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Gespräch zwischen Biden und Putin steht bevor

Was der Kreml tun könnte, um die Ukraine wieder an Moskau zu binden

05.12.2021

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Sorge über einen russischen Angriff auf die Ukraine wächst. Aber wahrscheinlicher ist eine andere Entwicklung: Westliche Dienste erwarten, dass Moskau einen gesteuerten Umsturz in Kiew vorbereitet.

Die schon durch die Corona-Debatte getrübte Adventsstimmung könnte schon bald einen noch viel größeren Dämpfer erhalten. Verfolgt man die Meldungen über die sich zuspitzende Situation an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland, so rückt eine Eskalation bis hin zu einem begrenzten Krieg in greifbare Nähe. Die westlichen Dienste beobachten eine beunruhigende Konzentration russischer Truppen direkt vor den Toren der von Separatisten beherrschten Ost-Ukraine. Die Regierung in Kiew selbst ist sogar überzeugt, dass eine Offensive von Putins Divisionen bereits beschlossene Sache sei und spätestens bis Ende Januar erfolgen werde. Äußerst besorgt sind auch die Regierungen der Nato-Partner Litauen, Estland, Lettland und Polen. Die USA reagieren bislang eher unaufgeregt. Noch sind keine westlichen Streitkräfte in einer Weise verstärkt oder gar US-Truppen in die Krisenregion verlegt worden. Für die nächsten Tage kommt es auf Wunsch des US-Präsidenten zu einem direkten Gespräch mit Wladimir Putin. Die Warnungen Washingtons und der EU, dass im Falle eines russischen Einmarsches in die Ost-Ukraine der Westen mit harten Konsequenzen reagieren würde, gehören immer noch in die Kategorie des üblichen Geplänkels in solchen Situationen.

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Noch mehr als sonst ist jetzt ein kühler Verstand notwendig. Dazu gehört zuallererst, das Für und Wider einer Invasion aus russischer Sicht einzuschätzen. Für diesen Schritt spräche die Hoffnung des Kreml, durch eine Welle der nationalen Begeisterung, Putins Beliebtheit im Lande wieder zu steigern. Die wirtschaftliche Lage der Mehrheit der Russen hat sich im Verlaufe der letzten Zeit ständig verschlechtert. In der Bevölkerung mehren sich aufgrund immer neuer Enthüllungen über die massenhafte Korruption im Lande Anzeichen von Bitterkeit und Frustration. Putin muss deshalb keine Aufstände befürchten, dazu ist das Regime mit seinen diktatorischen Mitteln viel zu stabil. Noch viel verheerender aber wäre ein Einigeln der Russen in der Mentalität des späten „Homo Sowjeticus“: einer Mischung aus Lethargie und Fatalismus, die einer Depression gleichkommt.

Es gibt in Moskau ernsthafte Zweifel, ob militärische Akte tatsächlich das Ansehen der Führung verbessern könnten. Eine Annexion der Ukraine – die Russen würden sie wohl als Heimkehr zu Mütterchen Russland bezeichnen – brächte neben den menschlichen und finanziellen Verlusten auch neue schwere Lasten mit sich. Zu seinen eigenen Problemen müsste Russland auch noch die eines Großteils der Ukraine schultern. Mit einer ernsthaften militärischen Reaktion muss Putin nicht rechnen. Auch hat er kein Interesse an einem Weltkrieg. Ganz davon abgesehen, dass die Bevölkerungen in den USA, aber auch in Deutschland einen solchen Krieg nicht unterstützen würden. Für Demokratien ein wichtiger Faktor.

Was wohl geschehen würde, ist eine massive Verschärfung der wirtschaftlichen Sanktionen, die Russland schon jetzt viel mehr treffen, als der Kreml es eingesteht. Auch das so lange ausgehandelte und für die Russen so strategische Gas-Pipeline-Projekt  „Nord Stream 2“ wäre dann wohl vollständig vom Tisch. Alles in allem scheint ein russischer Gewaltakt also eher unwahrscheinlich.

Das bedeutet freilich nicht, dass Putin seinen Traum von der Wiederherstellung der territorialen Dimension der alten Sowjetunion aufgegeben hätte. Aber die Risiken wären im Moment einfach zu hoch. Dennoch muss aus Moskaus Sicht verhindert werden, dass sich die Regierung der Ukraine mit der Bitte um Nato-Aufnahme oder eines ukrainisch-amerikanischen Beistands-Abkommens an Biden wendet. Das naheliegendste Mittel wäre ein von innen kommender Umsturz in der Ukraine. Eine Option, die auch die Nachrichtendienste im Westen, darunter auch der BND, für wahrscheinlich halten.

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Die Unzufriedenheit mit den Herrschenden ist auch in der Ukraine groß. Auch dort ist die Bevölkerung angesichts der Korruption der Eliten, die die Herrschenden immer reicher und das Volk immer ärmer macht, über die Lage im Lande erbost. Bei der Schürung innerer Unruhen kann Moskau fest mit der Unterstützung einer größeren Gruppe der tonangebenden Oligarchen in Kiew rechnen. Eine Moskau-hörige Regierung ist schnell in den Sattel gehoben – mit dieser könnte der Kreml anschließend einen ewigen „Freundschaftsvertrag unter Brüdern“ schließen, welcher die Zugehörigkeit zu westlichen Bündnissen ausschließt. Noch lieber wäre es Moskau freilich, die USA versprächen ihrerseits, die Nato nicht weiter nach Osten auszudehnen. Damit ist aber nicht zu rechnen, denn gemäß internationalem Völkerrecht obliegt die Entscheidung über derartige Allianzen immer der jeweiligen Nation und ihrer Führung.

Moskau weiß außerdem, dass West-Europa, und hier insbesondere Deutschland, innenpolitisch eine solche Entwicklung gar nicht durchhalten würde. Hier fehlt vielerorts ja schon der Wille zur Verteidigung – geschweige denn zu einem Angriff. Die USA selbst richten ihr Augenmerk vor allem auf China. Dem ordnet auch Biden alles andere unter. Blieben nur die Nato-Partner im Osten des Kontinents. Doch auch sie könnten ohne die USA nur protestieren und warnen. Eine ernstzunehmende Bedrohung Russlands wären auch sie nicht. Die wirklich Leidtragenden sind die Menschen in der Ukraine, die ein eigenes Land wollen, denn auf absehbare Zeit werden sie kein Dasein in friedlichen Verhältnissen erleben.

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33 Kommentare

  1. Na ja, ich weiss nicht. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass eine russische Besatzungsregierung Deutschland so radikal deindustrialisieren (Energiewende) und die gesellschaftlichen Grundlagen (Familienpolitik) shreddern würde.

  2. Auf Seite der Ukr kaempfen zw. 1100 und 3000 Jihadisten, seit 2014.
    Anfaenglich waeren es bekannte, ca 400 Chechens, seit 2017 kamen immer mehr Jihadi Groups aus dem IS Syria/Irak/Levant, z. Zt. sind dort ca 5700 Gotteskrieger,

    Bekannt davon sind namentlich, da sie auch auf ihren Channels Martyrs auflisten: 

    Ansar al Islam,
    Caucasus Emirate,
    Ahrar al-Sham,
    Suquour al-Sahm,
    Jamaat al Islamya,
    AlIzb al Islami al Turkistani (Uiguren)…..
    sogar die Gruppe Jama at Nasr al Islam)….

    Interessantes Detail: vorallem die Chechens tragen keine Schutzwesten, da sie ganz offiziell, in einem Interview mit der BBC im Sommer 2018 aussagten, dass sie dort als Martyrs sterben wollten, gegen die von ihnen verhassten Russen.

    Diese Informationen sind nicht mehr klassifiziert, es gibt einige ‚halb-oeffentliche‘ Proceedings des US Senate Select Committee on Intelligence zum Thema.

    Ubr: RU hat sich schon eingestellt auf das Scheitern von North Stream II. Die entspr. Contingency Plans wurden schon 2017 aufgesetzt aufgrund des Risk Management.

    Die Gas Pipeline, Siberia-2, welche ab 2024 nach China in einem 400 Mia USD liefern wird dann per annum 30 Mia m^3 gas liefern.

    Das Wichtigste: RU wird, wie ich oft geschrieben habe, nur dann in den Donbas einmarschieren, wenn die NATO Atomraketen in Kiev stationiert, welche Moscow in 7 1/2 min erreichen koennen.
    RU wird aber vorher ein Summit mit Sleepy Biden verlangen, in dem die USA an ihre eigene Cuba Crisis im Oct 1962 erinnert wird, wo Nikita Krushchev die sowjet. Raketen zurueck zog, nachdem John F. Kennedy und Rob. McNamara intensiv mit RU diskutierten.

    Wer kann sich heute daran noch erinnern ? Die Welt stand damals kurz vo WW 3, wir wohnten damals in Calif, und in der High School, war das DAS THEMA….wir hatten grosse Angst vor diesem Krieg, der da kommen koennte.

  3. Wer nicht völlig mit polit. Blindheit geschlagen ist und die Ereignisse von 1989 im Gedächtnis hat, weiß daß die Sowjetunion und damit Russland seinerzeit die bedingungslose Kapitulation vor dem Westen vollzogen hat.
    Wieso hat ein Reich das seine Nachbarn mit Gewalt eingemeinden will, 1989 den Ausstieg aus seinem Imperium Allen die es wollten ermöglicht? 
    Jedem der die Geschichte seit 150 Jahren kennt, ist klar, dass es den USA seit 1989 nicht mehr um Russland geht sondern um Deutschland. Russland war wirtschaftlich nie ein Problem für die USA. Auch bekannt ist die USA Doktrin: Deutschlands Know How und Russlands Bodenschätze dürfen niemals zusammenkommen.
    Wären die USA auch nur halb so friedliebend, würden sie New Mexico und Texas an Mexiko zurückgeben und Guantanamo an Kuba. Auch hätten sie 1989 ebenso wie Russland ihre Besatzer abziehen können aus Deutschland.
    Die Frage stellt sich, wodurch kann Russland die USA wirtschaftlich stören, und das ist das einzige Feld auf dem die USA empfindlich sind? DURCH NICHTS. Militärisch betrachten sich die USA als Herr der Welt – einzig China könnte den USA wirtschaftlich gefährlich werden. 
    Russland und der vom Westen vom Zaun gebrochene Konflikt mit Russland, ist nur der Hebel der USA um Europa und insbesondere Deutschland, den Hauptstörfaktor der USA-Weltherrschafts- Wirtschaftspolitik zu destabilisieren und damit gefügig zu machen. 
    Das Wunder infolgedessen Putins Erpresser-Gas durch Umleitung über die Schutzgeldstaaten Ukraine und Polen in Friedens Gas verwandelt wird bedarf auch noch der Erklärung.
    Die Gefahr für die US-Politik besteht darin, daß Deutschland nicht mehr durch Abschaltdrohungen oder „Durchleitungsprobleme“ durch Polen und Ukraine erpressbar wäre.
    Die finanzielle Unterstützung der Russland-feindlichen Ukraine durch die jederzeit abpressbaren beliebigen Durchleitungsmilliarden ist nur willkommener Nebeneffekt

  4. Ich denke, dass das ein Konflikt is zwischen Volksgruppen, die in dem Gebiet leben, das wir Ukraine nennen, und Russland – das sollen die unter sich ausmachen und das Letzte, was wir alle dabei gebrauchen koennen, sind Joe Biden und seine Hintermaenner.

  5. Erstens was soll Russland mit der heruntergekommenen Ukraine, von der einstigen Kornkammer zum Armenhaus. Russland wird eingreifen und seine Leute im Donbass oder wenn zum Angriff auf die Krim kommt verteidigen, daß ist sicher wie das Amen in der Kirche. Schließlich sind in den Gebieten schon über 90000 ukrainische Soldaten plus Kriegsgerät überwiegend Angriffswaffen stationiert so ein ukrainischen Militär und mit den Söldner und Neonazis Truppen wesentlich mehr sein. Sollte die Ukraine den Donbass angreifen und die Krim ebenso, so wird dies ein Holo…. an den dort leben Russen und das wird Moskau verhindern. Es sollte den Autor dann nicht wundern, wenn die oder Rakete auch Ziele in Deutschland treffen könnte z.B. Ramstein. Von wo aus der Ami mit seinen Drohnen Tot und Elend in der Welt bringt.

  6. Die wirklich Leidtragenden der westlichen Ukraine-Politik sind die Ukrainer. Der Westen hat, voll von Illusionen, und Russophobie, völlig übersehen, dass es in Kiew, wie in Moskau und anderswo, nie eine Staats- und Wirtschaftselite gegeben hat, die bereit und in der Lage gewesen wäre, eine rechtsstaatliche Ordnung zu organisieren, die dann auch zu einer liberalen Demokratie nach zumindest annähernd westlichem Muster hätte führen können. Deshalb ist ein brutaler, ausbeuterischer Machtstaat, mit demokratischen Dekorationen, entstanden, der das Land zugunsten einer kleinen Clique von Oligarchen, ihren Günstlingen und Gehilfen, zu einer kleptokratischen Oligarchie organisert haben. Aus ca. $ 20 Mrd. Auslandschulden in den späten 1990ern, sind ca. $ 120 Mrd. entstanden, von denen über öffentliche Ausgaben mindestens 1/3 bei den Oligarchen gelandet sind, die diese dann privat, und auch bei uns, und in aller Welt inverstiert haben. Für die große Mehrheit der Bevölkerung ist nie eine Wirtschaftsentwicklung eingetreten, die eine Mehrheit der ca. 44 Mio. Ukrainer aus bitterer, post-sowjetischer Armut der 90er Jahre gehoben hätte. Wenn russische Panzer in Richtung Kiew fahren würden, dann würden Massen von Ukrainern mit Blumen am Strassenrand stehen. Kiew ist die Mutter aller russischen Städte stand immer in den Reiseführern und es stand auch im Bewußtsein der Bürger von Kiew. Das Lavra-Kloster steht als Symbol für den Beginn der Christianisierung der Ostslawen vor 1000 Jahren. Alles heilige, russische Erde. Auf diesem Hintergrund haben Alexander Solschenitzin, wie auch Vladimir Putin, die Aufteilung des alten Russland, das natürlich Minsk, Kiew, Odessa und die Krim mit einschloss, als die große, nationale Katastrophe des 20 Jhdt. bezeichnet. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.

  7. Es war Weihnachten 1979, „Wir“ im Westen wachten auf und wurden mit dem russischen Einmarsch in Afghanistan überrascht. Es ist Weihnachten 2021, „Wir“ werden anstelle der jahreszeitlich üblichen Grippe politikseits mit einer als das Volk bedrohenden Seuche und den Bekämpfungsmaßnahmen beschäftigt, erleben sodann, daß die gut 120 000 russ. Soldaten samt Gerät an der Grenze zur Ukraine dort kein Manöver veranstalten. Statt seine eigenen Untertanen zu tyrannisieren, sollte ein Herr Söder ab und an über die Schulter nach Osten blicken und hoffen, daß das russische Militär beim Erreichen von Kiew sodann schnell genug bremst.

  8. Als die Sowjetunion 1961-62 Raketen auf Kuba zu stationieren begann war der Aufruhr in den Staaten beispiellos. Die Staaten beschlossen eine Seeblockade um Kuba zu isolieren und drohten mt der Versenkung aller sowjetischer Schiffe, die Raketen nach Kuba bringen wollten. Als sich die Lage dramatisierte und man im TV die Frachter auf den Blockadering zufahren sah, dachte ich, damals 14 Jahre alt, ob am nächsten Morgen Atomkrieg sei. Dies hing an einem seidenen Faden. Moskau ließ abdrehen unter der Zusicherung Washingtons, von der man im Westen nichts erfuhr, dass die Amerikaner ihre Raketensysteme an der türkisch- sowjetischen Grenze abbauen würden. Diese Systeme bedrohten die Sowjetunion lange bevor Moskau den Hebel Kuba ersann um diese direkte Bedrohung des eigenen Territoriums zu beseitigen. Ich frage mich, was daran falsch war, dass Amerika sich schützen wollte, in dem man die unmittelbare Bedrohung vor der eigenen Haustür beseitigte.
    Desgleichen hat diese Frage die gleiche Berechtigung im Blick auf Russland und seine Sicherheit. Das Russland mit seinem Anliegen nicht ganz falsch liegt, ergibt sich aus der Tatsache der falschen Versprechung gegenüber Gorbatschow, die Nato bliebe dort, wo sie vor der Wiedervereinigung war. In diesem Zusammenhang frage ich mich ob die westliche Politik so vergesslich sein kann, oder ob das Vorrücken der Nato bis an die Grenzen Russlands ein aggressiver, weil geplanter Akt, war.
    Und, das Gezeter um die Konzentrierung russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine halte ich für heuchlerisch und absolut kontraproduktiv, denn die Russen wären ja mit dem Klammerbeutel gepudert, liefen sie ein zweites Mal innerhalb von 100 Jahren in die gleiche Falle.
    Russland wird dem Westen diesen Gefallen nicht tun. Alle im Raum schwebenden Scheingründe mit denen Russland zur Zeit zur Sau unter “ Edlen“ gemacht wird und gemacht werden soll, tragen den Keim des nächsten Weltkrieges in sich. Wer das will soll weiterhetzen.
    Die Russen werden dem Westen die passende Antwort zu geben wissen, dessen kann man sich ganz sicher sein. So mancher „Blitzkrieg“dauert länger als man glaubt und manchmal endet er in Stalingrad und vor der Reichskanzlei in Berlin. Viel Glück!

    • Gorbatschow wird als der in die russische Geschichte eingehen, dessen Diplomatie zu fahrlässig blauäugig war, sich die einfachsten Garantien, vom Westen und den freigelassenen Sowjetrepubliken, geben zu lassen. Bei allem Verständnis, das holt keiner wieder auf.

  9. Der Begriff Holodomor (ukrainisch Голодомор ‚Tötung durch Hunger‘, holod голод bedeutet Hunger) bezeichnet den Teil der Hungersnot in der Sowjetunion in den 1930er Jahren, der sich in der Ukraine abspielte. In dieser Sowjetrepublik fielen dem Hunger schätzungsweise drei bis sieben Millionen Menschen zum Opfer. Die Ukraine bemüht sich seit der Unabhängigkeit 1991 um eine internationale Anerkennung des Holodomors als Völkermord, doch ist diese Bewertung bis heute umstritten, https://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor
    Da könnte Russland etwas machen.

    • „Da könnte Russland etwas machen.“
      Als „Verursacher“, der von der russischen Zentralgewalt gewollten Ruinierung des ukrainischen Volkes, nebst Russifizierung und Stalinisierung?

      • Lieber “ alter weißer Mann“ , in der Entstehungsgeschichte um „Russland“ gibt es viele Dinge, die sehr wichtig sind zu wissen, will man das heutige Geschehen zwischen den Brudervölkern verstehen.
        Deshalb empfehle ich Ihnen sich Literatur zu beschaffen, bei der man noch davon ausgehen kann, dass sie sozusagen „ungefärbt“ berichtet über das, was man schlechthin als „Geschichte“ bezeichnet. Und so soll es ja auch sein, will man nicht Gefahr laufen, durch falsche, verfälschte Geschichtsschreiberei, aufs Glatteis geleitet zu werden. Ihr Buchhändler wird Ihnen gerne behilflich sein. Ausgaben im Stil Relotius sollten Sie meiden, damit man hinterher nicht als blamiert dasteht.
        Bei der Beurteilung des Konfliktes zwischen dem „Sprengel“ Moskau und seiner Herkunftsregion Kiewer Rus, aus der nicht nur das Zarenreich entsprang, sondern auch Weißrussland und die Gebiete Nichni Nowgorod, und die Nordterritorien um den Ilmensee und dem späteren St. Petersburg, muss man etwas tiefer in die Materie einsteigen. Es ist die Geschichte von vier Söhnen deren weiser Vater einst der Chef in grauer Vorzeit in Kiew gewesen ist. Mehr verrate ich nicht.
        Dies im Rahmen dieses Forums zu tun, sprengt den Rahmen. Es gibt Geschichtsliteratur aus einer Zeit, wo man noch aufgeschrieben hat, was passiert ist, und nicht versucht hat, eine Geschichte zu erzählen.
        Diese Literatur ist verfügbar, jedoch sehe ich von einer Verlinkung aus rechtlichen Gründen ab. Schauen Sie mal nach russischer Geschichte ab der Christianisierung durch die Oströmisch-Orthodoxe Kirche, die von Konstantinopel aus erfolgte. Wenn Sie an belastbaren Fakten interessiert sind, fängt es ab dort an, interessant zu werden.
        Die Dinge lesen sich wie ein Krimi und halten in Atem, wobei man noch nebenbei etwas sehr Gutes lernt, nämlich nicht nachzusprechen, was man vorgesagt bekommt.

      • Ja, gerade als Verursacher. Chruschtschow war übrigens auch bei der Holodomor-Truppe um Stalin, er war gebürtiger Russe, der in der Ost-Ukraine aufwuchs. Womöglich aus schlechtem Gewissen hat er, als er Stalins Nachfolger geworden war, die Krim der Ukraine „geschenkt“, also verwaltungstechnisch Kiew unterstellt. In einer Wodkalaune vielleicht, mit Folgen bis heute. Auch da könnte Russland etwas anderes machen als das, was Putin für richtig hält. Usw.

  10. Das Fass ohne Boden mit Namen Ukraine wird für die „Guten“ im Westen immer teurer und es ist keine Besserung abzusehen. Putin muss also nur abwarten, bis die Pleite perfekt ist. Das hat ja schon in Afghanistan recht gut funktioniert.

    • Dies hat seinen Grund darin, dass man in Weißrussland noch um seine Geschichte weiß. Auch wenn nicht opportun, selbstverständlich passt es einer gewissen politischen Agenda nicht, wenn sich Völker, die sich von ihrer Geschichte her nahestehen, nicht einfach so dividieren lassen. Das ist dann der Unterschied zwischen Moderne und Tradition.

  11. Ein Punkt fehlt da noch: Wie würde sich die Westukraine um Lemberg herum mit ihren eigenständigen Heimatschutz-Trupps mit historischem Bezug auf Bandera (der bis 1952 gegen die Rote Armee kämpfte) gegenüber einer moskauhörigen Regierung in Kiew verhalten? Akzeptanz? Oder doch Widerstand, auch militärisch? Dann würde lediglich der aktuelle Krisenherd dort einen neuen ersetzt, nun direkt an der polnischen und NATO-Ostgrenze – was bedeutet, dass jede russische Aktion, erst recht ein Einmarsch, in der Ukraine keine „Lösung“ brächte, die auch der militärisch geschwächte Westen noch irgendwie akzeptieren könnte, ohne sein moralisches Gesicht (endgültig) zu verlieren. Aber die Möglichkeit andererseits, die Aufständischen mit Waffen und sonstiger Ausrüstung zu unterstützen, ist auch nicht wirklich annehmbar, denn das würde die Westukraine erst recht zum Dauerkonfliktgebiet machen – sehr gefährlich, weil Putin dann auch auf ganz andere Ideen, siehe die im Artikel angesprochenen ‚Weichteile‘ der NATO, für den Einsatz seiner Armee kommen könnte: zumindest die Beseitigung des eigenständigen, eher anti- als prorussisch gesinnten polnischen Staates wäre dann denk- und, falls US-Unterstützung für Polen ausbleibt, sicher auch machbar, das aber wiederum mit ungünstigen Folgen für das Ansehen Russlands und, spätestens jetzt, den künftigen Umgang der westlichen Atommächte mit Moskau („bis hierhin und nicht weiter“). Ein Dilemma also, für beide Seiten. Falls tatsächlich niemand einen (großen) Krieg riskieren will, wird das weitere Verhalten, auch eine mögliche „Lösung“, letztendlich durch das jeweilige ABC-Waffen-Einsatz- und sonstige Machtpotenzial bestimmt werden, während die ‚Weichteile‘ Europas, von Benelux bis zur Ukraine, diesen Prozess bestenfalls (zur Wahrung des Scheins, wie bisher auch schon) noch „moderieren“ dürfen, das Ergebnis an sich aber hinzunehmen haben.

    • PS: Was, als mögliche Sanktion, das Kappen der „Nord Stream“ 2-Leitung angeht, auf die Russland zumindest nach eigenem Befinden existentiell angewiesen ist, da kann der Bald-Kanzler Olaf Sch. das Überschreiten von roten Linien ja schon mal üben und sehen, was dabei herauskommt.

    • Lemberg, Riwne oder Ternopil interessieren Moskau nicht. Die russische Flagge muß nicht an den Grenzübergängen zu Polen oder Ungarn wehen. Auch in der Sowjetunion war die Ukraine formaljuristisch keine Provinz Rußlands, sondern ein eigener Staat mit sogar einer eigenen Vertretung in der UN.

      Russland ist keine Nation, sondern ein Reich, und als solches verhät es sich anders als eine Nation. Als Reich denkt es in Einflusszonen und nicht in Territorien. Es würde Russland gar nichts bringen, etwa den Donbass zu annektieren, oder Kiew. Das brächte nur Scherereien, von denen die nachträglichen Spannungen mit dem Westen noch die geringsten wären. Doch in der Ukraine gibt es reiche und einflussreiche Oligarchen, die auch nach Russland bestens vernetzt sind und deren Einfluss bis in den Kreml reicht. Putins Machtbasis seit jeher besteht darin, die Interessen dieser Oligarchen zu bedienen, zugleich aber seine Agenda durchzubringen. Solange ihm das gelingt, lassen sie ihn gewähren, ein Bürgerkrieg wäre ihnen zu teuer, der Ausgang zu ungewiss. Gelegentlich maßregelt Putin einen hart, wie Nawalny, um der Oligarchie zu zeigen, wie weit sie gehen kann und vor allem, wie weit nicht – aber sie lassen ihn dann gelegentlich spüren, wer die Rechnungen bezahlt.

      Moskau akzeptiert keinen nicht-russischen Einfluss entlang des Dnjepr. Hätte Hitler 1941 an der polnisch-sowjetischen Grenze oder in Vinnitsa gestoppt, Stalin hätte verhandelt. Minsk oder Kiew aber standen für die Russen nie zur Disposition. Washington wiederum wird keine russische Expansion wesentlich über Kiew hinaus zulassen. Was aber sicher ist: Biden hat beste Verbindungen in die Ukraine (ganz anders als Trump) und Putin sollte die rote Linie kennen. Also darf er in Kiew die offiziell prowestliche Regierung stürzen und durch ein Vasallenregime ersetzen. Das ist für alle Seiten die Lösung, die das Gesicht wahren lässt.
      Die ostkatholischen Ukrainer im Westen des Landes interessieren niemanden – auch Polen wird für sie keinen Krieg riskieren. Das ist ihr Schicksal seit eh und je. Vermutlich werden wir bald eine starke Auswanderungswelle aus der Westukraine erleben. Anders als Iraker oder Afghanen werden sie hierzulande willkommen sein.

  12. Hier ein Artikel von gestern von Politico. https://www.politico.eu/article/ukraine-russia-donbas-region-nato-vladimir-putin-war-frozen-conflict/
    Putin will wahrscheinlich Druck auf bauen für verbindliche Sicherheitsgarantien.
    Kann auch sein, die Russen marschieren bis zur Kontaktlinie im Donbas. Die Nato wird niemanden aufnehmen mit einem Frozen conflict an der Backe, so das Kalkül.
    Heute kam über discolose.tv die Forderung von Lawrow, daß die Ukraine zur Umsetzung von Minsk II gezwungen werden muß.

  13. Um die Situation einzuschätzen, darf man nicht nur die politische, sondern muss man auch die militärische Risikoeinschätzung betrachten. Vermutlich ist letztere der Auslöser der neuen Spannungen. Die Falken in den USA werden locker lassen. Putin dürfte durch seine Militärs unter Druck stehen, wenn der geographische Puffer Ukraine zu Moskau hin immer mehr erodiert. Muss Russland weitere Sanktionen fürchten? Ein Kalkül könnte auch sein, dass ein massiver Militärschlag die Hasen in der EU befördert. Wie beschrieben, hat die EU nicht viel entgegen zu setzen. Und das zeitliche Fenster, das die Russen durch neue Hyperschallwaffen nutzen können, wird innerhalb weniger Jahre wohl geschlossen sein. Wenn, dann müssen sie jetzt handeln. Schwer einzuschätzen ist allerdings das Machtgefüge in Russland. Vielleicht sind es gerade die mächtigen Oligarchen, die ihre Yachten gerne in westlichen Gewässern bewegten.

  14. ich widerspreche jetzt mal,einfach so aus der geschichtlichen Betrachtung seit dem Fall der Mauer.
    Mag sein,das Herr Gaffron jünger(oder enger mit der Atlantikbrücke verbandelt)ist als ich:
    ABER, wer hat denn hier VERGESSEN,das im Zuge der 2+4 Verträge GANZ klar kommuniziert wurde,das die NATO NIEMALS östlich der neuen BRD-Grenzen auftauchen würde? Darauf haben sich die Sowjets/Russen damals verlassen und Sie wurden arglistig getäuscht!
    Ebenso die angebliche „orangene“ Revolution…der damalige Regierungschef der Ukraine wollte sehr lange eine Westanbindung,die Ihm verweigert wurde und orientierte sich dann um,schwupps,kam der Maidan und die „Revolution“…Obamas/Clintons „Geheimwaffe“ der irregulaeren Staatsstreiche war da ja gerade absolut „in“.
    Putin hat bei den Ukrainern nichts zu gewinnen,es geht Ihm schlicht darum,das die NATO entgegen Ihrer heiligen „eide“ nun uasi vor seinem Wohnzimmer steht.
    Da hat er alles Recht,sauer zu werden!

    • Die Ukraine hat seinerzeit 1991 gegen Herausgabe der Atomwaffen an Rußland schriftlich die vertragliche Garantie für die staatliche Souveränität und die Unantastbarkeit ihrer Grenzen auch von der Regierung Russlands erhalten. Dieser Vertrag wurde von Rußland gebrochen. – Im Gegensatz dazu hat niemals ein Vertrag existiert zur Nato-osterweiterung. Wenn es ihn gäbe, sollte er von Rußland der Weltgemeinschaft präsentiert werden! Mündliche Vereinbarungen? Selbst Hitler und Stalin bzw. die Außenminister haben alles Wesentliche schriftlich in Vertragsform gebracht, und das sollte hier anders geregelt worden sein?!

    • Lieber Kraichgau, ein solcher Vertrag wäre einer zu Lasten Dritter gewesen. Polen und Tschechen haben 1938 und 1939 schmerzlich gelernt, dass Sie sich auf die Westeuropäer nicht verlassen können – und der Duktus Ihres Beitrages beweist ja, dass diese Sentimente fortbestehen, oder wie Heinrich Himmler damals als Rechtfertigung für den Krieg sagte: „Immer sind uns diese verdammten Polen im Weg!“
      Russland versank nach dem Ende der Sowjetunion, also genauer nachdem Russland seine asiatischen und mitteleuropäischen Provinzen verlor, in Chaos und Unordnung, wofür das Regime des Trinkers Jelzin exemplarisch stand. Diese russische Schwächephase können Sie historisch mit den Jahren 1919 bis 1921 und dem sowjetisch-polnischen Krieg vergleichen, der letztlich die gleichen Hintergründe hatte. Russland war, nach der Quasi-Niederlage im 1. Weltkrieg, zu schwach, seine Interessen durchzusetzen. In dieses Vakuum stießen seine kleinen Westprovinzen (Polen, Balten, Galizier, Ukrainer) und versuchten, aus dem russischen Reich zu entkommen. Bis auf die Ukrainer gelang es allen, auch wenn Hitler und Stalin das 1939 wieder glattzogen. Die Unabhängigkeit Litauens ist deutschen Putin-Fans heute so egal wie Hitler 1939. Diese Kleinvölker stehen den beiden Großvölkern Russen und Deutschen immer „im Weg“, hartnäckig vertreten sie ihre eigenen Interessen, zu denen gehört, nicht unter der Knute Moskaus zu leben. Das macht ja das Politikum von Norrth Stream II aus – weil es diese Kleinnationen ummgeht und damit quasi eine sonst nicht existente russisch-deutsche Grenze konstruiert.
      Nur die USA – also die NATO – bietet den westlich-katholischen Mittel-Osteuropäern eine Überlebensgarantie. Auf Berlin, London und Paris (oder Brüssel) konnten sie sich und können sie sich nicht verlassen. Natürlich missfällt das Moskau gar sehr. Und jenen, die immer schon von der deutsch-russischen Allianz gegen den Westen träumten.

      • @Berlindiesel
        hier basteln Sie sich aber einiges zusammen,damit es passt:
        Ihr historischer „Diskurs“ bzgl Polen zwischen den Kriegen übersieht,das eben ein drittel dieses „Staates“ auf deutschem Staatsgebiet gegründet und die Bevölkerung entweder vertrieben oder unterdrückt wurde. Die Haptproblematik betraf jedoch den Status der Völkerbundstadt Danzig sowie den Korridor,zu dessen Lösung bis 1939 verschiedene friedliche Vorschläge vorgelegt und von Polen leichtfertig abgelehnt wurden.
        Ich bin weder „Putin-Fan noch Putin-Gegner“,nur alt genug,um die Entwicklung noch gut in Erinnerung zu haben.
        Es waere damals durchaus möglich gewesen, eine blockfreie Zone von Polen bis zu den baltischen Staaten und der Ukraine zu etablieren,durchaus mit Verbindungen zur EU, vor der ukrainischen orangenen Revolution versuchte der dortige Regierungschef ja,eben diese zu bekommen.
        Nord-stream 1 und 2 schaffen keineswegs eine „deutsch.russische“ Grenze,sondern schliessen den ukrainischen Gasdiebstahl aus(Sie erinnern sich? die Kosten des geklauten Gases durfte die EU begleichen,da die Ukraine es nicht konnte) und das war durchaus eine vernünftige Idee.
        Die USA spielen wieder(wie schon unter Obama)mit dem Feuer,liegt wahrscheinlich daran,das die Demokraten einen Faible für „Regime-Changes“ haben.

      • Wir scheinen uns misszuverstehen, oder auch nicht, dann ist es eben ein Dissens. Ich habe überhaupt nicht auf das heutige Polen referenziert, ich halte die polnische Annektion der deutschen Ostgebiete für den größten Landraub in Europa seit der Großen Völkerwanderung. 1919 bis 1921 ging es für Polen darum, als eigener Staat überhaupt wieder zu entstehen. Die große Mehrheit der Polen lebte damals innerhalb dem, was bis 1914 das Russische Reich war. Das Problem Danzig entstand um das Diktum, Polen einen Zugang zum Meer zu verschaffen. Die schon für sich aberwitzige Entscheidung von Versailles mit dem Freistaat Danzig hätte spätestens revidiert werden müssen, nachdem Polen in Gdynia einen Tiefwasserhafen gebaut hatte. Ob das Hitler von seinem Krieg abgehalten hätte, ist spekulativ. Friedlich zumindest konnte die territoriale Revision Osteuropa als ethnische Nationalisierung der Gebiet zwischen dem deutschen und russischen Sprachgebiet nicht vollzogen werden – und das gilt noch heute.
        Das ändert aber nichts daran, das die Interessenlage nach Osten von Polen und Deutschland völlig unterschiedlich und nicht miteinander zu vereinbaren ist. Polen hat ein Interesse, dass die Ukraine ein unabhängiger (und möglichst) großer Staat als Puffer gegen Russland bleibt – dieses Interesse teilt Polen mit den USA. Deutschland hat in der Ukraine keine Interessen. Es kann mit dem Nachbar Russland leben, auch wenn dessen Grenze sogar an der Weichsel verliefe wie vor 1914.

  15. Amerika und Rußland haben beide christliche, abendländische Wurzeln gemeinsam. Sie haben unterschiedliche Mentalitäten, verschiedene Geschichten und verschiedene Sprachen. Aber sie haben einen gemeinsamen Feind, den intoleranten, menschenverachtenden Islam. Nicht der Westen ist der Feind Rußlands, sondern radikale islamische Staaten wie Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan und die südlichen Ex-Sowjetrepubliken, die allesamt islamistisch geprägt sind. Die Bevölkerung dort wächst rasend schnell und ist das Potential für künftige extremistische Islamistenbewegungen, die sich auch gegen Rußland richten. Rußland hat bereits blutige Erfahrungen mit den radikalen Tschetschenen gemacht. Es muß daher im Interesse des Westens liegen, Rußland als gleich berechtigten Partner einzubinden. Rußland hat berechtigte Interessen in der Ukraine, wo viele Russen leben, besonders im Osten und will deshalb keine NATO-Truppen dort stationiert haben. Das sollte der Westen akzeptieren. Problematischer ist die Menschenrechtslage in Rußland. Putin ist ein Autokrat, ein russischer Nationalist, kein echter Diktator wie Lukaschenko, aber eben auch ein Staatsmann, den demokratische Spielregeln wenig interessieren. Aber er ist auch ein Machtmensch, mit dem man verhandeln kann und der kein Interesse an einer Konfrontation mit dem Westen hat. Der Westen und Rußland müssen zusammenstehen, gerade jetzt in schwierigen Pandemie-Zeiten.

  16. „Eine Moskau-hörige Regierung ist schnell in den Sattel gehoben – mit dieser könnte der Kreml anschließend einen ewigen „Freundschaftsvertrag unter Brüdern“ schließen, welcher die Zugehörigkeit zu westlichen Bündnissen ausschließt.“
    Das wäre, im Widerspruch zum Schlußsatz eine friedliche Lösung. Genaus friedlich wie der gehabte Versuch des Westens seine eigenen Hörigen an der Macht zu haben.

  17. Es ist ganz einfach: USA engagiert sich in Europa –> Russland hätte bei einem Angriff auf die Ukraine nicht den Hauch einer Chance.
    USA engagieren sich nicht mehr in Europa –> Der Rest Europas hätte gegen Russland keine Chance.

  18. Die Amis verlieren zunehmend ihr Interesse an Europa. Insbesondere Deutschland wird seit den Attacken gegen Trump von vielen in den USA als feindlicher Staat angesehen. Eure Linkspresse hat Putins Auftrag erfüllt.
    Wenn eine Nation wie Deutschland seine Stellung als freies Land nicht verteidigen will, sogar in manchen Kreisen einen Nato-Austritt befürwortet, muss man halt die russische Knute akzeptieren.
    Putins Rechnung könnte allerdings längerfristig danebengehen. Viele Russen haben Angst, dass China ihnen ihre rohstoffreichen Kolonien in Sibirien abnehmen.
     

    • Aber das Feindbild Russland z.B. bezüglich Nordstream 2 scheint in den USA noch aktuell zu sein.
      Wobei natürlich realistisch betrachtet nur China den USA wirklich gefährlich werden können. Vermutlich das erste Mal seit der Abspaltung der USA von England.

      • Russland und Deutschland sind die beiden größten Nationen Europas, haben aber das Problem, dass zwischen ihnen viele kleine Staaten liegen, die komplett divergente Interessen haben Wie ich schon bei einem anderen Foristen sagte, bildet das spätestens seit dem Ende Napoleons die Grundlage für alle großen Kriege und Spannungen im Osten des Kontinents.
        North Stream II hat weniger die Funktion, mehr oder überhaupt Erdgas aus Sibirien nach Deutschland zu pumpen – das ginge problemlos mit der bestehenden Infrastruktur. Die Pipeline schafft erstmals so etwas wie eine „gemeinsame Grenze“ zwischen Russland und Deutschland. Zu verhindern, dass es zu solchen einer Interessenallianz kommt, ist schon die Motivation von Paris und London für den Ersten Weltkrieg gewesen .- und alles, was seitdem geschah, ergab sich aus diesem Großen Krieg. Poíncaré, Lord Fisher oder Biden und Trump unterschieden sich da nicht wesentlich.
        Russland und Deutschland wird immer trennen, dass Deutschland „richtiger“ Westen ist, Russland aber nicht und ihn in St. Petersburg nur immitiert. Gleichzeitig aber ist auch Deutschland ein janusköpfiges Land, dass nie „völlig“ westlich war und ist, ohne „Osten“ zu sein. Sie können problemlos die großen Konflikte in Europa darauf herunterbrechen. London kann mit Moskau leben – Berlin muss es, und umgekehrt. Dem entkommen wir weder im Guten wie im schlechten.

  19. Für diesen Schritt spräche die Hoffnung des Kreml, durch eine Welle der nationalen Begeisterung, Putins Beliebtheit im Lande wieder zu steigern.“

    Dass so eine Unterstellung bei Tichy erscheint, ist für mich überraschend.

  20. Die Ukraine steht zum Verkauf bereit. Verkäufer sind dienstbare und überaus korrupte Politiker und Eliten. Käufer müssen lediglich um einen notorischen Nachbarn wissen, der nicht jeden Käufer akzeptiert.

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