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Unbeirrt auf seinem Weg

Sebastian Kurz: Ausnahme in der Politikarena

29.05.2019

| Lesedauer: 3 Minuten
Unabsichtlich gab Wolf auf ZIB 2 Kurz die perfekte Bühne für seine Botschaft an die Österreicher: Leute ich komme zu euch, geht mit auf meinen Wanderungen wie im letzten Nationalratswahlkampf. Ich halte Kurs, bitte unterstützt mich weiter wie bei der EU-Wahl.

Der Schauplatz: Österreichisches Staatsfernsehen (ORF), Zeit im Bild 2 (ZIB 2) gestern Abend. Die Teilnehmer: Armin Wolf, des ORF TV-Moderator Nr. 1, neudeutsch: Anchorman. Und Sebastian Kurz, Bundesobmann (Bundesvorsitzender) der Neuen Volkspartei (ÖVP).

Wolf ist eigentlich ein erfahrener Journalist. Trotzdem versucht er es bei Kurz, den er mit „Altkanzler” anspricht, auf die alte, ausgeleierte Weise. Ob Bundespräsident Van der Bellen bei der Angelobung des Übergangskanzlers ihn, Kurz, kritisiert habe: Mit dem Satz, Politiker der verschiedenen Seiten dürften eben nicht nur dann miteinander reden, wenn man sich brauche.

Wolf hätte wissen müssen, dass Kommunikationstalent Kurz nicht unvorbereitet bei ihm erscheint. Nein, sagt Kurz, auf ihn habe Van der Bellen damit nicht gezielt. Das wisse er, da er zur Zeit jeden Tag mit dem Bundespräsidenten im Gespräch sei, habe er ihn das gefragt und Van der Bellen habe das verneint.

Wolf hätte wissen müssen, dass er Sebastian Kurz den Ausschluss einer erneuten Koalition mit der FPÖ nach den Neuwahlen nicht ablocken können würde, auch nicht, nachdem er das auf eine Koalition mit der FPÖ unter Kickl einschränkt. Kurz: Dass ich nach diesen Tagen weder auf eine Koalition mit der SPÖ noch der FPÖ Lust habe, werden Sie verstehen können.

Dass Wolf mit seiner Frage vorwegnimmt, wer nach den Neuwahlen Bundeskanzler wird, hätte er auch wissen müssen. Aber das passt zum Gesamteindruck dieser Minuten auf ZIB 2. Enttäuschung und Ratlosigkeit wechseln im Gesicht von Wolf. Kurz wirkt konzentriert und entspannt zugleich.

Vor dem weiteren Verlauf des Gesprächs der beiden schiebe ich zur besseren Einordnung Nachrichten aus österreichischen Medien dazwischen:

»Der bisherige Bundeskanzler Sebastian Kurz wird nicht Klubobmann im Parlament und auch sein Nationalratsmandat nicht annehmen. Auf mögliche Gehaltsfortzahlungen werde der ÖVP-Obmann verzichten, teilte ein Sprecher von Kurz am Dienstag mit. Kurz hätte Anspruch auf ein Mandat und damit auf das Gehalt eines einfachen Abgeordneten. Anspruch auf Gehaltsfortzahlung als Ex-Kanzler hat er nicht.«

»Kurz werde nun zunächst „alles tun, um eine geordnete Übergabe an die neue Übergangsregierung sicherzustellen“, kündigte einer seiner Sprecher an. Danach werde er quer durch Österreich unterwegs sein, „um bei den Menschen um Unterstützung für die Fortsetzung seines Kurses zu werben“.«

»Peter Pilz, Abgeordneter der Liste Jetzt, kritisierte Kurz auf Twitter für dieses Vorgehen: „Er war der Spitzenkandidat der ÖVP für den Nationalrat. Aber Abgeordneter ist ihm zu minder. Ich habe selten einen Politiker erlebt, der die parlamentarische Demokratie so gering schätzt.“

Der stellvertretende SPÖ-Klubvorsitzende Jörg Leichtfried hat sich „wenig“ verwundert gezeigt. „Kurz drückt sich vor der Verantwortung und weigert sich, sein Mandat anzunehmen, für das er 2017 kandiert hat“, so Leichtfried in einer Aussendung.«

Armin Wolf reicht diese Vorwürfe an Sebastian Kurz weiter und liefert ihm damit die gewünschte Vorlage. Hätte er sein Mandat angenommen und den Fraktionsvorsitz übernommen, wäre die Medienmelodie gewesen, ohne Amt und Geld dafür macht’s der Kurz nicht. Da er es nun ohne Amt und Geld mache, sei der Vorwurf eben andersherum. Er Kurz, werde nun jedenfalls gerne quer durchs Land unterwegs sein, für seine Politik werben, mit vielen Leuten reden, von ihnen Zuspruch, Anregungen und Kritik erfahren.

Im Ergebnis gab Wolf auf ZIB 2 Kurz die perfekte Bühne, den Österreichern zu sagen: Leute ich komme zu euch, bitte geht mit auf meinen Wanderungen wie im letzten Nationalratswahlkampf. Ich halte Kurs, bitte unterstützt mich weiter wie bei der EU-Wahl. Das war nicht die Absicht von Armin Wolf, aber das Ergebnis. Wie wenig das Wolf gefiel, stand in seinem Gesicht.

Wolf hätte Kurz fragen können, wie er die Äußerungen der Oberantreiber des Misstrauensantrags Pilz und Leichtfried beurteilt. Da es dazu nicht kam, beantworte ich mal die nicht gestellte Frage.

Pilz und Leichtfried sind tief enttäuscht. Mit Kurz als Klubobmann im Nationalrat hätten Sie sich permanent an ihrem Lieblingswatschenmann abarbeiten können. Nun lässt sie dieser im Parlament allein sitzen und redet landauf, landab mit den Bürgern. Die Kräfte richtig einteilen, gehört zur Grundausstattung jeder öffentlichen Person.

Sebastian Kurz ist ein Ausnahmetalent. Seine kommunikativen Eigenschaften wurden ihm in die Wiege gelegt. Lernen lässt sich so etwas nicht, aber einmal vorhanden, lassen sie sich immer weiter perfektionieren. Dafür hat Kurz nun erneut mehrere Monate konzentriert Gelegenheit und Zeit, durch keine Bürogänge und Sitzungszwänge abgehalten.

Einen ebenbürtigen Gegner in der österreichischen Politikarena hat Kurz nicht (von der deutschen will ich hier erst gar nicht reden). Heißt der nächste Bundeskanzler der Republik Österreich nach den Neuwahlen nicht Kurz, heißt der übernächste so. Die politische Laufbahn des Sebastian Kurz hat gerade erst begonnen.

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56 Kommentare

  1. Da ich das Interview mit Wolf u. Kurz live sah, kann ich nur bemerken, dass da einer im Ring mit Wolf war, welcher dem taffen Wolf recht locker die Reißzähne gezogen hat.
    Man kann feststellen, dass es stets gut ist, wenn einer, der die Verantwortung für einenStaat trägt, mit dem entsprechenden IQ ausgestattet ist um polemisierenden Scharfmachern in die Parade zu fahren.
    Auch Personen wie Wolf eine ist, bedürfen gewisser Leitplanken im Umgang mit ihren „Opfern“ vor der Kamera. Auch das gehört zu den „Spielregeln“ in diesem Berufsbild.
    Wie sich der weitere Weg Österreichs aus dem Dilemma entwickelt, ist völlig offen.
    Da ist alles möglich. Von einer ebenfalls funktionsfähigen Regierung bis hin zum kompletten Parteienversagen. Wer den Wertegang der österreichischen Politik über lange Jahre kennt, wird über die extremsten Wendungen selbiger nicht im geringsten erstaunt sein.

  2. Zitat: „Sebastian Kurz ist ein Ausnahmetalent.“

    > Das sehe ich auch so. Seitdem ich S.Kurz das erste mal um 2015 herum so richtig wahr genommen habe, bin ich von sein polit u. persönl Auftreten u. Verhalten sehr. angetan.

    Es wäre toll wenn wir in Deutschland einen Politiker hätten der zumind 70-80% von S.Kurz hätte. Doch unsere momentanen Polit-„Eliten“ aus dem AltparteienClub erscheinen mir allesamt wie Schwachmaaten – und umso mehr nach Links kommend umso schlimmer werdend!

  3. NZZ verdächtigt in Ibiza-Falle ein Geheimdienst, was ich für sehr wahrscheinlich halte. Dabei denken sie eher an das rußländische Dienst. Es ist zweifellos möglich, obwohl ich zuerst unseres verdächtigt habe.
    Es kommt irgendwann raus.
    Sonst ist es, wie ich mal geschrieben habe: Ich beneide den Österreicher.

  4. Sebastian Kurz ist nicht der Messias. Er ist auch nicht Siegfried&Roy samt Tiger in einer Person, aber er ragt heraus. Das spricht für ihn, ohne Zweifel, aber es spricht mehr noch für die Mittelmäßigkeit und vielfache Erbärmlichkeit einer politischen ‚Klasse‘ — ich mag den Begriff nicht, aber wie soll ich das ** sonst nennen?
    Mögen ihm Talent und ‚fortune‘ nicht zu Kopfe steigen.

  5. Sebastian Kurz ist souverän und spielt mit seinen Gegnern, ohne überheblich zu wirken. Ein anderer Charakter tut das auch in den viel größeren USA, nämlich Donald Trump. Beide sind dem demokratischen bzw. sozialdemoktartischne Lager und den Medien durch ihre innere Freiheit udn Beweglichkeit überlegen, während diese ohen denkschblonen und -scheamat völlig verloren sind. Die haben es einfach nicht drauf!

  6. GsD ist der Mann erst Anfang dreissig und die Menschen vertrauen ihm. Wenn hier alles zusammenbrechen sollte, wird der im letzten Jahr schon vereinzelt aufgekeimte Wunsch nach einer Achse der properierenden südlichen Bundesländer, die sich da so möglichen Katastrophen zu entziehen versuchen könnten, wohl wieder aktuell werden.

    Wie die politisch-geographische Landschaft in zehn Jahren aussehen wird, vermag man heute nicht vorauszusehen. Vielleicht eine Art sozialistisch beherrschtes neuerstandenes „Öko-Preussen“, verstrickt in puritanisch-pietistischer Mangelverwaltung versus einer properierenden Alpenschiene mit wirtschaftlichem Anschluss an die dann vielleicht erfolgreichen Italiener und Ungarn … .

    Die Zeiten bleiben interessant, vielleicht sollte man sich mal nach einem Hof im österreichisch-bayrischen Grenzgebiet umsehen. Oder Kuhlenkampff’s altes Anwesen zu erstehen versuchen. Der hatte es ja offensichtlich drauf … .

    Fragen über Fragen … .

  7. Herr Kurz meinte letztes Jahr bei der Landtagswahl in Bayern, dass die CDU nicht mit der AFD koalieren sollte und selber mit der FPÖ eine Koalition einging, ab da… kam ich in’s grübeln über Herrn Kurz.

  8. ** Kurz konnte nur wegen der Malaise der völlig verbrauchten „schwarzen“ ÖVP und der starken FPÖ-Ministerriege in den letzten 18 Monaten als unverbrauchter politischer Jungstar strahlen. Und zwar als ein politischer FPÖler, nur hübscher und netter. Nun – nach der völligen Fehleinschätzung der Abwahl der gesamten Regierung Kurz- werden andere Regeln gelten. Die FPÖ hat unter Kickl sehr geschickt ab dem ersten Tag des Rücktritts aller FPÖ-Minister sofort auf „Angriff“ umgeschaltet. Und zwar gemeinsam mit der SPÖ. Die FPÖ hat IHREN Video“Skandal“ politisch bereits nach 2 Tagen abgeschüttelt, wie das von niemandem erwartete Wahlergebnis belegt, und hat sich mit der SPÖ einen weitaus grösseren politischen Spielraum aus dem Stehgreif erschaffen als ihn Kurz überhaupt haben wird. Kurz wird in den Augen der Österreicher nur mit NEOS und Grünen regieren können und WOLLEN. Anderenfalls machte der unüberlegte Sturz der ansonsten politisch erfolgreichen FPÖ-ÖVP-Regierung keinen Sinn. Bereits jetzt macht die ÖVP unter dem aktuellen Interims-Innenminister den Fehler wichtige Asyl-Erlasse wie zum „Ausreisezentrum“, 1,50€ -Regelung, Herkunftsnennung etc. zurückzunehmen. Die FPÖ wird Kurz, der in der Tat vor der FPÖ-ÖVP-Regierung eher ein Herz-Jesu-Konservativer und Multikulturalist gewesen ist, in den nächsten Monaten vor sich hertreiben und es wird jedem Österreicher klar werden, dass er der FPÖ seine Stimme geben muss, wenn er linke Politik unter Kurz verhindern will und eine Fortsetzung der positiven Sachpolitik der letzten 18 Monate gewährleisten will. Die 34,5% der ÖVP – die polls hatten zuvor 38% geschätzt – geben bereits einen ersten Vorgeschmack. Fazit: die FPÖ wird in den nächsten Monaten unter Kickl und Hofer massiv zulegen und Kurz wird sukzessive schwächeln, weil er inhaltlich-substantiell für alles und nichts steht, aber er sich bei allen Koalitionsaussagen winden wird wie ein Aal. Er dürfte Stück für Stück entzaubert werden. Ein wirklicher underdog und echte Kämpfernatur wie Herbert Kickl verspeist einen Kurz politisch zum Frühstück.

    • Da verwechseln Sie was (sei es aus Versehen oder absichtlichem Wunschdenken aufgrund von Abneigung gegenüber Kurz)
      Die 38 Prozent Umfrage gilt für die Nationalratswahl, bei der EU Wahl wurden Ihm nur 28 – 30 Prozent vorausgesagt, er hat die Erwartungen mit 34,5 sogar also weit übertroffen.

      • Ich habe Sebastian Kurz ehrlich bewundert. Aber das, was sich da abgespielt hat, macht nachdenklich. O.k., H C Strache hat sich vor zwei Jahren in eine üble Falle locken lassen und sich in dem Video als machtbesoffener Macho erwiesen. Daraufhin tat er das, was nötig war, er ist sofort zurückgetreten. Damit war der Sache eigentlich Genüge getan.
        Aber was macht Kurz? Er entlässt sofort den Innenminister Kickl, der mit der Causa Strache ja nun überhaupt nichts zu tun hatte. Da stellt sich die Frage: warum? Ich weiß es nicht, aber Kickl hatte – aus gutem Grund– den österreichischen Verfassungsschutz im Visier. Und nun hört man, dass dieser Verfassungsschutz –womöglich…vielleicht– in diese Falle verwickelt sei oder sein könnte.
        Dann macht die Sache natürlich Sinn. Aber es bedeutet, dass Kurz aus Machtstreben eine erfolgreiche Regierung zerschlagen hat.
        Aber vielleicht irre ich mich und entwickle hier eine Verschwörungstheorie, während in Wirklichkeit alles ganz anders war. Ich kann nur hoffen, dass die Hintergründe dieser Ibiza-Falle irgendwann restlos aufgeklärt werden. Dann werden wir ja sehen.

    • Toller Kommentar. Denke auch Kurz hat sich verzockt, ist halt noch jung und glaubt Intelligenz schlägt Lebenserfahrung. Herr Goergen denkt natürlich was anderes.

    • Daß Kurz noch lange nicht am Ziel ist, geschenkt. Aber was verbindet SPÖ und FPÖ?
      Ich kann das hier vom Rhein aus nicht beurteilen, aber SPD und AfD würde bei uns keinen Sinn ergeben. Angenommen Sie nennen die einen sozial(istisch) und die anderen national(istisch), dieses Frankenstein-Monster hatten wir schon. Kurz operiert auf der inneren Linie, der Starke ist am stärksten alleine. Nach der Wahl im September kann er aus der Position der Stärke heraus verhandeln. Wenn es perfekt läuft a) ÖVP+SPÖ unter Dominanz der ÖVP b) ÖVP+FPÖ dto. c) ÖVP+NEO, das ist dann schon nicht mehr Dominanz, das geht schon Richtung SadoMaso… 🙂

      • SPÖ und deutsche SPD sind nicht miteinander vergleichbar. Die FPÖ steht strukturell der SPÖ näher als der ÖVP. Die FPÖ hat mit beiden Parteien erfolgreich koaliert. Sie ist hochgradig anschlussfähig und setzt in allen Koalitionen die Themen und bringt die faktischen Vorstöße. Genau aus diesem Grund bleibt dem politischen Gegner der FPÖ im Inland wie im AUSLAND auch nur übrig über Bande zu spielen. Die FPÖ ist nie inhaltlich gescheitert, und auch nur bedingt personell. Hinter Kurz bspw ist in der ÖVP ein großes personelles Loch. Ganz anders bei der FPÖ. Bemerkenswert ist aktuell deren Geschlossenheit. **

  9. Und da wollen Sie mir, lieber Herr Goergen wirklich erzählen, Sie seien von Sebastian Kurz nicht begeistert? Aber Hallo. ?

    • Dann eben zum zweiten mal: Die Kategorie Begeisterung kommt in meiner persönlichen Politikwelt nicht vor.

  10. Kurz hat mit dem falschen Koalitionspartner gute Politik gemacht. Bei uns in D ist es im Prinzip umgekehrt.

    • Aus der FDP-Geschichte kenne ich Beispiele für beides.

      • Es geht noch viel übler, Herr Goergen: in Deutschland macht man mit dem falschen Koalitionspartner falsche Politik

    • Unsinn… mir anderen Parteien hätte er das gar nicht umsetzen können ?

  11. Sebastian Kurz ist hochtalentiert und hat genau den richtigen Instinkt, um zum jeweiligen Zeitpunkt genau die richtigen Worte zu finden und das richtige zu tun. Dazu ist er noch ein sehr sympathischer Politiker, der bei einem Großteil der Wähler in Österreich ein gewaltiges Standing hat. Wir in Deutschland können nur neidisch auf unseren kleinen Bruder rüber schauen.

      • Das finde ich auch. Er hätte nach HC Straches richtigem Rücktritt die erfolgreiche ÖVP-FPÖ-Koalition mit Hofer als Vizekanzler fortsetzen können.

      • Dass das FPÖ-Anhänger so sehen, ist wenig überraschend. Nur politisch-strategisch wenig weitblickend.

  12. 48 % (also in etwa das, was für die Mehrheit im Nationalrat reichte) wird die ÖVP nicht erreichen. Österreich liegt nicht auf dem Mond, es ist ein Land deutscher Kultur in Mitteleuropa und seine Gesellschaft folgt, mit der üblichen Variation, den Zuständen aller westlichen Gesellschaften. Im einzeln und in dieser Sache bedeutet das: Es gibt keine absoluten Mehrheiten mehr, da kann Kurz vor jeder Almhütte Wahlkampf machen.
    Er wird also einen Koalitionspartner brauchen. Genauer gesagt, nicht er, sondern die ÖVP. Ich glaube nicht, dass der sog. westliche Flügel der Partei, also der in Salzburg und Tirol, also der eher linksliberale, still bleibt, wenn es im September für eine absolute Mehrheit nicht reicht.
    Weder die SPÖ noch die FPÖ noch deren Wähler wollen weiter einen Kanzler Kurz. Soviel ist sicher. Die ÖVP hat daher im Herbst nur die Wahl, eine Minderheitsregierung zu bilden, oder Kurz zu schassen, denn das wird der Preis der beiden Minderheitsparteien für eine Koalition sein. Würde Kurz wiederum SPÖ oder FPÖ entgegenkommen, so wäre er wieder in einer Koalition, in der er die lahme Ente wäre. Kurzum: Kurz Karriere ist vorbei.

    • Aber geh..! Wenn da keine Leichen a la Strache im Keller liegen, ist da gar nix vorbei.

    • Die Absolute erscheint unerreichbar. Aber niemand weiss, ob es sich für Kurz / Neos nicht doch noch ausgehen würde – wie man in Wien so sagt.

  13. Ich wünschte wir hätten einen nur halbwegs so talentierten und mutigen Politiker wie Kurz. Auch wenn wir damit schon mal schlechte Erfahrungen gemacht haben, aber Kurz statt Merkel fände ich gut.

  14. Kurz scheint sehr genau zu wissen, wann es mehr Sinn macht auf Amt/Macht/Gehalt kurzzeitig zu verzichten um langfristig später fest im Sattel zu sitzen.
    Denn im allgemeinen Gedächnis wird der gesamte Vorfall so im Gedächnis bleiben: Kurz steht zu seinem Wort, er verzichtet lieber auf den Kanzlerposten, als sich von der FPÖ abhängig zu machen und verzichtet dann sogar auf sein Abgeordnetenmandat, nur um mit dem Volk zu reden.

    Tatsächlich aber weiß er sehr gut, dass er im Parlament, als Abgeordneter, ganz anders angreifbar wäre, als vorher als Kanzler des Staates. Als Abgeodneter könnte er keine Pluspunkte sammeln, jetzt auf der „Wanderung“ dagegen schon.

  15. Lieber Herr GOERGEN, Sie sprechen mir so sehr aus der Seele. Ich hatte mich ehrlich darauf gefreut, dass Herr WOLF die Nachrichten spricht und nicht die penetrante Marie Louise LORENZ-DITTELBACHER, die so gar nicht neutral sein kann. Der Ankündigung des Interviews mit KURZ hatte ich entgegen gefiebert. Doch dann folgten diese unverschämten Fragen. Der Anchorman ganz SPÖ-Mann, dem der eloquente KURZ ein Dorn im Auge zu sein scheint – darüber vergisst auch ein Herr WOLF sein Versprechen zur Einhaltung der Neutralität.

    Hatte ich vor zwei Wochen noch den Anflug von Mitleid mit WOLF, ist dies spätestens seit gestern Abend verflogen. ZIB 2 hatte schon viel bessere Zeiten, zumindest schien man dort bis vor 1 1/2 Jahren einigermaßen neutral.

  16. Kurz ist ein Ausnahmetalent auch deshalb, weil er sich darüber im Klaren ist, dass er seine politische Existenz seinem Souverän verdankt. Es steht zu hoffen, dass wir noch viel von ihm hören werden.

  17. Es ist hoch interessant bei meinen Nachbarn im Ösiland. Allein Kurz bei Fellner, Bohrn Mehna gegen Gerald Grosz, oder Fusi gegen …, es sieht so aus, dass der Kurz wieder im September der King wird, wahrscheinlich mit der FPÖ, da die SPÖ einfach zu schwach ist. Was Herr Pilz sagt, interessiert im Ösiland keinen mehr, und mit den Grünen oder Neos sehe ich auch keine Chance. Die österreichische Regierung hat viele und gute Gesetze erlassen und leider einige jetzt nicht mehr abschließen können. Man hört sehr viel über die alten ÖVP Seilschaften, die den Kickl einfach weg haben wollten, anscheinend war er zu gut und beliebt, die ÖVP wollte das Innenministerium und Justizministerium in ihren eigenen Händen halten. Herr Goergen, ich geb ihnen recht, unterschätzt den Kurz nicht.

  18. Sehr geehrter Herr Goergen,
    um Ihrer rosa Brille beziehungsweise „Kurz-„sicht(igkeit) “ etwas Realitätssinn zu geben
    empfehle ich
    “ Achgut.com“
    “ Der Kurzschluss“
    Von Roland Wolter.

    • Kannte ich, Wolter schrieb über Kurz‘ vermutliche Politik, ich in diesem Stück nicht.

  19. Herr Goergen bringt es auf den Punkt: Kurz ist ein Kommunikationstalent.
    Seit seinen Äußerungen in der Causa Chemnitz hat sich meine früher sehr positive
    Meinung über ihn geändert.
    Detaillierter möchte ich aus Respekt vor den Österreichern nicht werden,
    wir in D sollten uns in der Bewertung über die Politik und „Ereignisse“ in anderen
    europäischen Ländern wahrlich zurücknehmen, es ist auch von „unseren politischen
    Eliten“ schon genug Schaden angerichtet worden. D hat in Europa wieder mal das Standing der Bevormundung, Besserwisserei und Großmannssucht.

    Aber eine Einschätzung von Herrn Goergen hier immer wieder gerne.

  20. „Sebastian Kurz ist ein Ausnahmetalent. Seine kommunikativen Eigenschaften wurden ihm in die Wiege gelegt“
    Herr Goergen, Sie sprechen mir aus der Seele. So empfinde ich diesen Mann und vermute den Beginn einer beeindruckenden Karriere.
    Dass Kurz die Koalition aufkündigte, zeigt nur, wie langfristig er denkt. Kurz ist den meisten im strategischen Denken weit überlegen. Denn Geduld ist auch die große Tugend, die er besitzt.
    Wie elegant er die Merkel abblitzen ließ, als er meinte, er ist froh, dass Österreich eine stabile Regierung schnell gebildet hat,(im Vergleich zu Trula) war großartig. Seine Kommunikation ist einfach, höflich, aber trifft ins Schwarze und sitzt. Er wird sich weiter entwickeln und eine Rolle in EU spielen.

  21. Kurz scheint ein strategisch denkendes Ausnahmetalent zu sein im Gestrüpp der österreichschen Parteipolitik. Mit wem er koalieren will und wird , wenn seine Tour zur Basis der Wähler erfolgreich ist, steht auf einem andren Blatt. Viel mehr als die Sozialdemokraten und die Freiheitlichen steht nicht zur Verfügung. Die Liste Pilz oder ein paar andere Kleinparteien werden für eine Mehrheit wahrscheinlich nicht ausreichen.
    Vielleicht liefert „Sektionschef Tuzzi“ strategische Vorstellungen zur Problemlösung.
    Eine neue „Parallelaktion“ zum Beispiel. lol

      • Wie oder wer auch immer. Mit Franz Werfel gilt “ Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig“
        Gruß

  22. Volle Zustimmung und durchaus auch Schadenfreude hinsichtlich der Herrn Wolf, der sich wohl etwas überschätzt hat!

  23. Sebastian Kurz ist 0ffensichtlich eine Nummer zu groß für Wolf und konnte dessen Anklage -Tribunal als siegreiche Bühne für sich buchen. Kurz ließ Wolfs Attacken zu Steil-Vorlagen degenerieren.

  24. Herr Goegen, haben sie vergessen, was für Äußerungen Kurz gemacht hat, bevor er Kanzler wurde? Die Migranten sind intelligenter als die Österreicher…wir brauchen sie…
    Für mich stellt sich nur die Frage, wie vergesslich die Österreicher sind, besonders deswegen, da Kurz erst Erfolg hatte, nachdem er die Positionen der FPÖ kopierte.
    In der Tat ist Kurz ein Ausnahmetalent, aber in einer ganz andren Richtung

    • Da gibt es auf achgut einen interessanten Bericht zu Herrn Kurz, der zumindest nahelegt, im
      Überschwang der Begeisterung über das politische Talent nicht zu übertreiben und zuviel zuzuschreiben, was konkret noch aussteht. Dass Kurz eine Gallionsfigur für die Kritiker der unterirdischen Politdarsteller auch hierzulande darstellt, ist verständlich. Offenbar waren aber „seine“ ÖVP – Minister und auch er in der konkreten Politpraxis deutlich „ zurückhaltender „ oder taktisch „geschmeidiger“, als die aktiveren Minister der FPÖ. Das wird wohl auch in Österreich so wahrgenommen und vor allem zwischen Herrn Strache und dem „ Rest“ der FPÖ deutlich getrennt. Man wird im Falle des Falles sehr genau hinschauen müssen, was Herr Kurz nun tatsächlich konkret verändert und bewegt, und zwar in die richtige Richtung. Smartes Auftreten und rhetorisches Geschick allein reichen bei weitem
      nicht aus und Flexibilität hat ihre Grenzen. Da kursiert die Beschreibung vom „Rechts blinken und links abbiegen“ . Man muss man sich politisch „ die Hände schmutzig machen“ und Kärrnerarbeit leisten, auch wenn die Gegner aus der EU und in Österreich zahlreich sind. Allerdings wäre Herr Kurz nicht der erste aus dem konservativen Lager, der Richtung links/ grün beweglich ist, trotz anderer Rhetorik.

  25. „Unabsichtlich“ hahaha… ja klar, bestimmt 😉

  26. Doch, doch das hat er. Sogar zwei – Hofer und Kickl. Mein österreichischer Stammtisch in Kroatien ist auf jeden Fall der Meinung, und das der Kurz es wieder packt. Aber bloß mit wem?

  27. TU FELIX AUSTRIA!
    und ein neidvoller Blick
    30 km weiter!

  28. **

    Fakt ist doch, dass er seine Popularität der Übernahme vieler FPÖ Positionen zu verdanken hat. Wenn er so weitermacht, wird er vielleicht wieder Kanzler werden. Wenn nicht, dann eher nicht.

    Politisch genial wäre es, wenn FPÖ und SPÖ nach dem italienischen Modell zusammen kämen und Macchiavelli einen Strich durch die Rechnung machen würden.

    • Der Fakt stimmt und nur durch die FPÖ Minister hat diese Regierung funktioniert.

      Das italienische Modell wäre nur möglich, wenn sich die SPÖ in einen rationalen Teil und in einen linken Teil aufspaltet. Das steht seit der Wienwahl wie der rosa Elefant im Raum, nur sind die Linken Schwadronierer zu Geld- und machtgeil für diesen Schritt, weil sie wissen, dass sie dann weg sind vom Futtertrog.

  29. Naja, nichts gegen Kurz. Aber wäre ich Österreicher hätte ich schon meine Vorbehalte.
    Die Sprengung der Koaltion ist das eine, vor allem weil er bislang nicht viel Auswahl an Partnern hat. Ob er auf die nötigen 40 Prozent kommt, die er braucht um Auswahl zu haben, ist für mich längst nicht sicher. Aber wie gesagt, ich bin ja kein Össi, die müssen entscheiden.

  30. Ich bete für die Österreicher! Das sie nicht nochmal auf diesen Blender „Kurz“ reinfallen!

    • So wie mir der Herr V. bisher negativ aufgestoßen ist, eher bei Putin oder BDS!!!!

    • Wenn schon Meinungsfreiheit, dann für alle. Und für a l l e Meinungen!
      Ob der Herr Ihr Gebet erhört, weiß ich nicht. Noch viel weniger, was er davon hielte.
      Das alles geht mich auch nichts an. Aber eine Meinung zu diskreditieren, weil sie einem nicht gefällt, gehört nicht hierher.

  31. Danke für diesen wunderbar auf den Punkt gebrachten Kommentar. Sebastian Kurz
    ist, besonders in diesem Alter, als Politiker ein Ausnahmetalent.
    Wünsche ihm besonders für September 2019 ein gewaltiges Comeback.
    Die feigen Hintermänner des sogenannten Ibiza-Videos sollten an die
    Öffentlichkeit gezerrt werden.
    Die SPÖ will ja nicht mit dem eigenen Skandal aus 2017 (Methode Silberstein)
    in Verbindung gebracht werden. Aber Ausgangspunkt war auch hier 2017.

    • Wenn man ein wenig googelt, bekommt man den Eindruck, dass bei den oberen Zehntausend in Österreich jeder jeden kennt und auch jeder mit jeden irgendwelche Beziehungen hat. Ganz schnell (meist direkt oder über eine Person) ist man ausgehend von dem Anwalt Mirfakhrai bei der SPÖ, aber auch bei BVT (Öster. Verfassungsschutz), Rene Benzko, Kronenzeitung, ÖVP, …
      Und irgendwie erweckt das Ganze den Eindruck einer riesigen Vetternwirtschaft, bei der die FPÖ mehr stört, als dazugehört.

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