Im Rückblick werden nicht selten aus fragwürdigen Charakteren plötzlich bedeutende Persönlichkeiten. Nicht umsonst heißt es, nirgendwo wird soviel gelogen wie auf Trauerfeiern und runden Geburtstagen. In der Politik ist es so, daß manche Ereignisse aus zurückliegender Zeit plötzlich zum Wegweiser für Heute umgedeutet und damit zur Manipulation genutzt werden. Dreist setzt man dabei auf die Geschichtsvergessenheit oder einfaches Nichtwissen der Menschen. In Wahlkampfzeiten wie diesen kann man das besonders häufig erleben.
So beruft sich SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, der sich bereits vor dem Wahltag staatsmännisch und weise gibt, gern auf die Ostpolitik Willy Brandts, wenn er auf das heutige Verhältnis zu Russland und China angesprochen wird. „Wandel durch Annäherung“ sei insbesondere in den 70er Jahren das Motto der Ost-Politik gewesen, die schließlich „zur Überwindung der Blöcke und damit auch zur Wiedervereinigung Deutschlands geführt hätte. Scholz und auch Teile der CDU, und besonders viele oft jüngere Journalisten, posaunen dies in die Bevölkerung hinein, und werben damit für eine Abgrenzung von der Politik Washingtons, die auf einer wertgebundenen Basis in realistischer Weise und äußerst nüchtern vor den neuen, den Westen bedrohenden Gefahren aus dem Reich der Mitte und den großrussisch-slawistischen Gelüste aus dem Kreml warnt und Geschlossenheit von dem westlichen Bündnis einfordert. Scholz erteilt solchen Einschätzungen und Strategien eine klare Absage.
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Die Folge war nicht nur der Rückgang der Schikanen durch die „Organe“ der DDR, sondern die wesentliche Erweiterung von Fluchtmöglichkeiten für die Deutschen in der DDR. Man denke auch an den jährlichen Freikauf von im Durchschnitt 1000 politischen Gefangenen aus den Zuchthäusern der SED, der mit Kopfprämien von 40 000 DM mit nach oben offener Skala jährlich in die Kassen Ost-Berlins flossen. Nicht umsonst sprach man damals von politischen Gefangenen als dem wichtigsten Exportartikel der DDR. Oder stelle man sich vor, mit Russland und China könnte so etwas wie eine KSZE-Schlussakte, wie 1973 in Helsinki geschehen, über die Einhaltung von Menschenrechten abgeschlossen werden. Erst der sogenannte Corps drei machte das Stellen von Ausreiseanträgen zur Familienzusammenführung in den Westen möglich.
Heute führt schon die kleinste Kritik am Umgang mit der Volksgruppe der Uighuren in China zur sofortigen Verhärtung der Beziehungen, weshalb ja Bundeskanzlerin Angela Merkel so rücksichtsvoll und sanft mit der kommunistischen Diktatur umgeht. Nicht China ist abhängig von uns, sondern mehr und mehr wird umgekehrt ein Schuh draus. Selbstbewußt und hochgerüstet lassen Peking wie Moskau die Muskeln spielen, und das westliche Europa knurrt ein bißchen, aber schon zum Bellen reicht es nicht mehr.
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In einer solchen geistigen Umnachtung ist es dann auch fast schon erheiternd, wenn beispielsweise Annalena Baerbock, die Offenbarung der Grünen für die Deutschen, mal eben so die Sozialdemokratie zum Erfinder der Sozialen Marktwirtschaft erklärt und die deutsche Einheit ebenfalls zum Erbgut der Genossen, die ja bekanntlich so beharrlich gegen die Einheit der Deutschen gekämpft haben, daß die SPD-Ministerpräsidenten Niedersachsens und des Saarlandes, Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine im Bundesrat gegen den Einheitsvertrag stimmten. Helmut Kohl muß von all dem wohl eine Vorahnung gehabt haben, als er einmal im Gespräch sagte: „Noch 30 Jahre weiter, dann war Erich Honecker der Kanzler der Bundesrepublik und Kanzler der Einheit, und ich Chef der DDR, dem man alle Übel anlasten könnte.“ Damals haben wir alle gelacht, so langsam ist einem das Lachen aber vergangen.
Wer den Altparteien noch irgendetwas glaubt, ist selbst schuld. Alle sollten doch wissen, daß es nach den Wahlen im alten Trott weitergehen wird und wenn es RRG wird, dann wird es noch viel schlimmer als wir es uns jetzt noch vorstellen können.
@ Johann Thiel
Ihr Kommentar: „Ohne Gorbatschow bzw. mittelbar ohne Ronald Reagan hätten wir die Einheit nicht erreicht. Ersterer weil er erkannte, dass die SU am Ende war, letzterer weil er für diese Einsicht durch wirtschaftlichen und Rüstungsdruck sorgte. Die Einheit wäre so oder so gekommen, weil die Zeit reif war, die Deutschen in der DDR endlich Wohlstand wollten und die Ungarn mutig waren, wobei letzteres in beispielloser Schäbigkeit gern vergessen wird. Kohl war nur zur rechten Zeit am rechten Platz. Jeder andere hätte es genauso schlecht hinbekommen, allen alles zu versprechen und jeder Forderung nachzugeben.“
Ich vertrete ganz fest die These, daß der „Fall des Kommunismus“ 1989, von Gorbatschow befördert, letztlich nur eine Entwicklungsvorstufe geplant von den Bolschewiki beginnend unter Lenin für den gerade stattfindenden „Großen Reset“ ist und war. Eine große Lüge und Täuschung. Der Weltkommunismus ist auf dem Vormarsch. Kommunismus für die Produktivkräfte und Kapitalismus für die Superreichen.
Durchsetzung von Raketen: Nicht zu vergessen Helmut Schmidt. Ok, gehört zur falschen Partei. Hatte die richtige oder falsche Einstellung – je nach Sichtweise – und wurde daher von der Partei gemeuchelt.
Respekt habe ich von den Parteien oder ihren Vorsitzenden oder Kanzlerkandidaten nicht erlebt. Egal wohin ich schaue: grenzenlose Völkerwanderung, grenzenlose Zuwanderung ohne Beitragszahlung in ein Versicherungssystem, grenzenloses Gendern, grenzenloses Beeinflussen von Kindern verkauft als Bildung, grenzenlose Macht dem ÖRR, grenzenlose Pandemie. Minderheiten schützen gilt nur für spezielle Teile der Bevölkerung oder für einsame Bienchen. Jede andere Freiheit wird gekippt für „Diversität“. Dabei gehört auch meine Freiheit zur Diversität. Dabei ist meine Diversität gut integriert. Ich bin geprägt durch und zu friedlichem Zusammenleben mit anderen Diversitäten. Aber seit Brokdorf und der Hafenstraße in Hamburg verbreitet sich mit Unterstützung der Gerichte legale Gewalt. Mit Hilfe der Politik verbreitet sich geduldete Gewalt. Und jetzt die Unterscheidung zwischen geduldeter und nicht zu duldender Demonstration. So frisst sich die Entdemokratisierung durch unser Land.
„Jetzt rächen sich Geschichtsvergessenheit und Nichtwissen als Basis zur weiteren Volksverdummung.“ Nein, es rächt sich, dass die für das deutsche Bildungssystem von Kindergarten bis hin zur Uni immer zuständigen Ministerämter immer als nebensächlich bis unwichtig angesehen wurden. Und das nach zwei Diktaturen, die sehr wohl gewusst haben, dass die Macht über die Kinderbetten eine ihrer Säulen bildet.
Es rächt sich, dass der Unterricht immer nur aus „Wir böse Judenmörder“ bestand und nie intensiv eine Beschäftigung mit Diktaturen stattgefunden hat. Beschäftigung in Theorie und Praxis gerne auch mit Unterstützung des BND oder des Verfassungsschutzes.
Das Deutsche Volk kommt einem vor wie ein störrisches Kind welches sich nicht traute Mutti abzuwählen so lange sie noch im Zimmer war. Jetzt geht sie, und schwupp, wird man mutig, man traut sich was, nein nicht die AfD, man wählt jetzt Scholz! Bätsch jetzt zeigen wir es der „Mutti-Partei“ aber einmal so richtig und wählt den Papi, der bisher zwar nicht den Mund aufmachen durfte aber jetzt hinter dem Sofa hervor kommt; Mutti ist ja weg, da traut der sich auch was. „Das Deutsche Volk hat das Schicksal verdient welches es jetzt erwartet, es hat es schließlich selbst gewählt“.
Der größte Mythos ist doch das Wort „Respekt“ auf Herrn Scholz‘ Plakaten. Dieser Mann arbeitet seit Jahren für eine Partei, die keinerlei Respekt vor ihrer ursprünglichen Zielgruppe mehr hat: den Arbeitern. Alles hat man getan, um Geld vom Mittelstand nach unten und oben zu transferieren, von Arbeitern zu Nicht-Arbeitern.
Diese Plakatkampagne alleine ist schon eine respektlose Unverschämtheit. Ich will von diesem dauergrinsenden Merkelabziehbild nicht geduzt werden, geschweige denn von dieser korrupten, verlogenen und vergesslichen Inkompetenz regiert werden. Die Endphase diese „Wahlkampfes“ nimmt so groteske Formen an, dass ich nur noch an Wahlbetrug glauben kann….so vom Ende her gedacht.
Ja, wer keinen Respekt vor unseren Grundrechten hat, warum soll derjenige Respekt vor uns oder vor demokratischen Wahlen haben?
Wie sie schreiben, „geistige Umnachtung“ plus das schamloses Ausnutzen genau derjenigen Nichtbildung (ach so Vieler) die erst durch eine höchst freiheitlich geduldete „gewisse linke Attitüde“ die erst die vermaledeiten und angeblichen(!) Schulreformen (+ der Marsch durch die Institutionen) möglich machte, das macht alles gemeinsam durchaus einen Kanzler einer rot-dunkelrot-grünen Regierung möglich. –
In mehr als nur einem Sinne.
Der „Wandel durch Annäherung“ ist ja dann – dank Merkel – doch noch gekommen.
Woher kommen denn die plötzlichen SPD Stimmen? Von rechts der Mitte bestimmt nicht. Wer verliert den aktuell besonders stark in der Gruppe der Links der Mitte stehenden? Genau die Grünen. Die SPD wird aktuell von taktisch wählenden Grünen hochgepuscht um die Wahl zu gewinnen. Später kommt man dann als Juniorpartner zusammen, klug. So Klug sind die Rechts der Mitte stehenden Parteien nicht. Die AFD, ein natürlich, stimmiger Koalitionsbaustein für die CDU/CSU wird immer noch dumm und vehement abgelehnt, in der Hoffnung, dass viele AFD Wähler wieder zurückkommen. Wie sich final die Rechts der Mitte Stimmen aufteilen werden ist im Grunde egal, solange man zusammen kommt gegen das linke Lager. Die Republikaner in den USA machen es doch vor, hallo. Da sind auch alle Rechts der Mitte Strömungen, Rassen und Religionsgruppen zusammen vereint. Das geht, es wird halt, je nach Ergebnis gewichtet, Punkt
Zum Zeitpunkt der friedlichen Revolution in der DDR sah die SPD-„Ostpolitik“ so aus, daß sich die führenden SPD-Genossen regelmäßig mit den SED-Bonzen zu Gesprächen über „gemeinsame Werte“ trafen (1987 gab es bereits ein „Grundsatzpapier“), die SPD die Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft forderte und die Wiedervereinigung als „Lebenslüge der zweiten deutschen Republik“ bezeichnete.
Ach, Herr Gafron! Das ist schon eine Last mit dem Geschichtswissen. Schon die Zeitgeschichte, d. h. die jüngere Vergangenheit, auf die Sie rekurrieren, ist den Bundesbürgern i. d. R. nicht präsent. Da ist es kein Wunder, wenn türkischstämmige Mitbürger behaupten, sie hätten die BRD nach dem Krieg wieder aufgebaut, worin sie von Teilen des mainstream auch noch unterstützt werden.
Scholz sieht wahrscheinlich nur den Teil der Ostpolitik Brands, den er sehen will.
Ich seh ihn als jemanden, der den Kommunismus fürs gemeine Volk will und den Kapitalismus für die „Elite“ zu der selbstverständlich er und seine Familie gehören.
Russland und China …
Da seh ich ein etwas anderes Problem. Bis vor ein paar Jahren war die USA auf Platz Eins in der Welt und zumindest intrnational und militärisch war Russland auf Platz zwei.
Mit der EU ist dann wirtschaftlich ein zweiter Big Player entstanden, man hat sogar versucht auf der politischen Bühne die Nr. zwei zu spielen.
Wirtschaftlich ist China allerdings inzwischen nicht nur vor Europa sondern auch dabei den USA den ersten Platz streitig zu machen. Noch hält es sich politisch zurück – doch die Frage muss gestellt werden, wie lange noch? Militärisch dürfte China bereits auf dem 2. Platz sein, mischt sich abr noch nicht direkt in Krisengegeden militärisch ein.
China ist somit Konkurenz nicht nur für die USA und Europa sondern auch für Russland. Ok, Europa wird in Zukunft wohl eher zurückfallen und damit nur interessant zum Absatz von Produkten aus USA und China. Bleibt die Frage ob es zuerst zum Crash zwischen USA und China oder zwischen China und Russland kommt. Es könnte sein, dass Afghanistan mit seinen Bodenschätzen da eine endscheidende Rolle zukommt.
Wandel durch Annäherung beschreibt die SPD-Politik doch gut: Deutsche haben immer weniger Freiheiten; die Grundrechte gelten „nach“ (!) Corona anders als vorher (Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts), der Rechtsstaat wird effektiv zurück gedrängt, die EU-Bürokratie oder ein Politbüro aus Kanzler und Länderchefs ersetzen die gewählten Parlamente, Bürger können den Politikern anonym über die Nachbarn Bericht erstatten, der Staatsfunk bringt lauter Erfolgsmeldungen und verbreitet eine positive Haltung, die Bürger müssen für die Wahrnehmung von Freizeitaktivitäten ein Bewegungsprofil erstellen, die Medikation der Bürger bestimmt der Staat, das Fahrrad wird zum Hauptverkehrsmittel, Strom wird zugeteilt, falls er in ausreichendem Maße vorhanden ist („smart“) und der Kapitalismus (nicht Marktwirtschaft) ist für alle Misserfolge verantwortlich, soweit nicht eine direkte Verbindung zu den U.S.A., Israel oder zur AfD besteht, die als Oppositionspartei nur aus Konterrevolutionären und Volksfeinden besteht, destruktiv, querulatorisch, egoistisch und deshalb ohnehin keine Daseinsberechtigung hat. Das ist doch schon ganz dicht an China dran und ein Wandel, wie er schöner nicht sein könnte.
In der Beurteilung von Olaf Scholz teile ich zwar eher die Meinung John Kornblums, aber sollte er dies tatsächlich geäußert haben, so war das sicherlich nicht sein dümmster Gedanke. Ich bin immer wieder fassungslos, wie leichtfertig Deutschland auf Konfrontationskurs zu Russland geht, obwohl es unter Merkel politisch wie militärisch zum Zwergenstaat avanciert ist. Natürlich haben wir die Amis an unserer Seite, aber so, wie wir die auch verprellen, wird wohl das große Deutschland bald wieder auf einsamer Position stehen. England und Frankreich werden und wollen da auch nicht viel helfen. Der Deutsche Michel lernt’s eben halt nie.
Lieber Herr Gafron,
der Herr Scholz meint es exakt so, wie er es sagt. Es ist halt nur eine Frage der Perspektive, sprich des Standpunkts des zukünftigen Kanzlers und eine Frage der Interpretation des adressierten Bürgers.
„Wandel durch Annäherung“, es gibt eigentlich keine berechtigten Zweifel, dass das bereits die Politik der letzten Legislaturen von Frau M. war.
Unser Land hat sich durch Annäherung gewandelt!
Das Schläuische. an der Verwendung dieses fünfzigjährigen Zitats, ist die positive Besetzung und der Politik und des Politikers Willy Brandt.
Gemeint hat der Olaf das aber anders, denken wir nur an die guten Beziehungen zum türkischen Sultan, zum religiös-faschistischen Regime im Iran, zu den Palästinensern und überhaupt zur Zusamnenarbeit mit den Diktatoren in der UNO.
Der Erich, der das Licht in der DDR ausgeknipst hat, ist auch immer in die SU, zu den sozialistischen Bruderstaaten, nach Vietnam, Angola, Mozambique und Kuba und nicht nach London. Dem Olaf fehlt eigentlich nur noch der Kim in Nordkorea.
Und innenpolitisch, ökonomisch etc. pp. gehts doch ebenso eindeutig in Richtung „Bevölkerungsgenosse“ und staatlich geplante ubd gelenkte kollektive Mangelwirtschaft.
Also vorwäts in die Vergangenheit, der Willy sollte nur die Richtung angeben. Die Saskia soll ja schon an einem neuen Manifest schreiben!
Die Idee “ Wandel durch Annäherung “ stammte wohl von Egon Bahr. Die konkrete politische Anwendung wurde dann von Willy Brandt, mit der gesamten Ostpolitik seiner Zeit, auf den Weg gebracht. Kein halbwegs vernünftiger Mensch würde je behaupten, dass diese strategische Idee alleine für die Entwicklungen von ca. 20 Jahren ( 1970-1990) maßgeblich war. Für China scheint sie tatsächlich am wenigsten zu passen. Für Russland, und mit Modifikationen vielleicht sogar für den Iran, könnte es schon eher sinnvoll sein. Wesentlich scheint mir zu sein, dass man diese strategische Idee, “ Wandel durch Annäherung “ immer auch im Köcher hat, und dann anwendet wenn eine friedliche Koexistenz mit positiven Wirtschafts- und Kulturbeziehungen möglich erscheint. Die Eskalation des Antagonismus hat noch nie zu dauerhaft zu guten Verhältnissen geführt.
Wenn wir schon so kenntnisreich die Geschichte betrachten, sollten wir nicht vergessen, dass es Helmut Kohl war, der in grenzloser politischer Naivität, Politromantik und Selbstverliebtheit, der Urheber für den Scherbenhaufen war, vor dem wir jetzt stehen.
Er hat die erfolgreiche Bonner Republik rücksichtslos mit einem Unrechtsstaat erster Güte zusammengeschustert, er hat Merkel den Weg zur Kanzlerschaft geebnet, er hat sich von Mitterand „seinem Freud“ über den Tisch ziehen lassen und die D-Mark für einmal Händchenhalten geopfert, er war der eigentliche Zerstörer Europas mit seinen EU-Träumereien, dass einer Währungsunion die Politische folgen würde. Nur was für eine war ihm offenbar egal.
Ich habe wirklich keinerlei Verständnis für jegliche Art von Verklärung dieses durch und durch unfähigen und unglücklichen Politikers der eigentlich immer nur eines wollte – in die Geschichtsbücher. Da kann er sich jetzt einen Platz mit Angela Merkel teilen.
Im Grunde genommen wurde die Einheit zum großen Teil erkauft. Die faulen Eier im Korb wurden dabei großzügig übersehen. Die Analyse ist stimmig, jedoch ohne Kohl hätten wir die Einheit nie erreicht. Die damaligen Zaunkönige würden heute noch verhandeln.
Ohne Gorbatschow bzw. mittelbar ohne Ronald Reagan hätten wir die Einheit nicht erreicht. Ersterer weil er erkannte, dass die SU am Ende war, letzterer weil er für diese Einsicht durch wirtschaftlichen und Rüstungsdruck sorgte. Die Einheit wäre so oder so gekommen, weil die Zeit reif war, die Deutschen in der DDR endlich Wohlstand wollten und die Ungarn mutig waren, wobei letzteres in beispielloser Schäbigkeit gern vergessen wird. Kohl war nur zur rechten Zeit am rechten Platz. Jeder andere hätte es genauso schlecht hinbekommen, allen alles zu versprechen und jeder Forderung nachzugeben.
Helmut Kohl hat uns die Wiedervereinigung mit der DDR gebracht – gegen den Willen der Engländer und Franzosen. Das Vertrauen in diesen Mann war vielleicht der entscheidende Faktor, um Deutschlands Nachbarn und diese beiden Besatzungsmächte zur Zustimmung zu bewegen. Vielleicht war der Preis zu hoch – aber hätten Sie das auch als Bewohner Thüringens so gesehen? Sein Versagen kam m.E. später, als er Deutschland nicht rechtzeitig reformierte und so zum „kranken Mann Europas“ werden ließ. Der Platz in den Geschichtsbüchern war sicher, und die Kraft reichte nicht mehr gegen die linken Parteien und Gewerkschaften aus. Die Verträge zum Euro waren ziemlich gut – wenn er denn schon die DM opfern musste. Aber dass sie seit Schröder nicht mehr eingehalten werden – ist das seine Schuld? Und dann zum Ausklang der Ausstoß aus seiner politischen Familie, erst dann erkannte er, „welch Natter er an seinem Busen genährt“ hatte. Aber er wußte das schon vor der Wahl zu ihrer Kanzlerschaft. Die meisten Deutschen haben das bis heute nicht erkannt. Kohl war bis zur Wahl 1990 kraftvoll und energiegeladen. Danach hätte er sich selbst einen Gefallen getan, zurückzutreten. Aber ein Versager erster Ordnung war er ganz sicher nicht.
Helmut Kohl hat der Bonner Republik den Untergang gebracht und den Weg zu einem Deutschland angelegt, das man heute nur als verachtenswert bezeichnen kann. Es war nicht das Vertrauen in Kohl, welches Franzosen und Engländer bewogen haben zuzustimmen, sondern seine Dummheit Deutschland in einer Euro-EU ausplündern zu lassen.
Ich betrachte Deutschland aus der Perspektive eines im Westen sozialisierten und in der Bonner Republik aufgewachsenen Deutschen. Man hat mich nicht gefragt, ob ich überhaupt eine Wiedervereinigung will, und ich hätte dieser auch niemals zu diesen Bedingungen zugestimmt. Nach nun 30 Jahren in einem wiedervereinigten Deutschland kann ich in der Rückschau sagen, dass dieses gemeinsame Deutschland von Anfang an ein schlechteres als das alte Westdeutschland war.
Wie das jemand aus Thüringen gesehen hätte, war für mich zu keinem Zeitpunkt Maßstab. Die Zeche haben im wesentlichen die Westdeutschen getragen, irgendeinen Dank haben wir von den Ostdeutschen in typisch deutscher Selbstgerechtigkeit nie erhalten, waren lediglich der „Besserwessi“. Kohl ist mit der Wiedervereinigung so wie sie durchgepaukt wurde, unberechenbare Risiken eingegangen, deren Opfer Deutschland nun geworden ist. Das Narrativ von den überglücklichen Wessis die beim Mauerfall die Ossis begrüßt haben, wie uns immer wieder Fernsehbilder vermitteln sollten, sowie die Bilder vom Brandenburger Tor, bildeten nicht die Wirklichkeit ab. Tatsächlich war die Begeisterung des normalen West-Bundesbürgers durchaus mäßig.
Aber naiv wie man war, hat man es halt hingenommen, und wer gegen die Einheit oder Ossis war, war schon damals ganz schnell im Lager der „Bösen“. Tja , so hatte Deutschland über Nacht 17Mio. „lupenreine Demokraten“ hinzugewonnen, was natürlich für die politische und Werteentwicklung insbesondere durch Stärkung linker Potentiale in Westdeutschland nicht zu unterschätzende Auswirkungen hatte. Die CDU selbst, gibt dazu ein in seiner Dramatik unerreichtes Beispiel.
Was immer Kohl sich vorgestellt haben mag, er war ein naiver politischer Romantiker, der zur Erreichung seiner Fantasien, großer Gesten und historischer Momente die Deutschen zweimal über die Klinge hat springen lassen. Einmal die Westdeutschen denen er die Wiedervereinigung als aus der Portokasse bezahlbar verkauft hat, von den zu erwartenden politischen Verwerfungungen ganz zu schweigen, und zum zweiten Mal als er den Gesamtdeutschen eine der besten und härtesten Währungen der Welt weggenommen hat um diese auf dem EU-Altar gegen einen wertlosen EU-Ganoven-Euro zu verscherbeln in dessen Namen uns nun Europa und der ganze Rest der Welt Rechnungen präsentiert, bis unser Land endgültig ruiniert ist. Ich bleibe dabei, Kohl war ein Versager und es ist für mich kaum zu ertragen, diesen als großen Staatsmann vorgeführt zu bekommen. Auch wenn er im Lichte der Wiedervereinigung manchem so erscheint, wollte ihn zu diesem Zeitpunkt schon keiner mehr haben, zu recht. Und so wie er die Weichen für Deutschland in den Abgrund gestellt hat, so auch für seine Partei, war er es doch der die CDU massgeblich zu einem Kanzlerwahlverein geformt hat und einer SED-Genossin den Weg ins Kanzleramt geebnet hat.
Mir scheint, dass Sie überzogen streng mit Kohl umgehen. Ja, er hat sich von Lothar de Maiziere Angela Merkel als “ Kohls Mädchen “ empfehlen lassen. Sie war dann clever genug, sich ungleich die eine oder andere, in der Regierungsmannschaft zu halten. 1998 hat er ihr den Weg in die Opposition geebnet und dann spielte er keine Rolle mehr. Für den knappen Wahlvorsprung in 2005 schon gar nicht. Sie scheinen auch zu übersehen, dass in seiner Zeit nur ein Kohl mit Gorbatschow, Bush Sr. und mit den dummdreisten Franzosen/Mitterand, und Briten/Thatcher, gut genug konnte, um 4+2 zusammenzubringen. Das ist sein Platz in der Weltgeschichte. Der Einigungsvertrag und die damit entstandene Entwicklung sind besser als ihr Ruf, auch wenn viele Fehler gemacht wurden. EU-politisch war Kohl wahrscheinlich sehr schlecht beraten und naiv. Ich habe mich Anfang der 90er Jahre noch nicht so gründlich mit der EU-Konzeption befasst, vermute aber, dass damals, wie heute, eigentlich niemand von Gewicht eine grundsätzlich andere verfassungsrechtliche, institutionelle und organisatorische Konzeption entwickelt hat. Mit “ andere “ meine ich eine, die auch zu EU-27 passt, und die GB nicht verloren hätte. Weder aus Deutschland, noch aus einem anderen Mitgliedsland, ist eine ernsthaft diskussionswürdige Alternative jemals auf den Tisch gekommen. Das kann man nicht Kohl alleine anhängen, so sehr man sich ein anderes strukturelles/konzeptionelles Denken über den EU-Staatenbund auch wünschen mag.
Wer einen Platz in der Weltgeschichte für sich beansprucht, für den gibt es keine überzogene Strenge in der Bewertung.
Es gab überhaupt keine Nöte, dem Land die stabile Währung zu nehmen ohne Referendum! Es gab schon eine gut funktionierende EWG.
Kohl war -wie Merkel auch viel zu lange im Amt! Er und auch sie hatten zu viel Zeit sich Scheindenkmäler zu setzen, die das Land zerstörten.
Die Ostpolitik („Wandel durch Annäherung“) hat aus heutiger Sicht zwar einige Milderungen für die DDR-Bürger und -opfer gebracht.
Aber zur Wiederveinigung hat sie so viel beigetragen, „wie der Hahn morgens die Sonne herbeikräht“ (Sieferle). Sie hat höchstwahrscheinlich nur der DDR zu einer Gnadenfrist verholfen.
Die Wiedervereinigung war ganz und gar das Werk der Siegermächte (wobei Frankreich und GB sich schließlich mehr oder weniger fügten). Es gab nur ein äußerst kurz geöffnetes Zeitfenster, das von Kohl mit starkem Rückhalt durch Bush sen. entschieden genutzt wurde.
Kohl wuchs hier einmal über sich hinaus und wurde zum echten Staatsmann.