In diesem für meine Verhältnisse eher kurzen Artikel, will ich Ihnen eine klare Botschaft senden, aus der Sie nun dringend Konsequenzen für Ihr Anlageverhalten ziehen sollten, wenn Sie das nicht schon getan haben. Die Botschaft ist, dass der Zins nicht wiederkommt, bis das jetzige Währungssystem nicht ganz neu aufgesetzt wird. Und da ja nicht genügend auf einen Rufer wie mich hören werden, will ich mir Unterstützung in Form der „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ (BIZ) holen.
Die Notenbank der Notenbanken
Die „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ (BIZ) in Basel, ist sozusagen die „Notenbank der Notenbanken“ und schon seit Jahren der einzige, einsame Notenbank-Mahner im Chor der technokratischen Jünger des billigen Geldes, der eindringlich vor den langfristigen Folgen eines historisch einmaligen Experiments warnt. In einer Rede am 22.09.17 in London, hat der BIZ-Chefvolkswirt Claudio Borio, die großen Risiken des aktuellen Kurses erneut auf den Punkt gebracht. Sie können diese Rede hier unter dem Titel Through the looking glass selber lesen, falls Sie des Englischen mächtig sind.
Die Wahrheit in einem Chart
Die ganze Wahrheit, was die Politik des billigen Geldes bedeutet und wohin es führt, kann man in einem entscheidenden Chart bewundern, das mit Dank an die BIZ aus Claudio Borios obige Rede stammt. Sehen Sie selbst:
Ganz einfach und ganz klar, wir sehen die immer weiter steigende, öffentliche Schuldenlast, während die Zinsen durch die Nulllinie nach unten gehen. Schauen Sie auch, wie die Kurve seit 2008 nach oben Fahrt aufnimmt. Warum? Weil man es bei niedrigen Zinsen eben kann. Aber das hat natürlich alles mal wieder nichts mit nichts zu tun. Q.E.D.
Der Hund und der duftende Wursttopf
Die immer weiter gestiegene Schuldenlast macht die prinzipielle Rückzahlung auf jeden Fall noch unwahrscheinlicher, als es schon vorher der Fall gewesen war. Da mutet es mich wie Hohn an, wenn die EZB ihre extreme Politik zugunsten Südeuropas damit begründet, dass den Regierungen damit Zeit für strukturelle Reformen verschafft würde. Faktum ist – das kann man leicht an Italiens stark steigender Staatsschuld beweisen – dass der durch Nullzinsen gewonnene Spielraum nur genutzt wird, um noch mehr Geschenke bei den Wählern zu verteilen und sich noch länger vor dem Unvermeidlichen zu drücken. Übrigens auch in Deutschland, Schäubles „Leistung“ als Kassenwart ist keine, weil gigantische Vorteile im Schuldendienst durch die fallenden Zinsen, einfach für höhere Ausgaben genutzt wurden.
Es ist auch nicht verwunderlich, in einer Demokratie gibt es eine inhärente Motivation, kurzfristige Versprechungen gegen langfristige Verpflichtungen auszuspielen. Denn die kurzfristige Versprechung auf Kosten Dritter verschafft leichte Wahlerfolge, während mit den langfristigen Folgen sich andere herum ärgern müssen. Das ist gar nicht mal den Politikern vorzuwerfen, wie das gerne getan wird, denn die verhalten sich in diesem System völlig rational und optimieren das, was zu Wahlerfolgen führt. Wenn man einen duftenden Wursttopf vor einen Hund stellt, ist auch nicht der Hund schuld, wenn dieser leergefressen wird. Der Mensch der ihn hingestellt hat und sich dann wundert, der sollte dagegen mal in den Spiegel schauen, um das Problem zu identifizieren.
Nein, „Schuld“ daran sind in einer Demokratie eher die Wähler, die in Mehrheit aus kurzfristigen, emotionalen Aufwallungen heraus ihre Stimme vergeben und Politiker eben gerade nicht für unfinanzierbare Heilsversprechen abstrafen, auch weil das zu überblicken oft den eigenen Horizont übersteigt. Jeder der rechnen kann weiß doch, dass zum Beispiel der öffentliche Dienst seit Jahrzehnten strukturell unfinanzierbare Pensionslasten auftürmt. Gewählt wird aber wenig überraschend trotzdem der, der noch die Erhöhung der Pensionen verspricht und nicht der, der den Beamten sagt, dass ihre Pensionen zu hoch sind.
Auch aktuell ist das wieder zu beobachten, wenn eine Mehrheit ernsthaft immer noch der Meinung ist, dass alles bei uns in Ordnung sei, weil es doch derzeit wirtschaftlich ganz gut geht. Ja, derzeit geht es uns wirtschaftlich ganz gut. Das hat aber rein gar nichts mit der Politik der großen Koalition der letzten Jahre zu tun und ganz viel mit der Sumpfblüte einer EZB Politik, die Deutschland einen unverdienten, zinsinduzierten Boom beschert hat, wie die farbenprächtige Aufwallung des „goldenen Oktobers“. Auf den Oktober folgt aber typischerweise der November.
In diesem System werden die Zinsen nie mehr ernsthaft steigen
Und was bedeutet das nun? Ich sage es Ihnen ganz eindeutig und ganz klar:
In diesem System werden die Zinsen wohl nie mehr ernsthaft steigen. Es wird nicht passieren, weil alle Staaten dann reihum pleite wären. So einfach und so klar.
Vergessen Sie also die ganzen Girlanden, die auch deutsche Politiker produzieren, wenn Sie Draghi zu einer Umkehr bei der Zinspolitik aufrufen – der Zug ist nach meiner Einschätzung abgefahren, es wird keine Rückkehr mehr geben, weil es keine Rückkehr mehr geben kann. 4% Rendite bei einer Bundesanleihe? Träumen Sie weiter.
Eine Rückkehr zu einem nicht verzerrten, marktgerechten Zins wird erst *nach* einem „Reset“ des jetzigen Währungs-Systems wieder möglich sein, der dann mit bösen Dingen einhergehen wird. Und bezahlen werden es am Ende die Steuerzahler, ob direkt oder indirekt ist doch letztlich egal. Auch die Sicherheit von Gold ist in so einem Szenario fraglich, das wird dann ziemlich sicher verboten oder mit einer „Gerechtigkeitsabgabe“ belegt, die faktisch eine Teilenteignung ist, es sind ja auch alles nur „unsolidarische, kapitalistische Geldsäcke“ die so etwas bunkern.
Und eine Mehrheit wird sich dann dafür sicher demokratisch finden, wenn es allen schlecht geht.
Nein, auch wenn man Draghis Politik ablehnt, muss man sich so ein Szenario nicht wünschen. Insofern kann man auch als Gegner dieser Politik mittlerweile nur noch zynisch hoffen, dass Draghi noch lange so weitermacht und sich das aktuelle System noch lange hinschleppt, damit man selber noch ein wenig tanzen kann. Nur wer Kinder hat, kann sich diesen Zynismus nicht erlauben, denn der fühlt mit seinen Kindern und wünscht ihnen auch dann eine gute Zukunft, wenn man schon selber unter der Graswurzel liegt. Das unterscheidet übrigens Eltern und Demokratie, Eltern denken für ihre Kinder weit in die Zukunft, Demokratie nur bis zu nächsten Wahl.
Und nun, sprach Zeus?
Wenn die Zinsen in diesem System nie mehr ernsthaft steigen, sind wesentliche Teile der Altersvorsorge von Otto Normalbürger fragwürdig und werden – selbst, wenn man das Glück hat, dass die Anlagen prinzipiell erhalten bleiben – nur noch Micker-Renditen abwerfen. Bei all den Bürgern, die sich aus Angst vor der „Unsicherheit der bösen Märkte“ alleine mit Lebensversicherungen vollgestopft haben, wird bei der Ablaufleistung noch das unangenehme Erwachen im Alter kommen und sie werden erleben, dass das Versprechen von Sicherheit auch nur eine Illusion ist, wenn „innovative Geldpolitik“ über das Schicksal ganzer Volkswirtschaften und Millionen von Lebensentwürfen bestimmt.
Aktuell wird das wunderbar durch die Warnungen des Bundes der Versicherten (BDV) unterstrichen, nach denen ca. jeder siebte Lebensversicherungsvertrag heute schon in Gefahr ist. Ich kann dazu nur sagen, dass ich diese Zahl für langfristig zu optimistisch halte, denn wenn der Zins nicht wieder kommt – wovon ich ausgehe – wird fast jede Lebensversicherung betroffen sein. Aber Draghis Politik ist natürlich zum Wohle der deutschen Bürger, wenn er das immer betont, muss es ja so sein – was stört sich auch die italienische Eiche, wenn sich das deutsche Wildschwein an ihr schubbert. Und wenn „Mutti“ das auch so sieht, können wir ja beruhigt wieder schlafen gehen.
Auch bei der Geldpolitik wurde übrigens dem obigen politischen Muster gefrönt. Die Notenbanken haben kurzfristige Anpassungsschmerzen nach der Finanzkrise unterbunden und damit ein langfristig viel größeres Problem geschaffen, weil sie nach meinem Eindruck nicht den Mumm hatten, den Patienten schnell wieder von der kurzfristig durchaus angemessenen Droge zu entwöhnen. Damit werden sich dann aber zukünftige Notenbanker abquälen müssen, nicht die, die es geschaffen haben.
Was man als Anleger tun sollte
Was man als Anleger tun kann und seit Jahren schon tun sollte, ist in die Assets investieren, die von der Politik der Notenbanken profitieren. So kann man sich wenigstens durch Kurssteigerungen wieder ein wenig von dem zurückholen, was einem die Niedrigzinspolitik an anderer Stelle nimmt. Sichteinlagen und Lebensversicherungen, die Lieblingskinder der sicherheitssuchenden Deutschen, sind das aber gerade nicht.
Das Dumme ist nur, dass alle diese Assets – zu denen natürlich gerade auch Aktien gehören – schon extrem hoch gestiegen sind, gerade weil es im Finanzmarkt genügend kluge Menschen gibt, die einen finanzpolitischen Horizont besitzen, der über den Vorgarten hinaus reicht. Trotzdem gibt es mit Blick auf die nächsten Jahre wohl keine ernstzunehmende Alternative zu Aktien, die in Form internationaler Konzerne übrigens auch in einer theoretischen Währungsreform sich noch vergleichsweise stabil halten werden, selbst wenn auch die dann schnell mal 50% abgeben werden.
Jetzt in die reife Rally sofort noch hinein zu kaufen, kann man bisher aktienfernen Anlegern aber nicht raten, die halten dann die früher oder später unvermeidlich kommende, ganz normale und gesunde 20% Korrektur einfach nicht durch. Aber dass die nächste Korrektur eine Kaufgelegenheit ist, ist wohl sehr wahrscheinlich – so lange bis dieses System der Niedrigzinsen am eigenen Gewicht zugrunde geht, was aber noch lange dauern kann und wohl erst noch stärkere Verwerfungen braucht.
Der Rubikon ist überschritten
Die Botschaft dieses Artikels ist aber kurz und klar – der geldpolitische Rubikon ist überschritten. Eine realistische Rückkehr zu einem marktgerechten Zins kann es wohl ohne eine grundlegende Verwerfung/Reform in diesem System nicht mehr geben. Dankesschreiben sind dafür an die aktuelle Notenbanker-Generation zu richten, die wiederum im Dienst der Staaten unterwegs ist, die wiederum das tun, was der Wähler gerne mit Stimmen goutiert. Sie haben Recht, diese Haltung ist ein wenig zynisch, aber so funktioniert das eben, akzeptieren wir es, haben keine Illusionen in Sachen Zins mehr und machen das Beste daraus!
Ihr Michael Schulte (Hari)
Natürlich sind die Wähler schuld. Wer diese Gauner wählt, der bekommt geliefert was bestellt wurde
knapp 10% pro Jahr. Siehst du an Autos und am Schokoriegel. In 12 Jahren Preis verdoppelt
dank einer immerwährenden „Gehirnwäsche“….
Sei froh, dass es die Gehirnwäsche in D und Ö so einfach hat.
Sonst hätten wir morgen die Revolution.
Viel Wahres steht in dem Artikel, aber die Aussage, das letztendlich der Wähler die Karre steuert, die ist schon sehr, sehr, sehr gewagt und abenteuerlich. Ein Finanzexperte kennt die fundamentalen Hintergründe ganz genau und macht hier einen Bogen um die unbequeme Wahrheit nicht auf´s Tablett bringen zu müssen.
Tacheles! Danke! Meine Meinung!
Die Welt steht Kopf. Ich komme mir vor, wie bei des Kaisers neue Kleider.
Ja, aber…. Wenn es keine deutlichen Korrekturen gibt, ist der Wiedereinstieg schwierig. Und jeder steigt mal aus. Und muss dann wieder den Einstieg suchen. Ob Momentum oder Value Anleger. Es geht halt alles so verflucht schnell. Nehmen sie diesen September: die kleine Korrektur wurde in einer Woche wieder hoch gekauft. Eine angekündigte 20 Prozent-Korrektur dreht bei 13 Prozent wieder hoch. Da man erst mal eindeutige Chartsignale abwarten muss sind beim Einstieg schon mal vier Prozent weg. Steigen sie drei Prozent unter Top aus, bleiben noch SECHS Prozent. Und die müssen sie noch versteuern…. Und dafür der ganze Stress? Das ist nur was für Profis, die den ganzen Tag nix anderes machen.
Bei Bitcoin noch eklatanter, und sehen Sie sich mal die „Wert“ bzw. Preisentwicklung an. Was andere tun ist kreiert halt eben eine objektive soz. Realitaet. Kann sich wieder aendern, bei Gold eben sehr unwahrscheinlich, ist schon seit Jahrtausenden so mit der Wertzumessung. Bei Immobilien ist die Sache klar. Wie waers damit?
Herzlichen Dank für diesen Weckruf.
Wo wird denn bei den Symbionten Politik und Finanzwirtschaft eigentlich nicht aufs derbste manipuliert um die eigene Unfähigkeit zu kaschieren bzw. ordentlich an der Missere zu verdienen ?
Na toll. Der wehrlose Bürger wird maximal ausgepresst. Nach Nullzins, gewollter Inflation und dem Destabilisieren der Währung zu Fiat-Spielgeld, folgt Ihrer Meinung nach unweigerlich „das Neuaufsetzen des Systems“. Das kann sogar ein Laie nachvollziehen.
Die entsprechend gestaltete „Transferunion“ vom (Ex) Habenden zum Sich Bedienenden?
Zum Thema Staatsschulden. Wie schön, dass Frau Merkel langfristig für ein paar 100 Milliarden Extra Kosten pro Jahr sorgt, indem Sie die illegale Einwanderung des Bevölkerungsüberschusses anderer Länder zum Standard Prozedere macht.
Die bei vielen, die auch das bestehende Politkarussel seit Jahren durch ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel bestätigen, herrscht die Meinung vor, „Uns gehts doch gut“. Offenbar hat bei vielen der Mathe-Unterricht in der Schulzeit wenig nachhaltig gewirkt. Dies äußert sich z. B., wenn ich in Ablehnung der Euronen-Währungsreform u. a. angebe, daß ich dadurch ein kleines Vermögen in Form meiner halbierten privaten Altersversorgung, angelegt angefangen in den 1970ern, verloren habe. Entweder haben die alle keine oder sind des Rechnens unkundig. Und die Verlustrechnung geht infolge der Draghi-Zinsmanipulationen nach unten munter weiter. Als nächstes werden die großen Ms der Eu (Macron-Merkel) dann vermutlich die nächste Stufe der Enteignung anlegen mit der Umformung der EU zur offiziellen „Schuldenunion“. Und auch das ist der Michel offenbar bereit, ohne Murren zu schlucken. Danke Deutschland.
A propos „Pensionslasten“
Ich habe bichts gegen Beamte, der Staat braucht diese Spezies. Skandalös, gerade unanständig gegenüber den einzahlenden Arbeitnehmern der Privatwirtschaft, sind die üppigen Pensionszahlungen. Das gehört abgeschafft.
Natürlich wird gewählt, wer verspricht. anders sind Wahlen nicht zu gewinnen. Das heisst aber auch, dass damit automatisch Verlierer gibt.
Gut, es fragt sich dann, wann, wie und wo es zum „Reset“ kommt: In Jahren gerechnet sind uns ja die Japaner so rund 15 Jahre voraus, was Nullzinsen angeht, wir Westler sind aber wahrscheinlich weniger geduldig; ausserdem ist der Euroraum keine homogene politische Einheit, was ein Ausscheren wahrscheinlicher macht. Anyway: Der Chart zeigt schon den einen Weg auf, der gegangen werden kann : The Great Reflation (inflation up => real yields up, real debt down).
Und der auch in der Verganheit beschritten wurde. Das waere eine geordnete Loesung, etwa fuer USA u.a.
Der andere Weg ist der in die politische Turbulenz und Fragmentierung, etwa Europa: Das muss dann kein repressiver konfiskatorischer Sozialismus werden, i.Ggt., die groesseren staatlichen Gebilde koennten durch eine anti-buerokratische („populistische“) Revolte von unten wieder Macht verlieren, etwa eine konfiskatorische Besteuerung zu implementieren. Insofern koennte eine Phase der politischen und oek. Turbulenz auch wieder kreative Kraefte freisetzen, und viele interessante Spekulationsmoeglichkeiten eroeffnen. Das wird kein Jahrzehnt mehr dauern, scheint mir… Folgerung: Sich anlagetechnisch nicht zu lange binden. Gold u.dgl. ist ein Muss. Und wenn Sie das Gold tief vergraben, kann’s Ihnen auch keiner wegnehmen 😉
Im Kern hat der Autor den Nagel getroffen: Die Zinsen sind auf Lebenszeit futsch.
Ob er mit den Aktien richtig liegt, da bin ich mir nicht so sicher. Aktien laufen nur, wenn das Umfeld stimmt. Und in der Eurozone läuft es nur bei einem zu Lasten aller anderen.
Na denn, Prost!
ich weiß schon lange, dass ich, Ü60, eine Zinssteigerung nicht mehr erleben werde. Dagegen sprechen nicht nur die verschuldetene Staaten, dagegen sprechen auch die exhorbitanten Kosten der unkontrollierten Einwanderung. Und so tragen die gesetzlich Versicherten weiterhin die Hauptlast der EURO-Rettung, der Weltklima-Rettung, der Weltmee-Rerettung, der Welthunger -Hilfe unserer Kanzlerin. Oder gehts gar nicht so sehr um die Rettung notleidender Südländer, sondern vielmehr um Banken-, Versicherungs-, Konzern- und US-Hedgefond Rettung plus Egotrip mangels Selbstbewusstseins?
Richtig: Der Zins wird in diesem Geldsystem nicht mehr nachhaltig nach oben gehen können! (Habe dies vor ein paar Wochen hier schon mal ohne jedes Echo geschrieben.)
Nur ein neues, anderes System kann das ändern. Dasselbe Geldsystem mit seiner kreditbasierten und somit zinsbehafteten Gelderschaffung dürfte es nicht mehr sein, will man keine Wiederholung des langfristig zwangsläufigen Verlaufs.
Neue Systeme werden bereits gesucht: Banken reden über Cryptowährungen! Meines Erachtens taugen sie aus mehreren Gründen nicht, aber reden kann man ja darüber. In der Schweiz steht die Entscheidung für das sog. Vollgeldsystem an.
Tatsächlich brauchen wir ein neues Geldsystem. Und einen fließenden Übergang, damit die »bösen Dinge« nicht passieren, wie es im Artikel heißt.
Vielen Dank für die hervorragende Darlegung des Nichtfunktionierens der Altersvorsorge durch Angebote der Privatwirtschaft. Geht das Geschäftsmodell des Anbieters den Bach ‚runter (Profit durch Anlage am Finanzmarkt) ist die Altersvorsorge verloren.
Sehr schöne und klare Analyse.
Aus meiner (bescheidenen finanztechnischen) Sicht gibt es einen zweiten einfachen Indikator dafür, dass die Zinsen auf Jahre und Jahrzehnte nicht mehr steigen werden.
Schauen Sie auf die aktuellen Hypothekenzinsen bei 1-1,5% über 10 bis 15 Jahre.
Welche Bank würde denn Geld zu solchen Bedingungen verleihen, wenn demnächst eine Zinserhöhung käme?
Ja, es ist schon schizophren zu nennen, dass ausgerechnet diejenigen, die seit Jahrzehnten für Eigenvorsorge gespart haben und jetzt kalt enteignet werden durch die Zinspolitik auch genau diejenigen sind, die durch ihre Wahl die an der Macht halten, die für diese Zustände verantwortlich sind!
Das Denken über den Vorgarten hinaus scheint in deutschen Landen – denn es betrifft insbesondere deutsche Sparer – nicht sehr weit verbreitet zu sein!
Danke für die Aufklärung. Wobei man eigentlich auch ohne volks- und betriebswirtschaftliche Spezialkenntnisse wissen müsste, dass eingegangene Verbindlichkeiten irgendwann fällig werden und zurückzuzahlen sind und ein Bürge dran ist, wenn ein Schuldner ausfällt.
„Den Bürgen sollst Du würgen“ hört man irgendwann einmal im Leben.
Aber das ist natürlich viel zu einfach und simpel gedacht für diese moderne Finanzpolitik und darüber zu reden ist irgendwie unanständig nach dem Motto: „Über Schulden spricht man nicht.“ Wer sich da Sorgen um die Zukunft macht, ist wohl ein rechter Kleingeist und Spießbürger und Sie mit Ihren Thesen, Mr. Market, sind ein Angstmacher und Verschwörungstheoretiker. So, jetzt wissen Sie’s! Und ich geh noch heute zur Bank und nehme einen fetten Kredit auf, auch wenn ich Ihn vielleicht nicht mehr zurück zahlen kann. Mir doch Chagall! Nach mir die Sintflut!
Eine Frage Herr Schulte: Beherzigen Sie selbst Ihre eigenen Tipps? Sind Sie selbst, da Sie schon jahrelang in diesem Geschäft tätig sind, schon ein reicher Selfmademan?
Lang ists her:
Als Referenz, als „sicherer Zins“ wurde mal das Recht von Staaten gesetzt Steuern zu erheben. – Bonds = sicher. –
„Sichere Anlageformen“ (LV-, Re-Versicherungen usw.) wurden gezwungen, in hohem Maße in diese Sicheren (s.o.) zu investieren. –
Was für die „Verwalter von Steuern“ die erfreuliche Konsequenz bedeutete und bedeutet, dass sich ihnen ein gewaltiger „Zwangs-Markt“ eröffnete an dem sie sich billig refinanzieren konnten/können um Wohltaten verteilen zu können. –
So wurden per findiger Definition des „sicher“ elementare Marktkräfte (höherer Zins als Preis für höhere Unsicherheit) ausser Kraft gesetzt. –
Ein Selbstbedienungsladen entstand! –
Heute dagegen wird immer offensichtlicher, siehe die Grafik, dass Bonds das weit HÖHERE Risiko bieten UND den niedrigeren Zins. –
Was man – im Sinne von Markt – mit „pervers“ bezeichnen kann. –
•
Meine Essenz seit …:
NICHT sosehr das oft bemühte „fiat money“ der Banken ist das Problem (die „verkommen“ aus obigem gutem Grund weltweit zunehmend zu Hypotheken-Finanzierern). Sondern der von Politik eigennützig und all zu menschlich herbei definierte weltfremde und höchst „kommunistisch“ anmutende „Selbstbedienungsladen“ der da heißt: Bonds = sicher. –
Meine Quintessenz:
Mensch kann definieren wie er will, „menschliche Natur“, man kann auch sagen „Naturgesetzte“oder „Markt“, setzen sich am traurigen Ende durch. –
– Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht. –
– Insolvenz der angeblich Sicheren, der Staaten. –
Seit Jahren warte ich darauf, und werde noch länger warten müssen, dass es zwischen „grün-rotem (gut gemeintem) Wollen“ und Naturgesetzen einen frontalen Zusammenstoß gibt. –
Ob der dann zu einem Aufwachen führt? – Auch das darf man – angesichts weit verbreiteter westlicher „Hybris von Wohl-Wollern“ – bezweifeln. –
Danke für diesen treffenden Artikel Herr Schulte.
Da wird dem Volk von dieser Elite empfohlen für das Alter vorzusorgen und wird dabei schamlos ausgebeutet und enteignet.
Noch vor Jahrzehnten habe ich mir mit Hilfe meiner Lebensversicherung mit einer Rendite zwischen 7 und 9 % mein Eigenkapital für meine Immobilie erspart.
Heute bekam ich von meiner privaten Rentenversicherung den Bescheid, dass meine Rente für das nächste Jahr um 0,03 € steigen wird. Das Porto für diesen Bescheid kostete 0,70 €.
Das ist das Land, in dem man lt. Merkel gut und gerne leben kann. Geht es eigentlich noch höhnischer ?
Alles richtig bis auf eins: Das billige Geld von Draghi bei den Banken, Fonds, Versicherungen, etc. verhindert jetzt auch schon die 20 % Korrekturen. Selbst Raketentests der Koreaner, Tsunamis und Terrorattacken gleichzeitig bringen den Markt nicht mehr zur Korrektur. Weil er wie besoffen im Draghi Geld schwimmt. Und wenn ein Korrektürchen kommt, ist es in drei Tagen wieder hoch gekauft, wie jetzt im September. Erklären Sie das mal einem normalen Anleger ….
So ganz ausgemacht ist dieses Szenario noch nicht. Es hängt davon ab, wie sich der Zins in den USA entwickelt. Da gibt es durchaus einflussreiche Gruppen, die an höheren Zinsen interessiert sind.
Wenn die USA den Zins nennenswert erhöhen wird der Dollar ordentlich steigen mit allen negativen Folgen für die Volkswirtschaft der USA. Die werden dann mächtig Druck auf Europa machen, beim Zins nachzuziehen.
Vier Prozent für Bundespapiere werden wir wohl tatsächlich nicht so schnell wiedersehen, aber 2-3 Prozent sind nicht ausgeschlossen. Für die Schuldenkönige Südeuropas ist das natürlich zu viel, aber einen Staatsbankrott werden wir nicht sehen, die Transferunion ist ja schon in Planung.
Die BIZ -GIBT- diese Politik weltweit vor und wacht über seine Unterorganisationen wie der EZB, dem IWF und der Weltbank darauf, dass es auch so umgesetzt wird.
Die BIZ als Mahner darzustellen überrascht mich. Ernst Wolf beschreibt in seinen Büchern genau die Wirkungsweise dieser Finanzkrake. Sie hat bereits 2007 kurz vor dem Crash ganz scheinheilig gewarnt…
….bis dieses System der Niedrigzinsen am eigenen Gewicht zugrunde geht, was aber noch lange dauern kan.
Sie sind ein Finanzexperte, also kennen sie die tödliche Wirkung einer Exponentialkurve. Der Aktien und Asset Crash kommt schneller als sie denken. Spätestens wenn es in der BILD steht ist es soweit.
Kurze, prägnante und leider wahre Worte. Das der große Knall kommt, ist absolut sicher, die große Unsicherheit ist nur, wann. Anders als im Aritkel beschrieben schätze ich aber schon, daß dies in den nächsten vier, maximal acht Jahren sein wird, weil die Unvernunft auf vielen wichtigen Politikfeldern zur Zeit riesig ist und sich gegenseitig befeuert.
….was nützen mir den Zinsen wenn die Geldentwertung und die Progression sofort alles wieder wegfressen?
Ich wage zu sagen : N i c h t s!
Gruß
L.J. Finger
Danke – sehr gut beschrieben.
Um das zu verstehen, muss man eigentlich nicht Volkswirtschaft studiert haben – der gesunde Menschenverstand umd der Dreisatz reichen aus.
Wohl dem, der wenigstens weitsichtige Politiker (und Wähler) hat, die wenigstens durch unkontrollierte Zuwanderung für ein neues Wirtschaftswunder (Zetsche) gesorgt haben.
Der abgebildete Chart lässt ja an Überzeugungskraft nichts zu wünschen übrig. Kannte ich noch gar nicht. Klar, so was drucken die MSM nicht ab. Danke, Herr Schulte.
Im Grunde geht es um die 28 Billionen Währungsderivate(BIZ), auf die Griechenland-Pleite. Sollte dieses Land Pleite gehen, kollabieren auch die Banken und Staaten.
Das wird ein Urknall.
Schuld sind die Währungsderivate, in Höhe von 28 Billionen Euro(Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)) auf die Griechenland-Pleite. Das Land darf -laut Doktrin- nicht Pleite gehen, da es das gesamte Finanzsystem und die Länder in Europa kollabieren läst.
Das wird ein Urknall.
Das wirklich Zynische ist ja, dass die Niedrigzinsen, wie schon im Text ausgeführt, schlecht für Deutschland, aber gut für die Bundesregierung sind. Das heißt nichts Anderes als: Die linke Ideologie, man müsste nur ganz Europa Zinsen geben wie Deutschland, dann würde sich auch überall die Wirtschaft so entwickeln, hat die anderen linken Ideologien „Deutschland muss im Alleingang das Weltklima retten“ und „Wir sind ein reiches Land, wir können Flüchtlinge aufnehmen“ überhaupt erst möglich gemacht. Ein Schwachsinn gebiert den nächsten. Merkel mag möglicherweise glauben, dies hinge mit ihrer Politik zusammen, aber es gilt bloß: Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.
Herr Schulte, erst einmal vielen Dank für die glasklare Einordnung. Einen geringen Widerspruch wollen Sie mir erlauben. Sie schreiben:
„Wenn man einen duftenden Wursttopf vor einen Hund stellt, ist auch nicht
der Hund schuld, wenn dieser leergefressen wird. Der Mensch der ihn
hingestellt hat und sich dann wundert, der sollte dagegen mal in den
Spiegel schauen, um das Problem zu identifizieren.“
Es geht Ihnen um das Stimmverhalten der Wähler. Nun, auf welcher Basis wählen die Bürger eine Frau Merkel oder einen Herrn Schäuble, um beim Thema zu bleiben? Jeder (!) Wähler weiß, dass er seinem Hund, so er einen hat, im wörtlichen Sinne den Wursttopf nicht einfach so vor die Nase stellen kann, ohne Gefahr zu laufen, dass der Hund diesen leerfrisst. Dass aber die Stimmabgabe für die CDU (ersatzweise CSU, SPD, Grüne, Linke und auch FDP) zu 87 % mit einem vergleichsweise guten Gewissen (mit der Hoffnung auf Folgenlosigkeit) erfolgt, kommt wie zustande? Auch wenn man sich alternativ mit Informationen versorgen kann, um (sich) einen anderen Blickwinkel zu ermöglichen, so muss ich Ihnen diese Frage doch nicht wirklich beantworten.
In Summe bleibe ich deshalb dabei, dass nicht nur Frau Merkel und Herr Schäuble, sondern eine ganze Reihe weiterer „Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens“ auf die Anklagebank gehören. Und zwar mit dem Ziel, für deren Leben folgenschwere Konsequenzen zu erreichen.
Ja, vollkommen richtig…die Enteignung der Sparer ist aber nicht das Schlimmste.
Zinsen beschreiben den Wert des Geldes… Die Konsequenzen aus einer ständigen Entwertung sind in Italien und Frankreich bekannt, die beide schon nach dem Krieg eine Währungsreform mit entsprechenden Konsequenzen für die Bürger durchführen mussten. Mit dem Euro wird das wesentlich…interessanter…werden.
Da wünsche ich Muttis Wählern viel Freude….
1) Staatsschulden sind ein Problem innerhalb der nachfolgenden Generation. Die Erben der Staatsschuldditel (also die Kinder der »Reichen«), erheben einen Anspruch gegen die Kinder der Armen. Klar ist, dass dieser Anspruch nicht durchsetzbar ist. Wenn die Währung kracht und die Schuldditel wertlos werden, sind die Schulden weg.
Fazit: Staatsschulden sind eine Augenwischerei, die darin besteht, dass den Reichen bzw. deren unwissenden Erben vorgegaukelt wird, ihre Geldzahlung an den Staat wäre ein Kredit und nicht eine Zusatzsteuer. In der nachfolgenden Generation kann es dann natürlich passieren, dass das Vertrauen von Leistungsträgern verlorengeht und diese abwandern. Die Hoffnung der Linken: dass es dafür keine wirklich taugliche Himmelsrichtung gibt.
2) Die zur Zeit der Sozis unter dem Namen »Riester« geführte Debatte über die jeweiligen Vor- bzw. Nachteile von »Shareholder-« bzw. »Stakeholder-Value« ist immer noch nicht entschieden:
Schlägt der Stakeholder den Shareholder, weil er das staatliche Gewaltmonopol hat und sich die Rendite über die Sozialabgaben holt, die die Zinswelt nicht mehr bietet?
Oder schlägt der Shareholder den Stakeholder, weil die Wertschöpfung abwandert, da die Firmen nicht hohe Sozialabgaben und hohe Dividenden zugleich erwirtschaften können?
Auch hier liegt die Lösung in der Frage, ob es eine Himmelsrichtung gibt, in die man abwandern kann? Sollte RUS kulturell interessanter werden, der Brexit funktionieren, Katalonien erst der Anfang sein und sich demnächst viele »egoistische Kleinstaaten« bilden, weil nicht »noch mehr EU«, sondern nur die Trennung von Deutschland eine Remedur verspricht? Dann wäre eine Korrektur zu erwarten – und die könnte sogar drastisch ausfallen.
D’accord, jetzt in die Aktienrallye hineinzukaufen, wäre unvorsichtig, auch wenn das Gesamt-KGV des Dax noch um die moderaten 14 beträgt – was unter dem langfristigen Durchschnitt liegt. Aber die Rallye ist einfach schon zu alt und die Anleger sitzen auf dicken Gewinnen. Da genügt ein Schmetterlingsflügelschlag, um die Korrektur loszutreten.
Weiter d’accord, die nächste Korrektur ist eine Kaufgelegenheit.
Aber beim Zins habe ich so meine Zweifel. Okay, „marktgerecht“ wird er nicht werden, aus den vom Autor genannten Gründen. Die südeuropäischen Schuldenfetischisten haben ja im EZB-Rat mehrheitlich das Sagen. Allerdings sollte man die Kirche im Dorf lassen.
Die italienische NEUverschuldung (und auf die kommt es bei einem Zinsanstieg an) beträgt um die 2,5%, die französische wird wohl knapp 3% für 2017 erreichen. Das ist laut den Maastricht-Vorgaben zu hoch, aber nicht exorbitant.
Wenn die Zinsen moderat steigen würden, was ich zumindest für die Zeit nach Draghi (Amtszeit endet nächstes Jahr) für wahrscheinlich halte, wäre das für beide Länder durchaus zu stemmen.
Und sogar gesund, denn dann wären sie wirklich gezwungen, ihre (neuen) Schulden herunterzufahren.
Der Aktienrallye dürfte das längerfristig keinen Abbruch tun – entgegen der Lehrbuchmeinung (siehe dazu z.B. den Artikel „Lässt ein Zinsanstieg die Aktienkurse fallen?“, NZZ 17.8.15, hier auch weitere Quellen).
Auch in Erwartung einer Zinswende ist der Euro gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn schon kräftig gestiegen. Würden diese Hoffnungen zunichte gemacht, gäbe es möglicherweise einen Euro-Crash.
Und das würde mit einiger Sicherheit die amerikanische Regierung auf den Plan rufen, Trumps protektionistische Neigungen sind ja bekannt – die USA werden einen sich radikal verbilligenden Euro nicht tolerieren.
Und es wäre naiv, anzunehmen, dass dies keine Auswirkungen auf die Politik der EZB hätte.
ZITAT: „Das unterscheidet übrigens Eltern und Demokratie, Eltern denken für ihre Kinder weit in die Zukunft, Demokratie nur bis zu nächsten Wahl.“
Ein kluger Satz. Werde ihn mir bei Gelegenheit ausleihen 😉
Und genau deshalb bin ich weiterhin dafür, eigene Kinder zur Voraussetzung für hohe politische Ämter zu machen.
Ja, jetzt werden viele diese Idee mit dem Verweis auf die Verfassung direkt wegwischen. Aber auch eine Verfassung ist menschengemacht, mehr nicht.
Es ist mein voller Ernst. Ich finde, jemand sollte erst einmal seine privaten Dinge regeln, also einen Beruf erlernen und (!) mehrere Jahre ausüben und vor allem Kinder großziehen, bevor er für Staatsämter kandidieren darf.
Anders gesagt, erst einmal für die eigene Familie Verantwortung lernen, bevor man Verantwortung für das Leben der Gemeinschaft übernimmt.
Ich bin mir sicher, das würde der Politik guttun.
na dann kann das Geld bald abgeschafft werden. Ist nix mehr damit zu „verdienen“ !