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Naturschutz, der die Natur ruiniert

Insektensterben: Die Medien gehen in jede grüne Falle

25.10.2017

| Lesedauer: 9 Minuten
Die Ergebnisse von Hobbyforschern aus zwei Messpunkten in einem Krefelder Naturschutzgebiet zu einem deutschlandweiten Massensterben der Insekten aufzublasen, ist unseriös bis skandalös.

Das ist Drama pur. Gefunden wurde ein weiterer Baustein zum Untergang der Menschheit, noch mehr: zum Untergang der Erde. Denn daran werkelt der Mensch ja unaufhörlich, zumindest in Deutschland. Jetzt hat er es geschafft, die Insekten zu vertreiben. Die artenreichste Klasse der Tiere – einfach weg. Zwar sind eine Million unterschiedlicher Arten bisher entdeckt worden. Vor allem in den tropischen Regenwäldern schwirren noch viele Millionen unentdeckter Arten herum. Doch hier in Deutschland beherrscht Insektentod die Schlagzeilen: »Schwindet unsere Insektenvielfalt – und die Zahl der Tiere? Diese Frage kann nur mit ja beantwortet werden«, liest man, wobei der Autor immerhin zugesteht: »Schuld daran sind aber nicht nur die Landwirte.«

»Insektensterben – und keiner will es gewesen sein.“ So eine andere Überschrift. Weitere sind in der Wortwahl nicht sehr zimperlich: »Neue Studie zum Insektensterben: Ökologisches Armageddon…«.

Die armen todgeweihten Insekten blieben sogar nicht vor B. Hendricks verschont: Die frühere Bundesumweltministerin wollte sich auch noch auf das Umweltdramaross schwingen und verkündete die Zahl von 80 Prozent in Deutschland verschwundener Insekten. Mit natürlich verheerenden Folgen für unser Ökosystem.

Der biologisch Kenntnisbefreite kramt immerhin noch ein paar Restwissensbrocken hervor und weiß: keine Insekten, keine Blumen, kein Getreide, kein Brot, kein Bier. Umweltkatastrophe pur. Ihm zum Trost: Es gibt auch noch eine Windbestäubung.

Niemand weiß zwar, wie viele Arten auf unserer Erde existieren. Aber für Alarmisten ist klar: Es werden immer weniger. Nichtsdestotrotz werden fast jeden Tag neue Arten entdeckt. Nur Deutschland mögen Insekten offenbar nicht mehr.

Nun haben Insekten kein Nummernschild wie ein Auto, fliegen chaotisch hin und her und entziehen sich gemeinerweise dem Gezähltwerden. Es ist schwierig, sie zu zählen und zu registrieren. Einigermaßen aussagekräftige Bestandsaufnahmen, wie viele Insekten es gibt, sind kompliziert und funktionieren über indirekte Methoden, die für die Insekten eher weniger schön sind.

UNENTSCHIEDENER POLIT-PROZESS
Glyphosat
Die Mitglieder des Entomologischen Vereins in Krefeld stellten zwischen 1989 und 2013 sogenannte Malaise-Insektensammelfallen auf. Die Insekten fliegen in eine Art kleines Zelt und landen in einer Fangflasche mit hochprozentigem Alkohol. Die Mitglieder leeren die Flaschen wöchentlich und wiegen die toten Insekten. Ihre Ergebnisse: Die Menge fliegender Insekten ist seit 1989 um bis zu 80 % zurückgegangen. 1989 wogen sie 1.400 g tote Insektenmasse, im Jahre 2013 nur noch 280 g. Also deutlich weniger Insekten.

Sie untersuchen seit 1905 das Gebiet zwischen Kleve an der holländischen Grenze bis Koblenz. Sie gehen bei der Auswertung der Daten sehr genau und wissenschaftlich korrekt vor. Sie sind keineswegs Hobbyforscher, als die sie der zwangsfinanzierte WDR-Mann Ranga Yogeshwar einst bezeichnete.

Die Mitglieder des Krefelder Vereines, auf dessen Zahlen die jüngste Panikwelle zurückgeht, betonen jedoch ausdrücklich, dass es sich um punktuelle Messungen handelt. Die Ergebnisse gelten nur für jene Stellen, an denen die Fallen standen und auch nur für den Meßzeitraum. Darüber, wie sich die Insektenpopulationen vorher und nachher entwickelten, können sie nichts aussagen, ebensowenig, wie es woanders im Land aussieht.

Antwort des verantwortlichen Biologen Dr. Martin Sorg vom Krefelder Verein auf die Frage, ob sich diese punktuellen Messungen auf Deutschland übertragen ließen: „Nein, natürlich nicht.“

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Das, was in den Medien zu lesen war, stimmt also nicht. Die Krefelder Messungen lassen genau die Aussage nicht zu, dass in ganz Deutschland die Insekten um 80 Prozent zurückgegangen sind. Dafür fehlen zuverlässige Langzeitstudien. Solche genauen Untersuchungen, wie sie der Krefelder Verein macht, gibt es erstaunlicherweise sonst nicht. Wolfgang Wägele vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn gegenüber dem Sender n-tv: »Ein 30 Jahre währendes Projekt – das kann sich einfach keine Universität finanziell erlauben.«

Fallen nur in Naturschutzgebieten

Der Kommunikationsexperte Hasso Mansfeld hat sich ausführlich mit der Berichterstattung über die Krefelder Ergebnisse beschäftigt und sich gegen die Generalisierung der Aussagen ausgesprochen: »Nein, die Zahl, auf die sich seit 2013 alle Experten stützen, stammt von genau zwei Standorten im Krefelder Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch.«

»Die Ergebnisse von Hobbyforschern aus zwei Messpunkten in einem Krefelder Naturschutzgebiet zu einem deutschlandweiten Massensterben der Insekten aufzublasen, ist dagegen unseriös bis skandalös. Das schadet nicht nur der Sache, sondern vor allem der Glaubwürdigkeit aller Beteiligten.

Er fragt zu Recht: Bleibt die entscheidende Frage: Wo ist eigentlich die Studie, die diese magische Zahl liefert? Können NABU, die Grünen oder Frau Hendricks wissenschaftlich belegen, dass die genannten Zahlen stimmen?

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Es gibt seit längerem Hinweise darauf, dass Insektenpopulationen verschwinden. Über Ursachen weiß man aber nichts. Schwankungen sind zwar die Regel, aber es scheint einen größeren Schwund an Insekten zu geben. Sehr bekannt sind nur die Marienkäfer, die in unregelmäßigen Abständen besonders zahlreich auftreten. In manchen Jahren entwickelt sich eine Insektenpopulation besonders stark, andere dagegen eher weniger. Kaum vorstellbar heute, dass es vor 20, 25 Jahren am Oberrhein so gewaltige Massenvermehrung von Schwammspinnern gab, vor der sogar die Menschen flüchteten. Dabei stand oder steht diese Art in einigen Ländern auf der Roten Liste der bedrohten Arten.

So breitet sich in Süddeutschland gerade der gefährliche Eichenprozessionsspinner massiv aus. Viele Hecken in Deutschland werden gegenwärtig vom gefräßigen Buchsbaumzünsler zu Kleinholz gemacht. Dieses gefräßige Insekt wurde über Pflanzenimporte nach Europa eingeschleppt und breitet sich rasant entlang des Rheines nach Norden aus. Ihm schmeckt besonders der Buchsbaum; der wird in Gärten gerne und reichlich angepflanzt, gut gedeckter Tisch für das Insekt. Feinde hat das schädliche Insekt nicht. Im Sommer habe ich fasziniert einer hungrigen Kohlmeise zugesehen, wie sie einen fetten Buchsbaumzünsler als wohlfeile Speise verschlingen wollte, ihn dann aber wieder auswürgte. Zu bitter. Gut für das Insekt. Ob das auch in die Insektenfallen gerät und Statistik des Insektensterbens gerade rückt?

Beliebtes Reizwort, dass Sachkenntnis suggerieren soll, ist Monokultur. Die und natürlich die Landwirte, die seien dran schuld. Allerdings geben immer mehr Landwirte ihre Betriebe auf, die landwirtschaftlichen Flächen verwildern häufig.

Es fällt auf, dass die Krefelder ihre Fallen nur in ausgewiesenen Naturschutzgebieten aufstellen, nicht aber in anderen Gebieten. Offen bleibt, welche Rolle das spielt, möglicherweise sogar eine Entscheidende.

Es wurden in den vergangenen Jahren viele Naturschutzgebiete ausgewiesen. Aktivisten der vielen Naturschutzverbände gefallen sich darin, für möglichst viele solcher Gebiete zu sorgen. Dafür ist immer irgendwo Geld zu aufzutreiben. Das passt auch Politikern, die mit Feiern, Reden, Brezeln und Bier solche Gebiete einweihen und stolz berichten können, wieviel sie für den Naturschutz getan haben. Die Aktivisten in den Naturschutzverbänden haben etwas zu tun.

Ob solche Gebiete sinnvoll sind oder eher nicht, ist die große Frage. Auf immerhin fast vier Prozent der Fläche Deutschlands ist die Natur »geschützt«. Aber dennoch verschwinden viele Arten. All der teure Umwelt- und Naturschutz vermögen es offenbar nicht, Insektenschwund aufzuhalten. Sogar nicht in ihren ausgewiesenen Gebieten, wie die Krefelder Ergebnisse zeigen.

Teure Renaturierungsmaßnahmen von etwa Steinbrüchen oder Abbruchkanten verhelfen zwar vielen Umweltbeauftragten zu auskömmlichen Lohn- und Brotverhältnissen. Immer mehr die Frage ist, ob diese Arbeiten der Erhaltung von Arten dienlich ist.

Kunz »Schützen wir die falschen Biotope?«

Es lohnt immer wieder, Werner Kunz zuzuhören. Er fragt: »Schützen wir die falschen Biotope?« Und: »Wird uns etwas Falsches weisgemacht?« Werner Kunz ist emeritierter Zoologieprofessor. Er findet zum Beispiel im Tagebau Garzweiler bei Köln viele seltene Arten. Der sieht alles andere aus als ein Naturschutzgebiet, wie wir uns das vorstellen. »Die Arten«, so sagt jedoch Kunz, »kümmern sich wenig um die Idealbilder, die der Mensch von Natur und Umwelt hat.« Das Sterben vieler Arten könne nicht durch die Erhaltung unberührter Natur verhindert werden.

THEOLOGIE VON DER „öKOLOGISCHE SüNDE“
Das Prinzip Waldsterben
Durch »Renaturierung« entstehe eine »sanfte« Kulturlandschaft. Die gefalle zwar dem Auge des Städters, beherberge aber deutlich weniger Arten als die technisch verursachte Landschaftsform. Vielen Arten werde der Lebensraum durch Aufforstung enzogen. So weist er daraufhin, dass Hochwasser und Überschwemmungen in früheren Jahrhunderten Steilwände in das Land geschnitten haben, die für Vogelarten und Insekten einmalige Biotope darstellen. Ohne Naturkatastrophen also keine neuen Lebensräume. Die Folgen von Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen sind jeute allerdings schnell wieder unter Kontrolle.

»Der Mythos der unberührten Natur bringt keine Schmetterlinge zurück.«

»Das Fehlen einer unberührten Natur kann es nicht sein, denn die haben wir seit 1.000 Jahren nicht mehr.«

Auch eine Erderwärmung könne nicht Schuld sein, denn zur Zeit Goethes gab es mehr Schmetterlinge als heute; damals herrschte eine kleine Eiszeit in Mitteleuropa. Eine »Renaturierung« ist also völlig falsch. Deutschland wächst zudem wieder mit Wald zu; es wird zu wenig gerodet. So erobern sich die Bäume die Landschaft. Ohne Rodungsarbeiten und andere menschliche Eingriffe würde Deutschland in wenigen Jahrhunderten mit Wald bedeckt sein.

Kunz verweist darauf, dass viele bedrohte Arten, die auf der Roten Liste stehen, prächtig auf Flächen vorkommen, die nichts mit Naturschutz zu tun haben. Nämlich auf Truppenübungsplätzen zum Beispiel, in Steinbrüchen, in Kies- oder Sandgruben. Hier bildet sich eine breites Spektrum unterschiedlicher Arten aus. Hier lohnten längerfristige Insektenzählungen.

Kunz sagt in erfrischender Deutlichkeit: »Wir können nicht die kargen Äcker und Wiesen von früher zurückholen; denn die Landwirtschaft muss international konkurrenzfähige Erträge bringen.«

Kunz: »Durch Anbau von Bio-Tomaten wird keine einzige Art gerettet.«

Er fordert, sich von der Naturschutzideologie der 80-er Jahre zu lösen, nach der die Natur alles schön richten wird, wenn nur der Mensch sie in Ruhe lässt. Die Verbände predigen die falsche Ideologie. Der wesentliche Grund liegt auf der Hand: Insekten sind meist wärmeliebende Arten. Sie benötigen offene Flächen, von der Sonne mit Wärme durchtränkt. Entscheidend, so Kunz, sei aber nicht eine durchschnittlich hohe Jahrestemperatur, sondern warme Sommertage. So gab es in der Kleinen Eiszeit vor 200, 300 Jahren mehr Schmetterlinge als heute: »Viele Schmetterlings-Arten benötigen warme Böden im Sommer mit starker, unbeschatteter Sonneneinstrahlung, aber nicht unbedingt eine hohe Durchschnitts-Temperatur über das gesamte Jahr.«

Heute fehlen in Deutschland warme, offene Böden, die sich erwärmen und auf denen Insekten überleben können. In dunklen, bewaldeten Gebieten können kaum Insekten existieren. Diese Wälder sind auch nicht besonders artenreich. Damwild hält sich gezwungenermaßen tagsüber bevorzugt im Wald auf, dort finden sie Deckung vor dem Jagd- und Verfolgungsdruck.

Wiesenflächen früher sahen eher kahl aus, ein wenig grün zwischen viel Bodenfläche, heute herrscht meist sattes, saftiges Grün vor. Das aber benötigen viele Insekten nicht. Das Grün heute beschattet und kühlt den Boden.

Der aufgeräumte Wald

In kaum einem anderen Land sieht der Wald so aufgeräumt aus wie hierzulande. Kunz fragt, wie es zur Illusion kommen konnte, »wir könnten den vergangenen Artenreichtum wieder zurückkriegen, wenn wir die Natur »sauber« und »vom Menschen unberührt« halten und möglichst wieder in den ursprünglichen Zustand zurückkriegen.«

Es ist für ihn ein Glaube, der fast religiöse Züge hat. »Entstanden ist dieser Glaube in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als ein Ganzheitsdenken über Natur und Umwelt aufgebaut und über publikumswirksame Fernseh-Auftritte erfolgreich propagiert wurden.« Die Roten Listen seien die Fieberthermometer für die Gesundheit der Natur. Das ist genauso dumm wie der Satz: »Zuerst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch.«

Man spürt förmlich den erschrockenen Aufschrei von Kunz, als die ehemalige Bundesumweltministerin Hendricks drohte: »Viele Flächen, die einst militärisches Sperrgebiet waren, werden heute der Natur zurückgegeben!« Kunz vehement: »Bitte nicht, der Artenreichtum der Militätgelände darf nicht durch die Rückkehr der Natur kaputtgemacht werden!«

Windschutzscheiben als Bioindikator

Skurril mutet eine Nachweismethode für ausgestorbene Insekten an, die man in nahezu jedem Artikel über das Thema las: Die Windschutzscheiben der Autos seien sauberer geworden. Früher ja, da erinnert sich jeder, früher klatschten die Insekten zu Dutzenden an die Windschutzscheibe. Heute nicht mehr. Eine solche Aussage als Beleg oder auch nur Hinweis für Insektensterben anzuführen, ist schon recht verwegen. Schließlich ist der Luftwiderstand, jener cW-Wert, mit dem der Luftwiderstand eines modernen Autos angegeben wird, deutlich besser geworden. Das bedeutet, die Autos sind so windschnittig geworden, dass selbst die blödeste Hummel noch von der laminaren Windströmung über das Auto hinweg gefegt wird, um sich torkelnd in den turbulenten Wirbeln am Heck des Wagens wiederzufinden. So gesehen erweisen sich übrigens die dramatisch gestiegenen Verkehrsstaus als äußerst entymologisch freundlich, insektenschonend.

Zu Dünge- und Pflanzenschutzmitteln

Über die Ursachen der Rückgänge der Insekten weiß man nichts. Das betonen auch die Krefelder Insektenforscher ausdrücklich. Daher weiß auch niemand, was zu tun ist. Außer denjenigen, die wissen, dass es an »unserer« Lebensweise liegt und gleich die passenden Vorschläge parat haben: An erster Stelle steht natürlich Abschaffen der »industriellen« Landwirtschaft, hinweg mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln, klar, bis hin zum Abschalten sämtlicher Kraftwerke.

Doch kein Bauer kippt mehr Mittel auf die Felder, als er unbedingt muss. Das kostet schließlich viel Geld. Ohne Pflanzenschutzmittel aber bringt kein Bauer eine vernünftige Ernte ein. Mittel wie Glyphosat stehen heftig in der Kritik. Sie sollen weg, sagt jetzt auch die EU. Aber das ist ein Herbizid, es wirkt gegen Unkräuter und bedroht keine Bienen. Pflanzenschutzmittel von heute haben fast nichts mehr mit jenen vor 20, 30 Jahren zu tun. Es sind durch die Bank weg Neuentwicklungen mit deutlich geringerer Toxizität und möglichen Nebenwirkungen.

Gut klingt in diesem Zusammenhang auch immer das Wort von den Neonicotinoiden. Diese Stoffe beruhen auf dem gefährlichen Pflanzengift Nikotin der Tabakpflanze. Das ist der Abwehrstoff der Tabakpflanze, mit dem die sich sehr wirksam gegen Schädlinge schützt. Früher hat man mit ausgelaugten Zigaretten Pflanzen besprüht und damit wirksam Schädlinge vernichtet, übrigens mit dem guten Gefühl, ein reines Naturprodukt anstelle von »Chemie« verwendet zu haben.

TIERSCHUTZ VERSUS KLIMASCHUTZ
Realpolitik gefangen im Windrad
Schädlinge aber wurden immer resistenter gegen solche »natürlichen« Pestizide. Daher entwickelte man sogenannte Neonicotinoide, eine neue Klasse potenter Insektizide, die ähnlich aufgebaut sind wie Nikotin, aber wesentlich weniger schädlich gegenüber Säugetiere und Menschen. Das Saatgut wird mit diesen Mitteln getränkt oder gebeizt und dann ausgesät. Bienen kommen mit ihnen nicht in Berührung, denn das Saatgut liegt unter der Erde. Die Bienen selbst werden durch diese Pestizide nicht bedroht. Der Winterraps wird Ende August ausgesät, die Bienen-Völker sind dann schon beim Imker, der sie für den Winter vorbereitet und füttert. Im übrigen hat sich zu diesem Zeitpunkt von Natur aus die Bienenpopulation bereits dramatisch reduziert.

Die Pflanze wiederum nimmt diese Mittel über ihre Wurzeln auf, sie verbreiten sich in der gesamten Pflanze. Blattläuse und andere Schädlinge, die die Pflanze anstechen, saugen mit dem Saft auch das Insektizid ein. Das Erntegut später ist frei von dem Wirkstoff. Der Verbrauch von Spritzmittel kann somit drastisch gesenkt werden.

Finis

Das Geschehen ist sehr komplex, eindeutige Aussagen sind meist nicht möglich. Es spielen viele Faktoren eine Rolle. Mit von der Partie können jene neuen Energiesparlampen in den Städten sein, die mit ihrem anderen Lichtspektrum vermehrt nachtaktive Insekten anziehen. Die rasante Vermehrung der ach so süßen Katzen in Wohngebieten sorgt für einen rapiden Vogelschwund. Vor allem auf dem Boden brütende Vögel haben gegen das Raubtier keine Chance. Sie werden unterstützt von sich ebenfalls rasch vermehrenden Waschbären, die ihre Nester plündern.

Der Naturforscher Joseph Reichholf sagt sogar: Unsere Gewässer sind zu sauber geworden. Es gebe kaum noch einen Eintrag von Nitrat und Phosphat, die Kläranlagen holen zuverlässig alles bis auf die anorganischen Stoffe aus dem Abwasser heraus. Damit ist die Nahrung für Plankton verschwunden, Mückenlarven haben kein Futter mehr, Fische und Vögel verhungern. Daher gebe es auch keine Mauersegler und Teichrohrsänger mehr an unseren Seen. Naturschutz, der die Natur ruiniert.

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30 Kommentare

  1. Erst heißt es: ‚Die Ergebnisse von Hobbyforschern aus zwei Messpunkten in einem Krefelder Naturschutzgebiet zu einem deutschlandweiten Massensterben der Insekten aufzublasen, ist unseriös bis skandalös.‘ und weiter unten ‚Sie untersuchen seit 1905 das Gebiet zwischen Kleve an der holländischen Grenze bis Koblenz. Sie gehen bei der Auswertung der Daten sehr genau und wissenschaftlich korrekt vor. Sie sind keineswegs Hobbyforscher, als die sie der zwangsfinanzierte WDR-Mann Ranga Yogeshwar einst bezeichnete.‘
    Was denn nun? Hobbyforscher oder nicht? Untersuchungsgebiet von Kleve bis Koblenz!

    Die Aussage mit den zwei Meßstellen ist leider völlig falsch. Auszug aus der Studie, es wurden 63 Schutzgebiete an 96 Standorten untersucht:

    Here, we used a standardized protocol to measure total insect biomass using Malaise traps, deployed over 27 years in 63 nature protection areas in Germany (96 unique location-year combinations) to infer on the status and trend of local entomofauna. Our analysis estimates a seasonal decline of 76%, and mid-summer decline of 82% in flying insect biomass over the 27 years of study.
    https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809

    In einer Präsentation des Entomologischer Verein Krefeld zu dem dem Thema ist zu lesen: Vergleichbare Daten aus den Ergebnissen der Lichtfänge in Südengland, jedoch nicht für Nordengland/Schottland.

    Es handelt sich also keineswegs um nur ein an zwei Standorten in NRW beobachtetes Phänomen, und es ist an vielen Orten in Europa zu beobachten.

    Da auch Biobauern düngen sollte, wird sich an der Situation duch sie nicht viel ändern:
    Düngen führt zu Schmetterlingssterben – Hohe Stickstoffkonzentration in der Wirtspflanze für Rückgang verantwortlich
    https://www.uni-osnabrueck.de/kommunikation/kommunikation_und_marketing_angebot_und_aufgaben/pressestelle/pressemeldung/artikel/duengen-fuehrt-zu-schmetterlingssterben-hohe-stickstoffkonzentration-in-der-wirtspflanze-fuer-rueckgan.html

  2. Der Artikel bemüht sich doch sehr ein Insektensterben zu leugnen. Ich war dieses Jahr mit meinem Motorrad mit Windschutz in Südfrankreich, insgesamt 3500 km.
    Die Insekten auf dem Windschutz konnte man zählen. Früher, ich bin 1961 geb, kam man mit dem Auto keine 200km weit und musste die Tierchen von der Scheibe entfernen, sonst hatte man keine Sicht, besonders bei Regen gab es nur noch einen Schmierfilm. Und an jeder Tanke gab es Insektenschwämme im Wassereimer!

    Vielleicht einfach mal mehr Zeit in der „Natur“ verbringen und SELBER BEOBACHTEN, als vorm PC stundenlang halbgare Infos zusammentragen… 😉

  3. Fazit des Artikels:
    Ja, man kann nicht von einer limitierten Einzelstudie auf ein Gesamtbild schließen.
    Aber natürlich kann man eine solche Studie als eines von diversen Indizien zu einem größeren Bild heranziehen, sowie eine vorsichtige Extrapolation ableiten. Vielleicht sind einige News-Seiten tatsächlich über das Ziel hinausgeschossen.

    Das war es aber mit den Argumenten dieses leider recht unfundierten Artikels. Während anderen unsachliche Überdramatik vorgeworfen wird, kommen Einwände der Art

    „Wir finden weiter neue Arten, deshalb können wir nicht auf ein Artensterben schließen“
    „In anderen Teilen der Erde werden neue Arten entdeckt, deshalb ist eine Studie in und für Deutschland Alarmismus“
    „Wozu Insektenbestäubung, wir haben zum Trost ja Windbestäubung“
    „Der bittere Eichenprozessionsspinner wirkt sich vielleicht ja gar nicht positiv auf die Statistik aus“ (?!)
    „Trotz Naturschutzgebieten geht der Insektenschwund weiter – also können Naturschutzgebiete nicht hilfreich sein“ (!?)
    „Werner Kunz findet im Tagebau Garzweiler viele seltene Arten – daher kann Erhaltung von ursprünglicher Natur nicht helfen“
    „Eine Erderwärmung könne nicht Schuld sein, denn zur Zeit Goethes gab es mehr Schmetterlinge als heute“ (wörtlich!)
    „Ein Herbizid bedroht keine Bienen, weil es [direkt] nur gegen Pflanzen wirkt“
    „Bienen werden durch Neonicotinoide nicht bedroht, da zur Zeit des Winterraps‘ Ende August die Bienen schon beim Imker sind“ (??)

    Die Ausschnitte sind etwas aus dem Zusammenhang hier (bitte selbst nachlesen!), aber das sind teils geradezu groteske Argumente, u.a. in ihrer Dimension, wenn man damit versucht die Aussagekraft einer 27-jährigen Studie anzuzweifeln.

    Zugutehalten muss man, dass dazwischen unmissverständlich kargestellt wird:

    „Es gibt seit längerem Hinweise darauf, dass Insektenpopulationen verschwinden […] es scheint einen größeren Schwund an Insekten zu geben.“

    Aber wie passt das zum Rest des Artikels?

    Und wie passt der Abspann über Katzen, Vögel und Waschbären zum Thema Insektenschwund?
    Der Artikel hinterlässt wirklich mehr Fragezeichen als stichhaltige Argumentation, sorry.

  4. Tatsächlich ist die moderne Landwirtschaft zu einem der grössten Umweltschädlingen geworden, und das auf sehr grosser Fläche.

    Inzwischen naturnaher Waldbau überall, wann kommt die Revolution in der Landwirtschaft?

  5. Sehr gut, da kennt sich mal einer wirklich aus.

  6. Bis vor ca. 10. Jahren konnte man sich in der Nähe von blühenden Obstbäumen nur recht kurze Zeit aufhalten, zu groß war der Krach, den die zigtausend Bienen machten.
    Nachdem ab 2009 der Glyphosateinsatz begann (in meiner Gegend), sterben die Bienen wie die Fliegen , es gibt praktisch keine mehr.Frag die Imker, Douglas !
    Holländische Untersuchungen legen nahe, das es für Glyphosat keine max. zulässige Konzentration gibt, ein Molekül tötet ein Insekt.

  7. Zustimmung
    aus ähnlichem Erleben auf eigenem, nicht kleinen Grund.
    Ich denke, Umweltschutz MUSS sein.
    Und das denke ich trotz (m)einer kaum zu überbietenden Abneigung gegen das was „Grün“ darunter versteht. –
    Ganz besonders dürfen wir die Forschung auf dem Gebiet (Systemverstehen) nicht „Grün“ oder hoffnungslos grün unterwanderten Institutionen“ überlassen. –

  8. Viel Richtiges!
    Und dennoch meint ein definitiv NICHT-Grüner:
    Dem unbestreitbaren Faktum (denken sie an die „saubere“ Frontscheibe ihres Autos) muss auf den Grund gegangen werden. – Unbesoffen von Ideologie! –
    Einer Wahnsinns-Ideologie die ich mit folgendem EIGENEN Erleben/Beispiel illustrieren möchte: Bei einer Wanderung durch ein Moor in dem offensichtlich gerade „Renaturierung“ betrieben wurde traf ich einen Biologen und sprach in an. Was er/man denn da mache? –
    Antwort: Wir stellen den ursprünglichen Zustand wieder her. – Ich: Welchen ursprünglichen Zustand? Den Zustand vor 100 Jahren als massenweise Torf gestochen wurde, den vor 1000 Jahren als nur Einzelne Torf stachen oder den Zustand vor 20 000 Jahren während der letzten Eiszeit bevor das Moor entstand??? (Beliebig ergänzbar/fortsetzbar!) –
    Es folgte (s)ein Redeschwall gipfelnd darin, ‚man könne das so nicht sehen!‘ –

  9. Ich meine auch früher mehr Schmetterlinge gesehen zu haben. Als Kind hatte ich aber Zeit und habe viel Zeit draußen verbracht. Das ist heute anders, heute habe ich viel weniger Zeit dazu und sehe dementsprechend auch weniger.
    Außerdem sind früher ständig die Agrarflieger über die Felder gedonnert, heute nicht mehr. Wenn es heute tatsächlich weniger Insekten geben sollte, dann könnten die Ursachen, wie eben im Artikel angedeutet, auch im Naturschutz liegen.

  10. Ja – selbst nach der atomaren Verseuchung wird sich die Evolution, sofern sie nicht vom lieben Gott beendet wird, immer neue Bahnen suchen.
    (Siehe „Die Wölfe von Tschernobyl“)

  11. Wenn ich mir anmaße, auch persönlichen Beobachtungen – ohne Insektenfallenstellerei und wissenschaftliche Protokollierung – eine gewisse objektive Aussagekraft zuzumessen, komme ich nicht umhin, Ihnen, werter Herr
    Douglas, entschieden zu widersprechen. Als Bewohner eines Einödhofs „inmitten“, wie man so sagt, „der Natur“ lebend, wurden meine Frau und ich zu praxisgestählten Zeugen eines sich von Jahr zu Jahr beschleunigenden Insekten-, Vogel- und generellen Artenschwundes, den als beängstigend zu bezeichnen, noch eine Unterreibung wäre.

    Als wir vor nunmehr fast drei Jahrzehnten hier herzogen („Schwäbisch-Sibirien“
    nennt sich die Gegend), tobte um uns herum noch das volle Leben: Bienen, Schmetterlinge, Hummel & Co, wohin man blickte, wohin man auch trat. Igel, Blindschleiche, Kröte und Stieglitz im Garten, Spatzen (fast schon eine Plage) am und im Haus, Hornissen und Rotschwänzchen in der Scheune, Hochzeit feiernde Bachstelzen auf dem Dachfirst, duschende Amseln im Frühtau, krakeelende Starschwadronen im Hollunder, schwatzende Schwalbenmeetings auf der Stromleitung, himmelhochjauchzende Feldlerchen über der Flur. Zur Frühlingszeit ließ uns der morgendliche Radau in der selbstgepflanzten Vogelhecke mitunter das Schlafzimmerfenster schließen. Und über allem der
    kreisende Rotmilan hoch in den Lüften.

    Dann kam die „Flurbereinigung“. Aus Wiesen wurden Äcker, aus Flurstücken Agrarwüsten, aus holprigen, gewundenen Feldwegen gradlinige Asphaltpisten. Wo vormals krummrückige Altbauern auf ihren 20-PS-Cabrioschlepperchen gemächlich am Hof vorbeituckerten, donnert heute der jungmännische Nachwuchs in klimatisierten 200-PS-Boliden dahin, drei-, vier- gar fünfmal im Jahr Wiesen und Äcker unter knöcheltiefen Fäkalienseen aus der Massentierproduktion erstickend. Wie die zu stetig höheren Milchrekorden gezüchteten Hochleistungskühe im Stall, die mit ihren gigantischen Eutern kaum noch laufen können, wird auch die Agrarlandschaft, angetrieben vom Mais-Flächenhunger des artenvernichtenden grünen Energiewende-Wahnsinns, immer hemmungsloser ausgebeutet.

    „Landwirtschaftliche Flächen verwildern häufig“ – wer hat Ihnen denn das erzählt? Das genaue Gegenteil ist der Fall: Die Pachtpreisen explodieren. Selbst die Rabatte der Feldwege sind vor der Landgier der Landwirte nicht mehr sicher. Ganz zu schweigen von den eigentlich mal als letzte Refugien für die letzten Überlebenden des politisch gepamperten landwirtschaftlichen Rationalisierungswahnsinns gedachten sogenannten Rand- oder Blühstreifen. Wo es sie übehaupt noch gibt, sind sie allenfalls noch handtuchbreit. Den Rest erledigt der kommunale Bauhof mit seiner mehrmaligen gnadenlosen Drei-Tage-Gras-Rasur im Jahr.

    Unsere letzte Igel-Begegnung liegt Jahre zurück. Das letzte Foto vom Garten-Stieglitz wurde noch im Labor entwickelt. Kein Spatz mehr im Haus, keine Amsel mehr im Gras, Totenstille in der Vogelhecke. Und statt des Milans überm Hof kreisen die Rotoren Dutzender Windräder am Horizont.

    Rachel Carsons „Stummer Frühling“ kam spät, doch nun ist er da.

  12. „Monokulturen unterdrücken diese Nischen, mit unabsehbaren Folgen.“

    Ein Weinberg oder eine Obstplantage ist eine Monokultur. Nur mal so nebenbei.

    Das, was Sie Monokultur nennen, ob es sich um Maisfelder, sonstige Getreidefelder oder was auch immer handelt, hat sich prinzipiell (einzige Ausnahme vermehrt Mais) in den letzten 50 Jahren kaum verändert. Es wird seit Ewigkeiten immer nur eine Frucht auf einem Feld angebaut und dafür gesorgt, dass möglichst wenig Unkräuter da sind. Und vor 40 Jahren gab es eben nicht mehr Unkraut als heute. Gerade in Ostdeutschland war die Flurbereinigung mit dem Ergebnis von ganz großen Äckern mit nur einer Feldfrucht viel früher fortgeschritten. Die Kausalität erschließt sich hier nicht. Hinzukommt, dass von 90ern bis in die 2000er Flächenstillegung vorgeschrieben war, aber niemand hier und anderswo davon berichtet, dass dadurch ein höheres Insekten- und Vogelaufkommen zu beobachten war.

    • Das ist falsch
      Sreuobstwiesen sind sehr artenreich.
      Die Veränderung ist die Verarmung.
      Wann haben Sie z.B.das letzte mal Lein auf dem Feld gesehen?
      Die Felder sind sehr Großflächig geworden.
      Dominiert wird das ganze Land von Mais, Gedreide und Raps.
      Der größte Teil unsesr Hackfrüchte sind nur noch als saamen in der Saamenbank existent

  13. Für mich eine sehr interessante Diskussion hier im Forum, zu der ich einmal einige allgemeine und spezielle Bemerkungen machen möchte.

    Selbst wenn das den meisten Schreibern hier klar ist, möchte ich einmal deutlich darauf hinweisen, dass das gesamte Ökosystem hochkomplex und selbstrefenziell ist. Das bedeutet:

    – alle Populationen ändern ihren Bestand zyklisch, in artspezifisch extrem unterschiedlichen Zeiträumen.
    – Veränderungen von Randbedingungen und Einflussfaktoren haben selbstverständlich einen messbaren Einfluss, der aber nicht zwangsläufig unmittelbar sein muss.
    – ändert sich nur ein wesentlicher Einflussfaktor, ist es in der Regel noch möglich eine eindeutige Korrelation zu einer Veränderung im Ökosystem herzustellen. Bei einer Überlagerung mehrerer Hauptfaktoren – dürfte in D der Fall sein – gerät eine Korrelation schnell zur Spekulation.
    – Mit Überschreiten bestimmter Grenzbedingungen kann eine Population massiv anwachsen, bis sie sich selber behindert. Aber auch auf einen nahezu unsichtbaren Mindestbestand zusammenbrechen, der aber die Art nicht zwingend gefährdet.

    Alle Aussagen – auch die des Autors und meiner Wenigkeit -, sind also als Hypothesen und partielle Beobachtungen zu sehen. Wenn hier teilweise stark pointiert wird, müssen die entsprechenden Aussagen nicht grundsätzlich falsch sein, beruhen jedoch häufig auf eingeschränkte Beobachtungsmöglichkeiten und die Fokussierung auf ein einzelnes Argument. Ich möchte das mal an einigen Beispielen zeigen.

    – Einige schreiben, dass sie weniger Bienen wahrgenommen haben. Das kann an für die Bienen schädlichen Stoffen – Thema Pflanzenschutz – liegen, oder auch an eingeschleppten Milben, Viren, … Aber auch daran, dass Honigbienen Nutztiere wie Rinder und Schweine sind. Also kann es schlicht sein, dass im Umfeld eines Kommentators ein oder mehrere Imker ihren Betrieb eingestellt haben. Die Imker haben erhebliche Nachwuchsprobleme und ohne Imker keine Honigbienen. Und es bleibt zu hoffen, dass der Beobachter die hunderte Arten von Wildbienen, Hummeln, Wespen und Schlupfwespen von einer Honigbiene unterscheiden kann.

    – Zum Rückgang der Fliegen und Mücken. Auch da kann es sein, dass Pflanzenschutz der Hauptverursacher ist, aber auch die erheblich abnehmende Biodiversität in der Landwirtschaft, sowie die Veränderung der landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen, auf dem Land. Im urbanen Bereich trägt die zunehmende ökologische Sterilität sicherlich dazu bei, aber auch die zunehmende Verwendung nicht standortgerechter Pflanzen. Es ist aber auch durchaus im Bereich des Möglichen, dass die Fliegen und Mücken sich einfach deshalb weniger in Wohnräumen aufhalten weil, erstens die heute verwendeten Putzmittel eine für die Insekten unangenehme Umgebung schaffen, oder auch Wasch- und Pflegemittel für die Körperpflege den Menschen uninteressant für diese Insekten machen.

    – In der Region in der ich lebe, beobachten wir in den letzten etwa 10 Jahren, relative lange, kühle und vor allem trockene Frühjahrslagen, bei gleichzeitig längerem milden Herbstwetter. Es ist also durchaus möglich, dass bei den Insekten die mehrere Wachstumszyklen im Jahr haben, besonders Fliegen und Mücken, ihre erste Brut sehr viel schwächer ausfällt als früher, damit aber auch die Anzahl im Sommer kleiner wird, oder sogar eine ganze Generation ausfällt. Und ganz klar, auch das ist nur eine nicht unwahrscheinliche Hypothese, die aber räumlich eingeschränkt und nur eine Ursache unter vielen sein kann.

    Eines aber sollte klar sein. Die Veränderungen im Ökosystem sind elementarer Bestandteil der Natur, wir Menschen sind Teil dieser Natur und aufgrund von Veränderungen wird die Welt nicht untergehen. Es gibt keinen statischen Zustand in der Natur.

  14. Grüne = Mais-Monokultur und Regenwald Rodung durch Zwangsbenzin inkl. Insekten Verminderung, was ich nicht dogmatisch anzweifle.
    Mein eigener ungewollter Nummernschild- und Windschutzscheiben Test spricht eine eindeutige Sprache.

  15. Ergänzung

    https://de.wikipedia.org/wiki/Glyphosat#Produktion

    Wikipedia:

    „Glyphosat wurde 2015 von mindestens 91 Chemieunternehmen in 20
    Ländern hergestellt. Allein in China gibt es 53 Hersteller, in Indien 9
    und in den USA 5. Die produzierte Menge wurde für das Jahr 2008 auf
    600.000 Tonnen Glyphosat geschätzt, 2011 auf 650.000 Tonnen und 2012 auf
    720.000 Tonnen. Mehr als 40 % des Glyphosats werden in China
    hergestellt.[11] 2016 exportierten chinesische Unternehmen über 70.000 t Glyphosat und -Formulierungen.[12]
    Die Patente auf die Herstellung von Glyphosat sind 2000 abgelaufen.“

  16. Monsanto hat überhaupt keinen Patentschutz mehr für Glyphosat. Das Mittel wird von etlichen anderen Konzernen hergestellt, weshalb auch die Preise herunter gingen. Und genau in dem Moment, wo der Patentschutz auslief, kam witzigerweise die Diskussion erst in Fahrt. Monsanto hat eher ein Interesse daran, alternative Mittel zu verkaufen.

    http://www.deutschlandfunkkultur.de/streit-um-glyphosat-ist-auch-ein-hersteller-streit.993.de.html?dram:article_id=225065

  17. Das Insekten- und auch das Vogelsterben müßen noch viel mehr, häufiger und intensiver thematisiert werden, da das eben genau nicht in die grüne Falle führt, sondern im Gegenteil sehr klar vorführt, wohin grüne Umweltpolitik führt, wenn sie dogmatisch durch gepaukt wird.
    Selbst wenn die Zahlen nicht genau stimmen oder nicht auf ganz Deutschland angewendet werden können, hat zumindest jeder eine Veränderung wahr genommen, auch mit dem „Windschutzscheibentest“.
    Diese Veränderungen haben mit Sicherheit viele Ursachen und sind im Gegensatz zum Klimawandel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit menschengemacht, aber eben gerade kein Argumentationsstrang im grünen Parteisinn.

  18. Ich fahre häufig über den Balkan, vor allem Albanien. Dort verkleben wieder Insektenleichen die Windschutzscheibe, obwohl ich garantiert deren Anstellwinkel nicht verändert habe.

    Vor unserem Haus steht eine Straßenlampe. Über die Jahrzehnte änderten sich die Leuchtmittel von der Glühbirne zu moderneren Typen. Und es änderte sich die Zahl der Insekten. War es früher ein dichter Schwarm, der in warmen Sommernächten die Lampe umkreiste, sind es heute nur noch einzelne Insekten, manchmal minutenlang auch gar keins.

    • In der Landwirtschaft werden Stechinsekten, wie Mücken und Schnaken, gar nicht bekämpft. In Gewässern sind da andere für zuständig. Allerdings kann ich mich erinnern, dass gerade in den letzten Jahren in den Medien dazu aufgefordert wurde, Mücken keine Brutstätten durch stehendes Wasser zu geben, da sich diverse Arten (Tigermücke und Anophelesmücke) bis in unsere Breiten ausbreiten.

    • Ich habe lediglich den aerodynamischen Effekt beschrieben. aber keine Aussage über die beobachtbare Anzahl von Insekten.

      An anderer Stelle, habe ich aber auch deutlich gemacht, dass der Rückgang auch von mir beobachtet wurde.

  19. Das sehe ich auch so. Es hängt sehr stark vom Nahrungsangebot ab. Wer einen Garten hat, kann durch die Auswahl der richtigen Stauden bereits sehr viel für Bienen und Schmetterlinge tun. Der Rückgang der Insektenpopulationen hat viel mit dem Verschwinden artenreicher Magerwiesen zu tun, die jedoch nur durch Bewirtschaftung entstehen. Auch durch Überschwemmungen, Stürme und eben auch durch menschliche Landschaftseingriffe entstehen immer wieder neue, artenreiche Biotope. Lässt man die Natur indessen in Ruhe, setzten sich früher oder später meist wenige dominierende Pflanzenarten durch und damit verschwindet auch das Nahrungsangebot für viele Insekten.

  20. Es gibt also noch welche, die mit der tatsächlichen Welt genügend verbunden sind.

  21. Bei uns gibt’s jedes Jahr Maikäfer. In diesem Jahr eine Invasion.

    • Wobei dies auch ein Indiz dafür sein k ö n n te, dass etwas aus dem Lot gerät. Maikäfer in Masse sind ja meines Wissens Schädlinge. Und viele Wissenschaftler sehen deren Zunahme (vor allem im Weinanbau) – bei analogem Verschwinden nützlicher Insekten/Pflanzenarten – mit dem Klimawandel einhergehend.

  22. #limes: Deutschlands Wälder wachsen, die Baumbestände nehmen zu.. Dazu gibt es die sog. „Waldinventur“. Statistische Daten erhalten Sie, wenn Sie etwas googeln, zB. vom NABU oder bei Wikipedia.

    Warum soll die Landwirtschaft konkurrenzfähig sein? Die 80 Mio. Deutschen verspeisen eine Menge. Wenn diese nicht aus Deutschland kommt, dann aus dem Ausland. Der Effekt auf den Anbau und die Wälder ist per Saldo gleich. Oder sollen wir aus der dritten Welt deren Lebensmittel importieren und dort die Preise für die Einheimischen hochtreiben?

    Wenn Sie regionale Versorgung ohne lange Transporte haben wollen, dann darf das deutsche Produkt nicht viel teurer sein als z. B. das aus Südafrika importierte. Oder schwebt Ihnen eine Marktabschottung in der EU vor, also die Wiedereinführung von Grenzen?

    .

  23. Fakt ist, wir haben sehr viel weniger Insekten und weniger Vögel. Das sehe ich in meinem Garten und mit jedem Jahr werden es weniger. Mein Sommerbasilikum auf dem Balkon ist eigentlich ein Insekten- und Bienenmagnet erster Ordnung. Noch vor wenigen Jahren war da emsiges Summen und Brummen drum herum. Dieses Jahr sehe ich im täglichen Durchschnitt etwas drei bis vier Insekten, die sich dort den Nektar holen.
    Die Verringerung der Insektenpopulation mit dem Hinweis auf bessere Cw-Werte der Autos wegargumentieren zu wollen, ist Unsinn, denn zumindest das Nummernschild hat lagebedingt immer noch den gleichen CW-Wert wie vor Jahrzehnten und damals konnte man es oft vor Insektenleichen kaum noch lesen. Was ich täglich sehe: die umliegenden Wiesen, ich lebe auf dem Land, werden gemäht sobald das Gras knöchelhoch ist. Da kommt nicht mal mehr eine Löwenzahnblüte hoch und folglich können sich Insekten dort auch nicht mehr halten.
    Ich bin übrigens kein Grüner, denn wer dieser Partei noch als Umweltschutzpartei bezeichnen will, der glaubt auch an den abgedroschenen Spruch, dass der Zitronenfalter Zitronen faltet!

    • Unsere beiden Basilikumsträucher sind immer voller Bienen und Insekten.

  24. Es läuft beim Umweltschutz heuzutage immer auf dasselbe hinaus: Abschaffung der modernen Gesellschaft und eine Rückkehr zur vermeintlich besseren Vergangenheit. Das es diese Vergangenheit nicht gab, geht halt nur den wenigsten auf.

    Wer ernsthaft glaubt, dass die industrielle Landwirtschaft die Natur zerstört und stattdessen eher Bio kauf, der sollte mal dringend ein paar Recherchen im Internet betreiben. Bio-Landwirte sprühen genauso Pestizide wie konventionelle Landwirte, auch wenn gern das Gegenteil behauptet wird. Noch dazu sprühen sie teils deutlich giftigeres Zeug, als es Glyphosat je sein könnte, z. B. Kupfer-Präparate, die von der Bodenflora angefangen über die Insekten alles Lebende plattmachen und sich obendrein im Boden anreichern!

    Wenn wirklich die Insekten sterben würden, dann frage ich mich, woher diese gewaltige Artenvielfalt in meinem Garten kommt. Ich sehe heute Insekten, die in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. Im Übrigen hat auch die Anzahl an Spinnen überall kräftig zugelegt und die Viecher werden von Jahr zu Jahr mehr und immer größer. Klar, weil ihnen ja auch das Futter ausgeht…

    Dass so unseriöse und nichtssagende Studien derart medial aufgeblasen werden, spricht ja wohl auch für sich. Man sucht händeringend Aufhänger, um sein krudes Weltbild in die Köpfe der Menschen zu bringen. Leider hat das schon in den Achtzigerjahren hervorragend funktioniert und es wird diesmal auch funktionieren. Es passt halt so in den Schuldkomplex der Deutschen.

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