Spätestens, seitdem die USA einen unvollendeten Regimechange hinterlassen haben, brechen im Irak (korrekt eigentlich Iraq, aber bleiben wir bei der deutschen Schreibweise) alte und neue Konflikte wieder auf. Das Chaos beginnt mit einer britischen Kolonialpolitik, die sich in imperialer Arroganz über alle dort vorhandenen Bedingungen hinweggesetzt hatte – und es endet mit einer unentwirrbaren Gemengelage aus religionsideologischem Machtanspruch und ölgestützter Gewinnsucht. Ohne ordnende Kraft von oben ist der Irak nicht regierbar – und die USA hinterließen ein Vakuum, das nicht nur regionale Kleinherrscher, sondern auch die Mittelmächte der Nachbarschaft zu füllen gedenken.
Ein Kunstland ohne Nation
Zur Erinnerung: Der Irak ist einer der zahlreichen Restanten, die das britische Empire nach dem Sieg der Kriegsalliierten über das Osmanische Reich schufen. Bis 1918/20 gehörte die ursprüngliche Wiege der kultivierten Menschheit zum Sultanat der Hohen Pforte in Istanbul. Von antiker Hochkultur allerdings war in Mesopotamien, dem Land der zwei Ströme Euphrat und Tigris, schon lange nichts mehr geblieben. Die arabischen Eroberungsfeldzüge unter der Fahne des Glaubensideologen Mohammed; der Einfall zentralarabischer Mongolen; der Dauerzwist zwischen den Parteien des islamischen Schisma ebenso wie unter den Stämmen und Völkern – die Jahrhunderte hatten die einst blühende Hochkultur der den Byzantinern ebenbürtigen Sassaniden im 16. Jahrhundert zur leichten Beute der turkmenischen Elite Anatoliens gemacht. Die Osmanen verwalteten den dortigen Niedergang mit Korruption und Schlendrian ebenso wie mit staatlicher Willkür und Unterdrückung.
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Ein Jahr später setzten die Engländer den Haschemiten Faisal als Marionettenkönig ein. Der war ursprünglich als König über Syrien gedacht gewesen, doch von der dortigen Mandatsmacht Frankreich abgesetzt und vertrieben worden. London versuchte damit seinen Verrat an dessen Vater, den Sherif von Mekka, zu heilen. Dem hatte der Agent Lawrence „of Arabia“ im Kampf gegen die Türken ein unabhängiges, großarabisches Reich versprochen. Als diese Zusage durch britische Mandatsgebiete mit Marionettenprinzen in Jordanien und Syrien erfüllt war und Sherif Hussein deshalb auf das versprochene Großarabien verzichten sollte, kam es zum Bruch. Die Engländer entzogen dem Mekkaner die Unterstützung. Ohne britischen Beistand musste der Hüter der Heiligen Stätten des Islam sich 1925 den zentralarabischen Saud unterwerfen, die von nun ab über die heiligen Stätten geboten.
Ein Land wird geplündert
Der Irak wurde zum bedeutenden Erdölexporteur. Doch über Lizenzverträge, die nur wenig Geld in die Kassen des jungen Landes spülten, blieben die Gewinne bei angloamerikanischen Gesellschaften. Garant dafür war die Haschemiten-Dynastie, die offiziell bis 1958 den König des Irak stellte, jedoch politisch macht- und bedeutungslos blieb. Die irakische Politik wurde seit den Dreißigern des vergangenen Jahrhunderts maßgeblich von Nuri a’Said als Premierminister bestimmt. Er stand eng an der Seite der Mandatsmacht und überlebte mehrere Putschversuche, die mit britischer Unterstützung niedergeschlagen wurde.
Der Syrien-Konflikt findet kein Ende
Husseins globalpolitischer Fehler
Anfangs von den Westmächten goutiert, leitete Hussein 1972 die Verstaatlichung der Ölförderung ein, womit es ihm gelang, sein Land auf annähernd westliches Wohlstandsniveau zu bringen. Der innenpolitische Preis war ein von der sunnitischen Minderheit dominiertes Gewaltregime, das sich sowohl gegen die Schiiten als auch gegen die Kurden richtete, sobald dort Widerstände vermutet wurden.
Anfangs kam Husseins Krieg gegen die iranischen Mullahs im Westen noch gut an – weshalb ihm das brutale Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung nachgesehen wurde und er insbesondere zu Frankreich enge Beziehungen aufbauen konnte. Erst als er die Idee früherer irakischer Führer übernahm und das benachbarte Kuwait annektieren wollte, schlug vor allem in Washington die Stimmung um. Mit der Stationierung westlicher Truppen in wahabitischen Königreich der Saud entstand die radikal-sunnitische, antiamerikanische AlQaida-Bewegung. Gleichzeitig formierte sich in den Golfkriegen im Irak der schiitische Widerstand gegen die sunnitisch-laizistische Hussein-Elite, die jedoch, anfangs von den USA unterstützt, nach dem ersten Golfkrieg von den Amerikanern im Stich gelassen wurde, weshalb der damals weiterhin amtierende Hussein blutige Rache nehmen konnte.
Die USA als neue Ordnungsmacht
Als Hussein nach dem zweiten Golfkrieg entmachtet und nach einem Schnellprozess getötet wurde, mussten die USA die Ordnungsfunktion in dem zerrissenen Land übernehmen. Eine Befriedung gelang ihnen nicht – lediglich im Nordosten konnte sehr zum Missfallen der Türkei mit dem kurdischen Autonomiegebiet um Erbil eine halbwegs demokratische und funktionierende Verwaltung etabliert werden, die bis heute eng an die USA angelehnt ist.
Im Rest des Irak bestimmten die Gegensätze zwischen Sunniten und den nun die Regierung dominierenden Schiiten die Politik. Im Süden des Irak formierten sich unterschiedliche Oppositionsgruppen, darunter der sunnitische „Islamische Staat“ um den 2019 getöteten Abu Bakr alBagdadi und die sozialrevolutionäre Bewegung um den schiitischen Geistlichen Muqtada as-Sadr, dessen militärisch auftretende Anhängerschaft seit 2004 sporadisch gegen die US-Soldaten und die Regierungstruppen kämpfte.
Muqtada gilt als ambivalente Persönlichkeit. Nach einem längeren Exil im Iran soll er aktiv dazu beigetragen haben, den Einfluss der Mullahs im Irak zu stärken. So ließ er zudem seine Anhänger aus den Armenvierteln feiern, als das irakische Parlament in diesem Jahre beschloss, den Kontakt zu Israel mit der Todesstrafe zu ahnden – ein Gesetz, das sich insbesondere gegen die Vertreter der autonomen Region Kurdistan im Nordosten richtet, denen entsprechende Kontakte seit Jahren unterstellt werden.
https://twitter.com/ZaidZamanHamid/status/1564390719720128517?s=20&t=3ba9luDVchJpjMgtQU_Vhw
Muqtada as-Sadr als irakischer Machtfaktor
Seine frühere Affinität zu den schiitischen Führern im Iran hat Muqtada zwischenzeitlich abgelegt. Nachdem der Iran mit paramilitärischen Einheiten in den Irak eingedrungen ist und dort an der Seite jener schiitischen Eliten steht, die den Staat als ihre Beute betrachten, propagiert er einen von allen ausländischen Einflüssen unabhängigen Irak. Aus dem Wahlergebnis von 2021, bei dem die Partei Muqtadas bei schwacher Wahlbeteiligung als relativ stärkste Kraft hervorging, leitet der Prediger den Anspruch einer aktiven Regierungsbeteiligung ab. Als dieser nun nach langen Gesprächen auch wegen der Unvereinbarkeit der jeweiligen Positionen zum Iran nicht durchgesetzt werden konnte, erklärte der Geistliche am Montag seinen Rückzug aus der Politik – ein Schritt, den er bereits früher angedeutet hatte, um seine Anhänger zu mobilisieren. Daraufhin kam es zum Sturm des Regierungssitzes durch seine Miliz, bei dem mehr als 20 Menschen starben. Auch in anderen Städten kam es zu Ausschreitungen von Schiiten, bei den iranische Flaggen verbrannt und iranfeindliche Parolen gerufen wurden.
Durch diese Situation geriet die fragile Situation im Irak erneut in die unmittelbare Gefahr, in einen umfassenden Bürgerkrieg zu münden, in dem nicht nur die traditionell verfeindeten Gruppen der Schiiten, arabischen Sunniten und Kurden aufeinanderprallen, sondern auch die Schiiten untereinander sich gegenseitig zerfleischen könnten.
Gegen Mittag des zweiten Tages der Aufstände rief Muqtada seine Anhängerschaft zur Ruhe auf. Er lehne die Gewalt ab, erwarte friedliche Proteste. Daraufhin schwiegen seit Dienstag die Waffen. Das allerdings hinderte weder Kuwait noch andere arabische Staaten, ihre Bürger zum Verlassen des Irak aufzufordern. Der Iran schloss seine Grenzen zum Irak und empfahl seinen Staatsbürgern ebenfalls dringend, das Nachbarland zu verlassen.
Allerdings zielte diese Aufforderung weniger auf die im Irak stationierten Paramilitärs aus den Reihen der Revolutionsgarden, sondern auf die Pilger. Die zentralirakische Stadt Kerbala ist mit dem 40 Tage andauernden alArba’in-Fest der wichtigste Pilgerort der Schiiten, zu dem alljährlich auch Millionen Iraner anreisen. Hier soll im Jahr 680 der Enkelsohn Mohammeds, AlHusain ibn Ali, bei seinem Aufstand gegen die Umayyaden aus dem Stamm der Quraish ums Leben gekommen sein. Mit ihm starb die Führung der damals in Opposition zu den Quraishi stehenden Muslime, die deren Legitimation in der Nachfolge Mohammeds bestritten und diese für Ali und dessen Nachkommen eingefordert hatten. Die Schlacht bei Kerbala ist seitdem das entscheidende Erweckungsereignis des schiitischen Islam.
Aufgeschoben – nicht aufgehoben
Insider gehen davon aus, dass Muqtada mit seinem Rückzug und den nachfolgenden Aufständen lediglich den politischen Druck auf die amtierende Regierung erhöhen will. Sein nationales Ziel, einen Irak ohne fremde Einflussnahme zu schaffen, stößt dabei vor allem bei den Mullahs im Iran und den herrschenden Schiiten auf Ablehnung. Während die Mullahs von einem schiitischen Gürtel vom Mittelmeer bis nach Pakistan träumen, über den sie Israel vom Erdboden tilgen wollen, folgt die Anlehnung der Eliten schlicht dem politischen Überlebensgebot gegenüber der sozialrevolutionären A’Sadr-Bewegung. Beargwöhnt wird Muqtadas Einfluss jedoch auch von den Kurden in Erbil, die sich im Ernstfall zwischen den Mühlsteinen Türkei, Iran und schiitischem Irak wiederfinden, sowie von den arabischen Sunniten im Zentrum und im Südwesten, die über traditionelle Stammesverbindungen mit ihren Verwandten in Syrien und Saudi-Arabien verbunden sind.
Die Gefahr eines Bürgerkriegs im Irak, bei dem der britische Kolonialismus mit seiner aufgesetzten Grenzziehung und die USA mit ihren Ölinteressen ein Land geschaffen haben, das angesichts der Unvereinbarkeit der gegenseitigen Abneigungen offenbar tatsächlich nur diktatorisch regiert werden kann, ist damit nur aufgeschoben, nicht aber aufgehoben. Der schiitische Prediger hat ein wenig mit den Muskeln gespielt und gezeigt, dass er nach wie vor über eine eindrucksvolle Armee gebietet, die für ihn zu jeder Handlung bereit ist, aber auch unmittelbar auf seine Anordnungen reagiert. Was tatsächlich von seiner Ankündigung zu halten ist, sich aus der Politik zurückzuziehen, muss die Zukunft zeigen.
Guter und Interessanter Artikel und Geschichtsunterricht in Kurzform
Ich möchte fast wetten, dass wenn der Autor mit diesen Artikel nur 1 St. Geschichtsunterricht an einer Schule durchführen würde, dass den Schülern dann mehr !geschichtliches! Wissen vermittelt würde als während 3-5 Stunden bei einen anderen der heutigen woken, weltwetterrettende und gender-perfekten Lehrerschaft.
Ansonsten kann ich auch nach diesen Artikel nur feststellend sagen, dass sich die muslimischen Mullahs, Obermufties und Allah-Fanatiker nicht einmal untereinander verstehen und das unsere „Regierungselite“ diese „Fachkräfte“ seit 2014/15 nicht nur immer noch Jahr für Jahr in Kleinstadtgröße in unser Land und unsere Sozialsysteme zwecks ewiger Daueralimentierung und Altersversorgung reinfluten lassen, sondern mittlerweile sogar dank UN-Programme und -hahaha….- (angeblich)nicht-verpflichtende Abkommen gemütlich per Flugzeug einfliegen lassen.
#wirschaffendas
#wirhabenplatz
Guter und Interessanter Artikel und Geschichtsunterricht in Kurzform
Ich möchte fast wetten, dass wenn der Autor mit diesen Artikel nur 1 St. Geschichtsunterricht an einer Schule durchführen würde, dass den Schülern dann mehr !geschichtliches! Wissen vermittelt würde als während 3-5 Stunden bei einen anderen der heutigen woken, weltwetterrettende und gender-perfekten Lehrerschaft.
Ansonsten kann ich auch nach diesen Artikel nur feststellend sagen, dass sich die muslimischen Mullahs, Obermufties und Allah-Fanatiker nicht einmal untereinander verstehen und das unsere „Regierungselite“ diese „Fachkräfte“ seit 2014/15 nicht nur immer noch Jahr für Jahr in Kleinstadtgröße in unser Land und unsere Sozialsysteme zwecks ewiger Daueralimentierung und Altersversorgung reinfluten lassen, sondern mittlerweile sogar dank UN-Programme und -hahaha….- (angeblich)nicht-verpflichtende Abkommen gemütlich per Flugzeug einfliegen lassen.
#wirschaffendas
#wirhabenplatz
#linkermist
#grünermist
Hochinteressanter Artikel, indem sehr viel Wahrheit und Detail steckt.
Der Irak ist, wie fast der ganze Nahe Osten, ein künstliches Gebilde der Kolonialzeit, dessen Grenzen sich nicht an kultureller Kompatibilität festmachen, sondern daran, dass da mal ein britischer Kartograph aus einem anderen Teil der Welt vor einem Jahrhundert mit dem Lineal einen Strich gezogen hat.
Theoretisch kann so ein daraus entstandener Vielvölkerstaat durchaus funktionieren, sofern sich andere Länder dort nicht einmischen, weil sie deren einzelne Volksgruppen als potentielle Allianz zum Umsturz und dann zur Übernahme des ganzen Landes sehen. Die Schweiz wäre ein Beispiel für einen gelungenen Vielvölkerstaat. Allerdings hält sich der Einfluss der umliegenden Staaten auf ihre verwandten Volksgruppen in der Schweiz auch in Grenzen. Begehrte Bodenschätze hat die Schweiz auch nicht.
Im Irak ist das genau umgekehrt, weil dort das Modell des modernen Nationalstaates, wie in der islamischen Welt allgemein, nicht wirklich akzeptiert ist und deshalb eher nach Religionszugehörigkeit oder Volksgruppe unterschieden wird. Die Unterscheidung zwischen Sunniten und Schiiten prägt also das Land und die umliegenden Länder sehen dort Anküpfungspunkte zur Erweiterung ihres Machtbereiches. Einzig bei den Kurden hat der Versuch westlichen Nationbuildings mental wirklich angeschlagen. Groteskerweise sind es aber gerade die Kurden, die keine eigenes Land haben, weil die Türken damit ein Problem haben.
Die Baath Partei bzw. Hussein hat es damals eigentlich richtig gemacht, indem er, genau wie Assads Baath-Ausleger in Syrien, der Religion etwas staatliches übergeordnet hat und diese damit in den Hintergrund drängte. Was dann diesen eigentlich richtigen Ansatz torpedierte, war die Diskrepanz zwischen sozialistischem Volkseigentum des Öls und dem Ölbedarf der Amerikaner.
Meiner Einschätzung nach entstand aus diesem Umstand die Nähe der Amerikaner zum fundamentalislamischen Extremismus, denn dieser ist mit dem Sozialismus ebenso wenig kompatibel, wie der amerikanische Freihandel.
Allerdings ist er auch keine steuerbare Größe und damit auch kein verlässlicher Partner. Was sich dann im Desaster von 9/11 entlud und selbst heute zu massiven Verwerfungen in der EU führt.
Der Versuch der Türken, das Osmanische Reich wieder aufzubauen um da von oben etwas über zu stülpen, wird im gleichen Desaster enden, wie auch die Allianz der Amerikaner mit den Fundamentalisten, denn die arabische bzw. persische Welt ist nicht mehr so machtlos, wie sie das noch vor Hundert Jahren war.
Im Gegenteil, die westliche Abhängigkeit vom Öl der islamischen Welt macht den Westen erpressbar und die islamischen Länder unglaublich reich. Mit Geld erkauft man sich Einfluss und Truppen. Truppen, die nicht nur in Nahost, sondern schon länger auch in der EU agieren, wie man u.A. 2015 in Frankreich beobachten konnte, und natürlich auch an 9/11 in den USA.
Dass ein erheblicher Teil der westlichen Welt und sogar die Türkei selbst mittlerweile mit dem Öl-Reichtum der arabischen Welt eingekauft wird, kommt noch dazu.
Wenn die Amerikaner das schon nicht in den Griff bekommen, die Briten es anscheinend nicht einmal wollen, schaffen die Türken das erst recht nicht.
Israel ist, entgegen der hiesigen Darstellung, dabei gar nicht das Problem, sondern nur das islamische Feindbild zur Mobilisierung der jeweiligen Volksgruppen islamischen Ursprungs. Das eigentliche Problem ist die unnatürliche Zusammenmischung inkompatibler Volksgruppen seit der Kolonialzeit.
Man möge endlich mal darüber nachdenken, in Nahost jeder Volksgruppe ihren eigenen Nationalstaat zu gewähren, in der sie frei schalten und walten kann.
Die Abhängigkeit des Westens vom Öl ist dabei weiter zu reduzieren. Allerdings braucht es dafür endlich einen offenen und ehrlichen Diskurs und keine Märchen vom „Weltenbrand“ durch den Klimawandel, denn dieser Ansatz hat nicht nur im Westen versagt, er hat in Nahost noch nie wirklich angeschlagen.
Egal aus welchem Grund ein möglicher Bürgerkrieg im Irak beginnen könnte, beten wir, dass es nicht dazu kommt.
Deutschland wird alle daraus resultierenden Flüchtlinge, egal woher sie kommen, aufnehmen. Mit den bekannten Folgen, wie wir sie in unseren Städten beobachten können.
In der Tat kann man nicht oft genug die überwiegende Verantwortung der Britischen und in verringtem Masse auch der französischen Kolonialmächte für zahllose blutige Konflikte in der sog.Dritten Welt betonen. Abgesehen von willkürlicher Grenzziehung entlang irgendeines Längen- oder Breitgrades und irgendwelcher geographischen Landmarken ohne Rücksicht auf die vorgefundenen Völker haben es sich die Briten besonders angelegen sein lassen mit Grenzziehungen mitten durch Stammesgebiete oder Völkerschaften die vorgefundenen alten Organisationen gezielt zu schwächen und/oder zu zerstören. So aufgeteilt konnte die jeweiligen Machtverhältnis bequem gesteuert werden…Einmal zerschlagen wurden die zum grossen Teil unsinnigen geopolitischen Zustände auch in der Post Kolonialzeit durch die angebliche Unverletzlichkeit der Grenzen zementiert und führen bis zum heutigen Tag zu massenhaft kriegerischen Auseinandersetzungen mit Hunderttausenden von Toten.
Gilt auch für den Irak. Eine geographische Betrachtung der Landfläche des Iraks zeigt grob betrachtet eine drei Teilung! Die um Bagdad gelegen Gebiete waren geographisch
Es wird, auch in diesem Artikel, wieder darauf hingewiesen, dass die Nah- und Mittelost-Region unter der willkürlichen Grenzziehung durch Frankreich und England nach Ende des osmanischen Reiches gelitten hätten. Und wie wenig hilfreich einige der westlichen Interventionen, etwa der USA, gewesen seien.
Ich will das nicht bestreiten. ABER: Welche rechtliche Verfasstheit dieser Region hätte es gegeben, die zu Frieden und Aufblühen geführt hätte? Die osmanische Herrschaft war eine diktatorische gewesen. Hätte es überhaupt eine nicht-diktatorische Lösung geben können, die die Region auf Dauer befriedet hätte? Welche? Wären ohne westliche Interventionen Frieden und Wohlstand ausgebrochen? – Ich bin ganz Ohr.
Es gibt dort und in vielen anderen Ländern, keine demokratischen Lösungen. Dieser Irrglaube des Westens, muss endlich aufhören. Wenn sich dort die Menschen die Köpfe einschlagen wollen, ist dies auch nicht unser Problem. Wir können auch mit noch soviel Moral nichts dagegen tun. Afghanistan und bald auch Mali, sollten Lehre genug sein. Ob in Afrika, im nahen Osten oder sonstwo, diese Staaten wollen nur unser Geld aber nicht unsere Moral. Wir finanzieren die Feinde unserer Kultur und unseres Lebensstils und öffnen auch noch unsere Grenzen zur friedlichen Eroberung. Kein Diktator, kein Mullah oder Despot, interessiert sich für feminine Außenpolitik oder Menschenrechte. Die verlogenen Auftritte der westlichen Politiker in China und anderen Staaten der Welt, sind so peinlich, dass einem übel wird. Deutschland, Europa und die westlichen Werte, befinden sich längst im Rückzugsgefecht. Anstatt offener Grenzen für jeden, wären Schutzwälle sicher die klügere Wahl. Statt Wischi-Waschi und Geldgeschenken, wäre knallharte Interessenvertretung angesagt. Da sollten sich Annalena und Robert mal ein Beispiel an China nehmen. Nicht an der Überwachung der eigenen Bürger nach chinesichem Vorbild. Wenn die im Irak sich bekriegen wollen, bitteschön. Mich interessiert mittlerweile nur noch, ob wir da eventuell an billiges Öl oder Gas herankommen können. Ist das moralisch? Sicher nicht! Ist das böse? Natürlich! Würde ich mir eine andere Welt wünschen? Na klar! Ist das realistisch? Diese Frage, kann jeder leicht selbst beantworten.
„Auch in anderen Städten kam es zu Ausschreitungen von Schiiten, bei den iranische Flaggen verbrannt und iranfeindliche Parolen gerufen wurden.“
Ist das richtig? Iran ist schiitisch.
Insgesamt ein sehr interessanter Überblick über die verworrenen Zustände dort. Fernhalten.
Es ist falsch, dass George W. Bush die Befriedung des Irak nicht gelungen sei. Sie ist ihm gelungen, nachdem er den Sunniten klarmachen konnte, dass die Amerikaner dafür sorgen werden, dass ihre Interessen als kleine Minderheit nicht unter die Räder kommen. Außerdem war man erfolgreich darin, die Infiltration mit Terroristen aus den umliegenden Ländern zu unterbinden. Bevor Obama die Truppen abzog, war tatsächlich für einige wenige Jahre Ruhe im Irak.
Dann zog Obama die Truppen ab, ließ die irakische Armee schwach zurück, und die Sunniten fanden in ihrer Not einen Verbündeten im Islamischen Staat aus Syrien. Der Rest ist bekannt.
Ich finde es auch völlig unpassend, die USA immer als „die USA“ anzusprechen. Ist es nicht offensichtlich, dass George W. Bush und Obama völlig unterschiedliche politische Konzepte hatten? Der Truppenabzug von Obama war ein Riesenfehler. Wäre man geblieben, wie nach 1945 in Deutschland, hätte aus dem Irak etwas werden können. Denn immerhin ist der Irak bis heute die formale Demokratie, die George W. Bush dort etabliert hatte. Trotz all der Querelen, sie existiert immer noch! Für die Verhältnisse der Region ganz bemerkenswert. Was hätte erst werden können mit den US-Truppen als Schutzmacht.
Das Geraune, dass Saddam Hussein mithilfe der CIA an die Macht kam, gefällt mir nicht. Vielleicht ist es wahr. Aber dann bitte nur mit Belegen. Immerhin verhielten sich diese angeblich von der CIA unterstützten Leute alle nicht im Sinne der US-Regierung.
Im Übrigen schreiben manche Leute über das Handeln „der USA“, wie wenn man die Region auch einfach sich selbst überlassen könnte. Kann man das? Atombombe im Iran? Ich glaube nicht, dass man das kann. Sowas glaubt nur die dumme AfD. Man kann nur dumm oder klug intervenieren, aber gar nicht intervenieren, das geht nicht. Auch Trump hat bekanntlich interveniert.
Schon der Ansatz der Betrachtung ist aus meiner Sicht falsch, obwohl natürlich die Feststellung, der Irak sei ohne ordnende Hand von oben unregierbar, nicht falsch ist. Das konnte nur ein brutaler Diktator wie Saddam Hussein. Doch so einer kann sich im heutigen Zweistromland nicht mehr durchsetzen.
Das Problem ist der Irak selbst. Er ist eine sinnlose Kunstgründung ohne ethnische oder historische Herleitbarkeit der Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich, die kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges im „arabischen Halbmond” ihre Interessensphären in der Erbmasse des untergehenden osmanischen Reiches abstecken wollten. Also kam der heutige Libanon und Syrien zu Frankreich, der Rest, heute Israel, Jordanien und Irak, verblieb den Briten. Der Irak schaffte es unter der Baath-Partei, sich in den 1930ern eine Quasi-Unabhängigkeit von den Briten zu erkämpfen. Der Fehler der Regierung in Bagdad war, das Deutsche Reich dabei 1940 um Hilfe zu bitten. Die deutsche Luftwaffe hatte bereits Bomber eingeflogen und den General Felmy, der im Stile des Wüstenfuchses Rommel eine weitere Front gegen die Briten aufmachen sollte – mit dem Ziel, die Ölquellen von Basra unter deutsche Kontrolle zu bekommen. Das war ein sehr sinnvolles Kriegziel für Deutschland, doch Hiltler wollte von seiner irren und sinnlosen Fixierung auf Rußland nicht ablassen, also bekam Felmy nicht die nötigen Soldaten und Panzer und die Briten machten mit Truppen aus Indien den Sack zu. Die nationalarabische Regierung in Bagdad wurde beseitigt und eine Kolonialverwaltung etabliert, aus deren Schergen später Saddam seine Geheimpolizei aufbaute. Für Deutschland besiegelte das dagegen die Kriegsniederlage – denn so kontrollierten die Alliierten ungehindert den arabischen Golf und konnte über den Iran eine Rollbahn aufbauen, über die die Unmengen an amerikanischen Waffenlieferungen an die Sowjetunion liefen, mit denen sie dann die Wehrmacht besiegen konnte.
An den Folgen dieser als Sykes-Picot-Linie bekanntgewordenen Aufteilung leidet die gesamte Region von Beirut bis Basra heute. Es gibt keine staatliche Loyalität, keine funktionierenden Verwaltungen, nur Clans und Religionen. Mit Erdogan kam die Türkei als Player zurück ins Spiel. Alle haben sich die Finger verbrannt. Die unbestreibare Popularität des IS resultierte keinesweg aus seinem Steinzeitislam, sondern weil er erstmals überhaupt eine funktionierende staatliche arabische Autorität etablierte, die nicht von Besatungsmächten oder einzelnen Clans kontrolliert war. Assad in Syrien ist im Grunde nur der Chef der Minderheit der Alaviten. Seinen Kunststaat Syrien halten heute die Russen zusammen mit ihrer Armee, weil sie an Latakia interessiert sind. Diese Macht fehlt im Zweistromland, seit die Amerikaner abgezogen sind. Der Iran hat nur Einfluß auf die Schiiten, doch deren Chef Sadr läßt sich von Teheran nicht kontrollieren. Die Sunniten sind demoralisiert und zersplitert, und die Kurden schaffen es wegen ihrer Zerstrittenheit nicht, einen eigenen Staat im Norden auszurufen. Doch für dessen Bestand müßte der Westen dann gegen die Türken regelrecht Krieg führen – jeder kann sich vorstellen, was dann in Sachen Flüchtlinge in der Ägäis oder am Evros loswäre. Es h:angt also dort irgendwie allem mit allem zusammen.
Der Westen ist längst zu schwach, um weiterhin als Ordnungsmacht aufzutreten. Das einzige, was er heute kann und sollte, ist dort ganz raus, und dann, am Evros oder auf den griechischen Inseln, ein hohe Mauer aufzubauen.
Vielen Dank für die hochinteressante geschichtliche Zusammenfassung.
Mal wieder viele neue Infos über Geopolitik und Ordnungsmächte.
Wenn ich hier „Geopolitik“ lese, dann unterstelle ich, dass der Verfasser solche „Geopolitik“ ablehnt. Nur böse, böse Großmächte wie die bösen USA tun das, und Deutschland sollte doch bitte lieb mit allen sein und da nicht mittun.
Ich möchte daran erinnern, dass Deutschlands Demokratie und sein wirtschaftlicher Wohlstand in den letzten 75 Jahren als unbedingte Voraussetzung eines hatte: Die US-amerikanische Geopolitik. Nur sie hat Westeuropa Demokratie und Marktwirtschaft erhalten und uns die russische Kommunismus-Despotie erspart. Also: Ein dreifaches Hoch auf die US-Geopolitik!
Die US amerikanische Geopolitik hat aber auch darauf bestanden, einen Sektor Berlins als Hauptstadt des Dritten Reiches besetzen zu können. Diese Geopolitik hat dann dazu geführt, daß die Grenzziehung zwischen Ost und West 1945 nicht entlang der Elbe sondern am Harz und Thüringer Wald erfolgte. Und damit MIR die Kommunismus Despotie NICHT erspart blieb. Was machen wir nun mit Ihrer „Argumentation“?
Es gibt immer wieder Leute, die den USA sagen, wie sie es hätten (noch) besser machen können. Klar, man kann alles immer noch besser machen, besonders im Nachhinein. Das schmälert die Verdienste der USA, die sie sich durch ihre Geopolitik um Westeuropa erworben haben, absolut nicht.