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Mangelnde Autonomie

Schule: Mehr Freiheit wagen

11.06.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Vielleicht sollte das Bildungsideal Wilhelm von Humboldts wieder eine stärkere Rolle spielen. Er sagte über die Rolle von Staat und Bildung: „Die Staatseinrichtung an sich ist nicht Zweck, sondern nur Mittel zur Bildung der Menschen.“

Lehrer sind im Idealfall gute Pädagogen. Sie haben sich im Rahmen eines Studiums Wissen angeeignet und können es vermitteln. Lehrer sind aber meist keine guten Manager. Wären sie es, dann hätten sie womöglich nicht Pädagogik, sondern Betriebswirtschaftslehre oder ähnliches studiert. In unserem Schulsystem müssen Pädagogen aber häufig beides sein: Pädagogen und Manager. Insbesondere, wenn Pädagogen zu Schulleitern oder stellvertretenden Schulleitern berufen werden, denn dann dreht sich das Verhältnis um. Sie sind dann in erster Linie Manager und in zweiter Linie Pädagogen. Sie müssen sich um neue Lehrer, Vertretungsregelungen und das Schulessen kümmern; aber auch für eine gute IT-Ausstattung sorgen und deren Betreuung organisieren. Sie müssen sich mit ihrem Schulträger, meist der Kommune, auseinandersetzen, um die Instandhaltung, die Sanierung und die Erweiterung der Gebäude und Ausstattung zu erreichen. Und sie müssen sich mit dem Schulministerium und den Schulämtern über Personal und Inhalte auseinandersetzen. Eigentlich ist eine weiterführende Schule, sei es Gymnasium, Gesamt-, Real- oder Hauptschule, ein mittelständische Bildungsunternehmen, das aber leider oft unprofessionell gemanagt wird.

Dies liegt an der mangelnden Autonomie der Schule. Sie verfügt nicht über ein eigenes Budget, mit dem sie Personal- und Sachausgaben bezahlen könnte. Jeder öffentlichen Schule wird diese Aufgabe von der Kommune und dem Land abgenommen. Um die Mittelverwendung zu kontrollieren, regiert ein Schulministerium mit Rundschreiben, Erlassen und personeller Aufsicht in den Bezirksregierungen und Schulämtern meist bis in die einzelne Schule hinein. Fehlentscheidungen sind so vorprogrammiert, da das Land nicht individuell auf jede Schule eingehen kann. Aber auch Eigeninitiative wird so vor Ort untergraben und verhindert.

Eigentlich bräuchte es hier eine Reform an Haupt und Gliedern. Warum werden Schulen nicht von Managern geführt, die dazu ausgebildet wurden. Neben pädagogischen Führungskräften könnte auch eine betriebswirtschaftliche und eine technische Ebene für mehr Effizienz und Professionalität in der Schule sorgen. Dies würde aber erfordern, dass Landesparlamente und Landesregierungen Schulen in die Eigenständigkeit und Freiheit entlassen würden. Nicht immer neue Schulversuche, Modellprojekte und starre Lehrpläne wären hier angesagt, sondern eine Budgetierung aller Schulen mit weitgehender Personal- und Kostenverantwortung vor Ort.

Gleichzeitig könnte über Bildungsgutscheine die Nachfrageseite gestärkt werden und Schüler und Eltern als Kunden verstanden werden. Doch in vielen Bundesländern existieren sogar Schuleinzugsbezirke, die die Auswahl der Schule zusätzlich erschweren.

Anders als im derzeitigen System würde so nicht nur Mittelmaß erzeugt, sondern größere Differenzierung würden möglich und damit die jeweiligen Talente zielgenauer gefördert werden. Ein besseres Management, bessere Pädagogen und eine bessere Mittelverwendung würden die eine Schule gegenüber der anderen attraktiver machen. Es würden Leuchttürme entstehen, an denen man sich orientieren könnte. Es würde sich ein Wettbewerb zum Guten entwickeln. Auch für die Lehrer wäre dies attraktiv. Sie könnten sich auf das konzentrieren, was sie gelernt haben und was sie eigentlich machen wollen: Kinder und Jugendliche bilden, erziehen und möglichst Vorbilder sein.

Beste Bildung ist auch eine Frage der Investitionen. In den letzten 10 Jahren sind die Bildungsausgaben relativ zur Wirtschaftsleistung allerdings nicht gestiegen, sondern sogar gefallen. Das ist ein Armutszeugnis für ein Land, das für seine Dichter und Denker, Tüftler und Techniker international gerühmt wird. Doch der Bildungserfolg ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch des effizienten Mitteleinsatzes. In der deutschen Bildungsbürokratie herrscht das Denken des Zentralismus. Computer und Software werden zentral bestellt und die Leistung beim Abitur über eine zentrale Prüfung abgefragt. Lehrer werden nicht nach Leistung bezahlt, können nicht entlassen werden und die Schulleitung hat keine disziplinarischen Möglichkeiten bei Minderleistung. Alles das führt dazu, dass Deutschland als Bildungsnation zurückfällt. Vielleicht sollte das Bildungsideal Wilhelm von Humboldts wieder eine stärkere Rolle spielen. Er sagte über die Rolle von Staat und Bildung: „Die Staatseinrichtung an sich ist nicht Zweck, sondern nur Mittel zur Bildung der Menschen.“

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18 Kommentare

  1. Im Bekanntenkreis meiner langjährig Angetrauten sind ausschließlich nur linksgestrickte Pädagogen anzutreffen vom Schulrat angefangen bis zum Hauptschullehrer und wenn ein Geburtstag angesagt ist oder eine andere Feier gehe ich dort seit Jahrzehnten nur mit, weil ich meiner liberalen Hälfte aus persönlichem Verständnis heraus nicht widersprechen will, aber deren Gesülze ist für einen ehemaligen Unternehmer wie mich, gelinde gesagt eine einzige Zumutung und kein Wunder, wo wir hingekommen sind und ich sage dieser Republik voraus, da kommt nichts mehr, das kann man in jedem Satz dieser linksgestrickten Idiologen erkennen und sie haben nur noch den Vorteil daß sie staatlicherseits gepämpert werden, in der Wirtschaft wären es Totalversager und in diese Richtung gehen wir und das wird uns allen noch zum Verhängnis werden.

  2. Freiheit(??) an den deutschen Schulen!!??

    Heutzutage!??

    Echt jetzt!

    Sie können ja als Lehrer einmal im Unterricht beiläufig erwähnen, daß nach den offiziellen(!) Angaben der zuständigen afghanischen Behörden immerhin 62 Prozent aller Afghanen IN Afghanistan funktionelle Analphabeten sind!

    Dann sind Sie als bekennender Oberafdler, und somit selbstverständlich als Supernazi, Rassist, Faschist, usw heutzutage aber SEHR schnell ein Ex-Lehrer!

  3. Schulen sind meist zu Grünen Indoktrinationsanstalten verkommen. Was ich hier an der Grundschule meines Sohns erlebe ist grausig. Carola Rackete ist St. Martin. Das ganze Schulhaus hängt voll mit die Welt verbrennt. Was hier mit der Psyche der Kkeinsten gemacht wird ist schlimm. Jede Woche muss ich meinem Sohn erklären, daß die Lehrerinnen sagen wir es salopp wieder irgendeinen Mist erzählt hat. Ich finde es gerade einen Segen, daß wir unseren Sohn und einen Nachbarjungen selbst unterrichten. Wie gerne würden wir immer Heimunterricht machen.
    Jetzt ab Mo sollen die Kinder mit Maske in die Schule und Abstand halten von den mit denen sie sowieso Nachmittags immer spielen. Die Neuinfektionszahlen sind in unserem Landkreis seit 2 Wochen bei NULL. Der Wahnsinn findet kein Ende.

    • Passen Sie auf dass Ihr Sohn das was Sie über die Lehrer sagen nicht ausplappert, sonst fällt das sofort auf Sie zurück.

    • Das Problem hatten meine Eltern zu DDR Zeiten auch – beides „Gegner“ aber halt verletzlich, da mein Vater in gehobener Position an der Uni war (und ohne SED-Mitgliedschaft den Bonzen immer ein Dorn im Auge war). An meiner Schule waren auf den ersten Blick zahme Hunde, deren Stasimitarbeit erst Jahre später, nach der Wende herauskam. Zum Glück sind meine Kinder schon aus dem Gröbsten heraus und können mit dem Doubletalk umgehen, sodaß wir kein Theater spielen müssen.

  4. …jedes Kind muss Noten lesen können und ein Musikinstrument beherrschen. Muss wissen wer Platon, Kant, Spinoza, etc.waren und Ihre Lehren können. Sport ist auch sehr, sehr wichtig. Das alles gehört unbedingt zur einen echten Bildung.

  5. Von der Überschrift hatte ich mir mehr versprochen. Leider ist der Artikel irgendwo im Nirwana stecken geblieben:
    1. Für Manager gilt, dass es gute und schlechte gibt entsprechend der gaußschen Normalverteilung. Wichtig ist, geeignete Kandidaten für Schulleiterpositionen zu gewinnen. Da ich an solchen Sitzungen teilgenommen habe, weiß ich wie das läuft.
    2. Für Lehrer gilt, dass es gute und schlechte gibt entsprechend der gaußschen Normalverteilung. Ob die Lehrer früher im Vergleich zu heute besser oder schlechter sind, ich weiß es nicht. Als Teilnehmer der Schulkonferenz und Schulpflegschaft sind mir gute und schlechte Lehrer bekannt und als Schüler selbst habe ich in frühere Zeiten einen Einblick.
    3. Die Schulausstattung ist enorm von dem Träger abhängig, nämlich der Gemeinde. Auf dem Land funktioniert das, in der Stadt, wie Köln z.B. nicht.
    Quintessenz:
    Es gibt aus meiner Sicht 3 Punkte, die für die Misere entscheidend sind:
    1. Pädagogische Konzeptionslosigkeit, da man Schule zum grün-pädagogischen Schlachtfeld gemacht hat, das Kinder zu wenig frustrationstoleranten sprach- und rechenbehinderten Menschen erzogen hat.
    2. Versäumnisse im Bereich z.B. Digitalisierung, da die Ministerien keine zukunftsorientierte Bildungsstrategie entwickeln, sondern in der Beamtenschaft z.T. aus Lehrern bestehen, die dort Karriere machen, ohne für die Jobs qualifiziert zu sein. It-Qualifikation ist da Glückssache.
    3. Bildung darf nichts kosten bzw. ist von den Eltern zu unterstützen. Auch wenn die Grünsozialisten über Bildungsungerechtigkeit jammern, so fördern sie das aktiv, da ihr Klientel sowieso die eigenen Kinder fördert und man sogar unterstellen könnte, der aktuelle Zustand käme ihnen entgegen. Das ist zwar Böse, aber wahrscheinlich richtig!

  6. Welche Elemente des Humboldtschen Bildungsideals sind es denn, welche über die betriebswirtschaftlich durchgegemanagte Schule um so vieles besser verwirklicht werden könnten?

  7. Pisa-Ergebnisse schocken Experten: „Dramatisch“ – Rangliste zeichnet deutliches Bild.
    Pisa-Studie 2019: Ergebnisse ein Debakel für Deutschland !?
    Update 3. Dezember, 16.35 Uhr: Die Ergebnisse der Pisa-Studie, die 2019 veröffentlicht wurden, sich aber auf Erhebungen aus 2018 beziehen, sind einmal mehr ein Schock.
    So oder so ähnlich lauten die Pressemeldungen bzgl. der Ergebnisse der Evaluierung des Bildungssystems in Deutschland. Kann also keiner sagen, es nicht gewusst zu haben. Frage: warum tut keiner der Verantwortlichen etwas dagegen, ausser lauen Lippenbekentnissen….

  8. Schule & Unis haben einen Lehrauftrag, keinen Erziehungsauftrag. Leider sehen das zu viele Lehrkräfte umgekehrt. Leider nehmen zu viele Eltern ihren Erziehungsauftrag, den sie kraft der Geburt ihrer Kinder haben, nicht wahr. Das zieht sich leider durch alle Bildungsschichten der Eltern. Ich werde auch nie verstehen, weshalb sich junge & gebildete Frauen auf das Gebären reduzieren. Mein Haus, mein Auto, meine Kinder???
    Derzeit hofieren und umgarnen die Grünen die Kinder (zu) sehr. Mir wäre lieber, sie würden Abstand zu den Kindern halten.
    Erst Habeck mit seiner Forderung nach Wahlrecht für Kinder. Zitat“„Keine Schule, keine Partys, keine Reisen.“ das reicht für ihne schon als Krise, als Verzicht!
    Derzeit spricht Annalena aus ihrer reichen Erfahrung mit Kindern:“https://www.welt.de/politik/deutschland/article209350341/Schulklassen-Kita-Gruppen-Gruene-gegen-Abstandsregeln.html

    • Mütter kümmern sich nicht um ihre Kinder weil ihnen seit den 60er von selbst kinderlosen Schranzen eingehämmert wird dass Frauen nur emanzipiert sind wenn sie arbeiten.

      „I remember my mother, the day that we met,
      A thing I shall never entirely forget;
      And I toy with the fancy that, young as I am,
      I should know her again if we met in a tram.
      But mother is happy in turning a crank
      That increases the balance in somebody’s bank;
      And I feel satisfaction that mother is free
      From the sinister task of attending to me.“

  9. Wenn es solche Artikel zu „Schule“ gibt, muss ich jedes mal lachen. Die umfassende IT Ausstattung soll wohl die Lösung sein? Was nützt Tablet, Internet und Co. wenn in den 4. Klassen eine immer größere Zahl von Schülern (m/w/d) Probleme mit dem 1×1 und mit lesen und schreiben haben? Im Gespräch mit Eltern, die Kinder derzeit in der 4. Klasse haben, werden (vor Corona) vor allem die Ausfallstunden durch fehlende Lehrer, die verschwendeten Stunden in den Hauptfächern mit Diskussionen über Klassenverband und Sozialverhalten und der hohe Anteil an „nicht Deutsch sprechenden“ Schülerinnen und Schülern als Problem gesehen. (Gewalt, Bedrohungen und Beleidigungen auf dem Schulhof mal ganz außen vor gelassen). In einer Klasse mit 60-70% Mihigru ist kein Regel-Unterricht möglich…..jedenfalls keiner wie wir ihn aus unserer Jugend (35 Schüler pro Klasse) kannten. Viele lassen Ihre Kinder die Klasse vor der Auswahl der nächsten Schulform wiederholen, weil einfach keine Grundlagen vorhanden sind. Die, die es sich leisten konnten, sind sowieso vorab zur Privatschule gewechselt….meist nach der 1. Klasse (weil man realistisch sah, dass es so nie klappen kann, etwas zu lernen).

    • Selbst an guten städtischen Schulen in Regionen ohne sonderlich viele Einmänner wirft man aus linksgrüner Phantasterei gern mal geistig behinderte Kinder und Hochbegabte zusammen. Ein Bekannter sagte frei heraus dass er „alles von IQ 60 bis 130“ in seinen Klassen hat. Auf welche Schüler entfällt die Aufmerksamkeit wohl?

  10. Als Lehrerin kann ich nur sagen: Man muss den Beruf ein paar Jahre ausgeübt haben, um zu wissen, wo es hakt. Es gibt so viele Experten und Nicht-Experten, die zu wissen meinen, wie man die Bildungsmisere lösen kann. Die größten Probleme aus Sicht der Lehrer sind: Überfrachtung mit Bürokratie, teilweise respektlose Schüler und Eltern, neuerdings auch noch Förderschüler in Regelschulen ohne Unterstützung, Mangel an Material (Tonpapier etc.), Abwälzung aller gesellschaftlichen Probleme auf die Schulen (Gesundheit, Drogen usw.). Die Schulen werden so versorgt wie in den 50er Jahren – mit den Problemen des Jahres 2020. Das kann nicht funktionieren.

  11. Das Land der Denker, Dichter, Ingenieure etc hat in den letzten 20 Jahren Millionen Talente importiert und gleichzeitig seine eigenen Familien zerstört. Jetzt ist der Ausländeranteil bei 30%+ und Sie kriegen hier garnix mehr reformiert, werter Herr Schäffler.

  12. „Schüler und Eltern als Kunden verstanden werden“
    So wie bei Hartz IV?
    Was für ein Unsinn. Das Problem des Bildungssystems ist nicht der Mangel an betriebswirtschaftlich-pseudowissenschaftlichem Denken sondern eine Überzahl nicht beschulbarer Kinder, die laissez-faire Haltung der modernen Pädagogik und ein größtenteils charakterlich und intellektuell ungeeignetes Lehrpersonal.

  13. Hehre Gedanken.

    Fragen Sie aber doch mal einen Schüler, wer Wilhelm von Humboldt war, wann er gelebt hat und wofür er und sein Brud…WIE, DER HAT ‚N BRUDER?

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