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Zu wenige Apfelbäumchen

Sei unzufrieden!

19.05.2017

| Lesedauer: 2 Minuten
Ich bin unzufrieden mit mir. Ich will gesünder sein. Klüger. Belesener und beredter. Vor allem effizienter. Die Zeit, die uns allen tickt, ich will sie mit mehr Weisheit nutzen. Ich bin unzufrieden und ich will unzufriedener sein.

Warum ist das Glas nur »halb voll«? Welcher Gastgeber meint, dass es eine gute Sitte sei, dem Gast ein nur halb volles Glas zu reichen, damit der sich die trockene Kehle befeuchte? Was wird es anschließend zu essen geben? Ein halbes Schnitzel mit einem halben Blatt Salat?

Man würde es nicht meinen, aber ich glaube nicht an Zufriedenheit. Zufriedenheit ist ein perverses Prinzip, ein folgenreicher Irrtum, einer der großen Lebensfehler. Zufrieden zu sein, das ist wie tot zu sein. Die Toten sind zufrieden. Zumindest nicht unzufrieden.

Ich sehe Bücher in Buchhandlungen, die mich lehren wollen, mich selbst »anzunehmen«. Ein Paket als Metapher fürs positive Selbstbild? Ich will mich aber nicht »annehmen« und schon gar nicht so, wie ich bin. Geben Sie dieses Paket lieber beim Nachbarn ab. Der liest bestimmt auch Bücher wie »Ich bin okay, du bist okay«, nehme ich an. Mich nehme ich nicht an, ich nehme mich nur vorläufig in Verwahrung. Und dann versuche ich, besser zu werden. Weil ich unzufrieden mit mir bin. Weil ich unzufrieden mit mir sein will.

Ich will sportlicher sein. Ich habe letztens von einer »Bewegung« namens »fat acceptance« gehört. Man solle seine Adipositas »annehmen«. Man solle auch behaupten, dick sei »schön«. (Aber nur bei Frauen – wieso nicht bei Männern? Muss ich Donald Trump dann auch »schön« finden?) Was kommt als Nächstes? Eine »uneducated acceptance«, wo man das Studium abbricht und versucht, auch ohne Bildung eine Karriere zu machen? Als »Aktivist« etwa? Oder »Influencer«? Haha. Oh, Moment, das gibt es wirklich. Es greift vor allem in Berlin um sich. Nee, das ist nichts für mich. Lieber Influenza als Influencer.

Ich bin unzufrieden mit mir. Ich will gesünder sein. Klüger. Belesener und beredter. Vor allem effizienter. Die Zeit, die uns allen tickt, ich will sie mit mehr Weisheit nutzen. Ich bin unzufrieden und ich will unzufriedener sein.

Ein guter Teil menschlichen Fortschritts passierte, weil jemand unzufrieden war. Nicht immer war es genau so geplant, wie es passierte, aber oft war Unzufriedenheit der Motor. Die Spanier waren unzufrieden mit dem Seeweg nach Indien. Steve Jobs war unzufrieden mit Computern, MP3-Playern und Mobiltelefonen. Buddha war unzufrieden mit der eigenen Spiritualität. Jesus war unzufrieden mit dem angeblich viel zu strengen Theoretisieren der Pharisäer. Helmut Kohl war unzufrieden mit der Teilung Deutschlands. Rosa Parks war unzufrieden mit dem ihr zugewiesenen Sitzplatz. Gandhi war unzufrieden mit britischer Außenpolitik.

Nicht immer wird uns Unzufriedenen die Befriedigung gewährt, den Quell unserer Unzufriedenheit versiegen zu sehen. Doch selbst im Fall der Unzufriedenheits-Auflösung hat der erfahrene Unzufriedene längst den nächsten Samen für neue Unzufriedenheit ausgemacht.

Sei nie zufrieden. Nicht einmal mit deiner Unzufriedenheit. Sei unzufrieden darüber, dass du nicht unzufrieden genug bist.

Um wieder mal einen zu paraphrasieren, dessen Lebensleistung die manifestierte Unzufriedenheit mit der Kirche ist: Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, wäre ich dennoch heute unzufrieden, weil zu wenige Apfelbäumchen wachsen.

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15 Kommentare

  1. Ich bin ein ewiger Unzufriedener, muss immer weiter, immer mehr und besseres haben als ich habe; das ist nun einmal so, ich habe vor mir selber resigniert.
    Aber ein Buch, das mir versprechen würde, ich könnte zufriedener sein, käme mir nicht ins Haus. Zum Teufel mit all diesem Geschreibsel, sollen doch andere damit zufriedener werden.

  2. Ein kluger Kopf sagte einmal: „Zufriedenheit ist eine Entscheidung“.
    Wobei es sich hier wohl nicht um eine Entscheidung handelt, die sich mit der geballten, versammelten Dummheit, die einen großen Teil der Moderne mittlerweile auszeichnet, irgendwann zufriedengeben geben kann (und) darf, in der weit verbreiteten Annahme, man müsse (nur) die STÄRKE haben, sich mit der Unvollkommenheit zufrieden zugeben, ja, man müsse es (nur) VERSTEHEN.

    Es war wohl jene „übergeordnete, metaphysische“ Zufriedenheit gemeint, die nur auch, wie Michael C. Ruppert (Collapse) es sagte, zusammen mit „all‘ dem Schönen, das die Menschen kreierten, die Musik, die Kunst, die Malerei, die Herzensliebe die wir miteinander entwickeln konnten, unter diesem (ich zitiere nur wörtlich) Berg Scheiße (an skrupelloser Dummheit) begraben wurde.“

    Dennoch der Trost: Eine Zufriedenheit, „die die Welt nicht geben – aber auch nicht nehmen kann“, weil sie sich aus den den „Schwingungen der ewigen Dinge“ u. der daher (ebenfalls) nicht tot zu kriegenden, intuitiven Erkenntnis speist, das alles, was der Mensch/der Westen einst als gut, richtig, vernünftig erkannte bzw. in praktisches Handeln entspr. umzusetzen vermochte, letztlich eben auch nicht tot zu kriegen ist, sondern stets WEITERGEFÜHRT wird.

    In seinem, ich glaube letzten Star Treck -Film (Das unentdeckte Land), sagte ein sichtlich gealterter, aber dafür umso weiserer Mr. Spock zu seiner jungen Vulkanier-Kollegin: „Haben Sie Vertrauen…“ Sie fragte nach: „Vertrauen nach was?“ Spock: „Das sich das Universum so entwickelt, wie es sich entwickeln sollte.“

  3. Mit der Unzufriedenheit ist das so eine Sache, weiß ich aus eigener Erfahrung.
    Unzufriedenheit auf Dinge, die man ändern oder verbessern kann, hat Fortschritt oder Weiterentwicklung zur Folge, Beispiel: Ich bin nicht zufrieden mit meinem Gewicht, also nehme ich ab. Unzufriedenheit mit Dingen, die man NICHT ändern kann, erzeugt Wut und Ohnmacht, Beispiel: Alter, Behinderung, o. ä. Ich halte mich, soweit es meine eigene Wut und Ohnmacht gestatten, an Folgendes:
    Gott schenke mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Geduld, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Ist angesichts der aktuellen politischen Lage zwar nicht so einfach, danach zu leben, aber es verschafft ein wenig mehr Weitsicht.

  4. Herr Wegner, ich kann Ihnen, anders als die Meisten hier, fast voll beipflichten.
    Wahrscheinlich wurden Sie u.A. in Bezug auf die Toten missverstanden, deute ich so: Nur wer tot ist, ist zufrieden. Das heisst im Umkehrschluss(für mich) nicht, dass man nicht auch mit gewissen Dingen zufrieden sein kann und will. Aber es gibt massives Potential für Verbesserungen. Und ich meine wirkliche Verbesserungen, nicht irgendein bling bling, noch ein nutzloses, destrukrives elektronisches Gerät, sondern echten Nutzen, Verbesserungen der Sachen.
    Ein Auto, das statt 7 nur noch 5 Liter verbraucht, eine pünktliche, bequeme Bahnreise mit freundlichem Personal, preisgünstige Waren durch Massenproduktion, guter Service usw. usf.. Man muss nicht alles kritisieren, es gibt auch erfreuliche, gute Dinge, aber auch viel Potential zur Verbesserung.
    Da fällt mir dazu noch ein Spruch ein: Man ist so alt wie man… denkt.
    Und da kommen wir wieder zu den Toten, manche sind schon mit 30 tot.

  5. Die Toten sind nicht zufrieden, die sind tot. Tod entspricht nicht Zufriedenheit. Tot ist tot, zufrieden ist zufrieden. Das sind zwei paar Schuhe. Ansonsten stimme ich @sb1211 und @kassandros zu – und vielleicht sollte man den Aufruf „Sei unzufrieden“ in „Sei mit Sachen unzufrieden, die Du noch ändern möchtest und sei mit den Sachen zufrieden, bei denen Du sowieso schon ein gutes Gefühl hast.“

    Wieso fällt mir da gerade wieder „Die Anstalt“ mit ihrer Folge vom letzten Monat ein? Da gab es eine Geschichte, in der der Conferencier, dargestellt von Claus von Wagner, dem „Deutschen“, dargestellt von Max Uthoff, die ÖPV unterjubeln wollte. Uthoff sitzt also auf einem Bobbycar und fährt damit ein Stück „Straße“, das im Studio ausliegt, entlang. Der Conferencier: „Das ist eine schöne Autobahn, die Sie da haben.“
    „Deutscher“: Ja, nicht wahr? Die geben wir auch nicht her, die behalten wir.
    Conferencier: „Naja, wer würde die auch kaufen wollen, so kaputt wie sie ist.“
    Und Zack, war „der Deutsche “ am Haken – denn anstatt, das er sagt „Mir doch latte, ich behalt das Ding solang, bis es tatsächlich auseinanderbricht und dann gucken wir mal weiter“ (also extrem nachhaltiges Wirtschaften), sagt er „Ja, stimmt, da müsst man was gegen tun“ und war so unter anderem durch „Jaaaa bloß keine Schulden machen“ in der Spirale gefangen, an dessen Ende die ÖPV, eine Autobahnmaut und noch mehr unzufriedenheit stand.

    Des Weiteren denke ich da gerade an Horst Schrots Programm „Grün vor Neid“, in dem es genau darum geht – um Neid. Wir alle haben die Grundvoraussetzungen neidisch zu sein und wir alle vergleichen uns mit Anderen – und wenn WIR nicht merken, dass wir neidisch sein müssen, stößt uns jemand in die Seite und erklärt uns, DASS wir neidisch auf XYZ sein müssten.

    Also ehrlich gesagt – mag zwar alles überspitzt sein, da wir über Kabarett reden, aber – ich mach da so nicht mit. Ich bin mit dem zufrieden, was ich habe.

  6. Wenn ich meinen Zustand am Level meiner Unzufriedenheit messen würde, dann wäre momentan wirklich alles in Butter!

  7. Manchmal hilft nur noch Akzeptanz. Es wird immer Dinge geben, mit denen man unzufrieden ist, die man aber eben nicht ändern kann. Da kann man sich noch so mühen, seine ganze Kraft aufwenden und am Schluss hat sich dennoch nichts geändert. Das Erreichen eines Zieles muss in Relation zu der aufzubringenden Kraft stehen, was hilft es, sich sinnlos zu verausgaben? Könnte ich all meine Unzufriedenheit befrieden, wäre ich Göttin, so anmaßend bin ich dann aber doch nicht. Oft ist der einzig sinnvolle Satz :“ Es ist, wie es ist.“ Zufriedenheit heißt ja nicht automatisch Stillstand, es beinhaltet ja auch bewahren und es ist meiner Meinung nach sinnvoll, gute Dinge festzuhalten. Das alleine ist ja oft schon sehr kräftezehrend.

  8. Wozu Unzufriedenheit? Man will so doch „nur“ zufriedener werden. Was aber, wenn man es schon ausreichend ist – oder wenn man wenigstens einen Weg kennt, zufriedener zu werden? Bei Zufriedenheit gibt es nicht nur „an“ und „aus“. Sie hat Struktur. Es gibt Wichtiges, worüber man unzufrieden sein kann aber auch Nachrangiges, an den Haaren Herbeigezogenes.

    Ich meine sowieso, auf Unzufriedenheit braucht man nicht zu warten. Wozu sie sich extra wünschen und produzieren? Wäre das nicht kontraproduktiv, ja sogar verirrt?

    Auch das noch:
    An die Maßnahmen und Konsequenzen gedacht, ist es ein großer Unterschied, ob man mit sich selber unzufrieden ist oder über andere. Oder wer anderen Unzufriedenheit sogar beschert! Was ist mit dem Autor, der andere zur Unzufriedenheit auffordert?

    Was ist mit den Motiven, die hinter Unzufriedenheit stecken? Wenn sich einer wünscht, er möge reich auf Kosten anderer sein, ein König ohne Verpflichtungen, ein Star, der oben steht, während ihm andere zu Füßen liegen…? Wer weiß schon, was der wahre Antrieb der Weltverbesserer*) Bill Gates und Steve Jobs war? Wer heute kein Smartphone hat oder mit dem Computer nicht umgehen kann, kann leicht unzufrieden sein, weil rückständig und beruflich ausgegrenzt. Oder wen die Art der Diskussionen, Anfeindungen und Unwahrheiten unzufrieden machen, die durch die IT mit massenhafter Verbreitung möglich wurden…

    Haben die Wegbereiter der IT also Zufriedenheit durch Unzufriedenheit geschaffen oder vor allem mehr Hektik und Konkurrenz, weil durch Computer zwar alles schneller wurde aber die Wesen nicht besser? Dabei könnten die Geräte doch so nützlich sein!

    Fazit: Jede Maßnahme und Entwicklung ist zwar eine Veränderung aber nicht unbedingt ein gesunder Fortschritt auf dem Weg zur Zufriedenheit durch Unzufriedenheit. Eventuell muss an mehreren Seilen gleichzeitig gezogen werden, damit der Schuss nicht nach hinten losgeht. Es ist nicht egal, worüber man unzufrieden ist.

    ——————————
    *) Ich habe den Autor so verstanden, dass Unzufriedenheit der Antrieb zu Verbesserungen ist.

    • Och, ich hab kein Smartphone und brauche auch keines. Mein altes Samsung, das sich wie ein Communicator aufklappen lässt, reicht mir schon. Klar, Freunde sagen mir „Cal, du brauchst ein Smartphone, da können wir dich in einer Whatsapp-Gruppe adden“ (was natürlich ein einigermaßen gelungenes Wortspiel auf „What’s up“ ist) – aber dem halte ich entgegen: „Wenn sie, diese Freunde, mit mir Kommunikation suchen wollen würden, gibt es andere Mittel. Twitter, E-Mails, Telefon, das Handy selbst…“

  9. Also,
    was die Toten betrifft, da bin ich skeptisch, ob die nun zufrieden
    sind.
    Da
    wissen wir in Wirklichkeit garnichts, weil wir nur im Leben ein
    Bewusstsein haben, und nur in der Gegenwart existieren.
    Ich
    gebe Ihnen völlig recht, wir sind unseres Glückes Schmied, ganz
    egal wie wir aufschlagen, ob mit Schmackes und Genuss oder als
    eingebremste Vegetarier.

  10. Ich bin unzufrieden, weil ich es nicht schaffe, die zufriedenen Menschen in meiner Umgebung unzufrieden zu machen.

  11. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich im Großen und Ganzen zufrieden. Denn die Dinge, die mich unzufrieden machen, ändere ich, soweit ich sie ändern kann, und finde mich damit ab insofern eine Veränderung nicht in meiner Macht steht. Das Leben ist ein unendlicher Kompromiss.
    Beispiel gefällig?
    Ich war unzufrieden mit dem Aussehen meiner Haus-Fassade. Nun hatte ich drei Möglichkeiten. 1. Maler bestellen und neu Streichen lassen. 2. Mich damit abzufinden, dass sie aussieht wie sie aussieht. 3. Urlaub nehmen, Gerüst bauen lassen, selber streichen.
    Variante 1 ist zu teuer. Variante zwei, fällt aus, da ich es ja ändern kann. Also wählte ich Variante 3. Nun habe ich Muskelkater und mit deshalb unzufrieden 🙂
    Aber der Muskelkater wird vergehen, auch, wenn er erst einmal schlimmer werden wird, denn fertig bin ich noch nicht. Die neue Fassade wird mir für etliche Jahre bleiben.
    Ich hatte die Wahl zwischen alles lassen wie es ist, einen zweiten Job annehmen, um einen Maler bezahlen zu können, oder aber Muskelkater in Kauf zu nehmen. Einen Frosch musste ich schlucken. Ich habe den gewählt, der für mich der kurzfristigste sein wird. Somit bin ich im Moment sogar mit meinem Muskelkater zufrieden :-))

  12. Hallo Herr Wegner, jetzt bin ich aber auch etwas unzufrieden. Sie können das besser. Die Sichtweise ist zu kurz gesprungen und zu undifferenziert. Vielleicht sollte man unterscheiden zwischen einer produktiven Unzufriedenheit, die Fortschritt und eigenes Vorankommen generiert und einer kontraproduktiven Unzufriedenheit, die selbstzerstörerisch wirkt.

  13. „Nicht immer wird uns Unzufriedenen die Befriedigung gewährt, den Quell unserer Unzufriedenheit versiegen zu sehen“. Für mich im politischen Kontext der zentrale Satz in diesem Artikel. Vielleicht ist der Text vom Autor ja als Aufruf zu einer positiveren Sicht der Dinge zu verstehen. Beschwichtigungsversuche sind für mich aber in unserer Situation absolut kontraproduktiv. Sich zurückzulehnen und zu sagen, alles könne ja noch schlimmer sein, ist zunächst stressfrei, führt aber ins Verderben. Der Bürger muss mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, jenen besagten Quell der Unzufriedenheit zu bekämpfen.

  14. Es gibt Zufriedenheit als (seelisch) Sicheren Bereich, das ist diejenige, die Sie ablehnen. In die flüchtet man sich, um die Illusion von der Welt und vor allem von sich als „ok“ aufzurichten. Aus der heraus kann man logischerweise keine Veränderung starten, das würde ja genau das Sichere Gebilde untergraben.
    Und es gibt die Zufriedenheit in jeder Faser. Die wird auch durch kritischen Blick auf Umstände außerhalb und innerhalb des Selbst nicht angegriffen. Aus dieser Zufriedenheit kann man die Kritik steuern.

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