In sechzig Jahren als interessierter Beobachter von Politik und zwanzig als Mitwirkender habe ich so etwas noch nicht erlebt, was zur Zeit in Österreichs Bundespolitik stattfindet. Doch bevor ich dazu komme, ein paar Vorbemerkungen nicht nur, aber besonders für deutsche Leser.
Ein Leser, der regelmäßig auf TE kommentiert, schrieb neulich auf meinen Beitrag zu Sebastian Kurz in Sondierungen mit den österreichischen Grünen, Kurz wäre auch nur ein Berufspolitiker, der sonst nichts könne. Damit interpretierte er zweierlei an meiner Sicht vom Parteienstaat und von der Person Kurz falsch. Dass mein Text über Kurz nicht negativ war, bedeutet nicht, dass ich ein Fan des Österreichers bin, was schon deshalb nicht geht, weil ich mich als Fan von öffentlichen Personen nicht eigne, auch nicht, wenn sie wie im Falle von Sebastian Kurz eine Persönlichkeit sind.
Berufspolitiker
Dass der deutsche Parteienstaat die Berufung Politik systematisch zum Beruf Politik heruntergewirtschaftet hat, heißt nicht, dass einzelne Berufspolitiker nicht professionell und charakterlich respektabel und anständig sein können. Das ist allerdings nicht nur nicht der Regelfall, sondern kann es aufgrund des Rekrutierungssystems des Parteienstaates nicht sein – außer, das System versagt einmal.
Das österreichische Parteiensystem war in den Jahrzehnten des klassischen rot-schwarzen Proporzes bis an die Jahrhundertwende viel verfilzter als das bundesdeutsche Marke Bonn. Heute greifen die Parteien in Österreich nicht annähernd so weit aus und tief ein in ihre Gesellschaft wie der deutsche Parteienstaat in die bundesdeutsche Marke Berlin.
Auf den Qualitätssprung gehe ich heute weiter nicht ein, mit dem Kurz die ÖVP zur Neuen Volkspartei katapultierte: ein Prozess, der weder abgeschlossen ist noch irreversibel. Dieses interessante Thema spare ich mir auf. Nur so viel vorab: Bei Kurz hat das alte Rekrutierungssystem der ÖVP über ihre Bünde (Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbund, Bauernbund, Seniorenbund, Wirtschaftsbund, Junge ÖVP und ÖVP Frauen) versagt. Kurz kommt zwar aus dem Jugendverband, verdankt aber diesem seine Karriere nicht.
Österreich in diesen Tagen und Wochen
Erste Beobachtung: Sebastian Kurz spinnt ein Netz von strategischer Inszenierung. In Sondierungsgespächen mit SPÖ, FPÖ und Neos hat er diese sich selbst aus der Aufnahme von Koalitionsverhandlungen ausschließen lassen – nicht endgültig, aber zunächst. Das reichte für Kurz‘ Schritt zwei: ausgedehnt lange Sondierungen mit den Grünen. Der Begründung der weiten ideologischen (meine Formulierung) Entfernung und des auch sonst gegenseitigen Nichtkennens widersprach niemand, nicht einmal der ORF. Letzterer ist dieses mal von geradezu selbstkasteiender Geduld, möchte er doch seine eigene, unübersehbare Präferenz nicht gefährden.
Kurz selbst erläutert diese Inszenierung Teil 1 seinen Anhängern so:
Die FPÖ hat von sich aus erklärt, dass sie sich in der Opposition sieht. Dieser Schritt war bedauerlich, ist jedoch in einer Demokratie zu akzeptieren. SPÖ, Grüne und Neos hingegen haben signalisiert, dass sie für Regierungsverhandlungen bereitstehen. Die Sondierungen mit den Grünen waren länger, weil die Positionen teilweise sehr unterschiedlich sind und die Grünen auf Bundesebene noch nicht in der Regierung waren.
Zum Beginn der Inszenierung Teil 2, Koalitionsverhandlungen mit den Grünen, sagt Kurz:
Sowohl die Grünen als auch wir als neue Volkspartei haben klare Positionen, für die wir gewählt wurden. Wir werden nun einen strukturierten Prozess aufsetzen und rasch, aber mit der notwendigen Sorgfalt, Verhandlungen führen.
Ich will es nicht überbewerten, aber auch nicht unter den Tisch fallen lassen: Das Wörtchen „rasch“ taucht hier erstmals auf, bisher hatte Kurz immer einfließen lassen, es werde länger dauern und für ein „Weihnachtsgeschenk“ Koalitionsbildung könne er nicht garantieren. – Aber vielleicht hält der Stratege sich mit dem „rasch“ auch nur taktisch geschickt lästige Nachfragen vom Leibe.
Zweite Beobachtung: Während die Koalitionsverhandlungen noch gar nicht laufen, stimmen im Nationalrat die Grünen nicht mit der SPÖ, sondern mit der Volkspartei. Der Standard titelt: ÖVP und Grüne üben die Allianz im Parlament; das ist wohl weit überinterpretiert, aber atmosphärisch nicht falsch. Die Kronenzeitung berichtet:
„Die Grünen haben die SPÖ nicht in ihrem Versuch unterstützt, eine jährliche Klimaschutzmilliarde zu erreichen. Zusammen mit ÖVP und FPÖ beschloss die nunmehr in Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP stehende Ökopartei am Dienstag im Budgetausschuss die Vertagung dieses Antrages.“
Und dann stimmen Grüne und Neos mit der Volkspartei ebenfalls gegen die SPÖ:
Diese vernünftige Entscheidung wird viel Verkehr von Bundesstraßen auf die Autobahn bringen, was an den Grenzen einmal viele Deutsche freuen wird (weswegen die SPÖ dagegen ist) und zum zweiten viele Pendler auf ihrem täglichen Weg nach und von Wien. Die Vernunftentscheidung passt zur Formel von Kurz: Klimaschutz ja, aber mit Hausverstand.
Nun Koalitionsverhandlungen
Die Koalitionsverhandlungen selbst inszeniert Kurz in sechs Hauptgruppen, zum Teil untergliedert in Fachgruppen. Jede Hauptgruppe wird von einem türkisen und einem grünen Politiker angeführt. Alles in allem verhandeln je 50, zusammen also 100 Personen.
Was durch die Teilnahme von so vielen Grünen am Verhandlungsprozess zustande kommt, hat mehr Chancen, von der grünen Mitgliedschaft akzeptiert zu werden als inhaltlich Identisches, das die Vormänner Sebastian Kurz aus Wien und Werner Kogler aus der Steiermark nur zu zweit ausgeschnapst (steirisch für ausgehandelt) hätten.
Eine Koalition mit den Grünen könnte sich wie die mit den Blauen erneut als instabil erweisen, schreibt die Kronenzeitung, wenn auch aus ganz anderen Gründen: „So ist zum Beispiel anzunehmen, dass sich die aufmüpfige grüne Basis kaum einer türkisen Message Control beugen wird.“ Dass Kurz diese Dimension sieht, ist nicht nur klar, sondern Teil der strategischen Inszenierung Teil 3. So wie sich SPÖ, FPÖ und Neos in Inszenierung Teil 1 fürs erste selbst aus dem Rennen nahmen, würden es die Grünen in Inszenierung Teil 3 tun, scheiterten die einvernehmlichen Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen an der grünen Basis – was zugleich ein Scheitern von Kogler und seinen Mitverhandlern bedeuten würde.
Nichts anderes gälte für Kurz‘ strategische Inszenierung Teil 4: Die grüne Basis macht zwar mit, wirft aber der dann türkis-grünen Regierung Kurz so oft Knüppel zwischen die Beine, dass diese scheitert. Dann wäre für Kurz im Urteil der Öffentlichkeit noch eindeutiger als beim Ende der Koalition mit der FPÖ der Weg offen für Verhandlungen mit allen anderen, Regieren als Minderheitenkabinett oder Neuwahlen.
Wie zu Beginn gesagt: In sechzig Jahren habe ich so etwas noch nicht erlebt, eine inszenierte Strategie vom Feinsten, strategisch inszeniert, taktisch organisiert durchgeführt. Da lohnt sich, weiter gut zuzuschauen und zuzuhören.
Diese Analyse hat was! Ich könnte mir vorstellen, dass es so kommen wird – bravo Herr Goergen!
Ich rechne damit, dass Sebastian Kurz nach Links-Grün schwenken wird, ganz im Sinne der EU. Für ein Mitglied des European Council on Foreign Relations, wo er in guter Gesellschaft ist (Merkel-Berater Gerald Knaus und Soros sind dabei), ist eine andere Politik wohl gar nicht machbar. Darf man das hier schreiben? Ich stelle fest, dass allzu viel Kritik an Kurz hier nicht erwünscht ist.
Unterstellungen und Kritik sind zweierlei. Wenn Ihre Unterstellung stimmt, warum gab es dann überhaupt eine Koalition mit der FPÖ?
Was meinen Sie mit Unterstellung, Herr Goergen? Dass Sebastian Kurz Mitglied in dieser Denkfabrik ist, ist eine Tatsache. Und welche Politik dort verfolgt wird, muss, denke ich, nicht weiter erklärt werden, wenn man die anderen Mitglieder und deren finanzielle Förderer anschaut. Und dass ich mit einem Schwenk nach Links-Grün rechne, ist meine persönliche Meinung.
Nun zu Ihrer Frage: Schon mancher Politiker hat seine Politik und die Ziele, die er verfolgt angepasst. An diejenigen, die am längeren Hebel sitzen (dazu zähle ich die EU) oder an die Stimmung und (scheinbar) dominanten Strömungen in der Bevölkerung, die von zahlreichen, gut organisierten und kräftig finanzierten NGO und den MSM gehypt werden.
Liebe Magdalena,
Politik, gerade in AUT, funktioniert eben nicht immer konfrontativ. Veränden, z.B. in der von Ihnen (leider durch nichts belegte, seriöse Quellen wären gut) angesprochenen „Denkfabrik“ können auch und besonders „von innen“ erfolgen. Bin ich da nicht dabei, dann weiß ich
a) nicht, was dort besprochen und geplant wird
b) kann ich die Dinge nicht in meinem Sinne verändern
Sie unterstellen, daß , selbst wenn SK da Mitglied wäre, er sich davon korrumpieren läßt. Aber gerade das ist durch sein bisheriges Handeln nicht belegt, sondern eher das Gegenteil.
„Wenn Du Deinen Feind kennst und dich selbst kennst, brauchst du das Ergebnis von 100 Schlachten nicht zu fürchten“
Sun Tsi, chinesischer General und Philosph 544-496 v. Chr.
Dem einzigen, dem ich noch gut zuschaue/zuhöre, sind Sie, Herr Goergen…
Denn Durchblicken kann ich bei diesem Taktikspiel schon lange nicht mehr.
Danke für diese Analyse!
PS: Habe auf der Fahrt Jobangebote bekommen. Nachher habe ich mich gefragt ob ich genauso bin wie die Juden und Kommunisten, die Deutschland damals nicht verlassen haben. Ist das nicht irre?
Immer wieder lese ich in dieser wunderbaren Autozeitschrift namens TE über diesen Supersportwagen „Kurz“. Regelmäßige Berichte über Testfahrten stellen die innovative Technik, überlegene Fahrleistungen und den insgesamt eleganten und souveräneren Auftritt heraus.
Ein echtes Oberklassefahrzeug ist da in letzter Minute dem Hersteller ÖVP gelungen, der sich damit noch einmal vor der Insolvenz retten konnte. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das neue Spitzenmodell, dass fortan in aller Munde ist. Schlüssel zum Erfolg war neben dem hervorragenden Design aber vor allem das schon lange von vielen Kunden gewünschte Sportfahrwerk des im Rennsport als kompromisslos geltenden Anbieters traditioneller Lösungen FPÖ.
Entsprechend gut waren erste Ergebnisse sowohl auf der Rennstrecke wie auch im Normalverkehr, insbesondere bei hoher Beanspruchung. Gutes Kurvenverhalten, straffe Federung und eine direkte Lenkung mit guten Kontakt zu Straße vermittelte ein ausserordentlich sicheres und stabiles Fahrgefühl.
Zu weiteren Tests ist es aber nicht mehr gekommen, da FPÖ eine defekte Antriebswelle geliefert hatte, die nach kurzer Zeit ausfiel. Leider entschied sich ÖVP dagegen, diese einfach nur auszutauschen, sondern stellte das gesamte Fahrwerk des Zulieferers FPÖ in Frage. Kritiker sehen darin eine fatale Entscheidung, da die ersten Fahrergebnisse sehr vielversprechend waren, und nun trotzdem die Wahl eines neuen Fahrwerkanbieters ansteht. Die Verhandlungen laufen, aber es scheint mehr als ungewiss ob die ehemaligen Fahrleistungen wieder erreicht werden können, zumal ÖVP modifizierte Anforderungen, wie weichere Abstimmung, formuliert, die FPÖ nicht zu erbringen bereit ist, und andere Anbieter leider bisher keine Referenzen in der Oberklasse besitzen.
Insgesamt hat sich nach anfänglicher Euphorie bei vielen Kunden nun doch Ernüchterung eingestellt, da allgemein eine eher wenig zufriedenstellende Kompromisslösung erwartet wird, was auch die gesamte Konzeption als Spitzenmodell in Frage stellt. Zwar ist die Auftragslage für das Modell „Kurz“ trotz aller Verunsicherung immer noch gut, aber es gibt bereits Nachfragen, wann denn endlich ein strassentaugliches Modell zur Verfügung steht und welche Käuferschichten schließlich angesprochen werden sollen. Da hilft es wenig wenn in Autojournalen die bisherigen Fahrleistungen des „Kurz“ und das Verhandlungsgeschick der ÖVP-Technikabteilungen mit den Zulieferern gepriesen werden, wenn damit wieder eine neue Produkteinführung vor der Tür steht und der „Kurz“ einfach nicht von der Teststrecke herunterkommt.
Amüsante Geschichte, Herr Thiel. Nur hat die FPÖ nicht das Fahrwerk geliefert, sondern Hupe, Blinker und Handbremse – auch wichtig, aber eben nicht das Fahrwerk.
Hahaha, Sie denken da wohl vor allem an den rechten Blinker.
Getroffen.
Die FPÖ hätte bei der Wahl 2017 einen Erdrutschsieg eingefahren. Dann kam die ÖVP auf die geniale Idee „alter Wein in neuen Schläuchen“, und installierte die Blendgranate Sebastian Kurz. Die österreichischen „Cucks“ durften sich jetzt weiter gut fühlen, in dem sie den netten Sebastian Kurz wählen durften und nicht die böse schmuddelige FPÖ wählen mussten. Die FPÖ hat also nicht die Hupe und den Blikner geliefert Herr Goergen, die FPÖ hatte den Prototypen bereits alleine fertiggestellt, Sebastian Kurz ist dann bei der FPÖ eingebrochen, hat die Konstruktions-Pläne geklaut und sie fortan für die eigenen ausgegeben. Plärrte dieser super – Staatsmann Kurz noch vor seinem Aufstieg: „Der Islam gehört zu Österreich“, so war im Wahlkampf dann auf einmal Viktor Orban ein großer Freund von ihm. Nur um diesen dann später wieder gnadenlos zu verraten und ihm in der EU die Gefolgschaft zu verweigern. Es ist mir unerklärlich, wie intelligente Menschen so lange auf eine Gestalt wie Sebastian Kurz hereinfallen und ihm immer noch die Treue halten…
Ich verstehe schon, dass Sie Kurz allein daran messen, wie sehr er der FPÖ – wie Sie sich diese vorstellen – folgt.
Teil 1, Teil 2, Teil 3, bei 4 bin ich ausgeschieden. Nach einem langem Arbeitstag war mir das zuviel.
Im Sommer saß ich in der Österreichischen Bahn, Großabteil, und habe ziemlich laut verkündet:“ Deutschland ist kaputt“. 2 Augenpaare haben mir signalisiert, das sie verstanden haben. Wieviele hören im Großraumabteil zu, wo keiner spricht sondern nur an Geräten rumdaddelt? Ich habe dann angefügt, dass Österreich gut daran täte sich nicht nochmal mit Deutschland in den Abgrund zu begeben. Das ergab anregende aber auch verstörende Gespräche. Mein ganz lieber Sitznachbar hat dabei vergessen mir in Salzburg beim runterhieven meiner Tasche zu helfen. Draußen ist es ihm wohl aufgefallen, da hat er auf mich gewartet. Ich denke auch, dass die Östrerreicher anders sind als wir und auch die Politik.
Wäre ich Österreicherin würde ich auch anfangen im Kaffeesatz zu lesen, mehr ist das nicht was Sie tun Herr Goergen. Aber ich wünsche das Sie Recht haben und Österreich nicht den harten deutschen Weg geht, überhaupt sich von Deutschland diesesmal distanziert.
Kurz hat vor der Wahl seinen Wählern versprochen, er werde nach der Wahl die Mitte rechts Politik weiter führen, dies ist mit den Grünen nicht möglich, also kleinster gemeinsamer Nenner, solange bis es die Koalition zerreißt, u d das wird bald sein, dann kann er wieder sagen, ich hab’s versucht, leider mit den Grünen nicht möglich. Neuwahlen und das Spiel beginnt von vorne. Oder doch noch mit hofer ohne kickl, sicher nicht mit SPÖ. **
Die linksextremen Grünen werden nie und nimmer einer Verschärfung des „Asyltourismus“ zustimmen. So werden sie sich selbst aus den Verhandlungen nehmen und die überwiegend linke Presse, inklusive ORF, wird danach nicht so richtig gegen die ÖVP hetzen können.
Fazit: Eine ÖVP-Minderheitenregierung mit Duldung der FPÖ. Beide Parteien haben Wort gehalten und werden bei der nächsten Wahl Stimmen weiter hinzugewinnen.
Die ÖVP und die neue (!) FPÖ werden alle überraschen. Wenn einer das hinbringt, dann Sebastian Kurz.
soso, die neue FPÖ. Die streben anscheinend derzeit den Weltmeistertitel in der Distanzeritis an, wollen die West – AfD dabei noch übertrumpfen.
Nein Danke, da wählen die Leute dann gleich lieber das Original…
Auch Herr Kurz is ein Politiker, der möglicherweise spielend die Innenpolitik seines Landes dominiert. Die großen Probleme, die auch Österreich betreffen – offene Grenzen, chinesischer Imperialismus, Islamisierung etc. – aber wird auch er nicht nicht anfassen. Wetten?
Die Situation in Österreich und Europa ist zu ernst um diplamitsche Politik zu betreiben. Die Zeit läuft Europa und Österreich und damit Kurz davon.
Jetzt verucht er es mit den Grünen…dann klappt es mit den Grünen nicht…dann wird wieder verhandelt und dann….klappt es dann…wohl auch nicht….dann kommen wieder Wahlen….dann wird Kurz wieder eine Partei finden wollen, mit der er kann….und so weiter und so fort!
Kurz…ist einfach zu schwach. Wäre er stark, dann hätte er schon längst eine Minderheitsregierung gestartet. In der Hoffnunng, dass dieser Mut ihn bei den nächsten Neuwahlen noch mehr an Wählerstimmen zu Gute kommen lässt.
Der Wandel kann nur mit Stärke kommen…Diplomatie und Kompromisse verfestigen das Bestehende….und gehen weiter ihren Stiefel nach.
Was meinen Sie hier mit „Stärke“?
Seinen Weg der Politik zu gehen…eine Politik die er mit seiner Liste den Wähler versprochen hat….weg von diesen unsäglichen Koalitionen und hin zur Alleinregierung… Minderheit Regierung. Die Partei mit den meisten Stimmen stellt alleine die Regierung und damit ihr Wahlprogramm dem Parlament zur Abstimmung. Die Regierung muss um die Zustimmung für ihre Gesetze kämpfen…. Mehrheiten Beschaffen. Das ist Stärke…. die Regeln der freien Marktgesellschaft im Parlament Anwendung finden lassen. Die USA fährt damit sehr gut und effektiv.
Es ist nicht auszuschließen, dass sich in Wien ein strategisches Meisterwerk entwickelt. Aber wenn die Grünen erst einmal auf den Regierungsbänken, mit den gut dotierten Posten, Platz genommen haben, wird das „Knüppel-zwischen-die-Beine-werfen“ auch abnehmen. Und die Ausrede, man müsse in einer Koalition auch Kompromisse eingehen, kennen auch die Grünen, mit Verweis auf staatpolitische Verantwortung.
Aber die im Artikel aufgezeigten strategischen Linien sind nachvollziehbar. Auf jeden Fall zeigt Sebastian Kurz eine typische k.u.k.-Eleganz im politischen Vorgehen.
Leider geht es bei der „Inszenierung“ wenig um die Zukunft von Österreich oder gar Europa. Die Grünen halten sich gerade sehr zurück, weil sie geschmeichelt sind (und vielleicht tatsächlich weniger radikal als die Grünen-D). Die ÖVP außer Kurz bewegt sich im Windschatten von Kurz und ORF und ist sonst wie die Merkel-CDU. Niemand redet über die anstehenden Risiken.
Österreich ist gemütlicher unterwegs als Deutschland, aber auch mit Käptn Kurz ist das keine sichere Fahrt .
Kurz ist entweder ein Oberst Redl oder eine caesarische Existenz. Das kann man heute noch nicht so genau sagen.
Sie kennen Hernn Schüssel nicht ;o)
Ich spekuliere: Erkennt Herr Kurz in den Koalitionsverhandlungen die Gelegenheit, sowohl den Politikern, als auch den Bürgern vorzuführen, dass Politik nur auf der Grundlage einer Vernunftethik und nicht einer Gesinnungsethik zum Gemeinwohl führen kann? Ist das Ziel seiner Strategie womöglich kein kleineres, als einen Weg zu beschreiten, auf dem ein klares Bewusstsein für das, was Demokratie ausmacht, entstehen kann? Brilliert hier ein Politiker, indem er mit Verstand, Logik, Rationalität seinen Mitbürgern vor Augen halten will, was es mit politischem Verantwortungsbewußtsein auf sich hat? Seine Strategie nimmt die Österreicher ins Boot. Indem er die anderen Partei dazu herausfordert, ihre Verantwortung für das Gemeinwohl des gesamten Landes wahrzunehmen, überläßt er den Bürgern die Entscheidung darüber, welche Parteien lediglich der eigenen Ideologie frönen und wer sowohl den Mut, als auch die Kompetenz besitzt, sich der politischen Verantwortung in einer Demokratie zu stellen. Fortwährende ideologische Richtungskämpfe, so mag Kurz vermitteln wollen, schaden der freiheitlich bürgerlichen Demokratie, sowie ihrer Gesellschaft. Demokratie ist auf Kompromiss, vor allem aber auf Mehrheiten angewiesen, die sich nicht von Minderheiten, oder Ideologien usurpieren lassen dürfen. Auch ich schaue und höre weiterhin gespannt zu. Bitte bleiben Sie dran, Herr Goergen.
Ich sehe das einfacher: Kurz ist ausschließlich sachlich unterwegs, in seinen Argumenten und Handlungen. Er ist nicht nur in der Lage diese Sachlichkeit in verständlich kurzen Sätzen zu erklären, er lässt seine politischen Gegner damit logischerweise nur noch das Feld der Polemik. Ohne sich davon provozieren zu lassen, einer seiner großen Stärken. Daraus resultiert unausweichlich dieser beschriebene Ablauf, weil er vermutlich tatsächlich auch „ehrlich an die Grünen herangeht, ohne Berührungsängste. Aber wenn diese in wirklich wichtigen Segmenten weiterhin bei ihren realfernen Überzeugungen bleiben, wird es eben auf sachlicher Ebene nichts, d.h. dann eben nicht mir Kurz.
zu Ihrem Artikel passt der gestrige Talk im Hangar 7 (gibts bei Mediathek, Servus TV).
Übrigens, gegenüber unseren Talkshows, wirklich sehenswert. Besonders wenn der Moderator den Österreichern und seinen Gästen erkärt was der Hans Georg Maßen eigentlich meint, mit dem was er gerade gesagt hat.
Felix Austria
Diese Parteien-Taktiererei hat sich Kurz von Merkel abgeguckt. Denn Taktieren kann Merkel. Im Unterschied zu Merkel ist Kurz nicht ideologisch voreingenommen. Da könnte man ihn mit Machiavelli in Verbindung bringen.
Kurz mag es gelingen,, die Ösi-Grünen etwas umzupolen (Voraussetzung für die Regierung) , doch was daraus weiter folgt, wird man sehen. Die ÖVP/FPÖ – Koalition hat in D. gestört und die ist weg. Die eventuelle Hoffnung, dass der surreale dt. Politik-Zirkus mit einem „Modell Österreich“ abgelöst werden könnte, muss man aufgeben. Leider.
Der naheliegendste Koalitionspartner für Kurz wäre die FPÖ. Dort gab und gibt es die größte Schnittmenge. Auch die FPÖ verfolgt mit ihrer Verweigerung von Koalitionserhandlungen eine Strategie. Das ist nicht nur Schmollwinkel und Verärgerung über das Ende der letzten Koalition. Bei einer Koalition mit den Grünen müsste Kurz wichtige Positionen in den Bereichen Asylpolitik,Umwelt und innere Sicherheit durch weitgehende Kompromisse verwässern. Das würde bestimmte konservative Wähler irritieren und hier könnte die FPÖ durch klare Positionierung punkten.
Ich glaube Herrn Kickl. Ausgangspunkt war, dass Teile der alten ÖVP (scheinbar vor allem aus Niederösterreich???) die FPÖ aus dem Innenministerium, am besten sogar aus der Regierung haben wollten, weil sie zu viel zu verbergen und zu viel Macht zu verlieren hatten.
Kurz? Der Lack zeigt erste Risse…
Ich zitiere:
>>“Erste Beobachtung: Sebastian Kurz spinnt ein Netz von strategischer Inszenierung.“
Stimmt – und genau das ist das Problem. Warum benennen Sie den „Tango“ nicht?
Tango?
Tango, man tanzt zusammen, hoch erotisch, manche Schritte kommen einer Vergewaltigung nah.
Und was hat das mit dem Beitrag zu tun?
Na ja, es handelt sich ja nicht um eine „reale „Vergewaltigung sondern um eine inzenierte wie auf dem Theater, zum Beispiel wenn man sich „Knüppel zwischen die Beine wirft“. Eine Metapher.
Hahahaha ….
Meine Güte, was für eine Erinnerung …
Je nun, ist halt so. 😉
Ich hatte da Reinhard Fendrich im Ohr. *eg*
Interessante Überlegungen, Herr Goergen. Aber was für einen Sinn sollten Koalitionsverhandlungen haben, wenn deren Scheitern bereits eingepreist ist?
Eine Minderheitsregierung könnte Kurz bereits jetzt realisieren. Und diese könnte sogar stabiler sein, als alle Koalitionsoptionen.
Na, Sie wissen sicher wie ich, dass Minderheitsregierung für Österreich wie Deutschland revolutionäres parlamentarisches Neuland bedeutet. In Österreich halte ich das in einem noch bevorstehenden Prozess für immerhin möglich, im deutschen Parteienstaat nicht.
Die SPÖ hat bereits gute Erfahrungen mit Minderheitenregierungen. Für Österreich ist dies kein Neuland.
Mit einer einzigen, kurzen, unechten unter Kreisky.
Wenn Kurz dies sofort gemacht hätte, hätte ihn die linken Medien, allen voran der ORF mit „seiner“ APA, sofort „durch den Fleischwolf gedreht“.
Alles was Sie beschreiben hilft den Bürgern in keinster Weise. Widerliches Parteiensystem, auch in Ö. Es wird Zeit für direkte Demokratie. Die Politiker haben die Angestellten der Bürger zu sein und deren Willen/Entscheidungen umzusetzen.
Ich werde jetzt mal etwas „esoterisch“ etwa im Sinn österreichischer Autoren wie Gustav Meyrink, Alexander Lernet-Holenia oder Leo Peruz.
Kurz ist eine „alte Seele“, die im Lauf ihrer Inkarnationen bestimmt nicht zum ersten Mal an hervorgehobener Stelle Politik macht. Gut, muß man nicht Ernst nehmen, ich gebe es trotzdem mal zum Besten.
Kleiner Tipp, schauen Sie sich mal ein Bild des jungen Franz Joseph an,
Sie werden staunen ob der Ähnlichkeit in Aussehen und Haltung. lol
Babylon, Sie schreiben hier einen irgendwie anheimelnden Blödsinn hin. Macht aber Laune, gibbich zu!
Ihr letzter Satz: daran hatte ich auch schon gedacht. Körperhaltung, Größe, Gesichtszüge – verblüffend!
Ich glaube momentan wird nach einem ganz anderen Wiedergänger gerade in Deutschland fieberhaft gefahndet. Nicht unbedingt nach dem Seiner k. u. k. apostolischen Majestät, sondern nach einem bürgerlichen Beamtensohn.
Herr Georgen, Sie formulieren hier höchstes Lob mit vielen – oft sehr originellen – Argumenten. – „Sauba!“
Den wichtigsten Unterschied zur deutschen Politik haben Sie übersprungen: Kurz und seine Unterstützer haben Überzeugungen, Merkel und AKK nicht. Und das zahlt sich langfristig aus. Sonst würde die Union nicht jeden Unsinn mitmachen, nur weil er bestimmten Medien gefällt. Schön zu sehen am Interview von Herrn Kurz mit dem von seiner eigenen Einflusslosigkeit überraschten Klaus Kleber vom ZDF.
Ich würd’s vielleicht etwas anders formulieren: Merkel und Kramp-Karrenbauer haben sicher schon irgendwelche Überzeugungen, nach denen sie auch handeln. Nur leider sind diese Überzeugungen nicht mit dem Amtseid, den die beiden geleistet haben in Einklang zu bringen.
Der Amtseid ist scheißurscht, solange Angela Merkel s‘ Anngret („die Gretel von der Saar“…) die Mehrheit hinter sich haben. PS – Der Amtseid ist eine hochsymbolische Handlung ohne viel Gewicht – er wird gerne überschätzt. Dafür ist er – u. a. – sogar da. Denn alle, die sich mit derlei Formalien beschäftigen, sind erst mal ruhiggestellt (ok, das ist jetzt sehr bitter, gibbich zu, aber ich fürchte nichtsdestotrotz, dass das so stimmt).
S.g. Herr GOERGEN, ich stimme Ihnen voll zu, tendiere zu Inszenierung Teil 4, da ich KOGLER nicht traue. Seine Vollmundigkeit vom Wahlabend und den Tagen danach ist ja (aus taktischen Gründen?) bereits gewichen, doch fürchte ich, dass er gemeinsam mit seinen im Hintergrund wirkenden ‚Strategen‘ KURZ ein Bein stellen wird, so ca. nach einjähriger türkis-grüner Regierungszeit. Der Neid ist KURZ gewiss, zT auch von Politikern (m/w/d) im Ausland, die ja so sehr auf ‚Demokratie‘ achten, indem sie das Wort täglich im Munde führen, dennoch Entscheidungen am Parlament vorbei treffen, zum Nachteil des eigenen Volkes.
>ORF: Die Moderation von Herrn WOLF sowie dessen Interviews mit Vertretern der Parteien letzten Dienstag in ZIB 2 brachten mein Blut in Wallung und wenn viele Österreicher so empfinden wie ich Deutsche, wäre allein schon seine nicht zu verleugnende Parteilichkeit Grund genug, ihn nun endlich zu verabschieden.
Meine persönliche Meinung zu KURZ: er ist der MOZART der Politik, genial, wie er vieles durchschaut und in seine Strategie einbezieht, dabei frisch und ausgeschlafen wirkt, immer höflich, doch bestimmt. Hoffentlich gelingt ihm die Revolution in der Politik wie es seinerzeit Wolfgang Amadeus gelang, die Musik trotz der Etablierten wie bspw. SALIERI neu zu beleben.
scharfsinnige Analyse!
Klug wäre es, wenn Herr Kurz eine Minderheitsregierung wagt, nachdem er „nachgewiesen“ hat, dass Koalitionen mit den zur Verfügung stehenden Parteien nicht funktionieren. Vielleicht ist er ja gerade beim „Nachweis“ mit den Grünen. Er wird wissen, dass er seinen Kurs des „moderaten Patriotismus“ nicht verlassen darf, sonst werden ihn die Wähler abstrafen und das zu vergindern wird ihm viel wichtiger sein, als eine gescheiterte Koalition mit den Grünen, bei denen es ihm leicht fallen wird, ihnen nachzuweisen, dass sie nicht zum Wohle Österreichs gehandelt haben. Der Vorteil von Sebastian Kurz scheint zu sein, dass er kein ideologisches Handikap besitzt und daher die Rolle des „moderaten, gutmeinenden Patrioten Österreichs“ mit großem Geschick und Erfolg ausspielen kann. Alle Konservativen in Europa sollten sich seine Inszenierung genau anschauen, wenn sie wieder einmal an die Macht kommen wollen.
Sehr informativer Artikel ! Vielen Dank !
Ich kann nur hoffen daß eine Koalition mit den Grünen nicht dazu führt daß Österreich wieder verstärkt Ausländer nach Deutschland durchläßt statt an den eigenen Grenzen zurückzuweisen
Warum sollten die Österreicher sich für Deutschland die Hände schmutzig machen? Dafür hat Merkel doch den Erdogan eingestellt.
Ich korrigiere einmal ihren zweiten Satz zur Richtigstellung:
„Doch bevor ich dazu komme, ein paar Vorbemerkungen nicht nur, aber besonders für bundesdeutsche Leser.“
Und inhaltlich: möge der liebe Herrgott verhüten, daß Grüne jemals in eine Landesregierung kommen, weder in der BDR noch in der Republik Österreich, noch in Süd-Tirol. Und hoffen wir, daß es nur die Strategie des Sebastian Kurz ist, allen zu zeigen, „seht her, ich habe es versucht, aber inhaltlich stehen wir uns doch antagonistisch gegenüber“. Dann können die Blauen ohne HCS Verantwortung für das liebe Österreich übernehmen und wieder in die Regierung eintreten.
Das wäre ein genialer Schachzug. Man darf in der Tat gespannt sein.
Ich halte den Herrn Kurz tatsächlich für sehr intelligent und eine starke Persönlichkeit.
Sein unaufgeregter Stil ist bemerkenswert. Seine Geduld könnte am Ende sich als größte Tugend auf dem Weg zum Alleinregieren sein.
Trotz seines sehr guten Wahlergebnisses ist Sebastian Kurz in einer schwierigen Lage:
Mit der SPÖ wäre das kommende Desaster und Scheitern zu 100 % sicher.
Die FPÖ will (und kann wohl) nicht. Nach der „Spesenaffäre“ von HC Strache ist die Sache für Sebastian Kurz „schwierig“.
Bleiben die Grünen.
Das ist immerhin „Neuland“.
Aber eigentlich sind inhaltliche Differenzen in wichtigen Punkten unvereinbar.
In „seiner Not“ vermute ich, dass es Sebastian Kurz mit den Grünen „probiert“.