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Gerichtsurteil in Sachsen

Lernen zuhause ist kein Ersatz für Unterricht in der Schule

19.05.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Ein Leipziger Verwaltungsgericht erlaubt Eltern, ihre Kinder zur Schule zu schicken - oder auch nicht. Ein Modell für die Zukunft sollte das nicht sein, denn Homeschooling pur bringt nichts.

Mit zu den größten Kollateralschäden der Corona-Pandemie gehören die Schäden am Bildungswesen und an der Bildung der jungen Leute. Mit Stand 19. Mai kann man sagen, dass die Schüler seit Schließung der Schulen Mitte März je nach Jahrgangsstufe zwischen 200 und 300 Unterrichtsstunden verloren haben. Das ist ein Viertel eines Schuljahres, bis zum Beginn der Sommerferien kann es sich auf ein Drittel ausweiten.

Zumal für Grundschüler, bei denen es um den Erwerb grundlegender Kulturtechniken geht, ist das ein Rückstand, der kaum aufzuholen ist. Das „Homeschooling“ konnte diesen Rückstand kaum ausgleichen. Dass reguläre Schule und Präsenzunterricht auch soziales Lernen sind, lassen wir dabei außer Betracht. Der Lernrückstand selbst lässt sich allenfalls teilweise aufholen, wenn mit dem neuen Schuljahr 2020/2021 – vorbehaltlich einer zweiten Pandemiewelle – nachholende Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören eine angemessene Kürzung von Ferien, vorübergehend oder phasenweise die (Wieder-)Einführung eines Samstagsunterrichts und die Wiederentdeckung eines straffen Unterrichtsstils.

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Dass – wie jetzt in Sachsen – die Eltern von Grundschülern selbst entscheiden dürfen, ob sie ihre Kinder nach Öffnung der Schulen in die Schule schicken oder nicht, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Das Verwaltungsgericht Leipzig will es so. Eltern eines Siebenjährigen hatten geklagt, dass der Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen den Schülern nicht eingehalten werden könne, und vom Gericht Recht bekommen. Das Kultusministerium, das für die Öffnung der Schulen zusammen mit Infektiologen und Kinderärzten der Kliniken in Dresden und Leipzig ein Konzept entwickelt hatte, beugte sich notgedrungen dieser gerichtlichen Eilentscheidung: Der Schulbesuch ist bei fortdauernder Schulpflicht bis auf weiteres freiwillig.

Freiwillig zur Schule oder eben nicht zur Schule? Da kommen uralte Schülerträume und alte pädagogische Träume zu neuer Blüte: Schluss mit der Schulpflicht, dafür eine Bildungspflicht qua Homeschooling!, heißt die Forderung.

Ist Homeschooling ein Zukunftsmodell? Nein!

Vergessen sei nicht: Die Einführung der Schulpflicht in Deutschland vor – je nach Teilstaat – 200 bis 300 Jahren ist und bleibt eine große soziale Errungenschaft. Damit wird allen sozialen Schichten eine halbwegs solide und breite Bildung ermöglicht, und zwar unabhängig vom Bildungsstand und vom Geldbeutel der Eltern. Gäbe es diese Schulpflicht nicht, so käme wohl kaum mehr als ein Fünftel der Kinder – Kinder nämlich wohlhabender Eltern – in den Genuss von Bildung. Dem Gros der Kinder bliebe solches vorenthalten. Vergessen sei auch nicht: Die Einführung der Schulpflicht war eine Maßnahme zum Schutz der Kinder vor Ausbeutung durch Kinderarbeit.

Was das Homeschooling betrifft, so sind die USA auch in dieser Hinsicht ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Gewiss steckt das öffentliche Schulwesen dort in einem reichlich desaströsen Zustand. Die US-Elite-Schulen und die US-Elite-Universitäten drängen diese Diagnosen oft genug in den Hintergrund. Das Homeschooling hat jedenfalls in den USA allein schon deswegen großen Zulauf bekommen. Angeblich haben sich die Eltern von bereits zwei Millionen Kindern solchermaßen, das heißt durch „opting out“, aus dem öffentlichen Schulwesen ausgeklinkt.

Betrachten wir Homeschooling ganz praktisch. Tatsache ist: Kein Elternpaar kann seinen Kindern an fachlicher Kompetenz mitgeben, was Schule mitgeben kann. Allenfalls im Grundschulbereich mag das möglich sein. Darüber hinaus bedürfte es schon eines privaten Netzwerkes, das schier der regulären Gründung einer Privatschule gleichkäme. Vor allem aber wird „Home-Beschulten“ die ganze Bandbreite schulischen sozialen Lernens und schulischer Kultur vorenthalten. Solche Kinder erleben nicht, was ein Skikurs, eine Studienfahrt zusammen mit einer ganzen Klasse oder was eine gemeinsame Theateraufführung, ein sportlicher Wettstreit mit anderen bedeuten.

Im übrigen darf man nicht übersehen, welche Folgen die Zulassung von Homeschooling gerade in Populationen mit viel Migrationshintergrund hätte. Wer Homeschooling zulässt, müsste nämlich als Alternative zum öffentlichen Pflichtschulwesen den Besuch privat organisierter Koranschulen als Ersatzbeschulung zulassen. Oder ebenso naheliegend, weil an Hunderten von Schulen in Deutschland mit 80 und 90 Prozent Migrantenanteil Realität: Wer vermittelt den oft genug „schuldistanzierten“ muslimischen Kindern und Jugendlichen eine für die spätere gesellschaftliche und berufliche Integration notwendige solide Bildung, die ihre oft bildungsfernen Elternhäuser nicht leisten können oder nicht leisten wollen? Vielen dieser in Parallelgesellschaften lebenden Eltern liegt leider nicht viel am Schulbesuch – zumal am Schulbesuch ihrer Mädchen. Viele solche Eltern gäben die Schulpflicht für ihre Kinder gerne preis.

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33 Kommentare

  1. Nein! Sie hängen einem idealisierten Bild der Schule an! Wie Sie richtig bemerken, liegt den meisten muslimischen Eltern nichts oder recht wenig an der schulischen Ausbildung ihrer Kinder, sie lernen auch in der Schule in den allermeisten Fällen sehr wenig, und dazu gibt es ein Unmenge an Studien und Aussagen von Lehrern, die Hausbesuche machen – was sie nicht machen müssten – und sehr unfreundlich behandelt werden.
    Sie ziehen als Beleg die USA heran, aber ohne auf die Klientel einzugehen und die verschiedenen Umstände. Die staatlichen Schulen sind häufig nicht nur nicht schlecht, sondern recht gut.
    Der Lernrückstand ist ein selbst verursachter. Wenn die Eltern keinen PC haben und das Smartphone den einzigen Internetanschluss aufweist, das allerdings für jeden Chat und für jede Mail von der Mutter weggenommen wird, ist das ein Skandal, den sich Deutschland leistet. Auch an Gymnasien haben längst nicht alle Schüler einen PC, das ist ein Skandal. Um die Lücke halbwegs wenigstens zu schließen, haben viele Lehrer Lehr- und Aufgabenbriefe selbst und mit Boten zugestellt! In anderen Ländern, wie Australien, aber auch in asiatischen Ländern, kann der Unterricht sinnvoll über den PC durchgeführt werden, die Programme sind vorhanden, nur hier nicht! Man ist hierzulande in Bezug auf das Lernen und das Lernen mit dem PC noch hinter dem Mond, und zwar nach meiner Meinung deshalb, weil der Unterricht v. a. für die Schüler viel anstrengender ist, und das darf ja nicht sein.
    Hierzulande muss alles „sozial“ sein. Es ist eine furchtbare Überschätzung des „Sozialen“ in Mode gekommen. Jedem Ausgeflippten muss Verständnis und Hilfe zuteil werden, hängematten-lebenslänglich. Soziales Lernen, meine Güte, was soll das? Sind die Älteren asozial, lauter kleine Kaspar Hauser? Und wie soll ein IS-Junger sozial behandelt werden, wenn er zum Morden der fanatischen Terrorbande beigetreten ist? Keine Verantwortung dafür? Soziales Lernen in der Schule ist eine Schimäre, es gibt’s nicht, vor 40/50 Jahren sind die rausgeflogen, heute behält man sie, aber sie werden dennoch nicht sozialer, s. Antifa und Co, dafür erniedrigen sie die Qualität.
    Gute Programme, wie das „ActivInspire“, wurden nicht nur von mir bei Studenten gewinnbringend eingesetzt bei Übungen und Unterricht. Und wenn man die franz. Schulen mit den deutschen vergleicht: Die Lehrer haben Assistenten, die ihnen nach Anweisungen alles vorbereiten, so dass die Lehrer sich auf den Unterricht konzentrieren können. Davon können die deutschen nur träumen.
    Jeder neue Kultusminister wirft alle Konzepte über den Haufen, um die Schule noch mehr zur Wohlfühlanstalt zu machen, keine Noten, keine 2 Klassenarbeiten an 2 Tagen, keine Strafen bei absurdem Danebenbenehmen, Abwahl anstrengenderer Fächer, kein Unterricht, sondern selbst lernen(!), Lehrer nur Mitlernender, was für ein Quatsch – das Ergebnis ist an Lehrstellen bis zur Universität zu besichtigen.
    Unruhe und Versimpelung ist des Linken Pflicht!

  2. Herr Kraus, aus eigener Erfahrung halte ich die Bedeutung zumindest des Oberstufen-Lehrstoffs für das weitere Leben für überschätzt:
    In den Sommerferien 1963 kam ich nach einem einjährigen Aufenthalt in einer kleinen Gemeinde im Süden Michigans – bewaffnet mit einem „Straight A“ High School Diploma mit Goldschnitt – zurück in meine alte Klasse, mittlerweile Oberprima, an einem Kölner Jungensgymnasium. Infolge einer Schuljahresumstellung stand bereits im Dezember die erste schriftliche Abi-Arbeit (Mathe oder Physik) an, im Februar war das Abi durch und ich konnte – sozusagen als früher G8er – ohne Zeitverzug mein 10semestriges Ingenieurstudium durchziehen. Niemals in den nunmehr 56 Jahren seit dem Abi habe ich einen nachteiligen Effekt dessen bemerkt, dass mir der Stoff eines ganzen Oberstufenjahrs fehlt.

  3. Bildungspflicht statt Schulpflicht!
    Nun die allgemeine Schulbildung war sicherlich ein großer Fortschritt. Allerdings stellen die staatlichen Schulen längst nicht mehr überall eine gute Bildung sicher. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass es für Eltern in gewissen Gebieten extrem ratsam ist, dort wegzuziehen, bevor die Kinder in die Schule kommen. Da sind wir von amerikanischen Verhältnissen nicht mehr so weit entfernt. Dort soll übrigens der Bildungsstand der Kinder nach Homeschooling im Durchschnitt sogar deutlich besser sein als bei den öffentlichen Schulen. Insofern gehört meiner Ansicht die Schulpflicht durch eine Bildungspflicht ersetzt (natürlich mit entsprechenden regelmäßigen Prüfungen). Da ist ein liberalerer Ansatz geboten. Natürlich wird es dann auch da Fehlentwicklungen geben, aber die gibt es aktuell auch an den öffentlichen Schulen. Da würde eine gewisse Konkurrenz gut tun. Und solange man das Niveau der Bildung durch regelmäßige Leistungsnachweise überprüft, dürften die erwähnten Koranschulen allein daran scheitern.

  4. Der Unterrichtsstoff nach der 6. Klasse kann extrem verdichtet werden. Auch in den Kernfächern. Wichtig ist am Ende nur Mathe und das damit verbundene logische Denken. Eine Textanalyse kann jeder mit IQ im dreistelligen Bereich so schreiben dass sie für die Abituraufgabe reicht.

  5. Ich habe eben mit meiner Enkeltochter (3. Klasse) über Mathematikaufgaben
    gebrütet. Textaufgaben von solcher Schwere hatten wir früher in der 6./7. Klas-
    se. Was will man mit solchen Übertreibungen erreichen? Mit Gewalt die PISA-
    STatistik schönen, oder den Kindern die schöne Mathematik verekeln? Heimbe-
    schulung (bin nun mal Deutscher) bei überbordenden Lehrplänen ist kontra-
    produktiv. Die Uhr, z.B, wurde im Galopp behandelt, kaum einer der Klasse
    kann sie. Wäre in der Heimbeschuling – nur kurzfristig sinnvoll – nicht Wieder-
    holen und Festigen richtiger?

  6. Man braucht nur nach Amerika schauen um die Entwicklung abzusehen. Normaler Unterricht ist in den „Inner City Schools“ gar nicht möglich, DESHALB pochen Eltern auf Homeschooling. Berlin ist ja bereits so weit. Die Regelung dass Heimunterricht nicht gleichwertig ist wird sich in unserem Gut-und-Gerne-Land nicht halten können.

  7. Das deutsche Bildungssystem hat wesentlich größere Probleme als Homeschooling.
    Wer wissen will, wieso die Grünen und Linke eine solch treue Anhängerschaft besitzen, muss sich einfach nur die heutigen Schulen ansehen.

    Die heutigen Schulen sind reinen Entertainmentstätten verkommen: Statt effiziente Wissensvermittlung steht Spaß in Vordergrund, weil sonst armen Kinderchen ja soooo demotiviert und ihrer Wissbegierde beraubt werden, blablabla… Da werden Bildchen gekrackelt, mit Lehrer am Tisch getratscht und Themen, die zu schwer sind, weggestrichen. Im Worst Case werden den Kindern allerhand Flöhe ins Ohr gesetzt, dass sie Gott weiß was können und alles werden können.

    Die Realität trifft sie dann spätestens in der Arbeitswelt, in der ihnen die unangenehmen Erkenntnisse ereilen, dass sie eben nicht Gott weiß was alles können, weil sie schlicht nie an ihre Fertigkeiten gefeilt haben und dass man eben nicht alles werden kann, wenn nicht hart und ausdauernd genug an seine Ziele arbeitet, was sie wiederum auch nie gelernt haben.

    Enttäuschung und Frust sind die Folge, also folgen sie den linksgrünen Parteien, die ihnen die Erlösung durch BGE und Co verspricht.

  8. In mancher Hinsicht stimme ich Ihnen zu, aber ich halte Lernen auf digitalem Weg zumindest für ältere Schüler oder Erwachsene als Zusatzangebot für eine gute Lösung. Ich arbeite selbst als Dozentin in der Erwachsenenbildung, habe kürzlich Corona-bedingt erstmalig einen Online-Kurs angeboten. Die Leistungen waren sehr unterschiedlich, die beste Teilnehmerin erledigte im selben Zeitraum ungefähr 15mal so viele Übungen wie die schlechteste und war total begeistert von dem Angebot. Es war mir klar, dass es deutliche Unterschiede zwischen den beiden gab, aber bei der Gelegenheit fiel mir auf, wie sehr hoch Motivierte im normalen Unterricht manchmal ausgebremst werden.
    Sehr positiv finde ich, dass jeder in seinem eigenen Rhythmus arbeiten kann. Für Leute, die sich nicht selbst motivieren können, ist das natürlich ein Problem.

    • Der digitale Weg ist nur sinnvoll, wenn es auch sinnvoll genutzt wird. Meist aber sind die Menschen zu faul. Mein damaliger Informatikunterricht sah allerdings so aus: Wir durften 90 Minuten in Internet rumsurfen, während der Lehrer sich Bauer sucht Frau anschaute. Um Noten zu generieren hat er einfach uns ein Ankreuztest hingeklatscht.

      • Das liegt aber nicht am digitalen Weg sondern schlicht am Lehrer.

        Vulkan hat Recht. Es ist flexibler und es ist die Zukunft. Keine Schule und keine Uni kann an Lehre leisten was das Internet leisten kann, sofern der Schüler/Student wissbegierig ist.

      • Das ist ja der Knackpunkt. Gutes Lehrpersonal gibt kaum. Entweder sind sie links grün verstrahlt wie mein Deutschlehrer, faul wie der Informatiklehrer oder zu alt, um mit dem Internet umzugehen wie meine Politik Lehrerin.

  9. Das ist ein Schlüsselbegriff “Wiederentdeckung eines straffen Unterrichts“. Ganz genau darum geht es nämlich, nicht erst in der Phase seit Corona. Wie wäre es z.B. mit Aufnahmeprüfungen für weiterführende Schulen? Unsere Schulen wurden durch linksgrüne Wahnideen sturmreif geschossen. Corona gab ihnen dann den Rest.

  10. Mein Sohn geht in NRW zur Schule. Erste Klasse. Ich habe das große Glück Heimarbeit machen zu dürfen und nicht wirklich damit ausgelastet zu sein.
    Der andere müsste irgendwann in den Kindergarten als bald 4-jähriger, der allerdings ein perfekter Spielkameraden für den Älteren ist.

    Bislang hatte mein Sohn zweimal Schule und wird bis zum Ende der Sommerferien noch 5 mal gehen dürfen. Lernen schafft er hier zu Hause eindeutig besser. Die zwei Schultag bislang waren ein Witz. Keine Übung, keine Arbeitsblätter und vier Stunden nur mit Mundschutz dasitzen. Mundschutz im Klassenraum? Da ich allerdings von einer grundlegenden Dummheit von Grundschullehrern ausgehe, gab ich meinem Sohn, der aufgrund von Brillenbeschlag und Atemnot darunter sich bereits seit dem ersten Mal weigert, eine Entschuldigung mit. Zum Glück ist mein Sohn kein Mitläufer und er stand als Erstklässler zu seiner Entscheidung (in unserem Landkreis gab es in einer Woche 6 Neuinfektionen, seit 2 Tagen keine mehr bei 500.000 Einwohnern).

    Als er zurück kam, berichtete er davon, dass alle in der Klasse die Maske tragen mussten, obwohl sie keinen Sitznachbarn hatten und weit entfernt saßen. Die Lehrerin hingegen zog die Maske nur kurz an, wenn sie an einen Tisch ging, sonst, laut meinem Sohn, war sie immer maskenlos. Mein Sohn nannte das wortwörtlich „unfair“.

    Ich bin gegen Homeschooling – immer gewesen. Aber nachdem ich sah, was er hier schaffte und in der Schule, verstehe ich die Befürworter mehr. Ich bin immer ein Gegner gewesen, damit Kinder auch andere Sichtweisen kennenlernen außer die der Eltern…

    Was ich mit der langen Rede sagen will ist: Ich verstehe Eltern, die sagen: nie lief es besser und für so einen zerstückelten Unterricht (7mal bis zu den Sommerferien) machen wir den Mist nicht mit… Aber es gibt auch das Grundgesetz, und da wird seit Monaten ein Recht mehr als alles andere mit Füßen getreten. NRW Landesverfassung Artikel 6 ff. Recht auf Bildung. Ein Unding wie sich der Staat seinem Auftrag hier entzieht. Wie lange noch? Bis 2021? Bis zum Impfstoff in vielleicht fünf Jahren? Und die Lehrer tun so als ob sie total überfordert sind, wenn sie eine Klasse einmal in der Woche belehren müssen. Die Eltern rief und Nachrichten der Lehrerin sind eine Frechheit gegenüber allen Eltern.

    • Ja, Homeschooling kann weitaus effektiver sein als das was oftmals in den Schulen geboten wird (aka Beschäftigungstherapie). Ein ehemaliger Kollege hat eine beeindruckende Bildung und Auffassungsgabe, die er mit seinen vielen Geschwistern teilt. Woran liegt es? Die ebenfalls hochgebildete Mutter bliebt daheim und hat die Kinder, zusätzlich zur verpflichtenden Schule, unterrichtet.

      Die Schulen orientieren sich an den Schwächsten, müssen politisch korrekt sein, verstehen sich teils auch mehr als Verwahrungsanstalten. Wer das Beste für seine Kinder will, der muss andere Wege beschreiten.

  11. Der Autor schmeißt hier Schulpflicht und Schulpflicht in einen Topf. Das ist aber nicht dasselbe. Trotz Einführung der Schulpflicht z.B. vor gut 300 Jahren von Fr. Wilhelm I. in Preußen, war Hausunterricht bis in die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet – und zwar insbesondere in gutsituierten Haushalten. Meine Großmutter war als junge Frau selbst Hauslehrerin bei Gutsbesitzern (und heiratete später den ältesten Gutsbesitzersohn, dessen jüngste Geschwister sie unterrichtete) bis die Nazis mit dem Reichsschulpflichtgesetz von 1938 jeglichen Hausunterricht verboten. Man wollte Zwecks Indoktrinierung den völligen Zugriff auf die gesamte Jugend. Auch spätere Machthaber fanden das so toll, daß sie diesen Zwang und diese Indoktrinationsmöglichkeit nahtlos übernahmen. Das kann man gut finden, muß man aber nicht.

  12. Herr Kraus sieht das viel zu deutsch. Nur in Deutschland gibt es diese völlig verbissene Schulpflicht, im Nachbarland Frankreich sieht das schon ganz anders aus. Das Ergebnis deutschen Zwangssystems ist, daß heute jeder einen mehr oder minder zufälligen Abschluß erreicht, je nachdem in welchem Bundesland die Eltern wohnen und je nach Qualität der jeweiligen Schule (einzubeziehen der nicht zu unterschätzende Ausländer- und Inkludiertenanteil). Ich kenne nicht mehr ganz junge Akademiker auch aus Bayern, deren Rechtschreibung nur peinlich ist und deren Allgemeinbildung eine Katastrophe darstellt, neu ist die Mangelhaftigkeit des Schulwesens also nicht, nicht nur in Bremen und Berlin. Meine eigene längst vergangene Schulzeit (B.-W.) hat mir zudem einen Ekel gegen alles, was sich Lehrer nennt, aufgebaut, ich kann mich an höchstens zwei oder drei Lehrer erinnern, die mir NICHT in negativer Erinnerung als durchwegs untauglich geblieben sind.
    Ich traue mir und meiner Frau (als Natur- und Geisteswissenschaftler in Kombination) zu, gemeinsam ein Kind und Jugendlichen ohne externe Lehrkraft nur mit Literatur von Anfang an bis zu einem guten Abitur zu bringen. So etwas sollte möglich und erlaubt sein, natürlich mit Prüfungen in jedem Jahrgang.

  13. Kein Problem – Kind der Hypochonder bleibt zu Hause, wird dafür nicht versetzt. Punkt.
    Im übrigen sind die Lehrer die größten Bremser der Normalität – Firmen arbeiten, Kitas werden oder sind geöffnet nur die Sonderbehandlung für Lehrer mit allen Stilblüten wie Lappen im Unterricht, Beschulung von 2 Stunden am Tag, Lehren hinter Plexiglas etc.etc. Geld kürzen und aus die Maus. Keine andere Berufsgruppe bekommt so viele Extrawürste gebraten wie die ach so heiligen Lehrer.
    Falls diese der Mathematik noch mächtig sind können sie ja mal Statistikauswertung des Stat.Bundesamtes zu den Corona Todesfällen machen – Stichwort: finde die Übersterblichkeit. Oder die lieben Lehrer könnten mal ermitteln, wieviele Fehl-positive-Tests eines nicht validierten PCR Tests bei 350.000 Testungen die Woche auftreten. Kleiner Tip, falls FFF auch schon bis dahin wirkt. Bei validierten Tests ist die Fehlerquote so um die drei Prozent. Wenn das dann geklappt hat bitte einen analytischen Vergleich zu sagen wir 3500 Fällen pro Woche aufstellen. Und wenn das immer noch geht, dann mal ausrechnen, was ca. 30% Fehlrquote des nicht validierten Test auf die rund 450 Neufälle in ganz Deutschland bedeuten. Dann diskutieren wir über Sonderregelungen für die Hoch-Risikogruppe-Lehrer. Kenne einige aus dem medizinischen Bereich – da hat sich niemand angesteckt – trotz mangelhafter Schutzausrüstung. Und wenn ein Ärzteblatt von 10.000 infizierten beim Pflegepersonal schwadroniert – dann ist ja alles in Ordnung bei nur noch rund 12.000 nicht-genesenen – dann hat man ja den Schwerpunkt schon gefunden – die Schule ist es dann wohl nicht (für nicht ganz so schnelle – das war ironisch)

  14. Danke für Ihren Beitrag, Herr Kraus! Als Lehrerin und Mutter bin ich vollkommen entsetzt darüber, was wegen „Corona“ plötzlich möglich ist! Da wird Kindern, die quasi ungefährdet durch das Virus sind, über Monate (!) hinweg der Besuch der Schule verweigert! Eltern müssen quasi die Arbeit der Lehrer übernehmen, wissen nicht, wohin mit den Kindern, weil sie arbeiten müssen. Und ich vermisse seit Wochen den Wutsturm der Elternschaft bzw. Familien! Vermutlich sind diese mittlerweile durch Medien und Politik so verängstigt, dass sie sich nicht mehr „aufzumucken“ trauen. Dennoch finde ich es skandalös, was hier gerade unseren Kindern angetan wird! Deutschland, das Land der Dichter und Denker wird zum Land der Dummen und Deppen !Es reicht, Angie! Treten Sie zurück! Sie sind untragbar für dieses Land!

    • Der Aufschrei ist durchaus da! es gibt jede Menge Petitionen, in den sozialen Medien kocht täglich mindestens ein Shitstorm gegen die kinderfeindliche Politik der Regierung hoch und auch auf den Demos laufen viele Eltern/Familien mit entsprechenden Plakaten mit! Allerdings – und das ist dann der große Nachteil einer repräsentativen Demokratie in einem Land mit umgedrehter Alterspyramide: 21 Millionen Menschen >65 Jahre versus 3,7 Millionen KITA-Kinder bzw. 12 Millionen Haushalte mit minderjährigen Kindern. Tja, und wenn man dann noch anschaut, welche dieser Altersgruppen nun vor allem die Regierungspartei wählt, dann versteht man, wieso die Risikogruppe um jeden Preis geschützt wird, während man den Kindern bzw Familien monatelang Homeoffice + Homeschooling + Homekindergartening zumutet: Wir sind nicht wahlrelevant für Söder, Merz & Co.

  15. Herr Kraus weiß wovon er schreibt und als Lehrer kann man diesen Artikel nur uneingeschränkt unterschreiben. Die Bundesregierung hat diese und womöglich künftig gleichlautende Urteile auch heraufbeschworen, indem Sie besseren Wissens Corona-Panik verbreitet, und dabei anfangs unzulängliche und zuletzt überzogene Maßnahmen verkündet hat.
    Das aktuelle Schreiben des Kultusministeriums in Bayern zum Ablauf der Wochen bis zu den Sommerferien trotz stark sinkender Infektionszahlen lässt einen ungläubig und bisweilen entsetzt zurück.

  16. Eine der Errungenschaften ist die allgemeine Schulpflicht, die Deutschland zu einem Hort der Bildung und Wissenschaft gemacht hat. Davon entfernen wir uns immer mehr. Mit Bologna haben wir unser gutes altes Diplom beerdigt und nun sind wir dabei, das Schulsystem in Frage zu stellen. Die rotgrüne Bildungsoffensive und das Homeschooling führt lediglich dazu, dass sich die Unterschiede zwischen den Schichten verschärfen und die bildungsfernen am Ende dort bleiben, wo sie waren. Das Problem der Migration wird sich damit nochmals verstärken. Offensichtlich hat die Politik heute einen großen Ideenpool an Bildungsmethoden und alles muss ausprobiert werden, möglichst am lebenden Objekt. Und anscheinend gibt es mittlerweile auch Richter, die dies unterstützen.

  17. Mal davon abgesehen, dass es sicher Eltern gibt, die ihre Kinder fachlich kompetent zum Abitur bringen können. Warum denn auch nicht? Ein paar Menschen sind tatsächlich nicht völlig ungebildet und haben ein ordentliches Grundwissen in vielen Bereichen…

    • Da haben Sie sicher nicht ganz unrecht. Jedoch, und das sage ich aus eigener Erfahrung mit drei Schulpflichtigen Kindern, ist so manches Wissen, welches man den Kindern zu Hause vermittelt, in der Schule alles, nur nicht gern gesehen. Gerade in den Rot-Grün regierten Bundesländern ist der Wissensstand nicht nur in den Parlamenten äußerst gering, und das mit, und aus purer Absicht.

      • Micha, so ist es. Die Indoktrination in den Schulen sollte nicht unterschätzt werden. Und das in allen Fächern.

  18. Aber könnte man nicht einfach jedes Jahr testen, ob gewisse Bildungsziele erreicht werden? Wer hinter den Erwartungen zurückbliebt, (weil die Eltern nicht können oder wollen) der muss zur Schule gehen.

  19. Über den Intelligenzgrad der Eltern die das anstrengten und des Richters, der das entschied sollten wir den Mantel des Schweigens hüllen.

  20. ich denke dennoch, dass der Unterricht über digitale Kanäle Zukunft hat. Was spricht denn dagegen? Zumindest ab der 7. Klasse ist das absolut machbar.

    Man schaue sich auch einmal die hohe Qualität etlicher online frei verfügbarer Videos an, die komplizierte Sachverhalte sehr gut erklären, was viele Lehrer leider nicht vermögen. Warum also das Kind in die Schule schicken, wo es durchaus mit dem Virus angesteckt werden kann, um es dort 7 Stunden von gelangweilten, lustlosen Lehrern Lebenszeit stehlen zu lassen, wenn es auch anders geht? Eine reine online-Schule ist denkbar. Und da kann man dann auch leicht einmal Gastlehrer erklären lassen, die sich auf einem Gebiet sehr gut auskennen.

    Das heißt ja nicht, dass die Kinder vereinsamen oder keinen Sport machen können. Dafür gibt es etliche Möglichkeiten außerhalb der kaputtgesparten Schulen.

    • Was sollen wieder die gesammelten Vorurteile über die Lehrer? .“… können nicht erklären“, „sind gelangweilt“ , „lustlos“ , „stehlen Lebenszeit“. Das offenbar komplexe Geschehen im Unterricht, wie ich von der sehr engagierten Tochter unserer Freunde weiß, kann man nicht mit derlei verkürzten Urteilen charakterisieren! Ich kenne übrigens einige Spengler, die sich nach meiner Erfahrung durchaus durch Inkompetenz, mangelnden Einsatz und zeitraubendes Wartenlassen ausgezeichnet haben. Dennoch verbietet sich eine pauschale Verurteilung aller Spengler. Ist eigentlich menschliches Grundempfinden.

      • Das ist meine Erfahrung. 13 Jahre voller Blödsinn und Langeweile, die die Schüler zu Träg- und Dummheit erzogen haben.
        Das geht besser. Und meine Kinder werden es besser haben.

    • Als Lehrerin finde ich: Sie schreiben absoluten Mist! Sind Sie Vertreter einer der vielen Online-Learning-Verlage, die plötzlich wie Pilze aus dem Boden schießen?!

      • Als ehemaliger Schüler finde ich: getroffene Hunde bellen. Ich habe viele Jahre unter völlig unfähigen, unfairen und lustlosen Lehrern gelitten, die Sachverhalte so gut erklären konnten wie ein Hund. Da waren die Profs an der Uni, ohne jede pädagogische Ausbildung, um Welten besser. Denn die wussten tatsächlich wovon sie da eigentlich sprechen. Und dasselbe gilt für viele Videos im Netz, die nicht selten auch gute Lehrbücher übertreffen, weil sie Dinge wirklich verstanden haben statt einfach nur abzuschreiben und nachzuplappern.

        Ein wissbegieriger, neugieriger, kluger Schüler ist im deutschen Schulsystem in der Hölle der Langeweile und Frustration ob des gebotenen Schwachsinns.

    • Vielleicht sollte man die Zulassung zum „Lehramtsstudium“ -wieso eigentlich „Amt“?- ebenso mit einem numerus clausus versehen, wie das in der Medizin üblich ist.
      Gern dürfen dann gute Lehrer so viel verdienen, wie gute Ärzte. Ziel: Lehrer werden nur die Besten.
      Und noch etwas: Warum müssen beispielsweise Busfahrer ordentlich angezogen sein (oft Hemd mit Kragen, manchmal Schlips) und Lehrer nicht?
      O.K., gute (?) Ärzte sollten sich gelegentlich die Haare kämmen.

      • Ja, das Lehramtstudium ist oft eine Resterampe derjenigen, die das reguläre Fachstudium nicht schaffen. Aber auch ein motivierter und guter Lehrer wird es im derzeitigen Schulsystem schwer haben, weil die Lehrpläne oft schlicht Mist sind, weil die Schülerschaft in ihrem Bildungsstand und ihrer Auffassungsgabe viel zu heterogen ist, womit man nur den wenigsten Schülern gerecht werden kann, und nicht zuletzt dank der ständigen Bildungsexperimente von weltfremden, überkandidelten Bildungs“experten“ die sich Dinge wie z.B. Schreiben nach Gehör ausgedacht haben.

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