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Am Bedarf vorbei zum Wegwerfen

Negative Strompreise – oder dreifach für falsche Politik bezahlen

10.07.2024

| Lesedauer: 6 Minuten
Warum wird etwas produziert, wenn es absehbar kostenpflichtig entsorgt werden muss? Das ist höchst unvernünftig, aber inzwischen gelebte Praxis bei der deutschen Stromwende.

Bis zum 6. Juli dieses Jahres fielen an der Strombörse 303 Stunden mit negativen Preisen an, im ganzen Jahr 2023 waren es 325. Während die steigende Produktion von Ökostrom regelmäßig gefeiert wird, finden sich diese Zahlen in den sogenannten Qualitätsmedien nicht. In der Ökobranche wird der Eindruck erweckt, das sei ganz normales Marktgeschehen. Folgerichtig ist diese Reaktion auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, aber die dazu führenden Ursachen sind speziell und deutschnational, auch wenn die negativen Preise für Strom inzwischen zeitweise auch in Länder wie Holland und Belgien überschwappen.

Im Grunde ist es eine Deformation von Marktwirtschaft und nur möglich in einem System, in dem Produktion nicht mehr dem Bedarf folgt, sondern einem inzwischen fast unüberschaubarem System, das aus Verboten, Subventionierungen und kleinteiligen Markteingriffen besteht. Jeder Produzent, der Ware absehbar nicht absetzen kann, drosselt die Produktion oder stellt sie ein, notfalls wird Ware im Preis gesenkt oder verschenkt. Kein Bäcker kann Brötchen verschenken und den Abnehmern Geld dazu geben, das ihm nicht gehört, und dann einen garantierten Brötchenpreis vom Staat empfangen. Anders ist es bei Ökostromproduzenten, die permanent am Markt vorbei produzieren, ohne jeden Verlust, denn der Staat garantiert den Gewinn.

Eine gewisse Anzahl konventioneller Kraftwerke muss auch bei grüner Überproduktion weiterlaufen, sie liefern die Systemdienstleistungen (Frequenzhaltung, Spannungshaltung), sie müssen sekündlich die Schwankungen des naturbelassenen und unbehandelten Ökostroms ausbügeln.

Dies ist keineswegs eine vorübergehende Erscheinung. Mit dem weiteren exzessiven Ausbau der Photovoltaik (PV) nehmen die Erzeugungsschwankungen über den Tag in den hellen Monaten drastisch zu. Überangebot über die Mittagszeit und oftmals Notexport zu negativen Preisen kippt zum Sonnenuntergang in den Import zu deutlich positiven Preisen. Auch die vermehrt eingebauten Heimspeicher helfen dem System wenig. In den Abendstunden entlasten sie das Netz, am späten Vormittag des Folgetages jedoch, wenn sie wieder gefüllt sind, speisen die dazugehörigen PV-Anlagen wieder direkt ins Netz und führen zu einem schnellen Anstieg des PV-Strom-Anteils.

Die einheimischen Stromkunden haben von niedrigen oder negativen Börsenpreisen nichts, sie zahlen weiter nach ihrem Tarif. Nur Großkunden, die direkt an der Börse kaufen, können einen Vorteil haben. Sie können aber auch einen großen Nachteil haben.

Hopp oder top?

Denn es lauert auch ein Risiko. In den Morgenstunden des 26. Juni zwischen 6 und 7 Uhr lag der Börsenstrompreis bei 2.330 Euro pro Megawattstunde beziehungsweise 233 Cent pro Kilowattstunde. Ursache war ein technischer Fehler an der Börse am 25. Juni, der zu einer verzerrten Preisfindung bei den Day-ahead-Auktionen für den Folgetag führte. Es kam zum Decoupling, zur Entkopplung der nationalen Märkte, sodass kein grenzüberschreitender Handel durchgeführt werden konnte. Es trat de facto eine Situation ohne Ex- und Importe ein, bei der jedes Land auf sich gestellt war. In Frankreich fiel der Großhandelspreis auf 3 Cent pro Kilowattstunde. Für Deutschland war die Lage sehr ungünstig, in diesen frühen Morgenstunden lieferten die PV-Anlagen noch wenig, der Bedarf am Beginn eines Werktages indessen war hoch. So trieb die Mobilisierung aller Reserven den Preis. Schlagartig wurde klar, dass wir auf uns allein gestellt und ohne Stromimporte auf Dauer ein Desaster erleiden würden. Es zeigt auch, dass der bloße Zubau volatiler Stromeinspeiser und die Abwesenheit systemischen Denkens ein hohes Risiko haben entstehen lassen.

Das Stahlwerk Feralpi in Riesa, das seinen Strom offenbar zum großen Teil direkt auf dem Spot-Markt der Börse kauft, fuhr die Produktion komplett herunter, um desaströse Verluste zu vermeiden.

Ab 2025 sollen preisvariable, vom Börsenpreis abhängige Tarife auch für Haushaltskunden eingeführt werden. Das kann zu einer Glättung des Verbrauchs führen, wenn Kunden ihre stromintensiven Haushaltsgeräte preisabhängig betreiben. Wer aber nicht aufpasst, zahlt schnell drauf. Man kann sich vorstellen, was der weitere starke Ausbau der PV in dieser Hinsicht bringt: Stromproduktion meist am Bedarf vorbei und stark schwankende, insgesamt steigende Preise.

Die Nachbarländer machen mit den von uns verursachten negativen Preisen glänzende Geschäfte. Insbesondere die Betreiber von Pumpspeicherwerken (PSW) verdienen zweimal. Sie bekommen Geld dafür, Wasser den Berg hochzupumpen und nochmals, wenn sie nach Sonnenuntergang das Wasser zu Tal fließen lassen und im Turbinenbetrieb den Strom zu deutlich positiven Preisen zurückverkaufen. Wenn die Oberbecken voll sind und der negative Preis anhält, kann das Wasser auch über den Bypass nutzlos abgelassen und damit Geld verdient werden. Die Eigentümer sind oft Aktiengesellschaften und zu Gewinn verpflichtet.

Ähnlich handeln Konzerne, die direkt an der Börse den Strom kaufen. Auch sie werden animiert, nicht benötigte Anlagen einfach laufen zu lassen, um Strom zu verbrauchen und damit Geld zu verdienen. Das ist an ökonomischer wie ökologischer Perversion kaum zu überbieten.

Zur Kasse, bitte

Die Anlagenbetreiber, die den überflüssigen Strom, den man auch Strommüll nennen kann, erzeugen, verdienen ungerührt weiter. Wo kommt das Geld dafür her, wenn das Produkt auch noch kostenpflichtig entsorgt werden muss? Zum einen entstammt es der inzwischen steuerfinanzierten EEG-Umlage, die in der Höhe jeweils für 20 Jahre garantiert ist. Die Umlage für die Windkraft musste 2023 wieder auf 7,35 Cent pro Kilowattstunde angehoben werden, weil es zu wenige Bieter in den Ausschreibungsverfahren gab. Diese Vergütung steigt, wenn die Anlagen in Regionen niedriger Windgeschwindigkeit gebaut werden („Referenzertragsmodell“).

Das ist volkswirtschaftlich schädlich und Folge des Politikansatzes „… egal, was es kostet“. Diese Geldsumme aus Steuermitteln fällt in diesem Jahr höher aus als die vorgeschauten zirka 12 Milliarden Euro. Etwa 8 Milliarden Euro müssen aus dem klammen Haushalt zusätzlich mobilisiert werden. Das ins Ausland zusätzlich verschenkte Geld wird über die Netzentgelte von den Stromkunden abkassiert. Eingedenk der These, wir seien ein reiches Land und jeder könne noch etwas abgeben, resultiert daraus keinerlei mediale Erregung.

Ursache dieser Verwerfung ist die anarchische Regelung aus dem Ur-EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) des Jahres 2000, die immer noch Bestand hat, wonach der Ökostrom immer abgenommen werden muss. Ist dies aus Gründen von Netzrestriktionen nicht möglich, werden die Betreiber für den sogenannten Phantomstrom, den technisch nicht ableitbaren, aber theoretisch erzeugbaren Strom, entschädigt. Auch dieses Geld wird über die Netzentgelte von den Kunden eingezogen.

Die EEG-Umlage, seinerzeit als Prämie für die Technologieeinführung gedacht, hat sich inzwischen verstetigt, sie wird uns dauerhaft erhalten bleiben. Grund ist die Selbstkannibalisierung der „Erneuerbaren“ aufgrund der Vielzahl der Anlagen. Weht viel Wind oder scheint gut die Sonne – oder beides – rauschen die Marktpreise in den Keller und sind so niedrig (oder negativ), dass die Betriebskosten nicht über den Marktpreis eingespielt werden können. Natürlich sind auf diese Weise „100-Prozent-Erneuerbar“ niemals möglich, aber das Interesse staatlichen Handelns gilt zunächst dem Wohlergehen der Erneuerbaren-Branche.

Ohne EEG-Umlage, Einspeisevorrang, kostenlosem Netzanschluss und die Vergütung von Phantomstrom würde in Deutschland kein Investor mehr auch nur ein einziges Windrad bauen.

Interessengeleitete Politik

Seitens der Regierung gab es bereits eine Mini-Reaktion auf negative Preise in Form einer EEG-Änderung von 2021, wonach Windkraftanlagen (nur Neuanlagen) nach sechs Stunden negativer Börsenpreise keine Umlage mehr erhalten. Die Branche war ob dieses eher kosmetischen Eingriffs not amused, obwohl nur Neuanlagen betroffen waren und viele Zeiträume negativer Preise kürzer als sechs Stunden sind. Man wurde auch kreativ und empfahl den betroffenen Betreibern, ihre Anlagen nach fünf Stunden selbst abzuschalten. Beim Wiederzuschalten beginnt die Sechs-Stunden-Frist von vorn.

Im Ergebnispapier der heldenhaft geführten Haushaltsverhandlungen der Ampel vom 5. Juli finden sich zarte Ansätze, wie man gegen negative Preise vorgehen könnte. Ab 2025 sollen Neuanlagen bei negativen Preisen keine Umlage mehr erhalten. Erwartbar die Reaktion des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE). Man befürwortet zwar die Maßnahmen insgesamt und fordert die „beherzte“ Umsetzung, warnt aber gleichzeitig vor „Experimenten“ und einem „harten Instrumentenwechsel“. Die geplante Abschaltung bei negativen Preisen sei ein „fatales Zeichen“. So spricht man gern wolkig und emotional, weil die Sachargumente schwach und die finanziellen Interessen groß sind.

Im Ergebnispapier sind einige Formulierungen zu finden, die sprachlos machen. Der weitere Ausbau der „Erneuerbaren“ sei zentrale Voraussetzung für langfristig bezahlbare, sichere und treibhausgasneutrale Energie. Dass seit mehr als 20 Jahren die Preise mit dem weiteren Ausbau der „Erneuerbaren“ steigen und wir immer mehr fossile Kraftwerke als Reserve vorhalten müssen, hat man offenbar nicht bemerkt. Eine leistungsfähige Wasserstoffwirtschaft sei zentraler Baustein für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Fakt ist, wir haben die Wasserstoffwirtschaft nicht, wissen nicht, wann wir sie haben werden und wissen auch nicht, was sie kosten wird.

Als Erklärung kann wohl nur ein gehöriger Realitätsverlust innerhalb der politischen Berliner Blase angeführt werden. Je größer die Entfernung zu den Realitäten, umso größer die Illusionen. Die Illusionen von heute sind die Enttäuschungen von morgen. Dann werden wieder Schuldige gesucht, die man im Dickicht organisierter Verantwortungslosigkeit wie immer nicht finden wird.

Die Frage, wie viel Unwissenheit und wie viel Absicht zugunsten der „Erneuerbaren“-Lobby dahinterstecken, wird nie zu klären sein. Der Fachkräftemangel in der höchsten Ebene in Verbindung mit der Verquickung zu den politisch wie finanziell einflussreichen Lobbyisten bringt einen solchen Kurs hervor. Und so wird die Produktion überflüssigen Stroms weitergehen. Wir werden in diesem Jahr einen neuen Höchstwert an Stunden negativer Preise an der Börse sehen, in 2025 dann wieder einen neuen Rekord.

Der Begriff der Wende wird immer treffender. Wir wenden uns ab von einem bezahlbaren, sicheren, umweltfreundlichen und treibhausgasarmen Energiesystem. Die Fossilen werden uns nach dem Ausstieg aus der Kernkraft erhalten bleiben. Die Welt sieht uns verwundert zu und keiner folgt uns.


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35 Kommentare

  1. Hallo Herr Hennig, oder Tichy Redaktion, gibt es irgendwo eine Rechnung, wieviel höher der Strompreis für den privaten Verbraucher wäre, wenn die Erhöhungen der EEG-Umlagen nicht auf den Steuerzahlen umgelegt worden wäre?

  2. Den Markt auszuschalten bedeutet auch, Dummheit zu befördern. Normalerweise würden Unternehmen mit einer „dummen“ Führungsriege vom Markt gefegt werden. Über den Kunden oder über die Börse. Ohne Marktwirtschaft = Planwirtschaft = Sozialismus fehlt diese Regulierung. Was am Ende bleibt – wie man an anderen sozialistischen Systemen gesehen hat und sieht – ist Armut. Nur die Eliten trinken Wein.

  3. nein, denn dieser Artikel ist irreführend. Er pickt sich einige wenige Tage des Jahres heraus, an dem der Strompreis durch EE-Vorrang ins negativ rutschte sowie eine technische Fehlersituation die ebenfalls mit den EE nichts zu tun hatte.
    Die Realität ist, dass wir in weiten Teilen des Jahres mehr als genug „Reserven“ im Netz haben für alle Regenerative Energien. Wir sind weit davon entfernt auch nur 2 Monate im Jahr im Stromüberschuss zu schwimmen, zumal der Verbrauch in den nächsten Jahren durch Sektorenkopplung wie E-Auto und Wärmepumpe noch einmal zunehmen wird.
    Das wäre so als wenn ich 2 Tage im Jahr ein Photo von einer Tankstelle mache und sage „schaut“ wir sind jetzt beim Literpreis von 2,15€ angekommen, auch wenn es in den restlichen Tagen im Jahr weitaus entspannter zugeht.

  4. entgegen der Aussage des Artikels produzieren die Anlagen eben nicht am Bedarf vorbei. Jeden Mittag klettert der Stromverbrauch Deutschlands von 40 auf 60 GW. Das starre Geschäftsmodell ist nunmal vorbei. Es spricht auch nichts dagegen das Kühlhäuser ihre Temperatur einfach nochmal deutlich kälter fahren wenn der Strom verschenkt wird. Und es gäbe noch zig andere stromintensive Verbraucher. Und es gäbe auch die möglichkeit der Strompreis-Variablität.

  5. Das klingt ganz hervorragend und zeugt von der sachgerechten Durchdringung des Problems durch einen klarsichtigen Fachmann. Glückwunsch. 😉

    So einer bin ich auch. Drum setze ich „noch Einen oben drauf“. Was wir brauchen ist die vollständige KI-gesteuerte und robotisierte Produktion und Dienstleistung. KI und Robotern ist „es egal“. Die werfen ansatzlos den Riemen auf die Orgel sobald Energie zur Verfügung steht. Und fallen in Totenstarre, sobald sie ausbleibt. Dafür bleiben wir alle 24 Stunden an 365 Tagen des Jahres zu Hause, kassieren Bürgergeld und widmen uns unseren Hobbies. Klingt das nicht noch viel besser?

    Wer ein Land mit Zufallsenergien betreiben kann, wer „Klima machen und und kontrollieren kann“, für den sollte die Umsetzung unserer Ideen zu den einfacheren Fingerübungen gehören.

    Also los, ihr Fachleute in Berlin. Auf geht’s! Ich vertraue auf euch.

    Der Letzte räumt die Erde auf.

  6. Negative Strompreise, sowas gibt es natürlich nicht. Daran kaspert jetzt noch der Habeck herum aber das muss man nicht so ernst nehmen, er will ja nur spielen.

  7. Deshalb bitte unbedingt die Merkel-Partei von Hr. Merz wählen, denn die will das alles korrigieren. Oder habe ich mir das nur eingebildet?

  8. Es könnte alles so einfach sein – wenn sich zu den negativen Strompreisen auch negative Steuern gesellen würden. DIE zahle ich dann gerne. Und Herr Habeck hat ja schon gesagt, daß Einrichtungen nicht pleite sind wenn sie mal eine Weile kein Geld kriegen – sie hören einfach auf zu produzieren. Im Falle der Regierung würde dann eine Menge Unsinn weniger rauskommen.

  9. Die Ökosozialisten, deren ehemalige Schwerter-zu-Pflugscharen- und Soldaten-sind-Mörder-, mutiert zur schlagt-Russland-Fraktion, sowie deren nordafrikanische Hilfstruppen wollen uns Normalo-Kartoffeln abschaffen. Auch in der Natur ist es dem Parasiten egal, wenn der Wirt eingeht.

    Oder anders: lass doch Malte-Sören seine Phantasien ausleben, er ist doch noch ein Kind, gefangen im Körper eines Ökosozialisten.

    Das muss endlich in alle Birnen rein.

  10. Es gibt keine „erneuerbaren Energie“ wie man erzählt. Der Begriff ist, genau wie seine Idee, physikalischer Unfug. Energie kann weder erzeugt, noch verbraucht und schon gar nicht erneuert werden. Energie kann lediglich aus einer Form unter Verlusten in eine andere umgewandelt werden. Erneuern hieße ja, aus alter verbrauchter Energie neue Energie zu machen. Geht leider im physikalischen Sinne nicht, daher gibt es auch keine „erneuerbare Energie“. Und wenn man „erneuerbare Energie“ über den Umweg des Wasserstoffes speichern will, um diesen dann in wind- und sonnenarmer Zeit wieder in Strom zu verwandeln, betragen diese Verluste 75 Prozent, das heißt: Aus vier Kilowattstunden Strom kann über den Umweg Wasserstoff eine Kilowattstunde Strom erzeugt werden. Das ist die böse Physik, und da kann auch ein Beschluss des Deutschen Bundestages und die Grünen nichts dran ändern.

  11. Unter einigen guten Ansätzen befinden sich leider auch Halbwahrheiten, sorry. In der deutschen Bucht wird ein Windpark nach dem anderen ohne EEG-Förderung projektiert und gebaut, ganz im Gegensatz zu den Behauptungen des Autors. Teilweise sind die Gebotspreise in den Auktionen jenseits von gut und böse. Und für Solarparks gilt das mittlerweile auch.
    Und die negativen Strompreise sind genauso den unflexiblen Kohle- und früher Atomkraftwerken anzulasten. Windanlagen kann man von einer Minute auf die nächste abschalten. Ein Kohlekraftwerk muss mind. einen halben Tag laufen, wenn es einmal angeschaltet wurde und ein AKW muss mind. eine Woche laufen, sonst hat das sehr unvorteilhafte Effekte auf die gesamte Anlage. Und der produzierte Strom kommt dann ins Netz, auf Teufel komm‘ raus und treibt den Strompreis (mit) ins Negative.

  12. Wieder ein sehr guter, informativer Artikel von Herrn Hennig. Das sollte eigentlich alle Bundesbürger ab 16, also im wahlfähigen Alter, lesen, um zu verstehen, wie die deutsche „Energiewende“ wirklich funktioniert und welche Konsequenzen diese für uns alle hat. Wahrscheinlich muss es erst regelmäßig zu regionalen Stromausfällen (Brownouts) kommen, bevor Politik und Wähler reagieren.
    In den Qualitätsmedien wird bisher über diese Fakten und Zusammenhänge leider immer noch praktisch gar nichts berichtet.

  13. Ja, daher weigere ich mich, mich für Zahlungen aus dem Steuersäckel an der Zerstörung der Stromversorgung zu beteiligen. Aber das kostet natürlich.

  14. Die meisten Wähler haben noch gar nicht verstanden, oder sie haben noch genug Geld und all das tangiert sie nur marginal, was Sie so akribisch genau aufgeschlüsselt haben, Herr Hennig, dass diese Energiewende in Wirklichkeit eine reine Umverteilung zu den Betreibern von Windmühlen und Solar ist.
    Auch haben die Wähler der Systemparteien noch nicht begriffen, dass dieser Quatsch „Erneuerbare“ das Land in ganz gefährliche soziale und energietechnische Probleme bringen wird, die bis zur regionalen Stromabschaltung (Brownout) reichen.

    Wenn die AfD an die Regierung kommt ist mit dem Spuk vorbei. Dann wird wieder ordentlich Gas verbrannt, und zwar Gas aus Russland und neue AKWs gebaut werden, wie es die USA und Frankreich machen.

    Dieser ganze Käse um diese freche Lüge und des CO2-Schwindels hat dann brachial ein Ende gefunden, und die Windmühlen- und Solarbetreiber können sich ihre Garantiezahlung bei den Abgeordneten der Grünen und Roten abholen. Keinen Cent mehr für diese Abzocker!

    Diese Unverschämtheit Energiewende ist und bleibt ein Modus im Kontext der Panikmache baldiger Erdverbrennung zur Umverteilung von unten nach oben.

    • Wie genau soll Frankreich aktuell Gas aus Russland bekommen? Per Teleportation oder was? Das Russengas für Frankreich kam früher über die NordStream 1 und ist dann nach Süden und sodann quer durchs Bundesgebiet über Niedergailbach nach Frankreich geflossen. Dann hat Russland die Lieferungen über die NS1 eingestellt und ein paar Wochen hat er die Pipelines auch noch gesprengt. Keine NS1 -> kein Russengas für Frankreich.
      Und bezgl. USA: die USA haben weit größere Gas-Vorräte als Russland und deshalb absolute Tiefstpreise. Weshalb sollten die minderwertiges (weil feucht und niedriger Brennwert) und gleichzeitig teures russisches Gas importieren? Solche Behauptungen findet man allenfalls bei der russischen Propaganda.

      • Das Russengas ist teurer, als das noch teurere USA Flüssiggas, das auch noch über den Atlantik geschippert werden muss?? Für uns ist die NS2 relevant. Die kostete ca.10 Milliarden. Die wurde mutwillig zerstört.Ich lasse mal offen von wem. Wenn Grüne Hasardeure der Wirtschafts- und Außenpolitik nicht an der Regierung wären, dann könnten wir heute noch russisches Gas haben, genau wie Österreich und Ungarn heute noch immer, trotz Ukrainekrieg, Gas aus Russland bekommen. Der Gas-Boykott hat den Fortgang des Krieges in der Ukraine nicht im Mindestens verkürzen können. Nur das so nebenbei!

      • @pcn: wer hat denn die 10 Milliarden bezahlt für die NS2? Wissen Sie’s überhaupt? Ich sage es Ihnen: Zur Hälfte Russland und zur anderen Hälfte ein Konsortium damals russengasabhängiger europäischer Energiekonzerne. Darunter die zwischenzeitlich faktisch bankrotte Uniper, die mit 20 Mrd. Euro vom deutschen Steuerzahler gerettet werden musste.
        Davon abgesehen: ich sprach‘ über die USA, von denen Sie behaupten, dass sie russisches Gas importieren. Das Erdgas ist in den USA dermassen günstig, dass es sich für die Amis nie und nimmer lohnt, Russengas zu importieren. Wenn Sie schon keine Ahnung von solchen Themen haben, dann informieren Sie sich bitte.

    • Dabei ist es doch so einfach, ein paar Propagandameldungen (da gibt es durchaus einige verräterische Artikel, die jedoch nach kurzer Zeit wieder weg sind, wenn sie nicht dem vorherrschenden Propagandanarrativ entsprechen) miteinander und mit dem Agorameter (da wurden zumindest noch vor ein paar Wochen negative Strompreise bei längeren Betrachtungszeiträumen, anders als früher, „weggeglättet“, waren also, verrechnet mit höheren Strompreisen derselben Periode, nicht mehr sichtbar!) in Beziehung zu setzen, und schon weiß man, wie der Hase läuft.

      Gilt für andere Politikfelder (Verteidigung, Ostpolitik, innere Sicherheit) genauso.

      Aber: der Anteil der Bevölkerung, der das versteht und Schlüsse daraus zieht, ist einfach zu klein.

    • was genau ist für sie jetzt der nachteil wenn sie einfach einen flexiblen Strompreis wie Tibber nutzen und bei solchen Überangebotszeiten einfach ihren Verbrauch hochtreiben?

      • Sorry, wenn die Regierung sich sozusagen anschickt, dass man sich irgendwelche Apps runterladen muss, um Strom zu sparen, anstatt die Strompreise nicht künstlich hoch zu treiben durch diesen blödsinnigen Klimawahn, und Weltuntergangsstimmungen an die Wand malt, dann bitte…haut ab, liebe Regierung!

  15. In einem Kreistag in Südhessen habe ich diese Punkte bereits vor 10 Jahren benannt und durfte dann in ungläubigen Gesichter von Lehrern und Beamten, hauptsächlich Sozen und Grüne schauen. Entweder konnten sie es nicht begreifen , oder waren selbst auf dieser unteren politischen Ebene bereits derart im Politfilz verankert, das sie dies nicht wollten. Auch CDU und FDP ignorierten meine Argumente.
    Wiesbaden hat in neues Finanzamt gebaut. Nach dem Umzug stellte man fest, das der Mietvertrag für das alte Gebäude bis 2035 festgeschrieben ist. Mietkosten pro Jahr 7 Mo.€, also insgesamt 70 Mo. € bis zum Ablauf des Metvertrages für ein leerstehendes Gebäude zusätzlich für den Steuerzahler.
    Von Arnim hatte leider nicht die Möglichkeit, die Feststellung, dass sich die Politik den Staat zur Beute gemacht hat, ausreichend zu publizieren.

  16. Sehr geehrter Herr Hennig.
    Wir wissen, dass Stromleitungen natürlich keine Grenzen kennen.
    Wie sollten es auch anders sein, wenn z.B. alle Europäer eine Grenze überschreiten und dann dort keine Ampel mehr funktioniert, weil dort der Strom ausgefallen ist.
    Das Problem ist also, wie dieser Strom erzeugt wird.
    In diesem Sinne denke ich daran, dass man sich schlicht darum kümmern sollte, wie man sich „Wetteränderungen“ entgegen stellt, anstatt sich lediglich mit völlig idiotischen Maßnahmen den Wetter-Änderungen ausgesetzt zu sehen.
    Windmühlen sind daher nicht der Weg, den man einschlagen sollte, INSBESONDERE, wenn diese teurer sind, als bislang jedes erzeugte Mikrogramm des bislang völlig zu Unrecht verteufelten CO-2.

  17. Ist doch wie beim Trinkwasserversorgerung. Die Leute haben mit dem Wasser so sehr gespart, dass seit zig Jahren die Kanalisation trockenfällt und mit Frischwasser geflutet werden muss, um die Leitungen in Ordnung zu halten. Das schlägt sich immer höheren Preisen und Grundkosten nieder.

  18. Hören sie bitte auf diesen Leuten Unwissenheit zu unterstellen. Das wäre eine Entschuldende Sache. Nein, das ist genauso gewollt. Da verdienen ein paar Leute mächtig Geld damit. Das Bankkonto wird nicht aus Unwissenheit gefüllt, während die Euronen bei normalen Verbrauchern abgebucht werden.

  19. „Die Frage, wie viel Unwissenheit und wie viel Absicht zugunsten der „Erneuerbaren“-Lobby dahinterstecken, wird nie zu klären sein.“
    Schätzunmgsweise steckt 95% Absicht dahinter und 5% Unwissenheit bei den Agitatoren a la Claudia Kempfert.
    Aus eigener beruflicher Erfahrung kann ich bestätigen, dass schon vor 20 Jahren jeder E-Ing. auch in der PV-Branche (und ohne diese wäre keine Anlage ans Netzt gegangen) wusste, dass nur Solarstrom keine Industrie aufrecht erhalten kann. Allenfalls gedacht für partikuläre Lösung oder zur Verbrauchseinsparung für Privathaushalte. Alle dachten, die Physik bringt die Hasardeure wieder auf den Teppich zurück. Keiner glaubte, dass die Gier stärker sein wird.
    Die Zweifel bei Fachleuten wurde in der Branche durch Interessengruppen mit viel Geld zugeschüttet. Es war und ist wie bei allen Wirtschaftskrimis der letzten 30 Jahre.

    • Es behauptet auch keiner, dass nur PV-Strom gebraucht wird, sonst würde die Bundesregierung nicht versuchen, bis 2028 zwanzig neue Gaskraftwerke bauen zu lassen. Was natürlich nicht gelingen wird. Aber weshalb zum Teufel sollten wir Öl, Kohle und Gas verbrennen und somit die Umwelt verpesten, wenn die Sonne schein und der Wind weht?
      Und wenn die Industrie Sorgen hat, dann kann sie gefälligst eigene Kraftwerke bauen und betreiben, so wie das ganz viele Industriefirmen schon seit Jahrzehnten tun. Beispiel BASF am Standort LU oder im Chemiepark Hürth.

      • Nun, da haben sie natürlich recht, es wird nicht nur auf PV gesetzt. Aber der „Selbst-Betrug“ ist doch in der Windbranche kein anderer. Die Windgeneratoren werden netzgeführt und das liefern nicht die PVA, sondern wie Sie richtig schreiben, konventionelle (Gas)-Kraftwerke.
        Also, nach Lage der Dinge, die teuersten Varianten. Und die wird sich die Industrie (BASF) bei den Gaspreisen nicht mehr leisten können und eben abwandern. Die werden dann eben im Ausland ihrer Empfehlung nach eigenen Kraftwerken folgen.

      • @Haeretiker: woher bekommt denn Gas in China? Aus eigener Förderung? Nein, zu kleinen Teilen aus Russland und mit Masse aus LNG. Chinesisches Erdgas ist also so teuer wie unseres. Wenn die BASF in China produzieren wird, dann u.a. auch deshalb, weil sie dort ihren Absatzmarkt der Zukunft sieht. Die Entscheidung zu bleiben oder zu gehen, die hat viele Eltern. Aber da die Konzerne gerne mehr Subventionen hätten, berufen sie sich auf die angeblich zu hohen Energiepreise.

  20. Ich erinnere hier gern an den Schwarz rot grünen Abriss des modernen Kraftwerks Moorburg. Ein hoch flexibles, jederzeit verfügbares Werk, am Schiffstiefen Wasser, schwarzstartfähig und Steuerzahler. Für extra 260 Mio Steuergeld verschrottet. Die in Moorburg einst produzieren Rohstoffe (Gips, Asche, Schlacke) werden jetzt importiert. Moorburg war ab 50 €/MW Börsenpreis im Gewinn und hat massiv Steuern gezahlt. Alles platt ergrünt. Der Wahnsinn dieses Selbstmords kurzgefasst.

    • Moorburg war mitnichten ab 50 EUR/MW im Gewinn, denn erstens wird der Börsenpreis in Megawattstunden, also MWh quotiert und nicht in Megawatt, also MWh pro Stunde (=MW). Und zweitens hängt die Profitabilität eines Kraftwerks auch vom Kohle- und CO2-Preis ab. Aktuell sind die Börsenpreise eher im Bereich 80 EUR/MWh und die meisten Kohlekraftwerke sind sehr weit weg von der Gewinnzone.
      Und weiters emittiert so ein Kohlekraftwerk immer ganz schön viel Dreck in die Atmosphäre und somit auf die Bürger. Unter anderen mehrere hundert Kilo Arsen, tausende Tonnen Stickoxide, hunderte Kilogramm Quecksilber, einige Kilogramm Cadmium und vieles Ungesundes mehr. Wenn sie diesen Scheiss einatmen wollen, dann tun Sie sich keinen Zwang an und ziehen Sie in die Nähe von so einem Ding.

    • Dss selbe soll mit Lippendorf passieren. Ebenfalls hochmodern. Versorgt Leipzig auch mit Fernwärme. Dafür wurde in Leipzig jetzt ein „Wasserstoff ready“ Gaskraftwerk gebaut. Der Irrsinn ist unbeschreiblich.

      • Dr. KoVo: stellen Sie sich in Lippendorf gerne mal an den Schornstein und ziehen Sie die Abgase durch die Lunge. Mal schau’n, ob Sie dann nicht ein anderes Lied singen. Lippendorf ist ein Braunkohlekraftwerk. Das Zeug ist so ziemlich das Dreckigste, was man nur verfeuern kann.

      • Andreas H, offensichtlich wissen Sie nichts über Lippendorf. Es hat nämlich gar keinen Schornstein. Die restlichen Abgase(CO2) werden über dem Kühlturm entsorgt. Ansonsten werden alle Schadstoffe gefiltert. Sogar Quecksilber, das so gut wie nicht vorkommt. Nebenbei auch Klärschlammverbrennung und Gipsherstellung. Was daran ist „dreckig „? Bitte erst mal kundig machen, bevor man die Meinung politischer Dummköpfe übernimmt.

  21. Am Bedarf vorbei zum Wegwerfen……hier muss man kapitalistisch denken! Dann passt das auch alles zusammen denn hier sind richtig fette gewinne/renditen zu machen – das geld ist ja nicht weg es hat jetzt nur wer anderes! Was würde man als kapitalist (geldanleger, spekulant usw) tun wenn dir wer erzählt das die regieung ein gesetz einführen will dazu auch subventionieren und das hätte einen marktwert von 7-8mrd euro in einem jahr siehe wärmepumpen. Ich meine das wir eine Lobbykratie haben die überwiegend vom kapital gelenkt wird. Viele politiker machen da mit und manche werden benutzt ohne das sie es merken – für mich zb Robert Habeck also das er nur benutzt wird ohne es zu merken. Schaut man sich die grüne politik an fließt da viel geld nach oben und das für einen schlechten gegenwert.

  22. > Kein Bäcker kann Brötchen verschenken und den Abnehmern Geld dazu geben, das ihm nicht gehört, und dann einen garantierten Brötchenpreis vom Staat empfangen.

    Doch – wenn Gates und Soros in Großbäckereien investieren, wird Habeck vermutlich irgend eine Brötchenpreis-Umlage einführen, damit die Herren kassieren dürfen. Sobald auch BlackRock investiert, wäre vermutlich auch Merz dafür – und der Michel wählt es jubelnd weiter.

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