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Putin als „Friedensstifter“ in Minsk

Russland verleibt sich Weißrussland als Vasallenstaat ein

13.09.2021

| Lesedauer: 2 Minuten
Wladimir Putin kommt seinem Traum von einer Wiedergeburt der Sowjetunion einen Schritt näher. Er stützt Lukaschenkos Regime und bringt damit Weißrussland weitgehend unter Russlands Herrschaft. Wird das Baltikum die nächste Beute?

So sehr auch der an Spannung und Bedeutung gewonnene Bundestagswahlkampf in seiner Endphase die Gemüter beschäftigt, und die Debatte über die richtigen Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung das Land verunsichert, bleibt doch der Blick auch auf das Geschehen rings herum unverzichtbar.

Besonderes Augenmerk verdient da die Entwicklung in Weißrussland. Stück für Stück kommt der russische Herrscher Putin der Erfüllung seines Lebenstraums ein bißchen näher: der Rückeroberung und Wiedererrichtung des sowjetischen Imperiums. Wozu er auf der Krim und in den östlichen Teilen der Ukraine noch militärische Sondereinheiten und pure Waffengewalt unter Bruch des Völkerrechts benötigte, vollzieht sich in Minsk durch die vorbehaltlose Unterstützung der Herrschaft des Diktators Lukaschenko über Land und Volk. Stillschweigend durch die Hintertür wird die bjelorussische Republik in die russische Förderation eingegliedert. Lukaschenko bleibt, wenn er an der Macht bleiben will, nichts anderes übrig, als endgültig zum Vasallen des Kreml zu werden.

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Das weitere Schicksal seines Landes hat sich in dieser Woche bei seiner Einbestellung nach Moskau entschieden. Drei Faktoren stehen dafür: erstens die Übernahme des russischen Steuersystems für Weißrussland. In der Konsequenz ist das nichts anderes als die ökonomische Unterwerfung Weißrusslands unter Moskaus Kontrolle und Dirigismus. Zweitens werden nicht unweit der Grenze zu Polen umfassende Vorkehrungen für die Stationierung russischer Truppen getroffen. Offiziell heißt es dazu in Moskau und Minsk, die neu geschaffene Infrastruktur diene lediglich dem Zweck, bei der Verlagerung russischer Divisionen zu Manöverzwecken Stationierungsmöglichkeiten zu schaffen. Ganz davon abgesehen, dass der enorme Kostenaufwand für dieses Vorhaben in keinem Verhältnis zu dieser Begründung steht, spricht die gleichzeitige Verlagerung und Stationierung von 200 hochmodernen russischen Flugabwehrraketen an diesen Ort eine eigene und klare Sprache. Dadurch ändert sich zwangsläufig das Kräfteverhältnis an der Grenze zum Nato-Partner Polen, was schon jetzt den Nato-Stäben in Brüssel Sorgen bereitet. Das dritte untrügliche Zeichen ist das Bekenntnis zum „ewigen Zusammenhalt und unverbrüchlicher Waffenbrüderschaft“, für die das Versprechen Putins, im Falle des Falles, Lukaschenko auch mit militärischer Gewalt an der Macht zu halten, steht. 

Eine Rolle für Moskaus Vorgehen dürften auch die unmittelbar bevorstehenden Parlamentswahlen in Russland selbst sein. Im Vorfeld erlebt Putins Reich eine, bisher unter ihm, in ihrem Ausmaß noch nicht gekannte Verhaftungs- und Verfolgungswelle gegen jegliche Art von Opposition. Die Unruhen unter der Bevölkerung Weißrusslands nach manipulierten Wahlen haben auch im Kreml für Ängste gesorgt. Die vorbehaltlose Unterstützung des Tyrannen in Minsk soll zugleich ein Warnsignal zur Einschüchterung nach innen sein.

Die größte Besorgnis aber lösen die aktuellen Vorgänge in den baltischen Republiken und Polen aus. Nur zu gut haben die Menschen in den über Jahrzehnte von der Sowjetunion unterdrückten, noch jungen Demokratien Lettland, Litauen und Estland die Worte Wladimir Putins im Ohr, dass überall wo russische Menschen leben, diese auf den Schutz und den Beistand von Mütterchen Russland rechnen können. Innere Unruhen durch Minderheiten auszulösen, gehört zu den Spezialitäten der russischen Nachrichtendienste. Die Zweifel, dass im Falle einer „brüderlichen Hilfe“ Moskaus auf dem Territorium der baltischen Nato-Partner ein militärischer Konflikt mit den USA ausgelöst werden könnte, sind in diesen Ländern berechtigterweise groß.

Allein die Haltung Berlins dürfte dagegen stehen. Zum Verständnis: Die Fertigstellung der Gasleitung Nordstream 2 wurde von Gazprom am Freitag stolz verkündet.

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36 Kommentare

  1. Man darf feststellen, dass die westliche Einmischungspolitik (auch im Rahmen von Geheimdienstoparationen, wie dem versuchten Sturz von Lukaschenkow) Weißrussland direkt in die Arme Russlands führt.
    Und wie dem Autor entfallen ist, sind es ja auch ethnisch gesehen Bruderstaaten. Weitgehend gleiche Sprache, Geschichte, Kultur etc.
    Manche kommen eben über ihre Gesichtsfeld-eingeschränkende (Weiß-)Russophobie nicht hinaus und merken daher nicht, wie sie die, die sie gerne mit westlich-degenerierten Außenpolitik-Konzepten einfangen wollen, an die Weite des Osten verlieren.
    Die Deutschen und unter ihnen die meisten politischen Autoren sind durch ihre Kadaver-Loyalität zur verlorensten und entkerntesten Nichtheit geworden. Sie haben ihre Nation, ihr Selbstverständnis und ihre Selbstbestimmtheit aufgegeben. Da hilft es auch keinem, wenn man eine durch die politischen Umsände in der DDR beeinträchtigte Biografie, wie Herr Gafron verabeiten muss. Wer nicht nach vorn schauen kann, wie es die Russen nach dem verheerenden Krieg letztendlich vorgemacht haben, wird sich nicht von seinen Ressentiments lösen können.

  2. Da bin ich aber beruhigt, Herr Gafron, dass Sie diesen Artikel – wieder mal gegen Putin – geschrieben haben….
    W.Putin ist indes wirklich gut beraten, Puffermasse zwischen sich und die kläffenden Köter der NATO zu bringen. Und selbstverständlich ist diese Truppe seit Jahrzehnten kein Verteidigungsbündnis mehr. Wie ist das eigentlich bei Ihnen so, stützen Sie wenigstens den gefallenen Staat Ukraine mit gr0ßzügigen eigenen Spenden? Also ich finde es schlimm, dass Michel durch A.M. und Co. veranlasst, ständig Soligelder nach Kiew überweisen muss. Wo doch Frau Nuland und J. Kerry „wirklich“ die allerbesten „Absichten“ hatten….
    Als Journalist sollte man über ein Mindestmaß an Objektivität und Gerechtigkeitssinn verfügen, selbst wenn diese Eigenschaften im Hauser Springer nie die erste Geige spielten…

  3. „Innere Unruhen durch Minderheiten auszulösen, gehört zu den Spezialitäten der russischen Nachrichtendienste.“ WIE GUT DAß DIE CIA, so etwas nie getan hat rings um Russland.

  4. Wenn Deutschland es macht, nennt man es „Wiedervereinigung“. Wenn die EU es macht (indem sie ein neues Land aufnimmt), „Friedensprojekt“. Wenn Russland es macht, „Einverleiben“ oder „Annexion“.
    Fast so gut wie Propaganda von ARD und ZDF.

  5. Wir brauchen uns hier in Deutschland keine Sorgen machen, wegen Russland und Putin.
    Schließlich werden wir in Bälde die kampferprobte beste Kanzlerin aller Zeiten, Annalenabärbeisser haben. Sie wird mit der neuesten Entwicklung der Klimabombe dem Treiben Russlands sehr schnell und effektiv Einhalt gebieten und unsere Soldaten werden schon seit längerem im Umgang mit den gepanzerten Lastenfahrräder kampfbereit geschult. Selbst das nachladen der Akkumulatoren der Elektrokrafträder funktioniert mittlerweile reibungslos.

  6. Klasse Typ, der Putin.
    Klar, er ist nicht so kuschelig-wachsweich wie unser Laschet, der geht nicht ins Staatsfernsehen, um sich von Russlandhassern und (Anti)Faschisten vorführen zu lassen. Aber kann man ihm das wirklich übel nehmen? Der Mann hat … und Russland hat seinen Stolz. Übrigens baut man da ein 300MW Atomkraftwerk der nächsten Generation. Klimaaktivist ist er also auch.
    Mit der albernen Krim-Lügenpropaganda sollte aber mal langsam Schluss sein. Von Academi Söldnern über Bidens Sohnemann, von der CIA bis hin zu Wachmännern, welche der frontal stürmende Mob von hinten erschießt… das stinkt doch zum Himmel.
    Abgesehen davon, wenn die US-Linken so dämlich sind, die Bedeutung der Krim für Russland zu verkennen, dann ist das kaum Putins Schuld. Trump hätte so einen Mist nicht versucht. Er kann sich zu gut vorstellen, wie ein echter Mann darauf reagiert …
    Und lieber Herr Gafron, Sie sollten mal was von unseren Ökofaschos lernen, die wissen nämlich, wie man Propaganda richtig macht. Tun Sie wenigstens so, als seien neutral, so wie die Grünlinge ihre Aktivisten und Politiker im Fernsehen als Bürger tarnen. So plump, wie Sie das hier aufziehen, könnten Sie gleich in den ersten Satz schreiben: Achtung, es folgt antirussische Propaganda.

  7. Es ist doch ganz einfach: für ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland ( mit einem jährlichen Budget von knapp 50 Mrd EUR für Verteidigung jedoch ohne Armee) stellt sich die Frage, von wem es gern (als wirtschaftliches Schwergewicht) beschützt werden möchte. Zur Wahl stehen die Vereinigten Staaten und Russland. Aus eigener Erfahrung empfehle ich die erstgenannten. Vermutlich geht es den Polen und Balten ähnlich wie mir.

  8. GG ? Nein danke. Wer glaubt, was er sagt, darf das.
    Das nennt man Demokratie.
    Wer die Situtation und die strategische Situation besser kennt als GG, zieht ein paar Haeuser weiter….
    Was fuer en Quatsch: RU will dann naechstens die Balt. Staaten erobern….Paranoia der Balten; deshalb sind sie ja in der nato/eu.
    Wie oft hat RU Polen angegriffen ?
    Hier eine kleine Liste der Auseinandersetzungen PL-RU:

    https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_armed_conflicts_involving_Poland_against_Russia

  9. Es geht auch nicht um eine neue Sowjetunion, sondern um die Wiedereingliederung der Territorien, die mit dem Zusammenbruch derselben für Moskau verloren gingen..

    • Ein feiner aber bedeutender Unterschied.
      Gegen die neue Sowjetunion müssen wir wirklich etwas tun, aber die entsteht in Europa, nicht in Russland.

  10. Es geht hier doch nicht um die NATO. Davor hat Putin keine Angst. Es geht dem Kremlherrscher in der Tat um seinen alten Traum die Wiedererrichtung des alten Sowjetimperiums. Dafür wird er alles tun (politisch, ökonmisch, geheimdienstlich) unterhalb der Schwelle zum direkten zwischenstaatlichen Krieg um die Ukraine, Weissrussland und auch am Besten Kasachstan wieder an den Kreml zu binden bzw sich staatlich einzuverleiben.

    • Na und? Selbst wenn, ist doch ok.
      Die EU soll ja auch ein Imperium werden. Und von Demokratie braucht mir da sowieso keiner was vorheulen.
      Ist ja schon lächerlich genug, wenn bezüglich Polen und Ungarn über Pressefreiheit geheult wird… von den Staatsmedien hier in Cancelland, wo die Framing Manuels kursieren….
      Good luck, Wladmir.

  11. Ich habe einen anderen Eindruck als der Autor. Ich hatte vor der Ära Trump wirklich Angst vor dem Natoklappern an der russischen Grenze nach der Initiierung des Ukraine-Krieges durch den Westen. Unser derzeitiger Bundespräsident tat damals sein Bestes. Ich hatte vor allem Angst, weil das fast unsere Nachbarn sind, die EU und Nato für ihre Interessen zu mobilisieren versuchen mit kleinen Geldgeschenken für die jeweiligen Funktionsträger.

  12. Die baltischen Staaten hatten jetzt 30 Jahre Zeit, sich die Loyalität der russischen Minderheit zu sichern. Statt dessen hat man die Russen tlw als Bürger 2ter Klasse behandelt. Schade, aber selbst schuld. Dazu noch niedrige Geburtenraten der Balten und Auswanderung…

  13. In Lettland etwa sind Russen Bürger zweiter Klasse, sofern sie nicht die Sprache beherrschen. Dies erzeugt auch Unmut.

  14. Das ist Zelensky-Propaganda.
    In Lviv gibt es 130 Kirchen aller Konfessionen. Sicher ein paar mehr katholische als anderswo, aber das hat auch damit zu tun, daß die polnische Kirche fleißig mit finanziert. Lviv war polnisch, litauisch, russisch, österreichisch, you name it. Und jede Familie in Lviv hat Verwandte und/oder Freunde in Rußland. Mit Russisch kommen sie überall durch, mit Englisch eher nicht.
    Die paar Spinner, die das alte „Galizien“ zurück haben wollen gibt es überall. Politisch spielen die keine Rolle.
    Recht haben Sie mit ihrem Vergleich der Ukraine mit dem Balkan, wobei sie hier noch die Minderheiten in den Karpaten und an den ungarischen, rumänischen und belarussichen sowie russischen Grenzen vergessen haben. Ost- und West ist für die Ukraine zu einfach.

  15. Sehr geehrter Herr Gafron,
    lassen Sie mich die inhaltichen Fehler in ihrem Artikel korrogieren:

    1. Rußland hat die Krim nicht „mit Waffengewalt“ besetzt. Die 20.000 damals auf der Krim stationierten ukrainischen Soldaten sind vielmehr höchst freiwillig und friedlich abgezogen, nachdem die Russen ihnen das wärmstens empfohlen haben. Da jede ukrainische Familie noch Verwandte oder Freunde in Rußland hat wäre alles andere ein Bürgekrieg gewesen.
    2. Die Bevölkerung der Krim hat sich in einer freien und geheimen Wahl dazu entschieden, Mitglied der russischen Föderation zu werden. Was daran „völkerrechts-widrig“ sein soll bleibt Ihr Geheimnis.
    3. Daß Belarus und Rußland jetzt wieder den Unions-Staat bauen liegt schlicht und einfach an der aggressiven Bedrohung beider Staaten durch die NATO und ist die einzige vernünftige Antwort darauf. Dies geschieht auch nicht „stillschweigend durch die Hintertür“, sondern in aller Öffentlichkeit. Wenn Sie das nicht mitbekommen haben…..
    4. Die nächste „Beute“ wird nicht das Baltikum. sondern die Ukraine, die sich – nachdem sie vom „Westen“ nach allen Regeln der Kunst ausgenomen und verraten wurde – aller Voraussicht nach ebenso aus rationalen Gründen der russichen Föderation anschließen wird so daß damit die drei slawischen Völker – Russen, Weißrussen und „kleine Russen“ – wieder in einem Staats-Gebilde friedlich zusammen leben werden.
    • Das trifft leider nicht den Sachverhalt. Vielmehr sind in einer einzigen Nacht ganze Hundertschaften bewaffneter Russen aus Russland und in Zivilkleidung in das ukrainische Territorium Krim eingedrungen und haben ukrainische Behörden und Polizei vertrieben. Erst dann wurde die Volksabstimmung durchgeführt. Denn zuvor wäre dieses verboten gewesen!

  16. Wir sollten mal vergleichen: In Russland kommen die Menschen nach 70 Jahren Sozialismus zu realtiv freier Entfaltung, difern sie dich gut stellen mit dem Regime.
    In Westeuropa kommen die Menschen nach 70 Jahren goldenem Westen und Freiheit mehr und mehr in die Lage sozialistischer Gängelung und globaler Abhängigkeit.
    Wenn die Oppiosition in Russland und Weißrussland zunehmende Repressionen beklagt, dann ist es vor allem deswegen, weil deren Regierung den Umsturz, gefõrdert durch die westlichen Eliten befürchten muss und Gefahr läuft, die nationale Souveränität zu verlieren, wie das auch den westlichen Nationen droht.

    Die Kolonialisten der Wall Street geben keine Ruhe… bis sie die Welt wieder in einem Weltkrieg stürzen.

  17. Ich finde, dass die „Integrationsbemühungen“ auf russischer Seite auch nicht brutaler sind, als auf EU-Seite. Im Gegenteil. Dort soll wieder zusammenwachsen, was durch Geschichte, Kultur und Sprache lange zusammengehörte. Hier soll zusammenwachsen, was historisch schwer unter einen Hut passt aber gezwungen wird.
    EU und NATO sollten vor ihrer eigenen Tür kehren. Da gibt es genug Demokratiedefizit.

    • „nato partner fuer den frieden“……was da nicht alles kreucht & fleucht….mit Ausnahme der Neutralen ein who is who an Demokratien:
      Besp: Azerbaijan, Bosnia, Georgia, Kazakhstan, Tajikistan, Tuerkmenisthan, Ukr, Uzbekistah, u. a. Kosovo, Albania……
      wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.

  18. Angela Merkel zur Besetzung des Baltikums durch die russische Armee: „Nun sind sie halt mal da. Und auch das Baltikum hat wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit. Und dann ist es halt nicht mehr mein Land.“

    Im übrigen wäre es charmant, die Unterschiede zwischen Russland und der EU herauszuarbeiten. Unter besonderer Berücksichtigung bspw von Polen und Ungarn. Oder dem Steuersystem und der wirtschaftspolitischen Zentralisierung. Oder mal Georg Thiel interviewen.

  19. In 1994, als Lukaschenko erstmals Präsident wurde, war eine seiner ersten öffentlichen Amtshandlungen, mit TV, die Entfernung der Grenzpfähle zu Russland. Ich war in 1994 vorübergehend für einen Auftrag der EU in Minsk gewesen und erinnere mich an die hoffnungsvolle Erwartung vieler lokaler Kontakte, dass dies zu einer Rückabwicklung der damals als unsinnig empfundenen “ Unabhängigkeit “ von Belarus binnen Jahresfrist erwarteten. Die wirtschaftliche Verflechtung war damals ohnedies fast 100%. Zur formalen Rückabwicklung ist es dann nie gekommen, Lukaschenko war aber für viele Jahre der unangefochtene Anführer des Landes. Die Geschichte mit den Grenzen, die Ostgrenze Polens, die Westgrenze Russlands, ist seit Jahrhunderten bekannt. Aus dieser Geschichte gibt es ausgeprägte, regionale Identitäten. Es gab und gibt aber keine regionale Elite, die die Grundlagen für einen eigenständigen Staat hätte legen können. Die wirtschaftliche Verflechtung und Abhängigkeit von Russland ist auch heute noch mindestens 70%. Ohne Russland würde Belarus in wenigen Monaten wirtschaftlich zusammenbrechen und mindestens 1 Million Belarussen stünden als Flüchtlinge in Polen und Litauen. Wir sollten nicht unzufrieden sein, wenn sich Belarus zu einer autonomen Provinz der Russischen Föderation zurückentwickelt.

  20. Naja was erwartet man denn? Allzu viele Pufferstaaten hat man Putin nach der NATO-Osterweiterung ja nicht mehr gelassen. Wird erwartet, daß er zusieht, wie sich erst Ukraine und dann Weißrussland in westliche Satelliten verwandeln, und von dort aus dann… Ich finde hier fehlt einfach Realismus.

    • I’m Zeitalter der Atombombe braucht Russland keine Pufferstaaten mehr. Es geht um Ökonomie und Macht.

      • Seltsame Logik. Gerade dafür wird der Puffer benötigt. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass RU unbedingt in Mexiko oder /und Kuba mehrere Stützpunkte zur Raketenabwehr einrichten sollte.

  21. Ja, so ist das, wenn man jahrelang ausgestreckte Hände ignoriert. Dann nämlich ignorieren die Menschen, denen diese Hände gehören, Offerten, von denen sie wissen können, was die Annahme bedeutet. Es ist mir vollkommen egal, was man davon halten will. Ich kenne den Verlauf der Geschichte zu gut, um mich auf das Narrativ von Leuten einzulassen, denen es um nichts anderes geht, als den eigenen Gewinn zu massieren. Oder glaubt hier noch jemand an den Weihnachtsmann.
    Putin tut, was er qua Amt tun muss: Schaden von seinem Land fern zu halten, denn oh Wunder, es geht um das Land Russland aus seiner Perspektive. Nur seinen Bürgern ist dieser Präsident verpflichtet und seinem Land und nicht irgendwelchen Traumgebilden irgendwelcher politischer Prominzienz. Die Unruhestiftung, die die EU und NATO, DIREKT AN DER GRENZE ZU RUSSLAND protegiert, legitimiert Russland in jeder Weise für seinen Schutz vor diesen Einflüssen zu sorgen. Nichts anderes versuchen die USA zu realisieren auf dem amerikanischen Kontinent, denn Mittelamerika und Südamerika betrachten die USA als originär eigene Einflusszone. Am plastischsten wurde das 1962 sichtbar, als die damalige Sowjetunion auf Kuba Raketen stationierte, die das amerikanische Festland sehr schnell erreichen hätten können. Nur, Chruschtschow ging es in erster Linie darum, die amerikanischen Mittelstreckenraketen , die in der Türkei schon einsatzbereit installiert waren zu neutralisieren.
    Der Deal war ein Anderer. Gegen den Abzug der sowjetischen Raketen auf Kuba, mussten die USA ihre Raketen in der Türkei demontieren. Dies wurde natürlich im Westen nicht kommuniziert weil es eine Blamage für die stolzen Sieger aus dem Westen gewesen wäre.
    Nun gut, Putin tut das für sein Land, was der Westen angeblich für seine Länder tut, nur effektiver. Und so möchte ich niemand weiter langweilen, weil im Westen halt ein anderes Narrativ bemüht wird, es aber von einem klar denkenden Menschen als das erkannt wird, was es ist: Propaganda.
    Russland wird niemand mehr auf den Leim gehen. Der Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin war in seiner Konsistenz wohl der Letzte, seiner Art.

  22. Dass Putin die Sowjetunion revitalisieren will, ist ausgemachter Blödsinn. Er hat sich deutlich von den damaligen Zuständen distanziert.
    Im übrigen ist sein Bestreben, mit Weissrussland eine Union oder ähnliches zu bilden, mehr als verständlich, nachdem der Wertewesten mit seinen Farbrevolutionen und regime-change-Aktionen Russland immer mehr auf die Pelle rückt.

  23. Man mag das so sehen, wenn man naiv Nato-gläubig auf der Atlantikbrücke wandelt. Warum in aller Welt sollte denn Putin mit riskantem Gewalteinsatz etwas versuchen, das ihm in absehbarer Zeit sowieso in den Schoß fällt? Er braucht nur zu warten, dass der schon ziemlich lädierte Westen vollends in die Brüche geht und das hie und da ein wenig unterschwellig fördern. Denn was sollte wohl die degenerierte EU und die mit ihr verquickten Militärkonstrukte samt der dahinsiechenden Wirtschaftskraft vor den heraufziehenden neuen Weltmächten retten? Putin hat sich klugerweise längst mit seinen chinesischen Nachbarn arrangiert. Er ist ja nicht blöde, er ist Realpolitiker und sieht genau, was der „Westen“ getrieben hat, wie man dort mit Verträgen umgeht und wo das hinführen wird.

  24. „Innere Unruhen durch Minderheiten auszulösen, gehört zu den Spezialitäten der russischen Nachrichtendienste.“
    Stimmt! Die inzwischen „woke“ CIA bekommt in der Hinsicht nicht mehr viel auf die Reihe, wie zuletzt am Beispiel Weißrusslands demonstriert. Die wurde durch die ganze Einmischerei und Umstürzlerei (Fachbegriff: „Regime Change“) direkt in die Arme Russlands getrieben. 
    Und nun weiß ich endlich auch, wer die Migrantenströme zur Erzeugung von Minderheiten nach Europa schaufelt – PUTIN!
    Wer auch sonst?

    • Die ahnungslose Frau Harris, Vizepräsidenten der USA (man erinnert sich) und deren Annalena Baerbock, hat übrigens das Gleiche mit einem einzigen kalamitösen Auftritt in Vietnam geschafft: Das asiatische Land wendet sich nach den Beleidigungen nun von den USA ab und China zu; die Philippinen und Indonesien werden folgen.

      Eigentlich wollte und sollte sie sich nur auf einem „langsamen Boot nach China“ befinden, also aus dem Weg sein und schon mal üben, damit sie im Afghanistan- Desaster unbefleckt die Präsidentschaft übernehmen kann; aber, effektiv wie sie nun mal ist, hat sie diese beim ersten Probelauf gleich wunderbar in den Sand gesetzt, mit Langzeitwirkung.

  25. Berlin hat garnichts zu melden, sondern kann froh sein, wenn es sein Gas bekommt. Ansonsten geht wegen der rot-grünen Narretei von Atomausstieg und Kohleausstieg hier das Licht aus. Dresden konnte heute schon mal eine dementsprechende Übung durchführen. Hoffentlich werden daraus die Lehren gezogen.
    Und militärisch ist die Bundeswehr ja eher als „west-römisch dekadent“ einzustufen. Dies betrifft neben Führung, Ausrüstung auch den Ausbildungsstand. Vermutlich würde selbst die türkische Armee die Bundeswehr vom Acker jagen. Die haben nämlich schon bewaffnete Drohnen.
    Von richtigen Raketen (Hyperschall) oder Atomwaffen wie sie das russische Militär zum Einsatz bringen könnte, brauche ich ja wohl nicht zu reden. Das ist nicht mehr unsere „Liga“.
    Ich empfehle Maas mit einem „Köfferchen voll Bargeld“ nach Moskau zu schicken. Dann hört sich Putin sicherlich auch seine rhetorischen Albernheiten an …

  26. Putin will nicht Polen erobern, sondern eine Art Sowjetunion restaurieren. Nach dem Krieg war Polen der Schutzpuffer zu Deutschland. Diese Angst vor Deutschland haben die Russen nicht mehr.

    Bei den baltischen Staaten ist die Lage viel gefährlicher. Sie waren Teil der Sowjetunion, haben eine russische Minderheit und keine nennenswerte Größe oder Stärke.

  27. Noch ein alternativloser Erfolg Merkel.
    Alle andere Möglichkeiten der Gasversorgung wurden verhindert. Jetzt fängt Putin an, den Preis für das Gas drastisch zu erhöhen. Berlin schweigt und wir werden auch dafür noch mehr zahlen.

    • Warum sollte Russland nicht den Preis nehmen, den man hier für richtig hält? Wenn man bereit ist, Rekordpreise für Zappelstrom zu blechen, warum nicht auch für russisches Gas? Ich finde unsere Regierung ultradämlich, weil sie sich auf so etwas einläßt, statt eine sichere eigene Energieversorgung durch Kernkraft und diverse fossile Energieträger zu gewährleisten, wie es erfolgreiche Länder ausnahmslos tun.

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