Erst Mitte März durften/mussten wir anlässlich einer Schulstudie wieder vernehmen, dass unser Nachwuchs immer schlechter, auch immer schlechter sinnentnehmend liest. Das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund hatte 2016 und erneut 2021 je zweitausend Viertklässler aus 111 ausgewählten Grundschulen in Deutschland danach untersucht, wie sich deren Lesefähigkeit verändert hat. Zum Einsatz kam der standardisierte Test der Internationalen Grundschule-Lese-Untersuchung (IGLU).
Der Befund ist erschreckend: Der Anteil der Neun- und Zehnjährigen, die gut und sehr gut lesen können, ist kleiner, der Anteil der schwachen Leser größer geworden. Im Vergleich mit dem Jahr 2016 bedeutet das Ergebnis, dass die Viertklässler des Jahres 2021 gegenüber ihren Alterskollegen von 2016 um ein halbes Schuljahr zurückgefallen sind. Klar, das hat eine Menge mit „Corona“ zu tun. Schulschließungen und Homeschooling haben ihre Spuren hinterlassen. Und das, obwohl aufgrund von geschlossenen Schulen und geschlossenen Sportanlagen viel Zeit zum Lesen gewesen wäre. Zugenommen hat stattdessen die Nutzung digitaler Medien – zum Teil bis hin zur Suchtgefahr.
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Aber es gibt auch schulpolitische und schulpädagogische, also hausgemachte Gründe. Kurz: Die sprachlichen Anforderungen in den Grundschulen sind – wie auch in den weiterführenden Schulen – immer mehr abgesenkt worden. Was den muttersprachlichen Unterricht betrifft, so ist in Deutschland Minimalismus angesagt:
- die geringe Stundenzahl des Faches Deutsch zwischen der ersten und zehnten Klasse: nur 16 Prozent der Wochenstunden;
- die Kürzung des Deutschunterrichts in der Grundschule zugunsten von Früh-Englisch;
- das Herunterfahren des curricular ausgewiesenen Grundwortschatzes auf nur noch 700 Wörter aktiven Wortschatzes am Ende der 4. Grundschulklasse;
- die selbst in gymnasialen Klassenstufen oft nur üblichen drei Deutschstunden pro Woche;
- der fortschreitende Verzicht auf die Lektüre von längeren Texten, weil den Kindern ja nur noch kopierte Textauszüge zumutbar seien;
- der Verzicht auf das Auswendiglernen von Gedichten;
- das Zustöpseln von Lückentexten anstelle des Verfassens von zusammenhängenden Antworten;
- „Multiple-Choice“-Tests im Fach Deutsch (!);
- eine Kompetenzenpädagogik, bei der es nicht mehr um Inhalte geht, mit der aus Lehrplänen Leerpläne werden;
- die klassische Literatur in „leichter Sprache“ auflegt: Schillers „Wilhelm Tell“ bis zu Annette v. Droste-Hülshoffs „Judenbuche“ usw.
- eine Rechtschreibreform, die semantische Differenzierungen (viel versprechend vs. vielversprechend; wohl bekannt vs. wohlbekannt) nicht mehr verlangt und eigentlich eher einem Kniefall vor der fortschreitenden Legasthenisierung der Gesellschaft gleichkommt.
Eine Rolle spielt auch, dass in den Schulen immer mehr „digitales Lernen“ angesagt ist – als, Edutainment, just-in-time-knowledge, knowledge-machines, instant-learning, Multimedia-Learning, multimedialer Lernspaß, Online-learning, Telelearning, Teleteaching, virtuelles Klassenzimmer usw. Und dann immer wieder, bis hinauf in Abiturprüfungen: PPP-Kompetenz! Power-Point-Presentation-Kompetenz. Vulgo: betreutes Lesen!
Als ob damit der neue Adam geschaffen werden könne, ist selbst unter selbsternannten „Bildungsexperten“ der (Aber-)Glaube ausgebrochen, Multimedia eröffne „kaum absehbare Potentiale für die Steigerung der Effizienz des Lernens“. Brave New School? Digitalisierung als unterrichtliches Anabolikum!
Nein, es ist ein Irrweg, bereits Grundschülern beizubringen, dass man über Google alles Notwendige finden kann. Statt dass die jungen Menschen in einer Bibliothek oder in einem Lexikon etwas nachlesen, picken sie sich – „pädagogisch“ angeleitet – auf bequemem Weg ein paar Info-Häppchen heraus.
Steht es um das Lesen bei Erwachsenen besser?
Laut einer Umfrage der Verbrauchs- und Medienanalyse gab es im Jahr 2021 rund 14,4 Millionen Personen in Deutschland, die mehrmals wöchentlich ein Buch zur Hand nahmen. Die Mehrheit von etwa 16,78 Millionen Befragten hat in der Freizeit nie gelesen. Machen wir uns also nichts vor: Lesefähigkeit und Lesebereitschaft sind bei vielen, vor allem jüngeren Erwachsenen kaum besser ausgeprägt. Bei erheblichen Altersunterschieden: Die Älteren lesen noch Bücher, Zeitungen und Magazine. Die jüngeren Erwachsenen neigen eher zur digitalisierten Information (siehe hier und hier).
Man googelt sich, was man an Info gerade braucht, lauscht den 30 oder 60-Sekundennachrichten in Rundfunk und Fernsehen, hört ein paar mehr oder weniger gestammelte Sätze der immer gleichen Talkshow-Gäste, registriert ein paar Wortfetzen aus den sog. sozialen Medien. Vielen reicht das, und fertig ist die Meinungsbildung. Oft genug faktenfrei. Ohne komplexe, ganzheitliche Betrachtung. Konzentration und Ausdauer für paralleles Recherchieren reichen für mehr oft nicht aus. Das wäre zu anstrengend und könnte obendrein nicht mit eindringlichen Bildern dienen. Die Sprache sowie deren Inhalt und Gehalt fallen hinter die Macht der Bilder zurück.Eine solchermaßen digitalisierte Download- und Ikonomanie-Gesellschaft mit ihrem Instant-, Häppchen-„Wissen“ wird damit zu einer Gesellschaft ohne Vorrat, einer Gesellschaft der Mini-Kommunikation – einer Gesellschaft auch, die nicht mehr zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden kann. Und zu einer Gesellschaft, die zwar endlos vernetzt ist, aber trotz dieser Vernetzungen einen digitalisierten Masseneremiten hinterlässt.
Dass die neuen Medien Wissen und Information demokratisieren würden, ist jedenfalls eine der großen Lebenslügen des digitalen Zeitalters. Nein, es ist eher umgekehrt: In diesen Medien verbreiten sich eben auch „fake news“ und Verschwörungstheorien global rasend schnell.
Jedenfalls müssen auch Erwachsene aufpassen, dass sie nicht mit einer Sintflut an elektronisch aufbereiteten Häppchen-Informationen einem Tyrannen die Tür öffnen, der sie „vernetzt“, verstrickt, fesselt und ihrer Freiheiten, auch der Vielfalt ihrer Sprache beraubt. Mit Wissensgesellschaft hat das nichts zu tun, wie überhaupt der Protzbegriff „Wissensgesellschaft“ längst zu einem Euphemismus geworden ist.
Das Buch, das Lexikon, die gute Zeitung, das anspruchsvolle Magazin wären geeignete Rettungsboote in dieser Sintflut. Im Interesse auch staatsbürgerlicher und politischer Mündigkeit. Die Themen „Corona“, „Klima“ und „Ukraine“ zeigen, wie wichtig solche Mündigkeit wäre.
Zitat: „obwohl aufgrund von geschlossenen Schulen und geschlossenen Sportanlagen viel Zeit zum Lesen gewesen wäre. Zugenommen hat stattdessen die Nutzung digitaler Medien“
> Also ich, Baujahr Anfang der 1950er, kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich schon sehr früh sehr gerne und viel Bücher gelesen habe. Und das hat im Grunde auch bis heute angehalten weshalb ich dann auch schon genervt bin wenn ich mir z.Bsp. ein neues elektronisches Gerät kaufe und das „Handbuch“ auf CD abgespeichert wurde/ist.
Ich bin durchaus für Fortschritt und bin auch ein sehr großer Technik-Freak. Dennoch käme ich aber nie auf die Idee das ich mir z.Bsp ein sog. „Elektronisches Buch“ kaufe das ich dann nur auf irgendwelchen elektronischen Gerät(Notepad?) lesen kann. Denn ich mag es und finde es toll wenn dann ein Buch auch nach Buch am riechen ist und wenn ich die einzelnen Seiten anfassen kann und diese beim umblättern knistern höre.
Alles hängt mit allem zusammen. Solange sich die etablierten Parteien weigern, über die Kritikpunkte der AFD wie z.B. Atomkraft, Wehrpflicht, Geldmengenwachstum, illegale Immigranten, überbordende Staatsverschuldung etc überhaupt ernsthaft debattieren, kann ich nicht erwarten, dass die Gesellschaft besser ist.
Ansonsten sehe ich weniger schwarz. Die Bildzeitung hat 3 Millionen tägliche Käufer in den letzten 25Jahren verloren, die.m.E. bildungsadäquat zu den elektronischen Medien hinüber gewandert sind. Und wie die Lesekompetenz unserer vielen Neubürger in türkisch, arabisch, italienisch, rumänisch, russisch oder polnisch ist, messen wir nicht. Mehr Migranten heißt nicht zwingend weniger Sprachkompetenz, sondern Sprachverlagerung.
Dann ist der Abstieg vermutlich kleiner und eher ein schrittweiser Wechsel der Muttersprache.
Gedichte lernen….
Leider vermittelt man den Kindern „Methoden“ statt Wissen.
Wozu brauche ich Methode, um Jules Vernes zu lesen? Göthe? Rilke?
Man verweigert den Kindern das Wissen über ihre Kultur. Kein Mensch wird mit 18 plötzlich einen Band Rilke oder Kästner bestellen und darin schmöckern. Es vergehen viele Jahre, eher man die Bedeutung von Werken, die man in der Schule gelernt hat, erkennt.
Doch wer nichts gelernt hat, wird später auch nichts erkennen.
Eine „Methode“ zum Lesen von Büchern habe ich noch nie benötigt, wohl aber Namen und Werke, die es lohnt zu lesen.
Danke für den Artikel. Genauso erschreckend finde ich, daß ein derartiger Test erst an 9-10-jährigen Kindern durchgeführt wird.
Ein durchschnittlich intelligentes Kind wird mit 6 Jahren eingeschult. Das bedeutet, daß es im Alter von10 Jahren ja mind. die 4. oder sogar 5. Klasse besucht. Da erwarte ich mir ein einwandfreies Deutsch in Wort und Schrift.
Ja, Herr Kraus, mit den von Ihnen angeführten Gründen für diese Misere haben Sie recht.
Ich möchte aber noch ergänzen: vielen Eltern ist es mittlerweile egal, ob ihr Kind nach 4-5 Jahren Schule sicher mit seiner Muttersprache umgehen kann. In den ersten Jahren gibt’s sowieso keine Schulnoten mehr, später wird dann großzügig darüber hinweggesehen. Der Fehler liegt also auf beiden Seiten. Dabei ist es doch nicht so schwer. Mal ein Jahr als Eltern dranbleiben, abends mit den Kindern nochmal 3-4 Sätze schreiben, aus einem Kinderbuch vorlesen, das Kind kann auch immer mal eine Seite lesen. Die meisten Kinder lernen schnell, sie brauchen nur etwas Anleitung.
Es tut mir leid für die heutigen Kinder: denn einfach mal ein Buch lesen, egal zu welchem Thema, ist einfach eine großartige Erfahrung. Das kann das Internet niemals leisten…
„Es tut mir leid für die heutigen Kinder“
Ja, das ist das Elend.
Aber es ist nicht neu und nicht Google uns smartphone anzulasten: vor über 25 Jahren hat die Grundschullehrerin bei einem der damals noch üblichen Elternbesuche erstaunt ins Kinderzimmer meines Sohnes geschaut und gesagt „Du hast aber viele Bücher“
Smartphones hießen noch Mobiltelefone und waren nicht sonderlich smart, Google war mal gerade online gegangen. Lesen war trotzdem schon auf dem absteigenden Ast (was freute man sich nur wenige Jahre später, dass Harry Potter Leser zurückholte) und über die immer schlechter werdende Bildung wurde damals auch schon gesprochen.
Vor 42 Jahren hatte ich an einer hessischen Hochschule Proseminar im Fach Pädagogik zu halten. Ungefähr 20 Studierende kamen zur Eingangssitzung, die meisten zu spät. Ich umriss das Thema des Seminars, ließ die Literaturliste zirkulieren, ebenso wie eine Eintragsliste für die zu übernehmenden Referate. Während dieser Formalien verließ etwa die Hälfte der Anwesenden den Raum, und die noch blieben, beschäftigten sich mit Stricken und Zigaretten drehen. Schließlich erklärten sich drei Studenten bereit, jeweils zu einem Kapitel eines bestimmten Buches ein Referat zu schreiben. Heraus kamen drei zusammengestöpselte Fragmente, kein Satz ohne Schreibfehler, in Kleinkinderschrift, im besten Falle eine Inhaltsangabe. Eine der Autorinnen traf ich später in der Vordiplomsprüfung wieder, völlig unvorbereitet, erfüllt vom Heiligen Geist der antiautoritären Erziehung. Wie sagt der böse Volksmund? Dumm geboren und nichts dazugelernt.
Dazu sollte man sagen, dass schon zu meiner Schulzeit, das Fach Deutsch nur in der Grundschule noch etwas mit Lesen zu tun hatte. Zwar gab es immer mal „Einsprengsel“, aber letztlich waren die Texte die wir lasen, doch recht spärlich. Weit größeren Raum nahmen die Textinterpretationen ein, eine ermüdende und oft einseitig ideologisch gefärbte Sache über die Stundenlang diskutiert wurde. Ja sicher…so einiges von Goethe, Schiller und Lessing wurde gelesen in der Mittel-Oberstuge….doch viele kamen durch die Schulzeit ohne eigenständig mal ein Buch in die Hand zu nehmen….im Unterricht wurde vielen die Lust dazu genommen. Ich vermute heute ist das noch viel schlimmer….reduziert auf wenige Sätze um die Aufmerksamkeit der Klasse zu erhalten….werden wohl eher „Zusammenfassungen“ vorgetragen….wohl auch öfter Multimedial. Man kann sich schon viel Shakespeare Stücke mit Play-Mobil Männchen auf Youtube antun. Allgemeinbildung und Lese-Wille lässt extrem nach…sieht man ja an unseren „Eliten“ in Berlin….es gab ja schon erste Vorstöße von einigen „Bildungsexperten“ das Schreiben mit der Hand….abzuschaffen….Tippen geht doch viel einfacher und schneller.
Ich würde mich nicht so über die Wahl des Mediums zur Erlangung von Bildung erregen, der Papier-Zug ist längst weg und man kann auch im Neuland anspruchsvoll arbeiten. Ist halt nur mühselig, nicht anders als in Papierform und das ist es, was bei vielen out ist.
Das überhebliche „Google-Häppchen“ hatte früher, bei Verwendung von Lexika, auch seine Entsprechung. Wer nicht wollte, der war eben früh mit dem Gefundenen zufrieden, andere gingen Querverweisen nach, das alles geht auch per Google. Vielleicht mal versuchen, Herr Kraus.
Was ich deutlich schlimmer finde, ist der Trend vom Geschriebenen zum Dahingesprochenen. Der Absender und der Empfänger sind da zu oft in einer deutlich unverbindlicheren Textwelt und zudem in einem von mir sehr unschön empfundenen Sender-Empfänger-Verhältnis und in einer unbequemen Verarbeitungsweise unterwegs. Eine Information aus der vorherigen Spalte nochmal aufnehmen ? Kein Problem. Aber das vor 40 Sekunden oder 55 Sekunden Gesprochene nochmal aufgreifen und dann Hin und Her? Danke, nicht mein Fall. Ich verweigere deshalb diese Talks, Podcasts, Medialinks als ernsthafte Informationsquelle fast vollständig, auch bei TE.
Die Verblödung ist eindeutig auch eine Folge des Medienwechsels. Natürlich hängt die Arbeitsweise auch vom Medium, also vom Werkzeug ab. Neue Werkzeuge haben seit jeher die Arbeitsmethoden und auch die Arbeitsethik beeinflusst und verändert. Der digitale Arbeitsplatz bedingt von vorneweg eine andere, nämlich oberflächliche Lernmoral.
Digitale Medien suggerieren per se „Quantität vor Qualität“. Alles ist jederzeit verfügbar – die Inhalte müssen nicht mehr so verlässlich sein, denn sie sind ja jederzeit wieder überprüf- und korrigierbar. Sie sagen immerzu: „Das mußt du jetzt nicht lernen, das kannst du später noch auf dem Smartphone googeln.“
Das Lexikon in der Schulbücherei aber sagte: „Wenn du das jetzt nicht lernst, musst du morgen wieder hierher kommen, statt ins Freibad zu gehen.“
Sie beschreiben doch genau das Problem nur mit falscher Annahme , weder Smartphone noch Google sind dran schuld an dem „Das mußt du jetzt nicht lernen, das kannst du später noch auf dem Smartphone googeln.“
Das Lexikon sagte auch nie „Du musst das jetzt lernen“, da konnte man genauso später reinschauen und ganz fix und flach nachblättern.
Die dazu was sagen, das sind die Menschen, Lehrer, Ausbilder und fängt das Elend an. Bidungserwerb/Lernen ist out, Wohlfühlen/Meinunghaben ist in und die rot-grüne Klientel schwenkt die Fähnchen dazu.
Ich fürchte, googeln hilft hier nicht.
Man muss gewisses Wissen – ein Netzwerk aus Fakten und deren Wechselwirkungen – haben, um erstmal zu entscheiden, ob das Googeln sich lohnt.
Wer nicht in der Lage ist zu erkennen, dass Wärmepumpen, E-Autos und abgeschaltete Kraftwerke irgendwie zusammenhängen, wird kaum auf die Idee kommen, die richtige Frage zum Googeln zu stellen.
Wer nichts weiß, muss alles glauben.
Zitat: „Wer nicht in der Lage ist zu erkennen, dass…..“
Mhh, man könnte es vielleicht auch so sagen: es fehlt den heutigen jungen Menschen das logische und eigenständige(stattdessen wird „gegoggelt“) Denken um Zusammenhänge erkennen zu können.
Und daran sind die Eltern schuld.
Der Jugend kann nichts fehlen, was die Eltern hatten.
Es sind die Eltern, die der Jugend diese Denkfähigkeit nicht vermitteln. Manche Eltern sind der Meinung, es reiche zu tippen, Schreibschrift sei am Aussterben. Was kann unter solchen Umständen von der Jugend erwarten.
Es ist unterlassene Hilfeleistung an Jugend, wenn ihr Prinzipien, Wissen, Fähigkeiten und Werte nicht vermittelt werden.
Sollen sie jedes Mal das Rad neu erfinden?
Die Welt verändert sich immer schneller, sodass die Gesellschaft immer weniger ihre eigentlich notwendige Anpassung schafft. Wer jung ist, merkt davon selber wenig. Aber als ein noch Überlebender aus dem Jahrgang 1929 habe ich soviel neue technologische Sprünge erleben müssen, die vorher kaum zu erahnen waren. Aber auch soviel gesellschaftliche Tiefschläge erfahren. Wir leben heute in einem Wohlstand, der selbst in meinen Jahren als Familienvater kaum zu erahnen war. Aber der Preis, den wir heute dafür bezahlen müssen, ist hoch. Wird es doch entsprechend technischen Fortschritts immer einfacher, die Menschen in nur von wenigen vorgegebene Richtungen zu manipulieren, wenn diese Machtbesessenen nur die Mittel dafür haben. Immer mehr verschwimmen Realität und Virtualität und damit erfolgt z.T. eine völlig andere Bewertung aller Vorgänge. Gut, wer da noch über einen großen eigenen Erfahrungsschatz verfügt. Aber die heutige Gesellschaft ist dafür kaum noch aufnahmefähig. So fällt es Demagogen und Machtbesessenen immer einfacher, auch schlimme Taten reinzuwaschen und durchzusetzen. So scheint solchen Kreisen auch das geschriebene und daher nachweisbare Wort ein Dorn im Auge. Es heißt zwar, das Internet vergisst nichts. Doch wer macht sich heute noch die Mühe alle Angebote auf ihre Richtigkeit zu überprüfen und wer legt fest, was angeblich richtig und gut? Wer darüber nachdenkt, dem muss eigentlich Angst vor einer digitalisierten Zukunft werden?
Für mich galt, und gilt auch heute noch: Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen wer was weiß und wo was geschrieben steht. Wer nach 4 Jahren Grundschule nicht altersgerecht lesen kann, bekommt auf der weiterführenden Schule Probleme bei Textaufgaben in Physik und Mathematik. Insofern bezweifel ich, dass gut die Hälfte derer, die heute auf dem Gymnasium zugelassen werden, den Minimalanforderungen überhaupt genügen. Wer nämlich lesen kann ist einwandfrei im Vorteil.
Leider werden die Kinder nicht umfassend traniert, sondern punktuell.
Statt ganze Texte abzuschreiben, müssen sie Lücken füllen: b/p, k/ck, g/k,…
Anstatt sich das Wort als Ganzes durch Abschreiben zu merken, müssen sie Kästchen füllen.
Die Kinder verfallen in Panik, wenn die drei Zeilen für die Aufgabe nicht reichen, weil dann die nächste auf dem Arbeitsblatt beginnt. Meine Kinder schreiben kaum ein ganzes Heft im Jahr voll, weil die Hälfte vom Stoff in den Arbeitsblättern stecken, von denen gefüllt die Hälfte verloren gegangen ist.
Es sind einfachste Sachen, die nicht beigebracht werden – Hausaufgabenheft führen, Datum auf das Blatt schreiben; in den wichtigsten Fächern gibt es zwei Hefte – eines für die Regeln und eines zu Üben. Wozu die Trennung? Beim Üben braucht man die Regel vor Augen und nicht im Archiv im anderen Heft!
Die Hefte sind RIESIG! Ein Heft und das Lehrbuch dazu sind zwei DIN A4 Objekte auf dem Schreibtisch. Für ein 1, 30 großes Kind ist das zu viel…
Das überspringt man gerne, dafür hat die Schule Zeit für Yoga, Entspannung und sonstiges Hokuspokus, der in der Grundschule unwichtig ist….
Ich frage mich überhaupt, weshalb Kinder heutzutage überhaupt noch 8 Kilo Schulbücher mit sich herumschleppen müssen, wo es doch alternativ Tablet-Computer gibt. Aber dafür müssten die Schulen wiederum digital vernetzt sein. Willkommen in der 3.Welt….
Als Informatiker bin ich der Meinung, dass man an den Rechner ran soll, wenn man das Problem analog formulieren und lösen kann.
Auch in der IT werden analoge, sprich reale Probleme, gelöst. Dafür muss man in der Lage sein, sie zu formulieren und einen Lösungsweg zu beschreiben. Das geht am besten mit dem Bleistift.
Bereits vor über zehn Jahren hatte ich in meinem Unternehmen Bewerber, mit nicht NC-fähigen Abiturzeugnissen für eine kaufmännische Ausbildung. Deren Vorstellung war es nach einer abgeschlossenen kaufmännischen Ausbildung einen betriebswirtschaftlichen Studiengang für den weiteren Berufs- und Lebensweg zu belegen.
Allerdings scheiterten einige davon bereits an den in meinem Betrieb notwendigen rechnerischen, von mathematisch ist noch gar nicht zu sprechen, Aufgaben z.B. für die Ermittlung von Cubage bei Transportbehältern und simpler Dreisatzrechnung für Materialmengenermittlungen.
Aber was kann man von einem Bildungssystem schon erwarten das Hochschulreformen mit dem Schlagwort „Bologna-Prozess“ belegt und sich der politisch gewollten Implementierung nicht verweigert. Auf die Inhalte dieser Hochschulreform gehe ich nicht ein, es ist Kritik an der Wortwahl, ich nenne meine Soße „Bologneser Art“ ja auch nicht „Bologna-Soße“ – obwohl es für dieses „Bulemielernen“ vielleicht sogar treffend angewendet wäre.
Meine Beobachtung aus dem Berufsleben: Studienabgänger haben eine große Leseschwäche. Lesen ist mehr als die bloße Aneinanderreihung von Buchstaben zu Wörtern und Wörter zu Sätzen. Was nicht auf Powpoint Folien mit Bildchen ist, wird der Sinn der Aussage nicht mehr verstanden. Konkrete und klare kurze e-mails sind eine wahre Herausforderung. Bunte Bildchen kommen gut an, obwohl noch nicht einmal die Kernaussagen bildlich dargestellt sind.
2016 erschienen „Die Deutschen ? Das klügste Volk auf Erden verabschiedet sich von der Geschichte: Das letzte Kapitel einer Tragödiedas letzte Kapitel einer Tragödie
Deutschland als Kulturnation ist am Ende. Ein besetztes Land ¿ sein Schicksal in fremden Händen, eine Marionettenregierung in einer Parteiendiktatur, eine machtlose Bevölkerung. Ein Grundgesetz, das keine Verfassung ist, und das zwar einen Widerstandsartikel kennt, aber dabei nicht konkret wird. Arbeit kann immer mehr Menschen nie wieder ernähren. Riesige soziale und wirtschaftliche Umwälzungen ohne Antworten. Flüchtlinge, die nicht gebraucht werden, ohne Pespektiven. Die Medien sind den Mächtigen hörig, anstatt Alternativen aufzuzeigen oder zumindest die harten Fragen zu stellen. Die Analyse der aktuellen Situation drängt sich förmlich auf.“
Autor: Geese, Hans-JürgenDie Mehrheit findet es bequem.
2016 „Weicheier-AlarmDie verhätschelten „Schneeflocken“ und ihre Feinde“Er schmäht angeblich überempfindliche, weinerliche, meist junge Menschen, die Kritik nicht ertragen und meinen, das Recht zu haben, Andersdenkenden den Mund zu verbieten: „Snowflakes“ sind gewissermaßen gefrorene politische Korrektheit.
„Zensurwütige Heulsusen“In der Regel erwärmen sich in Großbritannien konservative Kritiker einer Jugend, die angeblich von „68er“-Lehrern und -Eltern verdorben wurden, für den Begriff.
So sah Claire Fox, Direktorin der Denkfabrik Institute of Ideas, die im Magazin „Spectator“ über die „snowflakes“ schrieb, die Schuld bei den Erziehern. Sie hätten diese Generation zu „zensurwütigen Heulsusen“ erzogen, die das richtige, harte Leben außerhalb ihrer Schutzzonen in Schule und Universität nicht mehr ertrügen.“https://www.welt.de/vermischtes/article159946299/Die-verhaetschelten-Schneeflocken-und-ihre-Feinde.html
und ausgerechnet die Generation will in den Krieg gegen Russland ziehen. Dieses Volk ist nur noch mit Sarkasmus zu ertragen.
Habe mich letztens mit einem Kommilitonen unterhalten, der wusste über Impfnebenwirkung, bzw. – wirkungslosigkeit etc. noch detaillierter Bescheid als ich. Er kannte auch noch die ergoogelten Zahlen und Fakten. Nur, den schien das alles gar nicht zu stören?! Er findet die 3G regeln etc trotzdem richtig und sagt gleichzeitig, niemand würde zu einer Impfung gezwungen. Außerdem glaubt er auch lauter Behauptungen wie „Damit eine Impfung wirkt, muss man davon paar Tage was spüren.“
Für mich das Paradebeispiel für moderne Dummheit. Wenn Menschen wie Festplatten sind, auf die man nach belieben jede Information aufspielen und am nächsten Tag wieder löschen kann. Deshelb verstehen sie von Kontext,Struktur und Logik überhaupt nichts mehr.
Richtig. Viele sind des Denkens nicht mehr mächtig. Im Alltag funktionieren sie nur so gut, weil sie erfolgreich darauf konditioniert worden sind.
Das Bildungsniveau hier ist doch ohnehin auf dem Tiefflug! Selbst Oberstufenschüler verstehen keine einfachen Sachtexte; ihr sprachliches Niveau ist begrenzt. Ihre grammatikalischen Kenntnisse sind mangelhaft und ihr sprachliches Ausdrucksvermögen ist katastrophal. Als ich bei Bekannten die Deutsch-Klausur ihres Sohnes las, der in diesem Jahr Abitur machen will, traute ich meinen Augen nicht: die Arbeit triefte vor Fehlern, nicht einmal ganze Sätze waren vorhanden, die Lösungen der Aufgaben blieben nur Stückwerk. Dass hier eine Sachtextanalyse gemacht werden sollte, konnte man höchstens erahnen. Bei den Eltern nur Schulterzucken und Ratlosigkeit, der Sohn liest einfach nicht! Stattdessen hackt er den ganzen Tag auf seinem Handy herum! So wird die Dummheit demnächst zum Standard gemacht. Das ewige Kompetenz-Gequatsche der Bildungspläne ist eine einzige Lachnummer. Kompetenz ist, wenn keiner sie hat. Selbst jüngere Lehrkräfte, auch das konnte ich sehen, sind nicht fehlerfrei. Auch ihre Kompetenz ist nur eingeschränkt vorhanden, also, was verlangt man von den Schülern! Bildung sieht wahrlich anders aus!
Sie schreiben es!
Leider kann man als Eltern sich dem nicht entgegensetzen, denn das höhere Niveau wird nicht abgerufen.
Ganz besonders leiden die Jungs. In der Pubertät sind sie reifetechnisch den Mädchen unterlegen und verstehen einfach nicht, warum sie lernen müssen. Sie mache nur das Nötigste, weil „mehr müssen wir nicht“, und als Elternteil hat man die Wahl zwischen einer durch den Schulzwang gestörten Beziehung oder einem halbgebildeten Pubertierenden.
Ich habe auch das Gefühl, dass je mehr man ein Thema/Ziel proklamiert, desto eher mangelt es in der Praxis daran. Auch für Teamarbeit gilt meiner Erfahrung nach, dass es in vielen Jobs de facto gar keine Teamarbeit gibt. In der Schule wird einem immer eingetrichtert, dass Teamarbeit wichtig ist, aber man vermittelt nicht, was es bedeutet, sondern lässt die Kinder einfach Gruppenarbeit machen statt alleine. Und im frühen Berufsleben gibt es fast gar keine Teamarbeit, jeder hat sein beschissenens Projekt mit „Projektverantwortung“ und muss gucken wo er bleibt.
Leider ist mir Ihr Text zu lang, werter Herr Kraus, habe darum gleich runtergescrollt.
Und hier unten vermisse ich nun vorgeschlagene Antwortmöglichkeiten zum Ankreuzen, so in Richtung „äh“, „hm“, weiß nicht“ oder so.
Oder so, jedenfalls packe ich das mal wortreich an und mache ein 😉
Vielen Dank für diesen Artikel! Er war schon lange überfällig.
Vor sechs Jahren habe ich die Grundschullehrerin meines Sohnes gefragt, wann sie Gedichte auswendig lernen werden. Das sei veraltete Methode war die Antwort. Wann zeigen Sie den Kindern, wie man beim Schreiben sitzt, den Stift hält und Buchstaben verbindet? – Es gibt viele Wege, schreiben zu lernen, hat die andere Lehrerin geantwortet.
Kein Wunder, dass die Kinder in den richtigen Kompetenzen versagen. Das Gedächtnis, user wichtigstes Werkezeug, das jeden zum Fleigen bringt, wenn der Stoff sofort abrufbar ist, wird nicht trainiert. Man könne alles nachschlagen.
Ja man könne das. Aber wenn man einen Rechner kauft, will man möglichst viel RAM, damit der Rechner nicht jedes Mal auf die Festplatte zugreift. Die Daten könnte man ja auch nicht im RAM sondern auf der Festplatte halten, was aber längere Zugriffszeiten bedeutet, was das Programm langsamer macht. Man ärgert sich, wenn ein Film beim Streaming ruckelt. Das passiert, wenn die DAten nicht gleichmäßg schnell kommen.
Doch genau das passiert, wenn man beim Arbeiten alles nachschlagen muss, weil man nichts auswendig gelernt hat. Man wird langsam und frustriert.
Leider ist die moderne Schule nicht für die Kinder, sondern für pädagogische Doktoranden, die ständig Versuche mit den Kindern machen.
Warum man mit Kopien arbeitet, wo es doch so viele Lehrbücher und Arbeitshefte gibt, konnte mir noch niemand schlüssig erklären.
Was die Schwierigkeit ist, ein Lehrbuch von Anfang bis Ende durchzuarbeiten – auch keine Erklärung.
Eine Lerhrin meinte, man bringt den Kindern Methoden bei, sich komplexe Literatur selbst zu erschließen. Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass in Zeiten von Netflix und Disney irgendjemand der Verführung widersteht und zu Faust greift?
Es ist frustrierend, als Elternteil den Niedergang der Schule zu erleben.
Genau so ist es. Immer, wenn ich dachte, der Tiefpunkt sei erreicht, ging es noch weiter bergab. Ich war einer der wenigen, die sich gegen die Rechtschreibreform wandten und heute gegen die sog. Leichte Sprache und das Gendern auftreten. Auf diese Weise wird man zum Außenseiter. Was mich aber nicht stört- ich unterrichte Katholische Religionslehre und bin schon von daher gewissermaßen ein Exot….
Die Idee mit der „leichten Sprache“ war gar nicht so grundverkehrt, es gibt eben Sprachbehinderte (oder auch schlicht Bekloppte, wie man früher zu sagen pflegte), die selbstredend auch ein Recht darauf haben, wenigstens halbwegs informiert zu werden.
Aber leider – wie immer – stürzten sich gleich die Genderisten darauf, verwurstelten „leichte Sprache“ zu Linksgrünpropaganda (einfach mal „Nachrichten in leichter Sprache im Deutschlandfunk hören, kommt immer am Freitagabend), und trieben das in ihr Denkschema, um das dann mit dem Gendersprech wieder ad absurdum zu führen.
Für Sprachbehinderte ist das sicherlich eine gute Idee.Aber nicht generell für die Mehrheit und als Ersatz für eine Jahrhunderte alte Kultursprache ersten Ranges.