauf zur Schädlichkeit des Rauchens… Und heute zum Klimawandel…

    Dass die Hemmschwelle für Gewalt durch Gewaltvideos heruntergesetzt wird, ist sicher mehr als einleuchtend. Da wird etwas salonfähig gemacht. Außerdem gibt es noch den kriminalpsychologisch erwiesenen Nachahmereffekt. Wenn einer mal anfängt…

    Wenn es um Migranten aus Ländern geht, wo Gewalt das Mittel des Überlebens ist, wo man in einem unrechtsstaatlichen Klima sozialisiert wurde, denken wir schließlich auch anders über Grundeinstellungen und Gewaltpotentiale nach, die sich, wenn überhaupt, nur schwer ändern lassen. Warum sollte das bei Gewaltvideos prinzipiell anders sein, insbesondere wenn gleichzeitig typischerweise die realen sozialen Kontakte verkümmern, wo man noch etwas anderes üben kann und muss? Der Mensch wird das, was er lernt.

    • Bloß doof, dass Gaming so ziemlich DIE Jugendsubkultur schlechthin darstellt und wie kein anderes Hobby soziale Kontakte ermöglicht, da so gut wie jede/r zockt.

      Ihre kruden Thesen wurden schon vor Jahren widerlegt. Irgendwann kann man es auch als verbitterter Opa ja mal sein lassen.

      • Jetzt weiß ich, welche Einseitigkeiten, wenn nicht nur Virtuelles, „Soziale Kontakte“ genannt werden. Wie die Fische im Aquarium, dies dies für etwas Großes halten.

  24. Man möge mal Google bedienen und nach den Aufzeichnungen der Colombine-Amokläufer suchen. Die Tagebucheinträge sind auf einer speziellen Seite abrufbar. Wer nach der Lektüre immer noch mit populistischen Parolen um sich schlägt wie „Killerspiele sind der Grund für Amokläufe“ oder „Wir brauchen strengere Waffengesetze“, der hat nicht nur nichts verstanden, sondern der will auch nichts verstehen.
    Die beiden jungen Männer haben peinlichst genau aufgeschrieben, was in ihnen vorging und warum sie den Amoklauf durchgezogen haben. Anstatt alle Energie in irgendwelchen Scheindebatten zu verschwenden, sollte man den Leuten halt einfach mal zuhören.
    Die jungen Männer, die zur Waffe greifen und um sich schießen, sind ein Symptom für die Krise der jungen Menschen heute, vor allem der Männer, und für den desaströsen Zustand der Gesellschaft bei uns.

    Was die Videospiele angeht, kann man wohl nur sagen, dass jeder das gesunde Maß finden muss. Stundenlang vor Bildschirmen zu sitzen war noch nie gesund.

    • Wer sagt denn, dass die Leute ehrlich Auskunft geben? Wer sein Spiel liebt, wird nichts Schlechtes über sich sagen. Es geht letztlich um Leute, die eben kein gesundes Maß finden oder mit der Zeit das Gefühl für ein gutes Maß verlieren. Es reichen schon ziemlich wenige Amokläufe, um ein Angstklima in einer Gesellschaft zu erzeugen.

      Ob Gewaltspiele nun Symptom oder Ursache für den „desaströsen Zustand der Gesellschaft bei uns sind“, dürfte nebensächlich sein. Desaster befriedigt sich eben mit Desaster. Besser wird es durch Gewaltspiele jedenfalls nicht.

      Mir fällt auf, dass sich das ganze Thema in einem gesellschaftlichen Grenzbereich abspielt. Da weiß man, wo sie steht. Obwohl man sich gänzlich andere, schönere Gefilde vorstellen könnte, wofür sich eine Gesellschaft interessiert. Jede Gesellschaft hat ihre Mentalität, die schließlich irgendwie ablesbar ist. Dabei kommt es nicht auf die Details von Studien an, zumal wenn sie strittig sind. Allenfalls ist dies ein Kennzeichen, wie unzuverlässig Studien auf diesem psychologischen Gebiet generell einzuschätzen sind, falls nicht sowieso Auftragssponsoring im Spiel ist.

  25. Danke, endlich sagt’s mal jemand ! Als Eltern traut man sich ja kaum noch, zuzugeben, dass die Kinder Ego-Shooter spielen.
    Aus eigener Erfahrung: bis zu einem gewissen Alter – ca. 14 – 15 Jahre – ist das Suchtpotential sehr groß. Wenn man also als Eltern seinem Kind so ein Spiel mit FSK 16/18 kauft, dann sollte man das mit einem kontrollierten Zeitlimit beim Spielen verbinden, sonst kommt die Schule zu kurz. Ab 16 reduziert sich die Suchtgefahr, weil da weitaus interessantere Dinge im Leben passieren – das andere Geschlecht, die eigene Zukunft, Geld verdienen usw.
    Was die Brutalität betrifft, denke ich eher, dass dieser Grundstein schon in der frühesten Kindheit gelegt wird. Ein Kind, das selbst nie mit Brutalität in Kontakt gekommen ist, wird durch Ego-Shooter nicht brutal.
    Und alles andere – Schnelligkeit im Denken, vorzügliche Feinmotorik und ein gutes Gefühl für Fremdsprachen, da international gespielt wird – ja, das ist so. Aber vielleicht ist es auch gerade das, was von bestimmten Personengruppen nicht wirklich gewollt ist.

  26. Nun wird’s filosofisch. 😉 Gerade Jugendgewalt, vielleicht nicht in dieser Ausprägung, ist ja kein ganz neues Symptom. Wenn ich viele, viele Jahre zurückdenke, vertrat ich angesichts von Zeichentrickfilmen – wie „Daffy Duck“, „Roadrunner“ und wie sie alle hiessen – auch die Ansicht, diese Produkte würden zu einer „Brutalisierung“ des Nachwuchses beitragen. Taten sie das wirklich? Rückblickend muß ich feststellen: offensichtlich nicht. Denn sonst gäbe es keine „jüngeren Geschwister“ mehr. Die wären nämlich den Treppenstürzen, verursacht von den älteren, die in diesen Filmen „lernen“ konnten, daß man 50m-Stürze völlig unbeschadet überstehen könne, danach aufsteht und fröhlich weiter seines Weges zieht, zum Opfer gefallen. Sind sie aber nicht.

    Drum wird es eine reine Meinungsäusserung bleiben, eine, die sich nie beweisen aber auch halt kaum widerlegen läßt: Nein, diese Spiele tragen nicht spürbar zur Brutalisierung bei und sie sind auch eher nicht der Auslöser für Gewalttaten. Sie können es in einer kaum meßbaren Größenordnung sein, wenn beim Zuschauer schon eine gewisse Prädisposition vorhanden ist. Die kann aber auch durch ganz andere Auslöser zum Vorschein kommen. Sehr viel wahrscheinlicher scheint mir, daß, je brutaler diese Spiele sind, umso größer deren Ventilfunktion ausfällt und dadurch möglicherweise eher verhindert wird, daß Phantasien in die Realität umgesetzt werden.

    Andererseits: Kann es eine Frage der Intensität sein? Läßt eine tägliche „12-Stunden-Berieselung“ die Grenze zwischen „Traum und Realität“ verschwimmen? Schliesslich lebt eine ganze Nudging-Industrie, bis hinauf ins Kanzleramt, davon.

    Holen Sie schon mal 2 oder auch 3 Flaschen Rotwein aus dem Keller. Das könnte eine abendfüllende Diskussion werden. 🙂

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