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Zeitenwende

Macron, Kurz und Co. – die neuen Napoleoniden?

14.06.2017

| Lesedauer: 7 Minuten
Wenn die Schwesterorganisation der Union gerade noch den Rückhalt von jedem zehnten Franzosen hinter sich weiß, ist dieses für die Führungspartei des deutschen Ancien Régime trotz aktuell beharrlich zunehmender Prognosewerte ein Menetekel.

Als im Spätsommer des Jahres 1799 die französische Revolution, als bürgerlich-liberale Erneuerungsbewegung des Königreichs gestartet und über den Staatsterror des Maximilien de Robespierre erst von einem halbwegs demokratisch eingesetzten Direktorium und dann von einem totalitären Triumvirat geleitet, endgültig an die Wand gefahren war, suchten die Totengräber Frankreichs nach einem Mann, der in ihrem Auftrag den Karren aus dem Dreck ziehen sollte, ohne dabei eigene politische Ambitionen zu entwickeln.

Von der Revolution zu Napoleon

Nach einigem Hin und Her fiel ihre Wahl auf den damals 30-jährigen Napoleon Bonaparte, erfolgreicher Militär und Sproß einer niederen Adelsfamilie des italienisch geprägten, 1769 mit militärischer Gewalt von Frankreich übernommenen Korsikas. Mittels von Oben unterstütztem Staatsstreich griff sich der knapp 170 Zentimeter messende, nur scheinbar „kleine“ Korse am 9. November 1799 die Macht und setzte sich am 2. Dezember 1804, abgesegnet durch den herbeizitierten Papst Pius VII, selbst die Kaiserkrone aufs Haupt. Das geschundene Volk fiel in eine kollektive Begeisterung, eroberte mit seinem Führer fast ganz Europa, um erst in Russland und dann in Waterloo mit dem Kaiser in den Untergang zu gehen.

Napoleon, der den Tod Hunderttausender zu verantworten hat, war ein klassischer Diktator. Er ließ politische Gegner ermorden, missliebige Konkurrenten kaltstellen, nach heutigem Verständnis völkerrechtswidrige Überfälle auf Nachbarstaaten durchführen. Gleichzeitig aber schuf er mit seinem Reformeifer Grundlagen für den modernen Verfassungs- und Rechtsstaat, die, wie der „Code Civil“ (auch „Code Napoleon“), bis heute die europäische Rechtsauffassung prägen und letztlich dem bis 1870 von offenen und verdeckten Staatsstreichen geprägten Franzosenreich die Grundlage schufen, auf denen die auch heutige Fünfte Republik fußt.

Wie immer man die Persönlichkeit Napoleons beurteilen mag: Der damals junge Mann beendete mit seinem Staatsstreich faktisch das im Chaos untergegangene 18. Jahrhundert, wies den das 19. Jahrhundert prägenden Weg in den demokratisch organisierten Nationalstaat der europäischen Völker. Das Ancien Régime der absolutistisch herrschenden Monarchen von Gottes Gnaden sollte nach den Erfahrungen mit dem Korsen in den nachfolgenden rund 50 Jahren abschließend zu Grabe getragen werden. Die Völker Europas emanzipierten sich, stellten ihre verkrusteten Systeme auf neue Beine und legten so den Grundstein für den zivilisatorischen Anspruch, mit dem sie bis zum Ende des Jahrhunderts so ziemlich jede Region der Welt beherrschen sollten.

Die unbemerkte Revolution der Gegenwart

Heute, im Jahr 2017 und damit 218 Jahre später, zeigen sich nicht nur in Frankreich Entwicklungen, die in gewisser Weise an jene unruhigen Tage der untergehenden französischen Revolution erinnern. Mit dem heute 39-jährigen Emmanuel Macron schart sich das Volk der Franzosen scheinbar wie einst hinter einem jungen Mann, dessen Herkunft und Ursprung wenig Anlass boten, ihn an der Spitze des Frankenreichs zu sehen. Und doch entfacht dieser Macron ein öffentliches Feuerwerk, welches den Eindruck erweckt, die Franzosen seien es kollektiv leid, von blassen Technokraten wie François Hollande oder selbstverliebten Taschenausgaben der einstigen Sonnenkönige wie Nicolas Sarkozy in das gesellschaftliche Chaos geführt zu werden.

Nach dem Durchmarsch des von den Medien mit dem Oxymoron „linksliberal“ belegten Sohnes aus gutsituiertem Bürgerhaus bei den Präsidentschaftswahlen scheint ihm nun die absolute Parlamentsmehrheit seiner von ihm gegründeten Bewegung „En Marche“ nicht mehr zu nehmen zu sein.

Tatsächlich zwar entschied sich für diese Organisation, deren inhaltliche Ausrichtung derzeit ebenso rätselhaft ist wie ihr Personaltableau, beim ersten Durchgang der Parlamentswahlen mit 15,7 Prozent der wahlberechtigten Franzosen gerade einmal nur jeder sechste Franzose für den Jungstar. Doch der unaufhaltsam wirkende Siegeszug der Macronisierung Frankreichs ließ mit 51,4 Prozent mehr als jeden zweiten Franzosen dem politischen Geschehen irritiert den Rücken kehren und schuf dank Wahlrecht dennoch eine komfortable Mehrheit. Die letztverbliebenen Anhänger des „Ancien Régime“ der über Jahrzehnte dominierenden Sozialisten und Konservativen waren derart verzagt, dass die linke Staatspartei gerade noch auf die Unterstützung von 4,6 Prozent der Franzosen hoffen konnte. Die konservativen Bürgerlichen als künftig größte Oppositionspartei aus dem Lager der Reichsverweser brachten es immerhin noch auf 10,5 Prozent, während Macrons Präsidentschaftskonkurrenz vom „Front National“ mit 6,4 Prozent zwar die Sozialisten überflügelte, aber letztlich in der Bevölkerung ebenso ohne nachhaltigen Rückhalt ist wie die Kommunisten mit 5,4 Prozent. Gänzlich marginalisiert wurden die Grünen: Gerade noch zwei von einhundert Franzosen mochten sich für die Produkte des europäischen Nachkriegswohlstandes begeistern.

Die Etablierten jubeln

Allerorten und allem voran in Deutschland folgte auf diesen revolutionären Durchmarsch eines weitgehend unbeschriebenen Blattes große Freude. Doch tatsächlichen Grund zum Jubeln gibt es zumindest nicht für die deutschen Staatsparteien.

Wenn über die Hälfte der Wahlberechtigten einer zur Grundsatzentscheidung über den künftigen Kurs der Republik hochstilisierten Wahl fernbleiben, sollte die Frage nach dem Warum vor allen anderen stehen.

Wenn die Schwesterorganisation der Union gerade noch den Rückhalt von jedem zehnten Franzosen hinter sich weiß, ist dieses für die Führungspartei des deutschen Ancien Régime trotz aktuell beharrlich zunehmender Prognosewerte ein Menetekel.

Wie sich die schon mehr als peinliche Anbiederung eines Martin Schulz an den Totengräber seiner sozialistischen Schwesterpartei erklären lässt – eines Mannes, der selbst auf dem besten Wege ist, selbst zum François Hollande der deutschen Sozialisten zu werden – bedarf vermutlich tiefenpsychologischer Einblicke, die irgend etwas mit Strohhalmen und Ertrinken zu tun haben.

Zeugen einer Zeitenwende?

Jenseits dessen könnten wir derzeit Zeugen einer Zeitenwende sein. Die Macron-Begeisterung hat viele Facetten – und sie lassen für jene, die in den vergangenen rund 70 Jahren die Geschicke der Staaten Europas in den Händen hielten, wenig Gutes ahnen.

Wenn ein nach wie vor inhaltlich nur schwer einzuschätzender Mann wie Macron unerwartet wie mancher YouTube-Heroe zum Politstar erwächst und ihn das Volk – gleich ob aus Frustration oder infolge tiefgreifender Entpolitisierung – mit fast schon absoluter Machtfülle ausstattet, dann erinnert dieses durchaus an jene Machtergreifung des jungen Napoleon. Das Totalversagen der Alten gebiert den Wunsch nach radikaler Neuerung. Und so hat das, was wir derzeit in Frankreich erleben, durchaus den Charakter eines legalisierten Staatsstreichs. Das pluralistische, multipolare Experiment der sozialistisch geprägten, nachbürgerlichen Epoche neigt sich ihrem Ende zu. Die Vertreter des Ancien Régime – gleich ob links oder rechts gestrickt – werden vor die Tür der politischen Verantwortung gefegt mit einer Radikalität des Wunsches nach Neuerung, der selbst vor dem Pfahl im Fleische der Etablierten, Marine Le Pen, nicht halt macht. Warum auch: Wie François Hollande und François Fillon, den letzten beiden Flaggschiffen des Ancien Régime, ist auch sie ein fester Bestandteil des Systems, welches nicht mehr gewollt wird. Das Neue – was immer es auch konkret sein wird – überrollte sie alle.

Ein österreichischer Macron?

Eine ähnliche Entwicklung könnte sich auch in Österreich anbahnen. Mit dem erst 30-jährigen Sebastian Kurz hat dort ein junger Wilder mit der ÖVP einen Restbestand des verkrusteten Régime gekapert, krempelt ihn um und schneidet ihn auf seine Person zurecht. Wie Macron reitet Kurz auf der Welle der radikalen Neuerung – will die alten Zöpfe abschneiden und nicht nur die Politik der Alpenrepublik, sondern Europas neu ausrichten. Sollte ihm das Kunststück seines französischen Pendants ebenfalls gelingen, könnte auch sein Erfolg an jene Epoche der napoleonischen Machtübernahme erinnern.

Die Welle der jungen Napoleoniden, die derzeit in Europa nicht mehr zu übersehen ist, dokumentiert jenseits dessen, dass derzeit niemand wirklich sagen kann, wohin sie inhaltlich und politisch führen wird, den Überdruss des Volkes mit der Politik der „Alten“. Es sind nicht nur die Gesichter, die viele nicht mehr sehen wollen – es ist vor allem die Lähmung des politischen Prozesses und die Unfähigkeit zur politischen Vision, die den demokratischen Napoleonismus von heute erst möglich gemacht hat.

Kinder der 68er

Macron und Kurz sind Kinder jener Generation, die mit ihrer Revolution durch die Institutionen das Europa des 19. Jahrhunderts nebst seinen Werten der Aufklärung an die Wand gefahren hat. So sehr die politische Linke auch Macron bejubeln mag – mit allem, was er bislang an inhaltlichen Zielen hat durchblicken lassen, ist er die Inkarnation des Anti-68ers. Sollte er es ernst meinen mit den von ihm angestrebten Umwälzungen der sozialistischen Wohltaten der französischen Staatswirtschaft, ist er der Gegenentwurf zu jenen, die immer noch unverdrossen vom Schreckgespenst des Wirtschaftsliberalismus sprechen. Beide, Macron wie Kurz, stehen statt dessen für die Abkehr vom Über-Individualismus zu Lasten der gesellschaftlichen Mitte und der selbstkasteienden Mea-Culpa-Ideologie der selbsternannten Progressiven.

Das macht sie attraktiv für jene, die von den 68ern und deren geistige Gängelung durch die Geister von Vorgestern lösen wollen. Es macht sie attraktiv für eine Generation, die in der postindustriellen Gesellschaft der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts geboren wurde – und für die das Ziel eines einigen Europas freier, nicht bürokratisch gegängelter Europäer nicht zur Disposition steht. Das unterscheidet beide nicht nur von den globalisierenden Anhängern der europäischen Selbstaufgabe, sondern auch von jenen, die sich aus dem Ancient Régime heraus an neuen alten Nationalismen orientieren.

Die Überwindung des marxistisch-kollektivisten Experiments

So stehen diese neuen Napoleoniden in gewisser Weise auch für eine Neo-Bürgerlichkeit, die das marxistisch-kollektivistische Experiment des 19. und 20. Jahrhunderts zu überwinden sucht. Denn tatsächlich geht es ihnen nur scheinbar um „Reformen“ des Bestehenden, welche sich bislang am Ende immer wieder als eine ständig neu aufgelegte Manifestation des Überholten erwiesen haben. Ihnen geht es darum, die Politik ihrer Länder ebenso wie die Europas auf neue, auf zukunftsfähige Beine zu stellen, in denen ihre Generation unbelastet die Werte und Ziele bestimmt.

Ob dieser Aufbruch einer neuen Mitte, der gegenwärtig von Macron zelebriert wird, und dem Kurz in Österreich bei entsprechender Unterstützung zu folgen geneigt sein könnte, am Ende tatsächlich eine Neubesinnung auf die Werte des christlich-aufgeklärten Europas bringt, muss derzeit dahingestellt bleiben. Zu wenig konturiert ist noch das, was tatsächlich am Ende des Weges stehen soll. Offen ist auch, ob die neuen Napoleoniden wie ihr Vorgänger am Ende zwar nachhaltige Neuerungen hinterlassen – und dennoch Gescheiterte sein werden. Denn wer in einem Alter zwischen 30 und 40 Jahren an die Spitze einer Gesellschaft gelangt, der könnte selbst den Mechanismen der Macht unterliegen und aus der Dynamik seines Starts eine weitere Schicht des alles erstickenden Mehltaus über die Gesellschaft legen – so wie es ihm die 68er vorgelebt haben.

Das Ergebnis ist offen

Wohin auch immer der Weg der neuen, unverbrauchten Politikergeneration führen mag – als fast schon revolutionärer Aufstand gegen „das Alte“ dokumentiert er den Willen einer wachsenden Zahl von Bürgern, sich nicht mehr dem Diktat der Nachkriegsgeneration unterwerfen zu wollen.

Blicken wir zurück auf die Geschichte, dann prägten radikale Umbrüche in Frankreich immer wieder die Entwicklungen auch in den europäischen Nachbarländern. Und so ist der Bruch, den die Franzosen derzeit mit ihrem Ancient Régime der Fünften Republik vollziehen, ein Menetekel für Deutschland.

Mag Merkel mangels Alternative im Herbst noch ein letztes Mal zum Kanzler gewählt werden – sobald in Deutschland ein Macron oder ein Kurz ihren Willen zur Macht bekunden, kann der Überdruss auch hier schnell sein Ventil in einer deutlichen Abkehr vom Etablierten finden. Zwar ist in Deutschland, das schon immer ein paar Jahre hinter den politischen Entwicklungen der Nachbarn hinterher hinkte, bislang weit und breit niemand aus der Macron-Kurz-Generation zu erkennen, der die Alten das Fürchten lehren könnte. Doch noch vor zwei Jahren hätte niemand einem Sebastian Kurz zugetraut, aus der altehrwürdigen ÖVP einen maßgeschneiderten Kurz-Wahlverein zu machen – und noch vor einem Jahr wäre jeder, der Macron als künftigen Präsidenten mit absoluter Parlamentsmacht vorausgesagt hätte, zum irregeleiteten Phantasten erklärt worden.

Offenbar aber ist in den Ländern Westeuropas die Zeit reif für die Überwindung des manifestierten Irrwegs der Altvorderen aus der 68er-Revolution. Sollte die Dynamik und der Wille anhalten, sich in eine andere, wenn auch ungewisse Zukunft zu begeben, dann wird er in absehbarer Zeit auch Deutschland und selbst das immer noch verzweifelt an seinem früheren Selbstverständnis festhaltende Großbritannien ergreifen.

Die Geschichte Napoleons hat uns gelehrt, dass sich am Ende gescheiterter Revolutionen scheinbar aus dem Nichts Personen finden, die neue Ordnungen schaffen. Die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts kann die neuen Napoleoniden gelehrt haben, diese Ordnung anders als Napoleon auf friedlichem Wege und gemeinsam zu erreichen. Insofern ist es bei allen Vorbehalten gegenüber dem, was daraus entstehen wird, nicht auszuschließen, dass wir derzeit in Europa eine Wiedergeburt der vom kleinbürgerlichen Proletariat vernichteten Werte und damit das Entstehen eines neuen europäischen Selbstbewusstseins erleben – getragen von einer Generation, die nicht länger bereit ist, sich mit dem perpetuierten Beharren in der Vergangenheit und ideologischen Denkverboten ihre Zukunft und den Stolz auf ihre Länder und ihre zivilisatorischen Traditionen zerstören zu lassen.

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55 Kommentare

  1. Daß und warum man Macron und Kurz nicht gleichsetzen kann, haben @Daniela Gmeiner, @Rapsack und andere schon ganz richtig beschrieben – die einzige Gemeinsamkeit ist ihr Nährboden, der Untergang des jeweiligen etablierten Parteiensystems.

    Macron ist mit seiner Retorten-„Bewegung“ in der Tat nicht authentisch, sondern Teil eines (linken bzw. liberalen) Eliten-Projekts – hätte Marine Le Pen die Präsidentenwahl gewonnen, wäre es einfach wieder eingestampft worden und Macron & En Marche wären nur noch Teil der französischen Politikgeschichte, unter „ferner liefen“.

    Daß es anders gekommen ist und gerade auch für Le Pen und ihren Front National (FN) ganz anders, liegt nicht nur daran, daß ein Sieg Le Pens bei der Präsidentenwahl vor allen nach den Umfragen der letzten Wochen zuvor ziemlich unwahrscheinlich war. Sondern auch, daß Le Pen

    1.) sich selbst auf der Zielgeraden im Weg war, vor allem beim von ihr verkorksten TV-Duell gegen Macron, wodurch sie einige Prozente an Wählern verlor (die zuvor prognostizierten 40% wären zwar auch zuwenig, aber immerhin ein Achtungserfolg gewesen) und

    2.) danach den FN perspektivisch entkernte, indem sie seine Umstrukturierung, mit Annäherung an die rechte Mitte („Allianz der Patrioten“), ankündigte (selbst der Name der Partei soll verschwinden).

    Das, und die „falsche“ Themenwahl (EU und Euro statt Islam und innere Sicherheit), stieß innerhalb des FN auf Kritik, vor allem bei deren Nr. 2, ihrer Nichte Marion Maréchal-Le Pen – die sich daraufhin paukenschlagartig ins Privatleben zurückzog, indem sie alle politischen Ämter niederlegte bzw. nicht verlängerte. Womit sie gerade ihre anhänglichen Parteigenossen und Wähler in der südlichen FN-Hochburg schockte und offensichtlich, siehe aktuelle Wahlergebnisse, in eine Art Apathie versetzte. Aber auch im Norden hat der FN massiv Wähler verloren, denn die bisherige FN-Achse & Arbeitsteilung – die Tante beackert den postindustriellen Norden, die Nichte als praktizierende Katholikin den bürgerlich-katholischen Süden – ist zerbrochen. Offenbar glauben die meisten potenziellen FN-Wähler nicht mehr an einen Erfolg der einzig verbliebenen Chefin.

    Und damit kommen wir zu einem weiteren Schwachpunkt des Artikels: der Niedergang des FN wird einfach mit den Niedergang der etablierten Parteien gleichgesetzt:

    „… des Wunsches nach Neuerung, der selbst vor dem Pfahl im Fleische der Etablierten, Marine Le Pen, nicht halt macht. Warum auch: Wie François Hollande und François Fillon, den letzten beiden Flaggschiffen des Ancien Régime, ist auch sie ein fester Bestandteil des Systems, welches nicht mehr gewollt wird.“

    Der Wunsch, neue Gesichter zu sehen, übrigens auch solche von Systemgegnern, mag da sein – aber Le Pen bzw. ihr FN als „fester Bestandteil des Systems“? Da hat sich der Autor offensichtlich vergaloppiert, da macht er es sich zu einfach mit seiner Analyse. Daß Le Pen-Sympathisanten Macron wählen (und umgekehrt), kann man praktisch aussschließen. Und der niedrigen, historisch niedrigsten Wahlbeteiligung schenkt er gar keine Beachtung. Aber das holen wir jetzt mal nach:

    Von 100 Wählern haben jetzt 13 FN gewählt (ca. 13 %) – aber eigentlich sollten es bei einer Wahlbeteiligung von 57,2 (2012) statt 48,7 % (2017) 118 Wähler sein, von denen beim sonst üblichen Potenzial von 25 bis 30 %, (sagen wir hier mal 26 %) 31 auf den FN entfallen.

    Das heißt: Minus 18 Wähler insgesamt = minus 18 FN-Wähler (!), also gibt es für Macrons „Erfolg“ (grosso modo) eine einfache Erklärung: mehr als die Hälfte der FN-Wähler sind zu Hause gelieben.

    Sonst sähe es jetzt so aus: En marche und FN jeweils bei etwa 30 bis 40 % der Sitze, keine absolute Mehrheit für Macron, dafür Le Pen als stärkste Oppositionsführerin.

    Letztendlich haben also die jüngsten dummen Sprüche & Aktionen der Möchtegern-Jeanne d‘Arc des FN den Elite-Zögling Macron in den Sattel geholfen – nicht irgendwelche Wechselwähler.

  2. Erinnert mich doch stark an 2008, als plötzlich aus dem Nichts der Messias Obama auftauchte, mit Sprüchen wie „Hope and change“ and „Yes we can“. Was daraus geworden ist wissen wir heute. Macron wird wie Heiland Obama gnadenlos die Interessen des Grosskapitals vertreten.

  3. Jugendwahn nun auch in der Politik? Bringt‘s was? Sind es nicht in Wirklichkeit die alten Säcke, die gerade das Publikum begeistern? Donald Trump. Melenchón in Frankreich, den bei der Präsidentschaftswahl mehr Menschen wählten als Macrons „Bewegung“ jetzt ihre Stimme gaben. Corbyn in UK. Sanders in den USA als der echte Gegenspieler zu Trump, kaum jünger als der. Auch Merkel ist nun in einem Alter, in dem 75 % der deutschen Arbeitnehmer in der Regel dezent oder ganz unverblümt für Jüngere aus dem Job gedrängt werden – aber sie ist und wird erneut Kanzlerin.

    Auch halte ich den Vergleich von Kurz und Macron für weit hergeholt. Kurz ist gemäßigter Nationalist, Macron dagegen Globalist (wenngleich er als Franzose natürlich niemals postnational sein wird wie ein Deutscher). Was beide aber sind: Karrieristen. Sie haben eine gute Spürnase für den Trend, which is your friend, frei nach Hoeneß. Sie stoßen in ein geistiges und intellektuelles Vakuum, das die angestammten Polit-Eliten des Kontinents in ihren Nationen geschaffen haben, und dafür reicht es vollkommen, daß sie nicht mehr die gestanzten Phrasen des Ancién Regime verwenden.
    Der Rest ist das, was wir in sie projizieren. Sie haben das gleiche Problem, an dem auch in Deutschland die Eliten laborieren: Sie wollen ein gescheitertes System systemisch, also aus der Innensicht, retten. Damit werden sie aber so wenig Erfolg haben wie ihn ein Kanzler Martin Schulz hätte: Vier Jahre das Kanzleramt unter dieser SPD, und alles wäre viel schlimmer als heute noch. Das antizipierend werden die Deutschen doch Merkel im kommenden September wieder seufzend zur Kanzlerin machen.
    Abschließend frage ich noch einmal anders: Glauben Sie, 656 hätte ein anderer Kaiser Rom vor dem Zusammenbruch retten können? Oder war es nicht Rom, seine heillos gewordene Dekadenz, seine Unfähigkeit, den Weg aus der Sklavengesellschaft zu finden, die zum Zusammenbruch geführt hat? Noch nicht einmal ein Wiedergänger Cesars oder Hadrians hätte Rom noch retten können. Fin de siecle. Und in diesem Zyklus stecken auch wir.

  4. Bonaparte beseitigte nicht das Ancien Regime, das war ja schon beseitigt, sehr geehrter Herr Spahn, sondern dessen Beseitiger und ihren politischen Scherbenhaufen. Er selbst stellte sich, von den Franzosen begeistert einmalig gewählt, in die königliche Tradition Frankreichs und sogar die kaiserliche Europas und etablierte eine eigene erbliche Dynastie durch Nepotismus und die von ihm erzwungene Heirat mit der blutjungen Prinzessin von Österreich, der Tochter des Kaisers, den er zur Niederlegung seiner Krone ebenfalls gezwungen hatte.

    Was war daran denn modern? Bürgerlich? Neue Ordnung? Bonaparte war nur ein Wegbereiter für Nebenwirkungen wie den Code Civil, die Landvermessung und andere Modernisierungen im Gefolge des französischen Teils der Aufklärung. Und genau deshalb wurden diese aufgenommen und hatten dann auch Bestand.

    Bonaparte hat nicht viel länger als Hitler gebraucht, um sein Land vor die Wand zu fahren. Ausgerechnet die alten Eliten Europas waren Frankreichs großes Glück in seiner üblen Lage danach. Es wurde umfassend geschont, damit die Restauration gelinge. Sie gelang auf Dauer nicht, aber die eigentliche Moderne brach sich erst ab 1914 Bahn. Und mit diesen Geistern hatte Bonaparte sicher auch nichts zu tun.

    Bonapartes Erbe sind nur die blutigen und opferreichen Siege eines hochbegabten Strategen und Taktikers, für Nichts und wieder Nichts, die der Triumpfbogen in Paris verewigt und zelebriert, nur der militärische Ruhm im Modus l’art pour l’art. Das Grab des Unbekannten Soldaten ausgerechnet dort im Boden ist deshalb so eine grobe Geschmacklosigkeit. Politisch ist Bonapartes Erbe gleich Null.

  5. Lieber Himmel, Frau Merkel ist also immer noch ein männlicher Kanzler und keine weibliche Kanzlerin, wir gendern negativ, heißa, und aus diesem französischen Bubi, diesem profillosen Bankenzögling, bastelt man also einen Napoléon. Ich glaube, ich lese gerade einen Comic.
    Das ist einfach das letzte Püppchen der alten Eliten, genauso wie Kurz. Haargel, ein bisschen Starker Mann mit weichen Birne, und schon naht Rettung. Macron ist nichts weiter als ein Barbie-Ken.
    Dass die Hälfte der Franzosen nicht mehr wählen geht, spricht für sich – man hat resigniert.
    Das ist ein Staatsbankrott – das!
    Und dass man noch vor kurzem nie geglaubt hätte, dass er gewählt wird – Pustekuchen! Er hat 2015 schon gewusst, dass er gewählt würde und war ja aufgeblasen genug, das in einem Interview mit der SZ kundzutun. Er sah dort auch den Wahlsieg Merkels voraus und dass er mit Mutti dann die „EU neu gründen“ wird. Na mal sehen, ob er recht hatte.

  6. Der Vergleich ist nicht abwegig. Napoleon plünderte Deutschland ja bis aufs Hemd aus. Gleiches hat wohl auch Macron vor, wobei er nicht einmal ein „Marengo“ braucht. A.M. wird ohne Kampf die Waffen strecken.

  7. Bitte, bitte, EU!!!! Europa muss nicht gerettet werden. Europa ist das, was es ist und wird noch weiter bestehen, auch wenn Deutschland längst den Bach hinunter gegangen ist. Die EU ist kaputt und NUR die EU!

    • Ist ja richtig. Nur die EU trifft es , nur die EU. Danke für den Hinweis. Trotzdem erlaube ich mir die Bemerkung, wenn Sie schon genau auf Definitionen achten, dass es auch Europa treffen kann. Man sehe sich nur mal das fragile Gebilde im ehemaligen Jugoslawien an. Ist doch auch ein Teil Europas, oder? Die Grenzen dort sind längst nicht so stabil wie wir dies uns wünschen. Auch an der Südflanke Europas ist nicht alles Friede Freude Eierkuchen. Mal sehen.

      • Richtig, ganz Europa ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen, trotzdem muss Europa nicht gerettet werden. Europa ist – sorry – ein Kontinent. Die Menschen in Europa müssen aufwachen, sich selbst retten oder untergehen.

  8. Und Ihr Namensvetter Jens Spahn könnte ein deutscher Sebastian Kurz werden. Wenn die Wähler das System Merkel leid sind, braucht die CDU einen Kopf, der nicht verbrannt ist. Spahn ist liberal ohne die Leidenschaft zur Selbstgeißelung und Aufgabe des typischen Linken und könnte Wähler aus vielen verschiedenen Milieus ansprechen.

  9. „… sobald in Deutschland ein Macron oder ein Kurz ihren Willen zur Macht
    bekunden, kann der Überdruss auch hier schnell sein Ventil in einer
    deutlichen Abkehr vom Etablierten finden.“ – Hr. Spahn

    Die „deutschen Schafe“ warten auf den neuen Leithammel. Das ist keine neue Leitkultur; keine rationale Vernunft; sondern eine Erlöservorstellung.
    Wohin soll der Erlöser die Herde führen? Wenn Sie die christliche Religion als Antwort miteinbeziehen, wird es ein Gottesstaat sein.

  10. Ich fürchte, das etablierte System ist schlauer als mancher denkt und hat sich gerade rechtzeitig einen schicken neuen Mantel namens Macron oder Kurz angezogen.
    Die Netzwerke der beiden vermeintlichen Newcomer vor allem im Industrie-und Wirtschaftsbereich sind viel zu gut, als dass echte Erneuerung zu erwarten wäre.
    Kurz‘ heroische Schließung der Balkanroute war mit Merkeldeutschland abgesprochen, wenn nicht sogar von dort geplant, ungeachtet der gespielten Empörung für das Publikum.
    Macron und Kurz stehen für alles mögliche, außer echter Erneuerung.

  11. Also ich verstehe nicht den Jubel über Macron, der seinen Landsleuten nicht mal eine eigene Kultur zubilligt. Er kann kein Retter sein. Er kommt aus der Bankenwelt und ist unter Hollande auch schon zu Gange gewesen und zwar mit wenig Erfolg. Aber es scheint ja so, als ob Erfolglosigkeit das Rezept zum Wahlsieg ist. Ich frage mich eher, woher er aus seinem 1-Mann-Betrieb plötzlich die ganzen Abgeordneten herbekommen hat. Und so viele haben ihn ja nun auch nicht gewählt, da nur jeder 2. überhaupt zur Wahl gegangen ist. So relativiert sich der Wahlsieg extra noch. Jugendlichkeit ist doch kein Wert an sich. Er wird höchstwahrscheinlich ein EU-Jünger sein und die Vergemeinschaftung auch der Schulden vorantreiben. Und keine Partei, keine Regierung hat es je interessiert, warum so wenig Menschen zur Wahl gehen. Gewählt ist gewählt! So gehen die Wahlsieger an die Sache. Ich sehe mit Macron keine neue Ordnung. Den Beweis müsste er erst antreten. Nicht mal seine Ansprachen verraten im Ansatz, was er wirklich will. Ob er das überhaupt weiß? Er wird der Erfüllungsgehilfe der Bankenwelt sein. Mit ihm wird es weiter bergab gehen und die EU noch mehr Probleme bekommen.

  12. Ich sehe das genauso-aber Europa wird daran zerbrechen-denn Deutschland ist nicht in der Lage,auf Dauer eine Schuldenunion zu finanzieren.Was ich wirklich schlimm finde:Warum ist die Bevölkerung so
    gleichgültig und geht nicht zur Wahl ,obwohl doch in Frankreich immense Probleme herrschen?Und diesen Auftragsbanker Macron mit einem historischen Riesen wie Napoleon in einen Vergleichsmodus zu stellen verleiht ihm den Anschein,als wäre er eine außergewöhnliche Persönlichkeit.Um bei Ihrem Vergleichsmodus zu bleiben Herr Spahn:Für mich ist Monsieur Macron eine Zwergnapoleonpuppe,hinter dem ein großer Puppenspieler der Finanzoligarchie steht und ihn das spielen läßt,was seine Chefs sich wünschen-eine weitere Sozialisierung der Bankenschulden.Der Crash wird kommen,denn Deutschland ist nicht in der Lage die finanziellen Probleme Frankreichs und der anderen Südländer zu lösen.Es kann noch ein paar Jahre dauern,aber es kann auch sehr schnell passieren-denn das jetzige Eurosystem ist auch durch eine Schuldenunion nicht zu retten.

    • Nein,EUROPA kann nicht zerbrechen! Europa kann nur wieder das werden (wenn es Glück hat), was es schon immer war: ein Kontinent mit Nationalstaaten, die Handel miteinander treiben. Die EU wird zerbrechen. Sie ist im Prinzip schon tot. Diese Begriffsschludrigkeiten sind wahrlich von Übel.

      • Ich hoffe Sie haben Recht.Aber wenn die momentane Entwicklung-wirtschaftlich,politisch und vor allem demographisch -so weitergeht,wird nicht nur die EU zerbrechen,sondern Europa.

      • Die Länder IN Europa. Stimmt. Es wird einen Domino-Effekt geben. Aber hoffen Sie, der Kontinent Europa kann nicht untergehen. Wie er zukünftig aussehen wird, das ist eine ganz andere Sache und von den Menschen der Länder IN Europa abhängig.

  13. Danke für diesen interssanten Artikel!
    Macron ist das Ergebnis der versagenden Altparteien, die stets nur Versprechungen geliefert haben, daß es morgen besser werden wird. Insofern ist die Wahl der Franzosen trotz der eher nüchternden Wahlbeteiligung nachvollziehbar.
    Allerdings wird Macron jetzt auch liefern müssen. Wird es es schaffen, seine „Revolution“ zu verwirklichen? Kann er sich mit den Gewerkschaften einigen? Und letztendlich stellt sich unweigerlich die Frage, wie er seine Revolution finanzieren möchte. Daher bin ich mal so kühn zu behaupten, daß sein nächster Weg zu Merkel führen wird, um über Eurobonds und europäische Vergemeinschaftung der Schulden zu sprechen.
    Und es sind genau diese EU-Pläne von Macron, die mich als deutsche Wählerin hier so empören. CDU, SPD und die anderen üblichen Verdächtigen machen sich fast nass vor Freude um den Wahlsieg Macrons, hauptsache es geht gegen die pösen Rächtspopuplisten, aber daß die Bürger hier die Party mal wieder zahlen sollen, wird (bewußt) ignoriert und ausgeblendet. Und die Medien ziehen natürlich mit und umjubeln den neuen Justin Bieber in Paris, ganz wichtig natürlich die Liebe zu seiner ehemaligen Lehrerin und jetzigen Ehefrau.

    Zum Schluss noch eine Anmerkung: Wäre es möglich, einen Artikel über das Programm der En Marche Bewegung zu veröffentlichen und kritisch zu diskutieren?

  14. Ich sehe Macron mit großer Skepsis. Von seiner Präsidentschaft sind für Deutschland keine positiven Effekte zu erwarten, wie übrigens bei jedem anderen französischen Präsidenten auch; denn in Frankreich gilt – im Gegensatz zu uns – die Nation zuerst. Nein, mein Misstrauen bei Macron beruht darauf, dass er sich als Siebzehnjähriger(!) an eine 24 Jahre ältere Frau gebunden hat und bei ihr geblieben ist. Es wundert mich daher, dass bis heute noch keiner dieser ganzen Küchenpsychologen zum Vorschein gekommen ist, dies zu analysieren. Bei Trump wurde genau das bis zum Exzess getan. Aber da kommt wieder der linke Zeitgeist zum Tragen, der diese Form der „Buntheit – junger Kerl und ältere Frau“ als erstrebenswert schönredet. Dass vermutlich etwas in dieser Beziehung nicht stimmen kann, sollte jedoch auf der Hand liegen – sie könnte seine Mutter sein! Und bei ihm kommt auch wieder ein Punkt zum Tragen, der uns allen Gedanken machen sollte – durch die Wahl seiner Partnerin hat er – zumindest solange er ausschließlich mit ihr zusammen ist – auf eigenen Nachwuchs verzichtet. Sein Interesse an der Zukunft, die über seine Lebensspanne hinausgeht, dürfte demnach bislang nicht besonders ausgeprägt sein, ebenso wie bei unserer Kanzlerin.

  15. Richtig, DE hinkt zwar immer hinter den politischen Entwicklungen der Nachbarn hinterher, nur in einem nicht, im Export von Waffen aller Art in fast alle Schurkenstaaten der Welt . Deutschlands Exportüberschüsse stammen zum größten Teil genau daher und helfen dadurch mit, dass die Kriege kein Ende nehmen. Diese scheinheilige Politik, nun Millionen Menschen aus diesen Regionen hier her zu locken, denn anders kann man es nicht nennen, ist inhuman und unerträglich. Dann fährt Merkel auch noch dahin und bietet lächerliche 300 Millionen an, macht mit Diktatoren der schäbigsten Art neue Deals ohne die Menschenrechte anzuprangern, während sie genau weiß, dass DE durch Waffenexporte mindestens 30 Milliarden verdient hat.

    Ich kann meine Verachtung für diese Politik überhaupt nicht in Worte fassen.

  16. Die Sehnsucht nach einem „starken Mann“ ist die Antwort auf das völlige Versagen der Alt-Parteien. Die Entwicklung hatten wir bereits im 20. Jahrhundert mit den bekannten fatalen Folgen. Diese Personen kommen nicht an die Macht weil sie so gut wären, sondern weil die Verzweiflung der Wähler über die etablierten Parteien so groß ist. Macron wurde von der internationalen Presse geradezu hysterisch hochgejubelt, weil…ja warum eigentlich? Wegen seines Lieber-Schwiegersohn-Aussehens und weil mit den Alt-Parteien buchstäblich kein Staat mehr zu machen war? Oder einfach weil er nicht LePen war? Ein konkretes, stichhaltiges Programm hatte er nicht vorgelegt. Vielleicht hat ja auch der alte Oswald Spengler Recht. Er sah den Cäsarismus wiederkehren, wenn die kulturelle Kraft erschöpft ist und es darum geht, wenigstens die zivilisatorischen Errungenschaften am Leben zu erhalten. Ist unsere Kultur am Ende? Ich vermag es nicht zu beurteilen. Es scheint aber so, dass zumindest die Repräsentanten unserer staatlichen, spirituellen und kulturellen Strukturen intellektuell und moralisch erschöpft sind.

  17. Was mich wundert ist, wie Macron scheinbar aus dem Nichts eine Partei / Bewegung aufgebaut hat. Während andere Neuparteien in Europa sehr lange Zeit benötigen, um die finanzielle und organisatorische Infrastruktur aufzubauen, scheint es hier Macron mühelos gelungen. Warum erinnert mich das Ganze so sehr an die Farbrevolutionenen…..

    • Richtig! Wer zieht dort die Fäden und hat die bezahlt ……..
      Mit nichts kann man ja aus dem Nichts so schnell nichts aufbauen.
      Macron gehört zum Establishment und ist ENA-Absolvent, wie alle anderen auch. Die kungeln das unter sich aus.
      Ich denke und hoffe, sein Waterloo kommt schneller als gedacht.

  18. Herr Spahn ich kann Ihre einschätzung nicht teilen. Und das was sie machen halte ich für gefährlich.

    Herrn Kurz und den Franzosen trennen Welten. Herr Kurz äußert klare nachvollziehbare Positionen, welche sich dann auch umsetzen lassen. Im Grunde ist er ein Antimerkel, der den Konflikt nicht scheut und sich nicht weichspühlen lässt.

    Herr Macron ist dagen der links weichgespühlte Finanzmann. Er erinnert mich sehr an die Bewohner des Prenzelbergs. Links reden, aber selbst anders leben. Er ist der Inbegriff einer Projektionsfläche. Das Linken lieben Ihn wegen dem Lebensgefühl das er verbreitet und die „rechten“ glauben an seine Wirtschaftskompetenz als gelernter Finanzmann. Aber gezeigt hat er noch nichts und was er bisher äußerte ist dürftig außer EU super und gerne noch mehr Geld aus Deutschland bei Einführung von EURO-Bonds.

    Der Unterschied ist Kurz hat ein klares Program und der Franzose wird genauso Teflon sein wie die wehrte Frau Merkel. Nein, wahrlich da sind keine Gemeinsamkeiten. Kurz mag Mitte sein, ich sehe ihn eher rechts, aber Macron ist links bis beliebig.Nix neue Mitte.

  19. Ich träume nicht. Ich sehe hier eine offensichtliche Orientierung an Kurz und eine Nähe zum Bürger, die für D neu ist.

    • Ich halte ihn für einen Leichtmatrosen und außerdem für einen typischen Partei-Karrieristen ohne jegliche politische Botschaft.
      Soviele Spritzen können Sie dem gar nicht geben. Jedenfalls nicht, ohne gegen das BTM Gesetz zu verstoßen.

      • Was halten Sie von Carsten Linnemann, CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung? Seine Vita scheint interessant und sympathisch ist er auch.

  20. Ich würde mir wünschen, dass Sie mit Ihrer Einschätzung Recht behalten. Doch genau das macht mich auch misstrauisch, da ich dahinter Wunschdenken vermute.
    Ja, es bräuchte wohl solcher Führungspersönlichkeiten, um die Karre aus dem Dreck zu ziehen. Ob ein Macron oder ein Kurz das sein kann? Da habe ich so meine Zweifel.

  21. Nein Herr Spahn, die Machtfülle verdankt er nicht den Wählern, sondern dem bizarren französischen Wahlrecht, was mit Demokratie ungefähr so viel zu tun hat wie eine Kuh mit dem Sonntag. Die meisten Parlamentarier werden farblose Apparatschiks sein, die niemand gewählt hat. Genau deshalb bleibt alles beim alten, also bei Streiks, Randale und brennenden Barrikaden aus alten Autoreifen. Zur Erinnerung, schon die Vorgänger vom Herrn Macron konnten außer Selbstbereicherung aus den o. g. Gründen mit zum Teil noch größerer Mehrheit nichts bewegen. Nein, dieses mal ist nicht alles anders, auch nicht weil zahlreiche schmierige Pressevertreter es uns weismachen wollen.

  22. Die Zeitenwenden der Gegenwart werden m.E. durch die folgenden 3.Zahlen beschrieben:

    09.11.1989
    Mauerfall – Zusammenbruch des Warschauer Paktes und der Sowjetunion

    11.09.2001
    Kampf gegen den Terror – Stärkung des asymmetrischen Krieges umd des Islamismus

    04.09.2015
    Aufgabe der Souveränität Deutschlands und Europas durch Akzeptanz einer unkontrollierten und unbegrenzten Migration

    Meines Erachtens hat der 04.09.2015 die weitreichendsten Folgen:

    1. Europa wurde wiederum gespalten, insbesondere wieder in Ost und West
    2. Deutschland wurde in 2 Lager gespalten
    3. Der knappe Brexit und der knappe Wahlsieg Trumps, wäre ohne die Angst vor der ungezügelten Migration unmöglich gewesen.
    4. Terrorismus und massiv gestiegene Migrationskriminalität gehören nun zum Alltag.

    Zudem stehen wir erst am Anfang.
    – Die Büchse der Pandora wurde in naiver und unverantwortlicher Weise geöffnet.
    – Die Bevölkerungsexplosion in der 3. Welt klingt nicht ab, nur weil wir ein paar hunderttausend junge Männer bei uns „integrieren“
    – Diejenigen Migranten die es geschafft haben, agieren per Smartphone als Multiplikatoren für einen weiteren pull-Effekt.
    – Rückführungen sind so gut wie unmöglich
    – An eine Integration der „Geduldeten“ glauben mittlerweile wohl nicht einmal mehr die Allernaivsten

    Alles wird momentan noch durch die (angeblich) gesunde Wirtschaft kaschiert.
    Schon geringe zusätzliche Probleme (Zahlungsunfähigkeit Griechenlands, Erneute Bankenkrise, Börsencrash, Zinserhöhungen in Anbetracht der Staatsschulden, Erhöhung des Ölpreises, ……) werden dieses Kartenhaus zum Einsturz bringen.

    Trotzdem ist Sebastian Kurz mit seinen 30 Jahren für mich ein echter Hoffnungsträger.
    Für mich ist er ein Leuchtturm des Pragmatismus im Umfeld all der marxistisch–pazifistisch-christlichen-68er Ideologen, die uns diese Misere eingebrockt haben.

    • P.S.:
      Anmerkung zu:
      marxistisch-pazifistisch-christlich-68er Ideologen“

      Es müssen nicht alle 4 Positionen gleichzeitig vertreten sein:

      – Katrin Göring-Eckardt ist wohl marxistisch-christlch geprägte Pazifistin
      – Claudia Roth ist eine 68er marxistische Pazifistin
      – Angela Merkel ist wohl Christin, Teil-Marxistin und Teil-Pazifistin
      – Margot Kässmann ist eine christliche Pazifistin
      -…..

      Leider muss ich feststellen, dass diese Kombination unter den Frauen weiter verbreitet ist.

      Und um hier nicht missverstanden zu werden.
      Ich kritisiere hier keinesfalls das Christentum als Religion oder gar als positiven Gegenpol zum radikalen Islam.

      • Da loben wir uns jene Schmidts, Adenauers, Stoibers u. Straußns, die Christentum richtig verstanden bzw. es vor allem in erfolgreiches, politisches Handeln umzusetzen vermochten. Der gläubige Christ, Markus Söder, könnte sich hier hoffentlich(!!) bald einreihen!

      • Da stimme ich in vollem Umfang zu.

      • Bingo !

      • Worauf gründen Sie Ihre Einschätzung, dass Söder nicht auch den „Drehhofer“ gibt, wenn er Bayern regiert? Meines Erachtens ist von der CSU rein gar nichts zu erwarten, angepasste Merkel-Steigbügelhalter sind das, die gerne rechts-bajuwarisch-jovial blinken, um dann gemeinsam mit der Kanzlerin links abzubiegen.
        Deutschland hat eine viel bessere Alternative, doch weigern sich allzu viele, die zu Recht mit dem „System Merkel“ unzufrieden sind, diese als solche überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Da haben die Merkel-Medien offensichtlich ganze Arbeit geleistet.

      • Söder outete sich bereits mehrmals als „Stoiberianer“ u. ging bei selbigem ja quasi in die Lehre. Merkel hat Glück, dass Stoiber nicht mehr MP ist, denn er wäre ihr wohl wg. ihrer Grenzpolitik schon 2015 mit dem Allerwertesten ins Gesicht gesprungen. Ansonsten ist es, wie gesagt, eher (die letzte) Hoffnung, auf die da meine Einschätzung bezügl. Söder gründet..-)

    • Mit Kurz wäre ich noch etwas vorsichtig. Man wird sehen, ob er immer noch so kernig und am gesunden Menschenverstand orientiert auftritt, wenn er Bundeskanzler ist. Nicht wenige mit Macht und Einfluss aus Österreichs Establishment versuchen, durch ihn Strache zu verhindern. Man darf gespannt sein, ob er sich instrumentalisieren lässt.

      Ich sehe in good old Austria wie bei uns das Problem, dass viele „rechts“ denken und leben, aber panische Angst davor haben, auch mal konsequent „rechts“ zu wählen. Für mich ist das eine Art politische Schizophrenie, immer irgendein Plagiat und nicht das Original zu bevorzugen. Ein Umstand übrigens, dem bei uns der Polit-Zombie FDP seine merkwürdige Renaissance verdankt. Die Enttäuschung ist vorprogrammiert.

      Für mich als rechtskonservativen Intellektuellen – so meine Selbstdefinition – ist es sonnenklar, dass ich nur die Originale will und wähle.

      • Na, da kann ich Ihnen nur in allen Punkten zustimmen.
        Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es sehr viele, die Merkels Politik verachten, aber es als tragbaren Kompromiss ansehen, weiter die CSU zu wählen.
        Auf Landesebene ist das ja völlig o.k.
        Aber auf Bundesebene ist der Schaden trotzdem größer als der Nutzen, den eine starke CSU innerhalb der Union zweifelsfrei hätte.

      • Noch hat Söder nicht verloren !

  23. Lieber Herr Spahn,
    Ihrem Vergleich zwischen Macron und Sebastian Kurz kann ich nicht zustimmen.
    Macron`s Bewegung ist eine von der EU und dem Finanzestablishment
    geschaffene Kunstfigur, der Deutschland unter Merkel noch sehr viel Geld kosten
    wird. Ich denke da nur an Eurobonds und die Migrationspolitik.
    Denn wer sollte seinen aufwendigen Wahlkampf finanziert haben?

    Sebastian Kurz ist m.E. im Vergleich zu Macron ein Realpolitiker mit sehr guten
    Beziehungen nach Osteuropa.
    Sein neuer Vorschlag, nach der Balkanroute, jetzt auch die Mittelmeerroute zu
    schließen, ist human und würde die Schlepperaktivitäten austrocknen.
    Er steht somit gegen das Establishment und die UN/EU/Sorospläne, die Macron
    mit Merkel und Co. unbedingt erfüllen wollen.
    Dies zeigt auch der Merkelsche Afrikaplan.

    Macron spaltet nicht nur Frankreich, sondern auch Europa.

    • Ja, Kurz und Macron sind sehr unterschiedlich.

      Kurz hat Rückgrat.
      Er tritt der verantwortungslosen Politik von Merkel und ihrer All-Parteien-Koalition CDUSPDCSUGrüneLinke entgegen (siehe Schließung der „Balkan-Route“ und angestrebte Schließung der „Mittelmeer-Route“).

      Macron ist ein Vertreter des etablierten französischen Herrschaftssystems.
      Da wird sich nicht viel ändern.

      Aber ich lasse mich von Macron auch gerne überraschen.

    • Macron ist für mich eine schwarze Box. Keine Ahnung, was uns da erwartet. Aber man sollte ihm eine Chance geben.

    • Kurz und Macron – ähnlicher als man denkt?

      Neuer Beweis: „Liste Kurz“ von langer Hand geplant.
      Steht hinter Kurz der Finanzadel, will er die Österreichische Volkspartei „sterben“ lassen? (info-direkt)

  24. „Zwar ist in Deutschland, das schon immer ein paar Jahre hinter den politischen Entwicklungen der Nachbarn hinterher hinkte, bislang weit und breit niemand aus der Macron-Kurz-Generation zu erkennen, der die Alten das Fürchten lehren könnte.“
    Was halten Sie von Jens Spahn? Ohne Zweifel fehlt hier noch die nötige Motivationsspritze, um sich völlig vom Rockzipfel der „Mutti“ zu lösen. Aber die ersten Weichen sehe ich hier gestellt. Wer weiß…wenn Kurz nach vorn stürmt, dann könnte dies ja u. U. die notwendige „Spritze“ darstellen. Spahn scheint Kurz gut auf dem Radar zu haben…

  25. Wenn dieser Artikel, in Spahnscher Manier, viele wenns und vielleichts enthält, stimme ich ihm grundsätzlich zu. Wie zwei alte Vetteln werden CDU und SPD immer dickere Schichten Schminke auf ihre aufgedunsenen und verwelkten Fretzen auftragen, ihr Weg in die Bedeutungsarmut ist dennoch nicht auszuhalten. Bedauerlicherweise ist in Deutschland kein Napoleonid in Sicht. Lindner könnte sich aufträngen, aber der möchte doch zumindest aktuell noch nicht wirklich aus der Nachkriegsparteienordnung ausscheren.

    • 14.Juli 1789 -Es war Mitten im Sommer, Französischer Nationalfeiertag. Die Revolution frisst immer ihre Kinder. In Deutschland 1989.- Das Kommunistische System ist kollabiert.- Und dann auch 2019 der wilde globalisierte Finanzkapitalismus?- Der Nationale Staatskapitalismus a la China wird dominieren. Regionalisierung statt Globalisierung als Gegenbewegung. Macron der Kennedy Frankreichs als Hoffnungsträger, der letztlich systemisch eingebunden ist – und scheitern wird. Die EU als expandierendes künstliches Gebilde wird an seinen inneren und äußeren Widersprüchen zerbrechen und in kleinere, anpassungsfähige stabile Systeme zerfallen und sich neu formieren müssen, zur Abwehr des äußeren Migrationsdruckes, 30 Millionen pro Jahr, 300 Millionen in 10 Jahren. Unsere Kinder und Enkel werden nicht nur böse Bilder ertragen müssen, sondern auch die Folgen dieser desaströsen Politik fühlen.
      KURZ hängt auch nur am Gängelband von Merkel – er soll die RECHTEN STIMMEN (welch eine Metapher) absaugen zum Machterhalt der etablierten Parteien, und um die Drecksarbeit am Brenner verrichten, damit MERKEL ihr freundliches Gesicht zeigen kann- als Retter EUROPA s und der ganzen Welt, bis zur Selbstaufgabe aller Ressourcen dieses Landes, seiner Kultur und des sozialen Zusammenhaltes.

  26. Ich bin mir nicht so sicher, ob es den Wählern in Frankreich, in den USA oder vielleicht bald in Österreich wirklich um die Überwindung von Ideologie geht. Vielleicht auch, aber sicherlich nicht vor allem.
    In erster Linie geht es in unseren europäischen Nachbarstaaten (Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland usw.) offenbar darum, Eliten abzuwählen, die aus Sicht breiter Kreise der Bevölkerung wirtschaftspolitisch desaströs versagt haben. Darin dürfte auch ein wesentlicher Unterschied zu Deutschland liegen: In Deutschland sieht die Wirtschaftslage oberflächlich betrachtet sehr gut aus. Dass das letztlich nur eine Chimäre ist, scheint kaum jemanden zu stören. Denn der wirtschaftliche Erfolg wird erzielt durch Substanzverzehr, er wird erwirtschaftet von älteren Arbeitnehmern die in 10-15 Jahren in nicht unerheblichem Maße in Rente gehen und finanziert von hunderten Milliarden Euro Zentralbankgeld, die der deutschen Wirtschaft im Süden Europas künstliche Absatzmärkte eröffnen.
    Nur: Die durch die Exportüberschüsse erzielten Forderungstitel werden mit Sicherheit in nicht unerheblichem Maße uneinbringlich werden, die Rentenlasten werden steigen und die deutsche Migrationspolitik, bei der maximal viele Versorgungsmigranten aufgenommen werden (ein Status, der sich in der Vergangenheit leider allzu oft perpetuiert hat), gibt leider wenig Anlass zu guter Hoffnung.
    Eines ist demnach sicher: Es wird auch in Deutschland wieder Rezessionen und Wirtschaftskrisen geben, so wie sie immer in der Marktwirtschaft unvermeidlich immer wieder auftreten. Das wird mit den strukturellen Problemen, die ich oben benannt habe, zusammen treffen – und in der Bevölkerung für sehr viel Verdruss sorgen. Einen Verdruss, den man durch die tägliche Propagandabeschallung der MSM kaum wird besänftigen können.

    Spätestens dann, wenn das passiert, wird es auch in Deutschland ähnliche erdrutschartige politische Umwälzungen geben, aus denen SPD und Union sicherlich nicht unbeschadet hervorgehen werden.

    Ein abschließendes Wort zum Phänomen Macron: Ich finde es hocherstaunlich, dass Union, SPD und FDP alle gemeinsam meinen, er sei einer von ihnen. Dabei fragt sich, welche Hoffnung die Franzosen an seine Präsidentschaft knüpfen, denn eines kann mit mathematischer Gewissheit gesagt werden: Die französische Wirtschaftskrise wurzelt maßgeblich darin, dass die französischen Lohnstückkosten etwa 30 % über den Deutschen Lohnstückkosten liegen – und die Franzosen haben keine Möglichkeit der Währungsabwertung. Dieses Kernübel der französischen Wirtschaft lässt sich nur auf fünf Arten beheben:

    1. Frankreich wird 30% günstiger. Das bedeutet massive Lohn- und Rentenkürzungen sowie Abbau von Arbeitnehmerrehten. Wenn man sich aber überlegt, welche Entrüstungsstürme schon vorsichtige Reformbemühungen der Herren Hollande und Sarkozy provoziert haben, fehlt mir dafür bislang die Phantasie.
    2. Deutschland wird 30% teurer. Dass Arbeitnehmer, Rentner und Beamte jetzt flächendeckend 30% mehr bekommen sollen, kann man sich auch kaum vorstellen. Das werden weder die Arbeitgeberverbände noch die Gewerkschaften aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit und auch nicht die Politiker wegen des Staatshaushalts wollen.
    3. Deutschland und Frankreich bewegen sich aufeinander zu, indem beide ihr Lohnniveau verändern – das ist dann aber trotzdem jeweils ein weiter Weg.
    4. Transferunion: Der Deutsche zahlt, der Franzose gibts aus. Der wohl wahrscheinlichste Weg. Dann stellt sich nur die Frage, wer irgendwann einmal für uns zahlt. Wird der Weg eingeschlagen, ist Macron aber sicherlich kein Hoffnungsträger für Deutschland.
    5. Frankreich tritt aus dem Euro aus. Das wird aber keiner wollen, u.a. auch, weil dann das Eurorettungskartenhaus der Nordeuropäer mit einem lauten Kawumm in sich zusammenfällt.

    Also wie gesagt, was nun geschehen wird, ist auf jeden Fall sehr spannend. Vielleicht ist Macron aber auch ein Zauberer und Genie und zaubert die Lösung Nr. 6 aus dem Hut: Er macht das Unmögliche möglich.

    • Seit Februar 2000, also bereits 17 Jahre lang, gilt in Frankreich – mit wenigen Ausnahmen – die 35-Stunden-Woche, für die sich federführend die damalige linke Arbeitsministerin Martine Aubry stark gemacht hatte und die sie trotz erheblicher Widerstände letzten Endes auch durchgesetzt hat.
      Aubry, für die dieser Schritt „unausweichlich“ war, sagte damals: „Das ist kein Gesetz gegen die Unternehmen. Es wird ihnen möglich machen, besser zu funktionieren. Und wenn sie besser funktionieren und wettbewerbsfähiger sind, dann bedeutet das mehr Wohlstand, mehr Beschäftigung und wir werden uns alle darüber freuen.“

      Dass danach das genaue Gegenteil eingetreten ist, bekümmert sie heute sehr wahrscheinlich nur wenig, aber Frankreich ächzt seit Jahren unter ihrer Maßnahme, und Nicolas Sarkozy stellte in seiner Amtszeit als Präsident fest, dass die 35-Stunden-Woche Frankreich in die Katastrophe geführt habe. Es gelang ihm jedoch trotz dieser Erkenntnis nicht, eine wirkliche Reform durchzusetzen.

      Das erinnert alles sehr daran, was im September 2015 in Deutschland seinen Lauf nahm. Da hatte unsere links-religiöse Kanzlerin auch eine einsame Entscheidung getroffen, die zwar nicht „unausweichlich“, dafür aber „alternativlos“ war. Und auch in Deutschland gab es von Anfang an genügend Gegenstimmen, wenn auch – zugegebenermaßen – nicht in der Regierung, im Parlament, in der Industrie, in gesellschaftlichen Organisationen, in Kirchen, den MSM oder sonstigen Institutionen mit Einfluss.

      Um diese Uneinsichtigen zu beruhigen, äußerte die Kanzlerin – ganz im Stile Aubry’s – seherisch: „Insgesamt wünsche ich mir, dass die Menschen in ein paar Jahren sagen können, das haben die damals gut gemacht – und wir haben das schaffen können.“

      Wie es jedoch aussieht, werden „die Menschen“ wohl noch länger auf die Segnungen der Merkelschen Entscheidung warten müssen, als die französische Wirtschaft auf die Vorteile der 35-Stunden-Woche.
      Und wie Macron schon im Wahlkampf angekündigt hat, wird er dieses europaweit einmaliges Experiment keinesfalls beenden und auch am Renteneintrittsalter von 60 Jahren soll unter seiner Präsidentschaft nicht gerüttelt werden.

      Da ist es natürlich mehr als verständlich, dass unsere Hüter sozialer Gerechtigkeit von der SPD (Scharia Populismus Demagogie) noch in der Wahlnacht mit Pathos und Emphase unmissverständlich klarstellen, dass die Wahl Macrons auch ein Auftrag für die Deutschen sei. Klarer Fall: Wir werden Frankreich, das jahrelang über seine Verhältnisse gelebt hat, und nach Griechenland und Italien der nächste Problemfall ist, jetzt retten.
      Und um nicht ungerecht zu sein, könnten die Pappnasen von der SPD das Renteneintrittsalter in Deutschland zur Rettung Frankreichs ja schrittweise auf 70 Jahre hochschrauben, dafür aber beispielsweise die Wochenarbeitszeit sofort auf 45 Stunden erhöhen. Denn sie sind ja aufrichtige Europäer und keine verstockten Nationalisten, die „Deutschland zuerst“ schreien. Das überlassen sie schön solchen Populisten wie Trump mit seinem „America first“ und natürlich Gabriels Freund Macron, der nach seinem Sieg gar nicht innehalten konnte, immer wieder „Vive la France“ zu wiederholen. Ups, ob das dem Gabriel gar nicht aufgefallen ist? Doooch, aber Macron – ein wahrer Freund – hat garantiert versprochen, in spätestens 17 Jahren Deutschland zu retten, wenn dann hier alles ‚Land unter‘ sein wird. Und das war ein Angebot, das der dicke Siggi nicht ablehnen konnte.

      Dann werden „die Menschen“ auch endlich sagen können: „Das haben die damals gut gemacht – und wir haben das schaffen können.“
      Da behaupte noch mal irgendjemand, die neue Führerin der westlichen Welt hätte keinen Plan.

  27. Danke für diesen Artikel. Kann es nicht einfach so sein, dass die Wähler die ihnen von den Staatsparteien vorgesetzten alternativlos bestimmten Kandidaten nicht haben wollen? Wenn Spitzenkandidaten ohne Gegenkandidat, also ohne Auswahl aufgestellt werden hat das mit Demokratie doch nur noch den Anscheinsanstand gemein – ist also eine Farce. Wie kamen denn die Kanzlerkandidaten Merkel und Schulz zu diesem Status? Und die alten Berufspolitiker tun ausser den dauernden Wahlkampf zu betreiben nichts. Das Schielen auf Umfragewerte auch bei normalen Staatshandeln bestimmt doch deren Handeln und gerade nicht Zahlen, Daten Fakten von dem was für das Gemeinwesen gut wäre. Der Wähler erkennt das und wird auch in Deutschland einen Kandidaten wählen der wieder politisch handeln will.

  28. Ein Macron oder ein Kurz für Deutschland? Scheint in naher Zukunft eher ein Traum als Wirklichkeit zu sein. Aber manchmal werden auch Träume wahr. Es darf also geträumt und gehofft werden.

    • Stimme Ihnen zu, dass es das in DE in naher Zukunft nicht geben wird. Hier wird geschwiegen oder es wird 12 Minuten lang geklatscht für jeden Mist und Stolz auf die eigene Nation ist verpönt und gaaanz gaaaanz rechts. Träumen und Hoffen genügt aber leider nicht, um hier etwas zu verändern. Es ist wohl wie immer, der Michel muss erst ganz tief in der Schei….. sitzen, bevor er wach wird.

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