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EU-Politik

Italien und Frankreich: „Dracron“ über Europa

16.06.2022

| Lesedauer: 5 Minuten
Das Duo Mario Draghi und Emmanuel Macron droht, das deutsch-französische Tandem abzulösen. Der Trend war lange abzusehen. Dass Deutschlands Position in der EU erodiert, ist Merkels außenpolitisches Erbe.

Bereits seit letztem Jahr treibt eine doppelköpfige Chimäre ihr Unwesen in Europa. Es ist die Nachfolgekreatur von Merkozy. Hatten einst der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als bekannteste Aushängeschilder der europäischen Politik gegolten, kündigen sich nunmehr tiefgreifende Veränderungen an. Das Duo aus dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron erlangte bereits letztes Jahr die Bezeichnung „Dracron“. Bereits im September des letzten Jahres verwendete der Spiegel den Terminus für das Duo aus den beiden größten romanischen Ländern. Focus und Welt übernahmen die Wortschöpfung nur wenige Tage später.

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Anlass zur Sorge: Im Vakuum nach den Bundestagswahlen könnte die Stunde Italiens und Frankreichs schlagen, um das bis dahin tonangebende Tandem aus Paris und Berlin zu ersetzen.

Die Financial Times hatte zuvor ähnliche Töne angestimmt. Am Wochenende nahm die Deutsche Welle die Thematik auf und verwies darauf, dass der Begriff mittlerweile auch in den französischen und italienischen Medien kursiere. In Italien wiederum deutete der Libero den Beitrag der DW als Anzeichen, dass man in Berlin offenbar selbst um die eigene Stellung bange. Während die DW abwiegelt, dass die jetzige Erscheinung nicht das deutsch-französische Tandem ersetzen könne, sind Zweifel an dieser Stelle durchaus angebracht. Denn anders als die Medien suggerieren, datiert die machtpolitische Zeitenwende in der europäischen Außenpolitik nicht auf den Abtritt Merkels. Sie ist lange vorbereitet. Denn es war die Kanzlerin selbst, die den Stein ins Rollen brachte. Bereits der Finanz- und Eurokrise haftete der Widerspruch an, dass er Frankreich und Deutschland in die Verantwortung brachte, Paris und Berlin zusammenschweißte – obwohl beide Länder stark divergierende Interessen hatten.

„Dracron“ ist eine Schöpfung Angela Merkels

Auf Sarkozy, der trotz seiner Schwächen Frankreich im europäischen Mächtekonzert eine wichtige Stimme gab, folgte François Hollande. Er war ein Glücksfall für die deutsche Position. Obwohl Frankreich weiterhin über starke Vernetzungen und einflussreiche Persönlichkeiten in Brüssel verfügte, erwies sich Hollande selbst als schwache Figur. Die Passivität Frankreichs wird erst aus der Retrospektive klar, sieht man die vielfachen Vorstöße seines Nachfolgers. Akzente setzte Hollande nur wenige.

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Auch deswegen stand Europa in der Mitte der 2010er Jahre massiv im Zeichen der „ewigen Kanzlerin“. Es war ein Zeitfenster des kompletten Versagens. Merkel wollte mit der von ihr angestoßenen Energiewende auch ein europäisches Zeichen setzen; die heutige Brüsseler Klimapolitik ist vor allem eine deutsche Angelegenheit, repräsentiert durch Ursula von der Leyens Green Deal und dem anhaltenden Widerstand gegen die Kategorisierung von Atomkraftwerken als „grün“.

Die Migrationskrise 2015 riss Deutschland als „sein“ Thema an sich, statt den bedrängten Griechen und Ungarn Hilfe zu leisten und diese beim Grenzschutz nachhaltig zu unterstützen. Stattdessen erklärte Merkel das Problem zur Chefsache. Ergebnis: Deutschland als Magnet für Migrationsströme, zerbrochenes Tafelsilber mit EU-Partnern und das bis heute bestehende Bild eines Schlaraffenlandes, das die Schuld lieber nach Athen, Rom, Madrid oder Warschau abschiebt, statt die Pull-Faktoren auszuschalten, mit denen es die Beladenen und Bedrückten aus der ganzen Welt anzieht.

Die Bevormundung anderer EU-Staaten in der Causa sind bis heute unvergessen. Berlin glaubte, mit seiner moralisierenden Migrationspolitik die Herzen der Welt gewonnen zu haben – die Medien behaupten das bis heute –, während die Mehrzahl der Europäer schockiert über die Wankelmütigkeit und Willkür des Riesen im Herzen des Kontinents war.

Der Brexit bedeutete das Ende deutscher Dominanz in der EU-Politik

Kausal verwoben damit ist die nächste von Merkel vollzogene Weichenstellung: nämlich der Brexit 2016, bei dem für viele Briten die deutsche Haltung und Politik 2015 ein Hintergrund war, die maßgeblich die EU-Politik in diesem Bereich mitbestimmte. Dass deutsche Medien und Politiker ebenfalls einen Anteil an der Missstimmung hatten, ist kein Geheimnis. Es wird für spätere Historiker noch ein Rätsel bleiben, wie die deutsche Bundesregierung sich jahrelang mit Milliardengeldern darum bemühte, das kleine Griechenland in der EU zu halten und dieses unter allen Umständen zu retten, sich aber einen Dreck um das bedeutende Albion scherte, das finanz- wie europapolitisch entscheidend war, um die deutsche Position in den Schlüsselbereichen weiterhin durchzusetzen.

Mit dem selbst verschuldeten Abschied der Briten aus der EU hatte Merkel den Scheitelstein für den Niedergang der deutschen und den Aufstieg der lateinischen Dominanz gesetzt. Mit der Verstärkung des romanischen Impulses und der Ausschaltung des angelsächsischen musste zwangsläufig auch die Mentalität wechseln. In der harten politischen Währung heißt das: Mehrheiten für die Schuldenunion, die Unumkehrbarkeit des weichen Euros und die Zentralisierung zu einem Bürokraten-Imperium. In den Jahren 2017 bis 2021 pellte sich lediglich das verschleiernde Gerüst ab, das Merkels Bauwerk verhüllte.

Trotz Geldpolitik: Italien und Frankreich sind keine natürlichen Verbündeten

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Dabei machte bereits das Jahr 1 nach dem Brexit klar, dass Deutschlands Bedeutung abnahm. Mit Macron kam ein dynamischer Präsident an die Macht, der sehr früh seine Ambitionen zeigte. Während Merkels Stimmenverlust in der Bundestagswahl und die lang anhaltende Koalitionssuche das Bild einer deutschen „lame duck“ verstärkten, forderte Macron einen europäischen Finanzminister. Dazu kam es zwar nicht; der darauffolgende Aachener Vertrag verdeutlichte jedoch, dass Frankreich nun wieder verstärkter eingriff, um die „europäische Integration“ voranzutreiben. Deutschland tat das auf europäischer Ebene, was die CDU seit Jahren hinsichtlich der SPD tat: Man kam den Forderungen entgegen, um den Hausfrieden zu wahren, schwächte das Endprodukt anders ab, deklarierte es um und verzögerte es etwas – am Ende blieb es jedoch immer umetikettierte Politik des Gegners.

Für Macron war die deutsche Karte zuerst die ergiebigere, weil 2017 in Italien eine Regierung aus der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega kam, die ebenfalls deutlich stärkere Akzente in Europa setzte und sich als Gegenpol zu Paris inszenierte. Aus europäischer Perspektive waren damit die Jahre 2017 bis 2019 schon französisch-italienisch gezeichnet, wenn auch eher als Gegner denn als Alliierte. Berlin rückte dafür in den letzten Jahren der Ära Merkel in den Hintergrund. Auch dem Ausland blieb der physische Verfall der Kanzlerin nicht verborgen.

Gegner des neuen Tandems können nur auf die Instabilität Italiens hoffen

Obwohl in Deutschland die reduktionistische Ansicht vorherrscht, finanzpolitische Erwägungen müssten Italien prinzipiell zu einem Verbündeten Frankreichs machen, herrscht nach wie vor eine aus vielen Gründen bedingte Rivalität – freundlicher gesagt: ein Konkurrenzwettbewerb – zwischen den beiden romanischen Nationen vor. Um nur eines der Beispiele zu nennen: In der Mittelmeerpolitik haben beide Länder divergierende Interessen. Rom beschuldigt Paris bis heute, mutwillig die Bombardierung Libyens vorangetrieben zu haben, was nicht nur zum Ende des italienischen Einflusses in Tripolis führte, sondern der Halbinsel bis heute einen regen Migrantenschub beschert. Für die „Populisten-Regierung“ saß der eigentliche Gegner nicht in Berlin, sondern in Paris, das bereits damals als dominante Kraft in Brüssel wahrgenommen wurde. Für Deutschland brachte die verschärfte Rivalität dagegen eine Verschnaufpause, die das Unvermeidliche jedoch nur hinauszögerte.

KNAPPE ERGEBNISSE IM ERSTEN WAHLGANG
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Die neue französisch-italienische Entente ist daher auf eine einzelne Personalie zurückzuführen. Mit der Regierung der nationalen Einheit hat Mario Draghi eine noch bedeutendere Schlüsselstellung als Giuseppe Conte vor ihm. Dass das Gesicht der EZB zusammen mit dem Investmentbanker Macron heute die EU anführt, ist eine Erfüllung der Geschichte. Hier wächst zusammen, was zusammengehört. Draghi kann als einer der Schöpfer der heutigen EU-Ordnung gelten, Macron als eines ihrer Geschöpfe. Es ist nicht nur davon auszugehen, dass beide das europäische Projekt effizienter denn je vorantreiben; es ist auch davon auszugehen, dass man aufgrund ihrer Herkunft größere Hoffnung in sie setzt als in Deutschland, das seit Jahren Initiativen in der europäischen Zusammenarbeit eher vermissen lässt. Dass Italien dieses Jahr zudem den OSZE-Vorsitz hat, wertet Italien als Partner auf.

Nach Draghi könnten Berlin und Paris noch unangenehmere Zeiten bevorstehen

Das Einzige, worauf die Gegner des neuen französisch-italienischen Tandems spekulieren können, ist die notorische Instabilität der Regierungen in Rom. Mit Draghi bietet Italien derzeit einen bestens vernetzten Regierungschef, der dazu Gewicht in internationalen Belangen besitzt. Doch Draghis Amtszeit läuft im Frühjahr 2023 aus – und die Chancen, dass er wiedergewählt bzw. kandidiert, erscheinen gering.

Sollte es jedoch der ambitionierten Giorgia Meloni von den Fratelli d’Italia gelingen, ihre derzeit starken Umfragewerte in Parlamentssitze umzuwandeln, und Matteo Salvini wie Silvio Berlusconi die benötigte Mehrheit beschaffen – ein Sieg des rechten Lagers konstatieren die Umfragen seit 2019 durchgehend, nur mit jeweils wechselnden Werten für die verschiedenen Parteien des Bündnisses –, würden sich allerdings für Berlin wie Paris ganz andere Probleme ergeben. Gegen die rechtsverdrehten Nationalpopulisten (oder welche Begriffe man sich für sie auch immer einfallen lässt) könnten Deutschland und Frankreich dann wieder näher zusammenrücken. Dem deutsch-französischen Tandem stünde dann jedoch eine Koalition aus Rom, Warschau und Budapest gegenüber. Merkels Erbe in der EU-Politik macht’s möglich.

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26 Kommentare

  1. War letztens in Nordfrankreich. Schon erstaunlich, dass das der neue Hegemon sein soll. Viel White Trash. Aber was soll‘s: Frankreich + Italien sind zusammen 120 Millionen, das schlägt nun mal den deutschen Block. Und Spanien freut sich auch auf die 4-Tage-Woche. Solange es in Deutschland geradezu ein religiöses Tabu ist, für deutsche Interessen einzustehen, kann Macron machen was er will. Europa ist Frankreich kampflos in den Schoß gefallen. Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das das Ende der Geschichte ist.

  2. Viel entscheidender ist das mit Macron und Draghi vor allem die Davos Clique perfekt positioniert ist. Wobei Draghi sicherlich die Spinne im Netz ist.
    Auch Salvinini erscheint da weniger als Gegenpol, den der hat sich auch jetzt mit Postchen ruhig stellen lassen.

    Bei Macron darf man allerdings nicht vergessen, das ihm „Europa“ ziemlich egal ist. Für Frankreich war die EU nie mehr als das Vehikel zur Sicherung letzter Reste französischer imperialer Gelüste. Und seit die Briten weg sind ist auch der letzte Konkurrent weg.
    Die Nummer wird am Ende zwar nicht funktionieren, ist aber auch kein Trost.

  3. Trümmer der Merkel-Regierung, wo immer man hinschaut! Macron hat Merkel an der Nase herumgeführt, immer Frankreich als Führungsmacht in der EU im Auge, solange sie ihm nützlich war. Nun erhofft er sich von Draghi, bestens vernetzt in alle Richtungen, Vorteile für sein Vorhaben. Ob Draghi allerdings in seinem Sinne mitspielt, ist nicht so sicher, auch er hat nur seine Interessen, seinen Einfluss und seine Macht m Auge. Man wird sehen!

  4. Was werden die beiden zum Grinseschlumpf sagen:“ Give us more money or you are out“. Und dann werden die Italiener mit 60 in Rente gehen und sich entspannt in ihren eigenen Immobilien dem dolce vita widmen, während der Michel bis 70 arbeiten darf und dann mit einer 800€ Rente dem Sammeln von Pfandflaschen widmen darf. Das ist das beste Deutschland in dem wir Leben dürfen.

  5. Das Projekt EU war zum Scheitern verurteilt, weil man sich nicht mehr an Regeln hielt. Insbesondere gilt das fuer das Projekt Euro, wo die Erosion saemtlicher Abmachungen und Vertraege in die finanzielle Katastrophe fuehren musste. „Europa“ ist Gott sei Dank noch nicht stark genug, seinen Laden mit Gewalt zusammenzuhalten. Sobald aber das Geld alle ist, fliegt der Laden auseinander. Wird vielleicht noch etwas dauern 😉

  6. Nun, da Merkel immer alles „vom Ende“ her gedacht hat, dürfte sie das heute überhaupt nicht überraschen. Aber wenn schon Deutschland und seine Bürger abgehängt werden und nur als dumme Zahler gefragt sind, dann geschieht es den Dummköpfen in der Regierung auch nur recht, wenn sie ebenfalls abgehängt werden. Und da ein EU-starkes oder ein EU-schwaches Deutschland für seine Bürger keinerlei Verbesserung ergibt, ist es auch egal, was passiert.

  7. Alles, was europapolitisch nach Merkel geschah und geschehen wird, kann man als Fluch der bösen Taten bezeichnen, die in der Merkelära an der Tagesordnung waren und die, siehe den Verfassungsschützer Haldenwang, zur Zeit noch sind.
    Der Brexit, um ein EU- politisches Ereignis zu benennen, ist in seinem tatsächlich entstandenen politischen und ökonomischen Schaden auch heute noch nicht abzuschätzen. Ganz zu schweigen vom psychologischen Schaden, der diese Zäsur begleitet hat und weiterhin in Atem halten wird.Siehe Nordirlandprotokoll, das gerade momentan von Johnson in Frage gestellt wird.
    All die sich immer höher auftürmenden Fragen werden ihren Beitrag dazu leisten, dass sich die europäischen Vereinsmitglieder entgegen der Agenda aus Berlin so verständigen werden, wie eben sie es für ihre Interessen richtig finden und bei absehbarem finanziell schwindendem Segen aus Berlin, einen gangbaren Weg für ihre Interessen gehen.
    Da man längst in den maßgebenden Hauptstädten Europas weiß, dass Deutschland zusehends schwächer wird, siehe als Beispiel Bundeswehr, kommen die Häupter unter den Euronoten zusehends hervor und sehen daß es tatsächlich auch ohne Spotlite aus Berlin hell ist. So finden EU- Mitglieder einander sexy und üben schon mal den Gang ohne Krücken aus Berlin. Sollte Brüssel in Zukunft nicht sensibler Handeln und dies von den Vertragspartnern schon eher als Bevormundung anstatt Hilfe empfunden wird, bin ich ziemlich sicher, dass die Halbwertzeit der EU als besiegelt betrachtet werden kann.

  8. Egal welche Konstellationen sich in dieser eher dahinsiechenden als prosperierenden EU ergeben , im Artikel sehr interessant analysiert, Deutschland wird als Zahlmeister dringend gebracht. Ist Deutschland irgendwann dazu nicht mehr in der Lage, was zu erwarten ist, lässt man Deutschland fallen wie eine heiße Kartoffel. Kein Frankreich oder Italien können und wollen uns dann helfen, definitiv nicht. Zu sehr haben Merkel, Scholz, Habeck und wie sie heißen jegliches Renommee mit ihrer moralisierenden und besserwisserischen Art verspielt.

  9. Eine gute Zusammenfassung der Merkel-Jahre, Herr Gallina!
    Die Deutsche mediale Eitelkeit verkauft Merkel ja gerne und bis heute als superklug, als lenkende Politikerin, die gerne von hinter geführt und vom Ende her gedacht habe, also „ergebnisorientiert“. Jedenfalls sei alles irgendwie „geplant“ gewesen, von „der Physikerin“ sei nichts dem Zufall überlassen worden.
    Für Politiker und Journalisten ist „Physikerin“ ja irgendwas zwischen Allwissend und quasipäpstlich, vermutlich weil ein Abschluss in einem Mintfach in diesen Kreisen weitgehend unerreichbar und unvorstellbar ist, was natürlich viel ungutes über die intellektuelle Durchschnitts-Qualität von Berufspolitikern und Journalisten ahnen läßt. Geschwätzwissenschaften sind halt leichter zu absolvieren, Boulevard ist immer so spannend wie Klatsch und Tratsch seit jeher, zudem sind Postenspekulationen immer guter Zeitvertreib. Die journalistischen Kernkompetenzen reduzieren sich heutzutage regelmäßig auf 2 Fragen („was macht das mit ihnen“ und „wie fühlen sie sich dabei“) wie die politischen Kernkompetenzen auf die beiden Standardantworten auf die beiden Standardfragen („ich bin sehr besorgt“ und „wir stehen ja für…“) In diesem Biotop geistiger Genügsamkeit ist eine „Physikerin“ natürlich eine Sensation, kann sie doch vermutlich sogar höhere Mathematik.
    Der Haken daran ist, dass Geschichten und Fabeln keinen allzugroßen Kern Wahrheiten besitzen müssen. Merkels Politik folgte nicht irgendwelchen Naturgesetzen, sondern schlicht Machtinstinkt, Umfragen und der aktuellen Stimmung im deutschen Presse/Blätterwald. Sie war klassische Populistin der Elitendenke, also derer, die sich für tonangebend halten. Was gute Presse versprach, war Merkel-Politik. Ihre Nähe zu linken Politikern wie Obama, ihr Ekel gegenüber Trump waren allseits bekannt und entsprachen der hiesigen Presseausrichtung. Gleiches galt für die sog Grenzöffnung 2015, den erneuten Atomausstieg nach Fokuschima, die Energiewendepolitik allgemein und zahllose weitere Mosaiksteinchen der rotgrünen Denke.
    Merkel hat in schlicht in allen Belangen rotgrüne Politik gemacht und damit bei der Mehrheit aller Journalisten in TV und Print offene Türen eingerannt und die Grünen als lauteste Oppositionspartei recht wirkungsvoll kaltgestellt.
    Der Union war’s scheinbar egal, solange Merkel formal CDU-Mitglied und damit CDU Politikerin war und durch ihre Art dafür sorgte, daß viele Parteisoldaten und Hinterbänkler Mandate bzw Sitze in Parlamente erhielten, von denen eh nichts mehr verlangt wurde, als dass sie rotgrüne Realpolitik abnicken sollten. Wem das nicht genügte, der konnte sich ja ein Hobby suchen oder durch Talkshows tingeln.
    Hätte Gabriel 2016 Eier gehabt, wäre Merkel schon seit dem in Ruhestand gewesen und Rotrotgrün vermutlich seit dem an der Macht. Glück für Merkel, daß Siegmar lieber Essen ging, als politische Messer zu wetzen, vielleicht ahnte er auch, dass man sich um ihr politisches Erbe nicht reißen müsse, wer weiß.
    Kurzum: für mich war Merkel vom ersten Tag ihr langen Machtperiode an eine Blenderin, eine Opportunistin alter DDR-Schule, die den Spagat zwischen Pro-forma führen zu müssen, sich aber defacto von anderen (Mächtigen) führen zu lassen, perfektionierte. Ihre rotgrüne Politik in Deutschland entsprach außenpolitisch automatisch weitgehend der, der US-Demokraten und der ebenfalls linkslastigen EU-Eliten.
    Für konservative Wähler und Politiker war damit im Umfeld Merkels nichts mehr zu holen, was zur Gründung der AfD führte und sie nach der 2015 „Grenzöffnung“ aus dem Sprung zur größten Oppositionspartei in Bundestag machte. Der Faden der Union ins Mitte-Rechts-Lager war gerissen, die Mahnung Strauß‘s, daß es nie eine Partei Rechts der Union im Bundestag geben dürfe, in den Wind geschlagen.
    Dass diese Politik insb Frankreich und Italien motivieren würde, GB gehen zu lassen, überrascht wenig. Man konnte und kann sich künftig darauf konzentrieren, Deutschland wirtschaftlich zu schröpfen, ohne englischen Einspruch befürchten zu müssen, von Merkel und ihres gleichen würde eh nie ein Einspruch dagegen kommen. Der geradezu zwanghafte Wunsch der deutschen Linke, Musterschüler der EU sein zu wollen, die ganze EU mit deutschem Steuergeld überschütten zu wollen, macht es Frankreich und Italien ziemlich leicht, ihre Ideen durchzusetzen und sich von Deutschland bezahlen zu lassen. Der neue Corona-Rettungsfond war der erste Testlauf, wie reibungslos sich über die EU-Bande gespielt neue gigantische Gemeinschaftsschulden konstruieren lassen, für die alle gemeinsam, also primär der größte Nettozahler: Deutschland, geradesteht. Die problematischen Eurobonds bleiben vom Tisch, um den ESM ist es medial sehr still geworden und Geld fließt trotzdem reichlich, für Corona, oder Klima oder das Fliegende Spaghettimonster. Der hübsche Name ist vollkommen egal, Hauptsache Kohle kommt rüber, und zwar reichlich.
    Und dass diese Kedite in die richtigen Hände fließen, dafür ist gesorgt. Club Med freut sich, die Nord und Ostmänner kriegen auch etwas und selbst die Dummen Kartoffeln kriegen noch ein paar Glasperlen und Speigel aus Brüssel.
    Draghi und Macron sind gelernte Banker incl internationaler Erfahrung und unsere Regierungsbank sieht dagegen wie ein Dorfsackgremium aus. Egal ob Scholz als exBMF oder aktuell Lindner, gegen die Goldmänner sind das tragische Stümper und Amateure, die anderen Fachminister in ihren Bereichen natürlich auch.
    Eine Dilettantentruppe aus dem Club-Med-Bilderbuch.
    Der einzige Lackmustest weit und breit wird sein, ob sich unsere Literaten und Völkerrechtlerinnen in der EU-Kladistik durchsetzen können, Atom und Gasenergie als klimaungefällig zu brandmarken. Auf Ebene der Kommission sind sie schon damit gescheitert und ob sie über das Eu-Parlament eine 2. Chance bekommen, erscheint mir sehr fraglich. Deutsche Energiepolitik ist irrational und sündhaft teuer, damit in allen andern EU-Ländern wenig populär. Grüne Ideologie mag gut zum Phrasendreschen sei, in den meisten EU-Ländern ist Politik gegen das eigene wirtschaftliche Interesse und gegen das eigene Volk schlicht nicht denkbar, geschweige denn durchsetzbar. Deutschland müßte zur Schmackhaftmachung deutscher, grüner Politik derart irrsinnige Summen über die EU auskippen, daß meine aktuelle Phantasie dazu nicht reicht.
    Und das canceln Russlands als billige Tankstelle kommt noch dazu.
    Demnach können Macron und Draghi derzeit gut lachen, Deutschland eher nicht.

  10. Diese Klimageschichte begreift eh kein normaler Bürger. Deswegen reicht es völlig aus, wenn man diese Angelegenheit, wie allen anderen Sachen wie Migration, Corona, Regenbogen etc. auch, moralisch auflädt. Wer will schon ein böser Mensch sein, oder Rechts, oder Nazi, oder Leugner, Schwurbler? Eben. Um fachliches, oder gar Wissenschaft geht es doch schon längst nicht mehr.

  11. Zwei Deutschlandmelker auf einem Foto , Shakehands ohne Desinfektionsmittel und Maskierung . Da wird sich der cumex Olaf aber ärgern , wenn er aus dem Spiel raus ist und nur noch die Kasse offen halten darf. Draghi , Lagarde und unsere eigene Politik sowie die Amis sind Schuld am Desaster in Europa und besonders in Deutschland , nicht
    PUTIN .
    Wäre schön , wenn unsere Systemmedien und Propagandasender mal langsam mit der Realität rausrücken
    würden .

  12. Merke(l)n diese PseudoPolitics eigentlich was sie gerade anstellen? Krieg und Diktaturen in Europa sind wieder möglich. Die Stabilität schaffende Mittelschicht wird zerstört. Glücksritter aus aller Welt alimentiert.
    Dracron ist die Fortsetzung der MerkelPolitik mit dem Ziel Deutschland zu zerstören, was im erneuten Chaos (nach 1933) enden wird.

  13. Der eine ist ein Ex Goldman Sachs Banker, der andere ein Ex Rothschild Banker…

  14. Mit Merkel hat die Symbolpolitik begonnen. Nicht die Bürger von Deutschland bzw. EU zählen, sondern sondern hochstilisierte Ideale (z.B. Klimarettung, unbegrenzte Migration, Energiewende). Es wundert schon lange, daß die anderen EU Länder nicht massiv ihre Chancen genutzt haben zu intervenieren und Merkeldeutschland dorthin zu verweisen wo es hingehört, einige Ränge hinter Länder mit realitätsbezogener Politik.
    Im Zuge der fortschreitenden Geldentwertung und der weiteren Idolpolitik der Ampel, die in der EU unberechenbar ist, setzt D den Niedergang in die Bedeutung fort. Die Blase der ideologischen Politiker von Grünen, SPD, FDP, CDU wird hier unbelehrbar ihren Kurs fortsetzen.
    Eventuell ist das auf Dauer für die EU auch hilfreich, dass D auf das Abstellgleis geschoben wird. An diesem deutschen Wesen der Politik kann keiner genesen.

    • Man braucht die dummen zahlenden Deutschen, die den Mist auf sich nehmen und voranschreiten, damit sich die anderen Länder nicht beteiligen müssen: Migration, Klima, Energie, etc.

  15. Frankreich und Italien sind hochverschuldet. Ist nicht schwer zu erraten wer die Party bezahlen wird. Jedenfalls nicht die, die so und so schon kurz vor der Pleite stehen. Macron, Draghi, Lagarde… Bei uns sitzt Herr Kukies hinter Scholz und führt ihm den Griffel. Alle haben ein gemeinsames Merkmal…. Ja, genau, GOLDMAN SACHS. Was für ein Zufall. Interessant ist auch die Schweigespirale unserer Ökonomen. Dieses Studienfach kann auch weg. Im Nachhinein sind wir alle klüger.

  16. Ob nun deutsch-französisches oder italienisch-französisches Tandem – es ist beinahe egal, unter welcher Konstellation Politik gegen die Interessen der deutschen Bevölkerung betrieben wird. Hauptverantwortlich dafür sind die jeweiligen Machthaber in Deutschland, wobei gleichfalls egal ist, welche Blockparteienkoalition da jeweils am Ruder ist.
    Die am Ende des Artikels beschriebene mögliche „Rechtskoalition“ aus Italien, Polen und Ungarn sehe ich hingegen als weit weniger bedenklich als offenbar der Autor. Natürlich würde auch diese Koalition Deutschland vor allem in der Rolle des ewigen Zahlmeisters sehen, andererseits ein Gegengewicht gegen den grassierenden deutsch-französischen Wokismus darstellen. Btw, der deutschen Politkaste, der auch vdL angehört, kann es anscheinend nicht schnell genug mit der Aufnahme der Ukraine in die EU gehen… . Anscheinend ist diesen Befürwortern nicht klar, daß die Ukraine die Achse Warschau-Budapest entscheidend stärken würde – für Wokismus hat man auch dort keinen Sinn.

  17. Dracrons dominanten Machtanspruch und Machtstreben sollte man vielleicht nicht zu dieser Stunde überbewerten, denn je länger der Krieg in der Ukraine andauert und Rußland dort an Gelände gewinnt, desto negativer dürften sich die westlichen Sanktionen auch auf Frankreich und Italien auswirken ?

    Was macht Dracron, wenn die Franzosen und Italiener im Herbst ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können und der Euro immer stärker unter Druck geraten wird ?

    Können Frankreich und Italien ohne Rußland überleben ?

    Was passiert, falls Paris und Rom folgende Güter nicht mehr günstig beziehen:

    – Nahrung für ihre Bürger;

    – Düngemittel, um Nahrungsmittel für ihre Bürger zu produzieren;

    – Energiequellen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln und die Heizung ihrer Bürger;

    – Metalle und andere Produkte für die Herstellung von Maschinen und Mechanismen für ihre Bürger;

    – Brennstoff für Kernkraftwerke, die 20-40% des Stroms an ihre Bürger liefern ?

    Die Liste der im Preis günstigen Güter, die Italien und Frankreich im Herbst nicht mehr erreichen könnten, kann ich gerne weiter fortsetzen…

    Jetzt befinden wir uns erst im 1. Monat des Sommers, wie wird es aber für Frankreich und Italien im Herbst ausschauen, wenn Odessa vielleicht schon gefallen ist ?

    • Frankreich und Italien haben eine Lösung: „Whatever it takes“. Schulden machen ohne Grenzen. In Deutschland gibt es „Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik“. Die Deutschen sediert mit Masken, AffenCoronaWasauch- immer Pandemieangst und Kriegseuphorie inkl. Entbehrungen, da es gegen den Despoten Putin geht. Selbst die Randalierer vom Gardasee zieht es nicht mehr kollektiv nach Deutschland. Vielleich sind 76 andere non-binäre Geschlechter zu viel für die „jungen Männer“.

  18. Ich bin alles andere als ein Fan von Dracron (beide Komponenten sollten dringendst abgewählt werden)…
    Aber Dracron ist wenigstens das kleinere Übel wenn man bedenkt, dass die Alternative Baerbocron heissen könnte.

    • Eigentlich nicht, da Baerbock viel zu inkompetent ist. Man würde sie mit ein paar feministischen Accessoirs beschäftigen und ansonsten ohne dass sie es merkt, über den Tisch ziehen. Etwa so wie den Riesenwirtschaftsminister Habeck, seines Zeichens „Scheichversteher“. Aber die höfliche Verachtung des Scheichs hat er nicht mitgekriegt.

  19. Man kann es drehen und wenden wie man will, aus einem Patchwork wird kein homogenes System! Die Voraussetzungen sind einfach nicht gegeben. Man wollte partout eine Quadratur des Kreises erzwingen, welches lediglich die Form einer Beule erzeugte! Bekanntlich stärkt man nicht das Schwache, indem man das Starke schwach macht! Auch als Vorbildfunktion nicht dienen, wenn die vermeidlichen Nachahmer oder besser diejenigen die es werden wollen, dies gar nicht zu leisten im Stande sind! Ob das Geldpolitik, Energiewende etc. ist! Aus einem gesunden System in ein krankes umzuleiten hilft dem kranken nur temporär, wenn die krankmachenden Ursachen nicht verändert werden, werden können! Deutschland wird in diesem System ausgebeutet, um das Sterben des Ganzen nur zu verlängern! Merkels Erbe…

    • Es ist nicht Merkel allein. Da sind mE ganz unterschiedliche, zum Teil auch sehr alte Bemühungen. Die einen wollen Deutschland wirtschaftlich ruinieren, bedienen sich dazu der anderen, die mithilfe der Deutschen ein komplett neues System installieren wollen, bei letzteren würde ich Merkel einordnen wollen. Und dann sind da noch die Rechtgläubigen aus dem Südosten.
      Es wird unruhig werden.

      • Natürlich ist/war es nicht Merkel allein, keine Frage! Nur eben das System Merkel und ihre „Richtlinienkompetenz“, welche den Tendenzen und Intentionen hilfreich waren. Es wird in der Geschichte schon sehr viel an ihr festgemacht werden.

  20. Die Fortsetzung der Geschichte ist doch ganz einfach. Nachdem alle, allen voran die Grünen, alles daran setzen, die deutsche Wirtschaftskraft zu zerstören, bricht das europäische Kartenhaus in dem Moment zusammen, wenn Deutschland als Zahler für alles und jedes ausfällt.

    • Wird nicht ausfallen , die Billionenschuldenuhr rennt wie der Teufel .
      Wobei die Steuereinnahmen nie so hoch waren wie zur Zeit , Mehrwertsteuereinnahmen explodieren durch
      Preissteigerungen in allen Belangen ,vor allem bei den Treibstoffpreisen , welche durch eigene Blödheit und auf Geheiß von den Amis und von der Leyen selbst verursacht wurden , nicht von Putin .

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