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興國策

Grundsätze zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands am Beispiel des Schicksals des Chinesischen Imperiums

05.08.2019

| Lesedauer: 22 Minuten
Es war einmal das antike chinesische Fürstentum Lu im Osten des Reichs der Mitte. Im jenem Staat Lu existierte ein Gesetz, welches jeden mit Gold belohnte, der einen Staatsangehörigen von Lu im Ausland aus der Sklaverei erlöste.

Es war einmal das antike chinesische Fürstentum Lu im Osten des Reichs der Mitte. Im jenem Staat Lu existierte ein Gesetz, welches jeden mit Gold belohnte, der einen Staatsangehörigen von Lu im Ausland aus der Sklaverei erlöste. 

Eines Tages rettete Konfuzius Schüler Zigong durch sein eigenes Lösegeld einen Landesmann aus Lu aus der ausländischen Sklaverei. Doch lehnte Zigong die staatlichen Entschädigungen ab, als er in die Heimat zurückkehrte. Als Konfuzius davon erfuhr, sagte er: “Zigong hat falsch gehandelt. Ab nun werden die Menschen aus Lu ihre Landsleute nicht mehr aus der Sklaverei erlösen wollen. Die Annahme der staatlichen Entschädigungen wird euren Charakter nicht verderben. Die Nichtannahme der Entschädigungen jedoch wird dazu führen, dass niemand mehr aus Lu seine Landsleute aus der ausländischen Knechtschaft retten wird.“

Später rettete Zilu, ein anderer Schüler von Konfuzius, einen ertrinkenden Menschen aus dem Wasser. Dieser dankte seinem Retter mit einem Ochsen, welchen Zilu annahm. Daraufhin sagte Konfuzius erfreut: “Ab jetzt werden die Menschen aus Lu sicher tapfer ertrinkende Personen aus dem Wasser retten“.

Kapitel 6, Buch 16, die Annalen des Lü Buwei, 265 v. Chr 

Schon Konfuzius hat also erkannt, dass ein scheinbar moralisches Handeln ins Gegenteil verkehren könnte.  Es ist nicht die Rolle des Staates, Moral als Maßstab seines Handels zu definieren oder Selbstlosigkeit von der Bevölkerung zu verlangen. Viel mehr sollte der Staat Rahmenbedingungen dafür schaffen, die moralisches Handeln oder Wohltaten der Bevölkerung langfristig auch begünstigen könnten. Es sollte hingegen vermieden werden, dass durch ein moralisch definiertes Handeln für die Bevölkerung allgemeine Nachteile entstehen.

Die Geschichte lehrt uns außerdem, dass ein wirklich moralisches Handeln an seinen Folgen gemessen wird, nicht aber an seinem Selbstzweck.

Als das Imperium Sinica die bekannte Welt beherrschte

Wir schreiben das Jahr 1431, das dritte Jahr der Ära Xuande („Verbreitung der Tugend“). Mehr als ein halbes Jahrhundert war schon vergangen, nachdem das Heer unter der Führung des neuen chinesischen Kaisers Zhu Yuanzhang die Mongolen aus Peking vertrieben hatte. Zhu (Chinesisch: der Rote) schuf das mächtigste han-chinesische Imperium seit dem Ende der Goldenen Ära der Tang-Dynastie im achten Jahrhundert: Das feuerrote Reich „Da Ming“ („Große Helligkeit“).

Nach drei Fremdherrschaften durch die Kitan (2 chin. Nordprovinzen), die Jurchen (Nordchina) und die Mongolen (Gesamtchina) wurde die sinitische Welt wieder von einem han-chinesischen Staat vereint.

Anfang des 15. Jahrhunderts befand sich das chinesische Reich der Ming-Dynastie auf dem Höhepunkt seiner Macht. Das Imperium kontrollierte ein Gebiet, das von den eiskalten Urwäldern der nördlichen Mandschurei (Regionale Militärkommission Nurgan) bis in den tropischen Dschungel Vietnams (Provinz Jiaozhi) und von der Wüste Gobi bis zum Pazifik hineinreichte.

Anno 1431 stand eine 27.550 Mann umfassende Hochseeflotte des Imperiums unter der Führung des Admirals Zheng He zur Ausfahrt bereit, um der Welt abermals die kaiserliche Macht zu zeigen.  Mit der Flotte stachen auch mehr als 60 gewaltige, neunmastige „Schatzschiffe“ in See, die in der Länge bis zu 120 Metern und in der Breite bis zu 50 Metern maßten und somit ein Vielfaches der Größe von Kolumbus „Santa Maria“ mit ihren 27 Metern Länge betrugen, die ihrerseits 90 Jahre später das Zeitalter der weltweiten europäischen Dominanz einleiten sollten.

Sechs mal war die Flotte des Zheng He mit der damals weltweit führenden Kanonen- und Feuerwaffentechnik bereits um die bekannte Welt gesegelt. Mehr als 30 Länder von Indonesien bis nach Ostafrika hatten die Chinesen mit ihrer Drachenflotte unter die formale Oberherrschaft des chinesischen Kaisers gestellt. 

Kurz vor der Ausfahrt ließen die chinesischen Seefahrer ein Denkmal mit der Inschrift errichten: „ Die Kaiserliche Ming hat die gesamte Welt unter ihrer Herrschaft vereinigt. Ihre Errungenschaften sind damit größer als jede Dynastie zuvor. Bis ans Ende des Himmels und der Erde gibt es niemanden, der sich nicht als Untertan dem Kaiser unterwirft.“

Weltfremdheit und Dogmen als Beginn des Niedergangs 

Seit Anbeginn der Ming-Dynastie wurde das Imperium von Beamten regiert und verwaltet. Diese stellten zugleich auch die chinesische Oberschicht, da sie aus Gelehrten rekrutiert wurden und nach der damals vorherrschenden Vorstellung „das Gelehrtentum der edelste aller Berufe und Stände“ sei. So konnten Gelehrte, die ihr Leben lang nur antike Texte und klassische Literaturen ohne Praxisbezug und ohne Bezug zum realen Leben der Bevölkerung einstudiert hatten, nach Bestehen der Kaiserlichen Beamtenprüfung in hohe Regierungsämter gelangen und ganze Regierungskreise in der Größe eines Kleinstaates des Heiligen Römischen Reiches wie Fürsten regieren. 

Nach und nach haben diese Eliten (auch Mandarine genannt) den Großteil der politischen Macht im Reich der Mitte übernommen. Ab dem späten 16. Jahrhundert waren gegen das Machtkartell der Mandarine selbst Kaiser der Ming-Dynastie machtlos. So musste Kaiser Wanli aus Protest Jahrzehnte lang Amtsaudienzen verweigern, weil er seinen Wunschkandidaten für die Thronfolge nicht gegen die Mandarine durchsetzen konnte.

Die Mandarine kontrollierten nicht nur einen Großteil der politischen Macht. Durch ihre Schriften und ihre gesellschaftliche Stellung verfügten sie ebenfalls über ein Quasi-Monopol über die öffentliche Meinungsbildung. Moral war, was die Mandarine als Moral definierten. Ebenso definierten sie, was im Sinne des Volkes zu deuten ist und was eine gute Politik ausmacht.

So schwangen sich die Mandarine zu Meinungsführern auf und predigten Moral als politische Handlungsmaxime. Dabei standen das Wohlergehen und die Zukunftsfähigkeit des Reichs und der Dynastie oft nicht im Vordergrund der politischen Überlegungen, sondern die Übereinstimmung mit den dogmatischen Ansätzen einer moralisierenden Politik sowie darüber hinaus die eigenen partikularen Interessen der Mandarine – die ihrer Familien und der politischen Gruppierungen. 

Manchmal gelang es den Mandarinen auch, ihre eigenen Interessen mit der politischen Moral auf wundersame Weise zu verknüpfen. So wurden Gelehrte, sobald sie eine kaiserliche Beamtenprüfung bestanden haben, von jeglicher Steuerpflicht befreit. Dies führte dazu, dass sich zahlreiche Bauern freiwillig den Gelehrten mit bestandener Kaiserlichen Beamtenprüfung als deren Pächter andienten. Aus Gelehrten wurden so rasch Großgrundbesetzer, die mit der Macht gut vernetzt waren. Ebenso mussten reiche Kaufleute, die durch ihre Bestechungsgelder oft unter dem Schutzschirm der Mandarine standen, nur geringe Steuern und Abgaben zahlen. 

Jeglicher Versuch des Kaiserhofs, die Steuern bei Großgrundbesitzern einzuführen oder die Steuern bei reichen Kaufleuten anzuheben, scheiterte am massiven Widerstand der gesamten politischen Klasse der Mandarine, die dies als unmoralisch deuteten und ihren Widerstand auch von der Bevölkerung als volksnah feiern ließen. Unter tosendem Beifall des städtischen Volkes wurden die steuerneintreibenden Eunuchen auf öffentlichen Straßen verprügelt und aus der Stadt gejagt.

Am Ende blieben die wehrlosen Kleinbauern diejenigen, die die immer erdrückendere Last des Imperiums tragen mussten. Und wie schon seit tausenden Jahren ertrugen sie die Ausbeutung solange, bis bei ihnen nichts mehr einzuholen war.

Für die Weltfremdheit und die moralischen Dogmen der herrschenden Mandarine sollte das Reich der Mitte schon bald einen hohen Preis zahlen.

Das Schicksal wendete sich gegen das Reichs der Mitte 

Mehr als zweihundert Jahre nach der Gründung der Dynastie stand das chinesische Reich der Ming am Rand des finanziellen Kollapses. Die Kleine Eiszeit in Ostasien bescherte China verheerende Missernten und Hungersnöte. Bauern erhoben sich und zogen durch das Land. Sie verschleppten hunderttausende und verwüsteten ganze Landestriche.  Gleichzeitig brannten an verschiedenen Peripherien des Reichs. Mit enormen Blutzoll konnten chinesische Verbände zusammen mit ihrem koreanischen Vasallenstaat Joseon gerade noch hunderttausende japanischen Samurais im Imjin-Krieg aus der koreanischen Halbinsel vertreiben, da sahen die kriegerischen Mandschu-Stämme durch die geschwächte chinesische Garnison in der Mandschurei ihre Chance gekommen, um gegen das Reich der Ming zu rebellieren. Das chinesische Kaiserreich, das im Inland von Hungersnöten und Aufständen heimgesucht wurde, erlitt durch die Mandschu mehrere vernichtende militärische Niederlagen, sodass die Mandschu schon wenige Jahre nach der Rebellion einen Großteil der chinesischen Provinzen in der Mandschurei besetzen konnten.

1636 krönte sich der mandschurische Großkhan Abahai zum Kaiser und rief die Dynastie „Da Qing“ (Die Großen Reinen) aus. Damit erhob der Großkhan der Mandschu Anspruch auf den chinesischen Kaiserthron. Das Wort „Qing“ (Chin: Die Reinen) symbolisiert nach der Lehre der Fünf Elemente das „Wasser“, welches das „Feuer“ der Ming löschen soll.

Angesichts des Ernstes der Lage sah sich Kaiser Chongzheng (Zhu Youjian) gezwungen, mit den Mandschu einen Waffenstillstand auszuhandeln, um sich zunächst mit den wenigen noch verbliebenen schlagkräftigen Truppen auf die inländischen Rebellen zu konzentrieren. Doch der Vorstoß des Kaisers scheiterte schnell an dem geballten Widerstand der Mandarine, die aus moralischen Prinzipien kategorisch jegliche Friedensverhandlung mit „Barbaren“ ausgeschlossen haben. Auf öffentlichen Druck der Moralprediger hin musste selbst der Kaiser seinen  Kriegsminister als Sündenblock hinrichten lassen, den er zuvor persönlich beauftragte hatte, mit den Mandschu um den Frieden zu verhandeln. 

Um den Krieg an mehreren Fronten gegen den Feind im Inneren und Außen finanzieren zu können, erhob die chinesische Regierung drastisch die Steuern und Abgaben ausgerechnet gegen die Ärmsten der Armen: die Landbevölkerung. Ein Teufelskreis wurde in Gang gesetzt, der dazu führte, dass sich immer mehr Bauern den Rebellen anschlossen und so die finanzielle Lage des Reichs weiter verschlimmerten. Das Reich geriet in den Zangengriff durch die immer stärker werdenden aufständischen Bauernheere einerseits und durch die aufstrebenden Mandschu andererseits: ein schier aussichtsloser Kampf.

Schließlich fiel die Hauptstadt Peking den Rebellen in die Hände, nachdem zuvor die Pest einen Großteil der Pekinger Garnisonstruppen weggerafft hatte. Kurz zuvor war ein letzter Versuch des Kaisers, die Hauptstadt vor den heranrückenden Rebellen und Mandschu in den sicheren Süden des Reichs zu verlegen, durch den Widerstand der Mandarine im Keim erstickt worden. Dann war es zu spät.

Im Beisein des letzten treuen Eunuchen erhängte sich Kaiser Zhu Youjian an einem Baum auf dem Kohlenberg.  

Die meisten Mandarine beugten ihre Knie vor den neuen Herren Pekings und erhofften sich dadurch einen hohen Posten in der neuen Dynastie ergattern zu können.

Fall der Ewigen Mauer und des Roten Drachens

Im Zentrum der Macht der östlichen Hemisphere nun angekommen, begangen die überheblich gewordenen Anführer der Bauernrebellen einen folgenreichen Fehler. Statt ihre Macht zu konsolidieren und sich die Unterstützung der kapitulierten kaiserlichen Beamten zu sichern, waren die Bauernanführer blind vor Gier über die Kriegsbeute, die sie nun in der Hauptstadt vorfanden. So machten sie sich daran, das Vermögen der Mandarine und der Reichen in der Hauptstadt zu beschlagnahmen. Als der kaiserlich-chinesische Heeresführer Wu Sangui der chinesischen Garnison erfuhr, dass seine Familie in der Hauptstadt enteignet wurde und überdies seine geliebte Konkubine Chen Yuanyuan von einem Rebellengeneral in Besitz genommen wurde, öffnete er den heranrückenden Mandschu die Tore der Chinesischen Mauer und unterwarf sich dem Qing-Prinzen Dorgon. Die Allianz aus ehemals kaiserlich-chinesischen Truppen der Grenzgarnison, die über die besten Musketen und Kanonen des Reichs verfügten, und der 100.000 Mann umfassende Achtbanner-Truppen der Mandschu erwies sich als die schlagkräftigste Streitmacht im damaligen Ostasien. Rasch besiegte sie die Bauernarme, eroberte Peking und eröffnete die 268 Jahre währende mandschurische Fremdherrschaft über China. 

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61 Kommentare

  1. Hochachtung Herr Zhu.

    Sie sprechen mir nicht nur aus dem Herzen, sondern aus unzähligen Synapsen, in denen sich Ihre Analysen und Gedankengänge wiederfinden.

    Ihr Erzählstrang gab den Synapsen einen Roten Faden, und mir einen Denkanstoß.

    1.
    Die Referenz der an dynastischen Untergängen reichen Chinesischen Geschichte ist nicht nur interessant, sondern macht auch Hoffnung:

    Deutschland ist also kein Irrenhaus und das was sich hier tut kein singulärer Defekt unserer Kultur. Wir können aus den Fehlern lernen und sollte das klappen, so können auch andere Nationen darauf aufbauen.

    2.
    Was haben deutschen Mandarine, mit den Chinesischen gemeinsam? Was motiviert(e) sie zur Moralisierung?

    Ist es ihr Background? Egal ob Luisa Neubauer, Habeck, Göring-Eckart, Rackete – sie alle entstammen der Oberschicht. Trittins Vater unterstand eine nach ihm benannte SS-Kampfgruppe. Jakob Augstein hat ein (damaliges) Medienimperium geerbt. Meist ist mindestens ein Elternteil verbeamtet oder überdurchschnittlich bezahlt – oder wie bei Claudia Roth beides.

    Der Chef des Deutschen Journalistenverbands monierte einst in einem Radio-Interview, die Akademikerquote unter seinen Mitgliedern sei mit >95% viel zu hoch wenn es gälte, die Lebensrealität der restlichen Bürger erfassen zu wollen.

    Sind es am Ende nur verzogene Wohlstands-Gören, die nie aus ihrer Pubertät erwuchsen?

    3.
    Die Moralisierung basiert gar nicht auf Moral, sondern ist meist reine Rhetorik um Widersacher niederzuringen.

    Das zeigt sich vielen Beispielen, die auch Sie benennen:

    a) Die ganze Elan der deutschen Mandarine richtet sich in der Flüchtlingsdebatte zwar vordergründig für das Gute, aber hintergründig einzig gegen das Volk. Dabei fallen auch Maßnahmen unter den Tisch, die das Leiden der Dritten Welt viel besser, pragmatischer lindern würden oder die Schwierigkeiten im Gastgeberland für beide Seiten lindern würde.



    b) Wer gewinnt, wenn deutsche Normalos ihre Probleme mit Migranten nicht äußern dürfen? Die Normales nicht. Die Migranten können so nie vollwertige Bürger werden! Es gewinnen einzig die Mandarine! Sie müssen mit den Konsequenzen nicht zurecht kommen, ihr Zuhause war schon vor ihrer Geburt gemacht und steht eh nicht in den Schmuddelvierteln (außer sie sind dabei diese Viertel zu Gentrifizieren, in dem sie anderen Gentrifizierung vorwerfen und somit den Wohnungsbestand kleinhalten).

    c) Wurde Ai Wieweis Emigration nach Berlin einst so gefeiert, als sei es die verdiente Dividende des “Deutschen Wesens” – so wird aktuell in allen Zeitungen und Kommentarspalten nachgetreten: Wie kann er nur behaupten, es würden hierzulande keine anderen Meinungen akzeptiert?! Die Ironie dieser Reaktionen ist so gut, dass ich fast hoffe, es handelt sich um eine weitere Kunstaktion Ai Weiweis.

    4.
    Ich komme zu dem Schluss: Die Mandarine moralisieren als Machtmittel.

    Ergo:
    Moralisierung ist Unterdrückung!

    • Lieber Herr Friedman,
      vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Ich kann mich Ihrer Schlußfolgerung, dass die Ausnutzung der Moralpolitik als Machtmittel eine der wesentlichsten Treiber der moralisierenden Politik in China und Deutschland war und ist, nur anschließen. In der Ming-Dynastie herrschte ein Machtkampf zwischen den Mandarinen einerseits und dem Kaiser andererseits. Ab der 17. Jahrhundert gewannen zunehmend die Mandarine die Oberhand. Die Kaiser wiederum konnten auf die Eunuchen zurückgreifen, die die kaiserliche Autorität repräsentierten. Offiziell griffen die Mandarine daher meist die sogenannte Eunuchen-Fraktionen an, deren Macht ausschließlich auf den Kaiserholf zurückgingen. Die Moralpolitik war ein Alleinstellungsmerkmal der Mandarine, bzw. der sogenannten „Reinen Ströumungen“ der Konfuzianischen Beamten (denn ein Teil der Mandarine verbündeten sich auch mit Eunuchen). Die Eunuchen und deren Unterstützer bei den Mandarinen hatten in der Öffentlichkeit einen schlechten Ruf (da die Reinen Strömungen den größten Einfluss auf die Meinungsbildung im Volk hatten), jedoch waren sie diejenigen, die einen pragmatischen Politikstil verfolgten. Die Lage in der Ming-Dynastie geriet erst dann außer Kontrolle, als Vertreter der moralisierenden „Reinen Strömungen“ beim letzten Einheitskaiser Chongzhen (also der, der sich erhängte), endgültig den Machtkampf gegen die Eunuchen und die Pragmatiker für sich entscheiden konnten. Moralpolitik war also ein Machtmittel der „Reinen Strömungen“ unter den Mandarinen, um sich von allen anderen, vor allem vom Kaiser und seiner „Lakaien“- den Eunuchen und deren Verbündeten- abzugrenzen und sich als moralisch höhrerwertigen darzustellen und durchzusetzen. Andererseits glaube ich, dass ein moralisierender Politikstil auch daher rührt, dass die meisten Vertreter dieser Politik den Bezug zur Lebenswirklichkeit verloren haben, da sie, wie Sie gesagt haben, der Oberschicht angehören. Dadurch, dass die Mandarine zugleich auch Großgrundbesitzer waren, war ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage absolut gesichert, selbst wenn sie dann ihr Regierungsamt nicht mehr innehaben sollten. Außerdem ist die Dekadenz ein wichtiger Treiber der Moralpolitik. Während sich die ersten Generationen der Ming die harten und rauen Zeiten der Mongolenherrschaft und die grausamen Kämpfe am Ende der Yuan-Dynastie erlebt haben und das Reich der Ming mit großem Opfer und enormen Anstrengungen aufgebaut haben, und deshalb zwangsläufig eine pragmatische und realpolitische Politik verfolgen mussten, haben die überheblich gewordenen späteren Generationen nie anders als den süssen Wohlstand (China war damals mit Abstand das reichste Land der Welt) und die Macht des Riesenreichs kennengelernt und haben entsprechend verlernt, pragmatisch, besonnen und hart für den Bestand dieser Zivilisation zu kämpfen. Selbst nachdem die Mandschu die chinesicshe Mauer durchbrochen und Peking besetzt hatten, waren viele Mandarine im Süden davon überzeugt, dass „Barbaren“ niemals das Reich der Mitte beherrschten könnten. Daher waren die geschlagenen Rebellen für sie eine größere Gefahr als die Mandschu. Deshalb ist das absehbare Abdriften Deutschlands in den wirtschaftlich-kulturellen Niedergang vielleicht der Anfang bzw. notwendige Voraussetzung einer neuen Generation, die durch den Abstieg wieder die harte Lebenswirklichkeit kennenlernt und entsprechend wieder zur Besinnung und Vernunft zurückkommt..

  2. Die beste Analyse der gegnwärtigen und vergangenen Politik, die ich seit langem gelsen habe. Tiefschürfend, weitschauend, allumfassend. Genial. Ich könnte niederknien. Alles, was ich seit langem andenke, aber nicht so klar formulieren konnte, in einem Artikel. Mein Respekt…!

  3. Die Vielzahl der zustimmenden Kommentare zeigt, wie sehr Sie mit Ihrem Artikel den Nerv der Zeit treffen. Danke Herr Zhu!

  4. Ein sehr feiner Artikel und schön, dass Sie mal wieder zugegen sind, Herr Zhu.
    Leider reicht mir die Zeit gerade nicht, diesen Artikel mit einem entsprechenden Kommentar zu würdigen.
    Nur soviel: China und Europa haben in ihrer Entwicklung offenbar mehr gemein, als ich dachte. Was wohl auch den Ausrutscher in den Kommunismus erklärt.

  5. Den Vergleich zwischen dem Niedergang der Ming-Dynastie und Deutschland fand ich originell. Ich weiß praktisch nichts über chinesische Geschichte, daher interessierte mich der Artikel.
    Nie hätte ich gedacht, dass sich der Artikel zu einer so treffenden und tiefgreifenden Analyse entwickelt. Der Artikel beschreibt nicht nur präzise, wo Deutschland heute steht, sondern auch welche Fehler uns in diese Situation gebracht haben.
    Ist die Analyse gut durchgeführt, liegt die Lösung auf der Hand.
    Bleibt nur zu hoffen, dass diese Analyse kein Geheimwissen bleibt, sondern Kreise zieht.

  6. Wir erleben den fatalen deutschen Hang zu Arroganz und Feigheit. Die Welt möge am Wesen deutscher Moral genesen. Wir präsentieren der Welt das Gute schlechthin. Wenn die Welt mit diesem Guten nicht verständig umzugehen weiß, liegt die Verantwortung für ein Scheitern nicht bei uns. Unsere „Mandarine“ haben die Quadratur des Kreises entdeckt.

  7. Man kann nur hoffen, dass der Untergang des jetzigen Deutschlands bald kommt und schnell geschieht. Die Vernünftigen werden Deutschland wieder aufbauen, so wie sie es schon einmal gemacht haben. Im Moment herrscht abgundtiefe Blödheit bei gleichzeitiger himmelweit schreiender Arroganz – insbesondere bei der Jugend, aber auch allen, die die 68er in die Schaltstellen von Politik, Medien, Kunst und Bildung gespült haben.

  8. Damals wie heute verbirgt sich hinter den
    Moralpredigern nur der totalitär denkende Machtmensch.
    Damals wie heute dient diese Scheinmoral
    nur dem eigenen Machtausbau und dessen
    Erhalt.
    Damals wie heute sind ihnen die Opfer und die fatalen Folgen ihrer „Moral“ vollkommen gleichgültig.
    Damals wie heute wird es auch der eigene
    Untergang sein.
    Nur eins wird, im Gegensatz zu China von damals, heute anders sein. – Deutschland wird aus moralischen Gründen von der Landkarte verschwinden!
    Für Ihren interessanten und lehrreichen Artikel gebe ich Ihnen, sehr geehrter Herr Zhu, zehn ?
    hoch!

  9. Lieber Herr Zhu,
    zuerst einmal: welcome back hier bei TE. Ihr letzter Text ist schon längere Zeit her und ich habe sie immer als eine absolute Bereicherung dieses Mediums hier empfunden und freue mich nun umso mehr, erneut von Ihnen zu lesen.

    Auch heute wieder eine Analyse par excellence – chinesische Geschichte intelligent verknüpft mit dem heutigen Deutschland. Danke dafür.

    Ich mache es den heutigen sog. „Qualitätsmedien“ zum Vorwurf, dass Sie genau diese Fragen nicht einmal thematisieren bzw. ebenso darstellen, dass EU-Europa (vielleicht mit Ausnahme Schwedens) tatsächlich zuerst seine nationalen Interessen verfolgt und im Falle einer Kompatibilität mit EU-Zielen diese dann mitträgt oder falls nicht, dann diese Ziele torpediert. Frankreich allgemein – und unter Macron im Besonderen – ist ein Musterbeispiel dafür.

    Was mich allerdings überrascht in Ihrem Text ist der Eindruck, dass Sie – die richtigen Weichenstellungen (Umkehr in wichtigen Politikbereichen) vorausgesetzt – immer noch davon ausgehen, dass dieses Land vor dem absoluten Niedergang „gerettet“ werden könnte. Woher bitte nehmen Sie diese Zuversicht ?

    Ich bin mir einerseits aus rein mathematisch-statistischen Gründen sicher, dass der Point-of-no-return bereits überschritten ist (vgl. Geburtenrate bzw. heutigen Anteilen Migranten/Deutschen in den wesentlichen Alterskohorten).
    Anderseits deutet absolut nichts darauf hin, dass diese Umkehr in irgendeinem geringfügigen Ansatz gewollt bzw. durchsetzbar ist in diesem Land. Das Gegenteil ist richtig: einzelne Städte erklären sich zu „sicheren Häfen“ und wollen gegen nationale Gesetze und Festlegungen (Obergrenze) noch mehr Armuts-Migranten aufnehmen.

    Dazu stehen wir vor Steuer- und Abgabenerhöhungen ungekannter Dimension (CO2, Grundsteuer und weiter steigende Energiepreise- gepaart mit Negativzinsen auf der Habenseite). Dies wird flexible Leistungsträger immer zahlreicher in die Auswanderung treiben – dies zumal auch die Situation in deutschen Innenstädten immer „bunter“ , d.h. muslimisch- afrikanischer wird.

    Dieses Land ist nur noch ein Schatten seiner selbst und sehr sicher dem Nieder- und Untergang geweiht. Die einzige offene Frage ist die, in welchem Tempo sich das vollzieht.

    Finis Germania

  10. Ausgezeichneter Artikel ! Vielen Dank !

    Wenn die Deutschland-Hasser in den linken Parteien (wo ich zumindest tlw. auch die CDU zählen muß, legendär ich die Szene, wo AM die Deutschlandfahne einsammelt) weiter den Ton in diesem Land angeben sollten, halte ich den Abstieg Deutschlands für unvermeidlich.

  11. „Verspielt Deutschland jedoch seine traditionellen Stärken, so wird dieses Land letztlich auch seine Anziehungskraft auf die Fachkräfte Ost- und Südeuropas und den Rest der Talente der Drittstaaten verlieren.“….Das ist schon der Fall und zwar nicht nur auf die „Fachkräfte“. Unsere Putzhilfe kommt bzw kam aus Serbien und geht jetzt zurück in ihr Heimatland. Sie hat uns mitgeteilt, dass sie in DIESEM Deutschland keine Zukunft mehr für sich sehen kann und hat explizit auf die völlig aus dem Ruder geratene Migrationspolitik verwiesen. Sie sagte uns, dass sie diesen Typus Männer, der in den letzten Jahren nach Deutschland eingewandert ist, kennen würde, nicht aber die Deutschen und diese wüssten noch gar nicht, was auf unser Land alles zukommen würde. Letztes Jahr ist unsere Kinderärztin und Ihr Mann (ebenfalls Arzt) in die Schweiz ausgewandert – aus genau den gleichen Gründen. Nun aber die Putzhilfe aus Serbien !

    • Ich lebte lange Zeit beruflich bedingt in verschiedenen Ländern des Balkans und kehrte vor Jahren dann zurück.
      Meine dortigen Ex-Kollegen und Freunde fragen mich bei Treffen der jüngsten zeit immer wieder nach Erklärungen für den Weg, den Deutschland in verschiedenen Themenfeldern offenkundig geht – hier besonders Migration und Energiewende.
      Ich antworte dann stets nicht so, wie sie es eigentlich von mir erwarten würden, d.h. dass wir Deutschen uns wie immer etwas dabei denken und alles gut sei. Nein, ich antworte ihnen mit Verständnis für deren Fragen, nur leider sehe ich mich außerstande die „Politik“ der Merkelregierung und ihrer linksgrünen Verbündeten zu verteidigen.
      Stattdessen wandere ich nun mit meiner Frau selbst aus und bin froh, dann so viele angenehme Zeitgenossen in der Nähe zu wissen. Freundschaft hat dort noch einen sehr hohen Stellenwert – nicht nur wenn die Sonne scheint, sondern genau dann, wenn es drauf ankommt.
      Finis Germania

  12. Die Frage müsste wohl leider eher so lauten:
    Wer kommt für die Eingewanderten auf, wenn die Vorraussetzungen für einen funktionierenden Sozialstaat endgültig und nachhaltig zerstört wurden?
    Oder auch:
    Wie werden sich die Migranten aus den archaischen Kulturen verhalten, wenn der Sozialstaat nicht mehr für deren Unterhalt aufkommen kann ?
    Und in diesem Zusammenhang:
    Woher wird die Regierung das Geld nehmen, um ihre Schutzsuchenden ruhig zu stellen?

  13. wirklich interessant. Man sieht aber auch, dass es immer irgendwie weitergeht, nur eben ein bisschen anders.
    Man kann nichts halten, wenn es nicht von selber bleibt.
    Ich würde eher Dingolfing mit Detroit vergleichen.

  14. Super Artikel, dieses moralisierende Geplapper von den Menschenrechten nimmt doch niemand irgendwo ernst. Das sind Spinnereien von realitätsfernen Politikern.

  15. Danke Herr Zhu für Ihre ausführliche Einordnung des deutschen Phänomens unserer Tage in einen historischen Vergleich mit China.
    Leider werden Ihre Empfehlungen nur noch Gehör bei der tabuisierten Opposition finden können. Die Gegenkräfte sind überwältigend. Die Profiteure der Politicalcorrectness haben sich in sämtlichen öffentlichkeitswirksamen Kapillaren der Gesellschaft eingenistet und dominieren von dort aus das Sag- und Hörbare.
    Bevor das Denken in Kausalzusammenhängen wieder eine Chance bekommt, müssten gleich mehrere Generationen von Politikern der Altparteien abdanken. Gleiches gilt für die Menschen in Kultur und Medien.
    All diese sind mit ihrem Denken und ihren Fähigkeiten zu sehr von der Bestätigung durch die vorherrschenden Imaginationen und Phrasen abhängig, als dass sich hier je etwas ohne existenziellen Druck verändern könnte.
    Es ist eine Kaste entstanden, in der man sich gegenseitig versteht und mag, sich dementsprechend fördert und schützt. Unsere Gesellschaft wird inzwischen von Beziehungskarrieren geprägt. Das bündelt Kräfte und potenziert die Dynamik eines gemeinsamen politischen Willens.
    Der bevorstehende Abgrund irritiert kein gutes Gewissen im sicheren Gefühl geschützter Verhältnisse. Grenzen zum Schutze der Allgemeinheit abreißen, dafür Grenzen für das Heil der Eliten errichten ist zudem ein Zeichen dafür, dass das gute Gewissen für das Himmelreich inzwischen durchaus auch bereit ist über Leichen zu gehen.
    Unter solchen Umständen gehen seriöse Tipps für richtiges Verhalten an der Realität vorbei.

    • Sehr gut analysiert, absolute Punktlandung, Christian!

    • Kompliment , für diese Analyse und Kommentar , einfach genial in Auflärung , Ausdruck und Wahrhaftigkeit . Bekommen meine Söhne morgen zusammen mit dem ebenfalls hervorragenden Beitrag von Herrn Zhu und dem Kommentar von Frau Köhler als Pflichtlektüre zum Frühstück serviert .

  16. Allein für das folgende danke ich dem Autor vielmals (und es müßte jedem normal denkenden Deutschen eigentlich ohne jegliche Erklärung klar sein):

    „Deutschland galt schon zu den reichsten Ländern der Welt mit den fortschrittlichsten Sozialsicherungssystemen, bevor überhaupt eine nennenswerte Zahl von außereuropäischen Migranten nach Deutschland eingewandert waren. “

    Yep. Wir haben unser durch unsere eigene Dummheit seit 1933 zerstörtes Land wiederaufgebaut. Mit harter, schweißtreibender Arbeit und viel, viel Geduld. Und zwar, entgegen der SPD-und-SED-Geschichtsschreibung, OHNE anatolische Döner-, Shisha-Bar- und Gebrauchtwagenhandel-Betreibende und mehrfach-identitäre Schwarzafrikaner. Die ggf. notwendige spirituelle Erbauung gab’s vom Herrgott, wahlweise auch der Gottes Mutter. Ein Halbmond stand mind. einmal im Monat am Himmel, und hatte ansonsten keinerlei Auswirkungen.

    (Man möge mir sämtliche obige Pauschalisierungen bitte nachsehen…klar spielen da die Hilfe der Alliierten eine Rolle, verlief der Weg in der SBZ anders etc.)

    Auch sonst ist jedes Argument ein Treffer. Man sollte Herrn Zhu in absolut jede Talkshow setzen, und zwar als Einzelgast und Moderator in Personalunion, damit er seine Beobachtungen und Schlußfolgerungen einem möglichst breitem Publikum vermitteln kann. Vielleicht tut sich dann ja w…

    *POPP*

    Ach, Krampf, jetzt bin ich aufgewacht.

  17. Lieber Herr Zhu, vielen Dank für Ihre Darstellung der chinesischen Geschichte und Ihre sehr zutreffende Analyse der politischen Fehlentscheidungen der gegenwärtigen von Frau Merkel durchgesetzten Politik. Von einer deutschen Politik im Sinne von an den Interessen der deutschen Bevölkerung orientierten Politik möchte ich angesichts von Frau Merkel Aktivitäten nicht sprechen. Sie betonen völlig zu Recht das bereits absehbare Scheitern der von Deutschland ausgehenden Migrationspolitik. Wie sollen sich Migranten in ein Land integrieren, dessen pol. „Eliten“ die nationale Auflösung propagieren und Deutschland in einer EU aufgehen lassen wollen? Um dies Ziel zu erreichen werden Spitzeldienste wieder reaktiviert, es wird versucht, das demokratische Recht der freien, offenen, öffentlichen Rede einzuschränken, sowie das für alle Bürger eines Staates geltende gleiche Recht Frage gestellt. Wer die demokratischen Grundpfeiler dieses Landes bewußt einreißt, hat meiner Meinung nach, nichts aus der Geschichte gelernt!

  18. Grossartiger Artikel. Das Dumme ist nur, dass eine Leuchte wie A. Merkel diesen Beitrag lesen und dann so schlaue Sachen sagen wird wie „Die Mauer hat China auch nicht geholfen“. Unser Schicksal ist, dass unsere Mandarine moralverseucht und schreiend blöde sind.

  19. Danke und Respekt für diesen beeindruckenden Artikel, der das deutsche Desaster mit der gebotenen journalistischen Nüchternheit sehr schön darlegt.

    Leider resultiert daraus auch die Erkenntnis, dass sich an dem eingeschlagenen Kurs in Deutschland auf politischem Wege nichts mehr ändern wird – vielmehr sich nichts mehr ändern kann. Nichts scheint so unüberwindbar zu sein wie die Überheblichkeit einer sich moralisch überlegen fühlenden Kaste, die sich in Deutschland ja noch nicht einmal aus einer hochangesehenen Bildungselite rekrutiert.

  20. Werter Herr Zhu, was für eine spannende Geschichtsstunde aus dem Reich der Mitte sie uns wieder gegönnt haben.
    Doch die Politik der deutschen Regierung bewerten Sie zu milde. Die Errungenschaften wie Rechtsstaat und Gewaltenteilung werden gerade von Innen heraus durch geheuchelte „Werte“ zersetzt, während man mit den schlimmsten Unrechtsstaaten Mauschelt ( zB Iran, Erdogan Tuerkei).
    Rituale und Symbolismus ersetzen Verantwortungsethik, die eigene Bevölkerung wird manipuliert und schon selbstverständlich ruhiggestellt und belogen. Was soll aus korrumpierten Werten und Strukturen und gut bemaentelten Hinterzimmerdeals entstehen?

  21. Wieder ein Text von Herrn Zhu. Endlich. Und natürlich hat er Recht mit seinem – logischen – Schluss, dass es eine hirnrissige Idee ist, die Integration in eine Gesellschaft zu fordern, die sich selbst verleugnet. Warum sollte man sich in etwas integrieren, das sich seiner selbst schämt?
    Ein berühmter Marx-Brothers-Spruch lautet: „Ich würde niemals einem Club beitreten, der Leute wie mich aufnimmt“.
    Was die deutsche Elite von Immigranten erwartet, ist, dass sie einem Club beitreten, der sich selbst bei jeder Gelegenheit schlecht macht. Was das über den Verstand dieser Elite aussagt, ist offensichtlich. –
    Aber gehen wir etwas näher auf das Kernproblem – Moral in der Politik – ein. Herr Zhu beginnt seinen Text mit einer Erwähnung von Admiral Zheng He und seinen Fahrten. Das ist eine eher seltene Episode des maritimen Imperialismus in China geblieben. Der Grund dafür, dass der Admiral auf den Weg geschickt wurde, war nicht ökonomisches Interesse oder die tatsächliche Vergrösserung des chinesischen Einflusses; die Ergebnisse der Reisen waren in dieser Hinsicht vernachlässigbar (im Wiki-Artikel über Zheng He wird das falsch dargestellt).
    Vielmehr wollte Kaiser Yongle seine eigene angezweifelte Legitimität (aufgrund eines Bürgerkrieges an die Macht gekommen) mit aussenpolitischen Prestige-Erfolgen „aufpeppen“. Es ging um Unterwerfungsgesten fremder Herrscher gegenüber dem Kaiser. Deshalb wurden die immensen Summen ausgegeben, die Zheng Hes Fahrten ermöglichten.
    Damit ist angesprochen, was eine Grundkonstante von Politik ausmacht: Die wirklichen Motive einer politischen Handlung unterscheiden sich oft erheblich von den vorgeblichen.
    Angebliche Moral eignet sich wie kein zweites Prinzip, um die eigentlichen Absichten und Interessen eines Akteurs zu verbergen (Bernard Mandevilles 1705 erschienene „Bienenfabel“ hat zudem früh auf die generelle Problematik von Moral in der Politik hingewiesen.)
    Einige von uns wollen nicht einsehen, dass der Mensch zwar zur Moral fähig ist, dass wir als Gesamtheit aber weit davon entfernt sind, wie Gandhi oder Mutter Theresa zu sein.
    Wenn Menschen sich auf ein moralisches Podest stellen, dann haben sie in den meisten Fällen etwas Schmutziges darunter zu verstecken.
    Pol Pot und seine Mordgesellen wollten die absolut moralische, kommunistisch-gleiche Gesellschaft herstellen – und wer sich dort nicht einfügen liess, dem schlug man eben den Schädel ein (wer sich über die Verführbarkeit von Intellektuellen ein Bild machen will, der lese „Kambodscha – ein schrecklicher Irrtum“, in: ‚NZZ‘, 7.6.18, oder schlage unter „Noam Chomsky“ nach). Die Anhänger der Massenmörder Stalin und Mao im Westen waren Legion – das ging von George Bernard Shaw bis Sartre.
    – Es ist dabei nicht immer klar zu unterscheiden, ob das moralische Mäntelchen BEWUSST zur Camouflage vorgeschoben wird, oder ob die entsprechenden Akteure tatsächlich selbst daran glauben. Dass man an die eigenen Lügen glauben will, ist ein häufig vorkommender psychologischer Mechanismus; so reduziert man kognitive Dissonanz.
    Zudem entwickeln sich Bewegungen und Motive. Vor allem, wenn eine mit moralischem Impetus angetretene Gruppe Erfolg hat, verändert sich oft ihre Grundhaltung – auch, weil vermehrt Opportunisten und Radikale auf den ‚Bandwagon‘ aufspringen.
    Das Christentum im römischen Reich, anfangs grausam verfolgt, war sich nicht zu schade, seinerseits die Anhänger des alten Götterglaubens zu verfolgen, als es Staatsreligion geworden war (Beispiel: die Aktionen der militanten christlichen Laienbruderschaft der Parabolani, die praktisch ein Schlägertrupp ähnlich der Antifa waren, und die – vermutlich – die „heidnische“ Philosophin Hypatia von Alexandria ermordeten und auch bei der sog. „Räubersynode von Ephesus“ 449 eine unrühmliche Rolle spielten).
    Im mittelalterlichen Florenz liess Savonarola Gruppen von Jugendlichen („fanciulli“) durch die Stadt ziehen, die den Passanten alles wegnahmen, was irgendwie religiös unpassend erschien – und dabei scheuten sie auch vor Gewalt nicht zurück (in gewissem Sinn waren sie durchaus vergleichbar mit der iranischen Religionspolizei).
    Von der Inquisition und Robespierres blutrünstigem „Moral-Terror“ (siehe seine Rede vom 5.2.1794 vor der Nationalversammlung) müssen wir nicht sprechen.
    – Moral in der Politik ist wieder verstärkt in Mode gekommen durch den politologisch-philosophischen Ansatz des ‚Konstruktivismus‘ – an erster Stelle konzipiert durch Prof. Alexander Wendt (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Journalisten). Dieser Ansatz ist – vernünftig angewandt – durchaus fruchtbar.
    Allerdings haben Politiker – vor allem in Deutschland – diesen zu einer Art naivem „Vulgär-Konstruktivismus“ umkonstruiert, der nicht nur kulturelle, erzieherische und moralische Aspekte der Motivationen politischer Akteure betont (was durchaus Sinn machen kann), sondern dies AUF KOSTEN REALER TATSACHEN tut.
    Daraus entstand die Politik des „So-tun-als-ob“, die im Grunde hinter der Einführung des Euro steht („wir tun so, als ob die Bedingungen für den Euro in Italien, Griechenland, etc. gegeben wären, und hoffen, dass dies dann mit der Zeit wirklich so kommt“), aber auch die Migrationspolitik bestimmt („wir tun so, als ob alle Migranten uns ökonomisch bereichern und als ob sie kaum kriminell wären und sich leicht integrieren liessen…“).
    Das Hauptproblem der konstruktivistischen Spielart von Politik (oder nennen wir sie supranational, pazifistisch, gutmeinend) ist, dass ein Akteur, der sie praktiziert, gegenüber einem aussenpolitischen Realisten, der Moral zwar vielleicht vorschiebt, aber egoistische oder gar feindselige Ziele verfolgt, HOFFNUNGSLOS INS HINTERTREFFEN gerät.
    Die „Moral“ aus dieser Geschicht‘ ist: Entweder man handelt in der internationalen Politik heuchlerisch – oder gegen die eigenen Interessen.
    – Die Frage, was die Motivation unserer Elite ist, sich dauernd eine moralische (oder pseudo-moralische) Fahne voranflattern zu lassen, ist nicht eindeutig zu beantworten.
    Eine kleine Untergruppe wird sicher fest an das glauben, was sie sagt. Ein anderer Teil wird ganz bewusst moralische Werte einfach nur vorspielen, weil sie sich hervorragend als HERRSCHAFTSINSTRUMENT eignen – und einem dritten Teil wird nicht bewusst sein, dass sie handeln wie die zweite Gruppe.
    Da Menschen aber nun einmal erfahrungsgemäss sind, wie sie sind, werden wir gut daran tun, wenn wir annehmen, dass die erste – idealistische – Gruppe nur eine kleine Minderheit ist.
    Und dass es den meisten elitären Gutmenschen schlicht und einfach darum geht, uns mit vorgeschobener Moral zu beherrschen.
    Und dagegen sollten wir uns wehren.

  22. Danke für diesen interessanten Text. Bin begeistert!

  23. „Die Geschichte lehrt uns außerdem, dass ein wirklich moralisches Handeln an seinen Folgen gemessen wird, nicht aber an seinem Selbstzweck.“ Diesen Sachverhalt hat Max Weber mit seiner epochalen Unterscheidung von Gewissens- und Verantwortungsethik auch auszudrücken versucht: Während Gesinnungsethiker aller Zeiten vor allem das gute Gefühl suchen, „auf der richtigen Seite zu stehen“, handeln Verantwortungsethiker stets gemäß der erwart- oder vermeidbaren Folgen einer Handlungsweise.

  24. Ein schöner Beitrag Herr Zhu, danke dafür.

    Sie Herr Zhu sind ein Beispiel für gelungene Integration, die wahr wahrscheinllich nichteinmal nötig, auch wenn’s schwer fällt, wenn man niemanden kennt in der Fremde, keine Verwandten oder Bekannten.
    Trotzdem, Sie mussten mit dreizehn Jahren wahrscheinlich nicht mal viel Gewohnheit ablegen um doch dazuzugehören, insbesondere wohl auch weil zwischen Ihnen und diesem Land keine Steinzeitreligion/-„Kultur“/Ideologie stand und steht.

    Sie sind herzlich Willkommen, Immer wieder, auch wenn Sie schon hier sind, ich hoffe Sie sind vollkommen angekommen, bleiben, dieses Land braucht noch klar denkende Menschen Menschen wie Sie, mehr denn je.

    Insgesamt, dieses Land benötigt wieder dringend mehr Intelligenz, Rationalismus; es ist mit seinen selbsternannten Eliten ihrer Selbstgefälligkeit aud allen politischen Ebenen vollkommen abgehoben und aus den Fugen geraten.

    • Vielen Dank für Ihre warmen Worte! Ja, als ich mit dreizehn nach Deutschland zu meinem Vater gezogen bin, konnte ich kein Wort Deutsch und so gut wie kein Englisch. Außer meinem Vater, der damals für seine Promotion nach Deutschland gegangen ist, kannte ich in Deutschland niemanden. Meine Mutter ist früh für ihre Promotion nach Australien gegangen. Am Anfang war es für mich deshalb sehr schwer, in Deutschland anzukommen. Nach einem halben Jahr in einem Vorbereitungskurs bin ich jedoch aufgrund meiner Leistungen in der Mathematik und aufgrund meiner Fortschritte beim Spracherwerb auf ein Gymnasium gewechselt. Dabei bin ich vorher in China in einer eher schlechten ländlichen Schule zur Schule gegangen, da meine Großeltern dort gewohnt haben. Deshalb war es schon damals so, also vor 17 Jahren, dass man in Deutschland durch eigene Anstrengungen was schaffen konnte und dass man von der Gesellschaft angenommen werden konnte, solange man die gegebenen Bildungsmöglichkeiten nutzt. Das ständige Beklagen vieler „Migranten-Verbände“ wegen angeblicher Benachteiligung der Migranten durch die deutsche Gesellschaft kann ich deshalb weder bestätigen noch nachvollziehen. Vermutlich hätte das Thema Integration gar keine gesellschaftliche Relevanz, würden die meisten Migranten nur in stiller Dankbarkeit die vorhandenen Fördermöglichkeiten in Deutschland nutzen wollen, über ein normales Selbstbewusstsein zu ihren kulturellen Wurzeln verfügen, sich aber gleichzeitig stets darum bemühen würden, sich für dieses Deutschland – und zwar für das deutsche Volk als Ganzes- ohne Wenn und Aber einzutreten.

  25. Gut Sie wieder zu lesen Herr Zhu! Es stimmt vollkommen, was sie schreiben. Die Islamisierung und versuchte Neuschaffung einer „braunen Rasse“ („in Europa Kaukasier mit Afrikanern verpaaren um Degenerierung via Inzest zu vermeiden“, Schäuble Interview, Juni 2016, „Die Zeit“) wäre der Untergang und die Destabilisierung des Landes und damit Europas. Die Rückbesinnung auf die ursprüngliche Tradition (Naturwissenschaft und Technik) geht nur wenn Merkel und ihre grünen Fanatiker aus der Politik verschwinden. Die Klima-Fruchtzwerge zeigen den Grad der geistigen Verrottung. Ich hoffe, dass es nicht einer schweren Rezession oder gar inländischem Krieg bedarf (islamische Immigranten : Einheimische), um das Ruder herumzureissen.

  26. Dass es in Europa vor 1989 Frieden gab: Gegenseitige atomare Abschreckung.
    Dass es in Europa seit 1989 Frieden gab: Weil es in Europa nur Krieg geben kann und darf, wenn die USA das erlauben. Siehe Kosovo-Krieg. Die Amerikaner wollten den Bürgerkrieg im Kosovo nicht. Dann war er halt schnell vorbei.
    Würde z.B. Ungarn Rumänien wegen Siebenbürgen angreifen, würde das die USA nicht erlauben.

  27. China hatte den Vorteil, dass es demographisch niemals in Gefahr geriet, unter zu gehen. Die Barbaren aus dem Norden (ob Mongolen oder Mandschu oder andere) waren immer viel viel weniger.
    Auch die Germanen, die das weströmische Reich eroberten, waren viel viel weniger als die einheimische Bevölkerung. Entsprechend haben sich auch die romanischen Sprachen bewahrt.
    Heute ist die demographische Entwicklung so, dass die Einwanderer absehbar die einheimische Bevölkerung überflügeln werden. Die IB nennt es den „Großen Austausch“. Man könnte es vergleichen mit den europäischen Kolonien, wo die europäischen Einwanderer die Mehrheit stellten und die Ureinwohner verdrängten.

  28. In der westlichen Welt war die Linke ursprünglich eine Arbeiterbewegung. Sie wollten mit Hilfe der einheimischen Arbeitschaft das System stürzen. An Stelle der Nationen stellten sie die Klassen. D.h. die Arbeiterschaft sollte international (was bedeutete, innerhalb der westlichen Welt) die damalige Herrschaft (des Kapitals) stürzen, und einen internationalen Sozialismus bzw. Kommunismus ausrufen (wieder innerhalb der westlichen Welt).
    Damals waren die wirtschaftlichen, politischen, demographischen, militärischen Kräfteverhältnisse komplett anders als heute. Damals war der Westen (ganz Europa + die europäisch besiedelte Kolonien) im Grunde der einzige internationale Player (eventuell noch Japan).
    Heute ist die USA noch der einzige westliche internationale Player von Bedeutung. Die Bedeutung aller anderen ist schon sehr gesunken und wird noch weiter sinken.
    Mit dem Westen schwindet auch die Macht der westlichen Linken. Ein Versuch internationale Bedeutung zu erlangen, ist das Eintreten für die außereuropäischen Völker. Man könnte es vergleichen mit der Zeit, als die Römer das östliche Mittelmeer eroberten (ab 200 v. Chr.). Kleinstaaten wie Pergamon oder Rhodos wurden damals als Helfer der Römer groß. Letzten Endes gingen sie aber auch im Römischen Reich auf. Die Linken hängen sich an die potenten außereuropäischen Völker, um noch mal eine Blüte zu haben. Letzten Endes werden sie aber mit den gesamten Europäern untergehen.

  29. In Baden-Würtemberg haben nach Fukushima die Grünen die Wahl gewonnen. Daraufhin hat Merkel den Atomausstieg verkündet.
    Greta und andere Aktivisten haben es geschafft, dass Friday-for-Future-Kids auf die Straße gehen. Die Medien- und Show-Branche macht mit. Seitdem ist nur das Klima Chefsache von Merkel.
    2015 wollte Merkel unschöne Bilder vermeiden. Statt dessen gab es „schöne Bilder“ an den Bahnhöfen. Viele deutsche Promis haben gesagt, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben dieses Land mochten. Die Medien und Co machen bis heute bei der Willkommenskultur mit.
    Ein gewisser Teil der Deutschen will diese gefühlige Gutmenschenpolitik. Die Medien verbreiten es zu den eher Unpolitischen, so dass die es auch gut finden.
    Wäre dieses Land ein Mensch, würde ich sagen, dieser Mensch ist psychologisch hochgradig gestört. Ein Teil davon ist sicherlich Selbsthass und die Flucht davor in „etwas Gutes“.

  30. Herr Marcel Zhu : Ein grosses Dankeschön für Ihren Beitrag zur Geschichte! Was für ein Wissen, was für ein gedanklich interessanter Bogen. Hervorragend und lesenswert!

    • Vielen Dank für Ihre Worte! Ich freue mich auch, durch meine Artikel einen Beitrag leisten zu können, um mehr Menschen- wenigstens im liberal-konservativen Lesermilieu, andere politische Handlungsoptionen oder Denkansätze zum Wohle Deutschlands aufzeigen zu können. Dafür auch meinen Dank an TE, mir und anderen Autoren diese Plattform geben zu können.

  31. Danke, Herr Zhu, für diesen Artikel! Ich stimme völlig zu.

    Wir können uns glücklich schätzen, einen solchen Einwanderer unter uns zu haben. Deutschland kann auch ein wenig stolz sein, dass es gelungen ist, einen solchen Menschen und Autor in Deutschland zu halten, jedenfalls bisher. Wir brauchen Einwanderer, die bereit sind, Deutschland zu akzeptieren, und in der Lage, es in der Tiefe zu verstehen, um auf dieser Grundlage das Land weiter zu entwickeln. (Es wäre übrigens auch sehr hilfreich, wenn die herrschende politische und publizierende Klasse diese Einstellung und Fähigkeit hätte.)

    • Vielen Dank, Herr Seiler! Ich bin auch stolz darauf, nun seit mehr als 10 Jahren zum deutschen Staatsvolk zu gehören. Auch wenn ich familiäre Verbindungen in andere Länder habe und aufgrund meines beruflichen Hintergrundes auch auswandern könnte, so habe ich mir vorgenommen, in diesem Land zu bleiben, auch wenn sich die derzeitige Entwicklung nur so hoffnungslos erscheint. Dieses Land mit all seinen reichlichen Traditionen ist es wert, dafür zu kämpfen.

  32. Marcel Zhu schreibt nicht oft für TE, aber wenn er es tut, sind seine Beiträge sachliche und politische Highlights, so wie dieser.

  33. Vielen Dank für diesen langen, hochinformativen Artikel. Die Bezüge zur chinesischen Geschichte könnten für Deutsche sehr lehrreich sein. Könnten, weil so viele Deutsche heute verblendet oder skrupellos angepasst an den Obrigkeits-Zeitgeist sind.

    Insgesamt ließe sich gerade heute für Deutsche sehr viel aus historischer Weisheit lernen, sei es von Machiavelli, Thukydides, Sun Zi oder Nietzsche. Doch müsste man dazu den eigenen Geist klären und fleißig studieren. Heute sind das vor allem asiatische Tugenden. Sie waren auch einmal deutsche. Ist es schon „rechts“ sich zu wünschen, dass sie auch in Deutschland wieder erstarken?

  34. Leiber Herr Zhu, ein interessanter und lesenswerter Betrag. Aber: Ein Umdenken müßte sofort passieren, dafür ist schon zu vieles hier den Bach heruntergegangen, aber dazu wird es nicht kommen.
    Eine viel wichtigere Betrachtung wäre doch aus ökonomischer Sicht wichtig. Wann kann diese Experiment aus monetären Gründen nicht mehr getragen werden. Wann ist der Break-even-Point erreicht, dass wir die unkontrollierte falsche Zuwanderung und die Politik des Scheckbuches für den Rest der Welt nicht mehr tragen können. Deutsche Fachkräfte wandern jährlich in nicht unerheblicher Zahl aus, Millionäre auch (in Frankreich z.B. waren es in den letzten Jahren über 5.000), Firmen bauen Stellen in nicht unerheblichem Maße ab (und wir sind noch nicht in der Rezession – dann steigen auch die Arbeitslosenzahlen) und verlegen ihre Produktion von D. ins Ausland, Menschen gehen in Rente, die Zuwanderung beschert uns immer noch zwei mittelgroße Städte pro Jahr. Da ist es nur eine Frage der Zeit, wann der Break-even der NETTOSTEUERZAHLER erreicht ist, das alles nicht mehr tragfähig ist. Ich schätze in 10-15 Jahren. Und diesen Punkt kann dann nicht mehr durch noch höhere Steuern abgefangen werden. Dann streikt selbst der Schlafmichel. Der Brot und Spiele Effekt kann nicht unendlich ausgereizt werden. Dann wird es hier im Land aber verdammt ungemütlich werden ……….

    • @egal 1966. Da gebe ich Ihnen recht. Es sind sehr viele weiche Faktoren die ineinander greifen wie bei einem mechanischen Uhrwerk. Aber die Antriebsfeder wird brechen. Sicher haben sich Ökonomen (in Modellen) damit beschäftigt, das Ergebnis könnte aber die Bevölkerung verunsichern. Ich wollte damit auch nur aufzeigen, das die tragenden Finanzsäulen (Wirtschaft und Nettosteuerzahler) zur Finanzierung des Staates „immer weniger“ werden. Und das Thema Rente habe ich dabei noch nicht einmal angeschnitten.
      Schönen Abend

  35. Pflichtlektüre für jeden Bundestags- und sonstigen Abgeordneten, ja eigentlich für jeden Politikbeschäftigten im weiteren Sinn.

  36. Sehr geehrter Herr Zhu,
    Sehr interessanter Aufsatz. Befürchte aber, dass unser Land den Weg der Ming- Dynastie gehen wird.

  37. Herr Zhu,
    warum stehen Sie nicht vor dem Reichstag und halten so eine Rede, dass die „Elite“ Ihnen zuhören muss und mit offenen Mündern eigentlich Banales, eben chinesische Geschichte, die sich so oder so ähnlich überall wiederholt, für Deutschland umsetzt? (Wunschdenken, ich weiß!). – Gleich nach der Wende war ich mit meinem Studienkollegen als Backpacker im „Reich der Mitte“, vielerorts waren wir die ersten Langnasen, die die Leute überhaupt zu Gesicht bekamen. In einer mittleren Kleinstadt (100.000 ?) im Norden „zwangen“ uns Hunderte von Studenten – zufälligerweise unter einer der vielen Mao-Büsten – zu erzählen, wie der Westen und Deutschland ist. So wollten sie werden, da wollten sie lernen. Ich hab seitdem nicht mehr erlebt, dass Menschen so an meinen Lippen hingen. Lang ist’s her, und heute hat sich alles gedreht… Danke für die Geschichtsstunde über ferne Lande.

  38. Hochinteressante historische Bezüge!! Vielen Dank für diesen tollen Artikel, Herr Zhu!

    Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass sich die Lebensdauer der Ming-Dynastie im Bereich der ca. 250jährigen Lebensdauer von Imperien bewegt, über die John Glubb in seinem sehr lesenswerten Essay „The Fate of Empires and Search for Survival“ geschrieben hat. Über dieses Essay wurde in der hiesigen Kommentarsektion schon das eine oder andere Mal diskutiert, und man kann in ihm sehr gut einige der Mechanismen wiederfinden, die wohl auch zum Niedergang der Ming-Dynastie geführt haben.

    Für Deutschland bzw. Europa bedeutet das leider nichts Gutes, und ich sehe, obgleich Gegenbewegungen durchaus vorhanden sind, noch keinerlei Anzeichen für das im Artikel angeführte „Mittlere Aufblühen“.

    „Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.“ – George Santayana

  39. Ein schöner Artikel und Einsichten, die jedoch – und das räumt der Autor ja auch ein – den Interessen der politischen und medialen Eliten zuwiderlaufen. Ein deutscher Nationalstaat mit einem gesunden Verhältnis zur Vergangenheit, der stolz sein darf auf Errungenschaften und erbrachte Leistungen, der seine Kultur und Traditionen pflegt, ist genau das, was vom Establishment nicht gewünscht wird. Die Globalisten dieser Welt sind mit vereinten Kräften dabei, dieses Land zu einer für alle Welt verfügbaren Masse zu verwandeln. Integration ist deshalb auch gar nicht erwünscht. Weder von den Regierenden noch von den mehrheitlich muslimischen Migranten. Diese verfolgen jedoch ihre eigenen Ziele. Ihnen geht es am Ende um Kolonisierung bzw. Eroberung.

  40. Vielen Dank, Herr Zhu. Der Artikel ist recht lang und aufgrund seines analytischen Tiefgangs alles andere als seichte Unterhaltung, aber er ist das Beste, was ich seit Jahren gelesen habe. Er ist für mich Anlaß, wieder an Tichyseinblick zu spenden. Denn andere Medien, die derartige hochwertige Analysen veröffentlichen, gibt es in der oberflächlich-moralisierenden Presselandschaft in Deutschland gegenwärtig nicht.

  41. Was mich interessieren würde, ist wie sehr dieses historische Wissen über Aufstieg und Fall einer Dynastie oder Nation noch heute in der Chinesischen Gesellschaft verankert ist?
    Denn es fasziniert mich, wie sehr ein von so vielen historischen Brüchen gezeichnetes Land wie Deutschland heute zum historischen Analphabeten wird, in dem die (westdeutsche) Gesellschaft glaubt, diese fragile Melange aus Mercedes, Fußball und Bausparvertrag sei „das Ende der Geschichte“.

    Was die Schlussfolgerung des Herrn Zhu angeht bin ich wenig optimistisch.
    Woher soll der Sinneswandel der Deutschen denn kommen, ihre Interessen über die des moralischen Dogmas zu stellen? Dazu ist die Verbundenheit mit der Nation, mit dem preußischen Kunstprodukt Deutschland, auch nicht ausgeprägt genug.

    • In China wird die chinesische Geschichte sehr früh – schon in den Grundschulen- intensiv gelehrt. Auch sonst sind Themen aus der Geschichte- inklusive der ewigen Wechsel der vielen Dynastien- ein ständiges Thema der Literaturen, Presse und des Fernsehens. Die chinesische Geschichte ist auch reichlich an Erzählungen, an Aufstieg und Fall der Dynastien und Großreiche, an Abgründen, aber auch an Unbeugsamen und Guten. Leider wird die Geschichtsschreibung in China auch oft aus politischen Gründen verfälscht, um die herrschende Klasse zu legitimieren. Die Geschichten, die ich auf TE über China erzählt habe, gehören eher nicht zum Mainstream der offiziellen chinesischen Geschichtsschreibung. Allerdings gibt es auch in China seit einigen Jahren immer mehr Menschen, die trotz der offiziellen Versionen der Geschichte nach den wahren Gegebenheiten aus der vergessenen Geschichte suchen und diese weiter erzählen..

  42. Dafür bräuchten wir zuallererst eine Regierung aus lauter echten Fachleuten, statt aus Politikern.

    Das ist in unserem System aber nicht vorgesehen.

    • „Fachleute“ sind auch nicht unproblematisch.

      Aber wie wäre es mit intelligenten Politikern, die (a) intelligent sind, (b) im Leben auch schon etwas anderes gemacht haben, als Politik, (c) wegen (b) Fachwissen haben, (d) Charakter haben und ihren Amtseid ernst nehmen. Und die deshalb in der Lage sind, ein Land auch wirklich zu führen und nicht nur wissen, wie man Macht erwirbt und sie als Selbstzweck behält.

  43. Ein sehr interessanter und informativer Artikel. Für Deutschland sehe ich langfristig den Zerfall in Machtzentren wie Sachsen und Bayern als möglich an, die sich gegenüber Bremen, Berlin und NRW abgrenzen werden. Es köntne sein, dass die im europäischen Rahmen geschieht.

    Aussenpolitisch hat die Merkelsche CDU Deutschland zum Wurm gemacht. Die Sicherheit wird durch die NATO bzw. die USA gewährleistet, da ist das Kneifen bei der sich abzeichnenden Mission am Persischen Golf sicherlich Wasser auf den Mühlen Trumps.

    Die einzige reale Option ist eine Zäsur in der CDU durch einen Putsch um Merz gegen Merkel & Co und eine anschliessende Koalition mit der FDP nach ein Wahlsieg. Die Chancen sind extrem gering. Ansonsten ist die CDU erledigt, da im Osten die AfD übernimmt und damit die CDU nicht mehr Kanzlerpartei- sondern Juniorpartner der Grünen ist.

    Erst mal sehen, wie stark nun die Konjunktur und Steuern wegbrechen und ob im Osten die AfD gewinnt.

  44. Dieses Land und seine Bürger haben den Abstieg verdient, denn wer immer noch Parteien wählt, die den Stillstand, die Deindustrialisierung, eine Billionen teure sinnlose „Energiewende“, und vor allem das Moralisieren und Ausgrenzen Andersdenkender verantworten, gräbt sich selbst sein Grab.
    Es ist zu spät, Deutschland wird zum Dritteweltland werden, unabänderlich.

  45. Tolle Ausführung! Und warum begreift diese GroKo mit Frau Merkel besonders Teil 4 nicht ?

  46. Ich sehe schon viele Mandarinen 😀 in der Deutschen Regierung und in der EU.
    Ein weiser Mann sagte mal zu mir, die Geschichte wiederholt sich immer wieder nur die Darsteller sind andere.

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