Trump, der No-Deal-Maker. Trump first, der sein Wohl mit dem seines Landes verwechselt. Der gar nicht Präsident werden wollte, sondern in der Kandidatur nur eine gigantische Kampagne im Dienste der Marke Trump sah. Der sich mit halbseidenen Gestalten umgibt, was immer Consigliere Cohen fabuliert, es fällt auf seinen Paten zurück. Und doch ist Trump nicht halb so unfähig wie jener George W. Bush, der unter Anleitung von Cheney und Rumsfeld den Orient im Zeichen einer Lüge in die Luft jagte. Die Wahrheit über Trump? Neu ist, dass der Begriff „Wahrheit“ derzeit völlig entwertet wird. Von Trump selbst und von allen, die ihn als Projektionsfläche benutzen, ob sie ihn verwünschen oder bewundern. Jede der vielen Wahrheiten ist relativ. Selbst die historische Wahrheit später einmal wird nicht objektiv sein.
I.
Die historische Wahrheit, die sich durchsetzt, ist die Wahrheit der Sieger. Der alte Fritz war nicht bloß eine Leuchte, sondern ein Kriegstreiber. Der eiserne Kanzler Bismarck hat Krieg gegen Deutsche geführt, Königgrätz ist sein Triumph und ein Desaster der deutschen Geschichte, der Ausgangspunkt eines Weges, der zu Hitler führte. Robert Blum und die gescheiterten 48er Revolutionäre dagegen, verbannt in eine Fußnote. Recht gehabt, aber nicht Recht bekommen. Kurt Eisner, der erste Ministerpräsident des Freistaats Bayern, als Revolutionär verfemt, noch nicht mal erwähnt von Söder, seinem selbstgerechten Nachfolger. Und Kohl: Nicht Euro-Kanzler, sondern „Kanzler der Einheit“ ist das Etikett, das ihm bleibt. Obwohl man trefflich darüber streiten könnte, ob er oder Merkel größeren Schaden angerichtet haben. Die historische Wahrheit ist am Ende von Geschichtsklitterung nicht mehr zu unterscheiden.
II.
Jede Art der Geschichtsvermittlung besitzt ihre eigene Wahrheit, also ihre eigene Lüge. Zum Beispiel steckt schon im Begriff „Nationalgeschichte“ eine Absicht, und damit eine Fälschung. Geschichte, die der Identität, der Ideologie des Nationalen dienen soll, kann nicht objektiv sein. Als im neunzehnten Jahrhundert die europäischen Nationalstaaten erfunden wurden, benötigte man überall nationale Mythen und erfand sie frei von historischer Wahrheit. Ob Herrmann, der Cherusker, oder Vercingetorix, es sind bestenfalls Geschichten, nicht Geschichte, Legenden – also Märchen, die im wahren Sinn des Wortes Ungeheueres bewirken. Verhängnisvoller Weise besitzt politisch instrumentalisierte Ideologie, die auf Geschichte baut, eine höhere Glaubwürdigkeit als die reine Erkenntnis.
III.
Aus der Perspektive von Nationalisten folgt Nationalgeschichte einem höheren Plan, einer Kraft, die stets das Gute will und doch das Böse schafft. Ein Geschichtsverständnis, das sich im Dienste des absolut Guten wähnt, ist totalitär. Es führt in den Kreuzzug, ob im Namen einer Religion, einer Nation, der vermeintlichen Gerechtigkeit oder von Mutter Natur. Deshalb spricht vieles dafür, die „Wahrheit“ nicht für unfehlbar zu halten, sondern sie permanent zu hinterfragen, ihr zu misstrauen. Früher nannte man das Aufklärung. Aber die Aufklärer wurden stets selbst Opfer von Wahrheiten, die sie für absolut hielten. Diese Geschichte wiederholt sich. Der große jüdische Geschichtsphilosoph Theodor Lessing hat Geschichte als „Sinngebung des Sinnlosen“ bezeichnet, als einen heilsamen Akt der Selbsttäuschung.
IV.
Natürlich gibt es Fakten und historische Gewissheiten, etwa die Zahl der ermordeten Juden, der Toten der Kriege. Es werden aber auch immer neue vermeintlich historische Wahrheiten erfunden, noch ehe sie überhaupt historisch sind. Wer ihnen nicht folgt, wird zum Leugner erklärt. Kausalitäten sind nie eindeutig. Niemand hat das Recht auf ein Wahrheitsmonopol, erst recht keine Regierung. Jeden Tag wird Geschichte benutzt. Wie neulich von Präsident Steinmeier, der gerade das Weimarer Verfassungsjubiläum für eine aktuelle Debatte instrumentalisierte, natürlich nur im Namen des absolut Guten, der Demokratie. Demokratie setzt aber die individuelle Freiheit voraus, im Rahmen unleugbarer Fakten, sich seine eigene historische Wahrheit zu suchen.
Ich könnte mir eine neue Überschrift für die Herles Kolumne vorstellen
Herles hadert
Ihm ist die 70 er Jahre BRD abhanden gekommen
Tempi passati
Als Historiker habe ich als oberste Tugend gelernt, Fakten mit kaltem Herzen und kühlem Verstand zu bewerten. Wenn man meint, in der Geschichte Wahrheit zu finden, ist man fehl am Platz; dann wird man besser Prediger. In der Geschichte einen Sinn ergründen, das bleibt dem Journalisten überlassen. Und Herr Herles kann sich wohl nicht so recht entscheiden, ob er Historiker, Journalist oder Politiker sein möchte. Und so wird er ein Moralapostel.
Ich habe Herles bisher gelesen, weil mich Interpretationen interessieren, die von meiner eigenen Meinung abweichen. Aber schon in seinem Buch von der „neurotischen Nation“ fiel mir auf, dass Herles selbst unter einer Neurose leidet – der des deutschen Nationalismus. Schon nach wenigen Kapiteln ist das Buch ein totaler Langweiler und eine Qual für den Leser.
Wenn man allerdings schreibt, Königgrätz sei der Ausgangspunkt eines Weges, der zu Hitler führt, dann disqualifiziert man sich als Historiker. Und das Herumhacken auf einem deutschen Nationalismus ist schon etwas kindisch; vor allem, wenn man die Geschichte studiert.
Dass Herles sich an Bismarck und Kohl reibt – nun das hängt wohl mit seiner persönlichen Geschichte zusammen. Da leidet er unter einem Kohl-Syndrom, seit Kohl ihn durchschaute und kaltstellen ließ. Aber unter dem Eindruck eines solchen Syndroms sollte man nicht über Geschichte schreiben; jedenfalls nicht, wenn man ernst genommen werden möchte.
Es geht IMMER um Identität. Die leitet sich aus dem Geschichtsverständnis her. Dafür ist der Zeitraum von vor 20 bis vor 40 Jahren maßgebend. Welches Geschichtsverständnis haben die 68er? Gar keins. Herr Herles andererseits bezieht seines aus der BRD(alt). Diese war der Nachfolgestaat des Deutschen Reiches. Offiziere der Bundeswehr waren oft schon in der Wehrmacht Offiziere gewesen. Es gab durchaus Kontinuität. Der Bundeskanzler im Jahr 1979 war auch Wehrmachtsoffizier gewesen. Von dieser BRD(alt) will heute niemand mehr etwas wissen. Das begann schon mit Helmut Kohl, der „Deutschland“ durch „Europa“ ersetzte. Da ist es nur konsequent, dass Uschi das Bild Helmut Schmidts in der Bundeswehrhochschule abhängen lässt. Diese Entwicklung ist fatal in jeder Hinsicht. Es gibt jedoch eine Partei, die versucht, gegenzusteuern. Das Problem ist, dass diese Partei „West“ und „Ost“ dabei integrieren muss, und für „Ost“ steht BRD(alt ) eben nicht zur Verfügung. Sie muss zeitlich viel weiter zurückgehen. Deshalb erleben wir jetzt Diadochenkämpfe um die Deutungshoheit, u.a. mit dem absurden „Kampf gegen den Faschismus“, der tatsächlich ein Kampf gegen die eigene jüngere Geschichte ist. Wobei die 68er außer Destruktion nichts anzubieten haben.
Lieber Herr Herles, ‚Die Geschichte wird vom Sieger geschrieben. Alles ist relativ. Der Mensch versteht und benutzt Geschichte subjetktiv und zu seinem Zweck.‘. Das ist ja alles richtig, nur was sind die Konsequenzen daraus? Was muss man jetzt anders machen? Welche Schluesse sollte man aus Ihrem Text ziehen? Lassen Sie mich die Problematik anders formulieren ‚Jedes Model (Annaeherung and die Realitaet) ist falsch, nur manche sind nuetzlich‘ (George Box).
„Ein Geschichtsverständnis, das sich im Dienste des absolut Guten wähnt, ist totalitär. Es führt in den Kreuzzug, ob im Namen einer Religion, einer Nation, der vermeintlichen Gerechtigkeit oder von Mutter Natur.“
Ganz genau!
Ich erinnere mich, dass ein jüdischer Politiker im Film „World War Z“ sinngemäß sagte:
„Ich war der Zehnte und damit derjenige im Rat, der verpflichtet war, immer zu widersprechen. Wenn Neun sich einig waren, mußte ich, um des Erkenntnisgewinns willen, trotzdem alle Argumente dagegen sammeln. So konnten wir uns rechtzeitig auf die Katastrophe vorbereiten.“
Jemand, der alle Argumente, die dagegen sprechen, vollkommen ausblendet, unterdrückt oder bestraft, wird in der Katastrophe enden. Sieht man überall auf der Welt.
Das erinnert an den „advocatus diaboli“, eine Maßnahme gegen Gruppen-Denk: Die Gruppe bestimmt ein Mitglied zum Dissidenten, der das Geschehen kritisch bewertet, Einwände erhebt und Zweifel äußert. Der advocatus diaboli kann so die Gruppe vor sich selbst schützen, indem er sie zwingt, unerfreulichen Tatsachen ins Gesicht zu blicken und unpopuläre Gesichtspunkte zu erwägen, um so zu einer fundierten Entscheidung gelangen zu können. (Aus: „Lebenslügen“/ Daniel Goleman) – So ein advocatus diaboli sollte in jeder Partei installiert werden!
„Deshalb spricht vieles dafür, die „Wahrheit“ nicht für unfehlbar zu halten, sondern sie permanent zu hinterfragen, ihr zu misstrauen“ Bravo. Aber: Wahrheitsfindung ist das einzige Ziel der Philosophie; diese ist die älteste Beschäftigung des Geistes und hat gute Aussichten , bis zum Ende der Zeit mit wachsender Betriebsamkeit fortzudauern. ( Ambrose Bierce) Wenn man sich geistig darauf einstellt, lebt es sich ruhiger und vielleicht auch gesünder.
Die Wahrheit ist….verschwindet Deutschland…in dem es in der One-World NGO EU aufgelöst wird so verschwindet auch die Einigkeit in Europa und die Gleichheit herrscht ab sofort in FR-DE…..ein Franken Reich entsteht…das nur durch das Diktat aufrecht erhalten werden kann…wie zu Zeit Karl des Großen….es verwundert nicht, dass gerade die Sachen hier der erste Stamm sind, die sich erhoben haben….mal schauen, wie stark die Bayern als Stamm noch sind…werden Sie sich von Österreich und Italien aus diesen Sumpf ziehen lassen oder versinkt man mit dem CSU Weber noch mehr im EU-NGO Sumpf.
Wenn Deutschland verschwindet, dann verschwindet damit auch der Föderalismus und damit auch die Einigkeit die Grundlage für eine Demokratie.
Es wird die Gleichheit des Zentralismus von Frankreich dann über einen Großteil Europas herrschen…das DIKTAT der NGO-EU One-World Gesinnung.
Geht a.m.S. wieder in Ordnung, was da geschrieben steht. Nur eines als leichte Korrektur, das gegen die früheren ‚Franken‘ so aufsässige Völkchen der Sachsen (Stammland heute in Niedersachsen gelegen, daher dessen Name) haben aber auch rein gar nichts mit den heutigen Sachsen aus dem Bundesland Sachsen zu schaffen. In deren Adern dürfte zu nicht unerheblichen Teilen ’slawisches‘ Blut fließen. Und diese Slawen – Tschechen, Slowaken, Polen, Ukrainer, Russen usw. sind bekanntlich gerade auch heute sehr resistent gegen den ‚Großfränkischen Bazillus‘ aus Paris und Berlin. Wünschen wir uns, daß es dabei bleibt.
@Ostfale
Niedersachsen war Mal das Stammland der Sachsen.. bevor sie sich zusammen mit den Stamm der Angeln aufgemacht haben und ihre neue Heimat in England zu suchen..der andere Teil hat sich dann nach Osten aufgemacht..dort hat man sich dann mit slawischen Stämmen vermischt. Niedersachsen-Sachsen Anhalt-Sachsen..eine Linie…von Nord/West quer rüber in den Osten…Sachsen Gebiet.
Sachsen ist Mitteldeutschland
Siehe MDR
Was soll das gerede über slawisches Blut
Deutschland muss auch aufpassen, dass es nicht zur Geschichte wird…so wie die Inkas…oder Mayas….
Wahrheitsfindung ist ein permanenter, mühsamer Prozess, reichlich „iterativ“ – wer weiß schon, was war, wenn er nicht mal weiß, was ist? Oder wie ihm/ihr gerade ist? Blümerant: Dämm’rung senkte sich von oben, schon ist alle Nähe fern, doch zuerst, empor gehoben, holden Lichts der Abendstern. Alles schwankt ins Ungewisse, Nebel steigen in die Höh‘, schwarzvertiefte Finsternisse widerspiegelnd ruht der See … . (von wem? Von mir isses nicht, leider). Hat man erkannt, was los ist im Land, dann meinen die Leute, der weiß was von heute – doch in Wahrheit o Graus, ist niemand im Haus. (Det is‘ numal von mir, besser krieg ich’s nicht hin).
Der einfachste und berühmteste Satz zum Wahrheitsmonopol stammt von Sokrates:
„Ich weiß, dass ich nichts weiß“.
Sollten sich alle links-grünen Besserwisser übers Bett hängen!
Wenn Geschichte das Jetzt erklären soll, dann ist dafür der zeitliche Rahmen von vor 20 bis vor 40 Jahren heranzuziehen. Über 40 Jahre hinaus sind wir nur noch in der Position von Epigonen. Die Bundesrepublik vor 40 Jahren,also 1979, war ein Staat, dessen Ausrichtung von Adenauer vorgegeben war. Ein intakter Staat mit einem „Schönheitsfehler“, nämlich dass diese Ausrichtung strategisch, militärisch-ökonomisch, ganz und gar auf die USA bezogen war. Daran konnten auch Willy Brandt und Helmut Schmidt nichts ändern, trotzdem sie eigene Akzente setzten. Was dann folgte, 1982 die „Wende“ mit Kohl, bedeutete absoluten Stillstand. 1990 war dieser Mangel überfällig geworden – es passierte wieder nichts. Insofern ist Merkel eine geradezu logische Fortsetzung Helmut Kohls. — Bismarck? Ein bemerkenswert strategisch denkender Mann, der einen modernen bürgerlichen Staat nach seinen Vorstellungen wollte. Er ist damit sehr weit gekommen. Das liberale Element war nicht in seinem Fokus, aber es war vorhanden. Ein Wilhelm II. hat das nie begriffen; und der stummelbärtige Postkartenmaler wollte sowieso etwas völlig anderes. Was wir jetzt brauchen, ist keine Umschreibung der Geschichte des 19. Jhdts., sondern eine Rückbesinnung auf die „alte Bundesrepublik“, mit der wir uns des in den letzten 15 Jahren aufgehäuften ideologischen Mists entledigen.
Und die Wahrheit in der Geschichte. Adorfer hat recht. Aus den vielen Wahrheiten kommt dann meine oder Ihre „Wahrheit“ heraus, aber das ist nicht die ganze Wahrheit, es sei denn, Sie sind die Wahrheit und das Leben. Ist das so?
„Die historische Wahrheit, die sich durchsetzt, ist die Wahrheit der Sieger.“
Das ist sicher so. Leider wird eine gewisse verhängnisvolle Zeitspanne unserer jüngeren Geschichte gar nicht erwähnt. Dabei hatte gerade hier die „Wahrheit“ der Sieger eine Umerziehung zur Folge, die bis heute in Schulen, Hochschulen, Massenmedien und Politik größten Einfluss hat und verhindert, dass offen und vorurteilsfrei über alle Aspekte dieser Katastrophe geforscht und diskutiert wird.
Der Trump vorneweg. Was der Herr Herles so alles anstellt um irgendwie etwas gegen den „bösen Trump“ zu sagen, ist schon bemerkenswert. Da wird auch zur Not die ganze Geschichtsschreibung bemüht. Egal, es bleibt dabei: Trump ist der Beste.
Zum „direkten Weg zu Hitler“: Faschismus lag damals in Europa in der Luft. Es war das Moderne dieser Zeit. Und Deutschland war damals supermodern in Europa. Es war nicht nur materiell führend, sondern auch geistig. Und zu diesem Geistigen gehört auch das.
Die Demokratien galten als alt und ausgelaugt. Als die die alte Zeit, als die Vergangenheit.
Und in der Rückschau ist man immer schlauer.
Eine „Büchlein-Empfehlung“ sei in diesem Zusammenhang angebracht:
„Bullshit-Resistenz“ von Philipp Hübl, Philosoph.)
Klappentext: „Bullshit-resistenz bedeutet nicht nur, dass wir uns vor Fake News und anderem Unfug achützen, sondern auch, dass wir uns selbst davor bewahren, zum Lügner, Bullshitter oder Trottel zu werden.“
Von mir ist das Büchlein mit dem Untertitel versehen:
„Bullshit-Resilienz – Bullshit-Renitenz – Bullshit-Resistenz“ ;-
Pardon, Herr Herles. Mein erster Gedanke war, der spinnt der Herles. Was sich der alles zusammenreimt um zum unvermeidlichen Adolf H. zu kommen.
Auch so, Wahrheiten sind oft unerwünscht. Selbst in unserem „freien“ Land. Wer da Fakten hinterfragen will, die ihm nicht „wahr“ erscheinen, landet bisweilen vor dem Kadi.
Doch man hat Zugang zu vielen Wahrheiten und letztlich entscheidet die eigene Überlegung, was man als wahr glauben will.
Die machtpolitische Gemengelage und unterschiedliche Interessen verschiedener Staaten im Deutschland von ca.1850 bis 1866 ,also dem deutschen Bund, wie er sich nach den napoleonischen Kriegen organisierte, war komplex. Es gab nicht nur die Rivalität Österreich/Preussen, wobei die österreichischen Territorien nur zum Teil dem deutschen Bund
zugehörig waren, sondern Bayern wollte ebenfalls eine unabhängige Rolle als dritter Mitspieler beanspruchen.
Nachdem es 1848/49 nicht zu einem deutschen Nationalstaat kam, weder kleindeutsch noch grossdeutsch unter Einschluss Österreichs, gab es realistischer nur die Option kleindeutsch unter preussischer Führung, die in den sog.deutschen Kriegen vorbereitet wurde.
Königgrätz hat die Sache entschieden. Übrigens hat Bismarck nicht nur die Bayern nach dem Sieg anständig behandelt und ihnen ihre Eigenstaatlichkeit belassen, sondern hat auch weise auf den Einmarsch in Wien verzichtet, um ein zukünftiges Verhältnis Preussen/Österreich nicht zusätzlich zu belasten.
Das, was Bismarck wollte, ging mit dem, was Österreich bewahren wollte, überhaupt nicht zusammen. Österreich wäre da auch nie hilfreich gewesen. Die K&K-Doppelmonarchie war schwach. Die Dynamik ging von Preußen aus. Das hatte man in den anderen Staaten des Deutschen Bundes längst begriffen. Ohne das wäre die Reichsgründung nicht zustandegekommen. Man sieht ja auch, was 1918 von Österreich übrig blieb – nicht viel.
EINSPRUCH: Framing! Wer hat behauptet, der Alte Fritz wäre nur eine Leuchte, oder Bismarck hätte nicht gegen Deutsche gekämpft? Und an welcher Stelle ist Königgrätz der Wendepunkt, der zu Hitler führt? Ich bitte Sie, Herr Herles, Mißbrauch der Geschichte zu beklagen, indem man sie ungeniert klittert, ist unredlich. Der Deutsche Krieg von 1866 basiert auf einem bürokratischen Akt von 1864, der zwar Kriegshandlungen nach sich zog und in der Gründung des Norddeutschen Bundes mündete, aber sicher nicht ohne die Rolle Österreichs betrachtet werden kann. Österreich wollte im Rahmen einer „Bundesexekution“ (als wenn Herr Asselborn gegen Ungarn in den Krieg zieht um Orban zum „Demokraten“ zu machen, ja genau so lächerlich!) Preußen für Zwistigkeiten bestrafen im Zusammenhang mit der Verwaltung von Schleswig und Holstein. Jede Menge Kleinklein, Preußen gewinnt. Nicht allzu lange später sind Preußen und Österreicher quasi wieder versöhnt. Interessanterweise ist es aber der Franzose, der sich gegen Preußen echauffiert, wegen nicht erhaltener territorialer Zugewinne für vermeintliche Vermittlungstätigkeiten. FRANKREICH, wieder FRANKREICH, immer wieder FRANKREICH!!!! Soll ich wirklich jede Untat Frankreichs, besser französischer Könige und Kaiser aufzählen??? Deren Konsequenzen deutlich besser auf „Hitler“ zielen als Bismarck. Nur ein Beispiel: 1571, Seeschlacht bei Lepanto, Venedig und Verbündete „klatschen“ die Türken, „Deutschland“ hat seit 1529 Separatverträge mit dem Sultan (erste Belagerung von Wien), und der FRANZOSE hat einen exklusiven, aktiven Bündnisvertrag mit dem Osmanischen Reich!!!!! Oder warum sieht das Schloß von Heidelberg so ramponiertg aus? Kleiner Tipp: Wer war Louis XIV.? Die Liste solcher „Nummern“ ist lang seit der Reichsteilung von 843. (Und ja, natürlich zielt erst das Ende der Liste direkt in die erste Hälfte des 20. Jhds)
Fazit: von Königgrätz auf Hitler zu zielen, ist nicht einmal im Rahmen einer anderen Wahrheit akzeptabel, sondern schlicht falsch. 1870 provoziert erneut der Franzose, 1914 springt besagtes Preußen im Sinne des Deutschen Reiches genau diesem Kriegsgegner von 1866 bei, und vier Jahre später kommt ein großkotziger Friedensvertrag in einem Pariser Vorort zustande, der Speerspitze voraus auf den 30.01.1933 zeigt. Königgrätz und Bismarck haben, so in den Zusammenhang gestellt, nichts damit zu tun. Klingt nach deutsche Schuld bedingt deutsche Schuld, und, vor allem, Franzosen haben nie was falsch gemacht. Geht so nicht!!!
Danke. Aber der Herlitz ist ein gelernter, obrigkeitshöriger Kleinbürger und daher unbelehrbar. Er plappert gerne die Mainstreammeinungen mit einem klein wenig anderen Dreh nach. Das nennt er dann einen eigenen Standpunkt. Wirklich abweichende Meinungsäusserungen findet man bei solch einem Mann des (west)deutschen 68er Systems nicht. Und ich wage zu behaupten, dass das auch so bleibt.
Die Rolle des perfiden Albions sollte natuerlich auch beruecksichtigt werden…
Geschichte als „Sinngebung des Sinnlosen“
Da ist nichts sinnlos, denn es ist (kulturelle) Evolution, und entscheidend ist auch nicht was in den Geschichtsbüchern steht, sondern was auf der Erde passiert (also Erfolg/Misserfolg im Sinne der Evolution).
Warten Sie mal noch 10 Jahre ab. Sie werden sich dann vielleicht sogar noch wundern, wie sehr die Zukunft im Nachhinein die Geschichte noch ändern kann. Völlig ohne Zeitmaschine versteht sich. Denn auch die „Sieger“ können wechseln – und jeweils ihre eigene Version der Geschichtsklitterung pflegen.
Dann könnte es heißen, Migranten haben Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut. Allen voran die Türken. Kürzlich so gehört.
Die Kahanes und Kippings werden auch den real existierenden Sozialismus noch pol. korrekt zurecht zu klittern wissen. Dann wird es heißen, es war ja alles kein „echter Sozialismus“, um letztlich ein deutsches Venezuela anzustreben. Mit Moscheen garniert.
Fakten sollten eindeutig belegbar sein. Wohlgemerkt, „sollten“. Leider ist dies oft nicht der Fall, auch bei den Kriegstoten. Oder ist wer über die Schlachtfelder, die Dörfer und Städte gezogen und hat jeden einzelnen gezählt. Wohl eher unwahrscheinlich.
Richtig wäre wohl die Aussage, dann von „ungefähr“ soundsovielen Toten zu reden.
Wir wissen heute noch nicht einmal mehr sicher, wieviele Menschen sich in diesem Land tatsächlich aufhalten.
Nicht “ wer” sondern “ was” – nämlich unwiderlegbare Beweise. Zum Beispiel bei aktuellen Ausgrabungen und Funden in Weißrussland. Und wenn Sie auf die Anzahl anspielen empfehle ich Ihnen einige Ausflüge dorthin wo die unwiderlegbare Wahrheit zu sehen ist. Schmerzhaft und brutal
Lieber @elleb,
es wurden schon jahrzehntelang „unwiderlegbare Wahrheiten“ propangiert,
die sich dann in Laufe der Zeit als Unwahrheiten und Geschichtsverdrehung
herausgestellt haben, insbesondere auch bei „Massengraebern“ in Osten,
die „natürlich“ nur der einen, der „bösen“ Seiten angekreidet wurden.
Nur so einfach ist es auch mit der „unwiderlegbaren Wahrheit“ nicht,
wie auch dieser Artikel wieder deutlich gezeigt hat….
„Der Besitz macht ruhig, träge, stolz -“ Wovon ist die Rede?
„Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und seiner Linken den einzig
immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatz, mich immer
und ewig zu irren, verschlossen hielte und spräche zu mir: wähle! Ich fiel
ihm mit Demut in seine Linke und sagte: Vater gib! die rechte Wahrheit ist
ja doch nur für dich allein! [Gotthold Ephraim Lessing: Über die Wahrheit]
Wolfgang Herles ist inzwischen beim Schopenhauerianer Theodor Lessing angekommen und dessen Beurteilung von Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen.
Ich lese momentan nach Houellebecqs „Serotonin“ und dem Vorläufer „In Schopenhauers Gegenwart“ zum dritten Mal nach 25 Jahren den Tomas Mann´schen Zauberberg, vor allem wegen der geschichtphilosophischen legendären Streitgespräche zwischen den beiden Kontrahenten Settembrini und Naphta, deren neuerliche Aktualität nach über hundert Jahren wieder auf eine Weise augenfällig wird, die sich gewaschen hat.
Nichts hat sich geändert auf der Spirale der Zeit an der grundsätzlichen Problematik.
Im übrigen bin ich mit Herles einer Meinung in Bezug auf Robert Blum und 1848. Das Versagen des preussischen Königs die Kaiserkrone aus den Händen der bürgerlichen Revolutionäre entgegen zu nehmen, ist evident. Allerdings muß man hier auch außenpolitische Konstellationen berücksichtigen, die Haltung Russlands zu einer deutschen Vereinigung der Teilstaaten war 1848 nicht so wie 1871.
Unsinnig ist seine Meinung zu Königgrätz, wenn man die verhängnisvolle Allianz Deutsches Reich/K&K-Monachie am Vorabend von WKI berücksichtigt, die mit einer Bismarck´schen Außenpolitik wohl so nie stattgefunden hätte. Dazu war Bismarck zu intelligent. Herles antipreussischer Impuls hat ihm hier mal wieder einen Streich gespielt.
Wilhelm II, dieser halbe Engländer, dessen Flottenpolitik und seine infantile Begeisterung für Schlachtschiffe waren das eigentliche Desaster, das zu 1914 geführt hat.
An ihrer Zurückweisung von Herles‘ Kommentar zu Königgrätz habe ich noch zu kauen, aber ich will das nachprüfen. Sicher ist, dass die Deutschen seit Königgrätz eben ‚ Piefke ‚ heissen. Das war jedenfalls geschichtsmächtig.
Ja, weil ein Militärkompositeur namens Joahnn Gottfried Piefke den „Königgrätzer“ (Marsch) komponieret hat – wird heute noch bei der BW gespielt, gucksdu youtube. Dort auch das „Panzerlied“ von 1934. Und „Preussens Gloria“, ebenfalls der Piefke. Usw.
@Babylon
Dieser „Mythos“ von der Aufrüstung der deutschen Kriegsflotte durch Kaiser Wilelm II
ist eine der „Legenden“, die sich noch heute in vielen Geschichtsbüchern wieder findet,
trotzdem nicht der ganzen Wahrheit entspricht.
Denn in Gegensatz zur maechtigen britischen Kriegsflotte war die deutsche Kriegsmarine
1914 wohl eher als „laecherlich“ zu bezeichnen und kein ernsthafter Gegner.
Der Grund für das Ausbrechen des 1.WK fand seinen Anfang schon Jahre vorher, naemlich als sich insbesondere England durch die deutsche Wirtschaft und dessen Exporte immer staerker bedroht fühlte und das „Deutsche Reich“ einfach wirtschaftlich zu stark
wurde. Man hat sich so einfach einen wirtschaftlich staerkeren Konkurenten „entledigt“,
dieses mit Hilfe der USA, die nicht ohne Grund erst 1917 aktiv in die Kaempfe eingriffen.
Pech für die Briten war nur, das der 1. WK sie wirtschaftlich so geschwaecht hat, die Kredite aus den USA so drückend waren, das es mit ihren „Weltreich“ zum Glück zu Ende war
und England nie mehr seine alte Staerke erreichen konnte.
Ein heilsamer Akt der Selbsttäuschung? In der Tat. Nur ist der nicht heilsam. Das ist die erste Selbsttäuschung. Wer regelmäßig schon vorher die Pflöcke in die Erde haut, zwischen denen er sich bewegen will, zeigt wenig Überblick. Oder sind wir hier bei der Verarbeitung eines Traumas, einer tiefen, seelischen Verletzung?
Was ist denn, wenn Alles ganz anders ist, das Gegenteil wahr, und man auf eine falsche Interpretation der Wahrnehmung gesetzt hat? Wer kommt dann für die Schäden auf? Das gilt nicht erst, seit „Framing“ aus der Kriminalität genommen und zur politischen Kunst erhoben wurde!
Wie wäre es statt dessen mal mit einem heilsamen Akt der Aufklärung? Vor Allem: der Selbstaufklärung?
Man sollte wissen, dass Geschichte auch gerne dazu genutzt wird, vorformulierte Ziele erreichen zu wollen. Und das wurde in Deutschland nach den zwei Weltkriegen reichlich genutzt!
Kohl hat am entscheidenden Zeitpunkt mutig gehandelt und das Projekt „Wiedervereinigung“ konsequent durchgezogen
Merkel hat am entscheidenden Zeitpunkt feige den Dingen ihren Lauf gelassen. Selbst die Ankündigung einer nationalen Kraftanstrengung zur Rückführung der 700.000 rechtskräftig abgelehnten Asylbewerber bleibt eine inhaltslose Wortblase.
Es ist falsch, dass wir die unheilvollsten Schlachten und Revolutionen für die Weltwenden der Geschichte halten.
Von Cäsar und Napoleon ist nicht mehr übrig geblieben als ein paar lateinische Wortstämme und ein paar hugenottische Namen im Ausland.
Wirklich beeinflusst wird die Geschichte durch Naturwissenschaften und Technik.
Elektrizität, Flugzeuge, Autos und Computer haben unsere Welt weit mehr verändert als Hitler und Stalin.
Conrad Röntgen hat mit seiner Erfindung allein in den letzten 100 Jahren mehr Menschenleben gerettet, als in allen 14.500 Kriegen der Menschheitsgeschichte getötet wurden.
Darwin, Einstein, Daimler, Benz, Zuse, Gates und Co. hinterlassen wesentlich mehr und wichtigere Spuren als Hitler, Stalin, Trump und Merkel.
Ich kann ihnen sagen, woher die neuen Darwins und Einsteins kommen werden: Aus China
Die Chinesen haben, im Gegensatz zu unseren einfältigen Politclowns erkannt, dass das Kennzeichen der europäischen Leitkultur die Naturwissenschaften und Technik sind. Diese werden dort konsequent vorangetrieben. Demokratie und Christentum wurden demgegenüber nicht kopiert.
„Denn nichts ist so kennzeichnend für unsere Europäische Kultur, wie die Tatsache, dass es sich um eine wissenschaftsbeflissene Kultur handelt“
(Karl Popper)
Der Text passt gut zu der „Geschichtsschreibung“ der Österreichischen Schule.
Im Sinne der Österreichischen Schule gibt es nur Theorie und Geschichte. (z.B. gleichnamiger Titel von Ludwig von Mises). Historische Daten nennt man Geschichte. Der Mensch handelt. Warum? Um sich aus einem schlechteren Zustand in einen besseren zu versetzen. Die Motive für das Handeln sind endgültige Daten, sie sind von außen nicht erfassbar. Das nennt man Theorie. Da der Mensch ein lernendes Wesen ist, kann man nicht aus vergangenen Handlungen auf zukünftige schließen.
Aus der Beantwortung der Frage: Warum handelt der Mensch? Resultiert die viel wichtigere Frage: Ist sein Handeln legitim? Das muss m.e. im Mittelpunkt jeglicher Beurteilung von menschlichem Handeln stehen.
In Wahrheit ist die Geschichte die Geschichte der Sieger.
Und wer Sieger ist, hing oft von 2 Faktoren ab:
1. Waffentechnik:
Langbogen und Armbrust besiegen Ritter (Hastings)
Feuerwaffen besiegen Langbogen
Zündnadelgewehr besiegt Vorderlader (Königsgrätz)
…
2. Wetter
Die Spanische Armada wurde ebenso Opfer des Wetters, wie Napoleons und Hitlers Armeen Opfer der Kälte in den Russlandfeldzügen würden.
Die Wahrheit wird Euch frei machen, Johannes 8,32. Nur haben wir heute das Problem, dass fast alle Politiker – auch die „christlichen“ – dies für nonsens halten.
Obwohl ich ein „Wessie“ bin, habe ich es ebenso empfunden. Abgesehen vom offenbar unvermeidbaren „Trump-Bashing“: Historiker der wenigen in der Zukunft „frei“ gebliebenen, nicht vom Islam unterworfenen europäischen Länder wie Ungarn, Polen oder (hoffentlich) Österreich werden mit Bezug auf den Schaden für die eigenen Nationen, aber auch für Europa und die Freiheit als solche nicht zwischen Kohl und Merkel, sondern zwischen Hitler und Merkel unterscheiden – und zu dem Ergebnis gelangen, dass niemals zuvor ein einzelner Mensch mehr Schaden über sein Volk und Europa gebracht hat als Angela Merkel.
So lange der Pergamon-Altar in Berlin steht, kann es nicht besser werden!
Habe TE ein paar mal offen bei REWE gekauft,ohne komische Blicke.Aber vielleicht ist ihr Zeitungshändler ja Nachbar der Roten Flora.
Ich auch, im örtlichen EDEKA. Auch ohne „komische Blicke“ was aber wohl daran liegt, dass die anwesenden Kunden usw. TE für eine Fernsehzeitung gehalten haben.
Genau so wird es sein.
Geschichte wurde schon immer von den Siegern geschrieben. Um die Fakten der Vergangenheit zu deuten muss man immer berücksichtigen, dass die Masse der Menschen immer nur hinterher trottet. Nur wenige können den Gang der Geschichte wirklich beeinflussen und oft genug sind es Kleinigkeiten die Großes bewirken. Die Grenzöffnung der DDR war so etwas – die Folgen dessen werden wir wohl erst endgültig in 100 Jahren beurteilen können. Merkel als Kanzlerin ist eine der Folgen davon …
>>Die Grenzöffnung der DDR war so etwas – die Folgen dessen werden wir wohl erst endgültig in 100 Jahren beurteilen können.<<
Ich habe fuer mich Schwierigkeiten, diese Aussage mit "ja" oder "nein" zu beantworten.
Die deutsche Teilung, die +/- 40 Jahre gedauert hat…sind in diesen 40 Jahren die historisch ungluecklichen Menschen in Mitteldeutschland derart "verdreht" worden, dass die Zusammenfuehrung 1990 mit dem vierfach kopfstaerkeren Westen derart folgenreich zu sehen ist? Das ist wohl mit "Ja" zu beantworten, denn das wiedervereinigte Deutschland ist inzwischen zu einer SBZ 2.0 verkommen.
Soll heissen, 2019 sind wir so weit, wie wir vielleicht schon 1960 gewesen waeren, wenn die Rote Armee das ganze Land besetzt haette? Ich weiss, das ist sehr abstrakt und auch unlogisch, aber wenn Alexander Wendt konstatiert, dass sich die Westdeutschen jetzt als die besseren Ossis herausstellen…wem tut er damit Unrecht? Den Wessis oder den Ossis?
Oder sind hier eher Strukturen am Werk? Mancher Historiker schreibt ja, dass es damalige Strukturen waren, die Hitler an die Macht gebracht haben. Dieser hatte die Gabe, danach jene Strukturen selbst und zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
Kann das selbe nicht auch fuer die Uckermaerkerin gelten? In jedem Fall muss aber festgestellt werden, dass es nicht nur an Personen liegt, die "es" machen (lassen), sondern v. a. auch und wiederholt an der beruehmten schweigenden Mehrheit, die es mit sich machen laesst. Im Westen wie im Osten, wohlgemerkt!
Wenn Wahrheit situativ ist, dann ist sie niemals absolut.
Auch wenn dem so ist, sind gleichwohl aufgrund von Erfahrung, praktischer Relevanz und prognostizierter Zielerreichung schlicht gesellschaftsrelevante Entscheidungen zu treffen, gerade einmal in der Politik (und natürlich auch in privatwirtschaftlichen Unternehmungen) unumgänglich. Dass, wenn man so will, die Wahrheit Mehrheiten unterliegt, macht die Sache nicht „gerechter“, sondern unterwirft sie lediglich einem Wettbewerb. Damit landen wir in einer demokratischen Ordnung, die dem Grunde nach den „fairen Wettbewerb“ dienen soll.
Wie weit wir also noch von diesem Zustand entfernt sind, zeigt unser momentaner Zustand, der nicht notwendigen Diskurs ermöglicht, sondern Wahrheit mehrheitsorientiert und zudem systemkonform organisiert.
Und doch ist mit Kohl der Beginn gelegt worden, dass aus der BRD die DDR 2.0 werden konnte.
Hätte es zuerst eine demokratisierung aller! DDR Bürger gegeben – wir wären heute nicht da wo wir sind.
Und es gäbe den Euro nicht, der halb Europa ins Unglück stürzt.
Es mag sein, dass es Ihnen persönlich besser ging durch Kohl, aber Sie sind nicht der Maßstab für 80. Millionen Menschen.
Es war wohl ein Fehler, dass die „Wende“ unblutig verlaufen ist.
Die DDR war eine Diktatur. Viele die dort aufgewachsen sind können bis heute nix mit Demokratie anfangen. Es ist für sie nur ein Wort. Das bekannteste Beispiel dafür dürfte Merkel sein.
@W aus Diaspora
Das gleiche könnte man aber auch über die sogenannten „Wessis“
sagen, die zwar Demokratie „gelernt“ haben, sich nun aber in der großen Mehrzahl wieder gleichschalten lassen.
Also irgendwie überzeugt mich ihre Darstellung nicht…
die wahrheit in DE wird neuerdings von den FRAMINGER*INNEN verkündet, insofern kann man sie in der pfeife rauchen. ansonsten geht es m.e. um die nachprüfbare WIRKLICHKEIT und dann landet man zielsicher bei der vertuschung!
es bleibt zum aus der haut fahren !!!!
trotzdem helau, alaaf und so weiter
Danke, Herr Herles. Ihre Sichtweise findet nicht immer meine Zustimmung. Aber immer! fordert sie mich zur Überprüfung meines eigenen Standpunktes heraus. Das ist mir persönlich viel mehr wert, als noch ein Artikel, dem ich ohne groß nachzudenken zustimmen kann. Wobei ich die letztgenannten als Streicheleinheiten für mein Ego natürlich nicht verschmähe. 😉
Kohl und Merkel miteinander vergleichen? M. E. nicht möglich. Kohl war Architekt und Planer. Gewiß nicht fehlerfrei – insbesondere nicht hinsichtlich des von ihm ausgesuchten Baustellenpersonals. Merkel ist nur der dumme Hilfspolier, der sich mit Lug und Trug des Plans bemächtigt hat, als ausgebildete Agitpropse ihn aber nun verkehrt herum hält (war da wirklich was Anderes zu erwarten?) und auf Teufel komm raus losbaut.
Als grundsätzlich überzeugter Europäer muß ich heute sagen: Die Idee, der Plan, die Intention die dahinter steckte: Das war in meinen Augen Staatskunst. In diesem Europa, das damals skizziert wurde, hätte ich gerne leben mögen. Völlig egal, was Historiker jemals über Kohl sagen werden. Da war ich selbst Teil der Geschichte und bin mein eigener Historiker. Die Umsetzung: Alles verkehrt gemacht, was man nur verkehrt machen konnte. Das Europa, das mir heute angeboten wird, weckt nur noch einen Gedanken in mir: Flucht. Und den habe ich vor 2 Jahren schon in die Tat umgesetzt.
Allen Anderen, die noch am Hoffen sind, kann ich nur in Anlehnung an Geier Sturzflug zurufen: Verlassen Sie Europa, so lange es noch geht.
Schön, und was soll einem das jetzt sagen ? Wir sind weiter denn je entfernt von einer „nationalen“ Geschichtsschreibung und haben reichlich mit Euphemismen der angebeteten Internationalisierung zu tun, weil wir ja bei jedem Vogelsch… meinen, „Weltoffenheit“ beweisen zu müssen. Ich war jüngst im Militärhistorischen Museum in meiner Stadt Dresden und erlebte keine Historie, sondern eine Kampagne gegen den Militarismus, im Foyer wird man mit Lichtspielfirlefanz empfangen, der das Wort „Liebe“ in was-weiß-ich-in-wievielen Sprachen an die Wand projiziert. Architekt Liebeskind hat einen lächerlich-modernistischen Metallkeil in das schöne historische Gebäude geschlagen, um die „Widersprüche“ der deutschen Militärhistorie aufzuzeigen. Der ganze Spektakel wirkt so, als hätten emsige Sozialpädagoginnen hier ihre Händchen und leere Köpfchen im Spiel gehabt. Die Bundeswehr werkelt gleich nebenan weiter an ihrem eigenen Untergang, in höchst offizieller Mission. Das ist ein lebendiger Widerspruch, den keiner wahrhaben will und ebenfalls ein anschauliches gegenwärtiges Beispiel für gelebte Geschichte darstellt.
Und was bitte soll dies:
„Der eiserne Kanzler Bismarck hat Krieg gegen Deutsche geführt, Königgrätz ist sein Triumph und ein Desaster der deutschen Geschichte, der Ausgangspunkt eines Weges, der zu Hitler führte.“ Wenn das Ironie sein soll, dann muss man es wie bei einem schlechten Witz dazusagen. Ich empfehle weiterführende Geschichtsliteratur, meines Wissens kann man die Bücher z.B. von Sebastian Haffner noch kaufen. Oder mal Gerd Schultze Ronhof lesen: „Der Krieg, der viele Väter hatte“.
Dass zumal der 1. WK viele Väter hatte, ändert nichts an der Erkenntnis von Wolfgang Herles der negativen Bedeutung von Königgrätz für die weitere Geschichte. Sage ich nicht als TE-Autor, sondern nur als Historiker.
Ich bin zwar kein Historiker, aber ein deutsches Reich war nun mal nicht mit Österreich zu machen, da gab es keine Einigung bzgl. der Kaiserfrage. Und wie damals üblich, hat man die Frage auf dem Schlachtfeld geklärt.
Aber jetzt quasi Bismarck als Wegbereiter Hitlers darzustellen halte ich für äußerst verwegen.
Von Wegbereiter ist bei Herles keine Rede.
. . . aber „Ausgangspunkt“
Nachtrag : Das Buch „Der Krieg der viele Väter hatte“ von Generalmajor a.D. Schultze-Ronhof beschäftigt sich mit den Tagen vor Ausbruch des 2. Weltkrieges.
Zwar ist eine geschichtliche Entwicklung nicht unausweichlich, es ist nun aber so gekommen, und kann nicht geaendert werden. Jede einzelne politische Entscheidung, die in der Vergangenheit in diesem Land bzw. seinen Vorlaeufern gefaellt wurde, hat uns an den Punkt gebracht, an dem wir hier und heute stehen. Irgendwie auch widerspruechlich, oder?
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Die Erkenntnis von Herles ist lediglich eine Behauptung, deren Absurdität lediglich von linken Geschichtswissenschaftlern goutiert wird. Würde jede geschichtliche Entwicklung auf diese Weise hergeleitet, wäre es das Ende ernstzunehmender Geschichtsschreibung. Aber Geschichte ist eben doch etwas anderes als deren retrograde Kolportage und Einbettung in dogmenlastige Interpretationen der Gegenwart.
Herr Herles,
Ihren Ansatz einer vernunftorientierten – wenn man so will – aufklärerischen Analyse, die mit permanentem Hinterfragen auch der eigenen Standpunkte einhergeht, habe ich selbst viele Jahrzehnte für sinnvoll erachtet. Aber schauen Sie, wohin uns das geführt hat: Wir finden uns wieder in einer Haltungsgesellschaft, deren Basiskompetenz darin besteht, anderen – vorzugsweise mir “ altem weissen Mann“ – zu sagen, was ich zu denken und zu tun habe. Dabei wird uns erklärt, dass Strom in Netzen gespeichert werden kann, die Verhüllung der Frau eine Artikulation ihrer Freiheit ist, wir nur Windräder zur Stromerzeugung benötigen und mit schrumpligen Bioäpfeln, aus denen das eine oder andere Würmchen hervorlugt, eine 8 Milliarden Weltbevölkerung ernährt werden kann. Es mag gut sein, dass ein grober Klotz wie Trump mehr positives bewirken kann, als der vergeistigte Vernunftsmensch mit am Ende wirkungslosem Abwägen. Diese Erkenntnis ist nicht besonders intellektuell, aber leider zutreffend.
Chapeau.
H.Hoffmeister, leider kann man nur einen Daumen hoch geben! Gratulation zum Kommentar! Spricht mir aus der Seele!
Bliebe noch zu ergänzen, dass dieser Tage Esel- (ersatzweise auch Kuh- ) gezogene Karren als die ultimative Alternative zum städtischen und wohl auch ländlichen Nahverkehr favorisiert werden. Von einigen noch viel, viel bekloppteren Dingen mal ganz abgesehen…
Nachsatz:
Lieber Herr Herles,
so sehr ich Ihre fundierten, hochintelligenten Beiträge und Veröffentlichungen auch schätze – die Deutsche Geschichte vor 1990 geht mir mittlerweile sowas von an meinem kleinen, weissen, alten Hintern vorbei, das kann sich gar niemand vorstellen.
Die täglich neu auf dem Tapet erscheinenden Eseleien, Unsinnigkeiten, Verrücktheiten, Verfehlungen, Verschwendungen, Vergenderungen, Verirrungen und Verwirrungen der momentan Regierenden und Nichtregierenden, der Politiker*in*irgendwas sowie das ohrenbetäubende Schweigen der absoluten Mehrheit der deutschen Bevölkerung reichen mir völlig aus.
Das Hier und Heute und die Zukunft haben für mich absolute Priorität. Darüber und nur darüber sollte man sich seinen Kopf zerbrechen und alles dafür Mögliche und Notwendige in Bewegung setzen, um dieses Land endlich wieder auf einen gesunden Weg zurückzubringen.
^^
Ja, aber… Diesen Zustand der immer noch allermeisten als nicht-wissen-WOLLENDE und Opportunisten ist eben nur geschichtlich erklarbar. Dieser weitere hingenommene Weg in den Untergang, der für das kurzfristige Wohlfühlgefühl und des es-wird-nur-die-anderen-treffen-also-ists-mir-egal, sind eben vorwiegend geschichtlich erklärbar. Andererseits haben sie schon recht: das, was hier seit einigen Jahren abläuft, die bewusst gesteuerte Unterwerfung/Auslieferung/Einladung eines halben Kontinentes an eine faschistische Ideologie, ist so singulär, dass man die vorherigen Jahrhunderte, die allerdings von denselben Kräften mit dem Ziel der Gewinnmaximierung und Macht/Kontrolle auch vorwiegend menschenverachtend gesteuert wurden, fast ausser Acht lassen kann. Diese Vergangenheit ist gegen das, was jetzt abläuft, peanuts (um einen Vertreter der steuernden Verbrecherkaste zu zitieren).
Ich bin, was meine Ansprüche an Politiker bzw. Regierungen anbelangt, sehr bescheiden geworden und stelle mir nur noch eine einzige Frage:
Wer wird mich noch am ehesten in Ruhe mein Leben leben lassen?
Wer da so alles ausscheidet …
Berufspolitiker sind per Definition dazu da uns nicht in Ruhe zu lassen.In der Tat kann man nur auf den etwas weniger aufdringlichen hoffen.Vielleicht sollte man das Berufspolitiker abschaffen dann entfällt der Druck uns Staatsbürger ständig mit neuen Gesetzen auf den Sack zu gehen.
Politiker machen keine wichtigen Gesetze, die werden anderswo entschieden. Politiker sind ausschliesslich dazu da, dem Volk die jeweiligen Gesetze, die fast alle schädlich für es sind, als toll zu verkaufen. Sie sind die Puppen, deren Spieler im Hintergrund bleiben. Damit die Politiker (und meisten Journalisten) das tun, werden die mit Posten und Geld bestochen. Wichtigste Voraussetzung für das Erringen wichtiger Posten in der Politik ist nicht etwa Qualifikation, sondern Erpressbarkeit und damit Lenkbarkeit. Ohne die wirst du niemals hohe Posten erringen. Das wird im Vorhinein mit Bestechung, Sexfilmchen bzw Informationen aus der persönlichen Vergangenzeit sichergestellt.
Micci
Mich würde mal interessieren, welcher deutsche Politiker dann Ihrer Meinung nach noch übrig bleibt. Meine Wahlentscheidung in den letzten Jahrzehnten war eher an der Antwort auf die Frage, wer meine individuelle Lebensgestaltung am wenigsten einschränken will, orientiert. Da blieb schon nicht mehr viel, aber das Wenige zeigt mir jetzt auch ganz deutlich, dass es auch ein Totalausfall ist.