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die Ukraine zeigt, wie der Westen einmal war

Siehe da, eine Nation!

18.03.2022

| Lesedauer: 4 Minuten
Im Westen bewundert man den Abwehrkampf der Ukrainer. Dabei müsste deren nationaler Stolz den politisch-medialen Haltungseliten hierzulande eigentlich zuwider sein.

Ein Ruf geht derzeit um, in der Ukraine und in der ganzen Welt: „Слава Україні“ – „Slawa Ukraini!“ – Ruhm/Ehre der Ukraine! Er ist in unzähligen Videos zu sehen oder zu hören, die ukrainische Soldaten, Zivilisten, Politiker zeigen, er steht unter Tausenden Tweets und anderen Texten im Internet. Selbstverständlich gibt es auch einen Wikipedia-Eintrag.

Die Bewunderung, die die Ukraine in den Ländern des Westens nun erfährt, ist auch dadurch zu erklären, dass sie dort in Erinnerung ruft, wie und was man selbst einmal war. Denn dieser Krieg macht die Welt mit einem politischen Phänomen bekannt, das der dominierende Diskurs der westlichen Öffentlichkeit für historisch delegitimiert hält und als eine Quelle von Unterdrückung, Diskriminierung, „Menschenfeindlichkeit“ und so ziemlich allen Übeln der vergangenen beiden Jahrhunderte ausgemacht hat, und das deswegen aktiv zu überwinden sei: die Nation.

Wenn es bislang noch irgendeinen Zweifel daran gab und falls Putin tatsächlich am Vorabend seiner Invasion glaubte, was er in seiner bizarren historisierenden Rechtfertigungsansprache verkündete, nämlich dass die Ukraine keine eigene Nation sei, sondern ein „Brudervolk“, das zu Russland gehöre, dann haben die Ukrainer (ja, nicht einige Menschen, die zufälligerweise in der Ukraine leben, sondern die Ukrainer) dem Kremlherrn, der Welt und vor allem sich selbst bewiesen, dass sie eine sind.

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Ihr Widerstand und Zusammenhalt belegt, was Ernest Renan 1882 als  Antwort auf die Frage „Was ist eine Nation?“ theoretisch formulierte: „Die Nation ist eine große Solidargemeinschaft, die durch das Gefühl für die Opfer gebildet wird, die erbracht wurden und die man noch zu erbringen bereit ist. Sie setzt eine Vergangenheit voraus und lässt sich dennoch in der Gegenwart durch ein greifbares Faktum zusammenfassen: die Zufriedenheit und den klar ausgedrückten Willen, das gemeinsame Leben fortzusetzen. Die Existenz einer Nation ist (man verzeihe mir diese Metapher) ein tägliches Plebiszit, wie die Existenz des Individuums eine ständige Bekräftigung des Lebens ist.“

Natürlich betonen die opferbereiten Ukrainer und ihr Präsident immer wieder den Wunsch, ja, die Forderung nach der Aufnahme in die Europäische Union. Man verteidige in der Ukraine nicht nur das eigene Land, sondern auch die Ideen des Westens (zu dem zumindest früher auch die Idee der Nation gehörte) und dessen Freiheit. Aber der Ruf, der den Ukrainern den Mut gibt, sich den russischen Invasoren bewaffnet zu widersetzen, lautet nicht „Ruhm der Menschheit“ oder „Ehre Europas“, sondern „Ruhm der Ukraine“! Dass das ukrainische Staatswesen ein reichlich korruptes war, steht auf einem anderen Blatt. Eine Nation ist eben gerade nicht identisch mit den Exponenten des Staates. 

Im politisch-medialen Betrieb des Westens und erst recht Deutschlands, der sich nun die Solidarität mit jener Ukraine auf die Fahne geschrieben hat, muss man merken, dass da irgendwas nicht ganz stimmt, wenn sich etwa eine Grüne Berufspolitikerin wie Rebecca Harms nun diesen Ruf zu eigen macht:

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Ein FAZ-Redakteur kommt unter der an Renan erinnernden Überschrift „Das Volk als Schicksalsgemeinschaft“ zu der Erkenntnis: „Wer vom Ukraine-Krieg spricht, kann vom Volk nicht schweigen.“ Und er wagt es sogar, den gedanklichen Schritt von der Ukraine nach Deutschland zu tun: Er erinnert dabei an all die einstigen Selbstverständlichkeiten, die im postnationalen Deutschland längst als peinliche Überbleibsel aus der vor-postnationalen Zeit gelten: den Eid der Bundeswehrsoldaten, „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“, den Eid des Kanzlers, seine Kraft „dem Wohle des deutschen Volkes“ zu widmen. Und er schreibt sogar: „Jedes Volk ist sich zunächst selbst das nächste.“ Da dürfte es reichlich Unbehagen unter den Kollegen gegeben haben.

„Ruhm/Ehre der Ukraine!“ – Dieser Ruf der Verteidiger muss zutiefst verstörend sein für Regierende, die wie Robert Habeck „Vaterlandsliebe … stets zum Kotzen“ fanden und sich wie Annalena Baerbock Außenpolitik als Weltinnenpolitik vorstellen, und für regierungsnahe Aktivisten, die „No Borders, no Nations“ zu ihrer Parole erkoren haben. „Ruhm/Ehre der Ukraine!“ – Im Diskurs der westlichen Welt wirkt das wie ein völlig anachronistischer Fremdkörper. Wer wagt es sonst in Deutschland und anderen westlichen Ländern auf Twitter, Wörter wie „Ruhm“ oder „Ehre“ zu verwenden im Zusammenhang mit dem eigenen Land?  

DER UKRAINEKRIEG ALS ABNUTZUNGSKRIEG
Die Kriegsverluste und das Dilemma des Wehrdienstes in der russischen Armee
Doch nun zeigt ein fremdes Land, dass offenbar nur eine Haltung, die der post-nationalen Überzeugung der westlichen politisch-medialen Klasse der Gegenwart zutiefst zuwider ist, Menschen in die Lage versetzt, der Aggression einer imperialen, freiheitsfeindlichen Macht zu trotzen (obwohl das auch vorher schon eine Lehre der Geschichte hätte sein können). Wie wäre wohl Putins Invasion verlaufen, wenn die Ukrainer so wären, wie die meisten Gesellschaften in Europa schon sind oder zumindest nach Wunsch ihrer Meinungsbildner sein sollten? Wenn die Ukrainer in ihrer Mehrheit Habecks Haltung zum eigenen Vaterland teilten, wenn sie zum Großteil den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigerten und die Grenzen des eigenen Landes für nicht schützenswerte Relikte hielten? Putins Aggression wäre vermutlich erfolgreich, seine Truppen stünden wohl längst unmittelbar an der polnischen, slowakischen, ungarischen und rumänischen Grenze. 

Man muss sich das klarmachen: In der Ukraine kämpfen und sterben Menschen unter dem Beifall und mit Unterstützung der westlichen Eliten, deren auf die eigene Nation bezogene Haltung von ebenjenen eigentlich zutiefst verachtet und politisch delegitimiert wird. Es ist absurd: Die im Westen woke sind und „No Borders, no nations“ fordern, applaudieren, bewundern und unterstützen, können das letztlich nur so lange, wie es noch genug der von ihnen Verachteten gibt, die zwischen ihnen und der Gewaltherrschaft stehen und die eigenen Grenzen und die eigene Nation und damit die Freiheit schützen.

So eine Erkenntnis, dass zwischen den selbsterklärten Postnationalen und der Bedrohung durch Putinismus oder andere freiheitsfeindliche Kräfte nur die Wehrhaftigkeit von national gesinnten Menschen steht, verunsichert die Verächter der Nationen natürlich. Da aber Schweigen oder Selbstkorrektur nicht vorgesehen sind bei jenen, die sich so gerne auf große Trommeln schlagen hören, versuchen nun Luisa Neubauer und Co diesen Krieg in die eigenen Denkschemata und Feindbilder zu pressen. Dabei kommen dann Idiotien wie „Putins fossiler Krieg“ heraus oder „Frieden und Klimagerechtigkeit ist eins in diesem Moment“, die sich nicht für die Unabhängigkeit und Freiheit der Ukrainer interessieren, sondern nach zusätzlicher Legitimation für den eigenen Klimaschutzaktivismus gieren – und der Eitelkeit von Neubauer und Co neue Gelegenheiten schaffen sollen. 

Bezeichnend, dass Neubauer selbst in dieser Lage das Gendern nicht versäumt. 

Übrigens sind diejenigen, die in der Ukraine kämpfen (müssen), in überwältigender Mehrheit Männer. Während Frauen und Kinder fliehen dürfen. Neben der Legende von der Nation als Erfindung zur Unterdrückung von Menschen, die eigentlich nur Menschen und sonst nichts sind, zerplatzt in der Ukraine derzeit ganz nebenbei auch die Illusionsseifenblase vom Geschlecht als sozialem Konstrukt.

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31 Kommentare

  1. Eigentlich müsste die EU den Nationalismus in der Ukraine verdammen, aber die schwiegen schon als Kiew die Russen im ukrainischen Pass als „Alien“ bezeichnete und die russische Sprache als zweitklassig.
    Man stelle sich vor, die Deutschen würden das machen!

  2. Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

  3. Wie andere schon vor mir schrieben, handelt es sich bei der Unkraine um eine multiethnisches Land, das nicht funktioniert.Seit 2014 haben sich die eher liberalen „Westler“ mit den national-antirussischen, z.T. faschistischen Kräften verbunden und beanspruchen eine Ukrainisierung des Staates (Verbot der russischen Sprache) durchzuführen. Die Folge ist die „Rückkehr“ der Krim zu Russland, die unblutig von Putin durchgeführt wurde, zweifellos mit dem Mehrheitswillen der Krimbewohner. Der Donbass strebte und strebt eher eine Autonomie oder Eigenstaatlichkeit an, was zu einem Dauerkrieg zwischen den Parteien führte, der bis heute viele Opfer brachte. Hervorgehoben sei die Verbrennung von 42 prorussischen Demonstranten in Odessa im Mai 2014, denen die Flucht aus dem Gewerkschaftshaus, in das sie sich retten wollten, verwehrt wurde. Selenskyj trat mit dem Versprechen an, den Einfluss aller dieser feindlichen Gruppierungen, die Korruption und die Macht der Oligarchen zu beschränken, scheiterte aber und wurde zu einem Spielball der antirussischen Gruppen. Obama und Merkel hatten viel dazu getan, die Ukraine von Russland weg (dem es wirtschaftlich völlig verbunden war) in die Eu-Assoziierung und spätere Mitgliedschaft zu drängen. Schon 2013 hatte Putin verlaubaren lassen, dass damit ein Eingriff zum Schutz der russischen Bevölkerungsteile droht. Ich weiß also nicht, ob es richtig ist, uns die Ukraine als vorbildiche Nation vorzustellen.

  4. Die Irritation geht viel tiefer: Der Konflikt begann weil sich „ukrainische Ukrainer“ und „russische Ukrainer“ einen Bürgerktrieg lieferten. Das sollte man nicht vergessen. Was folgte war die Annexion der Krim um „Russen“ zu schützen und die Abspaltung der Ostukraine. Im Kern ist es also kein Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, sondern ein Konflikt zwischen Ukrainern unterschiedlicher Ethnien (und ihrer Schutzmacht). Das macht es doppelt peinlich für die „no borders, no nations“ und Multikulti Apologeten im Westen: Es ist ein weiteres Beispiel das Multikulti nicht so funktioniert wie vorgesehen. Diese Konflikte gibt es auch in Westeuropa: Flamen gegen Wallonen, Korsen gegen Franzosen, Katalanen gegen Restspanien, Schottland gegen England und nicht zuletzt der Konflikt in Nordirland. Multiethnische (oder multikulturelle) Nationen scheinen einfach nicht zu funktionieren weil den Menschen ihre „Stammeszugehörigkeit“ nicht einfach „weg-gewoked“ werden kann. In Deutschland klappt das nur halbwegs weil jederzeit die Nazikeule ausgepackt werden kann. Aber die Risse in der Gesellschaft werden immer deutlicher.

    • Nur in der Schweiz klappt es ausnahmsweise einigermaßen, weil sich Alle als Schweizer FÜHLEN.

    • „In Deutschland klappt das nur halbwegs weil jederzeit die Nazikeule ausgepackt werden kann.“

      Nein, in Deutschland klappt das auch nicht, und das konnte jeder, der es sehen wollte, schon vor 20 oder 30 Jahren klar erkennen.
      Die verlogenen Mainstreammedien und Politiker versuchen nur mit allen Mitteln, es so aussehen zu lassen, als ob es funktionieren würde. Das läuft wie weiland Honeckers „Demokratie“, in der es auch „demokratisch aussehen“ musste, auch wenn es alles andere als demokratisch war.

      Solange eine Minderheit relativ klein und kulturell dem Land, in dem sie lebt, verwandt ist, muss es nicht unbedingt Probleme geben. So etwas hat bisweilen in der Vergangenheit durchaus funktioniert (z.B. die hugenottische Einwanderung in Preußen). Wenn die Unterschiede nicht zu groß sind, kann und wird sich die eingewanderte Minderheit integrieren und kann durchaus ein Gewinn für das Einwanderungsland sein. Im Übrigen haben die von Ihnen angesprochenen Konflikte zwischen europäischen Volksgruppen eher historische oder soziale Hintergründe, sind aber nicht in grundsätzlich unvereinbaren Weltanschauungen begründet.

      Was jedoch seit Jahrzehnten in Deutschland auf Biegen und Brechen versucht wird, nämlich die „Integration“ von Muselmanen in eine ihnen völlig fremde Welt und Denkweise, war vom ersten Tag an zum Scheitern verurteilt, was einerseits an den Eigenheiten der Ideologie Islam liegt, die nur z.T. Religion ist, und andererseits an der patriarchal geprägten Kultur, die wiederum vom Islam zementiert wird.
      Egal, wie viele Milliarden noch in diese Integrationsindustrie gepumpt werden: Die Integration der Muselmanen ist, wie seinerzeit Frau Merkel richtig feststellte „grandios gescheitert“. Wieso sie dann trotzdem 2015 die Grenzen öffnete, kann wohl kein vernünftiger Mensch nachvollziehen.

      Die Kluft zwischen Islam und freiheitlich-rechtsstaatlicher Demokratie ist unüberbrückbar, weil sich gläubige Muselmanen nicht in eine Demokratie integrieren können, denn der Islam verbietet ihnen dies. (Wirklich gläubige Christen würden auch nicht zum Islam übertreten.) Natürlich gibt es säkulare Muselmanen, aber die sind in der Minderheit und würden im Falle eines Falles sich der Mehrheit anpassen, schon aus Selbstschutz.

      Nein, auch in Deutschland funktioniert „Multikulti“ nicht, hat es noch nie und wird es auch niemals.

  5. Welcher Patriot würde auch für eine Merkel oder eine Baerbock in den Krieg ziehen? Ich nicht.

    • Ich bin am Überlegen, ob ich das „aus Gewissensgründen verweigern“ würde ….

  6. Seit vielen Jahren erklären mir „moderne“ Politiker*** __* ***INNNNEN und Medienmacher, dass jeder, der (ggf. unter anderen) einen dt. Pass hat, ohne wenn und aber Deutsche/r ist. Ich habe das nie geglaubt. Die Ukrainer und auch die Ukrainerinnen kämpfen in bewundernswerter Weise für ihr (!) Land. Derweil logierten ein Nigerianer und ein Iraker, beide im Besitz ukrainischer Ausweispapiere, unter anderen Flüchtlingen auf einem Hotelschiff auf dem Rhein bei Düsseldorf. Nun sitzen sie in einem dt. Untersuchungsgefängnis, weil – der Leser wird es wissen. Es gibt eben Menschen, die wirklich in und zu einer Nation gehören und sich mit dieser identifizieren. Und es gibt diejenigen, die sich von Ausweispapieren nur gewisse Vorteile versprechen. Deshalb halte ich die locker-lässige Art, mit der dt. Behörden den dt. Pass verteilen, für fahrlässig. Aber wenn Linksgrüne das wollen, ist Widerspruch sinnlos. Oder „nazi“.

  7. Bei diesen Männern stellt sich jedoch die Frage, sind das „Bio-Ukrainer“, oder zugewanderte allein reisende Männer aus muslimischen und/oder vorwiegend afrikanischen Ländern, die natürlich mit Nation, Vaterlandsliebe oder ähnlichen Begriffen nichts anfangen können.

  8. Was mich an der aktuellen Propaganda sehr stört, ist die geradezu religiöse Verehrung des Ukraine-Präsidenten Selenskij, einer Oligarchen-Marionette wie aus dem Lehrbuch. Dies geschieht ja nicht nur durch die Springer-Gosse, sondern sogar auf dieser Website wurde die Nicht-Diskussion seiner Rede beklagt.

    Selenskij ist angesichts seines Werdegangs und der Umtriebe seines „Machers“ kein irgendwie Nationaler, sondern er nutzt den weit verbreiteten, leider mit unbändigem Russenhass einhergehenden Nationalismus der Ukrainer, um seinem inoffiziellen „Chef“ bei der Mehrung seines beträchtlichen Vermögens zu helfen und seine eigenen, stark gesunkenen Zustimmungswerte wieder zu verbessern.

    Dass der Grundsatz „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ aber mächtig nach hinten losgehen kann, müsste „der Westen“ doch spätestens wissen, seit die USA in den 1980ern die Volksmudschaheddin/Taliban in Afghanistan gegen den moskautreuen Staatschef Nadschibullah massiv unterstützt und überhaupt erst stark gemacht haben.

    Noch vor 13 Monaten schrieb die Süddeutsche Zeitung über den, damals in der Wählergunst stark gefallenen, Selenskij im Artikel „Korrupt wie eh und je“:

    (…) Selenskij führt das postsowjetische Herrschaftssystem fort und akzeptiert Korruption und Rechtlosigkeit im Austausch dafür, dass er und sein Apparat weitgehend die Kontrolle behalten.

    (…)

    [U]nabhängige Institutionen (…) gibt es unter Selenskij weiterhin nicht. Im Gegenteil, 2020 unterstellte er sich faktisch die zuvor halbwegs unabhängige Zentralbank und die Generalstaatsanwaltschaft; so gut wie alle angesehenen Reformer wurden gefeuert. Der Geheimdienst SBU, die atemberaubend korrupten Gerichte, die Gremien zur Richterauswahl und -entlassung: Sie alle bleiben unangetastet. (…)

    Und im Dezember 2021, vor gerade einmal vier Monaten, wurde die Ukraine, u. a. ebenfalls in einem Artikel der Süddeutschen, als Musterbeispiel eines dieser korrupten Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR dargestellt, wobei dort, auch laut irgendeinem „Korruptionsindex“, die Macht der Oligarchen sogar noch größer sei als in Russland.
    Außerdem wurde der Fluglinien-, Finanz-, Industrie-, Energie- und Medien-Oligarch Ihor Kolomoiskij als „Macher“ von Selenskij thematisiert, für dessen TV-Sender 1+1 der jetzige Präsident vor seinem Wechsel in die Politik tätig war.

    Grund dafür, dass Selenskij von seinem Senderchef in Stellung gebracht wurde, war laut mehrerer Medienberichte ein Streit zwischen Kolomoiskij und dessen Oligarchen-Konkurrenten sowie damaligen Präsidenten Poroschenko, der ihm juristisch „ans Leder“ wollte.

    Konkret ging es in dem SZ-Artikel um die Erfahrungen eines kandischen Unternehmers, zwar aus dem verpönten Bereich Solarstrom, aber es geht um die allgemeine Vorgehensweise. Dieser wurde von den Behörden schikaniert, bis er aufgab. Profiteur dieser Aufgabe war übrigens Selenskijs ehemaliger und offenbar auch noch aktueller Chef Kolomoiskij.

    Interessanterweise verhängten die USA noch vor einem Jahr gegen Kolomoiskij und seine engsten Angehörigen wegen Korruption Einreisesperren; darüber hinaus laufen aus diesem Grund Gerichtsverfahren gegen ihn in mehreren Ländern.

    Der „Musterpatriot“ besitzt neben der Staatsbürgerschaft der Ukraine auch noch die der Steueroasen und Steuerflüchtlingsziele Zypern und Malta. Nach einem vorübergehenden Direktengagement in der ukrainischen Politik, welches seinen überwiegenden Aufenthalt in der Heimat nötig machte, lebt er derzeit mal in Zürich und mal in Tel Aviv. So richtig „national“ ist das alles auch nicht…

    Aber wie es der Autor richtig herausgearbeitet hat und es ja auch in den Leserkommentaren bereits angesprochen wurde, wird die Ukraine als „Nation“, als die sie sich auch ethnisch versteht, hierzulande nur benutzt, solange sie gebraucht wird.

    Ähnlich ist es ja z. B. beimm wohlwollend in Kauf genommenen türkischen oder beim panarabischen bzw. islamischen Nationalismus. Der richtet sich schließlich gegen die – derzeit gegenüber den Russen etwas in den Hintergrund getretenen – eigentlichen Hauptfeinde der bundesdeutschen Politik, nämlich die Deutschen.

    • Vielen Dank für Ihren ausführlichen und aufschlussreichen Kommentar!!!

  9. „Ein Ruf geht derzeit um, in der Ukraine und in der ganzen Welt: „Слава Україні“ – „Slawa Ukraini!“ Er ist in unzähligen Video zu sehen oder zu hören, die ukrainische Soldaten, Zivilisten, Politiker zeigen, er steht unter Tausenden Tweets und anderen Texten im Internet. „
    So kann man sich täuschen. Und ich dachte bis jetzt immer, das wäre der Ruf des „Rechten Sektors“ sprich des rechtsextremen bis nationalistischen Spektrums der ukrainischen Politik und der ideologisch ähnlich ausgerichteten Paramilitärs wie dem „Asow-Bataillon“.

  10. Brauchts ja alles nicht mehr. Wenn hier einer einmarschieren sollte ergreifen die meisten die Flucht, die Regierung würde sich wahrscheinlich noch am ersten Tag nach Washington ausfliegen lassen und das Volk im Dreck sitzen lassen. Olaf meldet sich dann per Videoschalte an den versprengten Widerstand. Und von den Neubürgern, die uns so reichlich geschenkt wurden, von denen wird wohl kaum einer zur Waffe greifen. Die ziehen einfach weiter, Deutschland wurde abgegrast. Die FFF-sozialisierte Jugend fliegt einfach irgendwohin und lässt sich dort nieder – man ist ja kein Deutscher mehr, sondern Weltbürger, also was juckt mich das Land? Und sowieso leiden im Krieg Frauen, Transen und Schwarze am schlimmsten, das habe ich in den letzten Wochen gelernt. Weil die Rakete sich nämlich darum schert, welche sexuellen Präferenzen oder Hautfarbe jemand hat.

  11. Das war doch schon bei dem Fall Nawalny so. Man hat sich mit ihm solidarisiert, hauptsächlich um gegen Russland Haltung zu zeigen.
    Dabei verkörpert Nawalny all das, wogegen deutsche Politiker kämpfen. Er hat NPD nahe Positionen und ist genau genommen islamophob. Aber für den Kampf gegen großen Feind Russland passt es schon.

  12. ” Deutschland du mieses Stück Schei….” schreien sie, aber an die Hebel der Macht in Deutschland möchten sie schon. Und Habeck und Baerbock? Das Wissen um die Nation und den Patriotismus, um die Verdienste und auch die Verbrechen die im Namen der Nation begangen wurden. Das alles verbindet uns, auch wenn wir die Historie nicht ändern können.

  13. Ideologen sind resistent gegen Logik. Es ist nicht nur das sie es nicht mögen, sie möchten Widerspruch vernichten.

  14. „Man muss sich das klarmachen: In der Ukraine kämpfen und sterben Menschen unter dem Beifall und mit Unterstützung der westlichen Eliten, deren auf die eigene Nation bezogene Haltung von ebenjenen eigentlich zutiefst verachtet und politisch delegitimiert wird.“ So ist es. Deshalb ist das Solidaritätsgeschwurbel unserer Regierenden in höchstem Maße verlogen. Denn dass der Nationalismus in der Ukraine (siehe z.B. https://www.ardmediathek.de/video/panorama/hitlers-helfer-wie-nationalisten-die-ukraine-weiter-spalten/das-erste/Y3JpZDovL25kci5kZS8xNWJmMGE3MS1jMGUzLTRjZTAtOTNjOS02MzQ2YmYwOGUwNWY) nicht wesentlich abgeebbt ist, bestätigen Exil-Ukrainer seit Jahren. Ebenso verlange ich, dass sich Leute, die hierzulande Forderungen stellen, einmal zu ihrer Einstellung erklären (https://twitter.com/melnykandrij/status/592635676258148352).

    Unsere Medien haben mittlerweile schon mehrmals versucht, diesen Nationalismus zu relativieren (wehe, einer täte dies bei uns!). Hilft aber nichts: man sehe sich einmal die beiden folgenden Links an (zuerst https://azov.org.ua/, dann zur Einordnung dies: https://cisac.fsi.stanford.edu/mappingmilitants/profiles/azov-battalion).

    Wer führt hier einen Desinformationskrieg??? Erklären Sie uns das mal, Frau Faeser.

  15. „Im Westen bewundert man den Abwehrkampf der Ukrainer. Dabei müsste deren nationaler Stolz den politisch-medialen Haltungseliten hierzulande eigentlich zuwider sein.“

    Naja. Man dreht es sich halt hin, wie man´s grad braucht. Im Westen nichts neues, sozusagen.

  16. Hierzu brachte die Achse des Guten heute einen hochinteressanten Artikel von Gábor Stier.

  17. Der Geist von Bandera ist mitnichten Heimatliebe, es ist der Geist der Dominanz des III. Reiches und der protestantischen Angelsachsen, frei nach Darwin, Galton und Malthus, siehe die Rede von U.S. Senator Albert J. Beveridge im U.S. Senat, Washington, D.C., January 9, 1900:
    „Herr Präsident, diese Frage geht tiefer als jede parteipolitische Frage; tiefer als jede Frage der isolierten Politik unseres Landes; tiefer sogar als jede Frage der verfassungsmäßigen Macht. Sie ist elementar. Sie ist rassisch. Gott hat die englischsprachigen und teutonischen Völker nicht tausend Jahre lang auf nichts anderes als eitle und müßige Selbstbetrachtung und Selbstbewunderung vorbereitet. Nein! Er hat uns zu den Hauptorganisatoren der Welt gemacht, um ein System zu errichten, in dem das Chaos regiert.“
    So erklären sich Wegelagerer zur See, schon immer nur von Beute lebend, zum Maßstab.

  18. Die Ukrainer kämpfen tatsächlich nicht für „westliche Werte“, sondern schlicht für sowas wie eine Schicksalsgemeinschaft als die sie sich empfinden. Hinzu kommt noch etwas was gerade im weitgehend degenerierten Westen vergessen wird. Nämlich Stolz und Selbstachtung. Denn wer Selbstachtung hat lässt sich nicht einfach widerstandslos vom Schulhofschläger verdreschen. Schon aus Prinzip nicht. Deswegen stehen auch die ethnischen Russen in der Ukraine fest an der Seite ihres Landes und verweigern auch in den eroberten Gebieten weiterhin standhaft jede Zusammenarbeit mit den Russen.
    Diese Einstellung dürfte auch einen wesentlichen Einfluss darauf haben das sie sich nicht wie ein „Homo oeconomicus“ verhalten. Denn die Ukraine ist ja tatsächlich ein total kaputter Failed State, der von kriminellen Banden „regiert“ und ausgenommen wird, so das dessen Wohlstandsniveau noch weit unter dem Russlands liegt. Als „Homo oecenomicus“ hätte man dann schon die russische Variante wählen können. Haben sie aber nicht. Denn für die Ukrainer gilt: „Unsere Regierung und unsere Eliten sind zwar auch alles Banditen, aber es sind unsere Banditen.“

    Und das ist das was mich die letzten zwei Jahren besonders erschüttert hat. Nämlich das die Bewohner des Westens (Teilresistent waren mal wieder ausschließlich die Amerikaner, surprise, surprise) in der großen Mehrheit nicht eine Spur von Selbstachtung aufweisen, weshalb sie auch dieses Helotenverhalten gegenüber einer arroganten, infantilen und auch noch völlig verblödeten Elite einnehmen. Das sie sich aus Angst vor „Klima“, „Öko“, falschem Essen oder einer absolut offensichtlich nie existierenden „Pandemie“ in die Hose scheißen zeigt ihre weitgehende Degeneration an. Die woken Flagellanten sind da nur das Finale. Die sind nicht mal mehr verachtenswert, sondern nur noch traurige Gestalten.
    Sollten die Ukrainer am Ende gegen die Russen ihr Land verteidigen können müssen sie nicht um die Aufnahme in die EU bitten. Ein Bataillon ihrer Truppen könnte Westeuropa dann wahrscheinlich einfach überrennen. Ein paar dicke Knüppel als Bewaffnung müssten ausreichen.

  19. „ … zerplatzt in der Ukraine derzeit ganz nebenbei auch die Illusionsseifenblase vom Geschlecht als sozialem Konstrukt“. Eigentlich, eigentlich müssten alle woken Feministen und Genderer (m/w/d)  hierzulande sich unendlich darüber aufregen, dass „Männer“ in der Ukraine kämpfen (müssen) und „Frauen“ das Land verlassen dürfen. Wo bleibt da die viel gelobte Gleichheit der Geschlechter? Stattdessen verkündet die Bundesaußenminsterin bekanntlich, „Frauen“ seien überproportional von Kriegen und Konflikten betroffen („Männer“ folglich unterproportional). Merke: Im Krieg funktioniert die klassische biologische Zweiteilung Mann – Frau anscheinend sogar in identitätspolitisch-woken Kreisen.
    Und, stimmt, das zwiespältige Verhältnis der links-grünen Kreise zur nationalen Identität und Nation ist auffallend und lässt sich kaum erklären und auflösen. (?) Wie kann man bei anderen (ausgewählten, nicht allen) Staaten etwas anscheinend akzeptabel bis toll finden, das im eigenen Land eher unerwünscht wäre? Bzw. vom eigenen Land etwas erwarten (Weltoffenheit, kulturelle Buntheit), das man in anderen Ländern im Notfall für weniger wichtig hält. (Viele Migrantenvertreter erheben ja zum Beispiel hierzulande Ansprüche, die in ihren Heimatländern kaum befriedigt würden.) Ich persönlich kann mir diese fraglos vorhandene Zerrissenheit nicht erklären.

  20. Einen letzten Ansatz von Nationalgefühl gab es beim Aarhochwasser. Da sind viele im Sinne einer Solidargemeinschaft hingereist um selbstlos zu helfen. Sie wurden als Rechtsradikale in den Massenmedien verunglimpft und man hat ihre Hilfe sabotiert von Seiten einer Regierung, einer Regierung von der man nun weiß, dass sie sich angesichts der Toten nur um ihr Ansehen in der Öffentlichkeit und gegenderte Texte interessiert hat. Das ist die Lage in dem Land in dem wir und andere Leben (bzw. die Hand aufhalten), ehemals Deutschland.

  21. „Volk“, „Nation“ ? Pfui Teufel! Bei uns wäre das alles irgendwie „nazi“.

  22. Diese Rufe die um die Welt gehen „Ich bin …“, „Je suis …“ und jetzt eben das.
    Leichtmäulig verkündet von den faktisch Unbetroffenen, deren Seelchen dann besser schläft.
    Über die Instrumentalisierer sollten man nur noch schweigen, die sind keine Worte wert.

  23. Richtig, aber es wird sich nichts aendern. „Man“ lagert aus, das Denken, die Verantwortung, auch die Emotionen, die Bindungen, die Pflichten, kurz alles, was man auslagern kann und muss, um sich der wohligen Kurzweil, den kleinen Luestchen, dem ruhigen Gewissen und dem grandiosen Wohlfuehlgefuehl hingeben zu koennen, denn qua „Unterstützung“ durch Spenden und „Opfer“, die leider eher andere Ursachen haben, aber was soll’s, „kämpfen“ wir doch quasi mit, jeder auf seiner Seite. Und so ganz möchten wir die Realitaet hinter den „Bildern“ sicher nicht hier bei uns haben, so dass Stellvertretung ideal und wichtig ist. Normalerweise in einem anderen Rahmen, in dem man Sportler gegeneinander antreten laesst, gerne auch mal maennliche, obwohl es da schon gewisse Bedenken gibt. Eine Stellvertretung, die auch Putin zugeschrieben bekommt. So kämpfen zwei Parteien stellvertrend fuer diese Gesellschaft, was den enormen Vorteil hat, selbst den kleinen Luestchen unvermindert nachgehen zu koennen, soweit nicht das Coronaregime dazwischenfunkt. Uebrigens : national hierzulande ist „rechts“, woanders ist es Patriotismus. Das sollten auch die Liberalkonservativen immer bedenken. Nicht dass sie sich noch zuweit von ihrer Mitte in die falsche Richtung entfernen. Die Grenzen bei Nation, Volk und Deutsch, gerne auch verbunden, sind bekanntlich spaetestens dann nahe, wenn die Begriffe von den „Falschen“ ausgesprochen werden, die anderen machen es aber nicht und wenn dann negativ und abschaffend, oder gar deren konkrete Verteidigung anstuende, womit nicht einmal ein Krieg gemeint sein muss. Wenn wir wenigstens Amazonen haetten, aber so koennte es in dieser Welt tatsaechlich noch eng werden fuer ein durchfeminisiertes Gebilde, auch ganz ohne Krieg mit Waffen.

  24. Gut beobachtet und sehr richtig und das trifft z.B. auch überdeutlich auf die Verwendung des Nazibegriffs zu, der hierzulande benutzt wird/wurde um alle Menschen, die mit den „Bolschewoken“ nicht einer Meinung waren zu diskreditieren und einen Kampf gegen ein imaginäres böses „Räächts“ zu propagieren,
    welches zum Großteil nur aus alten, absolut staatstragenden CDU Positionen besteht.
    Putin tut genau das gleiche, um seinen Überfall zu rechtfertigen!
    Ist eben ganz alte russisch/kommunistische Schule und Faeser, Esken und co. bedienen sich gerne aus dem Instrumentarium von KGB, Stasi und Genossen!

  25. Hätten wir eine Opposition, sie könnte z.B. Herrn Habeck mal fragen, wieso er mit Waffen die Grenze der Ukraine sichern will, die deutsche aber noch nicht mal ohne Waffen. Warum soll die Ukraine nicht so richtig bunt werden, mit vielen Migranten aus Russland? Einwanderung ist doch ein Menschenrecht.

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