<
>
Wird geladen...
Neues Buch von Nassim Nicholas Taleb

Warum Politiker den Kopf verlieren, wenn sie ihn nicht hinhalten

06.10.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
Für die Wirtschaft gilt wie für die Politik: Nur wer seine eigene Haut riskiert, wer den eigenen Kopf hinhält, ist glaubwürdig und fähig, Risiken einzugehen - also Zukunft zu gestalten.

Heute habe ich schon wieder keine Lust, Sie und mich mit Tagespolitik zu behelligen. Mit dem Großen und Ganzen der Politik aber schon. Ich traf in Berlin Nassim Nicholas Taleb – den Universalgelehrten, Risikoforscher, Finanzmathematiker, Philosophen, früheren Optionshändler (und libanesischen Christ), berühmt geworden durch seinen Weltbestseller „Der Schwarze Schwan“. Er hat die Finanzkrise vorausgesagt und erklärt. Wir aßen Wiener Schnitzel. Er sprach, war mit dem Schnitzel dennoch schneller fertig als ich. Danach verschlang ich sein neues Buch. Der Originaltitel „Skin in the Game“ (der schlechtere deutsche Titel: Das Risiko und sein Preis“) enthält die Kernthese, die für die Wirtschaft ebenso gilt wie für die Politik. Nur wer seine eigene Haut riskiert, wer den eigenen Kopf hinhält, ist glaubwürdig und fähig, Risiken einzugehen – also Zukunft zu gestalten.

I.

Inkompetente Piloten, die nicht aus Erfahrung lernen, stürzen ab. Schlimm genug, aber wenigstens sind sie dann keine Bedrohung mehr. Anders bei Politikern. Die gehen Risiken ein, für die sie nicht selber haften. Frau Merkel ist längst Vergangenheit, wenn andere dafür bezahlen müssen, dass sie in Systeme eingreift, obwohl sie keine Vorstellung vom Resultat hat. Die Eliten, so Taleb, sind bevölkert mit „Leuten von wahnhafter Veranlagung, mit buchstäblich Geistesgestörten, deren Störung schlichtweg darauf zurückzuführen ist, dass sie für die Folgen ihres Handelns nie einzustehen haben und einfach nur permanent modernistische Slogans wiederholen.“ Merkels Slogans sind allseits bekannt. Taleb: „Menschen, die kein persönliches Risiko eingehen, sollten nie mit Entscheidungen betraut werden.“ Und wenn sie sich hinterher auf einen Schwarzen Schwan herausreden, ist das keine Entschuldigung.

II.

Zur Politik kommt die Bürokratie. Taleb definiert sie so: „Bürokratie ist ein Mechanismus, durch den eine Person von den Folgen ihres Handelns abgetrennt wird.“ Banker wie Politiker sind Meister darin, die Verantwortung für Risiken abzuschieben – und wenn es schief geht, die Boni zu behalten – oder die fetten Pensionen. Die Risiken werden auf die Sparer und Steuerzahler übertragen.

III.

Das erklärt ein anderes Prinzip, an das sich in Europa niemand hält. Was ist dagegen zu tun, dass ein zentralisiertes System zwangsläufig von Leuten dominiert wird, die den Folgen ihrer Irrtümer nicht unmittelbar ausgesetzt sind. Antwort: Dezentralisieren. „Dezentralisieren beruht auf der simplen Formel, dass es leichter ist, Makrobullshit zu produzieren als Mikrobullshit.“

IV.

„Der Fluch der Modernität besteht darin, dass es immer weniger Menschen gibt, die besser erklären können als verstehen.“ Und handeln. So kommt ein verhängnisvoller Mechanismus hinzu, die Taleb „Minderheiten-Regel“ nennt. Vereinfacht ausgedrückt, setzten sich Minderheiten durch, solange die Mehrheit tolerant ist. Dies ist ein Grundwiderspruch demokratischer Systeme. Talebs ungemütliche Schlussfolgerung: „Eine intolerante Minderheit kann die Demokratie unter ihre Kontrolle bringen und zerstören. Und faktisch wird sie irgendwann unsere ganze Welt zerstören. Wir müssen also mit gewissen intoleranten Minderheiten mehr als intolerant sein. (…) Im Moment ist der Westen dabei, Selbstmord zu begehen.“

V.

„Die schlimmste Bedrohung einer Demokratie ist die schiefe Ebene, die beim Versuch entsteht, dieses Recht mit dem Hinweis darauf zu beschneiden, dass die Gefühle bestimmter Menschen verletzt werden könnten. Solche Einschränkungen kommen nicht unbedingt vom Staat selbst, sie gehen eher vom mächtigen Establishment einer intellektuellen Monokuktur aus, die sich durch eine hyperaktive Gedankenpolizei in den Medien und im kulturellen Leben durchsetzt.“

VI.

Mit diesen wenigen Kostproben aus Talebs Buch soll es genug sein. Alles in allem versucht der Autor, die Vernunft vom Kopf auf die Beine zu stellen. Das Handfeste gegen das Abstrakte, das Logische gegen das Emotionale zu verteidigen. Denn „das Allgemeine, das Abstrakte hat die Tendenz, selbstgerechte Psychopathen anzuziehen …Tatsächlich zielt die eigene Botschaft dieses Buchs auf die Gefahr von Universalismus, der zwei bis drei Schritte zu weit getrieben wurde.“

VII.

Taleb, der die Bezeichnung „Intellektueller“ mittlerweile für eine Beleidigung hält, ist gleichwohl ein intellektueller Flaneur, der sich in Ökonomie und Philosophie, Geschichte und Theologie, Psychologie und Genetik auskennt, Erkenntnisse aufgreift, in Beziehung setzt und zuspitzt. Ein brillanter Rundumschlag, nicht frei von Hochmut, nicht immer einfach, anregend, voller Witz und scharfem Verstand.


Das neue Buch von Wolfgang Herles jetzt im TE-Shop >>>

Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

36 Kommentare

  1. Als Vertriebschef einer Beamten Krankenversicherung habe ich viele Jahre das Joch ertragen, mit so genannten Führungspersönlichkeiten die von diesem Klientel gewünschte Augenhöhe zu gewährleisten. Nach 17 Jahren habe ich meine teuren Anzüge weg geschmissen, mein Haus verkauft und bin ausgewandert. Seit dem knirsche ich im Schlaf nicht mehr mit den Zähnen. Dieser Ausstieg ist zwar nun fast 20 Jahre her, aber ich hätte es damals nicht für möglich gehalten, das dieses Land sich in ein völliges Irrenhaus verwandeln könnte. Eine verwahrloste Jugend, entsprechend dem Vorbild ihrer Erzeuger an Dekadenz nicht mehr zu übertreffen. Eine Politiker Kaste, durchsetzt von Leistungs Verweigerern und Alibi Studierten oft ohne Abschluss, Rückrat und Moral.
    Was die Medien angeht? Als täglich 12 Stunden Tätiger , zusätzlich mit idiotischen Tagungen an Wochenenden gegeißeltes Opfer von Vorstands Darstellern, welche ihre Daseinsberechtigung durch das verbreiten von Parolen bestätigt glaubten, war ich im Grunde ja gestählt.
    Obwohl ich im Vergleich zum so genannten kleinen Mann ein gut verdienender war, gab es beim Kassensturz doch nur ein hysterisches Gelächter. Rechnet man alle beruflich bedingten Kosten, dazu die Gebühren und Steuern (alle) eines Familienvaters zusammen, dann blieben von 100 € nur 20 in der eigenen Tasche.
    Sendungen wie Monitor, Journalisten wie Ruge, Scholl Latour, Friedrichs usw. gaben mir das Gefühl, das nicht alles im Eimer ist. Einem Helmut Schmidt konnte ich Respekt entgegen bringen. Auch ein Otto Schily erschien mir auf seine Art redlich und akzeptabel. Dennoch war mir bewusst, das ich nur ein Leben habe und man mit 90 % weniger Brutto und den ganzen Tag frei ein sehr viel erfüllteres Leben haben kann.
    Nach Jahren im Ausland wieder vermehrt in Deutschland traute ich meinen Augen nicht. Eine Presse, die das Gegenteil von dem behauptete, was ich in Ausländischen Medien gelesen hatte. Ein TV, wo man offensichtlich bei den ÖR alle Hausmeister zu leitenden Redakteuren befördert hatte. Moderatorinnen, die ihren Job offensichtlich der Frauen Quote, Migranten Quote oder gleichzeitig beidem verdankten. Im Grunde brauchte man in Deutschland kein TV mehr. Es sei denn, man steht auf hohen Blutdruck und lässt sich gerne verarschen. Wenn mich heute jemand fragt, wo ist der Unterschied zwischen den Leuten in der Bundesregierung oder den Regierenden in Nord Korea, China, den Philippinen oder irgend einer Bananenrepublik? Dann ist meine Antwort? Na ratet mal! Da ist keiner! Zumindest kein großer.
    Wer das Tribunal über Broder und Lengsfeld durchgehalten hat, ohne sein TV aus dem Fenster zu werfen oder seinen Compi an die Wand zu schleudern, dem kann man starke Nerven attestieren.
    Um Parteibüros der Blockparteien machen ich immer einen großen Bogen. Nicht das es mich nicht reizen würde, dort mal zu fragen, was diese Leute dort reitet. Aber ich bin mir ziemlich sicher, bei einer ehrlichen Reaktion von mir? Die Schergen dieser Leute würden mich einsperren und so würde ich meinen Flieger verpassen.
    Ich bin mal gespannt, wann der erste Bürgermeister selber gemessert wird und ob man das dann auch als Kollateralschaden ausblendet und bei ÖR als nicht wichtig einfach mal weglässt. In einer Lokalzeitung konnte man erfahren, das in Mannheim im letzten Jahr ca. 580 Morde, Vergewaltigungen, Gewalttätige Übergriffe registriert wurden. Sicherlich wurden nicht alle erfasst. Da es in Mannheim sicherlich nicht anders ist als in anderen deutschen Großstädten kann sich das jeder auf ganz Deutschland hochrechnen.
    Es läuft ja gerade bei TE die Wette, wer sagt das Wahlergebnis in Bayern am genauesten voraus?
    Sollte man nicht besser mal raten, wie hoch der Anteil an Realitätsverweigerern in der deutschen Bevölkerung sein könnte, welcher für die Wahl dieser merkwürdigen gefährlichen und völlig überforderten Regierungsvertreter verantwortlich ist? Das sich Abgeordnete die Taschen füllen ist zwar nicht redlich aber nachvollziehbar. Dass aber die Massen das freiwillig bezahlen, das erscheint mir schlicht nicht gesund.

  2. Man muß weder ein Universalgelehrter, noch ein Risikoforscher, noch ein Finanzmathematiker, noch ein Philosoph oder ein Optionshändler sein, um die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche gemeinsame Lebensbewältigung einer Gesellschaft ebenso zu erkennen wie die Gefahren, die unserer noch stabilen, solidarischen Demokratie drohen.

    Kritikfähigkeit, Selbstbehauptungswillen, Aufklärung und Bildung werden in den westlichen Spaßgesellschaften für jeden denkenden Menschen erkennbar immer mehr durch Konsumgeilheit, Modediktate (Was ist schick? Was ist gut?), geistige Trägheit und mediale Belehrungen ersetzt – mit der Folge, daß ein wachsendes Prekariat am Kanthaken einer von „Halbintellektuellen“ dominierten Unterhaltungsindustrie hängt.

    Brillanz ist bei weitem nicht so notwendig wie gesunder Menschenverstand, wenn es darum geht, moralisierende Spaßgesellschaften ohne Wirklichkeitsbezug wieder in wehrhafte Demokratien zu transformieren.

    • @Gimmler
      Im Prinzip gebe ich Ihnen Recht. Aber der “gesunde Menschenverstand“ reicht in der heutigen, recht komplexen Welt nicht mehr aus. Es gehört schon eine gewisse Intelligenz dazu, Kausalitäten zu begreifen …

  3. Danke Herr Herles, ich bin zu ähnlichen Ansichten gelangt wie Herr Taleb. Dabei liegt vieles schon auf der Hand, wenn man die Erfahrung der Geschichte nutzt.
    Bei der Demokratie soll der Wille von unten nach oben gelangen. Daher liegt der Dezentralismus auf der Hand. Die Schweiz lässt grüßen.

    • Na ja, in der Schweiz ist die stärkste Partei seit Jahren nicht in der Regierungsverantwortung, weil sich alle kleineren Parteien gegen sie verbündet haben.

  4. Absatz I wird abgerundet durch die Erkenntnis von Dr. H.-J. Maaz, der festgestellt hat, dass ein gewichtiger Anteil der „Eliten“ – salopp ausgedrückt – einen an der Klatsche hat.
    Und es ist mein völliger Ernst – davon bin ich zu 100% überzeugt.
    Es hängt m.E. von ganz feinen Nuancen ab, ob ich z.B. namhafter Politiker oder Verbrecher werde.

  5. +

    Zitat „Nur wer seine eigene Haut riskiert, wer den eigenen Kopf hinhält, ist glaubwürdig und fähig, Risiken einzugehen – also Zukunft zu gestalten.“

    Hätten sie´s gewußt? – damit fällt die Hälfte bundesdeutscher Bevölkerung flach, weil die ist am liebsten beim Staat und der öffentlichen Verwaltung auf Kosten anderer beschäftigt und legt wert auf ein – vermeintlich – sicheres Einkommen. Wer also, gestaltet meine Zukunft, wenn ich´s selber nicht tue!?

    +

  6. „Makrobullshit ist leichter zu produzieren als Mikrobullshit“ – der passende Satz für die Wahlen zum europäischen Parlament im nächsten Jahr!
    Klaus-Rüdiger Mai schrieb zum 3. Oktober bei TE, die Trennungslinien verliefen heute nicht zwischen Ost und West, links und rechts, sondern zwischen Globalisten und Kommunitaristen. Auch dieser Dissens wäre damit geklärt.

  7. Meines Erachtens ist die Hauptursache für die politischen Zustände, dass immer mehr Journalisten sich vom Berichten verabschiedet und zum Missionieren hin gewandt haben und dabei politisch auch noch in der gleichen Ecke beheimatet sind, nämlich der Ecke, die den Bürger für unmündig hält und den Nannystaat propagiert. Seit die Politik den Kurs eingeschlagen hat, den diese Journalisten selbst bevorzugen, ist die vierte Gewalt faktisch außer Kraft gesetzt (mit ein paar löblichen Ausnahmen).
    Dass der Ottonormalbürger sich nicht selbst aufwendig und umfassend informiert, will ich ihm gar nicht ankreiden, denn das kostet viel Zeit und wer Vollzeit arbeitet und dann noch eine Familie hat, dem bleibt diese Zeit nicht.
    Aber den Leitmedien insbesondere dem Öffentlichen Rundfunk kreide ich das an. Sie haben versagt, haben sich ins Bett mit der Politik gelegt.
    Mein trauriges Resümee ist, dass wenn der Anteil der kritischen Stimmen in den Medien nicht signifikant zunimmt, wird Ottonormalbürger es erst dann kapieren, wenn es zu spät ist.

    • Ich vermute da einen anderen Hintergrund. Wer nach Zeilen bezahlt wird und das auch nur, wenn sie gedruckt werden, der singt halt das Lied derer, die entscheiden. Sklaven benehmen sich halt so.

      • Sklaven? Oder Kollaborateure? Wer nach Zeilen bezahlt wird, erhält einen Hungerlohn. Und dazu soll es keine Alternativen geben? Die Ärmsten müssen lügen und hetzen, weil sie sonst verhungern? McDonalds sucht keine Leute mehr?

  8. +

    „Menschen, die kein persönliches Risiko eingehen, sollten nie mit Entscheidungen betraut werden.“

    ergänze: es soll Leute geben, die gehen dafür ein Leben lang zum arbeiten um : *….sie mit Geld zu überschütten!*

    +

  9. Eine Lektüreempfehlung, der ich folgen werde. Die Zitate lassen vermuten, dass hier Dinge formuliert werden, die einem aufmerksamen Beobachter der Zeitläufte schon länger durch den Kopf gehen – und klar auf den Begriff gebracht werden (auch wenn es weh tut).
    Eine Frage an Herrn Herles: wird es ein Interview-Video geben?

  10. D’accord, Herr Herles.
    Das ist auch meiner Meinung nach das grosse Problem unserer Führung: Null Substanz. Oft werden die Biografien beanstandet, die sog. „-saal“-Karriere, Kreiß-, Hör-, Plenarsaal. Das ist schon schlimm, aber nicht des Pudels Kern, denn ein ganz entscheidender Faktor ist eben auch, was der betreffende im Hörsaal genossen hat und auch abgeschlossen! hat.
    Als ich vor längerer Zeit über die Einführung des Studiengangs Entscheidungswissenschaft gelesen habe, war mein erster Gedanke, das müsste Pflichtfach für Politiker werden. Als Vertreter der steuerberatenden Fraktion merke ich täglich, wie schlecht deutsche, in diesem Fall Steuergesetze gemacht werden. Hinterher muss immer nachgebessert werden, weil offenbar wird, dass sich ungewollte Ergebnisse einstellen – hat eben mit komplexem Denken zu tun.
    Und wenn sich dieser Umstand noch mit dem hybrischen Weltverbessertum adelt, kommt eben das bei heraus, was wir aalerorten sehen.
    P.S. Ein Beleg für meine These ist übrigens auch dieses vermaldeite „Ministerien-Nomadentum“ von Politikern. Eben für nichts geeignet, aber zu allem befähigt..

  11. Wolfgang Herles hat aus dem Buch von Taleb einige wichtige Erkenntnisse zitiert, die aber schon lange bekannt sind.
    -Dezentrale Systeme sind zentralen System in der Regel vorzuziehen
    -Bürokratien sind Mechanismen , die darin beschäftigten Personen entmündigen und von den Folgen ihres Handels abtrennen.

  12. Zitat:
    „Anders bei Politikern. Die gehen Risiken ein, für die sie nicht selber haften“

    „Wir müssen unsere Politiker daran erinnern, dass ihre Verantwortung nicht mit ihrer Abdankung oder mit ihrem Tod aufhört.“
    Karl Popper

  13. Gestern kommentierte ich bei TE zum Thema “Burkini“: “Wir leben in einer Meinungsdiktatur der Großmäuligen. Die Mehrheit schweigt“.
    Die Meinungsdiktatoren sind großmäulig, weil sie keinerlei Risiko tragen. Finanziell abgesichert, Polizeischutz, Privatschulen,
    Rückzugsmöglichkeit ins sichere Ausland.
    So leben bspw. die sog. Volksvertretet wie die Made im Speck, pressen aber dem steuerzahlenden Volk das letzte Hemd ab.
    Und nehmen ihm jetzt auch noch Heimat und nationale Identität. Denn Vielfalt ist das neue Zauberwort. Sie pressen und prassen gewissen – und verantwortungslos.
    Das Gewissen der sog. Volksvertreter ist verallgemeinert im Fraktionszwang.
    Kanzlerin befehle, wir folgen.
    So lebt es sich gut und unbeschwert.
    Der Blick auf das kommende dicke Ende ist dadurch verstellt.

  14. „Eine intolerante Minderheit kann die Demokratie unter ihre Kontrolle bringen und zerstören“. Diese nach außen sichtbar scheinende Minderheit hat aber sehr einflussreiche, international und finanziell agierende Hintermänner. Eine Art von „ Deep Globalisation“, die das System in ihrem Sinn umgestalten will. Bei der großen Anzahl „Sozialwissenschaftlern“, ohne eigentliche berufliche Perspektive, finden sich genügend „Gläubige“, die eingekauft werden können. Wes Brot ich eß, des Lied ich sing.

  15. Nichts Neues unter der Sonne —-
    Dieses und jede Menge anderer Länder ist schwerkrank ….
    Krank an Menschen , die weder für sich selbst und schon gar nicht
    für andere Menschen Verantwortung übernehmen wollen ….
    Wobei angefügt werden sollte , dass die von mir gemeinte Verantwortung
    ziemlich unangenehm für die Handelnden werden könnte , wenn ihnen
    bewusster Missbrauch und Versagen nachgewiesen werden kann …..
    Die eigene Reputation , das eigene Geld , und wenn es ganz schlimm kommt , noch
    viel mehr , sollten und müssen da im Feuer stehen , wenn sie wirken soll .
    Dazu braucht es aber Menschen mit Charakter , Verantwortungsbewusstsein ( ! ) ,
    Hingabe zu der ausgeübten Tätigkeit usw. …..
    Wo gibt es denn so etwas noch ?
    Alles perdue in einem Selbstbedienungsladen namens Deutschland …
    Es wird und kann nicht gut gehen …..

  16. Damit hat Taleb einen Grundirrtum der westlichen Demokratien beschrieben: Dass Politiker Entscheidungen treffen, die nie und nimmer für die Folgen haften. Das Zusammenfallen von (Entscheidungs-) Kompetenz und Haftung ist im übrigen ein Axiom marktwirtschaftlicher Systeme. Wird es ausgehebelt, hat das schlimme Folgen. Es grenzt an Wahnsinn, politische Systeme so zu gestalten, das heisst, Leute an die Macht zu bringen, die nie für ihre Entscheidungen haften. So ein System zieht natürlich alle Arten von Gauglern, Hassardeuren und Maulhelden an.
    Und wenn wir schon einmal dabei sind: Der Wettbewerb (die Auslese) ist ein weiteres zentrales Element freiheitlicher Systeme. Auch der wurde weitgehend beseitigt: Weite Oligopole oder Staatsmonopole beherrschen die Wirtschaft.
    Im Bildungsbereich wurde das Ausleseprinzip ebenfalls beseitigt, zugunsten einer Gleichmacherei aller Schüler, was zur Absenkung der Standards führt und zum Zurückbleiben im Wettbewerb um Spitzenleistungen.
    Wenn jetzt noch das Recht, die Moral des Staates, von der Exekutive gebeugt wird, ja wo sind wir denn dann?
    Unsere Verfassung beruht auf zwei Prizipien, dem Rechtsstaatsprinzip und dem Sozialstaatsprinzip. Letzteres wurde durch die neoliberalen Regierungen seit Schröder & Merkel ebenfalls ausgehölt. Was wir haben ist also eine Pseudo-Demokratie und eine Pseudo-Wettbewerbsgesellschaft, in der politischer und wirtschaftlicher Wettbewerb weitgehend beseitigt wurden, zugunsten von Eliten, die davon profitieren.
    Wo sind wir also? In einem sozialistischen System mit Marktelementen. Der Marsch der Achtundsechziger durch die Institutionen, bei gleichzeitiger Korrumpierung und Verzerrung ihrer Ideale, war also sehr erfolgreich.
    Leider muss es noch schlimmer werden, bevor es besser werden kann.

  17. „Frau Merkel ist längst Vergangenheit, wenn andere dafür bezahlen müssen, dass sie in Systeme eingreift, obwohl sie keine Vorstellung vom Resultat hat.“

    In unserem demokratischen System wäre es ja möglich gewesen, Frau Merkel für ihre katastrophale Politik zu sanktionieren: durch Abwahl 2017. Wer hat dies verhindert? Die Medien, die sich in beängstigender Geschlossenheit hinter ihr versammelten.

    Müssen eigentlich die Journalisten, die Merkel über mehrere Jahre hinweg einen Blankoscheck ausstellten, für die Folgen ihres Handelns einstehen?

  18. Bedauerlicherweise kann ich die Begeisterung über Herrn Talebs stupende Analysen nicht so recht teilen. Um kurz die schwarzen Schwäne aufzugreifen: ja es ist völlig richtig, das unangenehme an sehr unwahrscheinlichen Ereignissen ist eben deren Unvorhersehbarkeit. Das dürfte den meisten Lesern hier so neu wohl auch nicht sein. Aus diesem Grund legt man seit alters her empfindliche Systeme eben redundant aus. Über diese Einsicht schienen beispielsweise schon die Eisenbahningenieure des neunzehnten Jahrhunderts verfügt zu haben, deren Brücken heute noch ohne allzu umfangreiche Instandhaltungsmaßnahmen immer noch stehen und benutzbar sind; ganz im Gegensatz zu manchen Bauwerken unserer Zeit die unter der Maßgabe „zehn Prozent billiger geht immer“ errichtet werden.
    Auch die Beobachtung, daß entschlossene Minderheiten politische Entwicklungen sehr einseitig beeinflussen können ist nun demokratiegeschichtlich so neu auch nicht. Was letztendlich die Forderung nach einer Art von Verantwortungsrückkopplung der Politik an die von ihr verursachten Wirkungen anbelangt, so kommen Herrn Talebs Empfehlungen leider auch nicht über ein wenig hilfreiches „Man sollte halt!“ hinaus.

  19. Ich bin da etwas anderer Ansicht: Merkel weiß sehr wohl, welche Folgen sie mit ihrer Politik auslöst.
    Aber leider weiß sie auch, dass sie niemals deswegen vor ein Gericht kommen wird.

  20. “ Frau Merkel ist längst Vergangenheit, wenn andere dafür bezahlen müssen, dass sie in Systeme eingreift, obwohl sie keine Vorstellung vom Resultat hat“

    Das werden Frau Merkel, Herr Gabriel, Herr Schulz, Frau Roth, Herr Habeck, etc. aber vermutlich ganz anders sehen:

    Die „Bevölkerung“ sollte ihnen (diesen Politikern) für die großartigen Resultate auf ewig dankbar sein.

  21. Mein Onkel (Landarzt) pflegte immer zu sagen: „80% der Leute sind doof!“ Und ich glaube, er hat recht. Sonst würden die Leute ja nicht immer und immer wieder die Parteien wählen, die uns die augenblickliche Lage eingebrockt haben. Und weil sie doof sind, wählen sie Personen statt Programme („Merkel ist bescheiden“ – „Merkel nimmt den Alphamännern den Wind aus den Segeln“ – „Merkel ist besonnen“)
    Sie wählen die, die deutsches Volksvermögen in ungeahntem Ausmaß zerstören, wissen aber genau wo die Tütensuppe 5 Cent günstiger ist, dazu sind sie nicht zu doof…..

  22. Gutmenschen und die Links/Grünen leben gerne auf Kosten anderer. Und das sie niemals für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden ist nur primär der Fall, denn irgendwann wird immer abgerechnet und dann erwischt es sie auch, aber leider haben bis dahin viele Unschuldige und Steuerzahler bereits zuviel gezahlt, ob mit Geld oder dem Leben. Um diese aktuelle Struktur zu beseitigen muss es noch heftiger werden als es bisher ist.

  23. Demokratie erleichtert die unbegrenzte Ausplünderung, Unterdrückung der Gutgläubigen, Gutmütigen. Danke für den Text, immerhin wird noch nachgedacht und Schlüsse gezogen.

  24. Lieber Herr Herles,

    der Nassim Nicholas Taleb ist ein kluger, reflektierender Mensch. Seine Bücher, zumindest die ich gelesen habe, sind absolut empfehlenswert, wenn auch oder gerade weil sie keine ganz leicht Kost sind. Zu nennen sind ganz sicher „Der schwarze Schwan“ und „Antifragilität“.

    Sie enthalten viele, nachdankenswerte Überlegungen mit einigem Erkenntnisgewinn, wie ich finde. Ein Fazit könnte beispielsweise lauten: Möchte man ein glückliches Leben führen, ist es notwendige Bedingung, Unglück zu vermeiden. Meidet man das Unglück, ist man noch nicht glücklich, hat aber gute Voraussetzungen, es zu werden.

    Das ist meines Erachtens eine vernünftige Herangehensweise für jeden einzelnen Menschen, für Organisationen wie auch für die verantwortlichen Politiker eines Landes. Zuallererst sollte man also Handlungen vermeiden, deren Folgen unabsehbar sind bzw. absehbar nicht beherrschbar sind. Solche Risiken sind „No Go´s“, vor allem, wenn die Folgen von denen zu tragen sind, für die man Verantwortung trägt oder in deren Namen man handelt.

    Ein Banker erzählte einmal freimütig, würden falsch Anlageempfehlungen zum Vermögensverlust eines Kunden führen, hätte man halt noch viele andere Kunden zu beraten; das Risiko lieg also immer beim Kunden.

    Nassim Taleb empfiehlt, sich Strategien zu zulegen, die im Falle eines „schwarzen Schwans“ antifragil machen. Das beutete, nach einem „Crash“ in einer stärkeren Position zu sein, als zuvor. Als Anleger ist für ihn der „schwarze Schwan“ eine Opportunität.

    „Easier said than done“!

  25. Das ist für mich die bitterste Erkenntnis aus den letzten Jahren überhaupt: die Demokratie bereitet der Diktatur den Weg, sobald sie nicht mehr die Interessen der Mehrheit vertritt bzw. die Mehrheit ohnmächtig dabei zuschaut wie lautstarke, intolerante Minderheiten ihre Interessen zu Lasten einer stillen, toleranten Mehrheit durchsetzen. In Deutschland dreht sich seit Jahren alles nur noch um fordernde Muslime, Flüchtlinge und grünsozialistischen Regulierungswahn. Das hat natürlich auch was mit Politikern zu tun, welche lieber den lauten Applaus hören als den stillen Protest, welche mit viel Liquidität und Macht auch viel Schaden anrichten können ohne dafür belangt zu werden. Je größer die Organisation, desto größer das Risiko von Verantwortungslosigkeit – Dezentralisierung und kleine Strukturen sind der Weg aus dem Dilemma, deswegen: Reformierung der zentralistischen EU, Auflösung der zentralistischen BRD in die einzelnen Länder und Regionen.

  26. Mit einem Satz Merkel beschreiben als Person, die „…in Systeme eingreift, obwohl sie keine Vorstellung vom Resultat hat“, das ist für mich die Formulierung des Monats.

    • Ich verstehe den Satz überhaupt nicht vor dem Hintergrund, dass die Medien uns doch immer glauben machen wollten, dass Frau Merkel immer vom Ende her denkt.

    • Der Irrtum, der Fehler besteht darin, organisch gewachsene Strukturen wie es Gesellschaften nun mal sind, als Automaten oder Maschinen zu betrachten und dabei nichtsahnend an Stellschrauben zu drehen, die in der Konsequenz das hochkomplexe Gefüge in Schieflage bringen können.

  27. Ist dem Autor klar, welch zwingende Konsequenz aus dem Gesagten erwächst ? Diese eine: dass die derzeitige Form der Demokratie nicht mehr in der Lage ist, das politische Grauen in Berlin mit zivilisierten Mitteln zu bekämpfen. Und das kann nur eins bedeuten. Krieg.

    • Babylon Berlin – oder der Tanz auf dem Vulkan.

      Und Belsazar hat auch die Schriftzeichen an der Wand nicht gesehen.

Einen Kommentar abschicken