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Reisebericht aus China: 

„Wir werden die letzten Verteidiger des Kapitalismus sein“

26.12.2019

| Lesedauer: 5 Minuten
Wenn Politiker im Westen das Beispiel von Chinas Aufstieg als Argument dafür anführen, dass man auch in den USA oder Europa stärker auf den Staat setzen solle, dann ist das absurd.

Die Provinz Guangdong mit der Hauptstadt Guangzhou ist traditionell Vorreiter bei den marktwirtschaftlichen Reformen in China gewesen. In diesem Gebiet, in dem es das ganze Jahr über warm oder heiß ist, leben 110 Millionen Menschen und hier herrscht ein besonderer unternehmerischer Spirit.

Deng Xiaoping, der Vater der marktwirtschaftlichen Reformen, besuchte im Januar 1992 die Sonderwirtschaftszone Shenzhen und gab Interviews, die überall in China beachtet wurden. Er verbrachte fünf Tage in Shenzhen und war selbst über das Ausmaß des Wandels erstaunt, da er seit 1984 nicht mehr dort gewesen war. Er war beeindruckt von Prachtalleen, gläsernen Hochhäusern, quirligen Einkaufsstraßen und einer schier endlosen Zahl an Fabriken. Die Menschen waren modisch angezogen, besaßen schicke Armbanduhren, Kameras und andere höher wertige Konsumartikel. Das Einkommen lag drei Mal höher als im übrigen China. Dengs demonstrative „Südreise“ ging in die Geschichte ein. Sie fand große Beachtung in den chinesischen Medien, denn Deng kritisierte offensiv die Reformgegner. Nach Dengs Rückkehr nach Peking druckte die „Volkszeitung“ einen viel beachteten Leitartikel mit der Überschrift „Seid mutiger mit Reformen“.

„Kaum einer glaubt noch an Karl Marx“

Ich besuchte diese Region im Dezember ein zweites Mal, nachdem ich schon im August 2018 da gewesen war. Eingeladen war ich von meinem chinesischen Buchverlag, in dem vier meiner Bücher erschienen sind. Diesmal sprach ich mit Vertretern eines privaten Thinktanks. Der Leiter gehört weder der Kommunistischen Partei noch einer der anderen acht „Parteien“ in China an. „Vielleicht werden wir die letzten Verteidiger des Kapitalismus sein“, meinte einer meiner Gesprächspartner. Dass in Europa und den USA sozialistische Ideen eine Renaissance erfahren ist für ihn ebenso unverständlich wie die Klimahysterie in Deutschland. „Hier in China glaubt kaum noch einer an die Ideen von Karl Marx“.

Land der Widersprüche

In zehn Tagen in China habe ich niemanden vom Klimawandel sprechen hören, mit Ausnahme einer 21jährigen Studentin, die vegan lebt, weil sie etwas für Tierschutz und gegen den Klimawandel tun möchte. Da ich selbst Vegetarier bin, war ich überrascht, wie viele sehr gute vegetarische Restaurants es hier gibt, sogar solche mit Michelin-Sternen. Aber Klimahysterie gibt es hier keine, dafür aber mehr Elektroautos und Elektromotorroller als ich je in Deutschland in einer Stadt gesehen habe. Daran muss man sich als Fußgänger übrigens erst gewöhnen, denn die vielen Motorroller fahren völlig geräuschlos, was schnell zu gefährlichen Situationen führen kann, wenn man gewohnt ist, durch Motorgeräusche auf schnell fahrende Fahrzeuge aufmerksam zu werden.

China ist ein Land der Widersprüche: Ich war in einem „Innovation and Entrepreneur Hub“ in Shenzhen, wo junge Unternehmer an modernen Robotern und anderen Erfindungen arbeiten, finanziert von Venture Capital-Firmen und gefördert vom Staat. Vor dem Eingang steht in riesigen Lettern „Whats NEXT?“ – eine Erinnerung an die Firma von Steve Jobs, die er nach seinem Ausscheiden von Apple gründete. Im Eingangsbereich des Gebäudes findet man Filme und Fotos, die von modernem Unternehmergeist zeugen, daneben ein Foto von Karl Marx und dem „Kommunistischen Manifest“.

Beeindruckt haben mich der unternehmerische Geist und der Hunger der Chinesen nach Aufstieg und Reichtum. Ich war eingeladen zu einem Vortrag an der Peking University HSBC Business School in Shenzhen. Der Beginn war Freitag, 19.30 Uhr. Der Raum war überfüllt mit über 800 Studenten (die Business School hat insgesamt 1.000 eingeschriebene Studenten). Manche mussten sogar stehen oder auf den Fensterbänken des Hörsaals sitzen, weil kein Platz mehr war. Thema des Vortrages waren die „Sieben wichtigsten Faktoren, um reich zu werden“. Wie viele Studenten einer westlichen Universität würden Freitag Abend fast drei Stunden einen Vortrag hören und diskutieren, wie man reich wird? Ich vermute, in Universitäten in Europa und den USA würde man auf mehr Begeisterung mit Vorträgen über die Übel des Kapitalismus stoßen, ein Thema, das Chinesen dagegen weltfremd vorkäme.

Auch die Frauen wollen reich werden

Ich habe Vorträge in den Städten Shanghai, Shenzhen und Guangzhou gehalten. Auffällig war der große Frauenanteil unter den Zuhörern. In Deutschland sind bei Vorträgen zu Finanz- und Wirtschaftsthemen die Männer stets deutlich in der Überzahl, in China ist das anders. Aus Umfragen in Europa und den USA wissen wir, dass im Westen die Zahl der Frauen, die reich werden wollen, deutlich geringer ist als die der Männer. Entsprechende Umfragen aus China kenne ich nicht, aber es scheint so, dass sich hier mindestens ebenso viele Frauen wie Männer für die Ideen von Erfolg und Reichtum interessieren.

Man sagt, die Asiaten denken kollektivistisch, während wir im Westen individualistisch denken. Doch das stimmt nur mit Einschränkungen. In mancher Hinsicht sind Chinesen heute individualistischer: Frauen beispielsweise versuchen nicht, durch Quoten und politische Forderungen ihre Situation zu verbessern, sondern durch individuelles Leistungs-, Bildungs- und Reichtumsstreben.

In den Gesprächen mit Journalisten, die ich hier hatte, fragte keiner, ob es sinnvoll ist, nach Reichtum zu streben oder ob das nicht sehr oberflächlich sei. Die Menschen wollten nur wissen, wie man reich werden kann. Unternehmertum und das Streben nach Reichtum gelten nicht als anstößig. Unternehmer wie Steve Jobs und Jack Ma werden bewundert: Im Büro eines privaten Thinktanks hängen große Fotos von Jobs und Ma an der Wand.

Englischkenntnisse schlechter als erwartet

Überraschend war für mich, dass die Englischkenntnisse der meisten Chinesen trotz der Öffnung nach außen nach wie vor schlechter sind, als man denken könnte. An der Rezeption eines „Hampton by Hilton“-Hotel sprach niemand Englisch, die Taxifahrer sowieso nicht. So kann eine Taxifahrt zu einem kleinen Abenteuer werden, weil eine Kommunikation mit dem Fahrer unmöglich ist. Selbst an den internationalen Flughäfen und in Spitzenhotels trifft man auf viele Chinesen, die kaum oder gar nicht Englisch sprechen. Nur in einem Hotel wie dem beeindruckenden „Four Seasons“ in Guangzhou ist das anders. Aber selbst im Hilton-Hotel in Shenzhen sprachen an der Rezeption die meisten Mitarbeiter nur gebrochenes Englisch. Auch chinesische junge Unternehmer sprechen oft nicht oder nur wenig Englisch, da sie stark auf den eigenen Markt konzentriert sind.

Doch das war in Deutschland in meiner Jugend auch nicht viel anders und hat sich hierzulande erst in den letzten Jahrzehnten geändert.

Kritisch diskutierte ich mit meinen Gesprächspartnern über die fehlende politische Freiheit und Meinungsfreiheit. Ein Wissenschaftler, der einige Jahre in den USA gelebt hatte, räumte ein, dass es sehr enge Grenzen für die Meinungsfreiheit in China gibt – besonders, wenn es um Kritik am politischen System oder der Führung geht. Andererseits war er verstört über die Political Correctness an US-Universitäten, wo ein „falscher“ Satz als sexistisch oder rassistisch gedeutet werde und zum sofortigen Karrieeende führen könne.

Bedeutung des privaten Sektor unterschätzt

Mit Bezug auf die wirtschaftliche Freiheit sind die Chinesen selbstbewusst: Mehrere Gesprächspartner meinten zu mir, wenn man den Grad der staatlichen Regulierung durch die EU vergleiche mit dem Grad der Regulierung im Guangdong-Gebiet, dann falle der Vergleich vermutlich zugunsten von Guangdong aus. Aber das wissen nur wenige informierte Insider, die beide Systems gut kennen. Die meisten Studenten, dies wurde in den Gesprächen klar, überschätzen den Grad der wirtschaftlichen Freiheit in Amerika und Europa ebenso, wie Amerikaner und Europäer den Staatseinfluss auf die chinesische Wirtschaft überschätzen. In einem Papier des World Economic Forum heißt es: “China’s private sector – which has been revving up since the global financial crisis – is now serving as the main driver of China’s economic growth. The combination of numbers 60/70/80/90 are frequently used to describe the private sector’s contribution to the Chinese economy: they contribute 60% of China’s GDP, and are responsible for 70% of innovation, 80% of urban employment and provide 90% of new jobs. Private wealth is also responsible for 70% of investment and 90% of exports.” Wenn Politiker im Westen das Beispiel von Chinas Aufstieg als Argument dafür anführen, dass man auch in den USA oder Europa stärker auf den Staat setzen solle, dann ist das absurd.


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32 Kommentare

  1. Toller Bericht, und exakt das macht den Chinesischen Aufstieg aus, trotz KP, aus jedem kann was werden, wenn die Harmonie des Zusammenlebend Nicht gstört wird

  2. Andere Kommentatoren haben ja schon angemerkt, wie weltfremd der Reisebericht ist. An der Stelle möchte ich, wenn es Herrn Zitelmann nichts ausmacht, auf das kompetente Team von „China Uncensored“ hinweisen, das den korrupten kommunistischen Filz gekonnt und amüsant auseinander nimmt.

    https://www.youtube.com/user/NTDChinaUncensored/videos

  3. Der Kapitalismus ist „die Lösung“? Eine unvollständige Aussage. Sie gibt keine Auskunft über das Wofür der Lösung  …und wofür nicht.

    Mit dieser unvollständigen Aussage soll unreflektiert in die Köpfe gesetzt werden, dass der K. „die“ Lösung schlechthin, also sowas wie die ideale, beste und überhaupt Lösung für alles wäre.

    Wofür der K. keine Lösung ist, fällt einfach unter den Tisch. So kann man alles schönreden, sogar den Teufel. Immerhin gibt es in der warmen Hölle keinen kalten Winter, und man kann ganzjährig im leichten T-Shirt rumlaufen. Gestorben ist dort ja auch noch keiner. Und am Ende winkt sogar das ewige Leben. Kann der Kapitalismus da überhaupt mithalten?

    Es wäre mal eine gedankliche Anstregung wert, dahinterzukommen, was die native, natürliche Währung des Lebens und damit des Menschen ist, der schließlich ohne Geld auf die Welt kommt und die überwiegendste Zeit seiner Existenz auf Erden kein Geld kannte. Ein Hinweis vorweg: Andere Geldersatzwährungen sowie Tauschhandel haben nichts mit dieser Währung zu tun.

    Klar, Geld ist aus pragmatischen Gründen durchaus praktikabel, aber auch wirklich nur deshalb, weil die eigentliche Währung und ihr Wert missachtet oder erst gar nicht erkannt wird.

    Mit wem man über welche Werte prinzipiell einig ist, hängt schließlich nicht nur von einem selber ab. Man kann auch in erklärter Freiheit unterdrückt sein, weil die Umgebung mit ihrem marktgestaltenden Effekt über die Akzeptanz des Individuums ohne sein Mitspracherecht entscheidet, nicht zuletzt, weil gerade in Freiheit gar keine systemisch relevante Aussprache und Entscheidung vorgesehen ist. Das einzige gültige Gesetz ist, das Wasser immer nach unten fließt – und das ist nicht nur extrem einseitig sondern im Endeffekt auch destruktiv. Das heißt, alle rennen in dieselbe Richtung. Keiner hat es bestimmt und zum Gesetz gemacht. Aber es passiert. Man muss ein paar Schritte weiterdenken, um die Konsequenz zu verstehen.

    Das eigentliche Problem des Geldes und damit des Kapitalismus ist sein inhärenter Werte-Irrtum: es wird nicht nach Arbeit und Mühen belohnt sondern nach Marktpreisen. Deshalb ist die Bezahlung auch keine Belohnung und auch nicht so beabsichtigt – sie ist nurmehr das Unumgängliche unter der Herrschaft des Markts.

    Mir ist kein einziges erfolgreiches kapitalistisches Beispiel bekannt, wo nicht der Staat, sprich die Steuern entrichtende Gesellschaft, eine Menge an essentiellen Voraussetzungen geschaffen hätte (hauptsächlich Infrastruktur und Rechtssicherheit), damit Kapitalisten überhaupt Lust haben, dort zu investieren. Des weiteren entsteht kein systemisch inhärent bedingter Wohlstand in der Breite auf Dauer, vielmehr gehen (nach einem temporären Anfangseffekt in besserere Richtung) langfristig soziale Scheren auf, wenn den Kapitalisten keinerlei soziale Verantwortung auferlegt wird.

    Lateinamerika liefert reihenweise Beispiele, wo Kapitalismus in demokratischen Verfahren durch Sozialismus ersetzt wurde, weil der Kapitalismus von dieser Verantwortung nichts wissen wollte. Wahrscheinlich das reinste Beispiel von allen war und ist Paraguay als durchgehend außerordentlich liberaler Staat mit auffallend geringfügiger Bürokratie, der sich sehr wenig in den Markt einmischt, wo es schier keine Bauvorschriften gibt und keine Pflicht für Sozialversicherungen. Man ist individuell weitgehendst auf sich selbst gestellt, der Staat lässt enormen Freiheitsspielraum. Krankenversichert ist man entweder gar nicht, weil man es nicht bezahlen kann, oder typischerweise direkt bei einem Krankenhaus eigener Wahl, auf das man dann allerdings ausschließlich angewiesen ist – was spätetens auf Reisen nicht optimal ist. Wer nicht versichert ist und einen Arzt braucht, muss ausdrücklich Bargeld mitbringen, sonst wird er nicht behandelt, egal was aus ihm dann wird.

    Was ist aus Paraguay geworden? Abgesehen von zuverlässigem, billigem Ökostrom, der mehr als das eigene Land versorgen kann, aus zwei gigantischen Wasserkraftwerken (eines mit brasilianischer Beteiligung, das andere mit argentinischer), eine erbärmliche Infrastruktur: keine Eisenbahn im ganzen Land (das ~10% größer ist als Deutschland), nur Hauptstraßen sind befestigt. Ansonsten fährt man auf dem landestypischen roten Schotter, und auch der hört mal auf. Es braucht nicht viel Phantasie, was das für die Mobilität auf solchen Wegen bedeutet, zumal wenn es regnet, was es zwar nicht übermäßig aber regelmäßig tut etwa wie bei uns im November fast jeden zweiten Tag, so dass es eigentlich immer feucht bleibt. Die Luft ist es auch und zwar fast immer. Den Norden des Landes, der „charakterlich“ bis zur Hauptstadt Asunción etwa zwei Drittel der Landesfläche ausmacht, teilen sich wenige Großgrundbesitzer. Wer kein solcher ist, bleibt dort richtig arm.

    Wenn man nur das Gute einer Sache beschreibt, ist sogar der Kommunismus gut. Immerhin hat er Menschen in Russland aus der Leibeigenschaft befreit und in China die Frauen von der Verstümmelung ihrer Füße, die ihre Zehen mithilfe von Stoffbändern unter die Füße nach hinten umbiegen mussten, bis sie wegen irreversibler Deformation nicht mehr nach vorne konnten, damit die Männer den von ihnen begehrten Trippelschritt ihrer Frauen genießen konnten. Honni soit qui mal y pense: Vielleicht war es auch nur aus Sicherheitsgründen, damit die Frauen nicht uneinholbar weglaufen konnten.

    Notabene: Es ist immer relativ zum vorherigen Zustand zu betrachten, ob etwas ein Gefängnis oder eine Befreiung ist.

    • Mein Gott, können Sie sich vielleicht mal offline mit jemanden zusammensetzen und den Vorteil von Münzen über Kuh- und Zigarettenhandel zu ergründen?

      • Wenn man mir schon antwortet, sollte man wenigstens so genau hingeguckt haben, dass man mir nicht mit einem einzigen Satz einen einzigen Aspekt wie alternativlos unterjubelt, während ich gerade von einer anderen Alternative angefangen habe, und obwohl ich selber schon präventiv in größeren Rahmen inkludiert, alle solchen im Prinzip gleichartigen Ersatzlösungen ausgeschlossen hatte. Man kennt ja seine Pappenheimer, die in einer Art Schnappreflex nicht mehr verarbeiten als was Twitter an Text erlaubt.

        Irgendwie enttäuschend, wenn man Ideen anstoßen und sich austauschen möchgte, aber die Sitten im Pub hauptsächlich Gäste anlocken, die am Einstiegspunkt vorbeipaddeln, weil Ihnen etwas anderes wichtiger ist und weil sie glauben, eine dümmlich offene Flanke gefunden zu haben – hach, was für ein leichtes Fressen! – obwohl sie schon dicht war, bevor sie den Schlaf aus den Augen rieben.

      • Sie haben keine „Idee angestoßen“. Sie holen Unsinn aus der Mottenkiste, der einem schon aus den Ohren kommt. Wenn Ihnen Twitter oder die Bar der falsche Ort ist, dann fragen Sie halt einen Taxifahrer, Ihren Friseur oder von mir aus auch Ihren Schwager! Ziehen Sie mal in Betracht, dass Sie vielleicht die „wahre Währung“ suchen, weil sie etwas nicht verstehen, was die Leute um Sie herum verstehen und das etwas Zeit braucht zum Erklären, weshalb Sie sich mal OFFLINE in Ruhe umhören sollten.

      • »Sie haben keine „Idee angestoßen“. Sie holen Unsinn aus der Mottenkiste, der einem schon aus den Ohren kommt.«

        So? Und welcher soll das sein? Ihre Einschätzungen liegen auch sonst daneben. Ich habe weder einen Twitter- noch einen Facebook-Account.

        Und ja, ich habe es extra so gemacht, weil jeder die Antwort erst mal selber überlegen soll.

        Nun teilen Sie mir mit mit, dass es schwer zu verstehen sei aber gleichzeitig auch, dass es aus der Mottenkiste kommt, was bedeutet, dass Sie die Sache eben doch verstanden müssen und die Antwort schon in der Mottenkiste gesehen haben.

        Nur, Sie haben vergessen, die Antwort auch hinzuschreiben, damit ich und jeder andere sehen kann, welche von Ihren beiden sich gegenseitig ausschließenden Entgegnungen die Wahrheit ist und nicht nur Fechterei um der Fechterei willen.

        Dann hätte ich noch gern gewusst, ob Sie als Diskussionleiter angestellt sind, der Kommentaroren lenken und schicken soll. Ich wüsste noch nicht einmal wen Sie in meiner Nähe offline kennen, der/die nicht womöglich gerade twittert oder den Platz auf TE für sich alleine haben will.

      • „Dann hätte ich noch gern gewusst, ob Sie als Diskussionleiter angestellt sind, der Kommentaroren lenken und schicken soll.“

        Nein. Tichys Einblick ist seriös. Sie sind hier nicht auf ZEIT Online!

        Das Gespräch scheitert langsam aber sicher an unserer Arroganz. Wohlgemerkt nicht nur an Ihrer, sondern – und das muss ich eingestehen – auch und gerade an meiner. Schönen Abend noch.

    • Haben Sie mal länger in Paraguay gelebt? Ich lebe zwar ein paar hundert Kilometer weg davon, aber: Eisenbahn brauchen Sie nicht, das Busnetz ist ausgezeichnet und eine Eisenbahn bei einem Land mit der Fläche von Deutschland und nur 7 Millionen Einwohnern völlig überflüssig bzw. wäre eine totale Fehlallokation. Wenn es schüttet, dann hilft zur Not der Nachbar, sollten Sie Ihre Biervorräte aufstocken müssen, der 4×4. Der ist natürlich voll klimabäh und nicht elektrisch. Interessiert in der Pampa niemand. Und wenn der nicht mehr durchkommt, dann hat man immer noch ein Pferd, bis zum nächsten kleinen Laden kommt man damit auch (und das Pferd hat einen großen Vorteil: Es kennt den Rückweg ohne Anweisungen vom Reiter!).
      Die Mär vom bösen reichen Großgrundbesitzer hält sich ebenfalls standhaft – wer will, kann seiner Armut entfliehen. Dafür müsste man aber den Hintern hochbekommen und schuften wie ein Deutscher. Und damit sind wir beim südamerikanischen Grundkonflikt: „Leben um zu arbeiten“ oder „arbeiten um zu leben“. Viele entscheiden sich für Letzteres. Es sei ihnen unbenommen. Aber so wird’s halt nix mit dem großen Reichtum.
      Zur Sozialversicherung dort kann ich nichts sagen, bei uns ist sie relativ gut gelöst.

      • Denken Sie, die Großgrundbesitzer können die großen Flächen bis zum Horizont nur mit der Familie bearbeiten und sind deshalb allein reich geworden?

        Ich beschränke mich mal darauf, obwohl man die anderen Punkten auch noch aufdröseln könnte. Da werden Ihre Bilder schon mal kinoreif. Was ein paar hundert Kilometer Abstand doch schon ausmachen!

        Wenn Sozialversicherungen bei Ihnen gut gelöst sind, wird’s wohl an sozialstaatlichen Regeln liegen. Wo chillen Sie denn genau? Vielleicht komme ich noch dazu.

        Dabei geht es nicht um die Schuldfrage, warum es nicht klappt, sondern um den Verdienst des Kapitalismus, der laut Zitelmann „die“ Lösung sein soll. Lösung kann nur etwas sein, was das Nichtklappen zum Klappen bringt.

        Die Quintessenz ist, dass es trotz Kapitalismus in meinen Beispielen nicht hinkommt. Ergo wird es ohne die anderen Voraussetzungen nichts. Und an diesen liegt der materielle Wohlstand dann auch maßgeblich. Geld arbeitet nicht. Es sind immer Leute und Maschinen, die von Leuten gemacht werden. Und Ideen.

        Im Endstadium ist der Kapitalismus unideal, vor allem inhärent selbstzerstörend. Wo der Antrieb daraus besteht, aus Geld noch mehr Geld zu machen, passiert das auch. Aber es kann nicht bei einem mehr werden, wenn es nicht bei anderen weniger wird – außer es wird laufend neues Geld gedruckt. Aber das ist auch verkehrt, denn das frische Geld ist nur für Zinsen von der Bank geliehen und muss folglich wieder zurückgegeben (fachspr.: „vernichtet“) werden. Wir kennen das Problem von Draghis Schuldenspirale, wenn es nicht in derselben Menge wieder einkassiert wird.

        Alles zusammengenommen ist der Begriff „die Lösung“ zu kurz gesprungener Kokolores ohne dauerhafte Gültigkeit.

      • Hierzulande (Uruguay) werden die Angestellten der Großgrundbesitzer anständig bezahlt, inklusive Sozialversicherung, kostenlos bereitgestelltem Wohnraum und Essen. Und kaum einer der „Großgrundbesitzer“ hätte etwas dagegen, wenn der Landarbeiter sich ein paar Kühe zu den anderen dazustellt. Das macht der aber meistens nicht, weil zu viel Arbeit etc. Ab ein paar mehr Kühen müsste er dann irgendwann irgendeine Form von Pacht bezahlen, aber auch das ließe sich aushandeln. So sind übrigens nicht wenige der Vorfahren der „Großgrundbesitzer“ einst zu ihrem Besitz gekommen. Sie kamen sehr oft mit nichts, verdingten sich als Knecht (zu damals ganz anderen Bedingungen) und hatten recht bald ihren eigenen Besitz.

        Und der Großgrundbesitzer kann auch erst recht nichts dafür, wenn der Landarbeiter lieber seinen Lohn am Wochenende in der Stadt versäuft und verhurt.

        Apropos kinoreif: Alles selbst erlebt. Wie sind Ihre Erfahrungen so mit und in der paraguayischen Landwirtschaft? Haben Sie da auch mal nur zugeguckt?

      • Ah, Uruguay also. Das ist ziemlich sozialdemoratisch gepolt und vermögensschröpfend aber auch eine dezidierte Ausnahme in Südamerika. Man hört dort tatsächlich von „flachen“ Gesellschaftsebenen, außerdem von vergleichsweise niedriger Kriminalität und Korruption, wenngleich Urus selber sagen, dass es ihnen zu viel ist.

        In Paraguay gibt es dafür in besagten Gebieten soziale Unruhen bis zum Terrorismus und die Empfehlung, nachts nicht allein durch die Straßen der Stadt zu gehen. Die Klassenunterschiede in Paraguay sind sehr groß. Im Süden geht’s einigermaßen mit der Sicherheitslage. Aber das Klima in ganz Paraguay schlaucht auf Dauer ordentlich.

        In anderen Ländern des Kontinents sieht mal das eine und mal das andere besser oder schlechter aus. Der Kaufkraftindex (quasi Wohlstandindex) der Einkommen liegt deutlich unter unseren. Womit wir wieder beim eigentlichen Thema sind. Was hat der Kapitalismus (nicht) gebracht – und weil Sie in Uruguay sind: warum ist es im geordneten, sozialen Uruguay so gut, wie Sie es beschreiben?

        Die hässlichen Pauschalunterstellungen gegenüber armen Leuten hätten Sie besser weggelassen. Wenn die ihr Geld so ausgeben, wie Sie meinen, dann müsste mindestens bei den Empfänger(innen) und Lokalbetreibern üppiger Reichtum zusammenfließen, denn Sie gehen ja grundsätzlich von reichen Armen aus, die gar nicht schlimm dran sind, nur igendwie zu blöd zum Leben, aber dann zur Abwechslung wieder nichtsnutzig, weil sie nicht den nötigen Willen entwickeln, um nicht arm zu bleiben. Die Widerprüche in Ihren Aussagen hätte ich jetzt gern rot unterstrichen, damit zu sehen ist, was logisch nicht gleichzeitig stimmen kann.

        Aber was soll’s! Am Ende zählt, was unter dem Strich steht. Ein sehr liberales, kapitalistisches Land, wo der Kapitalismus nicht hält, was gerade dort besonders deutlich zum Vorschein kommen müsste. Dass immer alles andere Schuld am Misserfolg hat, ist noch nicht einmal korrelativ überzeugend gedeckt geschweige denn kausal.

  4. Herr Zitelmann, interessante Einblicke in das chinesische Wirtschaftssystem. In den westlichen Industrienationen meinen weite Teile der Gesellschaft inzwischen, dass der Kapitalismus/ die Marktwirtschaft entbehrlich, ja sogar schädlich für den zukünftigen Wohlstand sind. Das Erwachen aus dieser Illusion wird grauenhaft.

  5. Lieber Herr Zetelmann,
    „Wenn Politiker im Westen das Beispiel von Chinas Aufstieg als Argument dafür anführen, dass man auch in den USA oder Europa stärker auf den Staat setzen solle, dann ist das absurd.“ Darin stimme 100%ig mit ihnen überein!
    Was aber ist der TIEFE Grund für die hiesige Staatsgläubigkeit und dafür dass hier eher Soziologie und Genderwissenscahften studiert werden als …?
    Sicher auch die Indoktinierung durch Gerechtigkeits-Phantastereien, „Klima“, Energiewende, … und ganz am Ende der Phänomene ganz sicher „Karl der Große“. Hinter all dem steckt – ganz(!!!) im Gegensatz zu China – die h i e r scheinbare SELBSVERSTÄNDLICHLEIT des hiesigen Wohlstands bei all den jungen Leuten. Dass sie nie begriffen haben, dass es auch g a n z anders sein kann: Dass sie komplett geschichtsvergessen sind. Grund: Ein zu Tode reformiertes Schulsystem mit seiner völlig „schiefen“ Darstellung und Fixierung auf … . Was so zu sagen die „Basis“ der heutigen Ideologie-Fixiertheit dastellt. –
    Ich denke, der GANZ tiefe Grund für die hiesigen heutigen „Zustände“, die hiesige „Krankheit“, liegt in dem „langen Marsch durch die Institutionen“ der hier 68 gestartet wurde. (Um eine Analogie zu China zu setzen.) DAS werden wir hier noch erleben MÜSSEN. China hat all die Folgen der Machtübernahme durch radikalen Kommunismus – mit dem Hintergrund Konfuzianischen Denkens – überlebt, sich „besonnen“, daraus gelernt. All das Schmerzhafte des sowohl Niedergangs als auch Lernprozesses steht uns H I E R noch bevor. –
    Ich fürchte, a n d e r s wird hier kein „Umschwung“ möglich sein. –

  6. Verständlich ist das schon. Denn der chinesische Kapitalismus hat (leider auch nur getrieben durch Kredite) ganz China aus einem sozialistischen rückständigen Land eine Großmacht werden lassen.
    Das wissen die Chinesen und deshalb glaube ich, dass der Kapitalismus letztlich durch die „Kommunistische“ Partei Chinas gerettet werden wird.

  7. Was China anbelangt, so sollte man es aus eigener Erfahrung kennengelernt haben und dazu sind Reisen notwendig und deshalb möchte ich aus früheren Tagen berichten, die sich damals völlig anders dargestellt haben, als der Betrachter heute im fortgeschrittenen Stadium erkennen kann.
    Meine erste Geschäftsreise erfolgte 1979 unter Anleitung eines älteren und erfahrenen Asienkenners und damals war der erste Anlaufpunkt Hongkong und Macao und einige Jahre später wurde die gesamte östliche Hälfte von Nord nach Süd bereist und da öffneten sich Welten, die für uns Europäer nahezu unvorstellbar erscheinen und heute durch die Entwicklung in die Moderne einen anderen Eindruck erwecken als damals, was tatsächlich das Verdienst von Deng Xiaoping war, der im Gegensatz zu Mao auch einen Apparatschik der alten Schule verkörperte, aber weise genug war zu erkennen, daß dieses Land nur durch Öffnung fortschrittlich werden konnte und daß seine Vision richtig war kann man ja heute erkennen und das ist der wesentliche Verdienst dieses Mannes, auch gerade in Hinsicht seiner Langzeitplanung über 50 Jahre und so nebenbei bemerkt hat mir mal ein ehemaliger Fabrikdirektor beim Dinner damals noch im Graumann wie es sich gehörte, gesagt, daß China die Europäer im Jahre 2020 überholen würde und wie recht er doch hatte, wenn man das heute alles so sieht.
    Was Kanton (Guangzhou) anbelangt, so war der Süden Chinas schon immer Progressiv und es ist kein Zufall, daß dort auch viele Weichen gestellt wurden, zumal das reiche Hongkong direkt in der Nähe war und von dort viele Impulse ausgingen und eine Menge Geld investiert wurde, was der chinesischen Regierung gerade recht war. Kanton war das Einfallstor für Ausländer und wurde zum internationalen Messeplatz ausgebaut und die Stadt entwickelte sich rasant und Hotels wie das China Hotel und Hotel White Swan kamen Anfang der achtziger Jahre hinzu und die waren an Gigantonomie nicht zu übertreffen und damals war schon erkennbar, daß sich diese Bauwut auf das ganze Land übertragen würde und andere Städte kann man natürlich hinzuziehen, so z.Bsp. Shanghai mit dem ehrwürdigen Peace-Hotel und seiner berühmten Jazzband älterer Herren und wenn man heute das Panorama dieser Stadt sieht, dann erkennt man den Unterschied zu damals vor ca. 40 Jahren und so könnte man weitermachen und die ganzen Küstenstädte wie Fuzhou und Shantou waren noch graue Mäuse mit Verbindungsstraßen auf Schotterbasis und das konnte man dann am persönlichen Leibe erleben wenn der Flieger mal wieder ausblieb und die Fahrt per Taxi fortgesetzt wurde, über hunderte von Kilometern, mitten durch die Wallachei mit Städtchen wo einem über die Armut die Tränen in die Augen kommen konnten und dem Überlandverkehr in allen Variantionen, fern von unseren Vorstellungen und das alles haben sie in den letzten Jahrzehnten verändert und Hut ab, wenn auch mit großer Hilfe des Westens und der Auslandchinesen und was dort geschehen ist, ist eine Glanzleistung, wobei sich manchmal über Geschmack streiten läßt, aber die Chinesen mögen es nun mal gerne bunt, das ist halt so, und bei all den Grau- und Blautönen von früher kann man es sogar verstehen, obwohl sie nach Mao lediglich zurückgekehrt sind in ihre bunte Welt des Bauens, die allein schon einen Reisebericht wert wären, einschließlich ihres Brauchtums und ihrer Arbeitswelt,wo vermutlich 1000 Seiten nicht ausreichen würden.

    • Ihrem Bericht kann ich nur beipflichten. Ebenfalls 1979 startete ich meine ersten Geschäftsreisen. Von Hongkong mit einem Flugzeugsprung hinüber nach Canton , dann weiter mit abenteuerlichen innerchinesischen Flügen oder Zugreisen. Kaum vorstellbar heute ist eine nächtliche Ankunft am Flughafen Peking, nur chinesische Schrift und Sprache, keine Taxis. Es ist unvorstellbar, was dieses fleissige Volk seitdem aufgebaut hat, zum Teil befreit von staatlichen Fesseln. Darauf einen „Maotai“, wohl bekommts !

    • Nun, ich kann wohl bei weitem nicht auf Ihre China-Erfahrungen zurückgreifen, denn persönlich war ich nie dort.
      Was ich aber berichten kann, ist dass was ich in einigen Jahren Projektgeschäft mit und für Chinesen im Sondermaschinenbau gelernt habe. Vorweg, es gab Anfangs oft die Angst, die Jungs könnten uns überholen/ersetzten, diese Angst ist bei uns verflogen. Als Planer ist mir absolut bewusst in welchem Maße unser Know-How dort abgegriffen wird, allerdings scheint keiner so recht damit arbeiten zu können. Wir bekommen Zuarbeiten die in einem Maße am technischen Sachverstand der dortigen „Ingenieure“ zweifeln lassen dass es schmerzt. Die Inbetriebnehmer kommen desillusioniert zurück, es ist vielfach unmöglich produktionstechnische Aspekte zu vermitteln. Es mangelt durchweg, selbst den höheren technischen Kadern, an der Fähigkeit Prozesse zu begreifen. Wir bekamen als „Neukonstruktion“ Material vorgelegt welches uns seltsam vertraut vorkam, allerdings total hirnlos zusammenkopiert, so in der Art „bei der Maschine gefiel die Beschickung, das Bandsystem bei dieser Maschine, hier und dort etwas Prozesstechnik rauskopiert…“, Gesamtwerk nicht lauffähig. Dokumentation und Arbeit nach Standards fehlt vollends. Instandhaltung / Wartung nahezu unmöglich. Natürlich haben die Jungs ihre Stärken. Manpower: Es sitzen an einer Fertigungslinie mit 50 Stationen teilweise einfach mal 2/Station daneben um im Notfall (des es bei anständiger Arbeit fast nie geben dürfte) einzugreifen. Anlage dank schlechter Wartung hinüber? Kein Problem, Geld ist da, neue kaufen. Ich denke im Ingenieursbereich (in dem wir ohne Zweifel selbst nachlassen) merkt man die Schwächen des trotz allem kollektivistischen Systems. Wer eigenständiges konstruieren, probieren, scheitern und lernen eben nicht von Kind auf lernt, mit Bauklötzen über Lego hin zum Moped-schrauben, der lernt es in keiner Kaderschule. Den hier beschriebenen Fleiß konnte ich bisher auch nicht sehen. Vllt. liegts an den Kandidaten die hier zu uns kommen, vllt ists ähnlich der DDR nun mal nicht der Fleiß der einen zu Auslandsreisen ermächtigt, aber die Jungs hier (Teamleiter/IH Beauftragte) machen keinen Handgriff zu viel sondern vermitteln eher einen satten, faulen Ausdruck. Heute, und wenn Sie mich fragen noch auf sehr lange Zeit, ist deutsche/europäische/amerikanische/japanische Ingenieurskunst der chinesischen um Welten überlegen. Sicher, die Jungs müssen das nicht können, ihre Art zu wirtschaften macht reich, und dann kauft man Leistungen halt ein. Aber das System ist nicht im Ansatz so perfekt wie machen denken.

  8. Wenn man weiß, dass wir einer der kompetentesten Maschinenbauer sind, die Maschinen aber nach Asien verkaufen, weil wir sie selbst nicht brauchen, dann läuft gewaltig was schief. Aus uns macht man ein Volk von Ökotrotteln, die nicht mal mehr einen lumpigen Fernseher bauen können, den Anschluß verlieren, aber über alles bescheid wissen.

  9. Eine korrupte Diktatur, die Menschenrechte mit Füssen tritt und sich einen Dreck um wirtschaftliche Spielregeln kümmert, als Vorbild, oder wie soll man diesen Beitrag interpretieren? Man müsste dieses System noch wesentlich haerter anfassen, als es Trump tut. Wobei die Europäer mit den USA gemeinsam vorgehen sollten, anstatt ein Bild jämmerlicher Unentschlossenheit abzugeben.

    • Unsere deutschen Politiker wollen nicht gegen irgendjemanden „vorgehen“ — wer will denn bitte Wähler vergraulen? Von daher wird es schwierig mit „die Europäer mit den USA gemeinsam vorgehen“. Wollte Bannon nicht etwas in der Art?
      Was heißt hier eigentlich vorgehen? Die deutsche Wirtschaft, und damit auch die Politik und der Sozialversorgungsapparat, können es sich nicht leisten, gegen den wichtigsten Markt derzeit „vorzugehen“. Moral und Menschenrechte überweisen keine Sozialhilfe oder bezahlen die Stromrechnung.

      Und angesichts diverser Bahnhöfe, Flughäfen, Opernhäuser, Beraterverträgen, gelöschter Smartphones und dergleichen mehr, kann man China schwerlich Korrupton vorhalten, mit der man im eigenen Land zu kämpfen hätte (so man es denn täte). Es ist nur noch nicht ganz so schlimm. Aber Kevin arbeitet bereits dran… 😉

    • “ Man müsste dieses System noch wesentlich haerter anfassen,…“
      Da schlage ich doch die Kavallerie von Steinbrück vor.
      Haben Sie den Artikel gelesen? Kennen Sie einen oder mehrere Chinesen? Waren Sie dort? Drehen Sie mal ein beliebiges Gerät um, da steht Made in China drauf. Billig gekauft und damit an dem angeblichen „Dreck der wirtschaftlichen Spielregeln“ profitiert?
      Was bilden Sie sich ein, einem Land anderen Vorschriften machen zu wollen? Oder glauben Sie die Chinesen interessiert, ob hier ein Sack umfällt?
      Kehren Sie vor Ihrer/unserer Tür!

  10. Shenzhen, Guangzhou oder Shanghai als Representaten fuer das „chinesische Normal“ zu nehmen ist schon etwas optimistisch. Wundern wir uns wirklich wieso die als Tier 1 eingestuften Staedte einen enormen Sprung gemacht haben? Es ist immer noch eine Planwirtschaft. Unter Deng wurden in den spaeten 70, fruehen 80er Jahren die Staedte in verschiedene Tiergruppen unterteilt in welche massiv investiert wurde. Es ist nicht der in diesem Artikel hochgelobte ‚chinesiche Kapitalismus‘ (Kapitalismus mit chinesischem Character?) es liegt genau so wenig an den ueberintelligenten chinesischen Studenten, von denen der Autor schwaermt. Es ist vielmehr das Produkt von einer minutioesen Planung. Wenn ‚von oben‘ entschieden wird, dass aus dem Fischerdorf Shenzhen, eine Konkurrenz zu Hong Kong erschaffen wird, dann wird unaufhoerlich daran gearbeitet bis dies der Fall ist. Wenn Shanghai der neue Finanzplatz werden soll, dann wird dies umgesetzt, weil es der Wille der Partei ist und weil Hong Kong abgeloest werden sollte.
    Faehrt man nur eine Stunde ausserhalb einer dieser Megametropolen erlischt der ganze Glamour , welcher uns Westler dermassen imponiert.
    Die Partei hat beschlossen wer zuerst reich wird. Die priviligierten Studenten sind die gluecklichen Gewinner. Staedte mit Hafen waren die ersten Gewinner. Der Automobilsektor war der erste Gewinner, angetrieben durch VW und dergleichen. Jetzt liegt der Fokus der Partei an Halbleiterproduktion, Softwareentwicklung, AI und I4.0. All dies ist Produkt ‚freier Marktwirtschaft‘ und hat nichts damit zu tun, dass es Bestandteil der Roadmap Made In China 25 ist?

    • Hervorragende Replik auf die unreflektierte Lobrede auf den chinesischen „Staatskapitalismus“. Eine dauerhaft erfolgreiche freie Marktwirtschaft wird nicht in einem Klima der Kontrolle, Gängelung und staatlichen Lenkung entstehen. Auch Japan, obwohl eine Demokratie, ist nach einer Phase beeindruckenden Wachtums an mangelnder Flexibilität als Folge der überhohen Konformitätsdrucks gescheitert.

    • Besten Dank für die sachkundige Einordnung des oberflächlichen Beitrags. Ein dauerhaft erfolgreiche freie Marktwirtschaft entsteht nicht durch staatliche Lenkung, Gängelung und Kontrolle, sondern auf der Basis individueller Entfaltungs- und Gestaltungsmoeglichkeiten. Ein System mit derartigen Widersprüchen wie das Chinas muss scheitern.

    • Frage: Wie bringt man Gott zum lachen?
      Antwort: Man macht einen Plan.

      Die wirtschaftlichen Fortschritte Chinas hat es nicht einer Planwirtschaft wie in der DDR oder der UdSSR zu verdanken. Mit Zentralverwaltungsplänen bekommt man sowas nicht hin. Richtig ist dennoch, dass die chinesische Führung fleissig planen (also „Pläne“ erstellen läßt) und in der Wirtschaft im Interesse „des Landes, des Staates und der Partei“ interveniert.
      Für die breite Masse gilt tatsächlich „freie Marktwirtschaft“ (kaufe und verkaufe zu Preisen, die dir passen) — solange man keine strategischen Interessen des Staates oder der Partei berührt.

      • Nein, mit geistigem Diebstahl, Wirtschaftsspionage, Abschottung des eigenen Marktes bei gleichzeitiger Ausnutzung der wirtschaftlichen Freiheiten in anderen Laendern und rigoroser staatlicher Unterstützung eigener Industriezweige, die durch Dumpingpreise die Hersteller ausserhalb Chinas kaputt machen, bekommt man es hin. Charakteristisch für ein durch und durch kriminelles System, das in bester Tradition von Jahrhundertverbrechern wie Mao steht.

  11. Ja natürlich!
    Aber wie Ludwig von Mises in seinem Buch „Die Gemeinwirtschaft“ schon vor 100 Jahren nachgewiesen hat, wird auch der DDR-2.0-Sozialismus der BRD scheitern, so wie jede Form von Sozialismus. Immerhin ein kleiner Trost…

    • „Die Gemeinwirtschaft“ ist sicherlich sein bestes Buch. Ludwig von Mises, der Philosoph. Human Action gibt es jetzt in der deutschen Übersetzung. Im ersten Band geht es um philosphische Grundlegungen.

  12. In China sieht man mit einer gewissen amüsierten Überraschung die mentale Schwäche des Westens. Das erweitert ihren eigenen Handlungsspielraum. – Leider sind große Teile unserer „Spitzenpolitiker“ einerseits zu ungebildet und andererseits gedanklich zu beschränkt, um irgend etwas von dem, was sich international entwickelt, zu begreifen.

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