Am letzten Wochenende fand in Mannheim das Finger Heart Festival statt. Ein ganzer Tag voller südkoreanischer Kultur und als Höhepunkt der Abend voller südkoreanischer Popmusik. Das Festival ist benannt nach einem Handzeichen, nicht zu verwechseln mit Merkels Raute: Daumen und Zeigefinger bilden ein Herz, eben: Finger Heart. Das Zeichen ist fester Bestandteil der koreanischen Popkultur.
Die einflussreichste Kulturnation Asiens ist, nein, nicht China, es ist Südkorea. Südkorea hat längst die USA als prägenden kulturellen Faktor abgelöst. Heute wird in Asien die Musik, die Mode und die Art zu denken von Südkorea geprägt.
Nun mag der geneigte Leser denken: Was geht´s mich an, wenn da irgendwo in Asien ein Sack Reis umfällt und deutsche Teenager dazu tanzen?
Wenn die westlichen Medien über Asien berichten, blicken sie mit einer seltsamen Lustangst auf China. Die anderen asiatischen Kulturen sind scheinbar kaum eine Fußnote wert. Dabei bestimmt inzwischen Südkorea den kulturellen Zeitgeist Asiens. Sogar das vielfach größere China selbst kann sich nur schwer dem kulturellen Faszinosum Südkoreas entziehen.
Dort die Schildkröte, hier der Hase
Kultur-Exportschlager Koreas
Heute ist überall in Asien K-Pop (Korea-Pop) angesagt. Die Vorbilder der Frisuren der jungen Männer Südostasiens finden sich bei den Frisuren der koreanischen Boy-Bands. Vorbilder der Wohnungs-Einrichtungen und Modepräferenzen sind in den unendlichen Soap-Operas Südkoreas zu finden.
In den koreanischen Familiendramen finden sich andere Charakterkonstellationen als im Westen. Der „böse alte“ Mann ist hier undenkbar. Weiße, also helle Haut ist allüberall erstrebenswert und wird als hochmodisch angesehen. Hautcremes sind üblicherweise mit Bleichmittel versehen. In Soap Operas spielt sich Gewalt meist zwischen der guten und der bösen Frau ab, der weise, weiße Mann steht in seiner Weisheit über den Dingen und löst mit seiner Vermittlung die Probleme, die die Frauen anrichten.
Aegyo, das süße Mädchen
Zu der in Asien extrem stark beachteten koreanischen Popkultur gehört auch „aegyo“. Es heißt so viel wie süß und bedeutet, dass sich die junge Frau wie ein Schulmädchen kleidet, die Lippen schürzt und Zöpfchen trägt. Diese Lolita-Erotik spielt auch in Japan eine große Rolle. Ganze Manga-Reihen leben von der Erotik süßer kleiner Mädchen, die dem männlichen Verlangen scheinbar willenlos zur Verfügung stehen. In der Regel werden die Männer aber an der Nase herumgeführt und die Lolitas befriedigen ihr finanzielles und ihre Macht-Interesse.
Aegyo wird also von jungen Frauen eingesetzt, um etwas zu erreichen. Doch auch Jungs greifen als Medienstars auf das süße Gehabe zurück. In den Medien wird dies akzeptiert, doch die Sache sieht schon wieder anders aus, wenn ein „normaler“ Mann so ein Verhalten an den Tag legt. Die meisten Asiaten empfinden dies als unangenehm und dieser Mann wird weder zum Mädchenschwarm, noch wollen Männer wirklich etwas mit ihm zu tun haben.
K-Pop, der Musikexport Koreas
Südkorea ist es gelungen den materialistischen US-Way of Life und dessen Popkultur mit einem konsumorientierten asiatischen Way of Life zu verbinden. Das individualistische Ego der Popkünstler des Westens ersetzen die Koreaner durch Gruppen oder in Asien anerkannte Führereigenschaften. Das stößt überall in Asien auf große Resonanz.
Die erfolgreichste Boyband Südkoreas, die inzwischen auch deutsche Hallen füllt, ist BTS: Das sind 7 gebildete, elegante junge Männer mit aegyo. Im Gegensatz zum westlichen Rock, wo das proletenhafte Gedöns wesentliches Stilmerkmal ist, ist der asiatische Pop oft bildungs- und konsumorientiert und erinnert mit seiner bonbonhaften Buntheit an den amerikanischen Supermusiker Prince.
Ihr extrem erfolgreiches Video Blood Sweat & Tears hat allein bei YouTube über 500 Millionen Aufrufe. Die Jungs mit ihrer extrem hellen Hautfarbe schlendern durch ein Museum, das aus Artefakten der europäischen Kulturgeschichte bestückt ist. Im Intro sinniert zu barocker Chormusik ein Jungsänger vor einem Brueghel-Gemälde. Im Outro (5:45) steht der Leadsänger vor einer Marmorwand mit dem im deutschen Original eingemeißelten Nietzsche-Zitat: „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können“ aus der Vorrede zu Also sprach Zarathustra. Bildungsbürgervorbild ist also eine Zeit, in der deutsche Dichter und Denker der Welt noch etwas zu sagen hatten.
Dagegen steht die affektierte Girlie-Band Blackpink mit ihrem Hit Kill This Love. Sie zeigt alles, wofür der K-Pop steht: Perfekt produziertes Video, abwechslungsreiche Komposition, Stimmungswechsel, spannungssteigernde Pausen.
Innerhalb von 24 Stunden nach Veröffentlichung des Songs hatten bereits mehr als 56 Millionen den Clip auf YouTube gesehen. Rampa-pampa-pah!! Stoßt ins Horn! Ihr Hit DDu-Du-DDu-Du kommt auf über 800 Millionen(!) Aufrufe. Das sind Dimensionen, deren Relevanz sich dem westlichen Bewusstsein noch gar nicht erschlossen haben.
Rollenbilder Asiens
Während das Image von BTS auf ein feminin verweichlichtes Männerbild gerichtet ist, stellt Blackpink ein fast aggressiv-dominantes Jung-Frauenbild vor – soweit wie in Deutschland. Allerdings ist die traditionelle Rolle von Mann und Frau in Asien von der Vorstellung von Ying und Yang geprägt.
Das Starke ergänzt das Schwache, und da wo der Andere schwach ist, ist der Eine stark. Das bedeutet also, dass dieses neue Rollenbild in Konflikt mit traditionellen Vorstellungen steht.
In heutigen Deutschland trifft das in den Medien propagierte Powergirl auf die im Alltag verbreitete Vorstellung der Geschlechter als zwei graue Halbkreise: geschlechtslos, charakterlos, reizlos. Dominantes Verhalten wird im Westen bei der Frau positiv bewertet (starke Frau) beim Mann negativ (sexistisch).
Der neue Trend der koreanischen K-Pop Lolitas ist auf den amerikanischen Markt gerichtet, wo er auch bei den jungen US-Asiatinnen voll einschlägt. Die Dominanz der britischen und US-amerikanischen Musik, die den asiatischen Pop früher prägte, ist verschwunden.
China und Südkorea
Auch in China sind die K-Popper äußerst beliebt und die täglichen südkoreanischen Soap-Operas werden von vielen Millionen Zuschauern verfolgt. Das stellt die chinesische Führung vor politische Probleme, ist Südkorea doch ein enger Verbündeter der USA. Amerikanische Raketenabwehrsysteme in Korea können auch China erreichen. Gemeinsame Manöver von USA und Südkorea sind gegen Chinas Militärmacht im südchinesischen Meer gerichtet. Von Fall zu Fall antwortet China, indem es koreanische Popsänger wieder auslädt und die beliebten Fernsehfilme nicht mehr zulässt. Der Beliebtheit von K-Pop tut dies in China allerdings keinen Abbruch.
Japan und Südkorea und der 2. Weltkrieg
Eigentlich haben Japan und Südkorea Streit um eine felsige Inselgruppe im Japanischen Meer. Dazu kommt, dass der Präsident Südkoreas eine Entschuldigung des japanischen Kaisers für Kriegsverbrechen der japanischen Armee im Zweiten Weltkrieg gefordert hat.
Hier sieht man das Dilemma der asiatischen Kulturen. Einerseits fordern sie Entschuldigungen für die Taten der Großeltern anderer Länder, andererseits ist es in Asien, der Kultur der Ahnenverehrung, ein Unding, die Großeltern zu verurteilen. So wird sich Japan weder bei China noch bei Korea für den 2. Weltkrieg entschuldigen. Beide Länder fordern, was sie selbst auch nicht tun würden. Im christlichen, schuldorientierten Westen stößt diese Haltung auf völliges Unverständnis. Deutschland fordert gar eine Erinnerungs- und Schuldkultur à la Germany und ist sich nicht bewusst, dass nicht alle Kulturen ticken, wie die Deutschen sich das vorstellen.
China: Mehr Shenzen als Hongkong
Hinzu kommt, dass die koreanische Kultur wesentlich ungezwungener als die japanische ist. Koreaner zeigen Emotionen direkter und offener als die zurückhaltenden Japaner. Das macht diese Serien für Zuschauer in Japan spannender und anrührender als die vergleichsweise kontrollierte eigene Kultur.
Vietnam und Südkorea
Südkorea ist für Vietnam ein absolutes Vorbild. Misstrauische Intellektuelle halten Südkorea nach den USA für die nächste Kulturinvasion. Aber die Stimmung im Land ändert sich. Junge vietnamesische Sänger imitieren K-Pop Stars. Chi Pu versucht eine Melange zwischen altem Western Storytelling und K-Pop.
Wenn ich mich in Vietnam nach der Meinung der Vietnamesen über den Vietnamkrieg erkundige, bekomme ich mehr und mehr den Eindruck, dass es die jungen Vietnamesen bedauern, den Krieg gewonnen zu haben. Die Begründung ist einfach: Hätten die USA den Krieg gewonnen, hätten sie Vietnam aufgebaut, wie sie Südkorea aufgebaut haben. Dann wären wir jetzt reich wie sie. Südkorea, das Vorbild.
Das steht natürlich im diametralen Gegensatz zur veröffentlichten Anti-USA-Pro-Vietcong-Doktrin, wie sie im Westen vermittelt wird. Ich muss gestehen, dass ich mich auch schwergetan habe, die Vietnamkrieg-Frage in dem betroffenen Land zu stellen. Aber in persönlichen Gesprächen geben besonders im Süden viele Vietnamesen ohne Scheu zu, dass ihnen der Kriegsgewinn über die USA Jahrzehnte der Entwicklung geraubt hat. In den westlichen Medien ist so etwas allerdings nicht zu finden. Es widerspricht schließlich diametral der Ho-Ho-Ho-Chi-Minh-Romantik der Alt-68er-Journalisten.
Länder wie Vietnam, Burma, Kambodscha und Laos werden von Südkorea regelrecht kulturell kolonialisiert. Selbst China tut sich schwer, Südkorea auf diesem Feld etwas entgegenzusetzen. Einheimische Kultur stirbt aus oder wird auf den Status von Folklore degradiert – wie wir das auch schon in Deutschland kennen.
Ein interaktives Buch über Indien und Deutschland unter gadamers-reisen.de. Zum Buch gibt es dort 19 Fotoshows und Filme.
Ich bin froh, dass Vietnam den Krieg über die USA gewonnen hat. Das hat gezeigt, dass die USA nicht unschlagbar ist, worüber ich echt froh bin.
In Zukunft wird Vietnam ohnehin wirtschaftlich an die USA vorbeiziehen, denn Vietnam hat im Grunde genommen keinerlei wirtschaftliche Probleme, während die USA in der größten wirtschaftlichen Krise seit dem zweiten Weltkrieg ist. Endlich können die USA nicht mehr den Hegemon spielen.
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„Harter Metal oder brutaler Hip Hop konnte in Asien nie Fuß fassen. Dies entspricht nicht der kulturellen Vorstellung der gesellschaftlichen Harmonie. Solche extreme Provokationen befinden sich jenseits des buddhistischen Mittleren Weges.“
Die journalistische „Definition“ von Adjektiven, wie hart und brutal, ist an sich schon recht unseriös. Das Metal und Hip Hop in Asien nie Fuß fassen konnte ist jedoch eine völlig irrige Behauptung. Japan hat eine der größten und profitabelsten Metal/Hard-Rock Sparten der Welt und Hip Hop ist gerade in Korea aber z.B. auch in Thailand ein stark wachsendes Genre und selbst im muslimischem Malaysia oder Indonesien sind Hip Hop-Titel regelmäßig in den Charts. Natürlich sind beide Nischensegmente, das gilt aber auch für den Westen. Nun mag der Hip Hop in Asien weniger dem US-Gangster-Rap gleichen, was schlicht an der Tatsache liegt, dass in diesen asiatischen Ländern keine ethnische Sklavenrasse existiert hat. Das diese Musikrichtung weniger provokativ sei, ist aber Blödsinn. Die korean. Raptexte werden bei TV-Ausstrahlungen regelmäßig zensiert und in TH wurden sogar Mitglieder eines Rap-Projektes strafrechtlich verfolgt, weil ein „beleidigendes Staatsbild“ propagiert worden wäre.
„In den koreanischen Familiendramen finden sich andere Charakterkonstellationen als im Westen. Der „böse alte“ Mann ist hier undenkbar. Weiße, also helle Haut ist allüberall erstrebenswert und wird als hochmodisch angesehen. Hautcremes sind üblicherweise mit Bleichmittel versehen. In Soap Operas spielt sich Gewalt meist zwischen der guten und der bösen Frau ab, der weise, weiße Mann steht in seiner Weisheit über den Dingen und löst mit seiner Vermittlung die Probleme, die die Frauen anrichten.“
Das ist so ziemlich die Krönung des Schwachsinns. Hier wird ernsthaft versucht eine westliche Kultur/Herrschaftsdebatte (vor allem eine USamerikanische) auf Asien zu übertragen. Dass helle Haut in vielen Ländern Asiens ein Schönheitsideal darstellt ist nichts Ungewöhnliches, das galt nämlich auch in Europa bis zum Ende des WW1. Die herrschenden Ideale werden i.d.R. durch die herrschende Klasse bestimmt und vornehme Blässe zeugte halt von hoher Stellung und der Freiheit von landwirtschaftlicher Tätigkeit in praller Sonne. Zudem frage ich mich, welche koreanischen Dramen der Autor bisher gesehen haben will. Die sind i.d.R. auf junge Hauptdarsteller ausgerichtet. Alte, „weiße“ Männer sind allenfalls Nebenfiguren, deren Zweck es ist, den Plot zu verkomplizieren, um den auf Staffellänge strecken zu können.
„Zu der in Asien extrem stark beachteten koreanischen Popkultur gehört auch „aegyo“. Es heißt so viel wie süß und bedeutet, dass sich die junge Frau wie ein Schulmädchen kleidet, die Lippen schürzt und Zöpfchen trägt.“
Aegyo hat nichts mit der moe-moe Kultur japan. Animes zu tun. Zudem wird es auch in Korea eher negativ gesehen (was im Übrigen auch für die Otaku- und moe-moe-Kultur in Japan gilt).
Zum K-Pop selber hat der Autor praktisch gar nichts beizutragen. Es ist schon bezeichnend, dass er sich ausschließlich auf BTS und Blackpink konzentriert. Diese beiden Gruppen haben es bisher als einzige geschafft, vom deutschen Mainstream überhaupt wahrgenommen zu werden. Die wirkliche Vorarbeit, KPop im Westen populär werden zu lassen, haben hier ganz andere Gruppen geleistet. Zudem ist BTS noch ein Sonderfall, da hier Mitglieder der Gruppe auch Inhaber des Entertainments sind, was für die Mehrheit der K-Pop-Idols nicht zutrifft. Was der Autor uns mit dem „Bildungsbürgertum“-Vergleich sagen will, leuchtet mir zudem nicht ein. Schön, dort wird ein Nietzsche-Zitat verwendet. In „Dope“ wird dagegen das Motto „Keine Rendite mit meiner Miete“ zentral platziert. Was sagt dann das aus?
„Während das Image von BTS auf ein feminin verweichlichtes Männerbild gerichtet ist, stellt Blackpink ein fast aggressiv-dominantes Jung-Frauenbild vor – … Der neue Trend der koreanischen K-Pop Lolitas ist auf den amerikanischen Markt gerichtet, wo er auch bei den jungen US-Asiatinnen voll einschlägt.“
Oh und schon wieder schöne Adjektive. Der Autor scheint von Neoteny noch nie etwas gehört zu haben. Auch ist es weit hergeholt, ein Girl-Crush-Konzept als „aggressiv-dominant“ zu bezeichnen. Allerdings ist dieses Konzept nur EINS von vielen. So hatte gerade Twice eine ausverkaufte Arena-Tour durch die Staaten und deren Konzept ist an Cuteness kaum zu überbieten. Welcher Trend schlägt also nun voll ein?
„Wenn ich mich in Vietnam nach der Meinung der Vietnamesen über den Vietnamkrieg erkundige, bekomme ich mehr und mehr den Eindruck, dass es die jungen Vietnamesen bedauern, den Krieg gewonnen zu haben. Die Begründung ist einfach: Hätten die USA den Krieg gewonnen, hätten sie Vietnam aufgebaut, wie sie Südkorea aufgebaut haben. Dann wären wir jetzt reich wie sie. Südkorea, das Vorbild.“
Tja und schon wieder Meinungsbilder statt Fakten. Dabei wird geflissentlich ignoriert, dass Südkoreas Wirtschaft stark vom Vietnamkrieg profitiert hat, übrigens genauso wie Japans Nachkriegswirtschaft vom Koreakrieg. Südkorea hatte sogar ein eigenes Kontingent an Truppen nach Vietnam geschickt. Welches Land hätte denn nach der Logik bombardiert werden müssen, damit die Wirtschaft Vietnams hätte aufblühen können? Zudem sagt die politische Nähe zur USA nichts zur wirtschaftlichen Entwicklung aus. Die Philippinen sind da schließlich auch nicht weiter als Vietnam.
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Ich schaue schon seit einiger Zeit gerne ab und zu bei Tichy rein obwohl ich kein alter weißer Mann bin und natürlich nur dann wenn ich alleine bin, aber heute ist das erste mal dass ich einen Kommentar verfasse, da ich ein leidenschaft-licher Fan der südkoreanischen Populärkultur bin.
Dies ist der erste Artikel in den Deutschsprachigen Medien der sich mit diesem Thema überhaupt ernsthaft befasst.
Als relativ junger weißer Mann (ich arbeite im Sommer regelmäßig an meiner Bräune) mit Ende zwanzig / Anfang dreißig gehöre ich zu den Älteren die schon länger dabei sind und nicht aktuell stärksten Zielgruppe der jungen Mädchen in der ganzen Welt. Warum interessiert mich also diese Kultur so besonders ganz abgesehen natürlich von der guten Musik und den spannenden Serien. Um es kurz und knapp zu sagen es werden indirekt Werte vermittelt. Und zwar eine Mischung aus Konfuzianismus, Buddhismus und Christentum, modern aufgemacht und durch eine enorme Leistungsbereitschaft in der Marktwirtschaft zur Perfektion gebracht.
Bildung und Arbeit, Respekt vor Älteren Menschen aber insbesondere die sozialen Beziehungen vor allem in der Partnerschaft zwischen Mann und Frau werden in der Art präsentiert die bei uns als krass altmodisch gelten würde. Moderne Probleme werden selbstverständlich auch diskutiert und Emotionen dürfen gerne gezeigt werden.
Währenddessen bei uns im einheimischen Radio hauptsächlich weinerliche Deutsch-Balladen und Proleten-Rap läuft, die Unterhaltungssendungen bestenfalls langweilig sind und die Serien Untergangsphantasien oder Sitcoms aus den vereinigten Staaten und natürlich der politisch korrekte Tatort.
Alles in allem ist für den durchschnittlichen Nutzer aber der Unterhaltungswert entscheidend und der ist bei fast allem was aus Südkorea kommt enorm.
Ich bin angesichts der aktuellen Zustände (immer mehr Menschen begreifen auch die Probleme langsam) in Deutschland dazu übergangen Südkorea auch als Auswanderungsziel in Betracht zu ziehen wenn ich beruflich in der IT-Schiene zukünftig das entsprechende KnowHow zusammen bekommen sollte. Immerhin handelt es sich hier auch um die am besten funktionierende Demokratie Ostasiens wo wir uns z.B. in Sachen Rechtstaatlichkeit (die alte Präsidentin wurde z.B. wegen Korruption Ihres Amtes enthoben) noch eine Scheibe abschneiden können.
K-Pop kurz gesagt: Michael Jackson in die Neuzeit gebracht.
Dem Artikel konnte ich nicht widerstehen, er hat mich auch nicht enttäuscht und so werde ich für ihn und einige andere bezahlen.
Zwei Umstände benennt der Artikel allerdings nicht, zum einen den starken christlichen Einfluss auf die Kultur Südkoreas, zum anderen die Vielfältigkeit der südkoreanischen Filme.
Ich bin schon seit Jahren Fan, auch weil sie nicht nur liebens-wert sind, soweit möglich, sondern sehr intelligent nach neuen Mustern auch eines möglichen Zusammenlebens mit Nordkorea suchen, ohne die Bedeutung und den Selbstbestimmungswillen KOREAS infrage zu stellen.
Damit kann China aufgrund seiner schieren Größe noch nicht mithalten, ich würde mir aber eine selbstbestimmte, evtl. auch föderale Öffnung für China wünschen.
Bildung und eine gewisse Form staatlicher Fürsorge darf ihre Kinder in die Freiheit entlassen.
Dann verblassen die „Strassenkämpfer“ wie evtl. in Honkong.
Im Ernst, Nordkorea ist so etwas von auf einem Holzweg.
Dabei möchte die Intelligenz Südkoreas auf keinen Fall US-amerikanische Verhältnisse, ich bemerke diese „Botschaft“ fast überall, vielleicht auch deshalb das Betonen der japanischen Verbrechen in Korea gegen dessen Selbstbestimmungsrecht und -Willen.
Das ist sehr höflich evtl. auch präventiv an die Adresse der USA gerichtet. Überhaupt diese Fähigkeit zu Höflichkeit.
Dieses Bleiche, spielt sie nicht auch eine Rolle in den japanischen Schönheitsvorstellungen, zu sehen schon in „Sayonara“?
Das kann ich nicht herleiten, jedenfalls wäre es als Hommage an die Weissen Europas unnötig.
Die südkoreanischen, mich interessieren vor allem Männer, kommen insgesamt gut rüber durch Körperbeherrschung etc.
Die Hautfarbe interessiert nicht in dem Gesamtzusammenhang, ein intelligenter Blick, eine verstehende Geste, „mehr will ich doch gar nicht“ …
Da ich mich aber an einen Film erinnere, in dem ein `schwarzer´ehemaliger GI in irgendeinem asiatischen Land nach seinem Kind mit einer Einheimischen sucht und auf entsetzliche rassistische Vorurteile stösst, freue ich mich zwar über das evtl. neue enorme „asiatische“ Selbstwertgefühl, vielleicht auch als Antwort auf die europäische Herablassung und Stilisierung Asiens als „Gelber Gefahr“, würde aber Buntheit auch umfassender anmerken wollen.
„Krasse Vorbehalte gegen“ sind immer falsch.
Ein sehr interessanter Artikel, der seltsamerweise einen wichtigen Aspekt ausblendet: Die Wirkung auf Nordkorea. Diese kuluterelle Dominanz wird die Ideologie des Nordens von innen zersetzen, beginnenden bei den Kindern der Funktionäre. Das läuft ja längst. Korea wäre nach der Wiedervereinigung eine Nuklear- und Wirtschaftsmacht! Die Fähigkeit zum Kulturexport ist eine wesentliche Grundlage für den Aufbau dauerhafter Imperien. Interssant wäre auch zu erfahren, in welchem Maße dieser südkoreanischer Kulturexport auch in eher moslemisch geprägten Ländern funktioniert. Europa hat seine Fähigkeit zum Kulturexport fast vollständig verloren, die USA schwächeln, aber haben sich noch immer als innovativ erwiesen, die arabische Welt ist trotz immensen Mitteleinsatzes nicht zum Kulturexport fähig, erreicht nur Teile der moslemischen Migrantenwelt. Für mich ist die Entwicklung in Südkorea sehr ermutigend. Wenn Asien dieses Jahrundert prägen wird, dann nicht in der Form des „kommunistischen“ chinesischen Weges. Das sowjetische Imperium konnte so rasant zusammenfallen, weil die Sowjets eben nicht zu einem Kulturexport fähig waren. Die entscheidende, weil unter der Jugend wirkende subversive Kraft im Kalten Krieg war der „american Way of Life“, Rolling Stones and Levi’s waren tausendmal attraktiver als alles, was Moskau und seine Statthalter zu bieten hatten.
Ein richtig interessanter Artikel, lieber Herr Gadamer, besonders
die Einschätzung zu einem „gewonnenen“ Krieg. Auch wenn ich
kaum bis keine Beziehung zu Serien und bestimmten Videos habe,
aber daß auch auf sehr vielen anderen Feldern in Asien immer
stärker die Post abgeht, das ist wohl längst kein Geheimtip mehr.
Dem europäische Westen, natürlich ganz besonders dem „Deutsch-
land, Deutschland über alles“, wird aber sicher noch die eine oder
andere Nische verbleiben – vor allem, wenn die Asiaten in größerem
Ausmaß Fabriken in Billiglohnländer auslagern. [Ende mit Horror]
Jede Jugend hat ihre Pop oder Subbgultur. Die unseren doch lange mit der Angelsäxischen, aber die Südkoreaner sind ja harmoniebedürftig und weniger aggressiv. Südkorea und Japan oder Dschäppen, waren immer trendgemäß auch in der Mode.
Noch könnte man aber vor Ort in Asien den Eindruck bekommen, während Europa seinen Plastikmüll gepresst nach China verschifft, verklappt die USA ihren medialen Sondermüll in ganz Asien.
Dämlichster US Schrott, oft uralt, auf allen Kanälen, das ist eigentlich eine Art Körperverletzung für Kinder die mit sowas aufwachsen müssen, und der TV läuft immer …
Koreaner sind bei YouTube auch sehr stark was Katzen- und Haustiervideos betrifft. „Kritterclub“ und Milkiboki“ sind nur zwei sehenswerte Beispiele. Kultur ist etwas, was man nicht auswendig lernen und pauken kann. Das erfordert letztlich ein Mindestmaß an so etwas wie Individualität und Kreativität bzw. individuelle Kreativität. Diesbezüglich scheinen die Koreaner das vom kollektivistischen Gruppendruck befreiteste Land in Asien zu sein. Auf dem konfuzianisch und buddhistisch geprägten Teil des Kontinents ist nicht die Erfindung von etwas revolutionären Neuen was ein Bruch der Kontinuität verursacht sondern das weiterentwickeln und perfektionieren von etwas vorhandenem und bewährtem das gesellschaftliche Ideal.
Nanana. Ruhig, Hasso. Nicht bellen! ;-))))))
…als die islamische oder afrikanische Unkultur. Man kann’s ruhig sagen.
naja….etwas ueberzogen die Thesen. Ich bin oft in Thailand und habe mit vielen Thais engen Kontakt, schaue mir dort die kulturelle Entwicklung sehr interessiert an…..es stimmt….im TV laufen viele S-K Soaps….die sind auch richtig gut gemacht….so man fuer das seichte Genre schwaermt…was in Thailand viele tun….wie uebrigens bei uns auch.
Die Eigenproduktionen der Thais sind noch nicht auf dem hohen Niveau….aber es kommt so langsam…..noch herrschen hier billig Produktionen vor….aber ich denke in 10 Jahren werden die Thais eigene Serien dieser Qualitaet produzieren koennen.
Die Nachbarlaender kaufen natuerlich billig ein….Laos, Vietnam, Kambodscha….haben noch nicht die Moeglichkeiten und Mittel…deshalb werden diese TV und Musik Sendungen dort gern gesehen…weil selbst nicht machbar. Was aber auch stimmt…..die US Bezahlsender sind auch sehr stark mit allen US Produktionen die auch weltweit zu sehen sind….sprich…..nicht nur S-K sondern auch die USA mischen kraeftig mit. Was in China los ist, weiss ich leider nicht….dort bin ich selten….und wenn, nur in Hotels….die Sender die man dort sieht, sind meist nicht representativ. Und die Leute sind eher zurueckhaltend….was man ja auch verstehen kann.
S-K ist eben auf dem hohen Niveau eines westlichen Industrielandes….und Japans…..vom Lebensstandard und der technischen Entwicklung uns sogar in vielem Ueberlegen….manchmal aber auch nicht. Ein Schreckgespenst an die Wand zu malen halte ich fuer Uebertrieben….und ganz ehrlich….ich hoffe auf S-K Serien die auch bald in Deutschland synchronisiert laufen….die sind naemlich richtig gut gemacht.
Uebrigens….wer in Thailand urlaubt sollte sich mal eine der vielen Thai Cover Bands auf einem Live Konzert anschauen…..die sind manchmal besser als die Originale…..